Der Bus fuhr langsam, viel zu langsam. Die Straßen waren verstopft, der Feierabendverkehr staute sich an den Ampeln, den unvermeidlichen Baustellen. Der Bus fuhr und stand, fuhr weiter und stand wieder. Er steckte erst in der Rheinhardtstraße fest, danach in der Friedrichstraße. Ella drückte den Stopp-Knopf, aber der Fahrer öffnete die Tür nicht. Durch die staubigen Scheiben sah sie weiter vorn über den Dächern der stehenden Autos die in schwarzen Stahl gefasste Glashalle des S-Bahnhofs Friedrichstraße. Sie wollte raus aus dem Bus, und rein in den Zug, egal welche Linie, bis zum Hackeschen Markt war es nur eine Station. Der Bus setzte sich wieder in Bewegung, ruckweise rollte er vorwärts. Ella kniff die Augen zusammen gegen die Strahlen der jetzt schon tiefer stehenden Sonne, erst im Bus und dann endlich in einem S-Bahn-Waggon, Sonne am Himmel und auf der Spree und in den schmutzigen, mit Messern oder Schlüsseln zerkratzten Scheiben.
Kaum angefahren, ratterte der Zug über die Museumsinsel und hielt gleich darauf schon wieder an der nächsten Station. Ella drängte sich aus dem Waggon und lief den Bahnsteig entlang zum Ausgang Spandauer Brücke und die Treppe hinunter. Unten geriet sie in den Trubel des Hackeschen Markts, zwischen Passanten, Straßenkünstler, tobende Kinder, Bettlerinnen in Zigeunerkleidern, Kellner, Models und Hunde. Sie rannte über den Platz, vorbei an den Tischen vor den Lokalen, den Auslagen der Geschäfte in den Arkaden unter dem Bahnhof, alles war ihr im Weg, behinderte sie, ging zu langsam.
Endlich erreichte sie die Ecke, von der aus sie Max’ Haus sehen konnte. Ihr Blick flog zu den Fenstern seiner Wohnung hoch. Nichts war anders als sonst. Trotzdem wuchs das Gefühl der Beklemmung, das ihr die Luft abzuschnüren schien. In dieser Straße gab es keine Sonnenanbeter, keine Bettler, keine Models oder schwulen Modemacher, auch keine Galerien, Coffeeshops und Werbeagenturen. Ella klingelte, aber der Türöffner blieb stumm. Sie drückte alle anderen Klingelknöpfe hintereinander, und wenig später summte der Schnapper; irgendjemand machte immer auf. Sie stürmte in das kühle, von Zwielicht erfüllte Treppenhaus. Sie presste den Daumen auf den Fahrstuhlknopf, und als der Lift sich ratternd in Bewegung setzte, konnte sie hören, dass er noch ganz oben war. Sie lief die Treppe hoch, das ging schneller. Sie nahm zwei Stufen auf einmal, dann drei, und als sie auf dem vierten Stock ankam, fuhr die Liftkabine gerade vorbei. Die Stahlseile schlugen gegeneinander. Ella lief zu der Wohnung links vom Fahrstuhlschacht und klingelte. Sie konnte die Klingel hören und den Fahrstuhl, wie er unten im Parterre hielt. Sie hörte auch Musik und das Scheppern von Töpfen aus einer der oberen Etagen, aber in der Wohnung hörte sie nichts. Sie klingelte noch einmal.
Vielleicht hat er sich schon hingelegt. Vielleicht liegt er im Bett, benommen von einer Schmerztablette und hört die Klingel nicht.
Sie hämmerte mit der Faust gegen die Tür. »Max?! Max, mach auf, ich bin’s – Ella!« Sie presste ein Ohr gegen die Türfüllung, lauschte, ob sie ein Geräusch hörte, ein Ächzen vielleicht oder ein Humpeln, das Knirschen einer Krücke. Es gab nicht den leisesten Laut, nur den schwachen Verkehrslärm, der von der Spandauer Brücke heraufdrang. Sie lehnte sich gegen den Türknopf, aber das Schloss sprang nicht auf, natürlich nicht, und sie hatte nichts dabei, um es zu öffnen, keine Öle, Gels oder Skalpelle. Die Stille war unheimlich. Ella spürte, dass es eine andere Stille war als nur das Fehlen von Geräuschen.
Sie zog ihren Schlüsselbund heraus, ein unbedachter Reflex, denn sie hatte Max längst seinen Schlüssel zurückgegeben. An dem Bund befanden sich nur ihre eigenen, Haustür, Wohnungstür, Keller, Briefkasten. Der Briefkasten.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und stürzte die Treppe wieder hinunter. Max war wieder Single, seit ihrer Trennung gab es niemand neuen, niemand, dem er seinen Zweitschlüssel gegeben hätte. Früher hat er immer einen Zweitschlüssel im Briefkasten verwahrt.
Die Briefkästen an der Kachelwand gleich hinter der Haustür waren aus Metall, uralte Blechkästen mit verbogenen, zerkratzten Türen, von denen die meisten keine Namensschilder trugen. Aber Ella wusste noch, welcher Max gehörte. Sie schob die rechte Hand so weit es ging in den Briefschlitz und riss und zerrte an der dünnen Klappe, bis das Schloss aufsprang. Ein paar Briefe und Reklamezettel fielen ihr entgegen. Der Boden des Blechkastens war leer, die Seiten auch, aber als sie die obere Innenseite abtastete, fand sie den Schlüssel, festgeklebt mit Leukoplast. Sie riss den Haftstreifen ab und stürmte die Treppe wieder hinauf, vier Stockwerke. Was ist, wenn der Schlüssel von innen steckt? Was machst du dann? Sie schob den Schlüsselbart ins Schloss. Kein Widerstand. Sie drehte den Schlüssel, sperrte die Tür auf und rief: »Max!?«
Auch die Wohnung war von Zwielicht erfüllt, Halbdunkel, keine Musik. Sie betätigte den Lichtschalter, eine Punktstrahlerleiste an der Decke tauchte den Gang in blendende Helligkeit. Ein Blinken auf dem Laminatboden erregte ihre Aufmerksamkeit, das erste Anzeichen, dass etwas nicht stimmte: Da lag der Wohnungsschlüssel wie achtlos weggeworfen dicht an der Wand unter der Garderobe.
Und immer noch: zu still, eine falsche Stille, unheimlich.
»Max, bist du da?!« Plötzlich klang ihre Stimme scharf, etwas von einem straff gespannten Draht schwang darin mit, es ist wie gestern Nacht – das Herz, das ihr bis in den Hals hinauf schlug; der Druck auf den Magen, als hätte sie ihren Gürtel zu eng geschnallt; die Hände, die plötzlich eiskalt waren. Nicht schon wieder, dachte sie, bitte nicht. Sie ließ die Tür offen und ging auf den Wohnraum am Ende des schmalen Korridors zu.
Diesmal gab es kein Stöhnen, kein leises Wimmern, das aus den offen stehenden Türen drang. Es gab den Eisschrank in der Küche, der mit einem leisen Klirren sein Kühlaggregat ausschaltete. Es gab das Tropfen eines Wasserhahns im Bad. Es gab das Kreischen der S-Bahn-Waggons mit ihren Eisenrädern auf den Schienen am Bahnhof Hackescher Markt.
Irgendwo musste ein Fenster offen stehen, obwohl die Hitze des Augustabends fast bewegungslos in der Wohnung stand. In der stickigen Luft hing ein leichter Fäulnisgeruch, etwas abgestanden Metallisches. Keine Musik. Max hörte immer Musik, sie lief sogar, wenn er schlief, ganz leise. Ich ertrage keine Stille, hatte er mal gesagt. Wahrscheinlich bin ich mir selbst unheimlich. Das war die andere Seite von Max, die sie in ihrer gemeinsamen Zeit mehr und mehr gestört hatte.
Sie ging an der Küche vorbei, warf einen Blick hinein, nichts, ging weiter. Sie war immer noch ruhig, aber nur nach außen hin, wie eine Mutter, die ihre Angst zu verbergen sucht, damit das Kind ihr nichts anmerkt. Nur dass das Kind in ihr war, eine kleinere Ausgabe von ihr selbst. Und dieses Kind schrie. Geh ins Schlafzimmer, schrie es, sieh endlich im Schlafzimmer nach, bestimmt liegt er da auf dem Bett und schläft.
Ella spähte durch die angelehnte Schlafzimmertür. Das Bett war ungemacht und leer. Das Bad. Das Bad hatte kein Fenster. Sie knipste das Licht an und sah hinein. Sie zog den Duschvorhang beiseite, die Plastikringe rasselten über die Haltestange. Sie fand den tropfenden Wasserhahn, aber die Wanne war auch leer.
Das Wohnzimmer. Vielleicht ist er beim Fernsehen eingeschlafen, auf der Couch.
Der Fernseher war aus. Das kleine Wohnzimmer lag im Schatten einer halb heruntergelassenen Jalousie, durch die noch etwas Helligkeit hereinfiel, das letzte Licht des Tages. Vor dem Fenster führte die Hochbahn vorbei, über die Spandauer Brücke auf der anderen Seite der Straße. Dahinter ragte der Fernsehturm in den Abendhimmel; rote und weiße Lämpchen glommen an seiner silbernen Silhouette vor einem fingernagelgroßen Halbmond.
Niemand lag auf der Couch, niemand saß im Sessel. Aber auf dem Boden lag eine herrenlose Krücke. »Max?! Max …« Wieso liegt die Krücke da? Wo kann er hin sein ohne die Krücke? Plötzlich bemerkte sie, dass der Teppich verrutscht war und Falten geworfen hatte. Sie entdeckte Kratzspuren an den weiß getünchten Wänden.
Das Geräusch hinter ihr war nicht sehr laut, doch es zerriss die Stille so abrupt, dass sie herumfuhr, als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt. Sie hatte nur einen kurzen Blick in die Küche geworfen, und sie wusste sofort, dass es dort hergekommen war, das Rascheln und Scheppern hinter der Tür. Sie drehte sich um und ging langsam zurück, diesmal ohne einen Namen zu rufen. Ihr Mund schmerzte vor Anspannung, der Puls hämmerte im Gaumen.
Sie stieß die Küchentür ganz auf. Knipste das Licht an. Entdeckte den Ursprung des Geräuschs – eine Mülltüte neben der Tür war umgefallen, raschelndes, rotes Plastik, und ein Teil des Inhalts hatte sich über den Linoleumboden ergossen, vor allem Joghurtbecher, Erdbeer, Blaubeer, Kirsch, ihre Lieblingssorten.
Die Einkaufstüte war nicht das einzige Rote auf dem ockerfarbenen Fliesenimitat, auch nicht die winzigen Spritzer von Kirsch- und Erdbeerjoghurt. Es begann unter dem Tisch: dunkelrote Flecken; ein gestocktes, fast braunes Rinnsal, dunkel an den Rändern, heller und glänzend in der Mitte.
Er lag auf dem Bauch, und es sah aus, als schliefe er. Das Blut schien auf ihn zugekrochen zu sein, dann um ihn herum, ganz vorsichtig. Es war nicht von ihm, nein, es hatte seine Nähe gesucht. Er trug nur den Verband am linken Knöchel und die Shorts, in denen er immer schlief. Seine Haut war sehr blass bis auf ein paar blaue Flecken zwischen den Schultern. Die Haare in seinem Nacken waren schweißverklebt, obwohl er nun nicht mehr schwitzte. Sein Gesicht war von Ella weg und der Wand zugekehrt, und seine Hände lagen in Höhe des Geschlechts unter seinem Bauch begraben.
»Max«, flüsterte sie. Sie nahm an, dass sie geflüstert hatte, selbst wenn es in der winzigen Küche wie ein Schrei nachhallte. Sie wartete darauf, dass er den Kopf hob und aufstand, vielleicht mit einem benommenen, etwas verlegenen Lächeln; dass er sagte, Ach, du bist es, Bambi, schau nicht hin, ja? Ich bin bloß ausgerutscht, in der Tomatensoße hier, wollte mir gerade Spaghetti machen. Sie näherte sich ihm zögernd, beugte sich über ihn und tastete automatisch nach seinem Puls, ohne ihn zu finden.
Kein Puls.
Die Haut über seiner Halsschlagader war kühl und trocken, und als sie ihn umdrehte, erwartete sie immer noch, dass er sie plötzlich anlächeln würde. Dann sah sie sein Gesicht, und einen Moment wurde ihr schwindlig vor Erleichterung. Das war nicht Max. Das war nicht sein Gesicht, denn da war kein Gesicht mehr zu erkennen. Von hinten hatte er ausgesehen wie Max, aber von vorn sah er nicht einmal aus wie ein Mensch. Das Messer lag neben seinem Kopf. Es war ein normales Fleischmesser mit einer zwanzig Zentimeter langen Klinge aus Solinger Stahl. An den Stellen, die nicht mit getrocknetem Blut bedeckt waren, reflektierte die Klinge das Licht der Deckenlampe.
Ella ließ den Kopf, den ganzen Körper sacht zurücksinken. Sie zitterte dabei so stark, dass der Schädel mehrfach gegen den Boden schlug. Sie stand auf und wandte sich ab und ging zur Spüle, und dort konnte sie sich gerade noch festhalten, bevor sie eine plötzliche Hitze hinter ihrer Stirn spürte. Als sie fiel, sah sie den Raum um die Lampe an der Decke rotieren wie um die Achse eines Kreisels. Sie lag eine Zeit lang auf dem Rücken, ohne die Augen zu schließen. Ein schimmernder Film verwischte die Konturen der Gegenstände. Sie wollte nicht weinen. Sie wischte die Tränen weg, richtete sich auf, und da erkannte sie die Küche wieder und drehte sich um, und der verstümmelte Körper war noch immer da, und jetzt wusste sie, dass es Max war, egal, wie er aussah.
Sie zog die Beine an. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Waschmaschine neben der Spüle. Sie stand nicht auf, weil ihr dazu die Kraft fehlte. Sie betrachtete den toten Körper, der Max war und doch nicht Max. Da liegt mein bester Freund.
Im Wohnzimmer klingelte das Telefon. Ella hörte das Klingeln, aber sie hatte nicht die Kraft, um aufzustehen, und ließ es klingeln. Nach einer Weile hörte es auf. Ella fragte sich nicht, was Max geschehen war; sie wusste es.
Wir haben schon mit ihm gesprochen.
Sie dachte, wenn sie mit mir zuerst gesprochen hätten, läge ich jetzt so da, nur bei mir zu Hause. Sie wusste nicht, warum sie das dachte, aber sie wusste, dass es stimmte. Was sie nicht wusste, war: warum? Sie versuchte sich an die Fragen des Mannes am Telefon zu erinnern, und die meisten fielen ihr wieder ein, nur dass sie keine Antwort auf ihre eigene Frage ergaben. Warum? Warum Max, warum ich, was haben wir getan?
Irgendwann war ihre Kraft wieder da, und sie stand auf. Sie ging zur Wohnungstür und schloss sie, dann kehrte sie zu Max zurück. Sie setzte sich auf einen der beiden Stühle am Küchentisch. Draußen war es inzwischen Nacht geworden, und sie konnte den Fernsehturm mit seinen roten und weißen Lichtern auf der anderen Seite der Bahngleise sehen und daneben einen schäbigen Plattenbau, dessen Fenster ebenfalls erleuchtet waren. Früher hatten sie manchmal nachts stundenlang telefoniert, und dabei hatte Max auf die Lichter des Turms geschaut und sie, vom Balkon ihrer Wohnung aus, über die Dächer von Schöneberg auf die roten Lampen oben am Stahlkranz des Gasometers. Guter Max, was haben sie mit dir gemacht?Was wollten sie von dir wissen, das du ihnen nicht sagen konntest?
Und warum hatten sie das Messer zurückgelassen? Wonach sollte es aussehen?
Überall entdeckte Ella die letzten Spuren eines jäh beendeten Lebens – eine aufgeschlagene Zeitung, ungespültes Geschirr, eine halb volle Wodkaflasche. Die Stille wurde dichter.
Sie saß da und sah zu ihm hinunter, und nach einer Weile wusste sie, was sie fühlte: Es war reine Trauer, reiner Schmerz, der bloß nicht körperlich wehtat. Sie kam sich fast schwerelos vor, wie sie dasaß und wartete; schwerelos in einem schwarzen All aus Trauer.
Das Telefon klingelte wieder. Sie stand auf und ging ins Wohnzimmer, in das vom Hochbahnhof gegenüber etwas Helligkeit hereinfiel. Die erleuchteten Fenster eines über die Brücke fahrenden ICE warfen ihren Widerschein auf die Wand; kleine, schräge Lichtvierecke glitten über die Bilder und die Möbel. Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln.
Geh nicht dran, heb nicht ab. Warte, bis es aufhört und ruf dann die Polizei an, die richtige.
Sie stand neben dem Apparat und wartete, und endlich hörte es auf zu klingeln. Sie holte ihr Handy aus der Jackentasche und wählte den Notruf, und als am anderen Ende abgehoben wurde, sagte sie: »Mein Name ist Ella Bach. Bitte verbinden Sie mich mit der Polizei. Ich möchte einen Mord melden.«
»Von wo rufen Sie an?«, fragte die Frau am anderen Ende.
»Schubertstraße 3.«
Während sie verbunden wurde, fragte sie sich, ob sie das Richtige tat, aber sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun sollen, und deswegen war es wohl richtig. Sie fühlte sich noch immer schwerelos und leer. Dann sagte eine andere Frauenstimme: »Polizeidirektion 3, Referat Verbrechensbekämpfung.« Ella wiederholte ihre Meldung und die Adresse. Dann nannte sie den Namen des Toten, und die Stimme sagte: »Bitte, bleiben Sie, wo Sie sind. Wir schicken sofort einen Streifenwagen!«
Gerade als die Stimme das sagte, begann das Telefon neben Ella erneut zu klingeln. Plötzlich begriff sie, dass der Anruf ihr galt. Sie hob ab, ohne sich zu melden. »Doktor Bach?«, fragte ein Mann, und es war derselbe Mann, mit dem sie erst vorhin von der Charité aus telefoniert hatte. »Es gibt noch einen Ausweg für Sie, Doktor Bach«, sagte er. »Sie müssen nicht so enden wie Ihr Freund. Reden Sie mit uns, nicht mit der Polizei. Wenn Sie mit der Polizei reden, lassen Sie uns keine Wahl!«
Sie wissen, wo du bist. Woher wissen sie, dass du bei Max bist?
»Kennen Sie das Märchen vom Hasen und dem Igel?«, fragte der Mann am anderen Ende der Leitung. »Geben Sie sich keine Mühe, zu rennen. Wir sind immer schon da. Und wenn wir nicht da sind, wissen wir, wo Sie sind. Reden Sie mit uns.«
»Ich rede mit Ihnen«, sagte Ella. Sie hielt den Hörer mit der Sprechmuschel zum Fenster, vor dem die Sirene eines Streifenwagens erklang, erst leise und weit entfernt, dann näher und lauter. »Hören Sie das? Wie finden Sie unser Gespräch?!« Sie legte auf, und auf einmal waren ihre Hände wieder so kalt, dass sie die Finger nicht spürte.
Erst war es nur eine Sirene, dann kam eine zweite dazu, und schließlich quietschten Reifen unten auf der Straße. Die Türglocke schnarrte schnell hintereinander.