ETF richtig kaufen

Sie haben sich für einen oder mehrere ETF entschieden, nun geht es an die praktische Umsetzung.

Ein ETF ist schnell gekauft, wenige Mausklicks, und schon landet er im Depot, der Verwahrstelle für Wertpapiere. Doch bevor Sie einen Börsenauftrag erteilen, gilt es ein paar Entscheidungen zu fällen. Da wären die Berechnung der Stückzahl, die Wahl des richtigen Börsenplatzes, die Handelszeit und – ganz wichtig – die geeigneten Orderzusätze, sprich Bedingungen, an die eine Orderausführung geknüpft ist.

Starten wir mit der Berechnung der Stückzahl: Wenn Sie den Auftrag über Ihre Hausbank abwickeln, können Sie bequem dem Bankberater eine Summe vorgeben, und dieser führt den Auftrag aus. Im Übrigen funktioniert das auch bei den Sparplänen so. Wenn Sie eine Summe vorgeben, die Sie regelmäßig investieren wollen, wird automatisch die Zahl der Anteile ermittelt und erworben; selbst der Erwerb von Bruchstücken ist bei vielen Banken möglich.

Wer dagegen online eine Einmal-Order selbst platziert, muss kurz rechnen. Angenommen, Sie wollen bei einem ETF-Kurs von zirka 49,20 Euro ETF-Anteile im Wert von rund 5 000 Euro erwerben, kaufen Sie 100 ETF (Anzahl der ETF = Anlagesumme : Kurs). Dies entspricht einer Summe von rund 4 920 Euro zuzüglich Gebühren. Kein Problem ist es, wenn Sie 101 Stück ordern, doch Sie sollten wissen, dass die Profis gerne runde Stückzahlen handeln, sprich 10, 25, 50, 100 Stück. Das hat auch den Vorteil, dass man selbst beim Blick auf den Indexstand beim Kauf von 100 Stück den Wert des eigenen Bestands schneller überschlagen kann.

  1. Mit dem Limit bestimmen Sie, zu welchem Kurs höchstens gekauft beziehungsweise mindestens verkauft wird. Erfahrenere Anleger setzen das Limit beim Kauf gerne etwas tiefer – beim Verkauf analog etwas höher – und warten geduldig. Da die Kurse schwanken, kommt man im Tages­verlauf häufig irgendwann zum Zug, geht aber auch das Risiko ein, dass der Auftrag möglicherweise nicht ausgeführt wird.

 Gut zu       wissen  

Indexfonds oder ETF? Die Begriffe werden häufig synonym verwendet, aber genau genommen sind nicht alle Indexfonds auch ETF. ETF werden an der Börse gehandelt. Es gibt aber auch Indexfonds, die Fondsgesellschaften direkt vertreiben, weshalb zumeist ein Ausgabeaufschlag anfällt. Bei ETF stellen sogenannte Market Maker einen liquiden Handel sicher. Werden viele ETF-Anteile nachgefragt, erwerben die Market Maker die Aktien am Markt und kreieren so neue ETF-Anteile. Damit wird erreicht, dass bei hoher Nachfrage oder großem Verkaufsdruck der ETF-Preis nicht vom Wert des Indexportfolios abweicht. Sollten Sie mal Eindruck schinden wollen: Die Profis nennen es „Creation“ für die Schaffung neuer Anteile und „Redemption“, wenn sie eingedampft werden – und sprechen vom „Crea­tion Redemption Process“.

Welcher Börsenplatz?

Hat man die Stückzahl errechnet, stellt sich schon die zweite Frage: welcher Börsenplatz? Die Onlinebanken haben zum Teil in ihrer Ordermaske einen Handelsplatz voreingestellt, der geändert werden kann. Der vorgegebene Handelsplatz ist nicht zwingend der beste, denn dort wird meist schon vor dem offiziellen Börsenbeginn und auch nachbörslich gehandelt. In diesen Phasen sind aber nicht alle Marktteilnehmer aktiv. Dadurch besteht das Risiko, ein vergleichsweise schlechtes Geschäft zu machen, da die Spannen zwischen An- und Verkaufskursen (der Spread) größer sind als während der Haupthandelszeit.

Das Gros der Akteure handelt von 9 bis 17 Uhr zu den offiziellen Xetra-Handelszeiten. Xetra, die vollelektronische Handelsplattform der Deutschen Börse, ist der Hauptumschlagplatz für ETF. Erteilen Sie also einen Kaufauftrag am Vorabend, kann dieser an den Regionalbörsen bereits morgens ab 8 Uhr abgerechnet werden, wenn kaum Umsätze getätigt werden. Daher gilt immer: strikt limitieren! Auf Xetra landet die Order in der Eröffnungsauktion, für die üblicherweise Aufträge gebündelt werden.

An sich ist es ratsam, immer dort zu handeln, wo die höchsten Umsätze getätigt werden – also auf Xetra. Doch im Xetra-Handel, zum Teil auch an den Präsenzbörsen, tummeln sich gerne Schnäppchenjäger. Mit dem Ziel, ein paar schnelle Euros zu verdienen, platzieren sie viele Aufträge mit Limit, die von den aktuellen Marktpreisen etwas abweichen. Treffen sie auf eine unlimitierte Order, geht ihre Rechnung auf. Das ist kein Grund für Sie, die Börse zu meiden, aber ein Grund, strikte Limits zu setzen. Am einfachsten orientieren Sie sich nah an den aktuellen Kursen, die teils bei den Anbietern oder unter anderem auch auf www.boerse-frankfurt.de zu finden sind.

Dabei sehen Sie gewöhnlich zwei Preise. Sagen wir zum Beispiel 24,15 – 24,20 Euro. Dies bedeutet, Sie können den ETF zu 24,20 Euro kaufen. Wenn Sie verkaufen, erhalten Sie 24,15 Euro. Die 5-Cent-Spanne zwischen dem An- und Verkaufskurs ist der Spread. Je geringer dieser ist, desto besser. Die Spreads sind bei rege gehandelten ETF – wie auf den Dax oder den Euro Stoxx 50 – minimal. Bei wenig gehandelten Indizes erreichen sie jedoch spürbare Größenordnungen. Beim langfristigen Sparen spielt die Höhe des Spreads zwar kaum eine Rolle, beim häufigen Handeln mit ETF kann er jedoch zu einer beachtlichen Kostengröße werden.

 Gut zu       wissen 

Indexzertifikat oder ETF, worin besteht der Unterschied? Beide bilden einen Index eins zu eins nach. Die Sicherheit ist aber keineswegs identisch. Zertifikate sind Schuldverschreibungen der Emittenten und somit eine Art Kredit des Kunden an die Bank, die das Zertifikat herausgegeben hat. Geht der Emittent in Konkurs, wie das während der Finanzkrise 2008 bei der US-Investmentbank Lehman Brothers der Fall war, ist das Geld der Anleger gefährdet, bis hin zum Totalverlust. ETF indes sind Sondervermögen – somit im Konkursfall besonders geschützt.

Kann der Kurs vom Indexwert abweichen?

Folgt man den Regeln des Aktienmarkts, müsste theoretisch der Preis steigen, wenn viele Anleger einen bestimmten ETF kaufen wollen – und vice versa. Doch der Wert des ETF bewegt sich immer wie sein Indexportfolio. Für diesen „fairen Wert“ sorgen die Market Maker. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass der Kurs nicht vom fairen Wert, im Fachjargon Nettoinventarwert (NAV, die Abkürzung für den englischsprachigen Begriff Net Asset Value), abweicht.

Dieser NAV wird zwar nur einmal pro Werktag offiziell berechnet, aber während des gesamten Börsenhandels laufend aktualisiert, auf Xetra mindestens einmal pro Minute. Da es sich dabei nicht um den offiziellen NAV handelt, wird er iNAV genannt, die Abkürzung für indikativer NAV. Die laufende Berechnung stellt sicher, dass der Kurs des ETF stets nahezu dem Preis entspricht, der sich aus den aktuellen Kursen der Index-Mitglieder errechnet.

So weit die Theorie. Die Praxis lehrt aber, dass der Handel nicht immer perfekt funktioniert: Im „Mini Flash Crash“ in den USA am 24. August 2015 stürzten die Kurse von ETF überproportional ab, nachdem viele Wertpapiere vom Handel ausgesetzt wurden und auch kein iNAV berechnet werden konnte. Ausreißer wie diese bekommen Sie in der Regel nicht mit. Und wenn Sie langfristig orientiert agieren und immer ein Limit beim Kauf oder Verkauf setzen, sind Sie auf der sicheren Seite.