Meadow Lakes. Ich würde am liebsten laut lachen. Hier gibt es keine Wiesen oder Seen, und es gibt definitiv keinen See auf einer Wiese. Es ist ein sechzig Jahre alter Trailerpark voller Blechcontainer auf Betonsteinen.
Ist sie wirklich hier aufgewachsen?
Ich fange langsam an zu glauben, dass Cole es doch nicht so schlecht hatte. Ich schaue mich genauer um. Alte, silberne Airstream-Wohnwagen stehen neben ein paar ausziehbaren Wohnwagen aus den Achtzigern. Die kaputten Jalousien sind hinter den dreckigen Fensterscheiben kaum zu erkennen, und draußen ist alles von Termiten zerstört und moosbewachsen. Dieser ganze Ort wartet nur darauf, abgerissen zu werden.
Ich will nicht, dass sie hier ist. Sie muss ja nicht in meinem Haus wohnen, aber nicht … hier.
Jordan sitzt auf dem Beifahrersitz, reibt sich langsam die Hände und starrt gedankenverloren vor sich hin. Ich habe das Gefühl, dass sie versucht, so lange wie möglich zu vermeiden, aus dem Fenster zu schauen.
Es ist noch nicht dunkel, aber die Sonne ist schon untergegangen, und ein paar Kinder rennen zwischen zwei Wohnwagen hinter einem Ball her. Ich fahre langsamer, für den Fall, dass sie plötzlich über die Straße laufen.
»Hier ist es«, sagt Jordan und deutet nach links.
Ich folge ihrem Blick zu einem Wohnwagen, der mit schmutzigen, lindgrünen Brettern verkleidet ist, und knirsche mit den Zähnen.
Eine Klimaanlage ist draußen an einem Fenster angebracht, ein klappriger, alter Holzzaun, der teilweise gebrochene Stellen aufweist, umgibt den Trailer, und die Veranda ist voller Schrott, Klamotten und ein paar voller Müllbeutel. Drei Typen stehen auf der Veranda, rauchen und unterhalten sich.
»Hier?«, frage ich und drehe mich zu ihr um.
Aber sie schnallt sich schon ab und will aussteigen.
»Wer sind die Typen?«, will ich wissen.
Sie schaut mich einen Moment an, bevor sie ihren Blick wieder abwendet und ihre Tasche nimmt. »Das ist wahrscheinlich mein Stiefbruder mit ein paar Freunden.«
Ich bleibe vor dem Wohnwagen stehen, da in der kleinen Einfahrt kein Platz mehr ist, und schalte den Motor ab.
»Du hast einen Stiefbruder?« Das hat sie gar nicht erwähnt.
Sie zuckt nur mit den Schultern. »Theoretisch, ja«, sagt sie und grinst schief. »Ich rede nicht wirklich mit ihm.«
»Aber er lebt hier«, erwidere ich und versuche, mir Klarheit zu verschaffen.
Sie nickt, und bevor ich noch etwas sagen kann, steigt sie schon aus dem Truck und nimmt ihre Handtasche mit.
Wie viele Räume kann dieses Ding denn haben, wenn ihr Stiefbruder noch hier lebt? Hat sie überhaupt ein Bett?
Sie zieht einen ihrer Koffer von der Ladefläche, hängt sich ihre Tasche über die Schulter und geht voran. Ich nehme eine Kiste und folge ihr. Dabei presse ich meine Lippen aufeinander, um nichts zu sagen. Ich weiß nicht, ob ich wütend oder besorgt oder was auch immer bin, und ich weiß auch nicht, ob ich das Recht habe, diese Gefühle zu haben, oder ob es einen Grund zur Sorge gibt. Wahrscheinlich wird sie alles im Griff haben. Das ist ihre Familie. Und ich bin nur …
Ich habe das Gefühl, jede Sekunde explodieren zu müssen.
Wir gehen die paar Stufen zur Eingangstür hinauf, und Jordan würdigt ihren Stiefbruder und seine Freunde kaum eines Blickes, als sie die Tür öffnet.
»Ryan, das ist Coles Dad«, murmelt sie. »Pike, das ist mein Stiefbruder Ryan.«
Ich drehe mich zu dem Jungen um, er strafft seine Schultern und reicht mir die Hand. »Hey, Mann.«
Ich verschiebe die Kiste in meinen Armen und schüttle ihm die Hand. »Hi.«
Er ist stämmig und klein für einen Kerl – etwa Jordans Größe –, aber das versucht er mit einem Tattoo am Hals und einer schwarzen Lederjacke wieder wettzumachen.
Im Sommer.
»Du bist also wieder zu Hause?« Mit fragendem Blick nimmt er einen Schluck von seinem Bier.
»Ja.«
Einer von Ryans Freunden stößt ihn an. »Ist das die eine, die strippt?«
Ich kralle meine Finger fester um die Kiste.
Er schnaubt auf und verschluckt sich fast an seinem Bier. »Nein, Mann. Das ist die andere.« Aber dann begutachtet er Jordan grinsend von Kopf bis Fuß. »Die hier kann aber auch ein bisschen tanzen.«
Sie lachen alle auf, und ich spüre, wie mir ein Knurren die Kehle hinaufsteigt. Ich reiße mich zusammen, drehe mich um, öffne die Tür für Jordan und dränge sie hinein.
Ich sollte nachsichtiger sein. Ich war schließlich auch manchmal ein kleines Arschloch als Teenager. Aber woher zum Teufel weiß er, wie sie tanzt?
Ich schüttle mich innerlich und hole tief Luft.
Stell ihr Zeug ab und fahr nach Hause. Sie geht dich nichts an. Das ist ihre Entscheidung.
Und wenn ich sie wäre, würde ich dasselbe tun.
Ich bin sogar ein bisschen stolz auf mich. Sie weiß, wie aufbrausend und bestimmend ich sein kann, aber ich bin erstaunlich ruhig geblieben, wenn man bedenkt, was ich von diesem Viertel hier halte und dass die ganze Situation unerträglich für mich ist. Fünf Minuten länger kriege ich auch noch hin …
Und wenn ich es tatsächlich schaffe, endlich mal meinen Mund zu halten, belohne ich mich auf dem Heimweg mit etwas von Dairy Queen.
Ihr Vater Chip schläft auf einem Fernsehsessel auf der linken Seite, im Fernsehen läuft irgendeine Sitcom in gedämpfter Lautstärke, und ein paar Frauen sitzen am Küchentisch auf der rechten Seite. Sie rauchen Zigaretten und haben Bierdosen vor sich stehen. Ein Autoradio läuft irgendwo in der Ferne, und draußen gehen ein paar Knaller hoch.
»Brauchst du Hilfe?«, fragt eine Frau mit dunklem Haar vom Tisch aus. Sie nimmt einen Schluck von ihrem Bier und beachtet mich kaum.
Jordan schüttelt den Kopf und geht dann um den Tisch herum in Richtung »Küche«. Sie stellt uns nicht vor, und mir ist es auch wirklich egal. Deine Tochter – oder Stieftochter – kommt mit einem Kerl, den du noch nie gesehen hast, nach Hause, und das wirft keine Fragen auf?
Zumindest vermute ich, dass es ihre Stiefmutter ist. Sie hat dieselben kleinen, braunen Augen wie der Typ da draußen.
Ich atme den Geruch von Putzmittel gemischt mit einem Hauch von Burritos und nassem Boden ein, als wäre etwas nass geworden und würde vor sich hin schimmeln. Wir gehen den schmalen Gang entlang, und unsere Schritte klingen hohl, als wir zu der ersten Tür auf der linken Seite kommen.
»Könnte sein, dass etwas Wäsche drin liegt«, sagt die Frau am Tisch. »Sammle sie auf und schmeiß sie in die Waschmaschine, okay?«
Ich hole wieder tief Luft. Sie wird klarkommen.
Jordan öffnet die Tür, und ich werfe einen Blick in ihr altes Schlafzimmer. Mein Kiefer zuckt.
»Wo ist mein Bett?«, ruft Jordan seufzend.
Aber keiner antwortet.
Der Raum ist zugestellt mit Schrott. Sie hat eine Kommode, bei der Schubladen fehlen, ein Strandhandtuch hängt vor ihrem Fenster, und in den Ecken an der Decke sind Spinnweben. Ich kann den Gestank von dreckiger Wäsche riechen, die in ihrem Zimmer liegt, und betrachte durch zusammengekniffene Augen ein Loch in der Wand.
Nein.
Jordan stellt ihren Koffer ab, dreht sich zu mir um und nimmt mir die Kiste ab. »Keine Sorge«, sagt sie lächelnd, als sie meinen Blick sieht. »Ich komme klar. Du kennst mich. Morgen wird es hier drin blitzsauber sein.«
Aber ich lasse die Kiste nicht los, sondern halte sie fest in meinen Armen. Dabei reiße ich meinen Blick von der Mausefalle neben dem Heizkörper los, über dem kein Gitter ist, um Nagetiere fernzuhalten. Dann blicke ich streng auf sie hinab. »Auf keinen Fall«, knurre ich. »Wir fahren jetzt. Keine Diskussion mehr.«
Mit der Kiste in einem Arm packe ich mit der anderen Hand ihren Koffer, drehe mich auf dem Absatz um und verlasse den Wohnwagen.
»Entschuldige mal«, ruft sie mir völlig perplex hinterher.
Aber ich bin schon weg. Ich ignoriere die Frauen in der Küche und drehe mich auch nicht mehr um, um zu sehen, ob ihr Vater mittlerweile aufgewacht ist, bevor ich durch die Tür trete und an den Jungs vorbeigehe, die immer noch auf der Veranda herumlungern.
»Pike!«, ruft sie mir hinterher.
Auch Jordan ignoriere ich. Ich weiß, dass sie mir folgen wird. Schließlich habe ich ihre ganzen Sachen. Ich lege die Kiste und den Koffer auf die Ladefläche meines Trucks, hole die Schlüssel aus der Tasche und setze mich auf den Fahrersitz.
Jordan geht vorne um den Wagen herum und öffnet die Beifahrertür. Böse funkelt sie mich an. »Was zum Teufel tust du da?«
»Du wirst nicht hierbleiben.« Ich starte den Motor.
»Was ist nur los mit dir?«, schreit sie mich an.
Ich schaue durch das Fenster und sehe, wie die Jungs uns von der Veranda aus neugierig anstarren. »Hat dein Stiefbruder schon mal was bei dir versucht?«, frage ich sie.
»Nichts, was ich nicht im Griff hatte.«
»Und seine Freunde?«
Sie holt tief Luft, und ich sehe, dass sie versucht, ruhig zu bleiben. Meine Sorge nervt sie sichtbar. »Mir wird’s gut gehen«, versichert sie mir. »Ich bin nicht deine Tochter. Mein Dad ist da drinnen.«
»Dein Dad ist nicht …« Ich halte inne.
Wenn ich jetzt mit Beleidigungen um mich werfe, kommen wir nicht weiter. Ich lasse mich in den Sitz zurücksinken und umfasse das Lenkrad mit geballten Fäusten.
Ihr Vater ist kein schlechter Mensch. Zumindest von dem, was ich über ihn weiß. Wir haben uns sogar schon ein paarmal im Vorbeigehen unterhalten.
Aber er ist schwach. Er ist Alkoholiker und ein Loser. Er ist der Typ Mann, der im Leben nur das absolute Minimum tut und sich mit Scheiße zufriedengibt, weil er zu faul ist, für etwas Besseres zu kämpfen. Er kann nicht für sie da sein.
»Das ist doch bescheuert«, sage ich. »Du wirst kein perfektes Zuhause in einer schönen, sicheren Nachbarschaft gegen das hier eintauschen. Schluck deinen Stolz runter, Jordan.«
»Ich gehöre nicht in dein Haus!« Ihre Augen funkeln wütend. »Und hier komme ich her, vielen Dank auch. Cole wird irgendwann zu dir zurückkommen, und er ist dein Sohn. Wie, denkst du, soll das funktionieren mit uns beiden unter einem Dach? Ich habe kein Recht dazu.«
»Das überlegen wir uns dann.«
»Nein«, entgegnet sie. »Das ist nicht deine Sache. Das hier ist mein Zuhause.«
»Es ist kein Zuhause! Du gehörst nicht …«
Ich öffne meinen Mund, um den Satz zu beenden, aber mein Herz klopft so schnell, dass ich Angst vor dem habe, was ich sagen werde.
Mein Atem geht flach und stoßweise, und ich blicke wieder nach vorne und weg von ihr. Mit gesenkter Stimme fahre ich fort: »Du hast in diesem Drecksloch niemanden, der sich um dich kümmert.«
»In deinem Haus schon?«
Ich werfe ihr einen schnellen Blick zu, und die Antwort auf diese Frage liegt mir auf der Zunge. Aber ich sage nichts.
Sie schaut mich eindringlich an, und meine unausgesprochene Antwort hängt zwischen uns. Erst zögert sie, doch dann werden ihre Gesichtszüge sanfter, als sie meine Gedanken liest.
»Steig einfach ein«, presse ich durch meine Zähne hindurch. »Lass uns nach Hause fahren.«
»Aber …«
»Jetzt, Jordan!« Ich schlage mit der Handfläche auf das Lenkrad.
Sie zieht scharf die Luft ein, und ihre Augenlider flattern. Ich weiß nicht, ob ich sie verängstigt habe oder ob sie nicht will, dass ich eine Szene mache, aber sie steigt schnell in den Truck und schlägt die Tür zu. Sie ist angespannt und sauer, und vermutlich bereitet sie sich schon auf eine Diskussion vor, wenn sie weiß, dass uns niemand zuschaut. Aber das ist mir egal. Sie ist eingestiegen, und wir können hier weg.
Ich starte den Motor, wende und trete auf das Gaspedal. Nur weg von hier. Schon bald sind wir wieder auf der Straße, die in die Stadt zurückführt.
Ich habe keine Ahnung, was ihr Stiefbruder oder ihre Stiefmutter jetzt denken, und das ist mir auch egal. Lass sie denken, was sie wollen. Es wird höchstens fünf Minuten dauern, bis sie vergessen haben, dass Jordan existiert.
Kein Wunder, dass sie hier so schnell wie möglich ausgezogen ist. Ich glaube nicht, dass sie misshandelt wurde – solche Art von Gerüchten habe ich nie über ihren Vater gehört –, aber es hat sich definitiv keiner um sie gekümmert. Sie verdient etwas Besseres.
Die Bäume säumen beide Seiten des dunklen Highways, und ich könnte mir selbst in den Hintern treten, weil ich ihr das Ganze schon zu Hause hätte ausreden sollen. Ich wusste, wie es enden würde. Auf keinen Fall hätte ich sie in Meadow Lakes gelassen. Ich habe ihr heute nicht ernsthaft beim Ausziehen geholfen. Ich habe nur Mut gebraucht.
Aber was wäre, wenn sie zu ihrer Schwester gegangen wäre? Oder zu einer Freundin? Ich hätte sie trotzdem daran gehindert. Das weiß ich.
Es ist nicht so, dass sie nicht auf sich selbst aufpassen kann. Ich weiß nur allzu gut, dass sie das kann.
Ich will nur nicht, dass sie das muss . Mittlerweile bin ich zu involviert.
Niemand in ihrem Leben kann ihr geben, was sie verdient, und bis sie es sich selbst bieten kann, werde ich eben diese Verantwortung übernehmen.
Scheiß drauf. Sie verdient das Beste. Sie kriegt das Beste.
Ich blicke starr geradeaus, lehne meinen Ellbogen auf die Fahrertür und fahre mir durchs Haar.
Aber das ist nicht meine Entscheidung. Sie herumzukommandieren, macht mich nicht besser als alle anderen Menschen in ihrem Leben. Und ich will nicht eine weitere Person sein, die sie unterdrückt. Sonst wird sie mich am Ende auch abweisen. Wenn es eines gibt, das ich über Beziehungen gelernt habe – jede Art von Beziehung –, dann, dass keiner die Hosen anhaben sollte. Man muss wissen, wann man stark sein und wann man sich zurückziehen muss. Beide Seiten. Ein Geben und ein Nehmen. Kräfteteilung.
Ich trete auf die Bremse, fahre langsam an den rechten Seitenrand und bleibe stehen, als uns links ein Wagen überholt.
Ihre Augen zucken, aber sie schaut mich nicht an.
Mein Gott, was muss sie jetzt nur denken …
»Es tut mir leid«, sage ich mit jetzt ruhigerem Tonfall. »Ich wollte dich nicht so herumkommandieren.« Ich nehme die Hände vom Lenkrad und versuche, meinen Puls etwas zu beruhigen.
»Cole bleibt bei …« Ich schweife ab und weiß, dass sie weiß, bei wem er bleibt. » … fürs Erste«, beende ich den Satz. »Du wirst deinen Freiraum haben, und du bekommst das andere Gästezimmer. Es gehört dir. Dir gefällt mein Haus doch, oder?«
Sie holt tief Luft und sucht nach Worten. »Ja, aber …«
»Und mir gefällt es, etwas Hilfe zu haben«, erkläre ich ihr. »Und es ist schön, nach Hause zu kommen und nicht jeden Abend essen machen zu müssen. Wir bleiben einfach bei unserer Abmachung.«
Sie zögert, und mir wird mulmig. Vielleicht habe ich sie falsch eingeschätzt. Vielleicht hat sie einfach nur nach einem Ausweg gesucht, mich loszuwerden. Vielleicht will sie gar nicht in meinem Haus bleiben.
»Wirst du glücklich sein? In meinem Haus? Sei ehrlich«, sage ich. »Glücklicher als im Trailerpark?«
Stille legt sich über uns, und ich komme mir langsam blöd vor. Als hätte ich alles komplett falsch verstanden und als hätte sie sich nie wohlgefühlt unter meinem Dach.
Aber immer, wenn ich sie letzte Woche gesehen habe – wie sie ihre Kerzen angezündet und im Garten gearbeitet hat, wie sie ihre Morgenrunde geschwommen ist, in der Küche gekocht hat oder ihren Kopf zu irgendeiner fürchterlichen Band geschüttelt hat –, kam es mir so vor, als würde sie sich wohlfühlen. Sie hat so viel gelächelt, und wir haben uns in der Gegenwart des anderen wohl genug gefühlt, um zu scherzen. Sie war sogar frech genug, mir Bohnen und Avocados auf mein Truthahnsandwich zu schmuggeln, das ich mit zur Arbeit genommen habe.
Ich muss grinsen, als ich daran denke.
Ich will nicht, dass sie das aufgibt, weil sie denkt, dass sie in meinem Haus nicht willkommen oder ein Eindringling ist. Ich will sichergehen, dass sie weiß, dass sie nicht ausziehen muss.
Ich blinzle mehrmals und bin plötzlich erschöpft. Mir gefällt der Gedanke überhaupt nicht, dass sie in diesem Drecksloch lebt, wo niemand zu schätzen weiß, was sie alles tut.
Ich senke meinen Blick. »Bitte lass mich dich nicht mehr dorthin zurückbringen«, sage ich leise.
Ich merke, wie sie ihren Kopf in meine Richtung dreht, und weiß, wie ich klingen muss.
»Bitte«, flüstere ich.
Sie starrt mich von der Seite aus an, aber ich erwidere ihren Blick nicht. Ich habe Angst, dass meine Augen etwas preisgeben werden, das in einer Ecke meines Gehirns vergraben liegt und mit dem ich mich nicht auseinandersetzen will.
Sie ist glücklich in meinem Haus. Sie ist dort sicher, hat ein Bett, und es gibt keine verdammten Mäuse. So einfach ist das.
Ja, so einfach ist das.
Einen Augenblick später höre ich, wie sie ruhig einatmet und sich endlich anschnallt.
Ich muss schlucken.
»Auf Netflix läuft Fright Night «, sagt sie. »Halb Peperoni, halb Taco?«
Ich beginne zu grinsen und drehe mich zu ihr um. Ihre blauen Augen strahlen mich mit derselben Belustigung an, mit der sie es getan haben, als wir zusammen die Wassermelone aufgeschnitten haben.
Ich starte den Motor und nicke. »Abgemacht, wir können es auf dem Heimweg mitnehmen.«