SIEBZEHN
Deville schickte mich ohne ein »Bonjour« in die letzte Reihe. Er machte sich keine Mühe zu verbergen, wie beleidigt er war, weil ich schon wieder gefehlt hatte. Wenn er wüsste, wie schön ich es fände, würde die Welt zurzeit nur aus Cremes und Törtchen bestehen!
Ganache oder Canache, begann er, als die Klasse komplett war, so bezeichne man die Mischung aus Sahne und Schokolade, deren Konsistenz vom Verhältnis der beiden Zutaten abhänge. Canache lasse sich mit Alkohol parfümieren, dafür reduziere man den Sahneanteil und ersetze ihn durch Butter, da Alkohol im Gegensatz zu Sahne kein Fett enthalte.
Das war nun wirklich Basiswissen und stellte keinerlei Herausforderung dar. So schmolz ich routiniert Schokolade im Wasserbad, entschied mich für Cognac als Parfüm, verrührte die Masse vorsichtig, fügte Alkohol und Butter hinzu, ließ sie bis zu einem gewissen Punkt abkühlen und löffelte die Masse in einen Spritzbeutel. Ich begann, die Macarons zu füllen, die an einem der Tage, an denen ich gefehlt hatte, entstanden waren. Immer noch glichen sie sich nicht wie ein Ei dem anderen, sahen aber deutlich besser aus als die Produktion des ersten Tages.
Leider funktionierte die Magie des Kochens heute nicht bei mir. Kein Abtauchen ins Reich der Gerüche und Zutaten, kein Versinken ins Rühren und Schmelzen, keine Freude an Fingerfertigkeit oder Tempo. Deville machte seine üblichen Inspektionsrunden, besah sich meine Macarons genau, nörgelte ausführlich an drei überfüllten herum, lobte dafür demonstrativ einen der Jungspunde über den grünen Klee, dessen Füllungen nicht besser gelungen waren als meine. So gut er sein Handwerk verstand, als Lehrer war der Mann eine Niete.
Als Deville begann, über die Herstellung von Fruchtfüllungen zu dozieren, bekam ich eine SMS. Unter dem Tisch rief ich die Nachricht ab. Sie kam von Sandrine. »Ich muss Ihnen dringend etwas zeigen«, schrieb sie.
Devilles Föhnfrisur vibrierte, als ich sagte, dass ich gehen müsse. Was das für eine Arbeitshaltung sei, fragte er mit sehr spitzem Mund. Der Zuckerbäckerkönig war verschnupft.
»Es gibt Wichtigeres«, antwortete ich und räumte meinen Arbeitsplatz auf.
So werde ich nie eine gute Patissière. Wenn ich jetzt gehe, solle ich da bleiben, wo der Pfeffer wächst, dann brauche ich nie, nie mehr wiederzukommen, schrie er ganz unköniglich herum.
Bevor er völlig seine Contenance verlor, schlüpfte ich durch die Tür und lief nach unten, aber ich hörte ihn noch schimpfen, als ich schon draußen auf der Rue de Francs Bourgeois stand. Adieu Macarons! Adieu Engelshaar! Wie gerne hätte ich euch mehr Zeit gewidmet. Wirklich …
Auf der Straße stieg mir als herrlicher Kontrast zu Devilles klebrigen, zuckrigen Schokocremes der deftige Geruch von Choucroute und Schlachtplatte in die Nase. Auf der Place Kleber wurde dieser durch den Duft von Bratäpfeln und Zuckerwatte abgelöst, die an einem Stand am Rand des Platzes verkauft wurden. Ein älterer Herr mit Baskenmütze drückte mir ein Informationsblatt über den neuen Conseil d’Alsace in die Hand.
»Der elsässische Landrat« verleihe erstmals dem gesamten Elsass sowie seiner teils deutschsprachigen Bevölkerung eine wirkungsvolle politische Vertretung und schaffe damit die Voraussetzungen zur Stärkung der »elsässischen Identität«. Weitere Schritte sollten folgen, etwa die Aufwertung der deutschen Sprache, konnte ich lesen. Das Ziel sei letztlich eine Autonomie, wie sie die norditalienische Provinz Südtirol besitze.
Eine gute oder schlechte Entwicklung? Wie sollte es weitergehen im Europa der Regionen? Wie die Separatisten kleinhalten? Wie viel Autonomie durfte sein, um nicht in der Kleinstaaterei von Ex-Jugoslawien zu enden? Beim Gedanken an den jüngsten europäischen Krieg, der dazu geführt hatte, wurde mir ganz übel.
Aber die Elsässer waren genau wie die Badener keine, die Kriege anzettelten, sie hatten sich nie dazu berufen gefühlt, Reiche und Nationen zu gründen. »Lokaldemokraten« nannte André Weckmann sie. Antoinettes Lieblingsdichter, auch er ein Malgré-nous-Soldat übrigens, der auf Elsasserditsch, Deutsch und Französisch schrieb. Ein Kosmopolit, der von einer Alemannischen Internationalen träumte. Schweizer, Badener, Elsässer, durch ihre gemeinsame Sprache verbunden, sollten politisch und kulturell enger zusammenwachsen. Gleichzeitig bodenständig und weltoffen, so hatte er die Alemannen gesehen.
Und es gab ja auch schon viel Grenzübergreifendes. Nicht nur das Gemeinsame Zentrum für Polizeiarbeit, auch eines für wirtschaftliche Zusammenarbeit existierte, zudem viele Gemeinde-Partnerschaften, Kooperationen von Kindergärten und Schulen, die Möglichkeit, eine Ausbildung sowohl im Badischen als auch im Elsass zu machen, und noch vieles mehr. Mit »Ä Fruehjohr für unsere Sproch« gab es eine große Bewegung zur Förderung des Elsasserditsch.
Gleichzeitig aber lernten links und rechts des Rheins immer weniger Schüler Französisch beziehungsweise Deutsch, und das Elsasserditsch verschwand mehr und mehr aus dem Alltag. Würde also die gemeinsame Sprache, die die drei Länder am Oberrhein verband, dem Geist der Globalisierung geopfert werden? Würden sich Badener und Elsässer in zwanzig Jahren auf Englisch verständigen müssen?
Auf der Fahrt nach Schlettstadt wurden die Gedanken von einer Alemannischen Internationalen schnell wieder von persönlichen verdrängt. Was wollte Sandrine mir zeigen? Ich dämpfte meine Hoffnung, dass sie einen entscheidenden Hinweis gefunden haben könnte, auf ein Minimum ein und gab Gas. In der Ferne schimmerten die Vogesen im gleichen Blau wie der Schwarzwald, wenn man auf deutscher Seite durch die Rheinebene fuhr. Die Orte in den Tälern, kleine Farbtupfen im milchigen Bergblau, flogen an mir vorbei. Schon von Weitem erkannte ich die Ruine der Ortenburg. Schwarz hoben sich der Turm und die Reste der Burgmauer vom Blau der Berge ab. Ich drosselte das Tempo und verließ die Autobahn in Schlettstadt. Die Strecke bis Scherwiller nun schon vertraut, zum Schluss das kurze Stück durch die Weinberge, dann bog ich bei der Kapelle am Tannenhues zu Lucs Hof ab.
Die beiden Australierinnen spritzten mit großen Gartenschläuchen Bottiche sauber, als ich den Wagen auf dem Kies vor dem Haus parkte. Sie sahen kurz auf, arbeiteten aber weiter, als Sandrine mir vom Carport her zuwinkte. Breitbeinig saß sie auf einer Bierbank, trug eine sehr weite schwarze Latzhose, und ihre Frisur wurde diesmal von einem Totenkopftuch zusammengehalten. Ihr Kajalstift war heute in der Schublade geblieben, überhaupt hatte sie noch keinerlei Schminke benutzt. Erst jetzt sah ich, wie jung sie war. Wie schön ihre Augen glänzten, wenn sie diese nicht schwarz zukleisterte!
»Das ging aber schnell«, staunte sie. »Sie müssen ja sämtliche Geschwindigkeitsrekorde gebrochen haben.«
»Ich war schon in Straßburg«, erklärte ich und schaute fragend auf die mit Rebscheren gefüllte Kiste zu ihren Füßen.
»Ich muss alle Rebscheren ausprobieren und die kaputten aussortieren. Damit sie in Ordnung sind, wenn die Lesehelfer kommen. Wissen Sie, es stehen jetzt all die Vorbereitungen für die Lese an: Bottiche säubern, Rebscheren und die Geschirre für den Traubentransport kontrollieren, wenigstens das können wir ohne Dad erledigen. Aber für die ganzen Maschinen im Keller brauchen wir ihn. Und dann sind da noch Pépés Reben! Jakub und Katjuscha machen erst mal weiter wie bisher. Ich kann doch da nichts entscheiden, das muss Dad tun. Dad muss ganz schnell wieder …«
Ihre Sätze sprudelten immer hastiger heraus, am Ende überschlugen sich die Worte. Schon die ganze Zeit hatte sie mit dem Fuß gegen die Scherenkiste gekickt, wieder und wieder tat sie das, bis die Kiste umkippte, und dann sah sie mich an, als wäre alles meine Schuld.
Ich stellte die Kiste wieder auf, sammelte die herausgefallenen Scheren ein, setzte mich neben Sandrine auf die Bank, nahm eine der Scheren aus der Kiste, öffnete den Verschluss, drückte die Griffe ein paarmal in der Hand zusammen und prüfte die Schärfe der Klingen.
»Die würde ich zu den Guten tun«, sagte ich und reichte sie an Sandrine weiter. »Ich nehme an, der Scherenschleifer kommt noch?«
Mit einem Schulterzucken nahm Sandrine mir die Schere ab, legte sie in eine Kiste hinter der Bank, die ich bisher noch nicht gesehen hatte, griff sich dann ihrerseits eine weitere Schere. Und so arbeiteten wir, bis die Scheren alle kontrolliert waren. Ob es das war, was sie mir zeigen wollte? Ihre Überforderung? Das Fehlen von Luc nicht nur als Vater, sondern auch als Chef des Winzerbetriebes? Ich fragte nach weiterer Familie, nach guten Freunden, nach Kollegen, die eventuell einspringen, hilfreich zur Seite stehen könnten. Sandrine nannte ein paar Namen, bemerkte sarkastisch, dass sie schon nicht verdursten und verhungern würde, behauptete, dass Betty und Suzan schon sehr viel von Weinbau verstanden.
Auch wenn es ihr gelang, ihre Stimme wieder flapsig klingen zu lassen, die Angst, die sich auf ihre Haut und ihre Seele gelegt hatte, verschwand nicht. Jedes Tier hätte sie riechen können und instinktiv gewusst, dass das Mädchen leichte Beute war. Verstört, überfordert, alleingelassen. Es wurde höchste Zeit, dass Luc zurückkam.
Motorradlärm zauberte ein Lächeln auf Sandrines Gesicht. Der Fahrer brachte seine Maschine im knirschenden Kies zum Stehen, nahm seinen Helm ab, hängte ihn an den Lenker und lief dann auf uns zu. Ich erkannte ihn wieder. Er war das Kraftpaket aus der Wäschekammer. Im Gehen öffnete er seine Lederjacke, zeigte unter dem engen T-Shirt sein hart antrainiertes Sixpack, ließ die Armmuskeln spielen, kickte mit den strammen, in engen Jeans steckenden Beinen einen Stein aus dem Weg, führte so in wenigen Sekunden all die überschüssige Kraft vor, die in diesem Jungmännerkörper steckte. Umso überraschender dann die leise Stimme, mit der er Sandrine begrüßte. Auch der Kuss, der folgte, nicht herrisch oder besitzergreifend, sondern ganz zart, fast ein bisschen unbeholfen, linkisch, und der Blick, mit dem er das Mädchen liebkoste, aus Milch und Honig. Ich hatte ja erlebt, was für eine unberechenbare Kraftmaschine der Kerl war, aber hier gab er sich völlig handzahm. Wahrscheinlich hätte selbst ein Blinder bemerkt, wie verliebt der Junge in die Kleine war.
»Das ist Dominique«, erklärte sie. »Und das ist …« Sie sah mich fragend an.
»Katharina«, sagte ich.
Kein Händedruck, nur ein kurzes Kopfnicken. Auch er erinnerte sich, dass er mich schon mal gesehen hatte. Ob es ihm peinlich oder er stolz darauf war, dass ich ihn Handtücher werfend und später von zwei Gendarmen niedergerungen gesehen hatte, konnte ich seinem Blick nicht entnehmen. Milch und Honig jedenfalls schüttete er über mich nicht aus, eher eine geballte Ladung Misstrauen.
»Zeig’s ihr!«, befahl ihm Sandrine, und als er zögerte, drängte sie: »Los, mach! Wir haben nichts zu verlieren.«
Er griff in seine hintere rechte Hosentasche, holte Zeitungspapier heraus, faltete es auseinander und legte es neben mich auf die Bierbank. Das Gruppenfoto von der Place de la Libération aus dem Acher und Bühler Boten, das FK seinem Artikel über die Fünfundvierzigjahrfeier angehängt hatte. Das Foto, mit dessen Hilfe Joe den Hellsass Devils erklärt hatte, wer wer war.
»Je l’ai vu!«, sagte er und deutete mit dem Finger auf Felix Ketterer, der versteckt zwischen Sophie und Pascal in der dritten Reihe stand.
»Ich habe ihn gesehen«, so viel verstand ich noch, aber dann redete Dominique in einem so schnellen und wirren Französisch weiter, dass Sandrine übersetzen musste.
Dominique hatte Felix rauchend neben dem Haus von Emile Murnier stehen sehen, weil er, im Gegensatz zu den restlichen Hellsass Devils, am Festabend die schmale Straße zur Salle polyvalente gefahren war. Der Mann war ihm aufgefallen, weil niemand im Dorf auf jemanden wartete, höchstens mal ein Betrunkener durch die Straßen torkelte, alle anderen um diese Zeit schnell nach Hause gingen. Nur eine kurze Impression aus dem Augenwinkel, die glimmende Zigarette, im Licht des Motorradscheinwerfers ein kurzer Blick ins Gesicht, mehr nicht. Er hatte dem Mann keine weitere Beachtung geschenkt. Er wollte doch mit den anderen gleichzeitig auf der Place de la Libération ankommen.
Der Typ war schon vergessen, als die Hellsass Devils gemeinsam die Maschinen aufheulen ließen, bevor sie die Salle polyvalente enterten. Am nächsten Morgen, als die keufs die Hellsass Devils zum Verhör holten, war ihm der Mann wieder eingefallen, aber er hatte nur eine vage Beschreibung abgeben können und überhaupt: Die flics glaubten doch immer, dass er log. War ihm normalerweise ziemlich egal, zudem er für die Nacht ein Alibi hatte.
Der kurze, verräterische Blickwechsel zwischen den beiden machte mir klar, dass vor mir das dritte Paar stand, das in der Festnacht miteinander geschlafen hatte. Ob sie die sturmfreie Bude im Hause Murnier fürs erste Mal genutzt hatten? Ob sie schon länger miteinander schliefen? Wie stand Luc als Vater dazu? Himmel! Komm runter von dem Trip, schimpfte ich mich aus. Du bist nicht die Mutter der Kleinen, das alles geht dich nichts an.
»Erst als mein Vater verdächtigt wurde«, übersetzte Sandrine weiter, »ist Dominique der Sache nachgegangen.« Er hatte sich von Joe das Foto und den Namen besorgt, ging freiwillig zur Gendarmerie. – Alles nur für Sandrine, die gerührt kicherte, als sie diesen Satz übersetzte. – Die flics hatten auch alles aufgenommen, aber eher pro forma. Einem Hellsass Devil glaubten die erst mal gar nichts.
Während Dominique weiterredete und Sandrine übersetzte, starrte ich das Foto an. Felix, schüchtern lächelnd im Schatten von Sophie. Felix, der Mann mit dem Hundeblick, Felix, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, Felix, der Junge mit den MAOAM-Küssen. Ich hatte kein Problem, mir vorzustellen, wie er rauchend und versteckt in einer Ecke stand oder wie er Leute beobachtete. Nur, was wollte Felix von Murnier, einem Mann, den er überhaupt nicht kannte? Wollte etwa er die alte offene Rechnung begleichen, von der Joe gesprochen hatte?
Von einer alten oder offenen Rechnung wisse Dominique nichts, übersetzte Sandrine.
»Und jetzt«, erzählte sie aufgeregt weiter, »kommt die größte Überraschung. Als Dominique mir gestern Abend den Mann auf dem Foto gezeigt hat, wusste ich, dass ich ihn schon mal gesehen habe. Nicht auf dem Fest, auf der Straße, ist schon ein paar Wochen her. Ich war auf dem Rückweg von Pépé nach Hause, da hat ein Auto neben mir angehalten, und der Fahrer hat sich nach dem Weingut von Emile Murnier erkundigt. Ich erklärte ihm den Weg, habe ihn für einen Weinkäufer gehalten, mir nichts dabei gedacht, bis Pascal gestern mit dem Foto ankam. Der Fahrer war dieser Felix Ketterer, da bin ich mir ganz sicher.«
Vor Staunen brachte ich erst keinen Ton heraus, und um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht verhört hatte, fragte ich ein paarmal: »Bist du sicher? Bist du wirklich sicher?«
Sandrine nickte, hob theatralisch die Hand zum Schwur, und ich dachte wieder an Felix. Felix, der behauptet hatte, Emile Murnier nicht zu kennen und vor dem Fest noch nie in Scherwiller gewesen zu sein. Er hatte gelogen. Warum? Welche Verbindung zu Murnier musste geheim bleiben? In meinem Kopf tauchte wieder das Foto von Martha, Murnier und Gerti auf. Es war die einzige Verbindung, die ich kannte. Wenn Felix wegen Murnier gelogen hatte, wieso sollte ich ihm dann glauben, dass er von dem Treffen 1967 nichts wusste?
»Kurzum. Wir glauben, dieser Felix hat Pépé umgebracht!«
Sandrine wartete gespannt auf meine Reaktion. Es machte keinen Sinn, ihr und Dominique zu verschweigen, dass Felix tot war. Wenn die Nachricht nicht schon über den Rhein geschwappt war, würde man spätestens morgen in den elsässischen Zeitungen über die Leiche im Fautenbach lesen können.
»Merde!«
Dominique reagierte als Erster. Er trat gegen die leere Scherenkiste und kickte sie hinaus auf den Kies. Sandrine sah mich an, wie man Überbringer schlechter Nachrichten ansah, die man am liebsten umbringen wollte, und brüllte: »Wenn dieser Felix Ketterer Pépé wirklich umgebracht hat, wie kann man das jetzt noch beweisen?«
Dann strafte sie mich mit Nichtachtung und redete auf Dominique in einem verdammt schnell gesprochenen Französisch ein. Ich verstand nur einzelne Brocken, immer wieder war von den Hellsass Devils die Rede. Hatten sie etwa schon einen Besuch bei Felix geplant, um ihn zum Reden zu bringen? Damit die Hellsass Devils aus der Schusslinie gerieten? Hatte Sandrine durch ein erzwungenes Geständnis von Felix Lucs Unschuld beweisen wollen? Ich schwor mir, mein Französisch so schnell wie möglich aufzufrischen.
»Das bringt alles nichts. Damit bringt ihr euch nur in Schwierigkeiten«, behauptete ich auf Deutsch und hatte damit zumindest Sandrines Aufmerksamkeit wieder.
Ich behauptete weiter, dass es Möglichkeiten gab, auch einem Toten einen Mord nachzuweisen, und beteuerte die Wichtigkeit ihrer Beobachtungen. Ich bat Sandrine, ihrerseits zur Gendarmerie zu gehen und dort zu erzählen, dass sie Felix bereits vier Wochen vor dem Fest in Scherwiller gesehen hatte. Vielleicht war sie nicht die Einzige gewesen, bei der sich Felix nach Emiles Weingut erkundigt hatte. Ich bat die beiden, sich im Dorf umzuhören, um das herauszufinden, und auf gar keinen Fall irgendetwas Unüberlegtes zu tun.
Denn ich musste zurück nach Deutschland. Zu der Informationsquelle, die mir so nah und so unzugänglich wie sonst keine war: Martha. Sie hielt den Schlüssel in der Hand. Alle Fährten führten zu ihr.