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Als die Kerzenverkäuferin bei Ella war, zog sie die Hand wieder aus der Basttasche, und darin hielt sie nichts als ein Bronzemedaillon mit der Gestalt des Erzengels Michael. Sie lächelte und sagte etwas, das wie »Venez avec moi« klang, aber so leise, dass es kaum zu verstehen war. Im selben Moment ging ein weiteres Mal die Tür zur Straße auf, und der Mann mit dem Hauttransplantat stand auf der Schwelle. Ella warf einen gehetzten Blick in die Runde, zur Küche hinüber, zur Toilette. Der Fischer, der eben noch auf sie eingeredet hatte, war plötzlich verschwunden. Keiner der anderen Gäste achtete auf sie. Ihre Gespräche, das Lachen und die laute Musik erschienen ihr plötzlich schrill, verzerrt. Sie wollte sich umdrehen und weglaufen, stattdessen folgte sie der Kerzenverkäuferin.

Kurz bevor sie den Eingang erreichten, erschien ein heftig atmender Mann in der schwarzen Kutte eines Benediktinermönchs auf der Schwelle. Sein kahl rasierter Schädel glänzte vor Schweiß. Er sah zuerst die Kerzenverkäuferin, dann Ella, und noch bevor er den Mann mit dem Hautransplantat erblickt hatte, war ihm die Situation klar. Er trat auf Ella zu, legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie durch den Raum zurück zum Tresen. »Frère Rémy, bonsoir«, begrüßte ihn der Schankkellner freundlich. » Un petit calvados?«

»Non, merci, Baptiste«, antwortete Frère Rémy, beugte sich über den Tresen und sagte etwas zu dem Kellner, der sofort nickte und die Tür gleich neben dem Tresen öffnete.

Der Mann mit dem Hauttransplantat und die Kerzenverkäuferin verharrten abwartend beim Eingang, unsicher, wie sie reagieren sollten. Der Mann holte sein Handy hervor, ohne Ella und den Geistlichen aus den Augen zu lassen; nur das Lächeln war von seinen Lippen gewichen. Frère Rémy ergriff Ellas Hand und zog sie in die von Essensdunst, Hitze und dem Gebrüll der beiden Pfannen schwingenden Köche erfüllte Küche. Eilig durchquerten sie den schmalen Raum und verließen ihn wieder durch die Hintertür.

Eine Handvoll Stufen führte zu einer dunklen Gasse hinunter, die auf der anderen Seite von einer Festungsmauer begrenzt war. Durch die Schießscharten in der Steinmauer konnte Ella das jetzt dicht herangerückte Meer sehen. Weit draußen war es ein silbriges Glitzern im Mondschein, aber unter ihr umspülten schwarze Wellen mit grauen Kämmen den Felsen und brachen sich tosend am Damm. Mauern und Pflastersteine glänzten vom Niederschlag unsichtbarer Gischt. Die feuchte Luft roch nach Seetang und Salz. Auf der anderen Seite der Bucht blitzte der Scheinwerfer eines Leuchtturms auf.

Der Mönch ließ ihre Hand nicht los. Er zog sie die holperig gepflasterte Gasse hoch, um eine Ecke und eine Treppe hinauf. Ihre Schritte hallten zwischen den eng stehenden Häusern. Die Straßen unterhalb des Wehrgangs waren jetzt leerer. Die Souvenirläden hatten geschlossen, und die meisten Touristen saßen in den Restaurants beim Essen.

Im Schein einer gelben Laterne, die an zwei Eisentrossen im kalten Nordwind schaukelte, sah Ella, dass Frère Rémy jünger war, als sie zuerst gedacht hatte. Er hatte ernste, dunkelbraune Augen, fast schüchtern, von denen die Brauen aufstiegen wie winzige schwarze Schwingen. Seine olivgetönte Haut war trotz Sonne und Wind noch glatt, und die blassen Lippen schienen nicht zu der entschlossenen, selbstsicheren Stimme zu passen. »Es ist nicht weit, nur ein kurzer Weg«, rief er laut wegen des Windes, während er mit großen Schritten und flatternder Kutte voraneilte. »Vorsicht, Stufen – die Steine sind glatt!« Er zog sie die nächste Treppe hinauf, vorbei an einem schwarz aufragenden Turm. Von einer Dachkante starrte die verzerrte Fratze eines steinernen Wasserspeiers auf sie herab. »Da oben ist schon die Abtei.«

»Haben Sie mit Ihrem Onkel Kontakt aufgenommen?«, schrie Ella.

»Nein. Noch nicht. Ich weiß ja nicht mal, ob ich ihn erreiche. Die Nummer, die ich habe, ist nur für den absoluten Notfall gedacht. Ich wollte sicher sein, dass Sie da sind, wenn er sich meldet.« Der Wind riss dem Mönch die Worte vom Mund. Heulend strichen die Böen über die Kluften im Felsen, aber wenn sie vorübergehend innehielten, hörte Ella ein Kirchenlied, die feierlichen Stimmen singender Männer und Frauen, die aus den Fenstern der Abtei über ihren Köpfen drangen. Hinter den Steinbögen schimmerte das warme Licht brennender Kerzen.

Ella strauchelte. Frère Rémy fing sie, bevor sie hinfallen konnte. Er legte ihr den Arm um den Rücken und führte sie schnell durch die leeren Gassen. Sie spürte seinen Arm, der sie mehr trug als stützte. Er war kräftig für einen so schlanken Mann. Hinter sich hörte sie laute Stimmen, die sich etwas zuriefen. Jetzt mischte sich das Rauschen von Baumkronen im Wind in das Donnern und Tosen des Meeres, und die Gesänge der Klosterbrüder und Schwestern schwebten nur noch in verzagten Fetzen zu ihr nieder.

Sie erreichten das große Burgtor am Eingang der Abtei. Frère Rémy sperrte es auf, führte Ella hinein und schloss das Tor wieder hinter sich. Fast sofort erfüllte sie ein Gefühl der Sicherheit; sie befanden sich innerhalb der Klostermauern, auf dem Vorhof der Abteikirche. Sie war gebannt vom Anblick des Meeres und der Bucht, den Lichtern in den Straßen unterhalb des Klosters und der endlosen Weite des Himmels. Über ihr türmten sich Steine auf Steine, aus den Schatten von Balustraden und Halbreliefs wuchsen schlanke Säulen, Pfeiler und Bögen. Als Ella an den angestrahlten Mauern vor ihr zur Kirchturmspitze hinaufschaute, dachte sie, ein Wunder, das ist wunderschön.

Diesmal fing Frère Rémy sie wirklich. Die Insel unter ihr schien sich in die eine Richtung zu drehen und der Himmel mit den treibenden Wolken in eine andere. »Was haben Sie denn?«, fragte er.

»Es ist nichts«, sagte sie. »Ich habe bloß seit vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen, und ich war zu nervös zum Essen, und der Cidre gerade …«

Auf beiden Armen trug der Geistliche sie zur nächsten Tür, die er öffnete, ohne sie abzusetzen, und er trug sie auch über die Schwelle. Der Geruch von kaltem Granit empfing sie. Dahinter sah sie einen kühlen, spärlich erleuchteten Klostergang an sich vorbeigleiten. Mit dem Kopf voran wurde sie über weitere Stufen getragen, eine steinerne Wendeltreppe hinauf, durch noch einen Gang, und sie sah nur die Decke und die Wände und kurz nacheinander zwei schattenhafte Gestalten in schwarzen Gewändern, die sich vorbeizwängten und dabei von oben auf sie herabschauten. Sie hörte das Geräusch von schwerem Stoff, der an Steinwänden entlangschabte und das Knarren von Ledersohlen. Sie hörte auch den Wind durch die offenen Bögen eines Kreuzgangs pfeifen und das Gurren von Tauben, flatterndes Flügelschlagen, und dann wieder die Gesänge aus der Abteikirche, bis eine allerletzte Tür erreicht war, vor der Frère Rémy sie wieder herunterließ und auf ihre Füße stellte. »Da sind wir«, sagte er. »Ein Ruheraum.«

Er öffnete auch diese Tür und führte Ella über den kahlen Steinboden zu einer schlichten Holzpritsche, über der eine Wandlampe unter einem runden Glassturz gelbliches Licht spendete. »Setzen Sie sich«, sagte er. Die schmale Matratze war mit weißem Leinen bespannt, und eine dünne Baumwolldecke schloss genau mit den Kanten ab. Den Laken, der Decke und der Matratze entstieg der Geruch von Seetang. Dankbar sank Ella auf die Pritsche.

Frère Rémy griff in seine Kutte, holte das Handy heraus und wählte eine Nummer. Nach ein paar Sekunden sagte er: »Raymond, c’est moi. Le cas d’urgence est arrivé.« Mehr nicht. Er legte das Handy auf ein Stehpult. »Ich lasse Sie kurz allein.«

Er verschwand durch die Holztür, und Ella blieb auf der Matratze sitzen. Sie sah sich in der kleinen Zelle um, musterte die nackten Wände, den Holzschrank und das Bronzekreuz über dem Stehpult mit dem Handy und einem wie ein Fremdkörper wirkenden Laptop darauf. Vor dem Pult stand ein Betschemel, und das kleine Fenster, hinter dem das Meer zu beginnen schien, war nur angelehnt. In dem Ofen neben der Tür flackerte ein Feuer. Sie sah das alles, und dann wurde es dunkel, und sie sah es nicht mehr, und als sie wieder erwachte, stand Frère Rémy neben der Pritsche und stellte ein Glas, eine Teekanne und einen Teller mit belegten Broten auf den Nachttisch.

»Hat Ihr Onkel schon zurückgerufen?«, fragte sie.

»Noch nicht.« Er schenkte ihr ein Glas Tee ein. »Wie ich schon sagte, ich weiß nicht, ob und wann er sich meldet. Ich weiß nicht einmal, wie es ihm geht. Die Nummer, die er mir gegeben hat, führt zu einer Mailbox. Er hatte überlegt, in ein Hotel zu gehen, aber auf die Angestellten wäre wohl kein Verlass gewesen; er ist zu bekannt. Und sein Schloss wird natürlich von morgens bis abends beobachtet.«

»Wovon hängt es denn dann ab, ob er sich überhaupt meldet? «, fragte Ella.

»Vielleicht von der Flughöhe, auf der er sich befindet.«

Irgendwo rauschte eine Toilette, ein Geräusch, das Ella in dieser Umgebung merkwürdig unpassend vorkam. Die Brandung dröhnte bis zu der hoch auf dem Felsen gelegenen Klosteranlage herauf, und der Wind schien gegen die Mauern anzurennen. Ein großer, von einem dunstigen Hof umgebener Mond, der vorhin noch nicht da gewesen war, hing jetzt am Himmel vor dem Fenster.

Frère Rémy zog den Betschemel heran und setzte sich darauf. »Essen Sie etwas, das wird Ihnen guttun.« Er beobachtete sie mit weit offenen Augen, eine eigenartige Dringlichkeit im Gesicht. »Sie sind eine sehr tapfere Frau«, sagte er. »Aber die Leute, die Ihnen folgen, sind Abgesandte des Teufels. Wenn ich an sie denke und an das, was sie tun, fühle ich, wie meine Seele zu Eis wird.« Ein anderes Geräusch folgte, ein rasselndes Klirren. »Das sind die Wasserrohre«, erklärte er. »Es klingt, als wären Menschen darin gefangen – Sträflinge, die irgendwo unter uns in feuchten, dunklen Kerkerzellen mit ihren Ketten gegen das Eisen schlagen. Wussten Sie, dass der Mont Saint-Michel einst ein Gefängnis war? Zuerst im Hundertjährigen Krieg, dann während der Französischen Revolution und schließlich unter Napoleon I., da war es ein Staatsgefängnis für seine politischen Gegner und missliebige Kleriker. Damals nannte man es die Bastille über dem Meer.«

Ella nahm ein mit Schinken und Gurkenscheiben belegtes Brot. »Warum sind Sie in dieses Gefängnis gegangen?«, fragte sie.

»Für mich ist es kein Gefängnis«, sagte er.

»Wollten Sie denn schon immer einem Orden beitreten? Wollten Sie nie einen anderen Weg gehen als den ins Kloster?«

Er schüttelte den Kopf. »Aber natürlich! Anfangs sah es ganz so aus, als würde ich in die Fußstapfen meines Vaters treten und Anwalt werden, Maître Rémy Lazare, mit einer Kanzlei in der Avenue Foche. Ich habe Jura studiert, und schon während meines Praktikums bei Rochefort, Gladstone & Wentworth berechtigte ich, wie es hieß, zu den schönsten Hoffnungen. Aber ich weiß nicht, warum, etwas in mir wich vor dem zurück, was ich sah und tun musste. Eine internationale Großkanzlei wie diese ist eine riesige Galeere, die von Sklaven über die sieben Weltmeere gerudert wird, von Schlacht zu Schlacht in dem niemals endenden Krieg um Macht und Reichtum. Ihre Kapitäne beherrschen das globale Spiel von Wirtschaft und Politik besser als alle anderen, weil sie den Markt längst unter sich aufgeteilt haben. Die größten unter ihnen verfügen über ein weltumspannendes Netz von Niederlassungen, in denen die Galeerensklaven, kleine Anwälte, wie ich einer war, für sie schuften.

Rochefort, Gladstone & Wentworth beschäftigten zu meiner Zeit knapp tausendneunhundert sogenannte associates, davon fast vierhundert in Frankreich und über dreihundert in Deutschland. Ganz oben auf der Kommandobrücke stehen die Partner und Seniorpartner, die Besten der Besten, the best and the brightest, so sehen sie sich gern: brillante Strategen, raffinierte Strippenzieher, alle ausgestattet mit einem auf ihre Zwecke zugschnittenen Netzwerk an Kontakten in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um das sie Könige, Präsidenten und Premierminister beneiden.

Ein Griff zum Hörer, und sie kriegen jeden ans Telefon – und jeder ruft sie an. Minister, Vorstandsvorsitzende, Nobelpreisträger, alle folgen dem Rat und den Empfehlungen dieses kleinen erlesenen Kreises, der mit seinen Gutachten, Expertisen und Memoranden Milliarden Dollar, Euro, Yen und mittlerweile auch Yuan bewegt. Sie beeinflussen politische und wirtschaftliche Entwicklungen, die Entscheidungen des Elysée ebenso wie die des Kanzleramtes in Berlin, von Number ten Downing Street oder vom Weißen Haus. Sie sagen es nicht, aber sie halten sich für Götter. Jeder Einzelne hält sich für Gott. Gott Rochefort, Gott Gladstone, Gott Wentworth. Nein, das stimmt nicht – der Gott ihrer blasphemischen Religion ist das Geld, die Macht. Sie sind nur die Propheten, die Götzendiener. Obwohl sie zu den mächtigsten Männern der Welt gehören, kennen nur die Eingeweihten ihre Namen, und ihr Aussehen noch weniger. Man nennt sie Männer, die keine Schatten werfen. Ihr Königreich kommt nicht erst, es ist schon da, es ist durch und durch von dieser Welt, das Paradies auf Erden, das sie ganz zu ihrem Vorteil gestalten – sie, nicht die Regierungen, nicht der Staat.

Sie entwerfen Gesetzesvorlagen, die später in den Parlamenten zu Gesetzen werden, und auf der Rechtsgrundlage dieser Gesetze beraten sie danach wiederum ihre Mandanten, die großen Konzerne, die multinationalen Unternehmen. Sie zeigen ihnen, wie sie ihre Vorlagen zu ihrem Vorteil nutzen können und kassieren so auf beiden Seiten. In den großen internationalen Finanzkrisen der letzten Jahre, als erst die Banken und dann der Euro gerettet werden mussten, bei wem haben sich die europäischen Finanzminister da Rat geholt? Bei Kanzleien wie Rochefort. Von ihnen stammt das juristische Gerüst, die Startrampe für die staatliche Unterstützung all der maroden Finanzinstitute und ihrer kriminellen Vorstände mit Hunderten, nein, Tausenden Milliarden Dollar und Euro. Ich weiß das, weil mein Onkel daran mitgearbeitet hat, er und Professor Barrault in Paris. Und diese verantwortungslosen, längst zu Recht dem Untergang geweihten Geldtempel haben sich davor, währenddessen und danach von denselben Kanzleien beraten lassen.«

Er hielt plötzlich inne und errötete. »Bitte, entschuldigen Sie, ich bin es nicht gewohnt zu reden. Wir Brüder und Schwestern von der Monastischen Gemeinde Jerusalems versuchen, unsere Tage in Demut und Schweigen zu verbringen. Ich neige offenbar nicht nur in Gedanken zum Eiferertum.«

»Sie sprechen über eine Firma, in deren Auftrag Menschen umgebracht werden«, sagte Ella. »Rochefort, Gladstone & Wentworth machten auch Jagd auf mich, und Sie helfen mir gerade, zu verstehen, warum. Reden Sie weiter, bitte.«

Das Licht der Wandlampe spiegelte sich auf Frère Rémys kahl rasiertem Schädel. »Sie haben mich gefragt, warum ich mich für dieses Leben entschieden habe«, sagte er. »Das ist einer der Gründe: die atemberaubende Skrupellosigkeit, die Schamlosigkeit, deren Zeuge ich geworden war. Ich war einer der zahllosen kleinen Zuarbeiter, die den großen Stars assistierten, und ich sah, wie alle um mich herum angetrieben wurden von Angst, Ehrgeiz und Eitelkeit, von der Gier nach Reichtum und Macht. Wie bei einer Massenpanik kletterte jeder über den anderen hinweg, sie trampelten sich gegenseitig fast tot, um ganz vorn dabei zu sein, wenn die Partnerschaften, die Boni, die Millionengehälter verteilt wurden.

Und trotzdem, vielleicht wäre ich auch heute noch einer in diesem griechischen Chor aus flüsternden, säuselnden, schachernden associates. Vielleicht stünde auf den Messingschildern und Briefköpfen jetzt sogar Rochefort, Gladstone, Wentworth & Lazare, wenn es unter der Bühne, auf der die Götter und Helden agierten, nicht auch den Hades gegeben hätte. In den stieg ich eines Tages hinab, um für einen Fall in den alten Akten zu recherchieren. Und dort, in unserem höchsteigenen Hades, entdeckte ich neben dem Gesuchten natürlich noch das, was man in jeder griechischen Tragödie findet: die Schuld der Ahnen, die vergrabenen Leichen. Zusammen mit dem Widerwillen gegen die Ränke, mit denen ich mein täglich Brot verdienen sollte, gaben diese Dokumente – die nur durch Zufall achtzig Jahre überlebt hatten und von denen außer mir niemand mehr zu wissen schien – den Ausschlag für meine Entscheidung. In ihnen fand ich nämlich die Geschichte des Aufstiegs von Lazare & Fils zur internationalen Großbank mit Sitz in Paris. Aber vor allem stieß ich auf einen Polizeibericht aus dem Jahr 1929, in dem in allen Einzelheiten ein Verbrechen beschrieben wurde, das sich an einem Tag im November jenes Jahres im Haus einer Familie Schneider, den Nachbarn des Urgroßvaters meines Vaters, abgespielt hatte. Es gab sogar Fotos vom Tatort, von den Opfern und von meinem Ururgroßvater, der als Erster am Tatort gewesen war. Die Leichen eines Mannes und einer Frau. Die Leichen eines Dieners und einer Dienerin. Die Leichen von zwei Kindern! Und es fand sich das Motiv: Geld.«