15

Sie durchquerten die Lobby wie ein Paar, das sich schon lange kannte, und gerade, als sie aus der Drehtür traten und zu einem der wartenden Taxis gingen, entdeckte Ella den grauen Audi. Sie sah ihn nur kurz, er war schon fast am Hoteleingang vorbei und bog langsam um die Ecke in die Markgrafenstraße. Die Bremslichter leuchteten auf und erloschen wieder. Dann war er hinter dem Hotel verschwunden, aber das bedeutete nichts, es bedeutete überhaupt nichts. Es konnte irgendein grauer Audi Quattro mit Berliner Kennzeichen sein, der nur zufällig am Hilton vorbeifuhr. Bloß dass Ella es besser wusste. »Sie sind hier«, sagte sie.

»Wo?«, fragte Dany, während sie weiter auf die wartenden Taxis zugingen.

»Um die Ecke, ein grauer Audi Quattro«, sagte Ella. »So ein Wagen ist uns zur Charité gefolgt und dann am Morgen zur Wohnung meines Freundes.«

Das erste Taxi in der Reihe fuhr los, bog in die Zufahrtsbucht des Hotels und hielt neben ihnen. Der Fahrer ließ die Seitenscheibe herunter. Er beugte sich über den Beifahrersitz und sah durch das offene Fenster zu ihnen auf. »Taxi?«

Dany hatte die Hand schon auf den hinteren Türgriff gelegt, um den Schlag zu öffnen, doch Ella sagte: »Nein. Danke.« Der Fahrer sah sie an, als wollte er sich ihr Gesicht einprägen, dann ging sein forschender Blick zu Dany, dessen Gesicht er sich in dieser Sekunde ebenfalls merkte.

Sie gingen rasch weiter, überquerten die Straße und mischten sich unter die Menschen auf dem Gendarmenmarkt. »Wie haben die uns gefunden?«, fragte Dany.

Der Wagen, dachte Ella, genau wie Annika gesagt hat. Sie haben das Haus beobachtet. Ich bin Dany gefolgt, und sie sind mir gefolgt.

»Wir müssen in Bewegung bleiben«, sagte sie. »Es sind mehr als nur die in dem Wagen. In der Lobby waren sie bestimmt auch.« Sie merkte, wie schnell er begriff und wie geschickt er den Trubel auf dem Platz um den Dom nutzte. Wie er sie in Gruppen von Passanten schob, die er ein Stück weit als Deckung benutzte, dann hinter einer anderen Gruppe wieder verließ. Wie er in den Schutz der dunklen Stellen zwischen den Bänken und Tischen und Imbissständen schlüpfte und den Laternen und Scheinwerfern auswich, vom Dom zum Konzerthaus und weiter zur Französischen Kirche.

Der Verkehr floss laut um den Gendarmenmarkt, der Lärm hallte von den aufwendig renovierten Fassaden der Häuserzeilen wider. Auch auf dem Platz spielten Straßenmusikanten Gitarre oder Violine, Kinder kreischten, junge Touristen überschrien sich auf Spanisch, Französisch oder Englisch, und ein kleiner Chor halbwüchsiger Japanerinnen sang Kirchenlieder.

Ella versuchte in dem Getümmel ihre Verfolger auszumachen. Gesichter, die sie schon einmal gesehen hatte. In der U-Bahn. In der Klinik. Auf den Gängen des LKA. In der Lobby des Hotels. Sie sah sich um, warf schnelle Blicke hinter sich, über die Schultern, zwischen den Köpfen hindurch. Da, der grauhaarige Mann mit der geschulterten Ledertasche, der sich hochreckte, um über die Köpfe der Menge zu schauen – nein, das ist ein Inder. Da, der schlanke Mann in dem schwarzen Anzug, der so tat, als schaue er in die entgegengesetzte Richtung – nein, ein Priester. Da, der Blumenverkäufer – nein, ein Tamile. Da der Geiger, der von Tisch zu Tisch wanderte und jetzt die Violine herumschwenkte und zu ihr herüberschaute – nein, eine Frau.

Sie beobachtete die Fußgänger, die Radler und die Autos. Es war unmöglich. Sie konnte das nicht, hatte keine Übung. Du bist ein Amateur, und sie sind Profis. Dany hatte ihre Hand genommen, zog sie hinter sich her über den Platz, vorbei an einem erleuchteten Brunnen, unter eine Baumgruppe. »Ich kann niemanden entdecken«, sagte er.

»Nein.« Ella schüttelte den Kopf. »Man entdeckt sie nicht. Erst wenn es zu spät ist.«

Wenn der graue Audi auftaucht, haben sie einen schon eingekreist. Wer immer darin sitzt, sie rufen ihn erst, wenn sie sicher sind, dass sie dich haben.

Dany zog sie weiter, schnell, aus dem Schatten unter den Bäumen zum Rand des Platzes, schnell, durch eine Lücke im Verkehr auf die andere Seite der Friedrichstraße, schnell, bis zur nächsten Ecke, in die erste Seitenstraße, um eine weitere Ecke, schnell, was ist das für ein Taxi, warum fährt es so langsam?, schnell, vorbei an einem schwach beleuchteten Eingang, verspiegelten Fenstern, nein, zurück, durch die Tür des schwach beleuchteten Eingangs in einen hohen, von Aquariumlicht erfüllten Raum.

In dem Raum roch es nach asiatischer Küche, nach scharfen Gewürzen, Sojasoße und geschmolzenem Fett in heißen Woks. In den Ecken der schwarz lackierten Wände ragten weiße Neonleisten wie schlanke Obelisken zur verspiegelten Decke hinauf. Es gab zehn Essnischen mit aluminiumverkleideten Tischen und an jedem Tisch zwei Bänke mit roten Plastikpolstern. Halb heruntergelassene Bambusjalousien, ebenfalls schwarz lackiert, hingen vor den großen Fenstern. In der Mitte des Raums schienen lichtgrüne Farne langsam in der Dünung unsichtbarer Luftströmungen zu tanzen.

Ella folgte Dany an den tanzenden Farnen vorbei zu einem Tisch im Hintergrund des Lokals, von dem aus sie den Eingang im Auge behalten konnte. Er ging weiter auf eine Tür neben dem lang gezogenen Tresen zu.

Über der Theke hingen fotografische Abbildungen diverser Gerichte in leuchtenden Primärfarben: knusprige Ente Kanton, Chicken Sezuan, Rind Süßsauer, glasierter Oktopus, Dim Sum, gelbe Nudeln, weißer Reis, grünes und rotes Gemüse. Neben dem Tresen am anderen Ende war ein großer Flatscreenfernseher in die Wand gedübelt, auf dessen Bildschirm sich ein Dutzend nur mit Ketten und Handschellen bekleidete Mädchen um einen farbigen Rapper mit Sonnenbrille wanden. Versteckte Lautsprecher schmetterten die Wortkaskaden des zuckenden Rappers in den Raum, begleitet von einem hart stampfenden E-Bass und den abgehackten Synkopen einer in bunte afrikanische Gewänder gehüllten Bläsergruppe. Ella verstand nur einzelne Worte wie bitch und money und kill.

Sie konnte ihren Blick nicht von den leuchtenden Gerichten über dem Tresen lösen. Jetzt, wo sie saß, merkte sie, dass ihr schlecht war vor Hunger. Der Raum schien unter ihr wegzukippen, als hätte sie zu viel getrunken.

Außer ihr gab es noch vier weitere Gäste. An einem Tisch direkt unter dem Fernseher saßen zwei junge Männer in weißen Hemden und eleganten schwarzen Anzügen, deren Jacketts sie neben sich auf die Bänke gelegt hatten. Sie trugen Seidenkrawattten, teure Uhren und Designerbrillen. Ihre Handys lagen griffbereit auf der Tischplatte. Sie stippten geschälte Garnelen in ein halbes Dutzend weißer Saucenschälchen vor ihren Plätzen, knabberten Reiswaffeln und wischten sich die fettigen Finger an Papierservietten ab, die sie achtlos auf den schwarzen Marmorboden fallen ließen.

Am entgegengesetzten Ende des schlauchförmigen Raums kauerte ein blasses Mädchen in Parka und Jeans, trank eine Cola light und las in einem Taschenbuch, während ihr Kopf im Rhythmus der Musik aus ihren iPod-Kopfhörern wippte.

An einem Tisch genau in der Mitte saß – mit dem Rücken zu Ella – eine Blondine in einem Businesskostüm, dessen Rock aus beiger Rohseide unter der Bank lange schlanke Beine sehen ließ. Die Füße steckten zur Hälfte in dottergelben High Heels, die leicht geröteten Fersen schauten unter grauen Riemchen hervor. Die Frau war gerade mit dem Essen fertig, tupfte sich mit der Serviette schnell den Mund ab und kontrollierte Lippenstift und Zähne in einem rechteckigen Taschenspiegel, der nur das gefletschte Gebiss reflektierte.

Hinter einer Durchreiche kippte ein schwitzender asiatischer Koch Nudeln aus einem Sieb in eine Kupferpfanne mit zischendem Öl und schien dabei Verwünschungen auszustoßen. Eine Kellnerin in einem kirschblütenfarbenen Sarong zauberte ein seidenes Lächeln auf ihr blasses, stark geschminktes Gesicht – künstlich und fein, wie auf einen Wandteppich gestickt – und trat an Ellas Tisch, um zwei Speisekarten vor sie hinzulegen. »Schon etwas zu trinken für Sie?«, fragte sie mit einer hellen Stimme, die Mühe hatte, sich gegen den rappenden Ghettokitsch im Fernsehen durchzusetzen.

»Einen Eistee«, sagte Ella.

Die Kellnerin mit dem gestickten Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte, nickte und glitt zurück zur Theke. Aus ihrem schwarzen, zu einem Knoten hochgesteckten Haar ragten zwei Holzstöckchen, die Ella an Mikadostäbchen erinnerten. Dany kehrte zurück an den Tisch, blieb neben Ella stehen und sagte: »Hinter den Toiletten ist eine Tür, die auf einen Hof führt. Kommen Sie.«

»Können wir nicht einen Moment hierbleiben?«, fragte Ella. »Ich habe Hunger und Durst, und ich müsste mir auch mal die Hände waschen.«

»Dann gehen Sie jetzt«, sagte Dany, »und wenn Sie fertig sind, warten Sie draußen auf mich. Ich lasse uns etwas einpacken und komme nach.« Er ging zum Tresen, gerade als die Kellnerin den Tee brachte, und Ella trank so schnell sie konnte, bevor sie den Waschraum aufsuchte. Es lag eine merkwürdige Erleichterung darin, zu tun, was jemand anderer ihr sagte, fast als legte sie ihr Schicksal in fähigere Hände als ihre eigenen.

Die Toilette war sauber, in der Luft hing Räucherstäbchenduft. Ella sah in den Spiegel. Die Frau, die zurückblickte, wirkte erschöpft und verstört, ein blasses Gesicht vor dem dunklen Hintergrund der marmorierten Kacheln, großäugig, ungeschminkt. Sie kämmte sich mit den Fingern und erkannte sich immer noch nicht.

Als sie den Waschraum verließ, entdeckte sie rechter Hand in dem schlecht beleuchteten Gang die Tür des Notausgangs. Sie öffnete sie und fand sich in einem Hinterhof, der nur von einer vergitterten Lampe über den beiden Müllcontainern erhellt wurde. Dany lehnte an einem der Container, in der Hand einen offenen Karton mit Dim Sum. Er spießte eine der frittierten Teigtaschen darin auf eine Plastikgabel und streckte sie ihr entgegen. »Achtung, heiß.«

Sie nahm die Gabel, biss in die Teigtasche und verbrannte sich Zunge und Gaumen und auch noch die Speiseröhre, aber dann war es, als entzündete sich das Essen in ihr, erst im Magen, dann im Kopf, im ganzen Körper, wie eine Explosion. Dany beobachtete, wie sie die nächste Kugel verschlang und sagte: »Sie sehen ihr ähnlich. Sie essen sogar wie sie.«

»Ihre Schwester? Mado?«, fragte Ella mit vollem Mund.

»Ja.« Er sah sie weiter an, als sei er nicht ganz sicher, worin diese Ähnlichkeit genau bestand. Dann drückte er ihr den warmen Karton in die Hand. »Sie können im Gehen weiteressen.« Er ging voran über den finsteren Hof, der von hohen Gebäuden mit wenigen Fenstern eingefasst war, zu einer Lieferanteneinfahrt. Sie folgte ihm in die Durchfahrt, und als er stehen blieb, um die Straße auf der anderen Seite ins Auge zu fassen, blieb sie ebenfalls stehen.

Die Passanten, die an dem Tor vorbeigingen, schenkten ihnen keine Aufmerksamkeit, auch nicht die Fahrradfahrer. Die Autos fuhren langsam, aber doch schnell genug, um keinen Verdacht zu erregen. Alle Taxis waren besetzt. »Sieht so aus, als hätten wir sie abgehängt«, sagte Dany.

Ella aß die letzte Teigtasche, diesmal mit Krebsfleisch gefüllt, dann warf sie den Karton weg. Vor ihnen hielt gerade ein Bus an der Haltestelle und Dany sagte: »Den nehmen wir.«

Der Bus hielt. Ella sah, dass er fast leer war. Dany schob Ella auf die vordere Tür zu. »Bezahlen Sie für uns beide.« Sie stieg ein, kaufte zwei Einzelfahrten und ging ganz nach hinten durch, wo sie trotz der Innenbeleuchtung gegen Blicke von draußen am besten geschützt waren. Dany setzte sich neben sie, gleich hinter zwei türkischen Jugendlichen in schwarzen muscle shirts und weißen Satinhosen mit schnellen roten Streifen. »Woher wissen Sie eigentlich, dass Mado entführt worden ist?«, fragte er leise, als der Bus sich in Bewegung gesetzt hatte.

Ein kleiner Junge mit einem Gehirntumor hat es mir erzählt.

»Sie haben gesagt, Sie hätten sie eingeliefert, und am nächsten Tag war sie nicht mehr da, und niemand konnte sich an sie erinnern«, fuhr er fort, noch immer leise, obwohl die Türken iPod-Stöpsel in den Ohren hatten. »Wäre es nicht einfacher für die Entführer gewesen, sie gleich dort zu töten, wenn sie nur verhindern wollten, dass sie redet?«

»Vielleicht ging es ihnen gar nicht darum«, sagte Ella. »Vielleicht wussten sie einfach noch nicht, was sie wissen wollten, weil sie durch uns gestört wurden.«

»Sie meinen, sie wollten sie weiter foltern?«

Ella schwieg.

»Und Sie haben bisher keinen Hinweis darauf gefunden, worum es denen eigentlich geht?«, fragte Dany.

»Nein. Wenn es wirklich mit ihrer Arbeit zu tun hatte, muss sie irgendetwas herausgefunden haben, was sie nicht hätte wissen dürfen.«

»Sie war Studentin, oder? Was hat sie studiert? Woran hat sie gearbeitet?«

»Wirtschaftsgeschichte«, erklärte er. »Die Entwicklung der Geldmärkte, die Entstehung der Börsen, die großen Wirtschaftskrisen, vor allem die Wechselwirkung von wirtschaftlicher Entwicklung und sozialem Fortschritt, der frühe Kapitalismus. Merkwürdige Interessen für eine junge Frau.« Er warf einen ungeduldigen Blick auf seine Armbanduhr. »Am Anfang dachte ich, sie interessiert sich dafür, weil unsere Urgroßeltern in der großen Weltwirtschaftskrise 1929 ermordet wurden. Sie wollte immer schon herausfinden, was damals wirklich passiert ist.«

»Aber was machte sie dann in Berlin?«, fragte Ella. »Hätte sie danach nicht eher in Paris nach Antworten suchen müssen?«

Dany beugte sich an ihr vorbei zum Fenster, um auf die Straße zu sehen. »Unsere Urgroßeltern lebten nicht in Paris, sondern im Elsass, in der Nähe von Haguenau. Sie hat auch an der Sorbonne studiert, aber aus irgendeinem Grund ist sie dann hierher nach Berlin gewechselt. Am Telefon sagte sie etwas von einer Spur, der sie gefolgt wäre, aber ich weiß nicht, ob das was mit unseren Urgroßeltern zu tun hatte oder mit ihrem Studium. Ich wünsche mir nur, ich wäre rechtzeitig hier gewesen, um zu verhindern, was geschehen ist.«

Ella verspürte einen Anflug von Wehmut. »Sie müssen sich sehr gut verstanden haben mit Ihrer Schwester.«

»Eigentlich nicht«, antwortete er und sah weiter aus dem Fenster. »Wir hatten kaum Kontakt in den letzten Jahren. Ich glaube auch nicht, dass Mado sich an Dany, den Bruder, gewandt hat. Sie hat sich an Daniel Schneider, den Journalisten, gewandt. Ich arbeite für ein Onlinemagazin.«

Ella sah ebenfalls aus dem Fenster. Sie fuhren durch eine Straße, die sie nicht kannte. Der Lichterglanz des Gendarmenmarkts lag hinter ihnen. Die Fassaden der Häuser waren schmutzig. Nicht einmal die Straßenbeleuchtung konnte über die hier herrschende Armut, den Verfall hinwegtäuschen. In vielen Toreinfahrten türmte sich Sperrmüll, zerbrochene Türen waren mit Brettern zugenagelt. Rissige Mauern, zertrümmerte Fensterscheiben. Die Markise über dem vergitterten Schaufenster eines Gemischtwarenladens hing zerfetzt herab wie das Segel eines vom Sturm misshandelten Schiffes. Am Ende einer kurzen Seitenstraße blinkten die roten und blauen Lichter des Fernsehturms vor dem Nachthimmel, wo sie nicht hingehörten. »Wir fahren in die falsche Richtung«, sagte Ella.

»An der nächsten Haltestelle steigen wir aus und nehmen ein Taxi«, sagte Dany.

Ella warf einen Blick aus dem Rückfenster auf die Autos, die hinter dem Bus fuhren. Kein Audi, nur ein Taxi, das gelbe Schild auf dem Dach ausgeschaltet. Auf der Gegenfahrbahn raste ein Polizeiwagen heran und tauchte die Straße in das Licht blauer Blitze. Ella sah ihm nach, und auf einmal standen ihre Gedanken still. Sie holte ihr Handy heraus und wählte die Nummer von Brunos Apparat in der Feuerwehr-Leitstelle. Nach dem dritten Klingeln meldete er sich: »Berliner Feuerwehr. Mein Name ist Matschke – «

»Hier ist Ella, ich – «

»Ella, gut, dass du anrufst. Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber dein Handy war gestört – «

»Ich habe ein neues. Sag mal, hat sich inzwischen noch jemand nach der Aufzeichnung des anonymen Anrufs von vorgestern Nacht erkundigt?«

»Deswegen wollte ich ja mit dir sprechen«, sagte Bruno. »Ein Mann vom LKA war hier und hat sich die Aufzeichnung vorspielen lassen, und dann wollte er wissen, ob ich etwas von dir gehört hätte – «

»Wann war das?«

»Vor einer Stunde ungefähr.«

»Hat er dir seinen Ausweis gezeigt?«

»Ja.«

»Wie hieß der Mann?«

»Tut mir leid, darauf habe ich nicht geachtet.«

»Danke. Du hast nichts von mir gehört, ja?«

»Ella, was ist denn los? Ich – «

Sie unterbrach die Verbindung und atmete tief durch. Der Druck in ihrer Brust verursachte ihr Übelkeit. Sie sind überall gleichzeitig, dachte sie. Laut sagte sie: »Wir müssen uns beeilen. Sie werden nicht lange brauchen.«