Der Schuss war kaum lauter als das Entkorken einer Weinflasche, und vielleicht begriff der junge Anwalt deswegen auch nicht gleich, was mit ihm geschah, als die volle Ladung Schrot in seinen Körper einschlug. Er schwankte wie jemand, der von einem scharfen Windstoß getroffen wird. Gesicht, Hals und Brust waren plötzlich mit roten Punkten übersät, als hätte er von einer Sekunde auf die nächste Masern bekommen. Langsam, fast widerstrebend senkte er den Kopf und betrachtete die roten Löcher mit den zerfetzten Rändern in seiner Hundertzwanzig-Euro-Krawatte. Dabei nahm sein Gesicht einen etwas verlorenen Ausdruck an. Er schob die Krawatte beiseite, und die roten Löcher waren auch in seinem Hemd und der Weste, und dann hob er überrascht die Hand und betastete sein Gesicht, und erst als er das Blut an den Fingerspitzen sah, begriff er endlich.
Er öffnete den Mund zu einem runden, feuchten O. Das O gab furchtbares Stöhnen von sich, bevor der junge Anwalt in die Knie brach und zurücksank auf die Fersen, wo er kauernd blieb, während das Blut in seinem Gesicht immer mehr wurde und das Stöhnen sich in ein röchelndes Gurgeln tief in seiner Kehle verwandelte.
»Rehposten«, erklärte Kleist, »wegen der Fenster. Ich wollte nicht, dass irgendwelche Kugeln die Scheiben kaputt machen und das Glas unten auf die Straße regnet, wo vielleicht jemand auf die Idee kommt, die Polizei zu rufen.«
Der Mann, der geschossen hatte, hob die Patronenhülse auf und steckte sie sorgsam in die Jackentasche. Dabei hielt er die Mündung mit dem Schalldämpfer weiter auf Dany gerichtet. Ein dünner Rauchfaden stieg aus dem Schloss der Flinte. Der Mann holte eine Ersatzpatrone aus der Tasche, knickte die Läufe ab, ersetzte die verschossene Ladung und klappte die Läufe wieder hoch.
Der junge Anwalt, der noch immer auf den Fersen kauerte, zitterte, als wäre ihm kalt, wie das Mädchen auf dem Rummelplatz. Sein Hemd und die Hosenbeine waren jetzt auch feucht und rot, er blutete aus den Augen, aber dann fiel er zur Seite, und als er aufhörte zu zittern, wusste Ella, dass er tot war.
»Das wäre nicht nötig gewesen«, sagte Kleist. Er streckte die Hand aus und nahm den Schlüssel an sich. »Es ist allein Ihre Schuld, Doktor Bach. Wenn Sie sich nicht eingemischt hätten, wenn Sie meinen Anordnungen gehorcht und Ihren Mund gehalten und sich von meinen Kollegen ferngehalten hätten – «
Er schüttelte den Kopf, eine schnelle, wütende Geste. Mit dem Schlüssel in der Hand ging er zu dem Safe im Schrank, schob ihn in das Schloss, drehte ihn um und lächelte, als die Tür lautlos aufschwang. Er holte eine DVD in einer durchsichtigen Plastikhülle heraus und ging damit zu dem Player auf dem Fernsehapparat. Er legte die Disc in das Gerät, griff zu der Fernbedienung auf der Kommode neben den Apparaten und schaltete beide an, bevor er einen Schritt zurücktrat, um besser sehen zu können.
Auf dem Bildschirm erschien Mado, wie Ella sie von den Überwachungsfilmen des Voyeurs in Erinnerung hatte, blass in dem bläulichen Zwielicht und nervös, voller Angst. »Mein Name ist Madeleine Schneider«, sagte sie kurzatmig. »Wenn Sie dies hören oder sehen, bin ich wahrscheinlich tot. Jemand ist mir den ganzen Tag gefolgt. Ich glaube, er hat auch das Haus beobachtet. Ich habe Angst. Vor einer Stunde hat Raymond angerufen. Er hat gesagt, dass ich in Gefahr bin. Ich soll auf der Hut sein, falls jemand von einer Anwaltskanzlei namens Rochefort, Gladstone & Wentworth bei mir auftaucht, unter welchem Vorwand auch immer.«
Kleist drückte auf Fast Forward, der Film wurde zu eine Folge springender Bilder, eher er wieder langsamer lief und Mado sagte: »Ich wollte doch nur wissen, wer sie umgebracht hat – meine Urgroßeltern –, und jetzt … jetzt stecke ich auf einmal mitten … mitten in etwas, das ich nicht verstehe – ich verstehe es einfach nicht! Raymond hat gesagt, Forell darf die Aufnahme noch nicht öffentlich machen, aber ich finde, er kann nicht länger warten. Er muss sie sofort benutzen, bevor es zu spät ist.«
»Forell«, sagte Kleist zu dem zweiten Mann, dem, der keine Waffe zu haben schien.
»Falls es nicht sowieso schon zu spät ist«, fuhr Mado fort, der Tonfall drängend vor Angst. »Aber wenn nicht, dann – dann bricht vielleicht alles zusammen, dann müssen sie um ihr eigenes Überleben kämpfen.«
Sie schloss die Augen, einen Moment nur, ihre Lider dunkel, die Wimpern wie schwere Schattenränder. Dann sah sie direkt in die Kamera, und ihr Blick durchfuhr Ella scharf und schnell, wie der Schmerz, wenn man sich an einem Blatt Papier schneidet. Aber es war, als schnitte er ihr nicht in die Haut, sondern in die Seele. Dieser jungen Frau, ein Mädchen fast noch, hatte sie das Leben gerettet, und sie gehörte zu denen, die es wert gewesen waren; für die sich jeder Einsatz lohnte.
Mado sagte: »Doktor Freyermuth, bitte bewahren Sie diese DVD sorgfältig auf, verstecken Sie sie, und sagen Sie niemandem, dass Sie sie haben oder dass Sie mich kennen. Und von Forell – auch von Forell darf niemand etwas wissen, ihm verdanke ich alles, und ich würde lieber sterben, als ihn zu verraten – «
»Des Menschen Wille ist sein Himmelreich«, sagte Kleist. »Oder wenigstens der Weg dorthin.«
»Was sind Sie für ein Mensch?«, entfuhr es Ella, und im selben Moment dachte sie, naiv, wie kannst du so eine naive Frage stellen.
Kleist antwortete nicht. Erneut drückte er auf die Fast Forward -Taste der Fernbedienung. Auf dem Bildschirm redete Mado weiter, ihre Lippen und ihr Kopf bewegten sich schnell und ruckartig, nur der Ausdruck in ihren Augen blieb gleich. Als Kleist zurück in den Play-Modus schaltete, verfiel sie abrupt wieder in normale Geschwindigkeit, und auch ihre Stimme war wieder zu hören: » – das war 1929, nach dem Schwarzen Freitag, und niemand hat überlebt. Die ganze Familie wurde ausgelöscht, nur die jüngste Tochter nicht, weil sie zum Zeitpunkt des Einbruchs bei ihrem Patenonkel war. Etwas später stellte man fest, dass sie ihr ganzes Vermögen verloren hatten, obwohl sie bis zu jenem Tag immer sehr reich gewesen waren. Die angeblichen Täter, zwei deutsche Brüder aus dem Nachbarort – «
»Das ist es nicht«, sagte Kleist irritiert und drückte neuerlich die Vorlauftaste. Sein Blick war starr auf den Bildschirm gerichtet, sodass er nicht zu merken schien, wie jetzt draußen auf dem Gang vor dem Büro ein Trupp Frauen in Kitteln und Overalls erschien, in den Händen Staubsauger, Eimer und Wischlappen. Sie unterhielten sich angeregt, aber kein Laut drang durch die Glaswand in das Büro.
Schaut her, dachte Ella, bitte, schaut hierher, da liegt ein toter Mann, tut irgendetwas –
»Vor einer Woche habe ich ihn dann gefragt, wie er es sich erklärt, dass Leute, die doch alles verloren hatten, auf einmal wieder zu Geld gekommen waren«, sagte Mado auf dem Bildschirm, »und zwar zu viel Geld, nur wenige Tage, nachdem der Tresor meiner Urgroßeltern von den Mördern aufgebrochen worden war und der Inhalt sich ganz plötzlich in Luft aufgelöst hatte. Er hat mich lange angeschaut, so lange, dass ich nicht wusste, ob er mich überhaupt sah, und dann hat er gesagt, ja – «
»Das ist es nicht«, sagte Kleist noch einmal und spulte weiter vor. »Wo ist es? Der Safe ist leer. Ich dachte, es wäre auch hier. Wo, verdammt noch mal, ist es?! Bei diesem Forell?« Er verkniff das Gesicht vor Zorn. »Das alles ist – es ist völlig außer Kontrolle geraten. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll oder was nicht oder wer was hat und wer nicht!«
»Was Sie jetzt hören, ist alles, was ich weiß«, sagte Mado. »Wenn mir etwas passiert, muss Forell meine Arbeit veröffentlichen – zusammen mit dem Journal der Steinbergs, und er muss der Welt erzählen, warum Raymond Lazare verschwunden ist und wer hinter Rochefort, Gladstone und Wentworth – «
Die Frauen und Männer der Putzkolonne verteilten sich auf die Büros. Ein Mann fing an, lautlos den Teppichboden auf dem Gang vor der Glaswand zu saugen. Einmal sah er kurz auf, aber dann konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit. Kein Blick auf den Körper des toten Anwalts, kein Erstaunen, kein Erschrecken.
Unauffällig, Zentimeter für Zentimeter, bewegte Dany sich seitlich auf den Schreibtisch zu.
»Keiner ist dankbar«, sagte Ella unvermittelt.
»Was?«, fragte Kleist, gefangen in seinen zornigen Gedanken.
»Am Anfang sind sie jedes Mal zu sehr in Panik«, fuhr Ella fort, »sie stehen einem bloß im Weg herum und nerven einen mit ihren Fragen, Doktor, können Sie ihr helfen, kommt er durch, sie wird es doch schaffen, wohin bringen Sie ihn, machen Sie doch schneller, bitte, können wir etwas tun – «
»Wovon reden Sie eigentlich, Herrgott?!« Kleist hatte auf Pause geschaltet, und Mado schaute reglos in die winzige Kamera ihres Computers, erstarrt im Rahmen des Flachbildschirms, noch am Leben und doch schon tot.
»Von Dankbarkeit«, sagte Ella. »Kaum sind sie dann nämlich im Krankenhaus, haben sie einen schon vergessen, sie sehen einen gar nicht mehr, und wenn sie es schaffen, wenn sie wieder gesund werden, kommt keiner, der einem mal Blumen bringt oder einfach nur Danke sagt. Sie vergessen es, sie wollen nicht daran erinnert werden, an ihre Sterblichkeit.«
Der Mann mit der Schrotflinte beobachtete jetzt die Vorgänge vor dem Büro, den Staubsauger auf dem Gang, die Putzfrauen in den Büros, und Dany nutzte den Umstand, dass er abgelenkt war, um seine Position neuerlich zu verändern, noch näher an den Schreibtisch zu gelangen.
Kleist fuhr zu Ella herum und starrte sie an. »Sie wollen wissen, was für ein Mensch ich bin?«, fragte er, als hätte er erst jetzt ihre Frage verstanden. »Ich bin ein Mensch, der alle möglichen Dinge zu bedenken hat, viele Dinge. Für Sie ist das Leben einfach, Ihr Beruf ist einfach: Wenn Sie einen Patienten vor sich haben, kann Ihnen egal sein, um wen es sich handelt. Womit er sein Geld verdient. Wer seine Freunde sind. Ob er der Richtige ist. Sie brauchen bloß zu wissen, woran er leidet und wie Sie ihm helfen können.«
Er zog die Oberlippe hoch wie ein knurrender Hund, kleine Walnusspartikelchen saßen zwischen seinen Zähnen. »Ich dagegen – bei meiner Arbeit reicht das nicht. Ich muss wisssen, ob ich wirklich den richtigen Patienten habe, bevor ich ihn mir vornehme. Ich muss mir ganz andere Fragen stellen – Fragen, die für Sie keine Rolle spielen. Könnte er in seiner Verfassung noch von irgendeinem Nutzen für mich sein oder ist sein Potenzial ausgeschöpft? Besitzt er vielleicht wichtige Informationen, von denen ich nichts weiß und die mit ihm sterben könnten, wenn ich ihn zu hart anfasse? Hat er möglicherweise mächtige Gönner? Wenn ich ihn jetzt töte, kann ich meine Spuren verwischen oder führen sie direkt zu mir? Für Sie ist ein Patient nur ein defekter Körper, mehr nicht. Ich muss das gesamte Umfeld meines Patienten kennen, seine Persönlichkeit, seinen Status, seinen Platz im Mosaik. Wo kommt er her, warum ist er, was er ist? Und erst wenn ich sein vergangenes Leben genauso gut kenne wie sein gegenwärtiges, entscheide ich, ob er ein zukünftiges hat.«
»Und dann gibt es die, die sich in einen verlieben«, fiel Ella ihm unbeirrt ins Wort. »Sie sind selten, aber es gibt sie. Sie denken, du bist ein Engel oder so was, weil sie dir ihr Leben verdanken, und die wird man nur los, indem man sie wegstößt. Etwa so – «
Sie trat Kleist mit voller Wucht gegen die Kniescheibe, gerade als er dem Mann mit der Schrotflinte zunickte und die Hand nach der Waffe ausstreckte. Kleist schrie, krümmte sich zusammen und drückte beide Hände gegen das Knie. Dany warf sich über den Schreibtisch, packte den Brieföffner und stürzte damit auf den unbewaffneten Mann zu. Er war bei ihm, ehe der Mann sich auf den Angriff vorbereiten konnte. Er stieß ihm die Klinge des Brieföffners in die Seite und duckte sich, denn im selben Moment wirbelte der Mann mit der Schrotflinte herum und feuerte auf ihn.
Wieder gab es das Plopp! einer entkorkten Weinflasche. Ein kaum wahrnehmbarer weißer Blitz schlug unter dem Hammer hervor, und eine volle Ladung Rehposten prasselte gegen das Panoramafenster hinter dem Schreibtisch. Die Kugeln prallten von der Scheibe ab, ohne dass sie zerbrach. Ella sprang auf den Schützen zu und packte die Flintenläufe mit beiden Händen. Der Mann versetzte ihr einen Stoß mit dem rechten Ellbogen gegen das Schlüsselbein. Der Stoß war so heftig, dass ihr für Sekunden schwarz vor Augen wurde.
Dany kam wieder hoch und stürmte auf den Mann mit der Flinte zu, ehe er den zweiten Schuss abfeuern konnte. Die Fäuste um Lauf und Kolben geklammert, kämpften sie um die Waffe. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, die Flinte schwebte wie eine Gewichtstange zwischen ihren Hälsen. Der Mann, dem Dany den Brieföffner in die Seite gerammt hatte, presste eine Hand gegen die blutende Wunde und schleppte sich zu den Kämpfenden. Er griff in die Jackentasche, holte einen Totschläger heraus und hieb ihn Dany mit dem bleibeschwerten Ende in den Nacken.
Dany brach in die Knie. Der Mann ließ den Totschläger noch einmal auf seinen Hinterkopf niedersausen, gerade als sich der zweite Schuss aus der Flinte löste. Aber auch diesmal trafen die Kugeln nicht Dany, sie trafen den Mann mit dem Totschläger, und noch immer schien keiner der Putzleute vor der Glaswand etwas zu bemerken. Sie wischten, saugten und staubten ab, während der Mann mit dem Totschläger hinter Dany einfach zur Seite kippte.
Auf einmal wurde Ella der Kopf zurückgerissen, ein scharfer Ruck an den Haaren, der ihren Nacken durchzuckte wie ein Stromschlag, und Kleist hielt sie so, hielt sie an den Haaren fest und keuchte dicht neben ihrem Ohr: »Dafür mache ich Sie fertig!«
Dany kam mühsam wieder hoch und taumelte auf den Mann mit der Schrotflinte zu. Als der Mann noch hektisch versuchte, neue Patronen in die abgeknickten Läufe zu schieben, stieß Dany mit dem Brieföffner zu, einmal und noch einmal. Der Mann ließ die Schrotflinte fallen und schien ihn zu umarmen, dann gingen sie zusammen zu Boden.
Die Putzfrauen sammelten sich auf dem Gang. Einige von ihnen traten auf die Glaswand zu und schnitten Grimassen, als schauten sie in den Spiegel einer Damentoilette. Sie lachten und riefen sich etwas zu, worauf sie wieder lachten. Dann machten sie nach und nach alle Lampen aus und wandten sich ab, verließen träge mit ihren Eimern, Staublappen und Fensterwischern die Kanzlei. Nur der Mann mit dem Staubsauger blieb zurück und reinigte noch die Ritzen zwischen Teppichboden und Wänden.
Helft mir doch, seht ihr denn nicht, was hier passiert?!
Ella schlug um sich. Sie hob den Fuß und trat aus, aber sie traf nicht. Ohne ihre Haare loszulassen, schlang Kleist ihr den anderen Arm um den Hals und drückte ihr die Kehle zu. Der Arm war hart, und sie musste schlucken, und alles tat weh, und jedes Mal, wenn sie schluckte, schmerzte es mehr. Kleist drückte sie so hart zu Boden, dass sie das Gefühl hatte, ihr Rückgrat würde zerschmettert.
Im nächsten Moment saß er auf ihr, die Schenkel rechts und links von ihrem Bauch, und begann sie zu würgen. Die Trenchcoatschöße schlossen sich wie nasse Fledermausflügel um ihn und sie. Ella warf sich hin und her, um ihn abzuwerfen, aber er war schwer, und sie hatte kaum noch Kraft. Siedende Hitze stieg ihr in den Kopf, drückte von hinten gegen die Augen, die Stirn.
Kleists Gesicht war geschwollen vor Anstrengung, rot, sogar die Augen waren rot, die Adern auf seiner Stirn dick wie blaue Würmer. Er kauerte tief über ihre Brust gebeugt, drückte erbarmungslos zu, und sie wunderte sich, dass sie noch bei Bewusstsein war. Ihre Lungen bäumten sich auf. Das Blut schien hinter ihren Schläfen zu hämmern. Ihr Kopf war jetzt ganz nah an der Glaswand. Sie verdrehte die Augen, aber alles, was sie sah, war Kleists verzerrtes Gesicht über dem ihren und die Staubsaugerdüse, die der Putzmann auf der anderen Seite dicht an der Wand über dem Teppich hin und her schob, aber er bemerkte sie nicht, obwohl er geradewegs auf sie herabzuschauen schien.
Hilf mir. Ich sterbe.
Ihr Gesichtsfeld zog sich zusammen, es wurde dunkel und körnig. Da tauchte Dany hinter Kleist auf, er hielt etwas in der Faust, die von oben herabstieß, auf Kleists Kopf, ihm etwas in den Nacken rammte, und im selben Moment ließ der Druck der Hände an ihrem Hals nach.
Sie verspürte einen jähen Hustenreiz. Sauerstoff schoss ihr in die Lungen, durch die schmerzende, gequetschte Luftröhre, und ihre Sicht wurde wieder klar. Hell und klar und deutlich sah sie, wie Kleist langsam vornübersank, mit weit geöffnetem Mund sank sein Kopf auf sie zu, sein Speichel vermischt mit Blut, und aus seinem Rachen ragte die Klinge des Brieföffners wie eine schmale Zunge aus reinem Silber.