25

1045, Freitag, 25. Juni 2027

Eltingville, Staten Island, New York

Richmond-County-Jachtclub

 

Wir stehen direkt am Wasser auf einem Parkplatz, der den Bootseignern und Gästen vorbehalten ist. Ich glaube aber nicht, dass uns die Besitzer abschleppen lassen, auch wenn wir zu keiner der beiden Kategorien gehören. Ein großes Schild heißt die Besucher des Richmond-County-Jachtclubs herzlich willkommen. Im Hintergrund tänzeln alle Arten von Freizeitbooten in der sonnenüberfluteten Bucht. Es ist ein Postkartenanblick. Weiter hinten trennt eine lange Landzunge die Bucht vom offenen Wasser, das über eine Durchfahrt im Süden zugänglich ist.

Seltsamerweise fehlen die sonst allgegenwärtigen Schreie der Ringschnabelmöwen, das Dröhnen der Bootsmotoren und das ferne Bellen der Seelöwen. Anscheinend hat die bläulich glühende Kuppel sie alle aus dem einen oder anderen Grund vertrieben. Ich finde es zugleich interessant und beunruhigend, wie fremd die Küste ohne die typischen Geräusche auf mich wirkt. Die einzigen vertrauten Elemente sind die salzige Luft und der Wind, der vom Atlantik weht. Die ganze Szenerie ist höchst eigenartig.

Hollywood schiebt sich die Sonnenbrille auf dem Nasenrücken hoch. „Was hast du jetzt vor?“

Das Team hat sich an der hinteren Beifahrertür von Dolores versammelt, damit Ghost alles mitbekommt. Phantomdoc hat ihn gut zusammengeflickt, aber Ghost wird noch eine Weile humpeln.

„Ich will herausfinden, ob wir unter der Kuppel durchschwimmen können“, erkläre ich. „Wenn das möglich ist, können wir uns einen Angriffsplan für das zurechtlegen, was sich vermutlich auf der anderen Seite befindet.“

„Meinst du, Tauchen sei die beste Möglichkeit, nach drinnen zu gelangen?“ Wie von einem Seal nicht anders zu erwarten, stört ihn das Tauchen überhaupt nicht, seine Frage soll wahrscheinlich nur dazu dienen, den anderen, die nicht so scharf aufs Ertrinken sind wie er selbst, einige Informationen zukommen zu lassen.

„Das glaube ich. Als wir uns getroffen haben, war ich unter der Überführung der I 280.“

Sie nicken.

„Mir ist aufgefallen, dass die Menschen in der Kuppel dachten, unter der Brücke öffnete sich ein Fluchtweg. Das dachte ich auch.“

„Aber das ist nicht geschehen“, wendet Yoshi ein. Er trinkt seinen Flachmann aus und späht hinein. „Mist.“

„Nein, das ist nicht geschehen, und deshalb sind Menschen gestorben. Aber mir ist etwas Ungewöhnliches aufgefallen.“

„Was denn?“, fragt Hollywood.

„Unter der Überführung war das Energiefeld etwas blasser als anderswo.“

„Du meinst, es wurde gedämpft“, stellt Bumper fest.

Ich nicke. „Das leuchtet auch ein, oder? Es ist ziemlich beeindruckend, dass das Feld überhaupt die Betonschicht durchdringen und immer noch wirken kann.“

„Also meinst du, auch Wasser könnte es dämpfen“, fügt Bumper hinzu.

„Japp. Es gibt natürlich auch noch andere Möglichkeiten.“

„Nämlich?“

„Die Kanalisation.“

Die anderen zucken zusammen.

„Nein, danke“, wehrt Yoshi ab. „Das kenne ich. Bitte nicht noch einmal.“

„Schau an, und ich dachte, die Air Force macht sich grundsätzlich nicht die Hände schmutzig“, kommentiert Hollywood.

„Tut sie auch nicht“, wirft Bumper ein. „Er hat nur darüber gesprochen, dass er sich nie wieder den Arsch abwischen will.“

„Sehr witzig.“ Yoshi kratzt sich mit einem Mittelfinger am Auge.

Ich lächle, spreche aber sofort weiter, damit wir vorankommen. „Wir könnten uns am Rand der Kuppel einen Zugang zur Kanalisation suchen und dort eindringen. Aber das ist riskant, weil die Leitungen nicht unbedingt so verlaufen, wie wir es brauchen.“

„Und es gibt keine Garantie dafür, dass die Straße darüber das Kraftfeld wirklich abhält“, sagt Ghost.

Ich nicke. „Genau. Aber Wasser könnte das leisten.“

„Warum denn?“, fragt Z Lo. „Ich habe den Eindruck, Beton könnte uns viel besser schützen als Wasser.“

„Auf die meisten Arten von Strahlung trifft das ja auch zu“, bestätigt Aaron. „Aber wenn du genügend Wasser zwischen dich und eine Neutronenquelle bringen kannst, ist es eine überraschend gute Abschirmung. Außerdem, wenn das Energiefeld elektrischer Natur sein sollte, dann mag es Wasser möglicherweise nicht ganz so gern wie wir.“ Er wendet sich an mich. „Keine schlechte Idee, Pat.“

„Danke. Ich denke mir, dass es schwierig sein könnte, einen halben Meter Beton zu finden, unter dem wir entlangkriechen können, aber es ist leicht, ein paar Meter Wasser zu finden, durch das wir hindurchtauchen können.“ Ich zeige nach Nordosten zur Lower Bay. „Aber zuerst müssen wir es testen.“

„Willst du da rausfahren?“, fragt Hollywood. „Da sind wir ziemlich ungeschützt.“

„Wenn ich dazu etwas sagen darf“, ruft Chuck in meinem Land Cruiser. „Es wird hier drin etwas stickig. Dürfte ich zu euch kommen?“

„Anscheinend hat der Klugscheißer was zu sagen“, bemerkt Bumper.

Ich öffne die Tür. „Du hast doch hoffentlich nicht auf den Sitz gepinkelt, oder?“

„Vielleicht ein wenig. Ich habe mich so sehr gefreut, dich wiederzusehen.“

„Arschkriecher.“

„Warmduscher.“

Ich nehme Chuck und bringe ihn zu den anderen. „Was hast du für uns, Sir Charles?“

„Was die von Phantom Zwei geäußerten Befürchtungen angeht, so kann ich garantieren, dass ich Seine Heiligkeit Phantom Eins rechtzeitig vor jedem möglichen Kontakt warnen kann“, erklärt Chuck.

„Oh, ähnlich ‚rechtzeitig‘ wie beim Adams Building?“, fragt Hollywood.

„Hast du da gerade Anführungszeichen mitgesprochen?“, entgegnet Chuck.

„Und ob.“

„Hollywood, das ist nicht fair. Das wäre mir beinahe entgangen.“

„Leck mich doch.“

„Bäh. Widerlich. Und ihr müsst wissen, dass mich die Gebäude daran gehindert haben, die Gefahrenquelle früher zu entdecken. Außerdem ist Dr. Campbell um mich herumscharwenzelt, was ich ein wenig ablenkend, aber irgendwie auch unglaublich angemessen fand.“

Alle sehen Aaron an.

„Wie bitte? Ich war neugierig.“ Aaron wendet sich an Chuck. „Und ich bin nicht herumscharwenzelt, Sir Charles. Es war … einfach nur großes Interesse.“

„Aber sicher, aber sicher“, antwortet Chuck hustend. „Herumscharwenzelt. Wie auch immer, draußen auf dem offenen Meer habe ich viel mehr Zeit, euch zu warnen, falls man euch bemerkt. Außerdem kümmern sich die Androchider kaum um so weit draußen liegende Wasserstraßen, denn sie sehen euch ja in erster Linie als Landbewohner. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf diejenigen, die … hm, also, sie konzentrieren sich auf andere Dinge. Außerdem ist es für euch von Vorteil, wenn ihr euch tagsüber bewegt, weil ihr ‚Wärmeblick‘ wegen eures lokalen Sterns tagsüber nicht so gut funktioniert. Und falls du es nicht an meinem Tonfall gehört hast, Phantom Zwei, ich habe jetzt auch die Gänsefüßchen mitgesprochen.“

„Das stellt unsere ganze Operationssicherheit auf den Kopf“, meint Z Lo.

Ich sehe Chuck mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Könntest du ihre Biologie noch ein wenig genauer beschreiben?“

„Hm, nein.“ Dann murmelt er, als spräche er mit sich selbst: „Aber ihre verdammten Helme – diese undankbaren widerlichen Deppen –, die schränken ihre Frequenzwahrnehmung noch weiter ein. Das sind wirklich Armleuchter.“

„Reden wir immer noch über die Aliens?“, frage ich.

„Nein, über die Helme. Ihre Software ist wirklich unter aller Sau.“

„Das kann ich mir vorstellen.“

„Egal. Falls ihr in Schwierigkeiten geratet, kann ich euch vorübergehend mit meinem elektromagnetischen Disruptorstrahl verbergen.“

„Was für ein Ding?“, will Hollywood wissen.

„Das Ding, das er in der Bibliothek benutzt hat, um uns etwas Zeit zu verschaffen“, sage ich.

„Bis zur Bibliothek“, korrigiert mich Chuck.

Hollywood verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich an. „Also willst du uns alle in ein Boot setzen und sehen, ob wir unten durchschwimmen können, ohne dass uns der Kopf abfällt − oder, wenn ich schon dabei bin, ohne dass wir mit Elektroschocks hingerichtet werden.“

„Nein. Ihr müsst gar nichts tun. Ich probiere selbst aus, ob es funktioniert.“

„Ich komme mit“, sagt Bumper.

Hollywood ist nicht einverstanden. „Das ist zu gefährlich. Das gefällt mir nicht.“

„Ich kann Hollywoods Bedenken gut verstehen“, stimmt Chuck zu. „Patrick, da dies direkt mit deinem Wohlergehen zu tun hat, wäre es vielleicht eine weniger gefährliche Alternative, mir zu erlauben, dir gewissermaßen wie ein Kanarienvogel im Kohlebergwerk zu assistieren.“

„Du?“ Ich schnaufe. „Zwar gibt es nicht viel, was mir mehr Freude bereiten würde, als dich irgendwo ins Wasser zu werfen, um zu sehen, was passiert …“

„Ich kann dir versichern, dass dies weitaus weniger aufregend ist, als du es dir vielleicht vorstellst. Ich bin völlig wasserdicht. Außerdem haben wir diese Wegwerfsache schon erledigt, weißt du noch? Ich dachte, das reicht dir, und wir waren uns doch einig, dass es sich nicht wiederholen wird.“

Seine wirklich erstaunliche Fähigkeit, mir auf die Nerven zu gehen, verschlägt mir einen Moment die Sprache. „Wie gesagt, ich halte es nicht für eine gute Idee, dich hinunterzuschicken, um zu testen, wo das Kraftfeld endet, wenn wir ebenso gut einen Stein an eine Schnur binden und das Gleiche erreichen könnten.“

„Sei nicht so dumm, Patrick. Es schmeichelt mir zwar, dass du mich für geringfügig wichtiger als einen Stein hältst, aber in diesem Fall müsstest du lebendes Gewebe an dem Stein befestigen: Haut, Muskeln, Blut oder irgendeine zähflüssige Absonderung deines Körpers. Möglicherweise brauchst du mehrere Versuche und deshalb mehrere Gewebeproben. Außerdem kann der Stein keine Echtzeitanalyse der Meere dieses Planeten durchführen, um die Kraft des Felds einzuschätzen. Wenn das Feld fluktuiert, willst du das wissen, glaube mir.“

Hollywood seufzt. „Ich würde viel lieber einen Stein als dich hinunterlassen.“

„Das ist freundlich von dir“, antwortet Chuck.

„Ich habe ‚ihn‘ gemeint.“ Sie zeigt auf mich.

„Oh.“

„Aber ich glaube, Chucks Methode ist schneller, und es scheint so, als könnten wir damit bessere Informationen gewinnen.“

„Oh, ganz sicher“, bekräftigt Chuck nachdrücklich. „Ganz bestimmt, Phantom Zwei. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich diese feuchten dunklen Tiefen erkunde wie der beste Erkunder, den du je benutzt hast.“

„Nein.“ Hollywood presst die Lippen zusammen und schüttelt den Kopf. „Lass das.“

„Hast du es dir anders überlegt?“

Ich ziehe Chuck näher zu mir heran. „Es wäre gut, wenn du jetzt den Mund hältst.“

„Na guuut, schön. Ich verstehe gar nicht, was das auf einmal soll.“

„Japp, das ist uns allen klar.“ Ich wende mich an Bumper. „Willst du immer noch mitkommen?“

„Roger.“

„Dann suchen wir uns ein Boot, ehe er herausfindet, was er gesagt hat.“

„Was habe ich denn gesagt?“

 

Alle außer Ghost marschieren zu zweit los und suchen im Jachthafen nach einem Boot, das unseren Anforderungen entspricht. Es muss vollständig analog sein, es muss das ganze Team aufnehmen können, falls Bumper, Chuck und ich mit einem positiven Ergebnis zurückkehren, und es muss genügend Platz für unsere Ausrüstung bieten. Hoffentlich hat es auch ein Dach.

Ich gehe mit Z Lo zur nordöstlichen Seite. Abwechselnd suchen wir nach Schlüsseln und versuchen, Boote zu starten, die zu passen scheinen. Während wir uns abarbeiten, bemühe ich mich, Phantom Vier ein wenig besser kennenzulernen. Es geht nichts über eine beiläufige Unterhaltung, um die Zeit zu füllen und mein Wissen über ein Teammitglied zu vertiefen. Wenn man eine Truppe anführt, ist fast alles genau berechnet.

„Was macht die Schulter?“, frage ich ihn.

Z Lo betrachtet den Verband unter dem versengten Loch in seiner Uniform. „Der Doc sagt, das wird wieder. Die Narbe, die zurückbleibt, wird die Mädchen ausflippen lassen.“

„Du bist ein Glückspilz.“

„Da wir gerade darüber reden – der große Vorteil, wenn man mit einem Blaster beschossen wird, ist der, dass die Wunde automatisch kauterisiert wird.“

„Kauterisiert?“

„Ja, genau. Ich hatte natürlich Glück, dass kein Organ getroffen wurde oder so. Es geht mir jedenfalls gut.“

„Das freut mich zu hören. Hilf mir mal.“ Er reicht mir die Hand, als ich von einem toten Sechs-Meter-Bayliner steige, dessen Sicherungskasten völlig ausgebrannt ist. „Und, wie ist deine Geschichte, Junge?“

„Du … willst du wirklich meine Geschichte hören?“

„Ich sehe sonst niemanden hier in der Nähe.“

„Ja, sicher, äh, was willst du wissen?“

„Du kommst anscheinend aus Südkalifornien, oder?“

„San Diego.“

„Schön.“

Er zuckt mit den Achseln, während wir zu einem anderen vielversprechenden Boot laufen. „Irgendwie schon.“

„Hat es dir nicht gefallen?“

„Ach, mein Alter hat mich immer damit genervt, ich solle in das Familienunternehmen einsteigen.“

„Eine Unternehmerfamilie?“

Er lacht. „Das Familienunternehmen war ein Arbeitsplatz in einem Stahlwerk.“

„Ah, verstehe.“

„Ich bin das Nesthäkchen, ich habe noch neun Brüder und Schwestern.“

„Du meine Güte. Junge, du bist doch nicht katholisch, oder?“

„Wir kommen aus Ungarn. Also, ja.“ Er kichert. „Das ist, soweit meine Großmutter betroffen ist, so ziemlich das Gleiche.“

„Aha.“

„Meine Eltern waren nicht sehr fromm. Sie wollten einfach nur, dass wir ein besseres Leben hatten als sie selbst. Aber ich wollte nicht das tun, was meine älteren Geschwister auf sich nehmen mussten, verstehst du?“

„Was war das denn?“

„Mit unserem Alten im Stahlwerk arbeiten.“

„Waren sie alle dort?“

Er nickt. „Unsere Familie kann ziemlich stur sein.“

„Aber du hast dich trotzdem entschieden, zum Marine Corps zu gehen? Nimms mir nicht übel, Junge, aber das ist doch nicht gerade die Laufbahn, die man einschlägt, wenn man nicht körperlich arbeiten will.“

„Was du nicht sagst.“ Z Lo springt lachend in einen Boston Whaler, der gut aussieht, auch wenn er etwas klein geraten ist. „Das war auch gar nicht meine erste Wahl.“

„Was war es dann?“

„Ach, nichts.“ Er findet die Schlüssel, die unter der Mittelkonsole versteckt sind. „Ich wollte erst einmal zum College gehen und vielleicht etwas Besseres für mich entdecken als die Arbeit im Stahlwerk.“

Ich drehe mich rasch im Kreis, um mich zu vergewissern, dass nirgends eine Gefahr droht, dann bitte ich Chuck, ebenfalls die Umgebung zu überprüfen. „Und warum ist daraus nichts geworden?“

„Mein Alter mochte das nicht.“ Er dreht den Zündschlüssel herum. „Mann, das Boot hier ist auch tot. Er sagte, mit dem College und mit Computern könne man nichts Richtiges werden. Was ein alter Knacker eben so denkt, verstehst du?“

„Japp.“ Ich bringe es nicht übers Herz, dem Jungen zu sagen, dass ich ähnlich denke wie sein alter Herr. Allerdings scheint es mir so, als wären alle, die einen höheren Bildungsabschluss erworben haben, wohlhabender als ich, und das haben wir wohl vor allem den Herren Gates und Jobs zu verdanken. Also, was weiß ich schon?

Ich helfe Z Lo, über das Sielbord zu klettern, und dann suchen wir weiter.

„Mein Alter und ich haben uns deshalb heftig gestritten. Er schreit mich an, ich schreie ihn an, und dann sage ich: ‚Dann gehe ich eben zum Militär.‘ Also gehe ich zu Fuß zur Musterung, weil mein Dad mich natürlich nicht hinfahren wollte.“

„Und du hast dich einziehen lassen.“

„Einfach so, ja.“

„Und dein alter Herr hat nichts mehr dazu gesagt?“

„Oh doch. Mi a fasz van veled .“

„Was heißt das?“

Er lacht. „Wörtlich übersetzt: ‚Was, zum Teufel, ist los mit dir?‘“

„Er fand die Aktion also nicht gut.“

„Oh nein. Und seitdem haben wir nicht mehr miteinander geredet.“

„Tut mir leid, Junge.“

Z Lo zuckt mit den breiten Schultern. „Ach, ich bin das Nesthäkchen. Zwischen uns liegen gut fünfzig Jahre. Wir haben nicht viel gemeinsam, und ich wüsste nicht, wie sich das jemals ändern sollte. Es ist halt, wie es ist. Das Marine Corps war wirklich eine gute Sache für mich: Drei Mahlzeiten am Tag, ein warmes Bett, und ich kann mich auf der Matte herumschmeißen lassen.“

„Auf der Matte?“

Er nickt und erklärt es mir. „Wenn ich auf der Highschool überhaupt etwas gelernt habe, dann war es, auf der Matte zu dominieren, weißt du? Drei von den vier Jahren habe ich in der Regionalliga gekämpft.“

„Wrestling.“

„Ja, klar.“ Er streckt den Brustkorb und die Arme auf eine Weise, die eher nach einer Dehnungsübung als nach Training aussieht. „Wahrscheinlich hätte ich auch das vierte Jahr dortbleiben können, aber ich durfte nicht mehr, weil ich etwas angestellt hatte. Im Ring war ich auch nicht schlecht.“

„Boxen?“

Er nickt. „Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene, verstehst du?“

„Aber sicher, Junge.“

Er seufzt ausgiebig. „Eigentlich wollte ich ja etwas mit Computern machen.“

„Du? Mit Computern?“ Ich gebe mir Mühe, die schiefe Nase und das Ringerohr nicht anzustarren, aber dieser Hüne sieht nicht so aus, als könnte er geschickt mit Tastatur und Maus umgehen.

„Spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr. Das Beste am Corps ist wahrscheinlich, dass man neue Brüder findet. Na ja, ich hatte neue Brüder, bis … du weißt schon.“

„Japp.“ Am nächsten Anleger entdecke ich ein altes Dyer 29 mit Decksaufbau. „Sieh dir mal das da an.“

„Ja, alles klar, Master Guns.“ Z Lo läuft zu dem klassischen Fischerboot mit weißem Dach und schwarzem Rumpf und springt hinein.

Ich gehe nach hinten und lese den abblätternden Namen auf dem Heckbalken: Best of Boat Worlds. Wer sagt, das Universum hätte keinen Humor?

Z Lo kramt am Armaturenbrett herum, dann hält er zwei Schlüssel hoch. Gleich danach springen die Lüfter im Motorabteil an. Das ist ein gutes Zeichen. Anscheinend sieht Z Lo es genauso, denn er zeigt mir einen hochgereckten Daumen. Es gibt einen guten Grund, beim Starten vorsichtig zu sein. Mehr als ein Seemann wurde vom Boot gefegt, weil er vergessen hatte, den aufgestauten Treibstoffdunst zu entlüften, ehe er den Motor anließ.

Nach etwa dreißig Sekunden betätigt Z Lo den Anlasser. Die Maschine dreht einige Male und dann surrt sie, und es gurgelt im Wasser.

„He, es funktioniert.“ Z Lo späht um die Windschutzscheibe herum.

„Klasse, du hast den Hauptgewinn gezogen. Gut gemacht.“

Er strahlt mich an. „Danke.“

Verdammt auch. Ich glaube, ich mag den Jungen.

 

„Versucht doch, noch mal achtzig Liter Treibstoff zu bekommen, bis wir zurück sind“, sage ich zu Hollywood und den anderen Phantomen, die sich auf der Mole versammelt haben. Sogar Ghost ist dabei, um uns zu verabschieden. „Saugt alles in die Kanister ab, was ihr bekommen könnt.“

„Roger, Wik. Wir bereiten alles vor“, antwortet Hollywood.

„Und passt da draußen auf euch auf“, ergänzt Z Lo.

Ich nicke ihm zu, und der Junge wirft mir die Heckleine herüber. Yoshi schiebt den Bug vom Anleger weg, worauf Bumper rückwärts ins offene Wasser fährt. „Gute Reise“, sagt der Doc. Dann singt er den Refrain des Songs Sailing von Christopher Cross. Sobald wir weit genug entfernt sind, schiebt Bumper den Hebel nach vorne. Ich glaube, er will die schreckliche Darbietung so schnell wie möglich übertönen.

„Weiße Musik.“ Er schüttelt den Kopf.

„Ich kann es dir nicht vorwerfen.“ Einfach um ihn zu ärgern, setze ich da ein, wo Yoshi zu singen aufgehört hat, und brülle: „Just a dream and the wind to carry me. Nur ein Traum und der Wind tragen mich davon.“

Bumper stimmt ein: „And soon I will be free . Bald werde ich frei sein.“

 

„Woher hast du eigentlich deinen Spitznamen?“, frage ich Bumper, als wir um den Crookes Point herum scharf nach links abbiegen und am Ostufer von Staten Island entlang nach Norden fahren.

„Das Team hat ihn mir wegen der Sache mit der Stoßstange gegeben“, brüllt er, um das Dröhnen des Motors zu übertönen.

Ich nehme an, er meint sein Seal-Team, doch er erklärt es mir.

„Highschool-Football.“

„Alles klar.“

Er überprüft die Umgebung und wirft einen Blick auf den Drehzahlmesser, ehe er fortfährt. „Ich war Mannschaftskapitän, was da, wo ich herkomme, gewisse Privilegien und Erwartungen mit sich brachte. Einige davon drehten sich auch um die Cheerleader, wenn du weißt, was ich meine.“ Er zwinkert mir zu. „Mama hat nicht genug verdient, um mir ein Auto kaufen zu können, und ich hätte es sowieso nicht angenommen, wenn sie es getan hätte, aber ich hatte genug gespart, um mir einen verrosteten 1982er Cutlass Supreme zu kaufen.“

„Schöne Oldsmobile-Kiste“, sage ich grinsend.

Er sieht mich schräg von der Seite an. „Also, es ist 0300, und Miss Supermodel höchstpersönlich und ich sind auf dem Rücksitz ziemlich beschäftigt. Wir stehen da draußen mitten auf dem Footballrasen. Am nächsten Tag kommt der Trainer in die Umkleide und fragt, wer mit dem Auto auf das Spielfeld gefahren ist. Niemand sagt was, und ich weiß, dass ich vorsichtig war und keine Spuren hinterlassen habe, denn ich wusste ja, dass es seit einer Woche nicht mehr geregnet hatte. Also, ich war vorsichtig, klar?

Na ja, niemand gesteht, und was macht der Coach? Er bückt sich, holt hinter den Wäschekörben eine verrostete Stoßstange hervor und sagt: ‚Könnte der Besitzer des Nummernschilds LVK 9143 bitte vortreten? Er hat etwas verloren.‘“

Laut lachend fahren wir durch die Wellen.

„Irgendetwas sagt mir, dass du auch dieses Kennzeichen nie vergessen wirst.“

„Dafür hat schon das Team gesorgt. Ich sagte, wenn wir in diesem Jahr die Meisterschaft holten, würde ich es mir auf den Hintern tätowieren lassen.“

„Ach was. Und, habt ihr gewonnen?“

Bumper grinst mich breit an. „Willst du meinen Arsch sehen?“

 

„Was glaubst du, wie nahe kannst du uns stabil an der Kuppel halten?“, frage ich Bumper. Er hat den Gashebel der Best of Boat Worlds zurückgezogen. Ich knote die 550er-Paracord-Schnur an Chuck fest.

„Drei Meter, würde ich sagen“, ruft Bumper. „Mehr will ich nicht riskieren − eine große Welle, und wir müssen vom Schiff springen.“

Ich blicke nach Westen. „Das ist weit zu schwimmen.“

„Und ob.“

Wir sind dicht vor der Kuppel, und ich bin bereit, Chuck über Bord zu werfen, damit er für uns kundschaften kann.

„Also, du weißt, was du zu tun hast, ja?“

„Himmel, Patrick, natürlich weiß ich das. Ich habe doch genau das vorgeschlagen, was ich gleich tun werde. Nach unten gleiten, um die Dinge ins Visier zu nehmen.“

„Mann, das klingt schrecklich.“

„Danke.“

„Und gehe kein unnötiges Risiko ein. So sehr es mir widerstrebt, das zu sagen: Wenn wir dich jetzt verlieren, dann verlieren wir einen wichtigen Aktivposten.“

„Du meinst, eine Informationsquelle.“

„Klar doch.“

„Und ich dachte, du sagst vielleicht ‚Freund‘.“

„Können wir uns auf ‚erträgliche Bekanntschaft‘ einigen?“

„Hm. Nicht meine erste Wahl, aber meinetwegen. Außerdem musst du dir meinetwegen keine Sorgen machen, Patrick. Ich habe einen eingebauten Resonanzgenerator, der mich für das Energiefeld unempfänglich macht.“

Ich starre ihn an, während Bumper die Best of Boat Worlds anhält. „Warum hast du uns das nicht früher gesagt?“

„Weil du mir nachdrücklich gesagt hast, ich solle die Klappe halten, weißt du noch?“

„Japp, das weiß ich noch. Aber das ist eine sehr wichtige Information. Nichts, was du einfach so übergehen könntest.“

„Es ist auch nichts, was ich von mir aus hätte offenbaren können. Da ich aber den Eindruck habe, dass dir meine Zerstörung einen irreparablen Schaden zufügen könnte, und da wir jetzt erträgliche Bekannte sind und so weiter, entspricht es meinen Direktiven, dir diese Information zu geben.“

„Oh, richtig. Ja, ich würde eindeutig irreparablen Schaden erleiden, wenn dir etwas passiert …“

„Das klingt nicht aufrichtig.“

„… und noch mehr irreparablen Schaden, wenn die Menschheit ins Nimmerland weggekarrt wird.“

„Haha, netter Versuch. Keine Chance, Patrick, aber ich glaube, es war wohl einen Schuss ins Blaue wert.“

Ich starre ihn nur an.

„Hast du den Witz verstanden, Patrick?“

„Habe ich.“

„Aber du lachst ja gar nicht.“

„Dann hole mal tief Luft.“

„Was? Warum? Was hat das mit …“

Ich werfe Chuck über Bord und lasse die Leine vom Deck durch meine Hände gleiten.

„Du, äh … willst du sie nicht gut festhalten?“, fragt Bumper mich.

„Ich denke darüber nach.“

„Roger.“

 

Nachdem er höchstens zehn Sekunden untergetaucht ist, ruft Chuck uns über Funk. „Phantomkriegsgott, hier ist der Phantomlord der kleinkarierten Besitzer. Hörst du mich? Kommen, Ende und aus.“

Bumper grinst mich an, kurbelt am Steuerruder des Boots und arbeitet mit dem Gashebel, damit wir nicht in die Kuppel treiben.

„Ich höre, Sir Charles. Bericht.“

„Ich habe, was wir brauchen. Außerdem sind hier neugierige Meeresbewohner, die mich untersuchen.“

„Beschreibe sie.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob das im Augenblick die höchste Priorität hat.“

„Beschreibe sie.“

Er stößt ein auf ausgeklügelter Digitaltechnik beruhendes Seufzen aus. „Nun gut. Es scheint ein kleiner Schwarm von Plattfischen mit Augen an einer Seite des Kopfes zu sein. Sehr eigenartig. Sie sind ausgesprochen neugierig, und wenn ich das sagen kann, sogar freundlich. Doch in meinem Archiv finde ich keine Informationen über sie.“

Ich sehe Bumper an: Oh, das ist ja ein Ding, was?

Dann drücke ich auf den Sprechknopf. „Oh mein Gott. Chuck, du musst da sofort verschwinden.“

„Sehr witzig, haha.“

„Ich mache keine Witze, Chuck.“ Ich halte das Mikrofon vor mich und rufe über die Schulter: „Bumper, die Schnur hat sich verfangen. Wir müssen hier weg!“

Es ist immer ein Erlebnis, wenn ein Navy Seal teuflisch lächelt. „Geht nicht, Wik! Der Motor springt nicht an!“

„Chuck“, sage ich aufgeregt. „Charlie, kannst du mich hören?“

„Natürlich höre ich dich. Sei nicht …“

„Mach keine plötzlichen Bewegungen. Diese Wesen nennt man ‚Flundern‘.“

„Flundern?“

„Ja. Wir holen dich da raus.“

„Bist du dir sicher, dass sie aggressiv sind?“

„Chuck, mein Junge. Ich will dich nicht erschrecken, aber das ist übel. Wirklich übel.“

„Die Heiligen mögen mir beistehen.“ Nach einer Pause sagt er: „Was werden sie mit mir machen?“

„Erinnerst du dich an den Sarlacc aus Star Wars , der in der Grube von Carkoon haust?“

„Aus der Rückkehr der Jedi-Ritter ? Bei allen Heiligen, ja. Jetzt verstehe ich es.“

„Es ist so ähnlich, nur schlimmer. Das Verdauungssystem dieser Raubtiere löst die Beute im Laufe mehrerer Jahrtausende zu Nährstoffen auf.“

„Mein Gott, hol mich hier raus, Patrick. Bitte hole mich raus. Ich will nicht so enden.“

„Warte.“ So schwer es mir fällt, den Spaß abzubrechen, wir brauchen seine Ergebnisse, und dann müssen wir ans Ufer zurückkehren. „Kein Wort“, sage ich zu Bumper.

Er legt sich eine Hand auf das Herz.

Ich hole das Fallschirmseil ein und ziehe Chuck an Bord.

Als er wieder an Deck ist, zupfe ich ein Stück Tang ab und hebe ihn hoch. „Ist dir auch nichts passiert, Kumpel?“

„Nein, nein. Ich … puh! Es geht mir gut, König Triton sei Dank.“

Ich brauche einen Augenblick, um es zu verstehen. „Arielle, die Meerjungfrau?

„Ja. Triton hat mich zweifellos beschützt.“

„Ja, zweifellos. Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“

„Noch eine Sekunde länger, und die Flundern hätten mich vernichtet. Und weißt du, was das Seltsamste ist?“

„Was denn?“

„In einem Kinderfilm gibt es eine Figur, die nach diesen Teufeln benannt ist, und dort tun sie so, als seien sie kindisch und naiv.“

Ich weiß genau, wenn ich Bumper jetzt ansehe, platze ich laut heraus. Also reiße ich mich zusammen und bitte Sir Charles, seine Erkenntnisse zu schildern.

„Du wirst dich freuen zu hören, dass das Energiefeld je nach Höhe der Dünung im Durchschnitt anderthalb Meter unter die Oberfläche reicht“, sagt Chuck. „Deine Hypothese ist bestätigt.“

„Das ist eine großartige Neuigkeit, Junge. Danke, dass du, äh, du weißt schon, dass du für uns dein Leben riskiert hast.“

„Besonders im Angesicht dieser Flundern“, fügt Bumper hinzu.

„Ja, ich muss schon sagen, das war sehr wagemutig von mir. Aber ich bin froh, wenn ich euch helfen kann. Für das Team tue ich alles, weißt du?“

Allmählich bekomme ich wegen des Ulks ein schlechtes Gewissen, wenn auch nicht so sehr, dass ich die Angelegenheit aufklären müsste. Etwas so Gutes spielt man zu Ende, bis die Musikbox kaputtgeht.

„Noch mal zur Dünung“, sage ich. „Du hast berichtet, dass das Feld im Durchschnitt anderthalb Meter tief reicht. Was waren die Maxima?“

„Manchmal war es nur ein halber Meter“, erklärt er.

„Mich interessiert der andere Wert. Demnach müsste die maximale Tiefe bei weniger als drei Metern liegen.“

„Das ist richtig.“

Jetzt werde ich ernst und sehe Bumper an. Dessen Gesicht ist so verschlossen wie meines. Knapp drei Meter − das klingt zwar nicht nach viel, aber im offenen Wasser, wo es Strömungen gibt und die Sicht nicht gut ist, müssen wir sicherheitshalber mit fünf Metern rechnen. Vielleicht sogar mit mehr. Außerdem habe ich weder Schnorchel noch Maske, und abgesehen von Bumper kann vermutlich niemand mit Geräten tauchen. Immer vorausgesetzt, wir hätten überhaupt die nötige Ausrüstung.

„Ich spüre ein Problem“, sagt Chuck schließlich. „Es ist wegen der Flundern, oder?“

„Mann, ich wünschte, es wäre nur das.“

 

„Erst die gute Neuigkeit“, sage ich zum Team, als wir wieder an Land sind. Ich halte eine Seekarte hoch, die von einem der überprüften Boote stammt, und zeige auf eine Stelle nördlich von unserer jetzigen Position. „Dort haben wir die Kuppel untersucht. Sir Charles hat herausgefunden, dass das Energiefeld in einer Tiefe ab anderthalb Metern keine Gefahr mehr darstellt.“

„Das ist doch gar nicht schlecht“, sagt Z Lo. „Darunter könnten wir leicht hindurchschwimmen.“

„Japp, aber das ist ein Durchschnittswert.“

„Wie groß ist die Abweichung?“, fragt Ghost.

„Plus oder minus ein Meter.“

„Verdammt auch.“

„Warum verdammt?“, will Z Lo wissen.

Ghost schnalzt mit der Zunge, ehe er antwortet. „Weil das bedeutet, dass wir fast drei Meter tief tauchen müssten, wenn wir nicht unterwegs durchgeschnitten werden wollen.“

„Oh.“ Z Lo imitiert den Scharfschützen und schnalzt ebenfalls mit der Zunge. „Das wird durchaus etwas schwieriger.“

„Es macht die Sache erheblich schwieriger“, erkläre ich. „Alles, was wir auf der anderen Seite einsetzen können, entspricht folglich dem, was wir beim Tauchen mitnehmen können.“

„Das ist beschissen“, sagt Yoshi.

„Es ist schon schlimm genug, dass wir die Fahrzeuge zurücklassen müssen“, überlegt Hollywood. „Uns noch weiter einschränken? Das wird hart.“

„Außerdem gibt es da Flundern“, wirft Chuck ein.

Die anderen schauen verwirrt drein. Bumper dreht sich von Chuck weg und macht vor dem Hals eine schneidende Bewegung mit der Handkante. Anscheinend verstehen sie es, obwohl sie den Witz nicht mitbekommen haben. Ich nehme mir vor, es ihnen später zu erklären, und freue mich darüber, dass Chuck nur militärische Daten und ein paar Filme herunterladen konnte. Die Kommunikation mit der Waffe ist zuweilen wirklich witzig.

„Die Zeit läuft, daher stimmen wir ab“, sage ich. „Entweder wir suchen einen Abwasserkanal, in den das Feld nicht vordringt, oder wir fahren mit dem Boot und tauchen. Im ersten Fall können wir vermutlich mehr Ausrüstung mitnehmen, falls wir einen offenen Kanal finden, der direkt auf die Kuppel zuläuft …“

„Und der tief genug ist“, wirft Hollywood ein.

Ich nicke. „Die zweite Möglichkeit bedeutet, dass wir drüben weniger gut vorbereitet sein werden, aber wir kommen erheblich schneller hinüber und wissen, dass es der direkte Weg ist.“

„Und was tun wir, sobald wir drüben sind?“, fragt Yoshi.

Bumper schaltet sich ein. „Es gibt noch eine andere Lösung. Wir schleppen das unbemannte Boot hinüber. Im Augenblick treibt die Strömung das Boot zum Energiefeld. Wir wollen natürlich nicht warten, bis es sich von selbst weit genug bewegt, aber es ist gut zu wissen, dass wir nicht gegen die Strömung ankämpfen müssen, solange alles bleibt, wie es ist. Wir tauchen, ich gehe als Letzter ins Wasser und ziehe eine Leine mit. Wenn uns die Strömung hilft und alle ziehen, können wir die Best of Boat Worlds hinüberbringen, ohne dass Z Lo einen Schweißausbruch bekommt.“

„Der Junge schwitzt jetzt schon“, sagt Hollywood.

„Dann darf er sich ausruhen.“

„He, ich surfe, ja?“, protestiert Z Lo. „Ich kann schwimmen.“

Ich zwinkere dem Jungen zu, dann zeige ich den anderen die Seekarte. „Also gut. Sobald drüben wieder alle an Bord sind, fahren wir in die Upper Bay. Wir gehen an Land und sehen uns um.“

Ein paar Sekunden herrscht Schweigen, während sie die Möglichkeiten durchdenken.

„Und, was meint ihr?“, fragt Hollywood. „Wir wollen nicht den ganzen Tag hier herumstehen.“

Yoshi antwortet als Erster. „Ich würde lieber ins Meer tauchen als in einen Fluss aus flüssigem Unrat.“

„Ich auch“, stimmt Z Lo zu.

„Hollywood?“, frage ich.

„Die Kanalisation stört mich nicht so sehr, und Tauchen ist nicht meine Stärke. Allerdings hätten wir womöglich Schwierigkeiten, einen Abwasserkanal zu finden, der unseren Erwartungen entspricht.“ Sie schürzt die Lippen und zieht sie wieder zurück. „Das Meer.“

„Ghost?“

Er grunzt. „Ich kann schwimmen.“ Allerdings sieht es so aus, als gäbe er sich große Mühe, die Schmerzen zu unterdrücken, die er trotz der Medikamente hat.

„Bist du dir sicher? Du hast ein paar hässliche Wunden. Es ist keine Schande, einen anderen Weg zu gehen, wenn das nötig ist.“

Ghost sieht mich unverwandt an. „Ich sagte, ich kann das.“

Mein Gott, der Kerl gibt sich immer so entschlossen. Ich weiß nicht, ob da sein Ego spricht oder ob er wirklich seine Grenzen kennt, aber wenn er behauptet, dass er es schafft, dann glaube ich ihm.

„Noch etwas“, ergänzt Yoshi. „Wir haben zwei Verwundete, und die Scheiße erhöht die Infektionsgefahr.“

„Gutes Argument.“ Ich nicke Bumper zu.

„Wirklich? Du fragst einen Navy Seal, ob er tauchen will?“

Ich grinse breit. „Ich bin auch fürs Tauchen.“

„Habe ich nichts zu sagen?“, fragt Aaron.

„Gehörst du denn zum Team?“

Er lächelt und nickt. „Ich bin dabei, Pat.“

Ich nicke zurück und blicke dann in die Runde. „Leute, bereitet euch auf den Tauchgang vor.“