54. KAPITEL
Lincoln
Gegenwart
»Ziemlich tolle Aussicht, oder?«
Ich stehe im Durchgang zu meinem Schlafzimmer und halte eine Tasse Kaffee in der Hand, während ich Whitney betrachte. Sie dreht sich zu mir um. Ihre Miene ist ausdruckslos.
»Es tut mir so leid, Lincoln.«
Ich weiß bereits, was ihr leidtut, aber es sollte ihr nicht leidtun. Ich stelle den Kaffee, den ich mir mitgebracht habe, auf dem Nachttisch ab und gehe zu ihr.
»Keiner von uns beiden hätte das, was in jener Nacht passierte, verhindern können. Es ist zehn Jahre her. Es ist an der Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Es ist an der Zeit, nach vorne zu schauen. Neu anzufangen.« Ich lege einen Arm um sie, und sie schmiegt sich an meine Brust. »Ich finde, dass heute der perfekte Tag für einen Neuanfang ist. Was meinst du?«
Sie schaut mit ihren blauen Augen zu mir auf und nickt. »Ich denke, du hast recht. Es ist an der Zeit, neu anzufangen und die Vergangenheit hinter uns zu lassen.«
Gott sein Dank. Endlich.
Ich senke die Lippen, um sie auf die Stirn zu küssen, und halte sie sehr lange fest, während wir gemeinsam aus dem Fenster sehen. Heute mag ein schwerer Tag für uns beide sein, aber mit Whitney in meinen Armen kann ich ihn leichter ertragen. Ich habe das Gefühl, dass das, was ich letzte Nacht sagte, wahr ist.
Wenn Whitney und ich uns gemeinsam gegen die Welt stellen, können wir nicht verlieren.
Im Wohnzimmer klingelt Whitneys Handy, und sie löst sich von mir. »Meine Tante fragt sich vermutlich, was zum Teufel gestern Abend mit mir passiert ist. Ich habe ihr gesagt, dass ich spät nach Hause kommen würde.«
Ich folge ihr in die Küche, und mein Handy vibriert auf der Theke.
Vier verpasste Anrufe und drei Textnachrichten? In fünf Minuten? Was zum Teufel ist denn jetzt los?
Mein Herz schlägt schneller, als ich zuerst eine Textnachricht von meiner Schwester aufrufe.
MCKINLEY: Du musst an dein Handy gehen. Wir stecken in ernsten Schwierigkeiten.
Die nächste Textnachricht ist von meinem Anwalt.
JOHNSON: Wir haben ein ernsthaftes Problem.
Die dritte stammt von meinem Bruder.
HARRISON: Ich hoffe, du hast sie nicht wieder rangenommen, denn sie hat dich gerade so richtig bei den Eiern gepackt.
»Was ist hier los?«, flüstere ich, während ich auf den Link zu dem Zeitungsartikel klicke, den Harrison mir geschickt hat. Die Überschrift haut mich fast um.
RICKY RANGO WAR DER WAHRE RISCOFF-ERBE – SAGT DIE NACHLASSVERWALTERIN DES VERSTORBENEN ROCKSTARS
Was zum Teufel …?
Ich drehe mich um und schaue Whitney an. »Was hast du getan?«