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«Der Tote …» Günter redete, aber die Bahn, die vor dem Fenster entlangfuhr, übertönte ihn. Er zog an seiner Zigarette und sah zu Boden.
Konnie stand auf und schloss das Fenster. Sie hatten für den Nachmittag einen Raum in der Volkspolizeistation in Kahla erhalten. Heinz saß am Schreibtisch, Günter stand versetzt hinter ihm, genau über seinem Kopf das Foto Erich Honeckers. Otto lehnte in einer Ecke, den Arm auf einem halbhohen Aktenschrank. Konnie und Rolf saßen hinter einem zweiten
Schreibtisch. Rolf stand gerade auf und warf die Tür zu, die zu einem Raum mit zwei weiteren Arbeitsplätzen führte. Nur einer von ihnen war besetzt.
«Also», hob Günter wieder an. «Der Tote ist auf dem Weg nach Gera. Leichenöffnung wird heute noch stattfinden. Die …» Er blickte zum Fenster hinaus. «Ich sage euch … Was die mit dem Kopf gemacht haben …»
«Was haben die denn mit dem Kopf gemacht?», fragte Otto.
«Nach meiner Einschätzung ist das mit stumpfer Gewalt nicht getan.» Günter blickte zum Boden, suchte offenbar nach Worten. «Egal, welches Gerät da benutzt worden ist, damit wieder und wieder draufzuschlagen, hätte den Kopf nicht in diese Verfassung versetzt. Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Der Kopf ist nicht einfach eingeschlagen worden. Da gab es auch andere Kräfte, die gewirkt haben. Dem Schädel fehlt einfach etwas.»
Heinz drehte sich um, wartete auf mehr.
Auch die anderen sagten keinen Ton.
Heinz öffnete die Hände als Zeichen an Günter weiterzureden.
«Ich weiß es nicht», sagte der. «Es wirkt so, als habe es Gewalt von oben gegeben, durch die der Schädel eingedrückt worden ist. Aber eben noch mehr. Jetzt lasst mich nichts sagen, das ich nicht sagen möchte.»
«Also, wie wenn einer mit einem Gegenstand Schwung nimmt und gegen den Kopf schlägt?» Rolf blickte sich um, während er redete, suchte Unterstützung.
«Ja», sagte Günter langsam. «Ungefähr so. Und dann doch wieder anders. Wir werden nach der Leichenöffnung mehr wissen.»
Das war gar nicht Günters Art. Otto wunderte sich. In der
Gruppe herrschte ein Klima der Offenheit. Wenn jemand einen Gedanken oder eine Idee hatte, wurde alles offen ausgesprochen.
«Was haben wir denn sonst?» Heinz entlastete Günter und schaute die anderen drei an.
«Wir haben vor allem keinen Namen», sagte Otto und wartete auf Widerspruch, der aber nicht kam. Papiere waren also keine gefunden worden. «Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, wer der Tote sein könnte?»
«Einer der Afrikaner eben.» Rolf.
«Das hatten wir doch schon», sagte Heinz. «Oder ein Kubaner.»
«Aber wie finden wir den Namen?» Günter.
«Bislang liegt keine Vermisstenanzeige vor», sagte Heinz. «Jedenfalls nicht in Jena.»
«Und wenn er nicht aus Jena kommt?», fragte Otto.
«Wir fragen in den Wohnheimen nach», sagte Günter.
«Das macht die Leute nur unruhig», sagte Rolf. «Das spricht sich doch rum. Da stehen wir nicht gut da, wenn wir überall anklopfen und fragen, ob irgendwo einer fehlt.»
«Und weißt du auch, wie lange das dauert?» Otto schüttelte den Kopf. «Bei so vielen Wohnheimen in unserem Bezirk. Und wenn wir das gründlich machen wollen, müssten wir auch in den Betrieben fragen. Und wenn in Jena keine Vermisstenanzeige vorliegt, dann kann der ja von überallher gekommen sein.»
«Vielleicht machen wir erst einmal mit den Blutspuren weiter.» Heinz wartete, bis er sicher war, dass alle seinen Vorschlag gehört hatten. «Gut», sagte er dann. «Otto, Konnie, ihr habt damit sowieso schon angefangen. Geht einfach die Gegend rund um den Auffindungsort noch mal ab. Weiträumig. Wir wollen wissen, von wo der Tote dorthin gebracht worden ist. Günter,
du fährst nach Gera zurück und wartest auf die Ergebnisse der Leichenöffnung. Rolf, wir hören uns in Kahla und der Umgebung mal um.»