Ich biege in die Einfahrt, und mein Körper ruckelt hin und her, als die Scheinwerfer auf das geschlossene Garagentor vor mir fallen. Ich parke, ziehe die Bremse an und stelle den Motor ab.
Die Bar ist heute früher leer geworden, und Shel und ein paar der anderen Mädels sind geblieben, um abzusperren, also bin ich schon vor 2 Uhr rausgekommen. Pike ist erst vor einer Stunde gefahren, aber er ist bestimmt schon im Bett. Er ist nicht gerade eine Nachteule.
Ich sehe, dass Coles Challenger auf dem Platz neben mir steht. Er ist zu Hause.
Ich runzle die Stirn und merke, wie ich mich plötzlich anspanne.
Die Distanz zwischen uns wird immer größer, und ich habe mittlerweile das Gefühl, dass er meilenweit von mir entfernt ist. Das Verlangen, das er vor ein paar Wochen noch nach mir hatte, existiert praktisch nicht mehr, und mittlerweile frage ich mich, warum ich überhaupt noch hier bin.
Aber ich habe keinen blassen Schimmer.
Schuldgefühle überkommen mich, als ich daran denke, was vor ein paar Tagen in der Dusche passiert ist und wie meine Gedanken plötzlich eine ganz andere Wendung genommen haben, als ich wollte. Oder als ich dachte, dass ich wollte.
Es war nur der Stress. Ich habe kurz die Kontrolle verloren, und Pike ist kurzzeitig in den Fokus gerückt. Mehr nicht. Er war nett und fürsorglich, und ich habe mich nach etwas Aufmerksamkeit gesehnt, also habe ich mich auf ihn konzentriert. Das ist alles.
Genau genommen habe ich momentan überhaupt keinen Grund mehr, hier zu sein. Aber trotz der Probleme zwischen Cole und mir gefällt mir der Gedanke nicht, auszuziehen. Dieses Haus ist mir mittlerweile so vertraut. Ein Zuhause. Auch wenn sich Pike manchmal zu sehr in meine Angelegenheiten einmischt, mag ich ihn. Er kümmert sich um mich. Okay, er kann seine Bedenken nicht gerade eloquent zum Ausdruck bringen, aber ich weiß, dass er nur gute Absichten hat. Es ist schön, jemanden zu haben, der auf mich aufpasst und dem es nicht egal ist, was ich tue.
Und ich gebe es nur sehr ungern zu, aber es gefällt mir, welche Gefühle er in mir hervorruft. Wie er mich ansieht, als wäre ich das Wertvollste auf der Welt.
Ich steige aus dem Truck und nehme meine Tasche mit dem Korsett darin vom Beifahrersitz. Bevor ich die Bar verlassen habe, habe ich mir ein T-Shirt angezogen, und obwohl ich mich mit den vielen Blicken auf mir den ganzen Abend ziemlich entblößt gefühlt habe, muss ich grinsen, als ich an das Trinkgeld in meiner Tasche denke. Es ist nicht annähernd so viel, wie Cam verdient oder wie ich beim Kellnern im The Hook verdienen würde, aber es ist mehr, als ich normalerweise in einer ganzen Woche verdiene.
Und ehrlich gesagt hat mir die Aufmerksamkeit auch irgendwie gefallen. Ich habe seinen Blick sofort auf mir gespürt, als er in die Bar gekommen ist und mich neben der Jukebox entdeckt hat. Aus dem Augenwinkel konnte ich ihn sehen, als ich zum Tresen zurückgegangen bin. Ich kenne diesen Blick: besitzergreifend.
Ich sperre die Autotür ab, und mein Herz klopft, als ich zum Haus gehe. Ich muss mit Cole reden. Ich muss ihm in die Augen schauen, seine Hand in meine nehmen und unsere identischen Narben sehen, um zu spüren, ob das alles noch irgendwohin führt. Vor ein paar Monaten hatte er immer seinen Arm um mich gelegt. Jetzt kann ich mich nicht mehr erinnern, wann er mich zum letzten Mal angefasst hat. Ich betrete das Haus, schließe die Tür, lasse meine Tasche fallen und schlüpfe aus meinen Sandalen. Ich bewege die Zehen, weil mir meine Füße nach dem langen Tag wehtun.
Das Wohnzimmer liegt im Dunkeln. An der Treppe spitze ich die Ohren und lausche, doch von oben dringt kein Geräusch. Cole und Pike schlafen wahrscheinlich beide schon. So leise wie möglich gehe ich in die Küche und nehme ein Glas aus dem Schrank. Dann halte ich es unter den Wasserspender des Kühlschranks.
Aber als ich aufblicke, sehe ich Cole im Garten und erstarre.
Ich lasse die Hand sinken, und das Wasser spritzt über den Holzboden. Mir wird heiß im Nacken, meine Lunge fühlt sich leer an. Ich kann nicht wegsehen. Alles bricht auf einmal über mich herein, und ich habe das Gefühl, neben mir zu stehen und mich selbst von außen zu beobachten.
Cole.
Und Elena Barros.
Ich muss zweimal schlucken, weil mein Hals so trocken ist. Elenas Ellbogen liegen hinter ihr auf dem Beckenrand, während er sich eng an sie presst und seine Stirn an ihre legt, wie er es mit mir immer getan hat. Ihr nackter Körper glänzt im Wasser und bewegt sich in Wellen, um sich seinem Rhythmus anzupassen, während er sie am Hintern festhält und es mit ihr treibt. Ihre Brüste berühren immer wieder seinen Oberkörper.
Abwesend gehe ich einen Schritt auf das Waschbecken zu und versuche, zu verarbeiten, was ich da sehe. Das würde Cole mir nie antun. Er ist nicht mein Ex. Er ist nicht wie meine Eltern.
Meine Brust hebt und senkt sich, und ich kriege kaum Luft. Mir wird ganz schlecht, und die Galle kommt mir hoch.
Er nimmt ihr Gesicht in seine Hände, küsst sie und bewegt rhythmisch seinen starken Körper. Sie lassen sich nicht aus den Augen, während er immer und immer wieder in sie eindringt. Ich kann sie nicht stöhnen hören, aber ich weiß, dass sie es genießt.
Tränen treten mir in die Augen, ich balle meine Hand um das Glas und beiße die Zähne zusammen. Ich bin wütender auf mich als auf ihn. Ich hätte es beenden sollen, als wir aus unserer Wohnung geschmissen wurden. Ich wusste, dass er mich nur wollte, weil er nicht allein sein wollte. Ich konnte es spüren.
Aber so ist es jetzt, und er hat das letzte Wort.
Mein Kinn zittert, und Tränen laufen über meine Wangen. Meine Mom, Jay, Cole …
Ich werde bis in die Scheißewigkeit hinein die bemitleidenswerte Person sein, die ich bin. Mir immer wünschen, dass die schlechtesten Menschen überhaupt mich wollen.
Warum?
»Hey«, sagt jemand, aber die Stimme klingt weit entfernt. »Bist früher rausgekommen? Schön, dass du nicht mehr dieses Korsett trägst. Hast du es für mich verbrannt?«
Der Kühlschrank wird geöffnet, und ich sehe, wie jemand etwas herausholt, aber ich starre weiter aus dem Fenster, während etwas Kaltes und Dickes meinen Magen wie Sirup umhüllt.
Ich kann mich in dem Moment ändern, indem ich es beschließe.
»Jordan?«, höre ich Pike sagen. »Alles okay?«
Da erst wird mir klar, dass er neben mir steht. Die Kühlschranktür wird wieder geschlossen, und ich drehe mich zu ihm um – die Tränen rinnen mir immer noch über die Wangen.
Seine haselnussbraunen Augen, die jetzt fast bernsteinfarben sind, verengen sich augenblicklich zu Schlitzen und schauen mich besorgt an. Aber dann fällt sein Blick durch das Fenster, und jegliche Farbe entweicht seinem Gesicht.
»Scheiße«, knurrt er, packt mich am Arm und zieht mich weg.
Jetzt verliere ich die Fassung und fange zu schluchzen an. Ich atme tief und schwer ein, als er um mich herumgeht und aus der Hintertür eilt. Verletzt, aber vor allem wütend wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Cole ist allerdings nicht der Einzige, auf den ich wütend bin. Ich habe mir das selbst angetan. Ich tue mir immer so was selbst an.
»Was zum Teufel machst du da?«, ruft Pike.
Ich höre Wasser spritzen, überraschte Stimmen und ein Schnappen nach Luft.
»Scheiße!«, ruft Cole. »Ich hab gedacht, du schläfst.«
»Niemand schläft hier, verdammt!«
»Was?«, sagt Cole.
Niemand. Ich glaube, jetzt wird ihm bewusst, dass ich auch zu Hause bin.
Ich trockne meine Augen, gehe durch die Küche und überlasse meinen Beinen das Denken.
Sie tragen mich durch die Hintertür, die Holzstufen hinunter, und ich sehe, wie Elena ihren nackten Körper hinter Cole versteckt, der immer noch hüfthoch im Wasser steht.
»Was ist nur los mit dir?« Pike geht zu ihnen rüber, nimmt die Handtücher und wirft sie seinem Sohn zu.
Cole fängt sie, und Elena schnappt sich eins, um es schnell um sich zu wickeln, obwohl sie immer noch halb im Wasser steht. Sie wirft mir einen verängstigten Blick zu.
»Ich hab gedacht, sie arbeitet bis zwei.« Schuldgefühle schwingen in seiner Stimme mit. Dabei spricht er mit seinem Vater, als wäre ich gar nicht da. Sein Kopf ist gesenkt, und er schaut niemandem in die Augen.
»Es hinter ihrem Rücken zu tun, ist also okay?«
»Nein, ich …«
»Ich kläre das selbst«, unterbreche ich beide und gehe auf sie zu.
Es überrascht mich, wie ruhig meine Stimme ist und dass es mir gelingt, nicht zu weinen. Vor Cole zu weinen, würde mir nichts ausmachen, aber vor ihr werde ich nicht zusammenbrechen.
Pike schaut mich an und zögert einen Moment. Schließlich dreht er sich um, und ich höre, wie die Fliegengittertür geschlossen wird.
Als er weg ist, steigt Elena schnell aus dem Pool, zieht das Handtuch enger um sich und schnappt sich ihre Klamotten, die auf einem Liegestuhl liegen.
»Ich verschwinde mal lieber.« Entschuldigend blickt sie zwischen mir und Cole hin und her. »Es tut mir wirklich leid, Jordan.«
Mit gesenktem Kopf huscht sie an mir vorbei in Richtung Haus, wo sie sich wahrscheinlich im Badezimmer anziehen will.
Ich wende mich Cole zu. Sein blondes Haar klebt feucht am Kopf, und er schaut mich mit demselben Blick an, mit dem er mich angesehen hat, als er mir gesagt hat, dass Nick es nicht geschafft hat.
Ich wünschte, ich könnte wütender auf ihn sein.
Aber in erster Linie bin ich enttäuscht.
»Geht das schon eine Weile?«, frage ich.
Er senkt seinen Blick und nickt langsam. »Seit deiner Geburtstagsparty.«
Die Geburtstagsparty, auf der ich nicht anwesend war?
Er holt tief Luft, strafft die Schultern, steigt aus dem Pool und wickelt sich das Handtuch um die Hüften.
»Ich kenne dich schon lange«, sagt er. »Und wir beide haben uns sehr gebraucht, als es zwischen uns angefangen hat. Aber du wärst immer weitergezogen, das weißt du.«
»Warum bin ich dann überhaupt hierhergekommen?«, frage ich ihn. »Warum wolltest du mich in deiner Nähe haben?«
Dieselben Fragen könnte ich auch mir stellen. Wir waren beide schwach und haben uns an das einzig Gute geklammert, das wir hatten. Und wir haben beide ignoriert, dass wir das ruinieren würden, wenn wir zusammenbleiben.
Ich liebe ihn. Er ist mein Freund. Wie konnte er mich so demütigen?
»Ich habe gedacht, du wärst anders als er«, sage ich, und wieder treten mir Tränen in die Augen.
Er blickt auf und weiß genau, von wem ich rede. Jay war ein Stück Scheiße. Nicht Cole. Cole wusste, was ich durchgemacht hatte. Hat er versucht, mir wehzutun?
»Du warst erst mein Freund«, fahre ich fort. »Und ein Freund sollte gut zu einem sein.«
Aber er sagt nichts. Es gibt auch nichts zu sagen. Es ist nicht seine Schuld, dass es geendet hat. Es ist nur seine Schuld, dass es so schlimm geendet hat.
»Auch in unserem Bett?«, frage ich ihn. »In den Nächten, in denen ich gearbeitet habe?«
Sein Schweigen sagt mir, dass ich recht habe, und plötzlich werde ich wütend. Hat Pike gewusst, dass sie hier war? Oder vielleicht auch andere Mädchen?
Aber nein – ich verwerfe diesen Gedanken gleich wieder, und der Knoten in meinem Magen lockert sich etwas. Er schien genauso geschockt zu sein wie ich.
Ich nicke, und mir wird klar, dass Cole sich nicht nur alleine mit Elena getroffen hat. Er ist mit Sicherheit auch auf Partys mit ihr aufgetaucht. »Und all unsere Freunde wussten es«, sage ich und fühle mich zutiefst hintergangen.
Jetzt bin ich ganz allein. Abgesehen von Cam und den Mädels in der Bar habe ich meinen letzten Freund verloren.
Er kommt auf mich zu, bleibt aber vor mir stehen. »Ich werde eine Weile bei Elena wohnen«, sagt er. »Du kannst hierbleiben, bis …«
»Fick dich.« Ich hebe meinen Blick und spreche die Worte mit derselben Gleichgültigkeit aus, mit der ich »gern geschehen« sagen würde.
Als ich zurück ins Haus gehe, bleibe ich nicht stehen, um zu sehen, ob Elena gegangen ist oder ob sie bei Coles Auto wartet. Ich nehme meine Tasche, gehe ins Schlafzimmer, ziehe mein Handy hervor und lasse mich gegen die Tür gelehnt auf den Boden gleiten.
Ich wähle, und beim vierten Klingeln wird abgenommen. Ich wische mir still eine Träne weg, als ich mit fester Stimme sage: »Hey, Dad.«
Am nächsten Tag schaue ich mich in Coles und meinem Zimmer um. Sein Zeug liegt immer noch da, wo er es liegen gelassen hat, und meine Sachen sind alle gepackt und in meinem VW.
Ich kann froh sein, dass ich nicht so viel mitgebracht habe. Die meisten meiner Klamotten passen in die zwei Koffer, die ich habe – der eine, den ich vor ein paar Wochen hergebracht habe, als ich dachte, ich würde ausziehen, gehört Cam.
Aber dann hat Pike Lawson mir einen Garten gemacht, und das zeigt wieder mal, dass kein Mann sich besonders stark ins Zeug legen muss, damit ich zurückkomme.
Ich lache leise über mich selbst. Den Garten werde ich vermissen.
Ich trage die letzte Kiste durch das Wohnzimmer und widerstehe dem Drang, einen letzten Blick durch das Küchenfenster in den Garten zu werfen. Dann gehe ich durch die Haustür und sehe, dass Pikes Truck gerade in die Einfahrt biegt.
Mein Herz klopft schneller. Verdammt. Es ist noch nicht einmal fünf. Ich habe die Mittagsschicht extra früher beendet, damit ich packen kann und vorher hier wegkomme. Warum ist er schon so früh zu Hause?
»Was tust du da?« Er folgt mir um den Truck herum, wo ich die Kiste auf meinem Rücksitz auf die andere hieve. Das Auto ist gerade groß genug für alles, was ich mitgebracht habe. Es passt alles in zwei Koffer und drei Kisten. Alles andere ist in einem Lagerraum. Und ich glaube auch nicht, dass ich es in naher Zukunft dort herausholen kann. Das »Haus« meines Vaters hat auch keinen Platz für einen Schreibtisch – genauso wenig wie hier.
»Danke für alles.« Mir ist klar, dass er genau weiß, was ich hier tue. »Du warst wirklich toll.«
»Du ziehst aus?« Er sieht verwirrt aus.
Ich schließe die Autotür und drehe mich zu ihm um. Mein Magen verkrampft sich, als ich den Kloß in meinem Hals runterschlucke.
»Da Cole weg ist und wir uns getrennt haben, gibt es für mich keinen Grund mehr, hierzubleiben«, sage ich. »Du hättest mir nicht helfen müssen, aber du hast es getan, und dafür kann ich dir nicht genug danken. Das weiß ich wirklich zu schätzen.« Dann muss ich sogar ein bisschen grinsen. »Vor allem meine neue Kassettensammlung.«
Ich schaue in seine beunruhigten Augen. Das Grün der Iris ist jetzt dunkler. Ich spüre einen Stich in der Brust, wende mich ab und gebe vor, mich zu vergewissern, ob die Tür verschlossen ist, damit ich mich kurz sammeln kann.
»Mein Dad lässt mich für eine Weile bei sich wohnen.« Ich drehe mich wieder zu ihm um. »Mir geht’s gut.«
»Aber …«
»Mist, ich habe meine Handtasche vergessen«, unterbreche ich ihn, fahre mir mit den Fingern durchs Haar und eile zum Haus zurück.
Ich will nicht mit ihm diskutieren, und ich habe Angst, dass ich zu weinen anfange, wenn er etwas sagt.
Ich will hier nicht weg, aber ich weiß, dass ich kein Recht habe, hier noch länger zu wohnen. Und vielleicht kommt er ja ab und zu mal in die Bar, um Hallo zu sagen. Vielleicht sehe ich ihn jetzt öfter, jetzt, da ich ihn kenne.
Natürlich bin ich auch traurig wegen Cole. Ich habe die letzten drei Jahre praktisch jeden Tag mit ihm gesprochen.
Aber von ihm will ich weg. Pike will ich nicht wirklich zurücklassen.
Wer wird ihn jetzt dazu bringen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen? Und wer wird ihm den Vanilleextrakt und den Zimt in seinen Kaffee mischen, von dem er gar nicht weiß, dass er es mag?
Ich blinzle, als meine Augen wieder zu brennen beginnen, und stöhne über mich selbst. Es wird ihm gut gehen. Er hat schließlich achtunddreißig Jahre ohne mich überlebt, oder?
Ich hole meine Handtasche von der Couch und überprüfe, ob alles drin ist: Karten, Schlüssel, Geldbeutel, Handy … Dann schließe ich sie, überlege kurz, ob ich mein Ladegerät habe, meinen Rasierer und mein Shampoo aus der Dusche genommen und keine Wäsche in der Waschmaschine und im Trockner gelassen habe.
Mist. Ich habe vergessen, ihm einen neuen Massagehandschuh zu kaufen. Na ja …
Schließlich hole ich tief Luft, gehe zurück nach draußen, setze ein falsches Lächeln auf und straffe die Schultern. Links von uns geht Kyle Cramer gerade mit ein paar Kindern ins Haus – vermutlich seine –, aber ich suche keinen Blickkontakt. Ich will nicht, dass die Nachbarn neugierig werden.
»Jordan …«, beginnt Pike von Neuem.
Aber ich unterbreche ihn – wieder. »Vielen Dank noch mal. Für alles.«
Ich gehe zur Fahrerseite des Autos, öffne die Tür, und in meinem Magen bilden sich tausend kleine Knoten, die immer enger werden.
»Jordan«, ruft er wieder. »Das Auto ist noch nicht fertig. Dir wird jedes Mal, wenn du anhältst, der Motor absterben.«
Ich lächle ihn schwach an. »Ich kümmere mich darum. Wirklich. Ich bin schon total fertig. Ich denke nicht, dass mich das noch mehr aufregen wird. Ich werde schon klarkommen.«
Ich nehme die Schlüssel und steige ein. »Danke für all die Arbeit, die du schon reingesteckt hast. Das hättest du wirklich nicht alles tun müssen.«
»Warte«, ruft er nachdrücklich.
Ich halte inne, und obwohl ich ihn nicht anschaue, spüre ich, dass er einen Schritt auf mich zugeht. Er zögert, als würde er nach den richtigen Worten suchen.
Ich blicke auf.
»Es ist nur …« Er schüttelt den Kopf und sieht verzweifelt aus. »Leg dein Zeug in meinen Truck. Ich werde dich fahren.«
Ich öffne den Mund, um zu widersprechen, aber er schneidet mir das Wort ab.
»Ich muss den VW erst noch fertig reparieren«, sagt er. »Du musst ihn noch ein paar Tage hierlassen. Und widersprich mir nicht. Oder kannst du dir plötzlich einen Automechaniker leisten?«