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«Ich hätte dich fast gar nicht bemerkt da draußen. Wirklich. Dass du da so rumstehst, das tust du doch sonst nicht. Was ist los?» Marion fragte und blickte sich gleichzeitig um. Der Botanische Garten war aber beinah leer.
«Nur eine kleine Pause.» Otto hatte seine Arme um sie gelegt. «Gleich geht’s bei uns weiter.» Er atmete ihre Halsbeuge an.
Marion strich ihm über den Rücken. «Hast du Ärger mit Birgit?»
Otto wollte gar nicht reden. Nur halten und gehalten werden. Marion roch nach … Ihm fehlten die Worte dafür. Seife. Frau. Gut. Er sog die Luft tief ein.
«Was machst du?»
Kein Wort von Otto.
«Überprüfst du, ob ich mich gewaschen habe?»
«Hm …» Otto küsste Marions Hals. Er fuhr mit der Hand über ihren Hintern und zwischen ihre Beine.
«Hey!» Marion legte ihre Hand auf Ottos Brust und schob ihn ein Stück von sich weg. Dann drehte sie sich nach beiden Seiten um. Kein Mensch in der Nähe. Jetzt sah sie Otto in die Augen. «Sind das Tränen?»
Otto schüttelte den Kopf und wischte sich mit einer Hand über die Augen. «Du hast mich noch nie gefragt, ob ich meine Frau verlassen will.»
«Das würde ich auch nicht tun.»
«Warum nicht? Wir sind doch verliebt.»
«Ja, und sogar ineinander.»
«Also …»
«Du bist älter als ich.»
«Ja, aber wie viel? Sechs Jahre?»
«Sieben.»
«Sechseinhalb. Das ist nicht so viel.»
«Du hast drei Kinder. Was wollt ihr denn mit den Kindern machen?»
«Ich hab ja nur gedacht. Das war einfach eine romantische Frage.»
«Komm her.» Marion legte ihre Arme um Ottos Schultern. «Ist was auf der Arbeit?», fragte sie.
Otto legte seinen Kopf wieder an ihren Hals. Sog ihren Duft auf und spürte seinen Ständer. Er drückte seine Hüfte nach vorn, um sich mitzuteilen. Marion zog sich nicht zurück.
Nach einer Weile, in der sie sich nicht bewegt hatten, sagte sie: «Ich muss gleich wieder zurück.» Sie drehte sich um und verharrte dann so für eine Sekunde. Dann drehte sie sich noch einmal zu Otto. «Da ist einer, der klaut im Laden.»
«Wer?»
«Ein Mann. Ich kann den nicht so einschätzen.»
«Alt?»
«Jung. Ein wenig abgerissen.»
«Und warum haltet ihr ihn nicht fest?»
«Weil … ich glaube, ich bin der Einzige, der ihn bislang gesehen hat. Und ich hab’s nicht einmal richtig gesehen. Aber irgendwie bin ich mir trotzdem sicher.»
«Weil dann Bücher weg sind?»
«Ja, und weil er nie etwas kauft.»
«Und was soll ich tun?»
«Du bist die Polizei.»
«Ah, du weißt, was ich mache. Wenn der tot in der Saale liegt, dann ist er meine Aufgabe. Aber auch nur, wenn er reingestoßen worden ist.»
«Ja, aber ich dachte … Vielleicht guckst du dir den einmal an.»
Otto lächelte nur.
«Tust du es?», fragte Marion.
«Mach ich bestimmt», sagte Otto. «Versprochen.»