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2.12.1983
Konnie und Otto standen vor dem Mehrfamilienhaus in Bad Blankenburg. Acht Wohnungen auf vier Etagen.
«Wir könnten irgendwo klingeln.» Konnie zog die Schultern zusammen. Es war kalt geworden über Nacht.
Otto schüttelte den Kopf. «Ich will erst klingeln, wenn ich vor seiner Tür stehe. Ich will den hören.»
«Da werden wir nichts hören. Der hatte Nachtschicht.»
Otto stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Kälte aus den Füßen zu vertreiben. «Ich will einfach keine Überraschungen erleben.»
«Werden wir auch nicht. Der ist im Gefängnis gewesen, weil er eine junge Frau überfallen hat. Was soll der mit dem kleinen Jungen angefangen haben?»
«Jetzt lass uns doch mal unsere Arbeit machen. Blankenburg ist nicht so weit von Weira und der Schweinemast weg. Und Heinz hat angeordnet, das Netz weiter auszuwerfen. So machen wir das eben.»
Die Haustür wurde geöffnet. Eine Frau mit Dauerwelle kam heraus. So hatten Frauen das vor zehn Jahren getragen, dachte Otto. Sie kümmerte sich nicht darum, wer sie waren und warum sie ins Haus wollten. Vielleicht ahnte sie es auch.
In der zweiten Etage legte Otto den Finger auf die Lippen. In der Wohnung war kein Geräusch zu hören. Dann hob er die
Hand, ballte sie zur Faust und hieb gegen die Holztür. «Polizei», rief er. «Herr Dobereit, machen Sie auf. Polizei. Aufmachen!»
Er wartete fünf Sekunden und legte das Ohr an die Tür. Dann wiederholte er die Prozedur noch eine Spur lauter.
Der Geruch von kaltem Rauch und starkem Alkohol war das Erste, was er wahrnahm, als Dobereit die Tür öffnete. Er stand in Unterhose vor ihnen und stierte sie an.
«Herr Dobereit», sagte Otto leiser, «wir müssen mit Ihnen reden. Wo waren Sie am Mittwoch, den 23. November?»
Dobereit drehte sich um und ging in die Wohnung. Otto guckte Konnie an, der die Nase rümpfte. «Du», sagte er. «Rede du mit ihm.»