Was wir tun müssen

Der Weltklimaratbericht merkt zwar an, dass natürliche und technische CO2-Senken einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten können. Gleichzeitig existieren aber relativ große Risiken für die Lebensgrundlage ländlicher Gemeinden und indigener Bevölkerungen zum Beispiel durch Flächennutzungskonflikte. Deshalb sei hier nochmals darauf hingewiesen, dass die Reduktion der Emissionen immer noch die bessere, sicherere und günstigere Methode ist und deshalb die nachträgliche Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre nur als Ergänzung sinnvoll wäre.168

Was der Staat leisten muss

In Deutschland gibt es bereits seit 2012 das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG), das sehr strenge Anforderungen stellt und nur eine begrenzte Menge für die Forschung zulässt. Seit 2017 dürfen aber keine neuen Anlagen mehr zur Genehmigung eingereicht werden.169, 170 Für einen großflächigen Einsatz der Technologie fehlt bisher also die rechtliche Basis, jedoch wird dazu schon über eine neue Strategie beraten. Vor allem auch, da EU-weit über einen neuen »Net-Zero Industry Act« verhandelt wird, der Carbon Capture and Storage sowie Carbon Capture and Utilization (die Abscheidung, der Transport und die anschließende Nutzung von Kohlenstoff) mitbehandelt. Der derzeitige Vorschlag beinhaltet im europäischen Wirtschaftsraum bis 2030 eine Speicherkapazität von 80 Millionen Tonnen pro Jahr.171
Für die Erforschung und Freigabe geeigneter geologischer Lagerstätten müssen zum einen der gesetzliche Rahmen geschaffen und zum anderen die gesellschaftliche Akzeptanz erhöht werden. Derzeit sind die Deutschen sehr skeptisch, was solche Lösungen betrifft. Doch sichere und vor allem schnell hochskalierbare Technologien sind dringend notwendig, um die Klimakrise zu mindern.
Um die Kosten für diese Technologien zu verteilen, könnte die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre172 in die CO2-Steuer miteingepreist werden. Das würde den Preis für eine Tonne CO2 steigen lassen, wäre aber eine faire Option, weil dadurch die Emittenten auch für das »Aufräumen des generierten Abfalls« aufkommen müssten.

Was Unternehmen tun können

Obwohl die Abscheidung von CO2 bei der Entstehung nicht direkt als CO2-Senke bezeichnet werden kann, sondern eher als Reduktion direkt an der Quelle, werden nachstehend die wichtigsten Branchen kurz zusammengefasst, die durch technische Maßnahmen ihre Emissionen stark mindern können. Da diese Technologien bislang noch relativ teuer sind, sollten andere Unternehmen, die Produkte zum Beispiel aus dem Stahl- oder Chemiesektor einkaufen, die Kosten mittragen, um echte CO2-reduzierte Produkte weiterzuverarbeiten.173
Bei der Energieerzeugung in der Stahl-, Glas-, Zement- und Chemieindustrie könnten die oben beschriebenen technischen CO2-Senken direkt eingesetzt werden. Außerdem könnte abgeschiedenes CO2 anstelle von fossilem CO2 in Produkten genutzt werden.
Die Getränkeindustrie nutzt Millionen Tonnen fossiles CO2, um es den Flaschen von Softdrinks und Mineralwasser für den Sprudeleffekt zuzuführen. Bei diesen Produkten könnte es durch CO2 aus biogenen Quellen oder Direct Air Capture ersetzt werden und damit fossiles CO2 eingespart werden. Belastbare Zahlen sind hierzu aber (noch) nicht verfügbar. Da diese Unternehmen CO2 in vergleichsweise kleinen Einheiten kaufen, ist der Preis für das Direct-Air-Capture-CO2 trotzdem konkurrenzfähig. Wenn man es aber genau nimmt, kann man hier nicht von einer CO2- Senke sprechen, da das eingefangene CO2 beim Öffnen der Flaschen wieder emittiert würde. Aber eine Reduktion würde es allemal darstellen.174
Der Landwirtschaftssektor kann selbstverständlich durch den Einsatz von kohlenstoffarmen Anbaumethoden und die Verbesserung der Bodengesundheit zur CO2-Minderung beitragen.
Es gibt noch viele weitere Branchen, die von technischen CO2-Senken profitieren könnten. Die konkrete Umsetzung hängt jedoch von den spezifischen Prozessen und Bedingungen in jeder Branche ab.

Was private Haushalte tun können

Menschen in ihrem privaten Umfeld können vor allem dafür sorgen, dass CO2-speichernde Lebensräume geschützt werden. Ein wichtiges Thema ist hier die Gartenerde: Oft enthält die handelsübliche Blumenerde Torf, und der wird in den Mooren abgebaut. Bei seiner Nutzung wird der ganze Kohlenstoff, der über Jahrhunderte in Mooren gespeichert wurde, wieder freigesetzt.175 Durch die Abbauprozesse in den Töpfen kommt es in den Folgejahren zu einem hohen CO2-Ausstoß.176 Circa 6,5 Prozent der Gesamtemissionen aus Mooren beziehungsweise aus der Torfnutzung entfallen in Deutschland auf den gärtnerischen Verbrauch – das sind 507.000 Tonnen CO2e pro Jahr.177 In manchen Teilen der Welt ist der Abbau von Mooren bereits verboten, und in Deutschland wird zumindest darüber diskutiert.178 Bis jedoch ein endgültiges Verbot in Kraft tritt, können wir alle selbst darauf achten, nur solche Blumenerde zu kaufen, die keinen Torf enthält, sondern organische Ersatzstoffe wie zum Beispiel Holzfasern, Kompost oder auch Mischungen aus verschiedenen Mineralien und organischen Substraten. Dadurch können je Kilogramm torffreie Erde circa 1,9 Kilogramm CO2e eingespart werden.179
Privatpersonen können außerdem Bäume pflanzen oder an Aufforstungsprojekten teilnehmen sowie durch Spenden oder ehrenamtliche Arbeit Organisationen unterstützen, die sich für den Schutz von Naturlandschaften und Ökosystemen einsetzen. Der Konsum von Produkten gerade aus illegaler Abholzung, wie Palmöl, Soja und Holz, sollte reduziert werden, um die Entwaldung zu verringern.
Wer Geld an der Börse investieren möchte, kann durch die Unterstützung von grünen Projekten zum einen eine gute Anlage erwerben und zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen.
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