Egon greift an

Wut war ein Gefühl, das Egon nur selten verspürte. Aber jetzt schwappte sie wie eine algengrüne Flutwelle über ihm zusammen. Kaum hatte sich die Tür hinter Albi geschlossen, hüpfte Egon aus Albis Schultasche.

„Was zu viel ist, ist zu viel!“, zischte er.

Lulu stimmte ihm zu. „Sag ich doch!“

Mit gesträubtem Fell raste Egon über den Gang zwischen den Bänken auf Götz zu. Er wuselte über dessen linken Schuh, zwängte sich unter dem Aufschlag hindurch in das Hosenbein und zog sich an Götz’ Strumpf hoch.

Götz schlenkerte mit dem Bein, denn er hatte ein komisches Kitzeln gespürt. Aber plötzlich fühlte er, wie etwas an seinem Oberschenkel nach oben kroch. Etwas Haariges, etwas mit vielen Beinen!

„Aaaaaahi-aaai-aiii-oooh!“ Kreischend sprang Götz auf, hüpfte im Kreis herum und schüttelte sich.

Frau Brettschneider fuchtelte mit dem großen Geodreieck durch die Luft.

„Seid ihr denn heute alle durchgeknallt?“, rief sie verzweifelt. „Wir haben jetzt Mathematik und nicht Tanzstunde. Gottlieb, setz dich sofort wieder auf deinen Stuhl!“

„Aber da ist etwas in meiner Hose!“, brüllte Götz und hüpfte nur noch höher. „Es sticht! Es sticht! Hilfe!“

Albi, der inzwischen wieder auf seinen Platz zurückgekehrt war, schaute fragend zu Lulu.

Hatte Egon da etwa seine Pfoten im Spiel? Dieser Veitstanz konnte doch nur eines bedeuten!

Lulu grinste breit und hielt den Daumen hoch.

Egons Plan funktionierte perfekt. Mit seinen scharfen Krallen zwickte er in die Haut von Götz’ Oberschenkel. Jetzt kannte er kein Mitleid mehr – Oma Krumpfling wäre stolz auf ihn gewesen! Weil ihm das Gekreische seines Opfers gar zu gut gefiel, riss Egon schließlich sein Maul auf und biss kräftig zu.

Götz jaulte auf. „Das ist bestimmt ein giftiges Insekt!“

„So ein Blödsinn!“ Frau Brettschneider hielt Götz an den Schultern fest, um ihn zur Ruhe zu bringen.

„Doch! Ich muss sterben!“, heulte Götz. Er zeigte zappelnd auf seinen Popo. „Jetzt krabbelt es da in das andere Bein! Ich spüre es genau!“

Da befahl Frau Brettschneider: „Nun hör auf zu jammern und zieh die Hose aus.“

„Ich will mich nicht vor allen ausziehen!“, protestierte Götz.

„Also ist alles wieder ein dummer Streich von dir? Dachte ich’s mir doch. Du kannst gerne morgen Nachmittag Luise und Albert helfen, die Malunterlagen abzuwaschen.“

Die Lehrerin wollte Götz den Rücken zukehren.

Egon harkte seine Zähnchen ein weiteres Mal in das Bein von Götz. Mit einem Aufschrei riss sich der nun die Hose herunter.

Heißahussakrumpfsassa! Egons Plan hatte funktioniert! Und zwar noch besser als erhofft.