25. KAPITEL
Lincoln
Gegenwart
Ich sitze mit meinen Geschwistern in der Notaufnahme des RISCOFF MEMORIAL HOSPITAL und bin mir absolut im Klaren darüber, dass das hier der letzte Ort ist, an dem ich an Whitney denken sollte, aber ich kann einfach nicht anders.
Verdammt. Was für ein Chaos.
Wir warten darauf, dass jemand uns Bescheid gibt, wie es um sie steht, aber ich kann nicht lügen und behaupten, dass ich diesen Anfall für echt halte. Die zeitlich immer genau passenden Herzanfälle meiner Mutter werden langsam legendär. Der letzte ereignete sich direkt nachdem der Kommodore das Gables
an McKinley übergeben hatte. Davor passierte es, als ich sagte, dass ich darüber nachdächte, Monica zu heiraten.
Und nun hat sie einen Anfall, als sie Whitney sieht, und wir landen in der Notaufnahme?
Verdächtig? Absolut.
»Meiner Meinung nach hättest du sie loswerden sollen, sobald sie die Stadt betreten hat.« Harrisons Kommentar ist nicht mehr als ein armselig ausgeführter Schlag.
»Das hier ist auch ihr Zuhause.«
»Diese Stadt gehört uns. Hier gibt es nichts, worauf die Gables Anspruch erheben könnten.«
»Halt den Mund, Harrison«, mischt sich McKinley ein. »Im Moment geht es um Mutter und niemanden sonst. Tu wenigstens so, als würdest du dir Sorgen machen.«
»Ich bin ihr Lieblingssohn. Natürlich mache ich mir Sorgen.«
Er hat recht. Wenn es nach unserer Mutter ginge, würde Harrison alles erben. McKinley und ich umsorgen sie nicht so, wie er es tut.
Dr. Green, der seit zwei Jahrzehnten unser Familienarzt ist, betritt den Wartebereich für Privatpatienten, und wir stehen alle auf.
»Wird sie wieder gesund?«, fragt meine Schwester.
»War es ein Herzinfarkt?« Diese Frage kommt von Harrison.
»Sie wird sich wieder erholen. Es war eine Panikattacke. Ihre Mutter hat in letzter Zeit unter großem Stress gestanden, und das fordert jetzt seinen Tribut.«
»Also, was können wir tun, um ihr zu helfen, Doc?« Harrison schaut mich eindringlich an.
»Versuchen Sie, zusätzliche Stressfaktoren in ihrem Leben zu vermeiden. Sie braucht ein wenig Ruhe und Frieden. Sie hat in den letzten Jahren eine Menge durchgemacht.«
Ich schnaube. »Sie arbeitet nicht. Sie hat in ihrem ganzen Leben keinen einzigen Tag gearbeitet. Sie hat Personal, das ihr jederzeit zur Verfügung steht und sich buchstäblich um alles kümmert, was sie brauchen könnte. Wie stressig kann ihr Leben unter diesen Umständen wirklich sein?« Ich mag herzlos klingen, aber ich habe die Nase voll davon, dass meine Mutter ihre Gesundheit dazu benutzt, jede Situation zu manipulieren.
Dr. Green schaut mich lange an. »Ich glaube, Ihnen ist durchaus bewusst, was ihre Panikattacke ausgelöst hat, Mr Riscoff.«
Ich spanne den Kiefer an und will eine zweite Meinung einholen. Meine Mutter hat Green offensichtlich um den Finger gewickelt. Er wird uns erzählen, was immer sie will.
»Können wir jetzt zu ihr?«, fragt McKinley.
»Ja. Und sie wird das Krankenhaus schon bald verlassen können. Ich würde allerdings vorschlagen, dass sie ein wenig Zeit außerhalb der Stadt verbringt. Vielleicht könnte sie verreisen und sich ein wenig entspannen?«
»Viel Glück dabei«, sagt Harrison und überspielt es mit einem kurzen Hustenanfall. »Sie hasst es, um diese Jahreszeit zu verreisen.«
»Dann schlage ich vor, dass Sie versuchen, sie zu überreden. Ich werde morgen noch mal einen Hausbesuch bei ihr machen, um zu sehen, wie es ihr geht, damit ich die Situation neu beurteilen kann.«
»Danke, Dr. Green. Würden Sie mich zu ihr bringen?«, fragt McKinley und folgt dem Arzt dann aus dem Wartebereich.
Harrison wendet sich an mich. »Wenn du versuchst, sie umzubringen, machst du deine Sache wirklich verdammt gut.«
»Halt die Klappe.« Ich stehe auf und drehe mich zur Tür.
»Wenn sie erfährt, dass jemand versucht, Dads Leiche für einen Vaterschaftstest exhumieren zu lassen, wird ihr das den Rest geben.«
Ich verharre auf der Schwelle. »Woher weißt du davon?«
Harrison grinst. »Ich weiß alles. Tja … es wird interessant sein zu sehen, ob du erfahren wirst, wie es sich anfühlt, nicht den geringsten Anspruch auf all das zu haben, von dem du glaubst, dass du es verdienst, großer Bruder.«