35. KAPITEL
Whitney
»Du hast mich einfach dort sitzen lassen. Allein. Ich habe darauf gewartet, dass du zurückkommst. Eine verdammte halbe Stunde lang. Wenn du dir zuvor schon Sorgen gemacht hast, dass die Leute über uns reden könnten, hast du es damit geschafft, dass sie noch viel pikanteren Tratsch hatten.«
Ich hielt die Lippen fest geschlossen und hörte zu, wie Lincoln mich zusammenstauchte, während er in der Hütte auf und ab ging. Ich hatte keine Ahnung, warum ich überhaupt hergekommen war. Ich hatte vorgehabt, ihm alles, was ich mit angehört hatte, zu erzählen, auch dass sein Vater mir gedroht hatte, aber irgendetwas hielt mich davon ab.
Vielleicht war Lincoln wirklich nur mit mir zusammen, weil er rebellieren wollte. Wenn er wüsste, dass seine Eltern zuließen, dass er so lange mit mir zusammen blieb, bis er »die Nase voll von mir haben« würde, würde ihn das nur noch sturer machen, und er würde unbedingt bei mir bleiben wollen. Und das wäre nicht echt.
Ich wollte nicht in einen Machtkampf innerhalb der Riscoff-Familie geraten, in dem ich nichts zu suchen hatte.
»Du hättest mich gar nicht erst in dieses Restaurant mitnehmen sollen. Ich weiß nicht, was du damit beweisen wolltest, aber es hat nicht funktioniert.«
»Ich wollte dir beweisen, dass du mir wichtig bist und dass mir egal ist, was alle anderen denken.«
Ich nickte und hielt die Tränen zurück. »Bist du sicher? Denn es fühlte sich eher so an, als hättest du versucht, deiner Familie unter die Nase zu reiben, dass dir egal ist, was sie
denkt.«
Er wandte sich mir zu. »Und wenn das so wäre? Ist es nicht genau das, was du von mir willst? Dass ich mich für dich statt für sie entscheide?«
»Nein! Ich will nicht in euren Familienzwist hineingezogen werden. Ich will mich nicht fragen müssen, ob du mich nur deswegen willst, weil ich die Frau bin, die du nicht haben darfst.« Ich wirbelte herum und ging auf die Tür zu, doch Lincoln packte meine Hand, bevor ich die Klinke umfassen konnte.
»Ich wollte dich von der allerersten Sekunde an, in der ich dich gesehen habe. Ich kannte nicht mal deinen Namen. Mir war egal, wer du warst. Und das ist mir immer noch egal. Das versuche ich dir die ganze Zeit zu zeigen.« Sein Atem streifte mein Ohr, und sofort strömte Verlangen durch meinen ganzen Körper. »Lass es mich dir einfach zeigen, Blue.«
Sein Tonfall war so sanft und verlockend, dass ich mich an seine Brust sinken ließ.
»Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Das ist alles zu viel für mich«, flüsterte ich.
Er drehte mich in seinen Armen herum und vergrub die Hände in meinem Haar. »Dann pfeif auf alles andere und sei heute Nacht einfach mit mir zusammen. Ich brauche dich.«
Er presste die Beule in seiner Hose gegen mich, und ich wusste, dass es sinnlos war, so zu tun, als würde ich ihn nicht ebenfalls brauchen.
Nur noch ein letztes Mal.
»Ich brauche dich noch mehr.«