52. KAPITEL
Whitney
Der Kissenbezug fühlt sich an meiner Haut wie Seide an – früher war so etwas normal für mich, aber nun ist es das nicht mehr, und das wird es auch nie wieder sein. Ich öffne die Augen und schaue mich um. Eine Wand besteht komplett aus Glas, und die Aussicht ist absolut atemberaubend.
Draußen erheben sich dunkelgraue Felshänge, die mit hohen Kiefern und Zedern bewachsen sind. Am Grund der Schlucht strömt der Fluss über Stromschnellen, der Anblick ist einfach unglaublich. Ich könnte schwören, dass ich das Wasser rauschen hören kann.
Wo zum Teufel bin ich?
Ich schaue nach unten und sehe, dass ich nackt bin. Der leichte Schmerz zwischen meinen Beinen erinnert mich daran, was letzte Nacht geschehen ist.
Ein Blick auf das Kissen neben mir lässt mich wissen, dass ich es mir nicht eingebildet habe, in Lincolns Armen eingeschlafen zu sein.
Das war wirklich. Alles war wirklich.
Kurz frage ich mich, ob er mich hier allein gelassen hat, doch ich weiß, dass das nicht der Fall ist. Ich kann mich nicht in einem Umkreis von hundert Metern um Lincoln Riscoff befinden, ohne seine Anwesenheit zu spüren. Das ist etwas Instinktives, das ich nie abschütteln konnte. Seit unserer ersten gemeinsamen Nacht ist er ein Teil von mir, und es ist mir nie gelungen, ihn loszuwerden.
Ich entdecke mein Tanktop und meine Shorts auf dem Boden und hebe sie auf. Dann lasse ich das Bettlaken von meinem Körper gleiten, ziehe mich an, gehe zum Fenster und schaue sehr lange hinaus.
Noch nie habe ich einen Anblick gesehen, der so Ehrfurcht gebietend ist. Selbst die Aussicht des Gables
kann ihn nicht toppen. Er passt so perfekt zu Lincoln.
Das rauschende Wasser des Flusses erinnert mich aber auch daran, welcher Tag heute ist.
Wie kann das schon zehn Jahre her sein?