KAPITEL 18

Donnerstag, 18. Dezember

Als Maxine am Donnerstagmorgen aufwacht, fühlt sie sich gut ausgeruht und voller Vorfreude auf den heutigen Tag. Eine ganze Nacht traumlosen Schlafs tat ihr gut. Aber es liegt auch daran, dass heute die Finalisten des Innovationswettbewerbs ihre Vorschläge vorstellen werden. Bill hat wie versprochen 50 der angesehensten Personen aus dem gesamten Unternehmen ausgesucht, die jetzt die ersten drei innovativen Ideen bestimmen sollen, für die Personal bereitgestellt wird und die genauer exploriert werden sollen.

Den drei siegreichen Einreichern wird jeweils ein von Maxine handverlesenes Team an die Seite gestellt. Sie bekommen 90 Tage Zeit, um die Umsetzbarkeit des Vorschlags sowie Marktrisiko, technisches Risiko und Geschäftsmodellrisiko zu untersuchen, um dabei hoffentlich einige hervorragende vorab vereinbarte geschäftliche Outcomes zu erzielen. Das wäre endlich die Horizont-3-Arbeit, für deren Unterstützung sie so hart gekämpft haben.

Maxine hatte nicht schlecht gestaunt, als nach Steves unternehmensweiter Ankündigung, dass ab sofort jeder Ideen für die Innovationsinitiative einreichen könne, innerhalb einer Woche Hunderte von Einreichungen hereinkamen. Da Maxine im Komitee saß, las sie alle Vorschläge und fühlte sich durch deren Kreativität und Tiefgang inspiriert. Fast alle Ideen drehten sich darum, reale Probleme der Kunden zu lösen, und viele von ihnen zeigten raffinierte Möglichkeiten auf, wie Parts Unlimited dabei eine Rolle spielen könnte.

Sie war überrascht, wie stark die intrinsischen Motive der Menschen waren, diese Probleme zu erforschen. Der Ausschuss beriet und wählte die besten 30 Vorschläge aus, und am heutigen Tag würden die Einreicher sie dem gesamten Innovationsrat im großen Auditorium präsentieren, in dem normalerweise die Townhall-Meetings stattfinden. Jedes der vorschlagenden Teams hatte während der letzten Woche mit ausgesuchten Ausschussmitgliedern üben können und dabei, sofern gewünscht, spezielle Betreuung und Anleitung erhalten. Maxine war hocherfreut, dass die Ausschussmitglieder so großzügig mit ihrer Zeit umgingen, insbesondere so kurz vor den Feiertagen. Den Vorschlagenden würden diese Begegnungen dabei helfen, nützliche Netzwerke aufzubauen, und sie wären wahrscheinlich längerfristig auch für ihre eigenen Karrieren förderlich.

Maxine geht zu ihrem Schreibtisch, begierig darauf, die dringendste Arbeit zu erledigen, damit sie endlich ins Auditorium gehen und bei den Vorbereitungen für das Ideen-Pitching helfen kann.

Als sie sich setzt, sieht sie eine Textnachricht von Nörgel-Dave:

Heilige Scheiße. Check deine E-Mails.

Als sie ihre Mails aufruft und die Betreffzeile sieht, bricht ihr der kalte Schweiß aus. Nur noch ein »Oh, nein …« kann sie murmeln.

Von: Sarah Moulton (SVP, Retail Operations)

An: Alle IT-Mitarbeiter

Cc: Alle Führungskräfte des Unternehmens

Datum: 18. Dezember, 08:05

Betreff: Änderungen bei Personal und Zuständigkeiten

Mit sofortiger Wirkung wurde Maggie Lee (Senior Director of Retail Product Marketing) zur Unterstützung einer dringenden Bestandsprüfung in unseren Einzelhandelsgeschäften abgeordnet.

Da diese Problematik zeitkritisch ist, wird sie von allen bisherigen Aufgaben, einschließlich der Arbeit im Innovationsrat, entbunden. Bitte richten Sie alle entsprechenden Mitteilungen und Entscheidungsvorlagen an mich.

Darüber hinaus ist Kurt Reznick (QA-Manager) von allen Aufgaben suspendiert. Leider ist es mir nicht möglich, hier die Gründe dafür darzulegen. Bitte richten Sie alle den Innovationsrat betreffenden Fragen an Rick Willis (QA-Manager) und alle anderen Fragen an Chris Allers (VP Research & Development).

Vielen Dank, Sarah

Schockiert starrt Maxine auf die E-Mail. Sie kann die Ungeheuerlichkeit dessen, was gerade passiert ist, nicht ganz begreifen. Sarah hat die Horizont-3-Bemühungen wirksam enthauptet. Um Horizont 1 und ihre Fixierung auf die Steigerung des Unternehmenswerts zu verteidigen, blockiert sie die Arbeit des Innovationsrats, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Seltsamerweise fühlt sich Maxine weder wütend noch traurig, sondern lediglich betäubt, denn sie vermutet, dass Sarahs unglaublich dreistes Vorgehen ihre geistigen Sicherungen endgültig hat durchbrennen lassen. Ungläubig muss sie feststellen, dass Sarah bei Parts Unlimited ihre eigene »Rote Hochzeit« durchgezogen hat.

Sie greift zu ihrem Handy und versucht verzweifelt, Kurt und Maggie anzurufen, aber keiner der beiden nimmt ab. Sie textet ihnen und fragt, was vor sich geht. Sie erhält keine Antwort.

Sie starrt lange ins Leere und versucht, darüber nachzudenken, was sie tun kann. Sie schaut auf und bemerkt, dass sich Leute um ihren Schreibtisch versammeln – Nörgel-Dave, Dwayne, Brent, Shannon, Adam, Purna, Ellen … Mit verzweifelter Stimme fragt Nörgel-Dave: »Was zum Teufel geht hier vor? Weiß überhaupt jemand etwas?«

Niemand hat die geringste Ahnung. Kurt oder Maggie sind nicht erreichbar. Auch Kirsten nicht. Weder Chris. Noch Bill.

Die Nachwuchsoffiziere und die Brückenbesatzung sind verschwunden – und die Redshirts, die einfachen Besatzungsmitglieder, jetzt völlig auf sich allein gestellt.

Zum dritten Mal sendet Maxine eine Textnachricht an Kurt:

Was ist los? Wo bist du? Alle drehen verdammt noch mal durch!

»Ist die Rebellion vorbei?« Brent stellt die Frage, die allen auf der Seele brennt. »Werden wir vollständig ausgeschaltet?«

»Reiß dich zusammen«, sagt Shannon und rollt mit den Augen. Aber Maxine merkt, dass auch sie erschüttert ist, denn eigentlich weiß niemand, was gerade vor sich geht. Maxine versucht, die reife Erwachsene im Raum zu spielen und die anderen zu beruhigen, aber tief im Inneren ist sie selbst bis ins Mark erschüttert.

Maxine sieht Brent an. Vielleicht ist dieses große Abenteuer wirklich vorbei. Vielleicht wird Bill der Nächste sein, der zum Schafott geführt wird. Bis in welche Ränge erstreckt sich ein solcher Coup? Vielleicht hat es Steve ja auch erwischt? Hat Sarah gerade wirklich den Krieg gewonnen?

Maxine stellt sich Sarah vor, wie sie auf dem Stuhl des Captains auf der Brücke der Enterprise sitzt, umgeben von einer völlig neuen Brückencrew, und triumphierend grinst, nachdem die Säuberung der alten Garde abgeschlossen ist. Vielleicht lässt sie die Köpfe ihrer besiegten Feinde öffentlich aufspießen, um die nächsten Möchtegern-Rebellen abzuschrecken.

Und wird sie bis hinunter in den Maschinenraum durchgreifen und alle Rothemden aussortieren, die mit Kurt und Maggie in Verbindung standen? Normalerweise hätte sie diese Idee als absurd abgetan. Die Brückencrew interessiert sich nicht für Rothemden, oder?

Aber die Art und Weise, in der Sarah mit dieser Verschwörung die Anstrengungen der Rebellion unterminiert hat, lässt sie diese Vorstellung infrage stellen. Es fällt ihr nicht schwer, sich auszumalen, wie Sarah die Rothemden in Gut und Böse einteilt, wobei die Bösen ins Exil auf den Planeten Ceti Alpha V gebeamt werden – so wie Kahn und seine Anhänger, 15 Jahre bevor er seine Rache an Captain Kirk vollzogen hat.

Nicht Sarah … Sie würde wahrscheinlich alle sofort verhaften und einfach mitten in einen Stern beamen, um jede zukünftige Racheaktion zu verhindern, denkt Maxine. Man kann über Sarah sagen, was man will, aber sie agiert definitiv vorausschauend.

Maxine schaut auf die Uhr. Es sind nur noch 45 Minuten bis zum geplanten Beginn der Ideenpräsentation im Auditorium. Maggie ist verschollen und wird die Sitzung nicht wie geplant leiten können, und Maxine vermutet, dass auch Steve nicht erscheinen wird.

Wer wird Horizont 3 retten? Sie schaut sich um.

In diesem Moment wird ihr klar, dass jetzt alles von ihr abhängt.

Sie nimmt ihr Tischtelefon und wählt Steves Nummer, unter der sich seine Assistentin Stacy meldet.

»Hallo, ich bin Maxine Chambers. Ich habe zusammen mit Kurt und Maggie an den Treffen mit Steve und Dick bezüglich des Innovationsrats teilgenommen. Wir sind alle ein wenig erschrocken über die Nachricht, dass Kurt und Maggie suspendiert wurden. Steve sollte um neun Uhr beim Innovations-Pitching dabei sein. Wird er es schaffen?«

»Hi, Maxine«, hört sie vom anderen Ende der Leitung. »Erstaunliches Timing. Ich wollte Sie gerade anrufen. Steve hat eine Nachricht für Sie. Sie lautet: ›Übernehmen Sie die Leitung des Innovations-Pitchings. Viel Glück!‹ Er wird versuchen zu kommen, wird aber wahrscheinlich nur ein paar Minuten bleiben können.«

Steves Assistentin fragt nach ihrer Handynummer, damit Steve oder Dick ihr später texten können. Nachdem Maxine sie ihr gegeben hat, sagt sie: »Halten Sie durch, Maxine! Wir drücken Ihnen alle die Daumen.«

Maxine legt auf, blickt kurz auf ihren Schreibtisch und bereitet sich innerlich auf das vor, was sie jetzt tun muss.

»Auf geht’s, Leute!«, sagt sie. »Wir müssen zum Pitching.«

»Aber Maggie und Kurt sind von Sarah kalt gestellt worden! Wer übernimmt die Leitung?«, fragt Shannon.

»Das tun wir«, sagt Maxine und packt ihre Sachen zusammen.

In der ersten Reihe des großen Saals ist die konzentrierte Aufregung und Nervosität der Teams spürbar, die sich auf die Präsentation vorbereiten.

Davon, dass irgendjemand ausgestiegen ist, weil er Sarahs E-Mail gelesen hat, kann Maxine nichts feststellen.

Sie steigt auf die Bühne und sucht nach den Kollegen, die die Veranstaltung durchführen. Sie findet den Verantwortlichen für die AV-Technik und bittet ihn um ein Mikrofon, damit sie pünktlich um neun Uhr beginnen kann. Das ist in drei Minuten.

Brent überreicht ihr den Zeitplan für die Präsentationen und bittet dann den Stage-Manager, er möge damit beginnen, die Leute hinter der Bühne aufzureihen. Maxine bedankt sich bei Brent, der zurückgrinst. »Viel Glück, Maxine! Sag Bescheid, wenn du etwas brauchst!«

Maxine blickt ins Publikum. Sie sieht, dass die ganzen Ausschussmitglieder, die zur Beurteilung der Vorschläge ausgewählt wurden, in der ersten Reihe sitzen. Gleich werden sie den zehnminütigen Präsentationen der einzelnen Teams lauschen. Dahinter folgen Hunderte von Menschen, die gekommen sind, um den Teams bei der Vorstellung ihrer Ideen zuzusehen.

Maggie hatte ganz besonders darauf geachtet, den »HIPPO-Effekt« zu entschärfen, der sich auf die ungesunde Neigung von Menschen bezieht, sich vor allem daran zu orientieren, was der wichtigste Entscheidungsträger denkt, wobei HIPPO für die Meinung der bestbezahlten Person steht: die »Highest Paid Person’s Opinion«. Um dem entgegenzuwirken, hat Maggie den gesamten Innovationsrat angewiesen, sich die einzelnen Vorstellungen anzuhören und danach eventuell aufgetauchte Fragen zu stellen, aber die Stimmabgabe und die Bewertungen geheim zu halten.

Maxine schaut sich nach Steve um, kann ihn aber nirgendwo entdecken. Sie schaut auf ihre Uhr. Es ist so weit. Sie winkt dem Stage-Manager zu und deutet an, dass sie bereit ist. Sie hört den Inspizienten etwas in ihren Kopfhörer sagen, und dann wird heruntergezählt von 3, 2 …

»Hallo, mein Name ist Maxine Chambers«, sagt sie in das Mikrofon und blinzelt in die hellen Lichter. »Äh, Maggie Lee sollte dieses Treffen leiten, aber wie Sie vielleicht in einer kürzlich versendeten E-Mail gelesen haben, wurde sie mit der dringenden Aufgabe betreut, eine Bestandsprüfung durchzuführen.«

Sie hört Lachen aus der Menge, was sie überrascht. Sie hatte nicht beabsichtigt, lustig zu klingen.

»Und Steve sollte etwas zur stolzen Geschichte unseres Unternehmens erzählen und von unserer Aufgabe, die Autos unserer Kunden in Schuss zu halten. Er wollte auch darüber sprechen, wie wichtig seiner Meinung nach die Förderung von Innovation innerhalb des Unternehmens ist, aber er kann im Moment leider nicht zu uns stoßen. Wir haben eine außergewöhnliche Gruppe von einigen sehr angesehenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Firma eingeladen, um die gleich folgenden Vorstellungen innovativer Geschäftsideen zu bewerten. Es sind Hunderte von Vorschlägen eingegangen, und ich habe jeden einzelnen von ihnen gelesen.

Diese Vorschläge sind ausnahmslos faszinierend, und es war extrem schwierig, nur 30 davon auszuwählen. Aber wir haben es geschafft, und diese 30 Ideen werden Ihnen gleich vorgestellt«, sagt sie und hofft, dass weder ihre Stimme versagt noch ihre Nervosität zu spüren ist. Sie wünschte, sie hätte eine Jacke an, um den Schweiß zu verbergen, der ihr am Körper herunterrinnt. »Jedes Team hat zehn Minuten, und danach ist Zeit für eine fünfminütige Frage-Antwort-Session. Nach Abschluss aller Präsentationen wird sich der Ausschuss beratschlagen und entscheiden, und Steve wird die drei Gewinner beim nächsten Townhall-Meeting bekannt geben.

»Mein eigenes Team und ich werden das Privileg haben, mit den Gewinnerteams zusammenzuarbeiten, um die Tragfähigkeit ihrer Ideen zu testen«, ergänzt sie mit einem breiten Lächeln. Sie denkt an die Ereignisse von heute Morgen, und ihre Augen beginnen zu tränen. Sie sagt mit krächzender Stimme: »Wir haben eine Menge Opfer gebracht, um den heutigen Tag zu ermöglichen, deshalb bin ich Ihnen allen dankbar, dass Sie so viel Arbeit in Ihre Vorschläge gesteckt haben, und ich verspreche Ihnen, dass wir unser Bestes tun werden, um sie Wirklichkeit werden zu lassen.«

Sie lächelt und bekommt feuchte Augen, als alle klatschen und jubeln. Sie schaut den Stage-Manager an, der sie angrinst und ihr den hochgereckten Daumen zeigt. Maxine schaut auf das Blatt Papier vor sich, das sichtbar in ihren Händen zittert, und ruft das erste Team auf.

Als sie hinter die Bühne geht, erscheint Brent neben ihr und sagt: »Heilige Scheiße, Maxine. Das war großartig. Ich bin so froh, dass jetzt alle ihre Ideen vorstellen können – nach all dem … du weißt schon!«

Maxine lächelt zurück, umarmt Brent kurz und dankt ihm für seine Hilfe. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf das erste Team. Maxine ist begeistert von dem, was sie hört. Eine Filialleiterin stellt ihre Idee vor, Fahrern, die für Uber oder Lyft arbeiten, bei ihren speziellen Bedürfnissen zu helfen. Ein anderer schlägt einen Concierge-Service für typische Wartungsaufgaben vor.

Aber die erste Idee, die im gesamten Auditorium Aufsehen erregt, ist ein Bewertungssystem für Werkstätten und Tankstellen, das sofort den Spitznamen »Yelp für Werkstätten« bekommt. Die Idee dabei ist, dass die Kunden von Parts Unlimited ihre Werkstatterfahrungen mit anderen Kunden teilen können.

Ein weiterer Vorschlag, der Maxine begeistert, wird nach der Vormittagspause präsentiert. Ein Vertriebsleiter stellt die Idee vor, einen Vier-Stunden-Lieferservice für die von ihnen versorgten Werkstätten und Tankstellen einzurichten. So könnten diese Firmen mehr Reparaturdienstleistungen anzubieten in dem Wissen, dass benötigte Ersatzteile bei Bedarf schnell geliefert werden können. Erst kürzlich war ein Start-up in den Wettbewerb eingetreten, das eine Vier-Stunden-Lieferung anbot, und der Geschäftsbereich von Parts Unlimited, der für den Verkauf an Werkstätten und Tankstellen zuständig ist, hat seine Umsatzprognose für das nächste Jahr bereits um zehn Prozent gesenkt.

Das präsentierende Team ist davon überzeugt, dass Parts Unlimited es mit diesem Konkurrenten aufnehmen und ihn überflügeln kann und dass sich die Geschäftsbeziehungen zu ihren wichtigsten Werkstatt- und Tankstellenkunden damit verbessern lassen. Als ihr Anführer sagt: »Angesichts unserer Fähigkeiten und Ressourcen können wir dieses Start-up vollständig von der Landkarte tilgen«, bricht das Auditorium in Jubel aus.

Einige der anderen Präsentationen sind ebenfalls sehr gut, aber erst nachmittags kommt der Vorschlag, in den sich Maxine richtiggehend verliebt hat, und das liegt nur zum Teil daran, dass er von Brent, Shannon, Dwayne und Wes vorgestellt wird. Sie kann nicht widerstehen, sie anzufeuern, als sie die Bühne betreten. Sie ist extrem stolz auf die vier.

Ihre Idee besteht darin, einen Motorsensor zu vermarkten und eine riesige Angebotspalette um ihn herum zu schaffen. Zunächst wird der Schwerpunkt auf der Früherkennung von Motorproblemen liegen, bevor sie sich zu großen, teuren Problemen auswachsen können. Die Filialen und Werkstätten könnten den Kunden entsprechende Wartungs- und Reparaturdienste zu ermäßigten Preisen anbieten, da die Arbeiten in Zeiten geringerer Auslastung gelegt werden könnten.

Vor einigen Monaten hatte Wes gesehen, dass einer der Artikel, der ihm in der App (unterstützt durch das Unicorn-Projekt) empfohlen wurde, ein Motorsensor war, den sie seit Kurzem in ihren Läden verkauften und der ein echter Bestseller war. Ein überraschend elegantes Gerät. Es wird an den On-Board-Diagnose-Port 2 (ODB-2) angeschlossen, den heute jedes Auto hat und der erstmals durch den bahnbrechenden California Air Resources Board Act von 1994 vorgeschrieben wurde. Diese Standardschnittstelle erlaubt die Überwachung der Motorcharakteristika, einschließlich – mit am bekanntesten – der Emissionswerte.

Maxine ist überrascht, zu erfahren, dass sogar neue Elektroautos wie der Tesla ODB-2-Anschlüsse haben, obwohl sie keinen Verbrennungsmotor haben.

Der Vorschlag lautet, einen dieser Sensoren entweder als OEM oder als Wiederverkäufer zu vertreiben und dann um ihn herum ein erstklassiges Software-Ökosystem aufzubauen, das alles von der Vor-Ort-Diagnose über Beratungsdienste für Kunden bis hin zu verbesserter präventiver Wartung anbietet. Sie erwähnen auch Möglichkeiten wie die Zusammenarbeit mit Versicherungsgesellschaften zur Prämiensenkung und die Erstellung von Apps, die Eltern dabei helfen, die Fahrgewohnheiten ihrer Kinder zu verfolgen.

Das findet Maxine so überzeugend, dass sie den Sensor noch während des Pitchings per Handy bestellt. Sie ist immer beunruhigt, dass ihre Kinder zu schnell fahren könnten. Am Ende der Vorstellung springt Maxine auf und jubelt, obwohl sie sich vorgenommen hatte, unparteiisch zu sein. Ihrer Meinung nach sind es Ideen wie diese, die Parts Unlimited aufregende, kraftvolle neue Möglichkeiten eröffnen.

Es folgen weitere Ideen, die ihre Aufmerksamkeit erregen, aber sie weiß, wem sie ihre Stimme geben wird. Am Ende des Tages betritt Maxine wieder die Bühne und sagt: »Vielen Dank an Sie alle, dass Sie diese wunderbaren Vorschläge präsentiert haben. Wir werden später die Stimmzettel einsammeln, und Steve wird den Gewinner beim nächsten Townhall-Meeting im Januar bekannt geben. Bis dahin!«

Sie winkt allen zu und gibt dem Stage-Manager das Mikro zurück. Sie ist erschöpft. Ihre Beine zittern, ihr Rücken schmerzt vom langen Stehen, und sie hofft inständig, dass sie nicht nach Schweiß riecht angesichts ihrer Nervosität und der Hitze der Scheinwerfer.

Als sie sich wieder zu ihren Rebellionskollegen gesellt, denkt sie über den Tag nach. Maxine fühlt sich durch die Innovationspräsentationen erleichtert und angeregt. So schmerzhaft die Reorganisation und die Veränderungen in der Belegschaft auch sein werden, wenn dadurch aufregende Dinge wie diese möglich werden, ist es das wert. Und am meisten befriedigt sie, dass sie dazu beitragen konnte, dass die Innovationsinitiative Wirklichkeit geworden ist. Jetzt aber müssen sie herausfinden, was mit Kurt und Maggie passiert ist – und natürlich mit dem Rest der Brückenbesatzung.

Und ob die Innovationsinitiative überhaupt weitergeführt wird.

Es ist nach fünf, also beschließen sie, sich wie üblich im Dockside zu treffen.

Als alle so langsam in der Bar ankommen, fragt Maxine immer wieder, ob jemand irgendwelche Neuigkeiten gehört hat. Oder wenigstens Gerüchte. Aber keiner weiß etwas. Es herrscht völlige Funkstille. Abgesehen von Sarahs E-Mail hat es keine weiteren offiziellen Mitteilungen oder Ankündigungen seitens des Unternehmens gegeben.

Maxine sagt zu allen: »Schaut, was auch immer passiert, selbst wenn Maggie und Kurt gefeuert worden sind, müssen wir alles in unserer Macht Stehende tun, damit diese Horizont-3-Projekte Erfolg haben. Auch wenn es bedeutet, zusammen mit diesen Teams die Feiertage über zu arbeiten. Wir müssen ihnen helfen, den Start zu schaffen und die Erfolgschancen dieser Projekte zu erhöhen … Ich habe hier die Namen der drei Gewinnerteams. Wer macht mit?«

»Du kannst auf uns zählen, Maxine«, sagt Shannon. »Selbst wenn es bedeutet, den Konkurrenzteams zu helfen.«

»Wir sind alle im selben Team, Shannon«, findet Brent und rollt mit den Augen. »Wir konkurrieren nicht miteinander, sondern mit unseren Mitbewerbern im Markt.«

»Ihr wisst, was ich gemeint habe«, rechtfertigt sich Shannon. »Wer sind die Gewinner?«

Maxine schaut sich um und sieht, dass alle nicken und entschlossen sind, den drei Pilotteams zu helfen. Sie sagt: »Es war ziemlich eindeutig. Es war nicht einmal annähernd eng. Die erste Wahl der Jury ist das Projekt Motorsensor …«

Bevor sie die anderen nennen kann, jubeln alle und klatschen Shannon, Brent und Dwayne auf den Rücken und gratulieren ihnen. »Wes ist auf dem Weg«, sagt Shannon. »Ich schicke ihm die gute Nachricht gerade.«

»… und die beiden anderen Gewinner sind die Teams für die Bewertung von Werkstätten und für die Vier-Stunden-Lieferung«, verkündet Maxine mit einem Lächeln. »Ich würde liebend gern das Vier-Stunden-Projekt unterstützen, weil es so viele verschiedene Bereiche des Unternehmens berührt. Ich liebe so etwas.«

Nörgel-Dave hebt die Hand und sagt: »Ich werde beim Projekt Werkstattbewertungen helfen.« Während sich die anderen, mit Ausnahme der Motorsensor-Gruppe, auf das zweit- und drittplatzierte Team aufteilen, lächelt Maxine. »Ich maile euch Infos zu den Teamleitern.«

Dwayne schenkt allen Bier ein, und Maxine nippt an ihrem Lieblingswein »Erik-Spezial«. Sie bestellen Essen, und sie beschließt, die drei Teams einzuladen, um sich ihnen im Dockside anzuschließen. Wenn sie noch vorbeikämen, könnten sie gleich mit der Planung loslegen.

Maxine holt tief Luft. Sie ist nun erfolgreich ihren Verpflichtungen nachgekommen, die Horizont-3-Sache in Gang zu bringen. Sie hat alles getan, was sie konnte. Sie empfindet eine Mischung aus Erleichterung und einem düsteren, ängstlichen, ungeduldigen Abwarten – wie bei Menschen, die im Krankenhaus auf eine Entbindung und Nachrichten über den Zustand von Mutter und Neugeborenem warten. Wes taucht ebenfalls noch auf, hat aber auch keine Neuigkeiten zu Bill und den anderen.

Es ist sechs. Was auch immer auf der Brücke geschehen sein mag, inzwischen sollte es eine Lösung geben, denkt Maxine.

Es vergehen 30 Minuten. Eine Stunde. Zwei Stunden.

Und dann hört sie Wes brüllen: »Heilige Currywurst. Schaut in eure Mails!«

Maxine checkt sofort ihr Telefon.

Von: Steve Masters (CEO, Parts Unlimited)

An: Alle Mitarbeiter von Parts Unlimited

Datum: 18. Dezember, 19:45

Betreff: Maggie Lee wieder eingesetzt

Maggie Lee übernimmt mit sofortiger Wirkung wieder die Verantwortung für den Einzelhandel und den Innovationsrat. Falls Sie Fragen zu Positionen und Verantwortlichkeiten haben, schicken Sie mir bitte eine Mail.

Ich freue mich darauf, Ihnen bald weitere Neuigkeiten über die aufregende Zukunft von Parts Unlimited mitteilen zu können. Wir sehen uns im nächsten Townhall-Meeting!

Vielen Dank und schöne Feiertage! Steve

Maxine hört Jubel am ganzen Tisch, aber das immer noch ungewisse Schicksal von Kurt, ganz zu schweigen von Sarah, dämpft die Stimmung. Wes schaut auf sein Telefon und brüllt mit einem breiten Grinsen im Gesicht: »Bill und Maggie und Kurt sind auf dem Weg.«

Jemand bestellt eine Reihe weiterer Bierkrüge, gerade rechtzeitig. Kurt kommt grinsend zur Tür rein, beide Arme triumphierend über seinen Kopf gestreckt. Hinter ihm Maggie, Kirsten und Bill.

Wieder brandet Jubel am Tisch auf, und die anderen Gäste der Dockside Bar machen einfach mit. Als schließlich alle sitzen, mit ihren Getränken in der Hand, berichten sie endlich die ganze Geschichte.

»Es war genau wie im Film Brazil!«, meint Kurt stolz und lacht. »Ich wurde mithilfe von Formalitäten aus dem Verkehr gezogen. Sarah hat dafür gesorgt, dass die Personalabteilung eine Untersuchung wegen all der Regeln eingeleitet hat, die ich gebrochen habe: Keine Zeiterfassungskarten eingereicht. Nichteinhaltung der Richtlinien zur Kostenabrechnung. Nichteinhaltung der Richtlinien für Investitionsausgaben. Nichteinhaltung der Budgetierungsprozesse. Ungenaue Kodierung des Personals.«

Maxine sieht, wie Bill Kurt mustert. Sie fragt sich, ob er ihn jetzt genauer im Auge behalten wird.

»… und, nun, da war noch etwas«, sagt Kurt. »Eine angeblich unangemessene Beziehung zu einer anderen Mitarbeiterin. Aber wir haben nie direkt füreinander gearbeitet, sie war tatsächlich ›ranghöher‹ als ich, und wir haben der Personalabteilung sofort davon erzählt. Wir sind jetzt seit fünf Jahren glücklich verheiratet – ich bin mir also ziemlich sicher, dass davon nichts hängen bleiben wird.«

»Oh, Kurt«, sagt Maxine, erleichtert, dass es nichts Ernsteres war. »Kommt Sarah damit wirklich durch?«

»Vorläufig. Ich bin für 60 Tage bei vollem Gehalt suspendiert, bis die Untersuchung abgeschlossen ist«, sagt er. »Steve hat Maggie auf jeden Fall vorerst aus der Schlinge befreit. Sarah ist aber immer noch nicht gestoppt. Offensichtlich hängt alles vom Erfolg der Horizont-3-Projekte ab. Steve wettet seinen Job darauf. Wenn sich diese Bemühungen nicht auszahlen, wird Sarah die neue und wahrscheinlich letzte CEO von Parts Unlimited werden, so wie wir es kennen.«

Maxine erzählt Maggie, Kurt und Bill kurz, was heute passiert ist und wie sie sich in drei Teams aufgeteilt haben, um die Innovationsprojekte zu unterstützen.

Maxine sieht, wie sich ein Lächeln auf Maggies Gesicht breitmacht. »Das ist absolut großartig, Maxine. Fantastische Arbeit. Lassen Sie uns morgen daran weiterarbeiten. In der Zwischenzeit möchte ich einen ausgeben! Das war ein höllischer Tag!«

»Wir sind immer noch im Geschäft, Leute!«, sagt Bill. Etwas verzögert ergänzt er, während er lächelnd Richtung Kurt deutet: »Nun, die meisten von uns … Wir sehen uns in 60 Tagen, Kurt.«

Er wendet sich an Maxine und sagt: »Gute Arbeit bei der Horizont-3-Sache heute. Der nächste Monat ist entscheidend, also vermasseln Sie es nicht.« Mit einem Lächeln fügt er hinzu: »Lassen Sie mich wissen, wie ich helfen kann. Im Moment gibt es nichts Wichtigeres als das.«

Obwohl es am Donnerstag spät geworden ist, beginnt die Arbeit am Freitag sehr früh, denn es ist der letzte Tag, bevor die meisten für zwei Wochen in Urlaub gehen. Aber jeder weiß, dass das Schicksal der Innovationsvorschläge noch ungewiss ist. Niemand muss besonders davon überzeugt werden, dass so viel wie möglich so schnell wie möglich erledigt werden muss. Das Ziel, im Townhall-Meeting im Januar irgendetwas Greifbares zeigen zu können, inspiriert alle.

Aber es steht auch die weihnachtliche Hauptverkaufszeit vor der Tür, und die Arbeit im Unicorn-Projekt geht unerbittlich weiter. Was die Infrastruktur betrifft, herrscht aufgrund von Brents Chaos-Engineering-Bemühungen größere Zuversicht als je zuvor. In den letzten Wochen haben sie die Lasttests verstärkt und bewusst Fehler in die Produktionsumgebung geschleust, um sicherzugehen, dass sie die möglichen Fehlerquellen aufgedeckt haben, die der unglaubliche Ansturm von Aufträgen aufgrund der Unicorn-Kampagnen hervorrufen könnte.

Brent hat sich beim Design dieser Tests als unglaublich verschlagen erwiesen, einschließlich des Herausziehens eines Bündels von Netzwerkkabeln mitten in einer dieser Notfallübungen. Unglaublicherweise kroch trotzdem noch alles irgendwie weiter, anstatt spektakulär in die Luft zu fliegen wie bei der Einführung von Phoenix vor über drei Monaten.

Mehrere Tage lang arbeitet die Rebellion intensiv daran, den Launch der Feiertagskampagnen zu unterstützen. Zu Maxines Erleichterung verläuft der jetzige Launch reibungsloser als an Thanksgiving, und die ersten Ergebnisse sehen sehr gut aus.

Maggie hatte recht – erfolgreiche Kampagnen durchzuführen, bedarf einer gewissen Lernkurve, und es ist offensichtlich, dass das Unicorn-Team viel gelernt hat und Parts Unlimited enorm davon profitiert.

Als die Verkäufe über die Feiertage ihren Höhepunkt erreichen, verlagert die Rebellion ihren Arbeitsschwerpunkt auf die Unterstützung der drei dankbaren Innovationsteams. Davor erfolgte aber erst noch eine tadellose Post-mortem-Analyse, auch wenn es diesmal keinen Ausfall gab.

Es ist nichts wirklich Schlimmes passiert. Aber Kurt erinnert daran, dass der Zweck dieser Treffen darin besteht, aus den Erfahrungen zu lernen.

Es ist eine fantastische und fesselnde Stunde, und Maxine hört von einigen Beinaheunfällen, die durchaus zu ernsteren Problemen hätten führen können. Mehrere Personen melden sich freiwillig, um das System noch sicherer zu machen. Erst zu diesem Zeitpunkt bemerkt Maxine, wie viele Leute, die nicht zum Kernteam gehören, gekommen sind, um zuzuschauen.

Zwar sind Teamfremde immer eingeladen, an den Post-mortem-Analysen teilzunehmen, aber sie hätte nie erwartet, dass so viele Engineers auftauchen würden. Tatsächlich gibt es nicht einmal genug Platz für alle, sodass viele nur online dabei sein können. Diese Meetings haben bereits den Ruf, dass man sich hier am schnellsten über die innovativsten und aufregendsten Dinge im Unternehmen informieren kann.

»Wo ist sie?«, fragt Debra, die Verkaufsleiterin, und schaut auf ihre Uhr, während sie im Konferenzraum herumläuft.

»Keine Sorge, sie wird schon kommen«, antwortet Maxine.

»Keine Sorge? Machen Sie Witze? Ich mache mir über alles Sorgen!«, entgegnet Debra. »Wir treiben überall die Kosten in die Höhe, und wenn ich Filialleiterin wäre, würde ich bei all den manuellen Abläufen, die wir vorschlagen, ausflippen. Bill empfiehlt sogar, dass wir Ersatzteile in den Werkstätten und Servicestationen lagern, um einen gewissen Sicherheitspuffer zu schaffen, ohne dass sie dafür im Voraus bezahlen müssen! Und er drängt uns, unseren ersten Pilotprojekttest zwei Wochen früher als geplant durchzuführen!«

»Für mich ergibt das Sinn«, sagt Maxine lächelnd. »Die Servicestationen jetzt im Stich zu lassen, wäre der schnellste Weg, das Pilotprojekt abzuschießen. Wenn Bill bereit ist, für das zusätzliche Inventar zu bezahlen, dann soll er es doch tun. Gewöhnlich ist er derjenige, der auf mehr Einschränkungen drängt und nicht auf zusätzlichen Puffer.«

Debra hält mitten im Schritt an. »Stimmt. Kundenorientierung. Fünftes Ideal

»Genau«, sagt Maxine. »Wir werden jetzt testen, wie sehr Steve selbst an sein ständig von ihm wiederholtes Mantra glaubt, dass mehr Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterengagement zu einem verbesserten Cashflow führen.«

»Wissen Sie, es ist unglaublich, wie enthusiastisch und engagiert unsere Filialleiter sind«, sagt Debra und lächelt zum ersten Mal. »Wir sind extrem auf sie angewiesen. Sie werden in den Läden zusätzliches Personal einsetzen, um die Nachfrage zu handhaben, und im Notfall werden sie die Artikel persönlich ausliefern, wenn sonst niemand verfügbar ist.

Ich glaube, das liegt daran, dass die Daten so überzeugend sind«, fährt sie fort. »Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe dabei, das alles auf die Beine zu stellen. Eine Sache habe ich im Umgang mit Verkäufern gelernt: Man darf nie mit Meinungen kommen, wenn man eigentlich Fakten braucht.«

Maxine lacht. »Ich habe gar nicht so viel getan. Es war Ihr Team, das die Analyse durchgeführt hat. Wir haben nur dafür gesorgt, dass sie auf alle benötigten Daten auch wirklich zugreifen können.«

»Ich würde Ihren Beitrag nicht herunterspielen«, sagt Debra. »Es gab so viele Unwägbarkeiten. Wir brauchten Einkaufshistorien für alle der am Pilotprojekt beteiligten Servicestationen, mussten sie mit der Artikelverfügbarkeit und unseren Vorlaufzeiten abgleichen, mit der Entfernung zu unseren Vertriebszentren und Lagern, mit den Kosten für den Transfer, ganz zu schweigen von all den Unsicherheiten beim Aufbau der Transportkapazitäten … und immer noch gibt es so vieles, was wir nicht wissen!«

Maxine nickt. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – so viel auf dem Spiel steht, hat Maxine ihren Spaß an der Sache, ganz im Sinne des Zweiten Ideals von Fokus, Fluss und Freude. Die Zusammenarbeit bei der Erstellung der Analysen, die Arbeit mit den weit entfernten Silos im Unternehmen, die Untersuchung der Herausforderungen beim Transport – sie findet das deutlich interessanter als irgendwelche Projekte im BWL-Studium, denn das hier ist die Wirklichkeit.

Obwohl Debra sich über die vielen manuellen Abläufe ärgert, weiß Maxine, dass es gerade nur darum geht, ein Minimal Valuable Product zu schaffen, um die Angebote und erste Hypothesen zu testen. Schnelles Iterieren und Lernen, bevor man massiv in die Einführung eines großen, disruptiven Prozesses investiert – das ist ein großartiges Beispiel für das Dritte Ideal der Verbesserung der täglichen Arbeit.

In ähnlicher Weise ist es ein hervorragendes Beispiel für das Erste Ideal der Lokalität und Einfachheit, wenn innerhalb eines Teams alle Fachkenntnisse vorhanden sind und der Zugriff auf alle benötigten Daten möglich ist, während es ein deutliches Signal für die Wirksamkeit des Vierten Ideals der psychologischen Sicherheit ist, dass so viele Engineers ihre verrückten Ideen vorgestellt haben.

»Warum lächeln Sie?«, fragt Debra und starrt sie an.

Maxine schüttelt nur den Kopf und begrüßt statt einer Antwort den Director of Operations, während sie und ihre Mitarbeiter in den Konferenzraum gehen.