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Ein Happy End?
D ie Sonne ist noch nicht aufgegangen, als du endlich reinkommst. Du siehst, dass ich bereits auf dich gewartet habe und verlierst jegliche Farbe aus dem Gesicht.
Zurecht.
Mit einem Schritt stehe ich genau vor dir, während Trick an uns vorbei nach oben geht.
Mir fehlen die Worte, um auszudrücken, wie wütend ich bin. Ich weiß aber durch Trick, dass du nicht nur in der Villa das Schrecken gesehen hast, sondern fast erschossen wurdest.
Also gebe ich dir Zeit. Denn Vegas wartet auf dich, Babe, und das wird Strafe genug werden. Dann wirst du merken und verstehen, dass du keine Chance gegen mich haben wirst, dass du mir alleine gehörst und nur dazu gemacht wurdest, mir zu dienen.
Daher zügle ich meinen Zorn und bewahre zudem die Geduld, um dich letztlich zu brechen.
Du willst mir schon wieder entkommen, versuchst dich, aus meinem Blick zu entfernen, um selbst die Treppe hinaufzurennen. Das jedoch lasse ich nicht zu. Mit den Fingern um deinem Handgelenk stoppe ich die Flucht und du schreist mich an.
»Was hast du vor?«
Darauf antworte ich dir nicht, Jenny. Denn du bist zu aufgewühlt. Mit einer Wucht versuchst du, gegen mich anzukämpfen.
Bis mir die Geduld abhandenkommt, ich dir die Beine wegtrete und du nun vor mir kniest, während ich dir die Arme nach oben halte. Deine Augen blitzen mich wütend an, so wie ich es von dir gewohnt bin und sogar Gefallen daran habe.
Zu meinem Bedauern hast du uns verraten und mir die Macht genommen, anstatt sie zu vergrößern. Daher muss ich mich zusammenreißen, dich nicht umgehend leiden zu lassen.
»Was?«, spuckst du dieses einzelne Wort aus und ich ziehe nur eine Braue hoch.
»Was hast du vor?«
Noch immer bekommst du keine Antwort. Was womöglich daran liegt, dass ich nicht weiß, was du von mir willst. Denn ich habe das Recht, dich anzubrüllen nicht umgekehrt. Anscheinend liest du mir das aus den Augen und flüsterst:
»Mit mir, Dean.«
Schon wieder liegt mein Name auf deinen Lippen. Damit du nicht erkennen kannst, was das in mir auslöst, schließe ich kurz die Augen.
»Was hast du mit mir vor?«, fragst du und ich registriere den ängstlichen Unterton. Ich kann nicht anders, als dich mit einem Ruck auf die Füße zu stellen und in meine Arme zu zwingen.
Selbst jetzt bekämpfst du mich. Und als du aufgibst und es annimmst, flüstere ich dir ins Ohr: »Nicht das, Babe.«
Nein, Jenny. Nicht das.
Aber mir tut es nicht leid, dass du gesehen hast, was sich im Keller abgespielt hat. Denn das ist die Welt, in der auch du gefangen bist. Nur stehen deine Grausamkeiten nicht in Relation zu meinen.
Jenny, wir können in unseren Leben nicht entscheiden, was schlimmer ist. Denn für den Betroffenen gibt es keinen Unterschied. Wir sind beide brutal, nur jeder auf seine Weise.
»Du bist ein Dämon.«
»Ja. Das bin ich. Genau wie du.«
Lange bleiben wir so stehen, bis ich mich von dir löse, dich ins Schlafzimmer ziehe und dir die Kleidung abstreife. So gerne ich mich jetzt um deinen Körper kümmern möchte, tue ich es nicht und lege dich lieber ins Bett. Während ich mich ebenfalls ausziehe, siehst du mich wieder so komisch an. Diesmal zweifle ich nicht an dieser warmen Ausstrahlung. Zwar lächelst du nicht, deine Augen hingegen schon.
Als ich mich zu dir lege, ziehe ich dich direkt in meine Arme.
»Werde ich je von dir loskommen?«, fragst du und ich unterdrücke dabei das Lachen.
»Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
Indem du dich näher an mich drückst und deine Wange auf meine Brust legst, versicherst du mir, dass du nichts anderes erwartest. Ich streiche dir die wilden, dunklen Haare aus dem Gesicht, um dich genauer zu betrachten.
»So, Babe, sind wir jetzt quitt?«
Wie ich es erwartet habe, runzelst du deine süße Stirn und ich erkläre: »Dass du die Geschäfte in Chicago blockiert und einige meiner Häuser niederbrennen lassen hast, war doch sicher ein kleiner Rachefeldzug von dir, oder?«
»Kannst du sehen, wie du willst.«
»Lässt du es in Zukunft? Andernfalls muss ich handeln, was dir sicher nicht gefallen wird.«
Da erscheint dein Lächeln. »Denkst du, ich würde es dir verraten, wenn es so wäre?«
»Nein, aber ich wollte es zumindest versuchen.«
Denn ich glaube nun zu erkennen, wenn du mir etwas vormachst.
»Dann ist ja gut.« Und du hast nichts geplant, aber die Leute wirst du nicht zurückrufen, das verrät mir deine Nasenspitze.
»Also quitt.«
»Wenn du das sagst.«
Ja, das tue ich und drücke dich zur Bestätigung fester an mich. Denn das Einzige, was ich im Augenblick von dir brauche, ist, dass du endlich aufgibst.
»Ist das jetzt unser Happy End?«, fragst du unverhofft und ich würde gerne wissen, wie du darauf kommst. Ist es denn das, was du willst?
»Versteh mich nicht falsch, aber dieser Krieg zwischen uns fühlt sich nicht richtig an. Das muss aufhören.«
Was ist schon richtig? Dennoch sehe ich es nicht anders, Jenny. Du musst nur begreifen, dass ich die Gewalt über dich habe.
»Kannst du es beenden?«
»Selbstverständlich, Babe.«
»Wirst du mich über deine Pläne aufklären?«
»Nein.«
»Und was ist, wenn ich den Frieden möchte? Ein ›Wir-sind-bis-an-unser-Lebensende-glücklich‹, ohne Krieg, Schmerz und Folter?«
»Also doch ein Happy End?«
»Ja.«
»Oh, Babe, für Menschen, wie wir es sind, gibt es das nicht.« Und Jenny, ich meine es auch so. Du weißt es, sonst würdest du nicht nicken und dich näher an mich pressen.