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Otto stand vor dem Bahnhofsgebäude, blickte bergauf in Richtung Saalfeld und zündete sich eine Zigarette an. Der Hauptmann der Transportpolizei wartete in einem Gebäude neben dem Bahnhof auf ihn, aber er hatte keine Fragen für den Mann. Der Bahnhofsvorsteher war sich ziemlich sicher, dass an jenem Sonntag nichts geschehen war, das einen Bericht wert gewesen wäre, so hatte er gesagt. «Sonst hätten Sie das ja erfahren», hatte er gesagt.
Er wurde von der Sekretärin schnell durchgewunken und saß dann im Büro des Hauptmanns, hinter dem er einen Teil des Bahnhofsvorplatzes sehen konnte, auf dem ein paar Leute auftauchten, die in dem Zug gesessen haben mochten, der gerade angekommen war.
«Wenn ihr hier so um den Bahnhof herum ermittelt», sagte der Hauptmann und strich dabei seinen Schnurrbart glatt, «dann kann man auf die Idee kommen, dass wir den Fall auch hätten übernehmen können.» Er hatte glattes braunes Haar, das nach hinten gekämmt war. Kein Grau darin, anders als im Schnurrbart. Die Tränensäcke und ein paar Falten um die Augen herum sagten mehr über sein Alter aus als die straffe Gesichtshaut. «Dass das unsere Zuständigkeit war.» Er sagte es nicht unfreundlich. Er sagte nicht: Ihr habt uns den Fall weggenommen.
«Wir hatten das am Anfang auch anders im Blick.» Otto rückte seinen Stuhl näher zum Schreibtisch. «Zuerst haben wir gedacht, der Tote wäre vielleicht dort abgelegt worden. Mit dem Wagen gebracht möglicherweise.»
«Und was denkt ihr jetzt?»
«Wir sind immer noch nicht viel weiter. Möglicherweise ist der Mann hier in den Zug gestiegen. Aber dann reißt unsere Geschichte auch schon ab. Vielleicht wissen wir mehr, wenn endlich die Ergebnisse aus der Gerichtsmedizin kommen.»
«Wann ist das?»
«Jeden Tag. Morgen hoffentlich.»
Der Hauptmann blickte auf irgendetwas auf seinem Schreibtisch. Da lag ein aufgeschlagener Ordner. Er blätterte mit einem Finger um. «Wir haben mit den Vertragsarbeitern nicht so viel zu tun.»
Otto wartete. «Die kaufen ihre Fahrkarte und setzen sich hin und halten den Mund», sagte der Hauptmann und sah auf. «Wenn sie allein sind. Wenn sie in der Gruppe kommen, dann sind sie natürlich gesellig. Da hört man immer mal wieder eine Beschwerde. Aber nichts Ernstes. Wir haben keinen Ärger mit denen.»
«Und an diesem Sonntag? Irgendwas?»
«Nichts, an das ich mich erinnere.»
«Andere Zwischenfälle an dem Wochenende?»
Der Hauptmann beugte sich über den Schreibtisch und blätterte in der Akte. Schüttelte langsam den Kopf. «Da war nicht viel los hier.»