Sechsundzwanzig
»Wage nicht, es abzustreiten, Beatrix!«, zischte Graf Hugo. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie du Eric geküsst hast! Wie kannst du deiner armen Schwester so etwas antun?«
»Ich flehe Sie an, Herr Graf«, flüsterte Beatrix. »Angelina darf es niemals erfahren.«
»Es ist meine Pflicht, Angelina davon zu unterrichten.«
Der Graf
Jenny Vaatz hob den Kopf. Eine Zigarette brannte in ihrem Mundwinkel, sie kniff ein Auge zusammen, dachte kurz nach und schrieb dann weiter.
musterte Beatrix aus harten Augen.
»Bitte«, hauchte sie. »Ich tue alles, was Sie wollen.«
»Wirklich?«
Graf Hugo ging auf sie zu. Beatrix erschauerte unter seinem funkelnden Blick, der gierig über ihren zarten Körper strich. Konnte dies tatsächlich wahr sein? Konnte es sein, was dieser widerliche alte Lüstling von ihr verlangte? Niemals! Die Vorstellung, sich diesem schamlosen Erpresser hingeben zu müssen, ließ ihr junges Herz zu Eis erstarrscheiße Scheiße gottverdammteSCHEISSE
»Scheiße!«
Jenny Vaatz drückte die Zigarette im überquellenden Aschenbecher aus und nahm sofort eine neue aus der Schachtel. Der Qualm hing im Arbeitszimmer wie dichter Novembernebel. Vier Tage waren vergangen, seit sie die SMS
Sie sollten sich langsam bereitmachen
bekommen hatte. Seitdem waren alle guten Vorsätze vergessen, sie rauchte eine Zigarette nach der anderen, schrieb wie eine Verrückte, doch weder das eine noch das andere half.
Bleich und übernächtigt saß sie vor ihrem Rechner, rauchte mit zitternden Fingern und starrte aus leeren Augen auf den Monitor. Schließlich stand sie auf, lief zur Wohnungstür, um die Schlösser zu kontrollieren (was sie in den letzten Stunden mindestens dreimal getan hatte), ging zurück ins Arbeitszimmer und prüfte ihr Handy.
Bisher hatte er sich nicht wieder gemeldet. Vielleicht würde er das auch gar nicht mehr tun, bevor er kam, um zu beenden, was er angekündigt hatte:
Sie wissen ja, wie Sie sterben werden.