Fünfundachtzig
Jetzt.
Gegen Mitternacht flaute der Sturm ab. Die Schäden waren überschaubar, abgesehen von ein paar entwurzelten Ulmen an der Flusspromenade (von denen eine einen ausgemusterten Ausflugsdampfer demolierte) und einem umgestürzten Baugerüst am Bahnhof, kam die Stadt glimpflich davon. Ein paar Dutzend
Mittelklassewagen wurden durch herabstürzende Dachziegel und abgebrochene Äste zerbeult, einer davon gehörte der Frau des Oberbürgermeisters und brachte es immerhin zu einer Erwähnung im Lokalteil der Boulevardzeitung (
TOTALSCHADEN
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KRACHT
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S JETZT AUCH IN DER BEZIEHUNG
?)
. Die Feuerwehr rückte mehrmals aus, ebenso das Technische Hilfswerk, und auch die Polizei sollte eine unruhige Nacht erleben, allerdings aus einem anderen Grund.
Es war Claudius Zorn, der am späten Abend unverhofft im Präsidium aufgetaucht war und die Suche nach einer Frau namens Astrit Krull in die Wege geleitet hatte. Später sollte sich herausstellen, dass Kurtz’ Sekretärin als Astrit Meta geboren worden war und vier Jahre zuvor nach einer Scheidung den Namen ihres Exmannes behalten hatte. Zorn schickte eine Streife los, doch die Wohnung unter der angegebenen Adresse würde verlassen sein; kein Wunder, denn als die beiden übermüdeten Beamten an der Tür klingelten, befand sich Astrit Meta im Keller einer Villa am anderen Ende der Stadt und war gerade damit beschäftigt, Victor Kurtz ihre Folterinstrumente zu zeigen.
Währenddessen stand Schröder daheim am Küchentresen, äußerlich ruhig, doch seine Hand lag noch immer neben dem Messerblock. Albert Meta saß schräg gegenüber im Ohrensessel, den durchnässten Mantel quer über den Schoß gebreitet, und erzählte.