Plein Street. Energieministerium. Dr. Ato Molapo saß auf dem Ledersofa in seinem Büro und wartete darauf, dass das Telefon klingeln würde. Seine Gedanken waren bei Wainwright, Moosa und dieser verschwundenen Suarez. Er hatte einen schlechten Geschmack im Mund. Inzwischen mussten die Iraner in Swartputs eingetroffen sein. Er sah auf seine Uhr: zehn nach sechs. Stand auf. Tigerte durch das Büro: von der Couch zum Schreibtisch und zurück zur Couch. Einmal, zweimal, dreimal. Setzte sich wieder. Er wählte Moosas Nummer. Voicemail. Den ganzen Nachmittag ging immer nur die Voicemail an. Er hinterließ keine Nachricht.
Sein Festnetz klingelte. Nummer unterdrückt.
»Herr Direktor«, sagte eine Stimme. »Hier spricht der Manager von Swartputs. Dr. Wainwright ist da und bereit, mit Ihnen zu sprechen.«
»Haben Sie seine Papiere gesehen?«
»Ja, Sir. Es ist Dr. Wainwright.«
»Ist er allein?«
»Es steht noch ein Mann am Empfang.«
»Geben Sie mir Dr. Wainwright.«
»Ato«, meldete sich Wainwright. »Sie müssen Ihnen sagen, dass ich hierbleiben muss.«
Ato Molapo hörte die Panik in der Stimme seines Mitarbeiters und lachte seine eigene Nervosität weg. »Das ist unmöglich, mein Freund. Sie kennen die Vereinbarungen.«
»Die haben bereits eine Frau umgebracht. Ich bin in großer Gefahr.«
»Was? Wovon reden Sie, Robert? Welche Frau? Was meinen Sie damit – umgebracht?«
»Sie erschossen. Eine Frau in einem weißen Auto. Heute Nachmittag, vor Stunden schon. Sie kam, um mit mir zu sprechen. Sie ist gestern gekommen und hat mit mir gesprochen.«
»Wer?«
»Diese Frau. Vicki Kahn.«
»Sie hat Sie aufgesucht? Wo hat sie Sie aufgesucht?«
»Bei …« Er zögerte.
»Wo, Robert?«
»Bei mir zu Hause.«
»Aha. Und was wollte sie von Ihnen?«
»Sie ist vom Geheimdienst. Um Himmels willen, Molapo, ich kann damit nicht weitermachen.«
Molapo begann schneller zu atmen. Der Geheimdienst? Er wusste Bescheid? Wie konnte das sein? Woher? Was wussten die? Er sah sich in seinem Büro um. Wurde er abgehört? Sagte: »Ich rufe zurück.« Ehe er wählte, versuchte er sich zu beruhigen. Auf einmal bemerkte er sein Keuchen und das pochende Herz. Er wischte sich die Handflächen an seiner Hose ab. Schluckte, um die Trockenheit in seinem Mund zu mildern. Öffnete ein Fenster, ließ das abendliche Rumoren der Stadt ins Büro. Einen Moment lang stand er in der kühlen Zugluft und fragte sich, was er Wainwright sagen sollte. Dann rief er über eine verschlüsselte Verbindung zurück.
»Hören Sie, Robert. Hören Sie mir zu. Sie müssen bei den beiden bleiben. Das ist wichtig. Die Männer werden Ihnen nichts antun, Sie sind durch unsere Vereinbarungen geschützt. Es wird nichts schiefgehen. Wir haben alles durchgesprochen, wir haben alles arrangiert, nichts hat sich geändert.«
»Eine Frau wurde getötet.« Wainwrights Stimme war schrill vor Panik.
»Ich werde mich darum kümmern. Ich werde das erledigen. Sie bleiben bei den beiden und ziehen das bis zum Ende durch. Wie vereinbart. Okay?«
Von Wainwright kam keine Antwort.
»Sind Sie dabei, Robert?« Diesmal wartete Molapo auf keine Erwiderung. Er fragte: »Wie schwer ist der Koffer?«
»Zehn Kilo.«
»Gut. Das stimmt, Robert. Das hatte ich verlangt.«
»Die Rede war doch von fünf.«
»Fünf, zehn – welchen Unterschied macht das schon? Ich habe es auf zehn erhöht. Um die Wirkung zu verstärken. In puncto Transport sollte es auch kein Problem sein.« Eine Pause. »Robert?« Pause. »Robert?«
»Ja.«
Wainwrights Stimme klang leise. Besiegt.
»Gehen Sie mit ihnen. Erklären Sie ihnen, dass Sie mich morgen früh um sechs anrufen müssen. Morgen gibt es einen Lagebericht alle drei Stunden. Wir zählen auf Sie, Robert.«
Dr. Ato Molapo legte auf, ehe er Wainwrights Antwort hören konnte. Die bestimmt schwermütig geklungen hätte. Er schloss das Fenster und begann zu zittern, als ihm plötzlich bewusst wurde, was Wainwright gesagt hatte. Eine Geheimagentin war erschossen worden. Er wählte Gogol Moosas Nummer. Diesmal hinterließ er eine Nachricht: »Rufen Sie mich zurück, Moosa. Noch heute Abend.«
Er zog sein Jackett über und rief den Genossen Staatssekretär an.