Kapitel 3

Emotionen

W as also wünschst du dir am meisten? Ein Häuschen auf dem Lande? Wonach sehnst du dich von ganzem Herzen? Nach der Liebe deines Lebens? Wofür würdest du alles geben? Für mehr Freunde? Mehr Glück? Mehr Zeit?

Tatsächlich glaube ich, dass wir eine Menge gemeinsam haben, denn das, was du dir am meisten wünschst, das wäre auch für mich das Schönste: glücklich zu sein. Und die gute Nachricht lautet: Glücklichsein kommt von innen! Und wie man das hinbekommt, ist der Inhalt dieses Kapitels.

Bevor wir mit dem Glücklichwerden loslegen, möchte ich dich darauf aufmerksam machen, dass ich zwischen Emotionen und intuitiven Gefühlen unterscheide – Letzteren wenden wir uns im fünften Kapitel »Geschenke des Himmels« zu. Für den Augenblick reicht es aus zu wissen, dass ich – wenn ich über Emotionen wie Glück, Traurigkeit, Wut oder Depression spreche – die Nebenprodukte unserer Erfahrungen in Raum und Zeit meine, wie sie durch unsere Überzeugungen und Erwartungen gefiltert werden. Intuitive Gefühle hingegen haben ihren Ursprung in den Weiten unseres gegenwärtigen spirituellen Selbst und nehmen typischerweise die Form von plötzlichen Erkenntnissen, Geistesblitzen, Ahnungen, instinktiven Eingebungen oder Impulsen an. Sie helfen uns, unseren Weg zu finden, Entscheidungen zu treffen oder neue Richtungen einzuschlagen.

Aber was ist Glück? Das ist die Emotion, die uns spontan ergreift, wenn wir meinen, dass die Umstände unseres Lebens günstig sind, sich in Harmonie befinden und uns Freude bereiten. Aha, … »wenn wir meinen , dass die Umstände unseres Lebens günstig sind«. Das ist eine wirklich gute Nachricht, denn sie bedeutet, dass wir entscheiden, wann wir uns auf der Basis dessen, wie wir unsere Lebensumstände wahrnehmen , glücklich fühlen. Und da wir wissen, dass die Umstände im Rahmen von Raum und Zeit nur das Spiegelbild unserer Gedanken sind, wissen wir auch, dass wir die Umstände, die uns nicht gefallen, ändern können, indem wir an unserem Denken und an unseren Überzeugungen arbeiten.

Wahrnehmung ist unsere Sicht auf die Welt und uns selbst durch die Brille unserer Überzeugungen.

Kurzfristig lässt sich Glück herbeiführen, indem wir unsere Wahrnehmung der unangenehmen Umstände verändern. Langfristig werden wir glücklich, wenn wir daran arbeiten, unsere Gedanken und Überzeugungen mit den Vorstellungen von unserer Zukunft in Einklang zu bringen, damit wir so Einfluss auf die unangenehmen Umstände nehmen können. Beides sind brauchbare Strategien. Da wir uns jedoch bereits ausführlich damit beschäftigt haben, wie man Veränderungen in der Zukunft bewirkt – nämlich indem man an seinem Denken und seinen Überzeugungen feilt –, wollen wir uns in diesem Kapitel mehr unseren gegenwärtigen Emotionen oder noch besser, unserer Wahrnehmung der Umstände zuwenden, in denen wir momentan leben.

In den Augen des Betrachters

Wahrnehmung ist unsere Sicht auf die Welt und uns selbst durch die Brille unserer Überzeugungen . Ich will dir ein Beispiel nennen. Als mein Bruder, meine Mutter und ich TUT , unseren T-Shirt-Versand, ins Leben riefen, da waren wir zuerst alles andere als erfolgreich. Die »Hauptniederlassung« befand sich in meiner kleinen Wohnung in Orlando, und ich erinnere mich gut an einen Arbeitstag im Frühling des ersten Jahres. Ich entschied mich, mir eine kleine Pause zu gönnen, und ging zum Pool in unserer Wohnanlage, um mich zu entspannen und ein wenig in der Sonne zu dösen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers gearbeitet und meinte, dass ich nun, in der Anfangsphase unseres Unternehmens, den zu erwartenden Leerlauf würde genießen können. Doch meine Überzeugung, dass die Neugründung eines Unternehmens mit Fleiß, persönlichen Opfern und Anstrengung verbunden sein müsse, sorgte dafür, dass ich Schuldgefühle hatte, mich selbst als faul beschimpfte und entsprechend unglücklich war. Mein Morgen am Pool war somit ruiniert.

Die Emotion Glück, hinter der wir alle herjagen, ist also wie alle Emotionen ein Produkt unserer Wahrnehmung, und unsere Wahrnehmungen haben ihren Ursprung in unseren Überzeugungen.

Wenn es mir an diesem Morgen eingefallen wäre, meine Wahrnehmung zu verändern, dann hätte ich meine Zeit am Schwimmbecken als Beweis dafür erkannt, dass ich auf dem richtigen Weg war, um meine Träume wahr werden zu lassen. Ich hätte begreifen können, dass ich es verdiente, mein Leben zu genießen. Aus dieser Perspektive hätte ich mich an der lauen Frühlingsluft, dem kühlen Wasser, dem Gesang der Vögel und überhaupt an dem Paradies, in dem ich lebte, erfreuen können. Stattdessen aber verspottete ich mich selbst, weil ich mich nicht mehr anstrengte, und machte mir Sorgen darüber, ob ich vielleicht nachlässig mit meinen Verpflichtungen sei.

Zum Glück ist mir dieser Morgen gut in Erinnerung geblieben, und ich habe schon oft an die Lektion gedacht, die ich ihm verdanke, denn bereits nach zwei Jahren durchbrach der Jahresumsatz bei TUT die Eine-Million-Dollar-Schallmauer. Rückblickend kann ich sagen, wenn ich an jenem Morgen geahnt hätte, wie erfolgreich unsere Firma sein und wie reich mein Einsatz belohnt würde, ich hätte schon damals von ganzem Herzen mein Leben genossen. Wenn ich heute Schuldgefühle habe oder daran zweifle, ob ich mich auch genug anstrenge, dann untersuche ich meine Überzeugungen und Erwartungen , verändere meine Wahrnehmung und denke bei mir: »Ach, Mike, wenn du nur wüsstest, wie gut dein Geschäft schon sehr bald laufen wird, du würdest dich einfach entspannen und den Tag so genießen, wie er ist.«

Die Emotion Glück, hinter der wir alle herjagen, ist also wie alle Emotionen ein Produkt unserer Wahrnehmung, und unsere Wahrnehmungen wiederum haben ihren Ursprung in unseren Überzeugungen. Möchtest du etwas daran ändern, wie du die Dinge siehst? Dann beschäftige dich mit deinen Überzeugungen und Erwartungen. Und bei Gelegenheiten wie diesen ist es relativ leicht, die eigenen Überzeugungen aufzudecken, weil du bereits einen klaren Ausgangspunkt hast: die unangenehmen Emotionen, die du gerade fühlst .

Emotionen (insbesondere Glück) sind also nicht nur etwas, was wir anstreben, sondern sie sind auch ein wichtiger Hinweis auf Überzeugungen, die uns daran hindern, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Emotionen sagen uns, worauf unser Denken abzielt, und folglich weisen sie mit dem Finger genau auf unsere Überzeugungen . Wenn sie unangenehm sind, dann dienen sie uns außerdem als Erinnerung daran, dass unsere momentane Wahrnehmung nicht auf der Wahrheit selbst, sondern auf ihrer Fehlinterpretation beruht.

Freude gibt’s gleich um die Ecke

Als vor kurzem meine Beziehung in die Brüche ging, wurde ich daran erinnert, wie gewaltig der Einfluss unserer Erwartungen und Überzeugungen auf unsere Wahrnehmungen ist und wie sie bestimmen, was wir fühlen. Die erste Woche war äußerst schmerzhaft und bestimmt von dem typischen leichten Übelkeitsgefühl und dem realen Schmerz eines gebrochenen Herzens. Aber in dieser Woche gab es auch Momente, in denen ich plötzlich glaubte (wahrnahm), dass wir uns wieder annäherten.

Zu meinem Erstaunen waren in diesen kurzen Augenblicken, in denen ich meinte, alles würde wieder gut, meine schmerzlichen Emotionen und die damit einhergehenden physischen Symptome innerhalb von Sekunden vollständig verschwunden! Ja, während dieser Phasen, die nie länger anhielten als etwa einen halben Tag, fragte ich mich, wieso mich die Trennung in solch abgrundtiefe Verzweiflung hatte stürzen können. Dann wieder holte mich ein Gespräch oder eine plötzliche Einsicht auf den Boden der Tatsachen zurück, und ich musste erkennen, dass die Beziehung tatsächlich nicht zu retten war. Ohne Vorwarnung stürzte ich dann wieder in ein tiefes Loch. Also selbst während der kurzen Atempausen, als ich mich wieder auf der Höhe fühlte, war ich blind für meine Überzeugung, die mir vorgaukelte, dass mein Glück und meine Selbstachtung von einem anderen Menschen abhinge . Die erste Woche war geprägt von diesem mehrmaligen Hin und Her, und jedes Mal machte ich die gleichen Beobachtungen. Wenn ich es nicht am eigenen Leib erfahren hätte, ich hätte wohl kaum geglaubt, dass meine Überzeugungen derart unmittelbaren Einfluss auf die Wahrnehmung meiner selbst und meiner emotionalen Situation nehmen könnten.

Wenn ich jetzt eine schwierige Phase durchzustehen habe, dann führe ich mir genau das immer wieder vor Augen. Ich mache mir bewusst, dass jegliche unangenehme Emotion auf meiner negativen Erwartung und auf der entsprechenden Wahrnehmung meiner Situation beruht. Da ich erfahren habe, wie rasch es mir bessergehen kann, entwickle ich sofort konstruktive Gedanken, die die Grenzen meiner Überzeugungen und meiner Wahrnehmung erweitern. Ich erwarte, mich besser zu fühlen, und schon fühle ich mich besser. Meiner Trennung verdanke ich also unter anderem die Erkenntnis, dass unsere Überzeugungen und Erwartungen gewaltigen Einfluss auf alle unsere Emotionen haben. Uns trennt demnach (im wahrsten Sinne des Wortes) immer nur ein Gedanke von den neuen Überzeugungen, die uns mit Freude, Glück und einem allumfassenden Gefühl des Wohlergehens hier und jetzt erfüllen.

Was wäre, wenn heute jemand zu dir käme – jemand wie der liebe Gott, an den die meisten Menschen glauben – und dir definitiv ankündigen würde, dass sich in der unmittelbaren Zukunft all deine Träume erfüllen werden? Die psychologischen und physischen Veränderungen, denen du ausgesetzt wärst, sind umfassender, als du dir vorstellen kannst. Du wärst begeistert, zuversichtlich, erleichtert, aufgeregt, glücklich, tolerant gegenüber der Welt und so vieles mehr . Du würdest mit unbeschreiblicher Leichtigkeit durch den Tag kommen – gleichgültig, welche Überraschungen er auch bereithält. Nichts könnte dich entmutigen. Du wärst unbezwingbar und unaufhaltbar. Also, wie wär’s? Warum sagst du dir nicht gleich jetzt, dass all deine Träume schon bald wahr werden? Was wäre dazu nötig? Du selbst hältst den Schlüssel in den Händen, denn dir wurde die Freiheit gegeben, so zu denken, wie du willst, und damit all das zu erschaffen, was du dir nur vorstellen kannst.

Unsere Emotionen verleihen jeder unserer Erfahrungen Farbe; was wäre ohne sie wichtig? Nichts! Welche Ziele würden wir ohne unsere Emotionen verfolgen? Was würde uns motivieren? Nichts.

Emotionen erfüllen unser Leben mit Sinn – auch die unangenehmen. Sie entzünden unsere Sehnsucht nach einem besseren Leben und inspirieren uns, damit wir uns den täglichen Herausforderungen stellen – Herausforderungen, an denen wir nicht scheitern, sondern die uns wachsen lassen.

Herausforderungen

Es liegt in unserer menschlichen Natur, Herausforderungen zu suchen, denn tief in unserem Inneren wissen wir, dass wir sie bewältigen und uns durchsetzen können; dass wir am Ende daran reifen werden. Herausforderungen zu meistern löst positive Emotionen in uns aus und sorgt zudem für Erkenntnisgewinn. Sich mit kniffligen Angelegenheiten auseinanderzusetzen, muss keineswegs unangenehm sein. Vor allem dann nicht, wenn man erkennt, dass sie mehr wie »Geschenke« sind, die ein tieferes Verständnis des Lebens ermöglichen.

Egal, wer du bist, wo du im Leben stehst oder was dich gerade beschäftigt: In Anbetracht der unendlichen Zahl von Möglichkeiten, aus denen du auswählen kannst, wirst du in spiritueller Hinsicht immer nur dazugewinnen können. Außerdem: Was wäre unser Leben ohne Herausforderungen? Und wie wäre es, wenn unser Weg zwar mit vorübergehend schmerzhaften Hindernissen gespickt wäre, wir aber genau wüssten, dass wir sie alle überwinden können? Und wie ginge es uns erst, wenn wir die Gewissheit hätten, dass wir – allen Schwierigkeiten zum Trotz – selbst unsere kühnsten Hoffnungen und Träume umsetzen können? Das ist doch eine äußerst aufregende Vorstellung, oder? Solche Fantasien sind natürlich nur etwas für Abenteurer, die das Leben voll auskosten wollen.

Emotionen erfüllen unser Leben mit Sinn – auch die unangenehmen.

Jeder Mensch manifestiert seine Gedanken; das an sich ist keine Leistung. Doch während unsere Gedanken uns durchs Leben befördern, konfrontieren sie uns immer auch mit einer Vielfalt von Emotionen. Deshalb sagt man auch: »Der Weg ist das Ziel«, denn erst die Emotionen, die wir auf dem Weg zu einem Ziel durchleben, verleihen unseren Erfahrungen Farbe und bereichern uns um neue Überzeugungen in Form von Rückmeldungen und Erkenntnissen. Mit unseren Emotionen reagieren wir auf die Objekte und Ereignisse, die wir durch unsere Gedanken zum Leben erweckt haben. Ihre Intensität ist ausschließlich von unserer Fähigkeit abhängig, diese Objekte und Ereignisse »richtig« einzuordnen. Je weniger Verständnis wir dafür aufbringen, desto größer ist unser Unbehagen, ja, unser Schmerz. Je mehr Verständnis wir für die jeweiligen Ereignisse aufbringen, desto größer ist unsere Freude und unser Vertrauen. Wenn wir unangenehme Emotionen zulassen und annehmen, dann stellen sie eine natürliche Therapie dar, die in genau der richtigen Menge zum exakt richtigen Zeitpunkt kommt. Diese Emotionen sind so wirkungsvoll, dass ihr Vorhandensein oft bereits ausreicht, um Missverständnisse auszuräumen. Das kann man leicht bei einem weinenden Kind beobachten, das spontan wieder zu lachen beginnt, noch bevor die Tränen getrocknet sind.

Natürlich müssen dich deine Emotionen nicht erst zum Weinen bringen, damit du durch sie lernst und sie dir nützen. Sie sind wie ein Fluss, der unablässig durch dich hindurchströmt und einen Reichtum mit sich führt, den du nur erkennen musst, um ihn nutzen zu können. Sie sind ein Schatz, der dir jederzeit ermöglicht, die augenblickliche Zielrichtung deines Denkens auszumachen, deine Überzeugungen zu erkennen und zu verstehen, welche Art Leben du gerade im Begriff bist zu erschaffen.

Ich möchte jetzt im Einzelnen auf die geläufigsten Emotionen zu sprechen kommen und erklären, wie und warum sie in deinem Leben in Erscheinung treten und was das bedeutet. Die erste dieser Emotionen ist natürlich die Liebe.

Liebe

Meiner Meinung nach gibt es zweierlei Arten von Liebe: jene, von der die Leute reden, wenn sie verliebt sind, und die Liebe, die Gott oder das Universum uns entgegenbringt. Diese beiden Arten von Liebe unterscheiden sich so stark, dass es für die Liebe des Universums eigentlich einen anderen Begriff geben müsste. Da er jedoch fehlt, bezeichne ich sie hier als »unendliche Liebe«.

Unendliche (bedingungslose) Liebe

»Am Anfang« war der Funke, der das Zustandekommen von Raum und Zeit ermöglichte. Er war ein gewaltiger Wunsch, hervorgebracht von der »Göttlichen Intelligenz«. Im Handumdrehen erwachten Himmel und Erde zum Leben. Das Schöpfertum der Göttlichen Intelligenz muss allmächtig sein – die bloße Existenz unserer überwältigenden, vielschichtigen, teilweise verrückten Welt beweist es. Die Göttliche Intelligenz muss einzigartig sein, denn alles kann überall und immer auf eine einzige Quelle zurückgeführt werden.

In Anbetracht der Ausmaße des Universums und seiner Vollkommenheit, seines Gleichgewichts und seiner Harmonie kann der Schöpfer nichts anderes als unendliche Liebe sein. Ein solches Bewusstsein lässt keinen Raum für Unvollkommenheit. Am Anfang war nur dieses eine Bewusstsein, und es war und ist unendliche Liebe.

Wieso irgendetwas schaffen ohne Liebe?

Unendliche Liebe ist immer und überall . Sie kennt keine Schwäche. Sie ist Zeit, Raum und Materie. Sie ist Gedanke, Bewusstsein und Energie. Sie ist der gegenwärtige Augenblick und jede in ihm enthaltene Form von Bewusstsein. Sie ist das Verlangen und die Erfüllung jedes jemals geträumten Traumes, der Geist des Lebens in einem immerwährenden Tanz des Werdens. Also kann man dieser Liebe nicht entgehen, selbst dann nicht, wenn man es will; sie ist absolut. Jetzt, in diesem Augenblick, hält sie dich, wer immer du auch bist, in ihrer Hand – eine Hand, die groß genug ist, um auch noch den abscheulichsten aller Menschen zu halten und zu verstehen . Diese unendliche Liebe ist nicht emotionaler Natur; sie ist nicht abhängig von Raum, Zeit oder Materie noch von Gedanken, Überzeugungen oder Wahrnehmungen. Doch wenn es sich nicht um eine emotionale Liebe handelt, warum beschäftigen wir uns dann hier mit ihr? Weil sie dein Erbe ist – du bist durch sie erschaffen worden – und weil sie deine Bestimmung ist. Sie ist immer da, um Trost zu spenden und Unterstützung zu gewähren. Doch allzu oft ist uns ihre immerwährende Gegenwart nicht bewusst, denn sie ist so lange unsichtbar, bis wir sie suchen.

Meine Argumentation mag naiv scheinen, doch manchmal sind die Antworten, die wir suchen, einfach. Und was die Bereiche in dieser Welt betrifft, in der sich kein Hinweis auf diese unendliche Liebe findet: Vielleicht liegt es an dem sehr engen Blickwinkel, den unsere physischen Sinne uns eben nur gestatten. Dennoch, wir begreifen immerhin, dass in Raum und Zeit sehr viel mehr geschieht, als das Auge wahrnimmt. Und was die überwältigende Fülle, Vollkommenheit und Harmonie betrifft, der wir überall begegnen und die das Leben auf unserem Planeten erst möglich macht – sie lässt uns mit Gewissheit darauf schließen, dass alle Dinge von Gutem durchdrungen sind.

Menschliche Liebe

Die menschliche Art von Liebe ist schön, aber sie beruht fast immer auf Emotion. Das heißt, dass sie an Bedingungen geknüpft ist – an Überzeugungen und Wahrnehmungen. Somit ist sie etwas, was gegeben und genommen werden kann. Leider ist sie oft mit Konflikten, Erwartungen und Hoffnungen verbunden. Meist ist sie vorübergehend und tritt nur zutage, wenn die Umstände in eine vorgefertigte Form passen oder wenn abhängig von Zustimmung, Respekt, Erwiderung oder Freundschaft bestimmte persönliche Regeln erfüllt werden. Sie ist selten, wenn überhaupt jemals, wirklich bedingungslos.

Die menschliche Liebe hat sich so entwickelt, weil wir unsere Illusionen als realer empfinden als die Wirklichkeit, in der sie ihren Ursprung haben. Folglich basiert unsere Liebe auf den Dingen und Umständen in Raum und Zeit statt auf dem Geist, der all dies erfüllt. Nur indem wir uns auf diesen Geist konzentrieren, können wir erkennen, dass Liebe ewig, mitfühlend, inspirierend, verzeihend, unerschütterlich und wirklich bedingungslos ist, und dann Zugang zu ihr finden. Sie basiert ganz sicher nicht auf Emotionen.

Die menschliche Liebe hält in ihrer Schönheit eine Menge wertvoller Lektionen für uns bereit. Liebe schmerzt nur dann, wenn du Überzeugungen pflegst, die dir nur einen eingeschränkten Blick auf dich selbst und deine Wirklichkeit gestatten.

Schmerzhafte Erfahrungen ereilen dich nicht willkürlich; sie treten immer dann in Erscheinung, wenn du bereit dafür bist. Betrachte also den Schmerz nicht als Unglück, sondern als Hinweis darauf, dass es Zeit ist, zu wachsen und ein tieferes Verständnis deiner selbst und deines Lebens zu erlangen. Nutze den Schmerz, um den Blick auf deine dich beschränkenden Überzeugungen zu richten.

Fühlst du dich abgewiesen und der Liebe nicht würdig? Hast du das Gefühl, mit deinem Leben von vorn beginnen zu müssen, wenn eine Beziehung schiefgeht? Es ist nichts falsch daran, von vorn zu beginnen. Wir alle müssen das jeden Tag wieder tun, auch dann, wenn wir uns in einer Beziehung befinden . Die Menschen verändern und entwickeln sich ständig, und jede beliebige Partnerschaftsbeziehung ist heute anders, als sie es vor einem Jahr oder auch nur vor einem Monat war.

Hast du das Gefühl, auf dich allein gestellt zu sein? Wie könntest du, wenn es doch Millionen anderer gibt, die hier und jetzt das Gleiche erleben wie du, und du zudem fester Bestandteil des gesamten Universums bist?

Schmerzen anzunehmen ist wichtig, ebenso wie sie wieder loszulassen, wenn es dafür an der Zeit ist. Durch schmerzliche Erfahrungen wirst du weiter vorankommen und mehr Erkenntnisse dazugewinnen, als du glaubst. Durch sie wirst auf zukünftiges Glück noch besser vorbereitet und dem Verständnis für die Geheimnisse deines Herzens einen Schritt näher kommen.

Hass

Hass ist Liebe auf dem Rückzug, und das bedeutet, wenn die Liebe nicht zuerst da gewesen wäre, dann könnte es keinen Hass geben. Hass zwischen Fremden ist kein echter Hass; entweder handelt es sich um Angst oder um Wut. Hass zwischen früheren Freunden hingegen ist die Spiegelung einer emotionalen Liebe, die an Bedingungen geknüpft war, und die unerfüllte Bedingung ist mit großer Wahrscheinlichkeit die der Erwiderung. Wir dürfen nicht vergessen, dass es hier um Wahrnehmungen geht. Wahrzunehmen, dass eine Liebe nicht erwidert wird, heißt nicht zwangsläufig, dass sie es nicht noch werden kann.

Damit Hass entstehen kann, muss du irgendeine Regel aufgestellt oder eine Bedingung vorausgesetzt haben, die missachtet worden ist. Indem du den aus deinem Hass resultierenden Schmerz verstehst, kannst du ihn bis zur Ursache deiner Fehlwahrnehmungen zurückverfolgen. Dachtest du, dass dein Glück von einem anderen Menschen abhängt? Wenn ja, dann erinnere dich, dass Glück eine Folge deiner Wahrnehmung ist und dass du allein die Kontrolle über deine Wahrnehmungen hast. Hast du dich verletzt gefühlt? Verletzungen sind wie Herausforderungen: Du begegnest ihnen nur, wenn du gerade etwas Wesentliches daraus lernen kannst. Wenn wir verletzt sind, fällt es uns schwer, einen Sinn darin zu finden. Aber indem wir begreifen, dass es keine Zufälle gibt, erkennen wir auch, dass niemals etwas ohne Grund geschieht. Und dieser Grund hat immer etwas mit uns selbst zu tun. Das zu akzeptieren, lindert den Schmerz.

Angst

Angst ist eine lähmende Emotion. Aber beschränke dich nicht darauf, sie zu empfinden, sondern nutze sie! Jede unangenehme Emotion macht dich lautstark darauf aufmerksam, dass du hemmende Überzeugungen hegst oder etwas missverstehst. Bei der Angst verhält es sich nicht anders.

Natürlich sind nicht alle Ängste eindeutig. Die Angst vor Versagen, Enttäuschung, Verletzung oder Ablehnung beispielsweise ist so lange unsichtbar, bis man damit auf die Probe gestellt wird. Und dann, rums! Man weiß: Jetzt bin ich dran! Aber auf die Probe gestellt zu werden bedeutet, dass es Zeit für Wachstum ist, und das geschieht nur, wenn man sich seinen Ängsten stellt und ihnen, wenn möglich, zu den einschränkenden Überzeugungen folgt, auf deren Konto die vorangegangenen Fehlwahrnehmungen gehen.

Traurigkeit und Depression

Die beste Definition des Begriffs Depression habe ich in einem der Seth -Bücher von Jane Roberts gelesen: Depression ist die Folge, wenn man sich zu machtlos fühlt, um die eigenen Umstände zu verändern, und sich als Gefangener des eigenen Lebens empfindet. Wenn du dich so fühlst, dann hast du den ersten Schritt bereits getan, wenn du dich dieser Tatsache stellst und sie dir eingestehst. Dann lässt du die Erkenntnis folgen, dass du natürlich sehr wohl Macht besitzt. Du hast nur ein bisschen an Schwung verloren. Es ist wie beim Fahrradfahren, du musst immer schön treten, damit du nicht umkippst. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, insbesondere unter stressigen oder schwierigen Umständen. Deshalb ist der beste Rat, den ich dir geben kann, mit kleinen Schritten dagegen anzugehen und in den Bereichen deines Lebens Veränderung zu erzwingen , die dir am meisten Kopfzerbrechen bereiten. Wenn du dich einsam fühlst, dann geh ins Einkaufszentrum (oder ins Museum), lächle und suche nach freundlichen Gesichtern. Du musst mit niemandem sprechen, aber geh – setz dich in Bewegung.

Falls du wegen irgendetwas traurig bist, dann ermutige dich nach der ersten Heilungsphase, während der du vielleicht allein sein musst, dich auf neue Dinge einzulassen. Suche Orte und Plätze auf, die du noch nicht kennst, probier neue Dinge aus, setz dich aufs Rad und fahr los. Das alles ist zunächst zwar nicht leicht, aber es ist auch nicht leichter, die Traurigkeit und den Schmerz auszuhalten, an dem du jetzt gerade leidest. Nur indem du dagegen angehst, ermöglichst du das Nachlassen der Emotionen. Tue immer das, was du kannst . Vielleicht lernst du im Einkaufszentrum niemanden kennen, aber auf dem Weg dorthin siehst du vielleicht ein Plakat, das für eine Veranstaltung wirbt, die dich interessiert (in den Genuss der magischen Glücksfälle des Lebens kann man nur kommen, wenn man aktiv wird). Indem du dich beschäftigst, vielleicht eine alte Freundschaft auffrischst oder eine früher gerne betriebene Sportart reaktivierst, eröffnest du dir die Möglichkeit neuer Freundschaften und Erfahrungen, die du dir jetzt noch gar nicht vorstellen kannst. Indem du tust, was du kannst, öffnest du dich für all die wunderbaren Gedanken, die als neue Manifestationen in dein Leben eintreten wollen. Und wenn du unerreichbar bist, zu Hause sitzt und auf ein Wunder wartest, dann kannst du diese neuen Erfahrungen einfach nicht machen.

Wut

Wut ähnelt Depression insofern, als dass sie aus einem empfundenen Kontrollverlust resultiert, der schon längere Zeit anhält. Statt dich von einer Depression überwältigen zu lassen oder konstruktiv mit deinen Wahrnehmungen unmittelbar nach ihrem Zustandekommen umzugehen, erlaubst du der Situation, in dir zu brodeln, bis die Wut schließlich hochkocht. Da du derjenige bist, der sich seiner Wut überlässt, wirst du auch unter den Folgen zu leiden haben – vielleicht in Form von gesundheitlichen Problemen oder als zunehmender Stress in deiner Beziehung. Eine Lösung für die ursprüngliche Störung bietet Wut nie. Zwar ist sie immer der Ausdruck des Wunsches, eine Situation zu korrigieren oder zu verbessern, doch leider bewirkt sie das genaue Gegenteil.

Wut verschlechtert immer die Situation, für dich und den Menschen, auf den sich deine Wut richtet. Und weil Wut ein großes destruktives Potenzial besitzt, ist es immer wichtig, sie anzugehen und nicht zu unterdrücken. Unterdrückte Wut kommt immer wieder hoch und wird durch ihre Unterdrückung nur noch verstärkt. Wenn du dich deiner Wut jedoch stellst, kannst du Verständnis für sie entwickeln. Falls sich deine Wut auf einen anderen Menschen richtet und es dir nicht möglich ist, ihm aus dem Weg zu gehen, dann könntest du dir klarmachen, dass dieser Mensch sein Bestes tut, wie gering auch immer du seine Leistung einschätzt. Auf dem Weg seiner spirituellen Entwicklung hat er eben genau dieses Leistungsvermögen erreicht.

Mach dir klar, dass du selbst die Quelle der Wut bist – nicht ein anderer Mensch oder ein Ereignis in deinem Leben. Sie sind so, wie sie sind, bis du daherkommst und sie auf der Basis deiner Überzeugungen beurteilst; an einem solchen Aufeinandertreffen entzünden sich die Emotionen. Ohne dass du ins Bild trittst, gäbe es keine Wut – wenigstens nicht deine Wut. Es mag schon sein, dass du dich im Recht fühlst, aber was bringt dir das ein, wenn letztlich du derjenige bist, der mit seiner Wut fertig werden muss? Arbeite lieber an deinem Denken, an deinen Überzeugungen und an deinen Wahrnehmungen, damit du dir den Ausdruck und – nicht weniger wichtig – die Unterdrückung deiner Wut ersparen kannst.

Große Trauer

Möglicherweise ist sie die dunkelste aller Emotionen. Normalerweise wird sie durch einen Verlust ausgelöst, vielleicht durch einen Todesfall. Große Trauer beraubt den Menschen seines Lebenswillens, und doch muss sich jeder mit ihr auseinandersetzen und sie überwinden. Das beste Heilmittel für Trauer ist die Zeit, und die Trauer zuzulassen, ist Bestandteil des Heilungsprozesses. Danach jedoch ist besondere Anstrengung erforderlich, um den Weg zurück ins Fahrwasser des Lebens zu finden.

Große Trauer hat, ebenso wie alle anderen unangenehmen Emotionen, ihren Ursprung in deinen einschränkenden Überzeugungen und will dir weismachen, dass dein Verlust etwas Endgültiges ist. Doch als unsterbliches spirituelles Wesen solltest du wissen, dass kein Verlust jemals endgültig ist und dass es keine unwiederbringlichen Trennungen gibt; all das sind Illusionen. Du wirst wiedervereint sein mit deinen geliebten Menschen, und das schon bald. Und für die Zwischenzeit hast du noch das Geschenk des Lebens, diese kostbare Gelegenheit hier zu sein, zu lieben und zu lachen. Die Tatsache, dass du »zurückgelassen wurdest« bedeutet ohne Zweifel, dass du noch einiges zu erledigen hast.

Mein Onkel hat immer gesagt: »Die Dinge sind nie so schwarz, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.« Zwar mag dir im Augenblick die Finsternis völlig undurchdringlich vorkommen, doch später im Rückblick wirst du dich fragen, warum du die Dinge derart schwarz gesehen hast. Wir alle mussten da irgendwann durch, und falls du jetzt gerade an diesem Punkt angelangt bist, dann bleib einfach dran; es geht vorüber.

Freude und Glück

Zum Glück sind nicht alle Emotionen unangenehm. Freude und Glück sind die Emotionen, die dir deinen Fortschritt signalisieren. Erfolgreich bewältigte vorangegangene Lektionen haben dich auf deinem Weg an einen Ort des Friedens und der Akzeptanz geführt, und du kannst mit innerer spiritueller Zufriedenheit auf deine Angelegenheiten blicken. Ob es nun offensichtlich ist oder nicht, Freude und Glück sind der Lohn, den du dir durch zurückliegenden Schmerz, bewältigte Herausforderungen und überwundene Hindernisse verdient hast. Zum Beispiel glaubst du vielleicht, dass ein Urlaub auf Hawaii der beste aller Zeiten ist und dich glücklich macht. Du meinst vielleicht sogar, dass es an der atemberaubenden Landschaft liegt, der entspannten Atmosphäre und dem idealen Wetter. Was du jedoch wirklich empfindest, ist die Leistung, bei früheren Herausforderungen im Leben – manche liegen vielleicht schon Jahre zurück – drangeblieben zu sein, durchgehalten zu haben und erfolgreich gewesen zu sein. Sie haben dich an einen Punkt geführt, an dem du ein derart idyllisches Urlaubsziel genießen kannst. Weil du dich tapfer mit inzwischen längst vergessenen Herausforderungen und Ängsten herumgeschlagen hast, konntest du wachsen und bist deinem Ziel näher gekommen, das Leben deiner Träume zu führen.

Frag doch jemanden, der auf Hawaii wohnt. Er wird dir sagen: »Das ist auch bloß eine Insel«, wenn auch eine besonders schöne. Ein Ort allein kann Freude und Glück nicht bewirken; beides kommt von innen . Und so wird es auch bei dir sein, sobald du die Oberhand über deine Wahrnehmungen gewonnen hast.

Nach Gold graben

Deine Emotionen sind wie Edelsteine, von denen jeder seine eigene Botschaft in sich trägt. Wenn du richtig mit ihnen umgehst, dann werden sie dir helfen, die Überzeugungen zu erkennen, die hinter deinen selbstgeschaffenen Illusionen liegen. Richtig mit ihnen umzugehen heißt an erster Stelle, sie zu fühlen und zuzulassen. Erst wenn du sie fühlst, kannst du verstehen, warum sie in deinem Leben auftauchen und was sie dir mitteilen wollen. Wenn dich eine Emotion schmerzt oder ablenkt, dann verfolge sie bis zu ihrer Quelle zurück – suche die Überzeugung, durch die sie entstanden ist –, und entwickle Verständnis für die Dinge, die du bisher falsch interpretiert hast. (Beim Unkrautjäten im Garten schneidest du die Pflanze schließlich auch nicht nur ab, sondern du reißt sie mit der Wurzel aus, so dass sie nicht nachwachsen kann.)

Wenn du deine Emotionen unterdrückst, dann stauen sie sich in dir auf wie Wasser hinter einem Damm. Denn Gedanken – wenn sie erst einmal gedacht sind – wollen sich zum Ausdruck bringen. Werden sie aber laufend unter Verschluss gehalten, dann explodieren sie eines Tages mit aufgestauter Kraft. Dieser plötzliche Ausbruch zerstört das wertvolle Gleichgewicht, das es dir erst ermöglicht, dein Leben aus der richtigen Perspektive betrachten zu können. Zurückgehaltene Emotionen überschwemmen dich mit einer derart verzerrten Wahrnehmung deiner »Wirklichkeit«, dass deine anschließende Reaktion ebenfalls jedes Maß sprengt.

Beim Unterdrücken von Emotionen weigerst du dich, zur Kenntnis zu nehmen, dass deine zugrundeliegenden Überzeugungen die Ursache dafür sind. Gesteh dir deine unangenehmen Emotionen ein – du bist ihre Quelle, und nur du kannst sie ersetzen, sobald du ihr Vorhandensein verstehst. Es liegt in deiner Hand, Einfluss auf deine Gefühlslage zu nehmen. Damit dir das aber gelingt, musst du bei dir selbst anfangen. Handle, tu etwas, und erinnere dich daran, dass du in einer vollkommenen und gerechten Welt lebst – die dir nur dann ein Rettungsseil zuwirft, wenn du bereit bist, zu verstehen, zu wachsen und glücklicher zu sein als zuvor.

In seinen Emotionen zu schwelgen ist ebenso ungesund, wie sie zu unterdrücken. Natürlicherweise sind sie im Fluss – sie kommen und gehen wie Ebbe und Flut. Nimm sie an, und du wirst sehen, sie bereichern dich um neue Perspektiven und lassen deine persönliche Entwicklung weiter voranschreiten.

Gesteh dir deine unangenehmen Emotionen ein – du bist ihre Quelle, und nur du kannst sie ersetzen, sobald du ihr Vorhandensein verstehst.

Unangenehme Emotionen zu haben heißt nicht zwangsläufig, dass du jetzt sofort in die Abgründe deiner Überzeugungen steigen musst. Die Emotionen einfach nur zu spüren ist oft die bessere Therapie. Sie zu fühlen ist jedoch etwas ganz anderes, als in ihnen zu schwelgen. In ihnen zu schwelgen heißt, ihnen zusätzliche Macht einzuräumen und weitere, ähnlich geartete anzuziehen. Traurigkeit ist nicht nur ansteckend, sie erzeugt auch in einem selbst noch mehr Traurigkeit, ebenso wie Glück mehr Glück nach sich zieht.

Gleiches zieht Gleiches an

Deine Gedanken verwandeln sich nicht nur in Dinge oder ziehen sie an, sie rufen auch ähnliche Gedanken herbei – mehr davon, was du bereits denkst oder, im Fall von Emotionen, was du fühlst .

Dass deine Gedanken beziehungsweise Emotionen sich gegenseitig fördern, hat auch wieder mit dem Prinzip Gedanken werde Dinge zu tun. Gedanken der Trauer und des Glücks wollen sich ebenfalls manifestieren, doch das kann eine knifflige Angelegenheit sein. Zwar können Emotionen wie Depression oder Freude sich nicht in materielle Dinge verwandeln, doch ihr Selbstausdruck auf der »Ebene der Manifestation« kann zustande kommen, wenn Ereignisse und Umstände in deinem Leben so umgebaut werden (wie es ja auch geschieht, wenn sich Gedanken in reale Dinge verwandeln), dass deine Reaktion auf die neuen Umstände diese Emotionen immer wieder zutage fördert. Zum Beispiel visualisierte ich eine Zeitlang, wie mich die Leute beglückwünschen. Vor meinem inneren Auge sah ich Kollegen, Nachbarn und Freunde, die mir die Hand schüttelten, mir Komplimente machten, mich lobten und mir auf den Rücken klopften. Doch ich verzichtete absichtlich darauf, ein Ereignis auszuwählen, das eine derartige Beglückwünschung hätte rechtfertigen können. Stattdessen stellte ich mir lediglich die Emotionen vor, die bei so viel Zuspruch in mir entstehen.

In den folgenden Monaten und Jahren steigerte sich der Umsatz unserer kleinen Firma TUT in nie geahntem Maße und brach alle Rekorde. Ich kaufte mir ein großes Haus, schaffte mir einen Hund an und freute mich über all die anderen Errungenschaften, die sich bei mir ansammelten. Man gratulierte mir ohne Ende. Natürlich tat ich in jener Zeit noch viele andere Dinge, die zu diesem Erfolg beitrugen, doch darum geht es nicht. Indem du dich mit bestimmten Emotionen beschäftigst, seien sie angenehm oder unangenehm, sorgst du dafür, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes Umstände und Ereignisse in dein Leben holen, die der Aufrechterhaltung ebendieser Emotionen dienen.

Ein anderes, aber weniger schönes Beispiel für dieses Phänomen ist die Abwärtsspirale, in die Menschen geraten, die Unglück erfahren haben. Ohne es zu wollen, stützen sie diesen Abwärtstrend nicht nur mit immer mehr negativen Gedanken und Gefühlen, sondern bringen ihn auf diese Weise sogar noch mehr in Fahrt. Solche Menschen fühlen sich, als ob ihnen der Boden unter den Füßen weggerissen würde. Doch Aufwärtsspiralen kommen noch viel häufiger vor und stimmen auch besser mit unserem natürlichen Optimismus überein. Wunderbare Gedanken und Gefühle bringen ebensolche Manifestationen und Lebensumstände hervor, die ihrerseits wieder wunderbare Gedanken und Gefühle auslösen und so fort. Und das Beste ist: Man braucht nur ein paar Gedanken und Gefühle, um diesen Kreislauf für sich in Gang zu setzen.

Noch ein Visualisierungstipp

Was jetzt kommt, ist wichtig: Wenn du visualisierst, dann entscheide dich für positive, angenehme Gefühle – ohne sie mit irgendwelchen Dingen oder Ereignissen zu verknüpfen. Ich zum Beispiel male mir gerne aus, wie ich mit hochgerissenen Armen, Freudengeschrei ausstoßend durch mein Haus laufe oder vor der Haustür Luftsprünge mache, weil ich gerade eine nicht näher definierte gute Nachricht erhalten habe. Und manchmal tu ich all das auch wirklich. Ich stelle mir vor, wie ich die Schnellstraße entlangfahre, die durch Orlando führt, mir irgendwelche fröhliche Musik richtig schön laut anhöre, dabei in den höchsten Tönen »JUCHUUU !!!« schreie und meine überbordende Freude kaum im Zaum halten kann. Dann male ich mir aus, wie Nachbarn und Freunde anrufen, um mir zu was auch immer zu gratulieren.

Solche Visualisierungen machen sogar Spaß, und man kann sich richtig schön in sie hineinsteigern. Sie stellen im wahrsten Sinne des Wortes das »Mobiliar« in deinem Leben so um, dass sich deine Gefühle manifestieren können.

Du bist nicht deine Emotionen

Im Umgang mit Emotionen, insbesondere mit den unangenehmen, ist es wichtig, uns nicht über die zu definieren. Nach meiner Trennung war ich natürlich mit einer Vielzahl unangenehmer Emotionen konfrontiert. Bei meinen Emotionen überwogen die traurigen, und durch sie dachte ich, ich hätte versagt. In der Folge zweifelte ich an meinem Charakter und meiner Persönlichkeit. Ich hielt mich für nicht liebenswert und der Liebe unwürdig und konzentrierte mich immer mehr auf all meine Schwächen. Meine Emotionen sorgten dafür, dass ich mich selbst abwertete und beschränkte; ich wurde immer unfähiger, meine Charakterstärken und meine einzigartige Persönlichkeit zu sehen und wertzuschätzen.

Wenn ich dem nichts entgegengesetzt hätte, hätte diese Abwärtsspirale ganz und gar von mir Besitz ergriffen. Stattdessen rief ich mir ins Bewusstsein, dass mich diese Emotionen lediglich auf bestimmte Fehlwahrnehmungen und mich einschränkende Überzeugungen hinweisen sollten. Ich war nicht diese Emotionen . Ich fing an, sie mir als die Hilfsmittel zunutze zu machen, die sie sein können, ließ mich nicht mehr dazu verführen, mich mit ihnen zu identifizieren, und untersuchte lieber meine Überzeugungen. Außerdem erinnerte ich mich daran, dass ich eine »Gedankenfabrik« bin und dass meine Gedanken die Umstände erschaffen, denen ich in meiner Zukunft begegne. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass ich selbst mit meinen Gedanken mein Leben programmiere.

Es sind nicht die Emotionen, die uns zu dem machen, was wir sind; Emotionen tun nichts anderes, als uns unablässig auf unsere Wahrnehmungen und Überzeugungen aufmerksam zu machen. Nutze sie, damit sie dir die Muster deiner Gedanken und Überzeugungen zeigen.

Was du wirklich willst

Immer wenn wir uns nach neuen »Dingen« in unserem Leben sehnen, dann sind es eigentlich die mit ihnen verbundenen Emotionen, auf die wir erpicht sind. Aber tatsächlich sind es natürlich gar nicht diese »Dinge«, die in uns Emotionen auslösen; sie sind lediglich Inspirationen auf unserem Lebensweg und Ausdruck unserer Leistungen. Ohne Zweifel ist dieses Missverständnis der Grund dafür, warum es so viele unglückliche Lottogewinner gibt, die erst glaubten, ihr Traum sei wahr geworden, dann immer unglücklicher wurden und schließlich pleite waren. Ich sehe das so: Wir alle wollen zu den »Gewinnern« des Lebens gehören, denn solche Menschen haben durchgehalten und etwas erreicht. Doch die Mitgliedschaft in diesem illustren Kreis setzt voraus, dass man sich Herausforderungen stellt und »gewinnt« – nicht in dem Sinne, dass man andere übertrumpft, sondern dass man seine selbstgesteckten Ziele erreicht. Die Belohnung für diesen Kampf, für das Durchhalten trotz aller Ängste und Zweifel, ist das Glücksgefühl. Glücklich wird man, wenn man das tut, was man gerne macht, wenn man es gut macht und sich den Hürden auf dem Weg dorthin stellt. Das Leben belohnt dich mit Erfolg bei der Arbeit, in deinen zwischenmenschlichen Beziehungen und in vielerlei anderer materieller wie immaterieller Hinsicht. Wer jedoch die Belohnung verlangt, ohne das persönliche Wachstum zu absolvieren; das Ziel erreichen will, ohne die Reise anzutreten; vom Club der Gewinner träumt, ohne am Wettkampf teilzunehmen, der hat etwas Grundlegendes missverstanden. Insbesondere im Hinblick auf das Wesen von Herausforderungen, Träumen und des Glücks schlechthin.

Die Überholspur

Uns inspiriert die Vorstellung davon, wie wir uns, verglichen mit unserer gegenwärtigen Gefühlslage, an einem Punkt in der Zukunft fühlen wollen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass unsere gegenwärtige Gefühlslage nichts anderes als eine Wahrnehmung ist. Selbstverständlich gibt es keine unerfüllbaren Träume, und auch deine Zielvorstellungen sind ohne jegliche Einschränkung. Dennoch fällt es uns noch leichter, unsere Träume zu verwirklichen, wenn wir unsere gegenwärtige Situation würdigen, uns für das Erreichte Anerkennung zollen und uns für das, was wir jetzt sind, lieben. Die Zufriedenheit mit sich selbst und die glückliche Anerkennung der bisherigen Leistungen ist der beste Start. Oder, was glaubst du, wer ist besser motiviert: der Glückliche oder der Unglückliche?

Wir sind alle verschieden, und manchmal kann Unglück tatsächlich eine sehr starke Motivation sein. Ich glaube, wir alle wissen, dass glückliche Menschen es im Leben oft weiter bringen, und das meist auch noch schneller als unglückliche. Wenn du glücklich bist, dann fühlst du dich weniger gezwungen , dein Leben zu ändern, und bist folglich entspannter und machst dir weniger Sorgen; du hast nicht das Gefühl, die Last der ganzen Welt auf deinen Schultern tragen zu müssen und dass zwischen dir und deinem Glück ein Abschluss, ein Vertrag, ein Tag oder irgendeine Person steht.

Nichts, was wir jetzt oder jemals erreichen könnten, ist vergleichbar mit der einfachen Tatsache, dass wir jetzt sind , jetzt und hier lebendig in Raum und Zeit. Genau jetzt sind wir frei, das zu denken, was wir denken wollen. Genau jetzt sind wir an der Reihe. Es gibt Millionen von Menschen auf der Welt, die fast alles gäben, wenn sie mit dir tauschen könnten, dein Leben und deine Möglichkeiten hätten. Ja, alles was du bisher erreicht hast, ist viel mehr als das, wovon viele auch nur träumen können. Leider verlieren wir diese Tatsache so leicht aus dem Blick, sind undankbar und unglücklich. Wenn du dich bei solchen Gedanken ertappst, dann kannst du diese Emotionen nutzen, um zu verstehen, wieso deine Wahrnehmung aus dem Gleichgewicht geraten ist. Und, noch wichtiger, welche Überzeugungen dich davon abhalten, die Wahrheit zu sehen und deinem wunderbaren, einzigartigen Leben die gewünschte Richtung zu geben.

Emotionen verleihen unseren Erfahrungen Tiefe und Sinn. Nimm deine Gefühle an, insbesondere die unangenehmen, versteh sie und wisse ihre Bedeutung in deinem Leben – und auch ihre Schönheit – zu schätzen. Dann wirst du dich im Verlauf deiner Reise selbst besser kennenlernen, deine Göttlichkeit, deine atemberaubende Schöpferkraft – die so gewaltig ist, dass du alle Träume jederzeit wahr machen kannst, wo immer du auch heute stehen magst.