10. KAPITEL
Whitney
Die Vergangenheit
Mein Körper vibrierte, als ich die Hütte erreichte.
Ich sollte nicht hier sein. Das wusste ich mit solcher Gewissheit, wie ich wusste, dass ich nicht mit Abflussreiniger gurgeln oder in einer Scheune voller Heu mit Streichhölzern spielen sollte, aber ich konnte mich trotzdem nicht davon abhalten.
Ich streckte die Hand aus, um anzuklopfen, doch noch bevor meine Fingerknöchel die Tür berühren konnten, riss Lincoln sie auf. Seine Brust hob und senkte sich.
»Ich habe nicht gedacht, dass du kommen würdest. Ich dachte, dass ich dich wieder aufspüren müsste.«
Herrgott, er ist viel zu attraktiv für diese Welt.
Er ließ seinen grünbraunen Augen über meinen Körper wandern, während ich auf den Puls starrte, der in seiner Kehle hämmerte. Ich versuchte, mich davon abzuhalten, über seine Haut zu lecken, um ihn wieder zu schmecken.
Oh mein Gott. Whitney, was zum Teufel stimmt nicht mit dir?
Lincoln Riscoff. Er stimmte nicht mit mir. Seit unserer ersten gemeinsamen Nacht war es mir nicht gelungen, ihn mir aus dem Kopf zu schlagen. Es war, als wäre ich kaputt und könnte nur durch eine weitere Nacht mit ihm repariert werden.
»Ich wollte nicht kommen. Ich habe es mir mindestens hundertmal ausgeredet.«
Er bläht die Nasenflügel.
Das sollte nicht sexy sein.
»Was hat deine Meinung geändert?«
»Willst du die Wahrheit hören?« Meine Stimme klang heiser und ganz und gar nicht nach mir.
Er nickte.
Ich schluckte und fasste einen Entschluss: Wenn ich das hier schon tun würde … dann würde ich es auch richtig
tun.
»Das hier.« Ich stürzte mich auf ihn. In diesem Moment war mir vollkommen egal, dass mich das wie die Art von Frau wirken ließ, die ich meiner Behauptung in der letzten Nacht zufolge nicht war. Aber Lincoln schien das nicht das Geringste auszumachen.
Er spannte seinen Körper an und fing mich auf. Sofort legte er die Hände um meinen Hintern, der in abgeschnittenen Shorts steckte, und zog mich an sich. Ich hatte mich an diesem Abend nicht schick angezogen. Nicht so, wie ich es getan hatte, als ich in die Bar gegangen war. Mein Outfit war vollkommen unspektakulär … abgeschnittene Shorts, Flip-Flops, ein T-Shirt und unfrisiertes Haar, das meinen Kopf wie eine wilde Wolke umgab.
»Gott sei Dank«, knurrte er, als unsere Münder aufeinandertrafen.
Ich legte die Finger um seinen Nacken und übernahm die Kontrolle über den Kuss, indem ich die Zunge zwischen seine Lippen schob. Ich wusste nur zu gut, dass das verrückt war, aber den Drang, den ich verspürte, konnte ich unmöglich ignorieren. Etwas an diesem Mann sorgte dafür, dass ich meinen gesamten gesunden Menschenverstand vergaß, weil ich ihn einfach brauchte
.
»Ich wäre gekommen, um dich zu holen«, sagte er an meinem Mund.
Insgeheim dachte ich: Oh, du wirst kommen, das steht außer Frage.
Aber ich war zu sehr damit beschäftigt, ihn zu kosten, um es tatsächlich laut auszusprechen.
Ich bewegte die Finger von seinem Hals zum Stoff seines T-Shirts, krallte mich hinein und zog es nach oben. Ich wollte ihn erneut sehen. Ich wollte ihn erneut spüren.
Er trug mich ins Schlafzimmer und legte mich auf das Bett. Ich hielt mich weiterhin an dem Stoff fest und zog ihm das T-Shirt über den Kopf, als er sich aufrichtete.
Seine Brust, seine Schultern und seine Arme sahen aus, als sollte er auf dem Titelblatt einer Zeitschrift abgebildet sein. Diese prominenten Jungs aus dem Fernsehen, für die ich früher geschwärmt hatte, sahen nicht mal ansatzweise so gut aus. Und von seinen Bauchmuskeln würde ich gar nicht erst anfangen. Ich wusste nicht, dass so etwas in Wirklichkeit existierte. Sein Bauch war wie ein verdammtes Waschbrett, das ich fürs Wäscheschrubben hätte benutzen können. Ich brauchte länger als geplant, um meine Aufmerksamkeit wieder auf sein Gesicht zu richten, weil mein Blick an der Beule in seiner Jeans hängen blieb.
In seinen grünbraunen Augen brannte Lust. »Du machst mich fertig, Blue. Du machst mich verdammt noch mal fertig.«
»Ich will dich.« Es war die reine Wahrheit.
»Nicht halb so sehr, wie ich dich will.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte ich und ließ den Blick wieder zu seiner Erektion wandern. Als wir das letzte Mal hier gewesen waren, hatte mich Lincoln mit seinem Mund verwöhnt – ein erstes Mal, das ich niemals vergessen würde –, und heute Nacht würde ich den Gefallen erwidern. Vielleicht hoffte ich, dass er dann ebenso sehr die Kontrolle verlieren würde wie ich in unserer ersten Nacht. Was auch immer der Grund war, die Vorstellung verwandelte sich in einen Drang.
Ich griff nach dem Knopf seiner Jeans, und er richtete den Blick auf meine Hände.
»Du musst das nicht …«
»Halt den Mund. Es sei denn, du willst, dass ich die Nerven verliere.«
Er bedeckte meine Hände mit seinen. »Whitney …«
Ich schaute auf, als sein Tonfall sanfter wurde. »Blue. Nenn mich Blue.«
Er presste die Lippen zusammen und nickte, und ich öffnete den Reißverschluss und schob dann eine Hand in seine Jeans. Ich schloss die Finger um ihn, und er atmete zischend ein.
»Herrgott noch mal. Wie können sich deine Hände so verdammt gut anfühlen?«
»Keine Ahnung, aber ich garantiere dir, dass sich mein Mund sogar noch besser anfühlen wird.«
Ich stemmte mich auf dem Bett ein wenig weiter nach oben und führte ihn auf mich zu, sodass er schließlich zwischen meinen Knien stand. Dann beugte ich mich vor und ließ meine Zunge einmal über seine Eichel gleiten.
Wieder schnappte er nach Luft, was mir verriet, dass es ihm gefiel. Ich wurde kühner und nahm die Eichel in meinem Mund.
Er vergrub die Finger in meinem Haar. »Gottverdammt, Frau, du wirst mich noch umbringen.«
Ich zog mich zurück und schaute mit gesenkten Lidern zu ihm auf, während mich ein berauschendes Machtgefühl durchströmte. »Versuch, nicht zu sterben, bevor du dein Versprechen wahr machst.«
Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich schloss die Lippen wieder um seine Eichel und saugte daran. Ich hatte noch nie einen so heftigen Drang verspürt, einen Mann in die Knie zu zwingen, aber mit diesem Mann war alles anders.
Vielleicht lag es daran, dass ich eine Gable und er ein Riscoff war. Dass meine bloße Anwesenheit hier etwas absolut Verbotenes an sich hatte. Was auch immer mich antrieb, sorgte dafür, dass Fähigkeiten, über die ich nie verfügt hatte, zum Vorschein kamen. Ich bearbeitete ihn so gekonnt, dass ich mir sicher war, dass er mich niemals vergessen würde.
Bevor ich ihn zum Höhepunkt bringen konnte, umfasste er mit beiden Händen sanft meinen Kopf und zog sich aus meinem Mund zurück. Ich schaute wieder auf, und seine Brust hob und senkte sich sogar noch heftiger als bei unserer Begegnung an der Tür.
»Warum hast du …?«
»Ich werde nicht in deinem Mund kommen. Nicht wenn ich weiß, wie wundervoll es sich anfühlt, zwischen deinen Beinen zu sein.«
Gütiger Gott.
Ich hatte keine Ahnung, ob es sein intensiver Blick oder seine schmutzigen Worte waren, aber sofort breitete sich Hitze zwischen meinen Beinen aus.
»Worauf wartest du dann noch?« Ich ließ mich auf die Ellbogen und zurück aufs Bett sinken.
Lincoln fuhr mit den Zähnen über seine Unterlippe, und ich konnte sehen, dass er mich am liebsten bei lebendigem Leib verschlungen hätte.
»Verdammt, du machst etwas mit mir, Blue. Ich muss dich haben. Sofort.« Er streckte die Hände aus, zog meine Shorts nach unten und warf sie auf den Boden. »Das wird ein wenig grob werden. Noch kannst du Einspruch einlegen …«
Ich wusste, was er meinte. Ich wusste, was er fühlte. Ich schaute ihm in die Augen und kam seiner Lust mit jedem Herzschlag ein Stück mehr entgegen.
»Halt dich nicht zurück.«
Er zog seine Jeans aus und holte ein Kondom aus der Hosentasche. Sobald er es sich übergerollt hatte, presste er beide Hände neben meinen Hüften flach aufs Bett.
»Das mit deinem Höschen tut mir leid.«
Ich öffnete den Mund, um zu fragen, was er damit meinte, aber er schob einen Finger unter den Spitzenstoff und zog daran, bevor ich die Worte bilden konnte. Das Gummiband zerriss.
Heilige Scheiße, das war heiß.
Ich war noch nie in meinem Leben so erregt gewesen wie in dem Moment, als sich Lincoln zwischen meinen Beinen bewegte. Ich dachte, ich hätte mir unser unglaubliches Zusammenspiel in unserer ersten Nacht nur eingebildet, aber so war es nicht.
Es hatte nicht am Tequila gelegen und auch nicht daran, dass er ein aufregendes Abenteuer direkt nach meiner vorausgegangenen Trennung gewesen war. Es lag allein an ihm.
»Herrgott, du fühlst dich sogar noch besser an, als ich dich in Erinnerung habe. Wie ist das überhaupt möglich?«
Ich sprach es nicht laut aus, aber ich wusste, dass der Grund dafür eine einfache Tatsache war: Wenn man Lincoln Riscoff und mich zusammenbrachte, explodierten wir wie Dynamit.
Und auch wenn ich wusste, dass uns diese explosive Mischung um die Ohren fliegen würde, konnte ich nicht aufhören.
Ich ließ den Kopf nach hinten fallen und machte mir nicht länger Gedanken um die Konsequenzen. Ich verlor mich einfach in seinem köstlich groben Rhythmus. Ich krallte die Finger in die Decke, während er immer wieder in mich hineinstieß und mich an den Rand des Abgrunds trieb.
Als ich kam, schrie ich den Namen des Feindes.