Dir ist alles egal, wenn ich bei dir bin
W
enn du wüsstest, was dein Boss dir verschweigt, wärst du außer dir. Alleine, dass er es tut, wird dich wütend machen. Aber das ist noch lang nicht das größte Problem. Denn C hat uns nun um Hilfe gebeten und hält uns dabei Informationen vor. Wichtige Informationen. Er ist der Auffassung, dass er uns nicht in Kenntnis setzen kann, weil er dich damit übergehen würden. Was er schon längst tut. Jenny, ganz ehrlich, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Zum einen behält er Recht, indem er zu allem bereit ist. Zum anderen ist es kompliziert, sein Vorhaben zu unterstützen, wenn er Angaben zurückhält.
Wir müssen doch wissen, warum du in Schwierigkeiten steckst. Was passiert ist, damit wir dich davor beschützen können, und wir müssen auch wissen, wie es dazu überhaupt kam. Aber nichts. Ein lächerlicher Name, ein Foto und die Abmachung, dass wir C und somit auch dir helfen. Wir werden denjenigen finden und ausschalten, bevor er dich in die Hände bekommt.
Die Tatsache, dass C schweigt, macht mich aufmerksamer. Selbst dafür muss es einen Grund geben. Den einzigen Zweig, den er uns reicht, ist, dass wir dich selbst fragen sollen, was passiert ist. Da du aber zu wütend bist, um mit uns über deine Vergangenheit zu sprechen, was aber besser wäre, damit wir dein Leben schützen können, muss ich handeln.
Daher bleibt mir nichts anderes übrig, als mit den Personen zu reden, die bereit sind, von dir zu erzählen. Und zwar die Huren von Calvin. Sie kennen dich und dadurch ist es leichter, etwas über dich zu erfahren. Ich brauche sie nur zu umgarnen und schon reden sie.
Eigentlich. Denn die Letzte hat mich regelrecht genötigt, mit auf ihr Zimmer zu kommen, und wollte mit mir verhandeln. Ich weiß, dass du es dir nicht vorstellen kannst, aber sie hat mich dazu gekriegt, darauf einzugehen. Ich dachte, es wäre leichter, so an die Details zu kommen, ohne Gewalt anzuwenden. Denn Frauen stellen für mich kein Problem dar. Sie sind für mich nur eine Ware oder ein Mittel zum Zweck. Das hat sich nun auch geändert. Es ist nicht so leicht wie erwartet. Denn obwohl sie genau wie die anderen Frauen, wunderschön ist, regt sich mein Schwanz nicht. Soweit hast du mich schon gebracht, Jenny! Selbst mein Schwanz ist besessen von dir.
Da kniet sie und wird von mir dominiert, so wie ich es immer tu. Doch diesmal ist es anders. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie es zulässt, um mir zu gefallen. Oder weil ich durch dich erst erkannt habe, wie schön freiwillige Unterwerfung ist. Oder ob es daran liegt, dass du dich in meinem Kopf festgesetzt hast, um mich wahnsinnig zu machen.
Mit halb verschlossen Augen sieht sie zu mir hoch, kommt all dem nach, was ich erwarte, als kenne sie genau dieses Spiel, und sie zögert noch nicht einmal. Egal, wie schroff ich zu ihr bin, sie stellt mich nicht infrage oder provoziert mich, so wie du es immer tust. Diese Frau ist es gewohnt, den Männern das zu geben, was sie wollen, und das sogar, bevor sie danach fragen. Deswegen bewegt sie sich so, als rechnet sie mit dem nächsten Befehl, um es zu meiner Befriedigung auszuführen. Dabei macht es ihr nichts aus, mir etwas von ihr zu geben. Noch schlimmer sogar ist, dass sie es zwar kennt, den Wünschen nachzukommen, aber es selbst nicht mag. Ihr Körper reagiert ganz anders als deiner.
Ich kann es nicht ausstehen, wenn eine Frau mir etwas vormacht. Viel lieber ist es mir, wenn ich ihre Abneigung, Furcht und Schmerzen sehe und spüre. Oder so wie bei dir, die Lust, die ich in dir auslöse. Etwas ganz anderes und so viel besser.
Nur du hast diesen Teil in mir durch deine absolute Hingabe und unbändige Lust verändert, dass selbst diese Frau vor mir, die mit ihren blauen Kulleraugen zu mir hochschaut, mich abstößt.
Ihren Namen habe ich bereits vergessen, aber ihre Kurven und ihr langes hellbraunes Haar sind hinreißend. Trotzdem empfinde ich nur eine große Abneigung zu ihr. Deswegen drücke ich sie von meinem Schwanz weg, der trotz ihrer Bemühungen schlaff an mir herunterhängt, und schicke sie aufs Bett. Wenn ich nicht die Antworten einfordern müsste, die du mir verweigerst, hätte ich mich schon längst zurückgezogen, oder sie abgeknallt, weil sie mich mit ihrem engelsgleichen Aussehen und ihren niedlichen Versuchen, mich zufriedenzustellen, nervt. Zudem werde ich wütend, weil du mich deinen Zorn spüren lässt, den ich verdient habe, aber nicht gebrauchen kann. Wegen des Deals mit C, der mich dazu zwingt, selbst Informationen einzuholen, und aufgrund meiner
Abhängigkeit dir gegenüber, dass ich diese Frau noch nicht einmal so ficken kann, wie ich es gewohnt bin.
Mit einem Fingerzeig deute ich an, dass sie ihre noch verbliebenen Kleidungstücke ausziehen soll, da ich nicht vorhabe, mir die Mühe zu machen. Währenddessen halte ich mir deinen Anblick vor Augen. Deine weichen, vollen Lippen, die sich um meinen Schwanz pressen, deine anbetungswürdigen Brüste, denen ich nie genügend Aufmerksamkeit schenke, deine enge, feuchte Pussy…
Fuck, Jenny! Ich will dich und nicht diese Hure. Trotzdem entledige ich mich ebenfalls meiner restlichen Kleidung, beuge mich über das Bett und fessle ihr die Handgelenke mit ihrem Slip. Ich will nicht, dass sie mich anfasst und da ich auch ihr Gesicht mit dem auffordernden Blick nicht ertragen kann, fixiere ich ihr Shirt um ihren Kopf.
Sie räkelt sich auf der Matratze und wimmert blind in den Raum. Mein Desinteresse, mich ihr nicht so schnell zu widmen, reizt sie so intensiv, dass ihre Brüste sich aufstellen, obwohl ich weit von ihr entfernt stehe. Ich schließe die Augen und hole mir dein Bild wieder zurück, wie du mich so gierig ansiehst, meinen Namen stöhnst und deine Nägel in meine Haut krallst, während dein Körper vor Erregung bebt. Mit einer Hand streiche ich über meine Erektion.
»Antworte«, befehle ich knapp, ohne die Augen zu öffnen.
»Wie war die Frage nochmal?«, haucht sie bebend.
»Was ist wirklich mit ihr passiert?«
»Sie wurde gefoltert.«
Ich knurre kurz wütend auf, weil das sicher nicht der Grund ist, warum du bedroht wirst.
»War sie schon immer so kaltblütig und desinteressiert?«
»Nein«, haucht sie erregt. »Ich weiß von einer Frau, die letztes Jahr weiterverkauft wurde, dass sie zwar früher bereits abgebrüht, aber voller Leben und nicht innerlich tot gewesen war.«
Innerlich tot? So beschreibt sie dich? Ich lasse von meinen Schwanz ab und nähere mich ihr. »Und weiter?«
»Sie hat jeden Tag Partys gefeiert, auch hier in der Villa, hat immer getanzt und gelacht.«
»Vielleicht war sie noch jung?«
Sie seufzt unbefriedigt und ungeduldig auf. »Nein, mit vierzehn feiert man keine Partys und hört damit auf, wenn man siebzehn ist.«
Wie ich schon ahnte, hat dieser Italiener dir das Leben aus der Seele gesaugt, aber wie?
»Sie hat sich lange hier verschanzt, obwohl sie immer zurück in die Siedlung fährt. Als sie nach Wochen das Zimmer verließ, war sie wohl ein anderer Mensch. Kalt, brutal, tot. Dann verschwand sie für einige Monate. Aber sie hat Hausregeln aufgestellt und alle müssen sich bis heute daran halten.«
»Hausregeln?«
»Wir Frauen stehen unter ihrem Schutz, keiner darf uns erschießen oder gar verletzen.«
»Ach ja?« Ich wundere mich wirklich über dich, Jenny. Du kannst Frauen nicht leiden, redest nicht mit ihnen, aber du beschützt sie?
»Ja. Einmal, da hat ein Geschäftspartner von Calvin eines der Mädchen geschlagen und…«
»Weiter!«, befehle ich ungeduldig und sie schluckt.
»Ich servierte gerade das Essen, als Kit hereinkam. Und ohne ein Wort hat sie ihn erschossen, sich hingesetzt und gefragt, was es zu essen gibt! Einfach so. Sie hat noch nicht einmal Calvin zuvor begrüßt! Als er gefragt hat, warum sie das tat, zuckte sie nur mit den Schultern und meinte, dass er sich nicht an die Regeln gehalten hat.«
»Wie hat C sonst noch reagiert?«
»Gar nicht. Sie haben gegessen, ohne den Erschossenen zu beachten. Sie haben einfach gegessen! Nur Malcolm ist
fluchend gegangen«, klingt sie nun empört.
Warum muss ich darüber schmunzeln, Jenny? Selbst diese Seite an dir fährt mir unter die Haut. Es ist das, was du bist und wie ich bin. Nie zuvor ist mir eine Frau begegnet, die Regeln aufstellt und sie so umsetzt. Merkst du denn nicht, wie unübertroffen du zu mir passt? Dich würde ich niemals teilen. Was mich auf einen anderen Gedanken bringt.
»Was für ein Verhältnis hat sie zu Saltos?«
»Warum kommst du nicht zu mir?«
»Weil ich dich lieber abknallen möchte!«, erwidere ich knurrend und drehe sie auf den Bauch.
»Das kannst du aber nicht!«, stöhnt sie auf.
»Nicht?« Ich schlage auf ihren Hintern und halte mir weiter deinen Körper vor Augen.
»Nein! Kit wird dich, ohne zu zögern, erschießen und Calvin erst recht!«, protestiert sie. Ich glaube ihr sogar, Jenny. Ich hätte sie direkt gefoltert, nur kann ich das nicht tun. Ich muss mich mit deinem Boss gutstellen, weil der Deal sonst platzt. Du bist dabei das kleinere Übel.
»Siehst du, also komm endlich zu mir.«
Widerwillig knie ich mich aufs Bett, hebe ihr Becken an, drücke mich an ihren Hintern und lege meine Spitze an ihre Mitte. »Also, was ist mit Saltos?«
Sie bewegt sich nicht, antwortet aber.
»Er ist ein Jugendfreund. Sie haben zusammen ihr Auto aufgebaut und sie sind ganz dicke.«
»Und weiter«, verliere ich fast endgültig die Geduld.
»Nichts. Es ist platonisch. Sie fickt nicht mit dem engeren Kreis. Saltos, Calvin und ihr Bruder Jeff gehören dazu, aber alle anderen darüber hinaus hatte sie wohl schon. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie mit ganz Detroit geschlafen hat.«
Ihre Worte treffen dunkel auf meinen Verstand. Wie Faustschläge gegen meine Schläfe wird mir kurz schwarz vor Augen und mir wird schlecht, als ich die Bedeutung dieser
Worte verstehe. Bilder tun sich auf und die Tobsucht zerrt an meiner Kontrolle, die ich kaum bändigen kann.
Und genau das sorgt schließlich dafür, dass meine Geduld reißt, meine Wut über dich die Oberhand bekommt und ich mich in sie reindrücke.
Ich hoffe für deinen Hintern, dass du nicht ganz Detroit gevögelt hast. Du bist keine Jungfrau mehr, aber eine Schlampe? Schon habe ich vor Augen, wie du durch deine Heimat hurst. Wie du gerade durch die Gegend fickst. Ganz entfernt von dem, was ich sehe, höre ich die Frau schreien, an der ich meine Feindseligkeit freilasse. Doch der Zorn ist kaum zu zähmen. Während meine Finger sich in das Fleisch dieser Hure ballen, zwinge ich mich zur Kontrolle. Du darfst mich nicht dazu kriegen, mich selbst zu verlieren. Niemals.
Als meine Wut auf dich nachlässt, richte ich mich auf, ziehe mich von ihr zurück und lasse sie einfach so liegen.
Ohne etwas zu sagen, ziehe ich mich an und gehe. Sie war mir egal und sie war keine große Hilfe. Bald habe ich alle meine Antworten und das reicht mir.
Du bist kein Junkie. Aber du kiffst und kokst zwischendurch. Und dir sollte man kein Crack geben, weil du dadurch total ausrastest, die Beherrschung verlierst und noch brutaler wirst.
Du wohnst im Trailer, weil du dir aus Geld und Besitztümern nichts machst. Das wusste ich aber schon. Für dich ist selbst Sex nichts wert. Es ist für dich nicht intim, sondern nur ein Triebgefühl. Was mich wirklich wundert, denn das habe ich nicht erwartet.
Nur Jeff bedeutet dir etwas.
Ist das nun vorbei? Du hast schon immer für ihn gesorgt. Nicht aus Schuldgefühl, wie du es behauptet hast, als du auf Crack warst. Sondern weil ihr euch schon immer verbunden gefühlt habt. Ihr wart auch so Geschwister, nicht nur durch die Adoption. Du hast ihm alles bezahlt, seit du für Calvin
arbeitest. Seinen Vater hast du nicht einfach so umgebracht, sondern weil er Jeff sonst getötet hätte. Du hast kein Schuldgefühl deswegen. Sondern du warst da, als er dich brauchte. Du hast sogar sein Studium bezahlt. Du hast alles getan, ohne auf dich zu achten.
Du hast nur für ihn Detroit verlassen, um ein besserer Mensch für ihn zu werden. Deswegen warst du so zurückhaltend.
Nur deswegen hast du das liebe Mädchen gespielt, weil niemand herausfinden durfte, dass die Schwester vom Staatsanwalt eine Kriminelle ist. Aber auch das, Jenny, war mir schon längst klar. Dein Leben hast du zurückgelassen, obwohl du dich hier immer wohlgefühlt hast. Du hast dich für ihn entschieden, statt für dich.
Es muss schwer gewesen sein, die Macht und deine Freunde nur für ihn zu verlassen. Zudem haben mir alle Huren etwas von einem schlimmen Vergehen erzählt, was du beim weißen Tiger begangen hast, aber er hat dir geholfen, anstatt dich zu töten. Das ist wirklich interessant.
Noch immer verstehe ich viele Dinge nicht. Am meisten will ich wissen, was passiert ist. Was sich nicht wiederholen und worüber nicht gesprochen werden darf. Was dieser Italiener wirklich gemacht hat und vor allem, wie er das geschafft hat. Denn du bist die rechte Hand von C. Eigentlich hätte das nie passieren dürfen. Und wie hat dieser Mann es geschafft, dich zu brechen? Denn Folter macht dir nichts, das weiß ich!
Zudem muss ich alles über dich erfahren. Denn das, was ich in Chicago über dich herausgefunden habe, ist erfunden, und ich komme einfach nicht dahinter. Ich muss aber alles wissen.
Adam hat sich auch mit vielen Frauen über dich unterhalten. Er hat sie, ohne zu zögern, gleich gefickt, aber das ist typisch für ihn. Neue Informationen hat er nicht dazu beigetragen, alles dasselbe. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich nicht mit den Huren abgeben.
Greg konnte aber herauskriegen, dass du die Mädchen mit einer hohen Geldsumme nach Hause geschickt hast. Warum du das getan hast, verstehe ich nicht. Sie mussten dafür nichts tun. Greg schreibt durchgehend mit Bonny. Sie hat erzählt, dass du nur schwarze Freunde hast, aber du sie alle im Griff hast. Du wolltest nicht mit ihnen reden und sie durften deine Kleidung behalten, die sie aus dem Schrank genommen haben. Sie hat auch erzählt, dass sie im Trailer herumgeschnüffelt haben. Du hast viele Waffen in deinem Zuhause. Was mich noch nicht einmal wundert.
Endlich bin ich zurück in meinem Zimmer und schalte mein Handy wieder ein.
Eine Nachricht von Greg blinkt auf und ich höre sie ab.
Während er fährt, spricht er mir auf den Anrufbeantworter, dass er sich die Gegend ansehen wollte und wohl Leuten von dir begegnet ist, die allerdings ein Problem damit haben, einen Fremden in der Stadt zu sehen. Sie haben versucht, ihm unmissverständlich klarzumachen, dass es dein Revier ist und du keinen Besuch angekündigt hast.
Ich schmunzle, weil Greg sich aufregt, dass er sich wie ein Teenager prügeln musste.
Musst du Besuch ankündigen oder hetzt du deine Leute auf uns? Du bist wütend, ich weiß, aber ein Begrüßungskomitee brauchen wir sicher nicht. Allerdings verstehe ich auch nicht, warum Greg unbewaffnet durch Detroit läuft. Das muss ich noch genauer mit ihm besprechen und wie groß der Schaden ist, den er angerichtet hat. Jenny, eigentlich braucht Greg keine Knarren. Denn er ist selbst eine Waffe, die man sicher nur im Notfall einsetzt. Wenn er einmal Blut geleckt hat, ist er schwer aufzuhalten. Daher hoffe ich für dich, dass deine Einbußen sich in Grenzen halten.
Ich lege das Handy zur Seite und der Text von dem Lied schwirrt mir durch den Kopf, weil Adam es in Dauerschleife hört.
Vielleicht versucht er, dich ebenfalls besser zu verstehen und versucht es durch dieses nervige Lied. Da ist mir deine Rockmusik lieber.
Auf Adam muss ich ein Auge behalten, Jenny. Ich sehe ihm an, dass du sein Interesse geweckt hast, und möchte ihn nicht töten, nur, weil er dir zu nahe kommt. Aber ich werde es wohl müssen, meine Schöne.
Würdest du auf Adam eingehen? Würdest du dich von ihm ficken lassen? Dabei spielt dein Wille noch nicht einmal eine Rolle. Nur weißt du das nicht.
Es ist schon spät, als mein Handy klingelt. Ein Blick auf dem Display genügt und ich erwarte viele Antworten.
»Steffi.« Die Frau für unsere Finanzen und die es ausnahmslos beherrscht, das Geld unserer Geschäfte zu waschen. Wenn sie nicht für ihre zwei Söhne und ihren Mann lebt, dann mit Sicherheit für den Job, den ich ihr vor Jahren gab. Vor ihr ist kein finanzielles Schlupfloch sicher.
»Erzähl mir etwas.«
»Wo soll ich nur anfangen, Colt? Das alles ist so verwaschen.« Oh, das gefällt mir nicht, Jenny. Gerade bei Steffi habe ich mit Ergebnissen gerechnet.
»Ich musste sogar Yumi zurate ziehen. Colt, wir haben tief gebohrt. Also fangen wir mit Calvin Malone an. Er ist der Durchsichtige der zwei. Denn halt dich fest, ihm gehört Detroit und das noch nicht einmal im weitesten Sinne.«
»Nichts Neues, Steffi.«
»Nein, ich meine nicht die typischen Untergrundmachenschaften, sondern ihm gehören neunzig Prozent aller Geschäfte, Gewerbe und Industriegesellschaften in Detroit, verstehst du? Ihm gehört Detroit. Das heißt, dass er so organisiert ist, dass man ihm wirklich nichts Kriminelles nachweisen kann. Noch nicht einmal, wenn er falsch parkt!«
C war schon immer ein cleverer Bastard. Nie hat er sich für Schutzgelderpressung interessiert. Tja muss er auch nicht,
wenn ihm ohnehin alles gehört.
»Aber diese Jenny Black. Tja Colt, da bist du an deinen Meister geraten. Denn sie ist stille Inhaberin einer Firma, die Autoglas herstellt. Die Einnahmen sind nicht überragend, aber immer noch hoch genug. Diese gehen jedoch auf ein Konto in Panama. Das ist kein normales Konto, sondern eine Art Fond auf den Namen Costa Gurtierrez, der nach Yumis Nachforschungen das Oberhaupt des Lopez-Garcia-Kartells in Panama City ist.«
Jenny, ich kann mir nicht vorstellen, dass du Schulden bei einem Kartell hast, oder ist das Geld für eine stille Übereinkunft vom Handel mit C‘s Stoff? Das ist wirklich diffus.
»Was das angeht, wird es richtig interessant, weil sich das Geld still behütet vermehrt, ohne dass nur ein Penny davon herausgenommen wird. Und jetzt wird es wirklich komisch, Colt. Denn laut allem, was wir herausgefunden haben, existiert Jenny Black gar nicht. Sie taucht das erste Mal vor etwa zehn Jahren auf, als sie die Firma kauft. Vorher gibt es nichts über sie. Die Sozialversicherungsnummer ist eine Fälschung, genauso wie die Geburtsurkunde, da die Personen, die angeblich ihre Eltern sind, schon vor hundert Jahren gestorben sind. Das Ganze wäre noch nicht einmal aufgefallen, wenn Yumi nicht auf die Idee gekommen wäre, die Krankenhausunterlagen zu überprüfen. Denn im Archiv des Krankenhauses, welches auf der Geburtsurkunde angegeben ist, lässt sich nichts finden. Und glaub mir, Colt, eine weiße Frau in Detroit ist leicht zu finden.«
»Was ist mit dem Trailer? Hast du darüber etwas herausgefunden?«
»Ja, Colt, genau dieses Detail hat es aufregend gemacht. Denn offiziell gehört er dieser Jenny Black. Davor aber einer anderen Familie namens Cunningham. Pamela und Jacob Cunningham mit einem Strafregister der Junky-Extraklasse. Alles ist zu finden, ich tippe auf Beschaffungskriminalität. Aber
sie haben eine Tochter oder vielmehr hatten sie eine. Jennifer Cunningham, geboren im Dezember. Am Fünfundzwanzigsten. Sie wäre jetzt siebenundzwanzig, wenn sie nicht gestorben wäre.«
»Was?«
»Ja, die liebe Jenny ist fünf Tage vor ihrem achtzehnten Geburtstag bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen und fünf Tage später besitzt Jenny Black ihren Trailer und kauft eine Firma.«
»Was ist mit den Adoptionsunterlagen, wovon ich dir erzählt habe?«
»Wie gesagt, die Jenny, die adoptiert wurde, die in Detroit in der Nähe des Trailerparks die Schule besuchte und Tochter einer Frau war, die wegen Prostitution mehrfach verhaftet wurde, ist tot.«
Oh, Jenny. Du hast mich angelogen. Jenny Black gibt es gar nicht. Du bist böse. Aber warum das Ganze? Und warum in deinem jungen Alter? Das ergibt kaum einen Sinn.
»Aber weißt du, was richtig merkwürdig ist? Wovon lebt dieses Mädchen? Wenn das Geld der Firma eingefroren ist und sie keinen anderen Job hat, wie kommt sie klar? Sie besitzt keine weiteren Konten oder irgendetwas, wo man ihre Gelder oder ihren Besitz einsehen kann. Colt, Jenny Black ist ein Geist. Ein Pseudonym für irgendeine Person, die noch nicht einmal weiblich sein muss. Anders kann ich mir das nicht erklären.«
»Sie ist eine Frau. Und was für eine, Steffi. Ich melde mich wieder.« Damit lege ich auf und gehe duschen. Jenny, über die neuen Information muss ich erst lange nachdenken und sie sortieren. Warum hast du deinen Tod vorgetäuscht? Steht das in Verbindung zu Costa? Oder … gehört das alles zusammen? Dein Ex, als du siebzehn warst, der vorgetäuschte Tod, die Firma, das Geld, Costa und dein jetziges Problem, welches wir aus der Welt schaffen … Ich werde die Verbindung finden
und vielleicht bringt mir das Resultat mehr ein als das, was ich von C bekomme.
Nachdem ich mir, keine Ahnung wie oft, die Zähne geputzt habe, weil mich diese Frau von eben so anwidert, höre ich dich endlich mit Riley hochkommen und spüre den kalten Luftzug, der von dir ausgeht durch die geschlossene Tür.
Was ist das mit dir und dieser Kälte? Bin ich der Einzige, der es wahrnimmt, Jenny?
Weißt du, dass es mich fröstelt, wenn du in meine Nähe kommst? Und es mich auch anmacht, zu wissen, wann du dich mir näherst?