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0527, Sonnabend, 26. Juni 2027

Lower Manhattan, New York

Ruinen der Brooklyn Bridge, East River

 

„Ich kann gar nicht glauben, dass die Türme noch stehen.“ Yoshi unterbricht die Arbeit an Z Los Oberlippe und nimmt einen Schluck aus dem Flachmann. Er sieht mich an, aber ich werde ihm in diesem Augenblick keine Vorwürfe machen. Er muss selbst entscheiden, wann er mit dem Trinken aufhört. Yoshi wischt sich den Schweiß, das Blut und den Dreck aus dem Gesicht und setzt die Flickstunde an dem Jungen fort.

Gleich wird im Osten die Sonne aufgehen. Wir Phantome, Aaron, Vlad und Lada sitzen zwischen den Trümmern der Brooklyn Bridge, versorgen unsere Wunden und denken über unseren Erfolg nach – falls man es denn so nennen kann.

„Sie stehen noch halbwegs“, bestätigt Ghost.

„Was?“, fragt Yoshi, ohne den Blick von Z Lo abzuwenden.

„Die Türme stehen noch halbwegs.“

„Das ist wohl die gute deutsche Ingenieurskunst“, meint Chuck. „John A. Roebling wäre sicherlich sehr stolz.“

Ich runzele die Stirn. „Weil wir seine Brücke mit Dünger in die Luft gejagt haben?“

„Tja, das meinte ich eigentlich nicht, aber ich glaube, auch das könnte ihn beeindrucken … jedenfalls auf eine dysfunktionale und barbarische Art und Weise.“

Ich schüttele erstaunt den Kopf. „Es mag ja sein, dass Roebling in Deutschland auf die Welt kam, aber die Brücke ist in den USA entstanden. Also ist die amerikanische Ingenieurskunst der Grund dafür, dass die Türme noch stehen.“

„Junge, könntest du mal still halten?“, sagt Yoshi zu Z Lo. Phantomdoc versucht seit zwanzig Minuten, Phantom Vier zu nähen. Nein, genau genommen, seit wir uns vor Stunden auf der Straße aufgerappelt haben. Aber danach hatten wir erst einmal viel zu viel zu tun.

Ghost musste vordringlich versorgt werden, aber der Phantomwächter humpelt immer noch. Wir anderen haben unterschiedlich schwere Prellungen und Schürfwunden davongetragen − immerhin nichts Lebensgefährliches.

Während Yoshi sich um den Scharfschützen kümmert, haben wir noch einmal die toten Androchider überprüft, die uns verfolgt hatten. Der Transporter und die Todesengel sind bei der Explosion in die Luft geflogen. Das Schiff ist irgendwo in Lower Manhattan heruntergekommen, während die Todesengel so fest gegen die Autos und die Häuser der Nähe geprallt sind, dass ihre Rüstungen aufgeplatzt sind. Zwei Kugeln in die Brust oder den Kopf haben dafür gesorgt, dass sie nie mehr aufstehen werden.

Als Nächstes haben wir einigen versprengten Zivilisten, denen wir begegnet sind, Hilfe und Hinweise gegeben. Schließlich haben wir uns auf die Überreste der Auffahrt in Manhattan zurückgezogen, um uns einen Überblick zu verschaffen.

Erstaunlicherweise sind die beiden Haupttürme, wie Ghost es sagte, weitgehend intakt. Falls die Stadt jemals die Brücke zu ihrem alten Glanz wiederauferstehen lassen will, müssen sie allerdings eine Menge Mauerwerk flicken. An den zerfransten Tragkabeln hängen Betonbrocken und Stahl über dem aufgewühlten East River, aus dem Trümmer und verformte Bauteile der Aliens ragen. Der altgediente zentrale Abschnitt der Brooklyn Bridge ist nur noch ein wirrer Haufen aus Trägern und Asphaltbrocken, geopfert auf dem Altar des androchidischen Sklavenrings.

„Er hat es getan“, sagt Bumper, der neben mir auf einem Betonbrocken sitzt. Gerade erfassen die ersten Sonnenstrahlen die Silhouetten der Ruinen, und die Luft wird etwas wärmer. „Ich meine Yuriy“, ergänzt er. „Der alte Mann hat es geschafft.“

Ich nicke. „Möge er in Frieden ruhen.“

„Ha! Der ruht nicht. Zu viele Jungfrauen.“ Vlad winkt Yoshi, weil er einen Schluck aus dessen Flachmann haben will.

Yoshi gibt ihm den Schnaps, und Vlad bedient sich.

„Ich weiß nicht, ob ich dir folgen kann, Vlad“, wende ich ein.

„Und ob du das kannst.“ Er wischt sich den Mund ab und bedankt sich bei Yoshi. „Islamistische Extremisten. Es heißt doch, die Männer bekommen zweiundsiebzig Jungfrauen, wenn sie den Heldentod sterben.“

„Und dann finden sie heraus, dass die Jungfrauen diejenigen sind, die in ihren eigenen Reihen gestorben sind.“ Z Lo kichert und will Ghost High Five geben.

Ghost starrt Z Lo an.

Der Junge lässt die Hand sinken.

„Wisst ihr, für wen sie himmlische Jungfrauen wirklich aufheben?“ Vlad klopft sich auf die Brust. „Für Russen. Ist Belohnung für sowjet-afghanischen Krieg. Ha!“

„Vladimir, still“, ermahnt ihn Lada.

„Was denn? Ist doch Wahrheit.“

„Sicher, sicher. Und was bekommen die russischen Frauen?“

Vlad überlegt kurz und zeigt auf mich. „Noch mehr amerikanische Alphateufelshunde.“

Lada zieht eine Augenbraue hoch und mustert mich von oben bis unten. „Damit könnte ich leben.“

Ich will dringend das Thema wechseln und tätschele Chuck. „Also, Junge, meinst du, sie kommen wieder hierher?“

„Die Androchider? Früher oder später auf jeden Fall. Sie sind sicherlich sehr neugierig, wer ihren Sklavenring in die Luft gejagt hat. Aber da sie annehmen, sie hätten eure militärische Infrastruktur beseitigt, werden sie im Augenblick kein Personal abordnen. Es wird mindestens noch einen Tag dauern, bis militärische Späher eintreffen werden. Deshalb habt ihr noch etwas Zeit, euch zu verstecken.“

„Wer sagt hier etwas von verstecken?“ Hollywood stemmt die Hände in die Hüften. „Ich werde mich auf keinen Fall verstecken!“

„Ich stimme kleiner Armeelady zu“, sagt Vlad. Als er sieht, wie Hollywood auffährt, besinnt er sich. „Klein, aber extrem stark und sehr dominierende Armeelady.“

„Klingt schon besser“, lenkt sie ein.

„Also, was wollt ihr jetzt tun?“, frage ich. „Der Job ist erledigt, New York ist befreit.“

„Vorläufig“, fügt Chuck hinzu.

„Sir Charles, wir müssen nehmen, was wir kriegen.“ Ich sehe mich zu den anderen um, die sich mit mir in der Sonne wärmen. „Wie geht es weiter?“

Sie sind erschöpft und völlig verdreckt, und an einigen Phantomen klebt Unrat aus der Kanalisation. Niemand scheint jedoch bereit zu sein, sich zu äußern, also fahre ich schließlich fort.

„Also, ich will nach Hause. Ich denke, unsere Reserven werden sich neu formieren, und alle klugen Leute schmieden Pläne.“ Mit einem Blick fordere ich Bumper auf, seinen Teil beizutragen.

Er blinzelt mich an. „Wik, darf ich offen sprechen?“

„Ach, hör doch auf mit diesem Unsinn, Bumper. Sag, was du sagen musst.“

Er sieht in die Runde, während er antwortet. „Ich glaube, die Reserven werden sich nicht neu formieren. Wenigstens nicht für eine lange Zeit.“

„Ich kann Bumpers Schlussfolgerung bestätigen“, wirft Chuck ein. „Ich habe alle eure Funkkanäle überwacht, und abgesehen von sehr fernen und daher unverständlichen Oszillationen, die vermuten lassen, dass einige wenige Exemplare eurer Spezies Funkkontakt halten, gibt es nichts, was auch nur entfernt nach militärischem Geplauder klingt, wie man so sagt.“

Bumper runzelt die Stirn und nickt Chuck kurz zu, ehe er fortfährt. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns über die Tatsache einig sind, dass unsere ehemaligen Einheiten … nun ja, wir sind vorläufig alle hier gestrandet, Wik.“

„Dann könnt ihr euch hier nützlich machen und den braven Leuten von New York helfen, aufs Land zu ziehen. Das werde ich in meiner Freizeit wohl auch tun.“

„Wir sind nicht von Greenpeace“, wendet Hollywood ein. „Dazu sind wir nicht ausgebildet.“

„Wofür dann?“

„Dafür.“ Sie zeigt auf das Gerippe der Brücke. „Sachen in die Luft jagen.“ Sie hält inne. „Nein, nicht in die Luft jagen … wie war noch dein Begriff dafür, Sir Chuck?“

„Mein Begriff?“

„Für eklige kleine Sachen, die man eben machen muss.“

„Ah, ja. Ich glaube, du meinst meinen zaghaften Versuch, mich durch die Vokabeln eurer …“

„Igittköpfe“, sage ich und erspare uns damit Chucks wohlmeinende, aber unnötig langatmige Erklärung.

Hollywood schnippt mit den Fingern. „Genau das. Wir sind dafür ausgebildet, diese kleinen Igittköpfe in die Luft zu jagen und den Rest nach Anderkin Prime zurückzuscheuchen.“

„Androchida Prime“, berichtigt Chuck sie.

Hollywood schüttelt den Kopf. „Nö.“ Sie blickt in die Runde. „Ich weiß nicht, was ihr denkt, aber ich werde auf keinen Fall friedlich aufs Land ziehen und Däumchen drehen, bis der Feind seine schwebenden Sklavenringe verlegt und noch mehr Leute einsammelt − nicht, solange ich noch eine Waffe in der Hand halten kann.“

„Roger dazu“, bekräftigt Bumper.

Yoshi und Z Lo geben ihr ein High Five, Ghost nickt leicht.

„Ich stimme sexy Armylady zu“, sagt Vlad.

Nun fährt Bumper auf. „Willst du das wiederholen, Mann?“

„Ja. Ich stimme sexy Armylady zu.“

Ich habe Mühe, mir das Lachen zu verkneifen.

Hollywood lehnt den Kopf an Bumpers Arm. „Schon gut.“

Auch wenn er jetzt nachgeben sollte, der Seal entwickelt Hollywood gegenüber anscheinend gewisse Beschützerinstinkte.

„Sprich weiter“, sagt Hollywood zu Vlad.

„Lada und ich, wir nicht teilen Bruderansicht über verstecken gehen. Nicht unser Stil, abzuwarten, bis Ende kommt.“

Lada nickt zustimmend, während ihr Bruder spricht. „Ist zwar Bratwa-Art, aber nicht Art von russischer Armee. Und er war nie dienstlich.“

„Also wollt ihr weiterkämpfen“, antwortet Bumper den beiden Russen. „Mit uns zusammen.“

Da “, antwortet Vlad. „Besser als sterben in Boxcar-Kinderstadt mit Hosen runter.“

„Und warum ist dies die bevorzugte Art zu sterben?“, fragt Chuck.

„Darüber kannst du dir später noch Gedanken machen.“ Ich wende mich an Vlad und Lada. „Wird Sissy nicht von euch verlangen, dass ihr bleibt?“

„Ist großer Bruder, ja, sicher“, antwortet Lada. „Ist aber nicht Mama. Kontrolliert uns nicht.“

„Sind wir jetzt Freiheitskämpfer“, ergänzt Vlad. „Und wenn ihr dableibt und Kampf macht, dann machen wir auch. Auch wenn Mütterchen Russland ist Herzensheimat, Amerika ist zweite Heimat. Das hier“, seine Geste schließt die ganze Stadt ein, „das ist großer amerikanischer Freiheitstraum, ja? Wir lieben auch, ist auch unsere Heimat. Also wenn kleine Aliens kommen und tragen Kampf in diese Häuser, dann wir kämpfen zurück. Stehen an eurer Seite, ziehen berühmte alte rote, weiße und blaue Streifen und Sterne an. Und sagen wir außerdem“, er zeigt den Trümmern den Stinkefinger, „poshel na khuy!

Die Phantome quittieren Vlads Ausbruch mit anerkennendem Nicken. Ich bin mir ziemlich sicher, was die russische Bemerkung bedeutet.

„Hör mal, Wik“, sagt Hollywood nach einer kurzen Pause. „Ich glaube nicht, dass es hier jemanden gibt, der mehr weiß als du.“

„Schmeicheleien stehen dir gar nicht gut, Hollywood.“

„Das ist keine Schmeichelei. Schau dich doch um, Master Guns. Welche andere Stadt hat einen Portalring ausgeschaltet? Und hat Chuck nicht gesagt, dass wir unter allen Zivilisationen die erste sind, die sich ernsthaft wehrt?“

„Ja, das habe ich gesagt“, bekräftigt Chuck.

Ehe ich die Logik hinterfragen kann, spricht Hollywood weiter. „Derjenige mit dem größten Wissen ist der klügste Mensch am Tisch.“

„Der mit dem größten Wissen muss nicht unbedingt der Klügste sein“, widerspreche ich.

„Na schön. Du weißt aber auch, wie du das Wissen einsetzen musst, wie du Probleme löst, und wie du uns anführst. Wenn das nicht Klugheit ist, dann weiß ich es auch nicht.“

„Tut mir leid, Leute. Wir haben unsere Mission erfüllt, wir haben hart gearbeitet, und jetzt kann ich endlich …“

„Was hast du vor?“ Hollywood springt auf. „Willst du jetzt aufgeben?“

„Das wollte ich nicht …“

„In den Ruhestand gehen und nicht mehr kämpfen?“

„He, ihr habt hier genau das Gleiche erlebt wie ich, deshalb könnt ihr …“

„Nein, haben sie nicht“, widerspricht Aaron.

Alle sehen den Doktor an.

„Wie war das?“, frage ich.

„Sie haben nicht das Gleiche erlebt wie du, Pat. Wenn ich mich nicht irre, hast du in deinem Leben mehr Kämpfe ausgefochten als sie alle zusammen. Und du bist müde, weil du, ja, weil du alles getan hast, was du irgendjemandem schuldig warst. Aber genau das qualifiziert dich dazu, jetzt die Führung zu übernehmen.“

Er steht auf und kommt zu mir.

„Ich weiß, wie müde du bist. Ich bin selbst so müde und so verängstigt wie noch nie in meinem ganzen Leben. Aber dieser Kampf … das ist nicht der Kampf, den jemand anders auf sich nehmen muss. Es ist dein Kampf. Und meiner. Und wenn Jack hier wäre …“

„Lass das aus dem Spiel.“

„Wenn Jack hier wäre, dann würde er dich anflehen, dass er bei diesem Einsatz die Spitze übernehmen darf.“

Gefühle regen sich in meinem Bauch. Ich halte sie in der Kehle auf, ehe sie herauskommen. Fast gebe ich dem Reflex nach, Aaron kurzerhand niederzuschlagen, und fast muss ich weinen. Beide Impulse hasse ich. Ich beiße die Zähne zusammen, damit ich nicht etwas sage, das ich bereuen würde.

Ich glaube, Aaron spürt, dass er den Löwen gereizt hat. Er weicht einen halben Schritt zurück, funkelt mich aber immer noch an. Ich weiß, dass er nicht lockerlassen wird, also muss ich ihm antworten.

„Du weißt, was uns da draußen erwartet?“ Ich zeige an Aarons Schulter vorbei zur Sonne. „Der Tod.“

„Der hat auch hier schon auf uns gewartet“, wendet Hollywood ein.

Ich höre ihre Worte zwar, erwidere aber Aarons Starren.

„Aaron, Jack ist tot, weil ich ‚Ja‘ gesagt habe. Ich war es, niemand sonst. Und ich habe schon einmal zu diesem Team ‚Ja‘ gesagt.“ Ich sehe mich um. „Dieses Mal sind wir dem Tod von der Schippe gesprungen, japp. Aber ein zweites Mal? Wider alle Wahrscheinlichkeit?“ Ich schüttele den Kopf und spüre, wie der Kloß in meinem Hals wieder dicker wird. Ich sehe Jacks zerstörten Körper vor mir. „Wir können den Teufel nicht mehr als einmal überlisten. Er lernt zu schnell. Jemand anders muss es tun.“

„Verdammt, Pat! Es gibt sonst niemanden.“

Aaron ist rot angelaufen. Ich selbst auch. Es fühlt sich an, als hätte ich einen Holzofen hinter den Wangen. Keiner von uns gibt nach, während die anderen mucksmäuschenstill sind.

Dann löst eine kleine Stimme die Anspannung auf. Es ist Chuck. „Bei dir sterben sie wenigstens für etwas, an das sie glauben.“

Ich löse den Blick von Aaron und betrachte die Waffe. „Wie war das?“

„Das sagst du doch selbst. Du kannst für eine schlechte Sache siegen, aber dann musst du mit der Hölle in dir weiterleben. Oder du stirbst für eine gute Sache und sagst dem Teufel persönlich, wo er sich die Hölle hinstecken kann. Mir scheint, wenn du jetzt weggehst, kannst du zwar überleben, aber es wird die Hölle.“ Er hält inne. „Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass du schon viel zu lange dort schmorst.“

„Verdammt, bist du jetzt auch noch mein Therapeut?“

„Nein“, antwortet Hollywood, „aber er hat recht.“

Mit geballten Fäusten drehe ich mich zu ihr um. Gott weiß, ich würde sie niemals schlagen, aber ich will auch nicht zugeben, dass ich ihr zustimmen muss, genau wie Aaron. Und dem verdammten Chuck.

Ich lege den Kopf schief, streiche mir mit einer Hand über das Gesicht und blicke in den blauen Himmel. Die Möwen sind wieder da und kreischen um die Wette − die Ratten mit Flügeln, die sie sind. Eine frische Brise treibt mir die salzige Seeluft in die Nase. In der Ferne höre ich den Lärm der Massen, die aus der Stadt fliehen. Die Menschen haben überlebt.

Unserethalben.

„Wir werden alle sterben“, sage ich.

„Ich freue mich schon darauf“, antwortet Bumper, noch ehe ich es ganz ausgesprochen habe.

„Und es wird euch allen leidtun“, fahre ich fort. „Ihr werdet heulen und euch wünschen, ihr hättet nicht mitgemacht.“

„Wie traurig“, bemerkt Hollywood.

„Es ist mein Ernst, Sergeant.“

„Meiner auch, Master Guns.“

Ich werde sogar noch wütender auf Army Sergeant Suzanne Catania, aber das ist die richtige Art von Wut, nämlich jene Art, die mir sagt, was wir tun werden. Selbst wenn die Anderkins den ganzen verdammten Planeten einnehmen sollten, wir werden ihnen zeigen, dass sie sich mit der falschen Spezies angelegt haben.

„Ihr selbst seid ein Haufen Igittköpfe, wisst ihr das?“

„Wissen wir“, antworten mehrere von ihnen.

„Ich nicht kenne Ausdruck“, wirft Vlad ein. „Was ist dieses Igittding?“

„Das ist das, was die Feinde zum Frühstück essen“, sagt Z Lo.

„Ja.“ Yoshi lächelt. „Und was sie zum Mittagessen in den Arsch beißt.“

Si “, ruft Veronica. „Und dann brennt es die ganze Nacht in den Arschlöchern. Wie muchos jalapeños, haha!“

Hollywood lächelt, dann sieht sie mich wieder ernst an. „Heißt das jetzt, du bist dabei?“

Ich hole tief Luft. „Kennt jemand den Schutzheiligen der Blockhütten?“

„Das müsste der heilige Joseph sein, der Zimmermann“, meint Z Lo. „Warum?“

„Weil ich ihn brauchen werde, um meine Hütte aus den Pocono Mountains bis vor die Himmelspforte zu verlagern.“

 

Die Teammitglieder rufen begeistert und geben einander High Fives, bis irgendjemand, genauer gesagt Hollywood, die naheliegende nächste Frage stellt.

„Und was ist jetzt dein Plan, Wik?“

Ich überlege ein paar Sekunden und gehe im Kopf mehrere Schachzüge durch. Manchmal kommen und gehen die Gedanken so schnell, dass die Hälfte der guten Ideen sang- und klanglos untergeht. Man braucht ein gut trainiertes Bewusstsein, um sie am Schwanz zu packen, wenn sie vorbeihuschen, und noch mehr Erfahrung, um sich eine Strategie zurechtzulegen, die dem Gegner zehn Züge voraus ist. Ist dies nicht genau das, was ich am liebsten mache? Den Untergang des Feindes planen. Einen Zug nach dem anderen.

„Wik?“, hakt Hollywood nach.

„Ich denke nur nach.“ Ich nage einen Moment an der Unterlippe. Trotz der Müdigkeit, des Hungers und des Durstes schält sich allmählich ein grober Plan heraus. Es sind Rätsel wie diese, die mich nachts wach halten. Sie geben mir ein Ziel. Ich entwerfe ein Projekt, eine Mission.

Schließlich lasse ich den Blick über das Team wandern, dann über die Trümmer der Brücke, schließlich zur aufgehenden Sonne. „Wenn wir überhaupt eine Aussicht haben, die Plüschis zu besiegen, dann dürfen wir uns nicht auf die Verteidigung beschränken.“

„Also die Offensive, Baby.“ Bumper reibt sich die Hände. „Man kann das Spiel nicht gewinnen, wenn man nicht spielt, um Punkte zu machen.“

„Mädchen gewinnt man damit auch nicht“, ergänzt Hollywood.

„Aber hallo.“ Z Lo pfeift durch die Zähne.

Die Laune des Teams bessert sich, das ist gut. Doch ich bin in Gedanken woanders. Gewiss, ich habe grässliche Kopfschmerzen, und ich muss unbedingt etwas essen und ordentlich ausschlafen. Eine Idee jedoch rumort unter der Oberfläche meines Bewusstseins, als steckte sie dicht unter dem Pflaster und wollte den Kopf nach oben recken.

Ich beuge mich vor, berge den Kopf in den Händen und reibe mir über die Schläfen. Da entdecke ich in einem Riss im Pflaster ein künstliches Hüftgelenk − es ist ein Überbleibsel aus dem Stapel mit menschlicher Hardware, den ich vor dem Portal gesehen habe.

Ich wende mich an Aaron. „Als sie in der Antarktis Lewis verschleppt haben …“

„Mein Gott, Pat, müssen wir das wirklich noch einmal durchkauen?“

„Erinnerst du dich, dass seine Kleidung verbrannt ist, als er durchging?“

„Was? Nein. Was soll das?“

„Erinnerst du dich, ob seine Kleidung Feuer gefangen hat, als die Drohne ihn durch das Tor gezogen hat?“

Aaron überlegt kurz. „Nein, nicht, dass ich wüsste. Warum?“

„He, Chuck.“

„Allzeit bereit, altes Haus.“

„Gibt es einen Unterschied in der Funktionsweise zwischen dem Sklavenportal und demjenigen in der Antarktis?“

„Nein. Sie dienen beide als Transportmittel nach Androchida Prime.“

„Das meinte ich nicht.“ Ich ziehe das Hüftgelenk aus dem Spalt und halte es hoch.

„Oh mein Gott“, sagt Hollywood. „Ist es das, was ich glaube, das es ist?“

„Kleine Metallkeule für totschlagen Eichhörnchen?“, fragt Vlad.

Hollywood funkelt Vlad an und flüstert mir zu: „Willst du den Typen da wirklich mitnehmen?“

Ich wehre ihren Einwand mit einer Geste ab und wende mich wieder an Chuck. „Der Sklavenring … er filtert doch alles nichtmenschliche Gewebe heraus, richtig?“

„Ja. Ich dachte, das hätten wir bereits geklärt.“

„Aber der andere Ring in der Antarktis …“, ich suche Aarons Blick, der mir anscheinend sofort folgen kann, „dort ist …“

„Lewis’ Kleidung ist nicht verbrannt“, greift Aaron meinen Gedanken auf. „Und er hat auch sonst nichts zurückgelassen.“

„Genau“, bestätige ich.

„Warum habe ich nicht schon früher daran gedacht?“ Aaron springt auf und schreitet hin und her. „Das bedeutet, dass die Portale unterschiedlichen Zwecken dienen.“

„Bravo“, mischt sich Chuck ein. „Ihr zwei habt eine ausgezeichnete gedankliche Arbeit geleistet. Wenn ihr mir nun erlauben würdet, einige weitere Einsichten vorzutragen, um mich trotz meiner Unfähigkeit, auf etwas zu schießen, für das Team unentbehrlich zu machen, dann wäre ich äußerst dankbar.“

„Ein Portalring dient dazu, die Sklaven auf die Heimatwelt zu schaffen“, sage ich.

„Ja, aber jetzt bin ich an der Reihe“, beharrt Chuck.

Aaron starrt mich mit großen Augen an. „Der andere Portalring ist jedoch den Anführern vorbehalten, um …“

„… um Ressourcen für die Invasion zu transportieren“, schließe ich.

„Oh, oh, seht ihr? Jetzt habt ihr mir meinen großen Auftritt ruiniert, ihr kleinen Wichser. Ihr könnt mich jetzt auch gleich ins Wasser werfen. Flundern, ich komme!“

„Also ist es wahr“, sage ich zu Chuck.

„Was, jetzt auf einmal soll ich doch noch etwas beisteuern?“

„Es passt, oder?“ Ich bin ebenfalls aufgesprungen und sehe Hollywood und Bumper an. „Man will doch nicht, dass die Sklaven dort erscheinen, wo man die Invasion vorbereitet.“

„Unterschiedliche Ziele, unterschiedliche Operationsgebiete“, antwortet Bumper.

„Für die Sklaven braucht man Zellen, Verhörräume und Schleusen“, fügt Ghost hinzu.

„Und durch das andere Tor kommen die Befehlshaber“, sagt Yoshi.

„Das könnte auch erklären, warum sie sich in Energiebedarf und Größe so sehr unterscheiden“, ergänzt Aaron.

„Seid ihr endlich fertig?“, fragt Chuck.

„Entschuldige, Junge.“ Ich hebe ihn auf. „Wolltest du noch etwas anmerken?“

„Also … ja. Aber … die beiden Ringe sind … ähm. Ihr habt es auch ohne mich herausgefunden.“

„Unsinn“, schmeichelt Lada. Sie rückt Chuck auf die Pelle und streicht mit den Fingern über seinen Lauf. „Etwas Starkes und Prachtvolles, sagt Lada, dass hast du noch viele Geheimnisse, die man muss deinem Inneren entlocken und ans Licht bringen, ja?“

„Patrick, spricht sie jetzt mit dir oder mit mir?“

„Das klären wir später.“ Ich lasse Chuck sinken. „Ich glaube, wir haben die groben Umrisse eines Plans, Leute.“

„Der Feind hat etwas, das wir für uns nutzen können“, meint Bumper.

„Haltet mal an“, unterbricht Vlad. „Willst vorschlagen, dass wir zurückkehren nach yuzhnyy polyus?

Ich nicke. „Zum Südpol. Japp.“

„Nicht, dass ich eine Spielverderberin sein will“, wirft Hollywood ein. „Aber ist das nicht ziemlich weit weg? Und es mangelt uns ein wenig an … wie soll ich sagen? An Fluggeräten und Treibstoff?“

„Richtig“, bestätige ich verschwörerisch, obwohl ich annehme, dass der Transport kein Problem sein dürfte. „Chuck, möchtest du etwas dazu sagen?“

Es gibt eine lange Pause, ehe das Gewehr zu sprechen beginnt. „Nur wenn ihr bitte den Sabbel haltet und mir niemand meinen Auftritt verdirbt, ja?“

„Schieß los.“

„Ich weiß nicht, beim letzten Mal gab es so viele Unterbrechungen, das hat überhaupt keinen Spaß gemacht.“

„Großes Pfadfinderehrenwort, Junge.“

Chuck räuspert sich. Ich sehe förmlich, wie der kleine Kerl sich die Fliege zurechtrückt und sich die Haare glattstreicht. „Also, da ihr es jetzt erwähnt, ich würde nicht sagen, dass ein Ausflug in die Antarktis, um den Kampf zum Feind zu tragen , wie ihr es ausdrückt, völlig unmöglich ist.“

Er hält inne, als wartete er auf einen Zwischenruf. Niemand sagt etwas.

„Fahre fort, Mann“, sage ich und hoffe, dass er meine Vermutungen bestätigt.

„Äh, ja, also gut. Wie es der Zufall will, obwohl ich glaube, dies ist viel eher ein Zeugnis für die Qualität der Sekmit-Wehrtechnologie als bloßer Zufall, befindet sich nicht einmal achthundert Meter westlich von unserer gegenwärtigen Position ein flugfähiger Transporter. Ich benutze hier absichtlich die metrische Maßeinheit, da sie deutlich überlegen ist.“

„Warte mal.“ Hollywood tritt vor. „Willst du mit einem Transporter in die Antarktis fliegen?“

„Und was ist mit den anderen Sklavenringen hier an der Ostküste?“, fragt Yoshi.

„Verstanden.“ Bumper zeigt mir die erhobene Hand und wendet sich an die anderen Teammitglieder. „Schon klar, wir haben den Ring in New York ausgeschaltet, aber da war das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Und sofern der Feind klug ist, wird er dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Ich vermute, sie haben die Informationen bereits in eine Art Cloud hochgeladen und verteilt. Sie werden einige Tage oder sogar Wochen brauchen, um sich zu überlegen, was schiefgegangen ist und wie sie es verhindern können. Genau wie wir selbst es tun würden. Wir können keine ANC-Bomben mehr auf Flusskähne schicken. Wenigstens nicht so, wie wir es getan haben. Damit rechnen sie jetzt.“

„Und das bedeutet, dass wir die Taktik wechseln müssen“, fahre ich fort. „Wir müssen ihnen einen Schritt voraus sein, damit sie uns nicht durchschauen. Sie haben nicht erwartet, dass wir unter der Kuppel durchschwimmen und unsere eigene Brücke in die Luft jagen, richtig? Daher schlage ich vor, dass wir als Nächstes wieder etwas tun, mit dem sie keinesfalls rechnen würden.“

„Wir besuchen sie zu Hause“, sagt Chuck mit einem ausgesprochen unheimlichen Unterton. „Mein Gott, das fühlte sich gut an.“

Alle lachen.

„Ha!“, platzt Veronica heraus. „Als ob du dich mit deinem Ministerium für alberne Gangarten irgendwie anschleichen könntest.“

„Wie bitte?“, entgegnet Chuck.

„Du hast mich schon verstanden. Du wärst ein lausiger Spion.“

Chuck seufzt. „Ehrlich, Patrick, es tut mir wirklich leid um sie.“

„Mir nicht“, antworte ich mit einem breiten Grinsen. „Aber du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, als du meintest, wir müssten den Kampf zu ihnen tragen.“ Ich tätschele Sir Charles’ Zieloptik. „Gut gemacht.“

„Danke, Patrick. Es tut so gut, einen wichtigen Beitrag leisten zu können. Ich bin mit Haut und Haaren dabei, wie man so sagt.“

„Das werden wir ja noch sehen“, antworte ich leise.

„He, ich dachte, die Explosion hätte alle Transporter zerstört“, wendet Yoshi ein.

„Darf ich?“, fragt Chuck. Ich nehme an, er meint mich.

„Unbedingt.“

„Die verbliebenen Transporter wurden zwar vom Himmel geholt, und einige sind dauerhaft flugunfähig, soweit es mir meine Sensoren verraten, aber das bedeutet nicht, dass kein einziges Objekt mehr fliegen kann. Beispielsweise war das Schiff, das ich zuvor erwähnt habe, dasjenige, das euch auf dem FDR Drive verfolgt hat. Die ANC-Explosion hat es zwar nach Lower Manhattan geschleudert, aber das Schiff ist nicht völlig zerstört. Höchstens, dass die Crew immobil ist.“

„Immobil?“, fragt Z Lo.

„Tot“, erklärt Chuck. „Im Gegensatz zu dem, was eure faulen Romanautoren verbreiten, kann ein menschliches Wesen, genau wie alle anderen komplexen biologischen Organismen, eine dramatische Veränderung des Trägheitsmoments nicht überstehen.“

„Ich … ich kann dir nicht folgen.“ Der Junge sieht mich hilflos an.

„Weißt du es noch? Vision holt War Machine in The First Avenger: Civil War vom Himmel?“, frage ich.

„Natürlich. Rhodey ist beinahe gestorben, er war querschnittsgelähmt.“

„Er war auch immobil“, antworte ich.

„Ganz genau“, bekräftigt Chuck. „Und es ist ein schöner Marvel-Film. Jedenfalls gibt es in fast allem, was man sich heute vorstellen kann, Trägheitsdämpfer. Auch wenn du einen hübschen Iron-Man-Anzug trägst, deine inneren Organe sind nicht davor geschützt, einfach zu platzen.“

„Willst du damit sagen, dass die Anderkinder in dem Transporter geplatzt sind?“, fragt Z Lo.

„Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden“, sagt Chuck. „Wie wäre es mit einem kleinen Erkundungsgang?“

 

Als wir an der Ecke Wall Street und Pearl Street eintreffen, hat sich um den abgestürzten Transporter bereits eine ansehnliche Menschenmenge gesammelt. Ich sehe mich über die Schulter um. Einige benachbarte Gebäude wurden beschädigt, als das Schiff vom Kurs abkam und mitten auf der Straße gelandet ist.

Es ist keine sechs Stunden her, und schon haben die Leute das Fahrzeug mit heller Sprühfarbe markiert. So wird es zum Symbol ihrer aufgestauten Wut. Einige schlagen mit Baseballschlägern darauf ein, was ihnen selbst vermutlich mehr schadet als dem Schiff. Wegen der Brechstangen und der Molotowcocktails mache ich mir allerdings Sorgen.

„Die Menschen sind dem Transporter so egal wie die Ameisen einem Stiefel“, versichert Chuck mir, der gerade seinen inneren Nick Fury entdeckt, „aber die Graffiti sind wirklich bezaubernd, findest du nicht?“

„Klar.“ Wir drängen uns durch die Menge nach vorne. Da die Leute sehr dicht stehen, kommen wir nur langsam voran.

Dann ahmt Vlad den unübertroffenen Riesen André aus Die Braut des Prinzen nach, legt die Hände wie ein Trichter an den Mund und ruft: „Alle Platz machen!“

Die Leute neben und vor uns fahren herum, und sofort bildet sich eine Gasse, durch die wir weiter vorrücken können.

„Gut gemacht“, lobe ich ihn.

„Null Problem.“

Die Leute, die auf den Transporter geklettert sind, hören auf, das Schiff zu verprügeln.

„Können wir euch helfen?“, fragt ein Junge mit einem Baseballschläger.

„Wir suchen nur eine Mitfahrgelegenheit“, antworte ich.

„Pech gehabt, alter Mann. Wir versuchen es schon seit ein paar Stunden.“

„Alter Mann?“, sage ich zu Hollywood. „Hat er mich gerade alt genannt?“

„He, Junge“, fordert sie ihn auf. „Komm mit deinen Leuten da runter.“

Er sieht sich zu seinen Freunden um, dann richtet sich ihre ganze Erregung gegen uns. „Nein, wir sind genau da, wo wir sein wollen.“

„Hör mal, ich bin ja sehr dafür, dass man einen Sieg feiern muss. Das könnt ihr gern machen, solange ihr nicht mein Eigentum oder das von jemand anders beschädigt. Aber wenn Leute Waffen haben und so aussehen, als hätten sie gerade in einem Krieg gekämpft, dann ist es klug, wenn man sagt: ‚Ja, Madam. Sofort, Madam. Wie Sie wünschen.‘“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Raumschiff uns allen gehört!“, schreit der Mistkerl und findet sofort Unterstützung bei den Leuten in der Nähe.

„Mag sein“, antworte ich. „Aber jetzt müssen wir es uns einmal ausborgen.“

„Ach, wirklich, Pops? Und wie stellst du dir das vor?“

„Das genug“, sagt Lada. „Ich töte ihn jetzt.“

„Ganz ruhig, Lada.“ Ich glaube nicht, dass der Mistkerl es wirklich auf einen Kampf gegen uns ankommen lässt. Er baut sich nicht bedrohlich auf, er verteidigt einfach nur sein neues Spielzeug. Das verstehe ich. Trotzdem sollte er sich bei Hollywood entschuldigen.

„He, Chuck?“

„Ja, Patrick?“

„Wie weit bist du mit dieser sechs Monate alten Baby-KI?“

„Fast bereit.“

„Warte mal.“ Der Angeber springt auf eine Verankerung des Antriebs. „Mit wem redest du da?“

Ich halte Chuck hoch. „Mit meinem Gewehr.“

„Das sieht nicht so aus wie irgendein Gewehr, das ich schon einmal gesehen habe.“

„Junge, dafür gibt es einen triftigen Grund. Ich würde vorschlagen, dass du heruntersteigst, ehe du verletzt wirst oder einer deiner Freunde.“

„Glaubt ihr diesem Typen?“, fragt der Kerl seine Truppe.

„Patrick, ich bin bereit, wenn du es bist“, erklärt Chuck.

„Dann fang an.“

Gleich darauf starten die Maschinen des Transporters, und das Flugzeug steigt aus dem Loch empor, das es in den Boden geschlagen hat. Die Gaffer weichen zurück und stoßen erstaunte Rufe aus. Die Leute auf dem Schiff ziehen sich von den Rändern zurück – alle bis auf den Anführer, der von der Strebe des Antriebs herunterfällt, sich aber mit einer Hand an einer Panzerplatte an der Seite festhalten kann.

„Holt mich runter!“, schreit er immer wieder. Keiner seiner Freunde zeigt großes Interesse, ihm zu helfen, und die Leute auf der Straße haben sich längst von den blauen Antriebseinheiten des Schiffs zurückgezogen.

„Setze es langsam wieder ab, Chuck“, sage ich. „Behutsam.“

Der Transporter sinkt ein paar Meter und berührt den Boden. Z Lo hilft dem Punk herunter und verdreht ihm den Arm, bis er Hollywood sehen kann. Dann schreit er ihm etwas ins Ohr.

Der junge Mann nickt. Auf einmal ist er sehr höflich und eilt zu Hollywood. Sehr laut, um den Lärm des Antriebs zu übertönen, sagt er: „Madam, es tut mir wirklich leid, dass ich mich nicht respektvoll verhalten habe.“

„Entschuldigung akzeptiert“, schreit sie ihm ins Ohr. Dann sagt sie ihm, er solle verschwinden.

Als Chuck die hintere Ladeklappe öffnet, weichen die und Zuschauer noch weiter zurück.

„Alles an Bord“, ruft Chuck so laut, dass es wirklich alle Teammitglieder hören, und zwar keinen Augenblick zu früh. Die Massen auf der Straße haben gerade ihre Freiheit wiedergewonnen und sind dankbar, aber sie sind auch verzweifelt, weil die Infrastruktur ihrer Stadt zerstört ist. Mehrere Zuschauer scheinen geneigt, uns als Mitfahrgelegenheit zu betrachten. Grundsätzlich halte ich viel davon, Zivilisten zu retten, aber wir sind dennoch kein Evakuierungsteam. Wenn man einmal gesehen hat, wie verzweifelte Flüchtende eine UH 60 Blackhawk stürmen, brennt sich das bittere Ende eines solchen Szenarios unauslöschlich in den Kopf ein.

Sobald ich einen Fuß auf die Luke setze, sage ich Chuck, er solle starten. Die Reaktion folgt auf den Fuß. Der Transporter wirbelt Staub auf und verscheucht die Leute vom Absturzort. Dann verharrt der Transporter sechs Meter über dem Boden.

„Was ist los?“, rufe ich in den Laderaum hinein.

Z Lo hat einen androchidischen Piloten aus dem Cockpit die Leiter heruntergezerrt und schlägt ihn ins Gesicht. Erstaunlicherweise lebt der Alien noch und − bei Gott − er riecht grässlich – eine seltsame Mischung aus Ammoniak, totem Fisch und verwesendem Gemüse. Der Pilot macht einen schwachen Versuch, nach Z Los Kopf zu greifen, doch der Junge schlägt die Hand des Wesens weg. Die Hand kommt als Faust zurück und trifft die Nase des Marines. Jetzt läuft Z Lo das Blut über das Gesicht und er knurrt böse. So schnell wie ein Tiger, der seine Beute anfällt, klemmt der Junge den Rumpf des Aliens mit den Beinen ein, packt mit beiden Händen den Kopf und dreht ihn mit einem Ruck zur Seite.

Sogar ich höre an meinem Standort noch das Knacken. „Anscheinend haben sie eine Wirbelsäule.“

Bumper nickt und tritt zur Seite, als Z Lo den toten Alien zur offenen Tür schleppt. „Der verdammte Plüschi hat mir die Nase gebrochen.“ Als Z Lo den Leichnam hinauswerfen will, fällt mir etwas ein.

„Warte mal.“ Ich knie neben dem Anderkin nieder. „Ich will die Rüstung haben.“

„Was?“, fragt Z Lo laut, um den Maschinenlärm zu übertönen.

„Die Rüstung.“ Ich tippe auf die hellgrüne Brustplatte. „Wir behalten die Rüstung.“

Z Lo sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Master Guns, bist du …“

„Zieh sie ihm aus, Marine!“

„Schon dabei.“

Bumper und Ghost helfen Z Lo, den toten Alien von seiner Rüstung zu befreien, und stapeln die Platten und die Uniform an der Seite auf. Der Gestank wird schlimmer, je weiter sie kommen, bis ich mich besorgt frage, ob es wirklich eine gute Idee war. Doch da die Rüstung so aussieht, als könnte sie unseren größeren Teammitgliedern passen, bin ich überzeugt, dass sie uns früher oder später nützlich sein wird.

Je weiter sie das Wesen ausziehen, desto größer wird die Abscheu der Teammitglieder. Die graue Haut und die grünen Adern bedecken ein Skelett, das unserem gar nicht unähnlich ist. Doch es ist immer noch so fremdartig, dass ich auch selbst zusammenzucke.

„Wenigstens tragen sie Unterwäsche“, ruft Yoshi.

„Bist du neugierig?“, fragt Z Lo.

„Teufel, nein!“

„Versucht bloß nicht, sie anzuziehen“, warnt uns Chuck. „Ich meine die Rüstung. Die Unterwäsche sowieso nicht. Das ist widerlich.“

„Warum?“, fragt Z Lo.

„Äh, muss ich dir wirklich erklären, was persönliche Hygiene bedeutet? Das finde ich beunruhigend.“

„Ich glaube, er meint ebenfalls die Rüstung“, erkläre ich Chuck.

„Ah, verstehe. Wie bei mir können sich nur Wesen mit einer Triniumsignatur mit dieser Ausrüstung verbinden. Alle anderen erleben, wie soll ich sagen, eine hässliche Überraschung. Besonders der Helm kann üble Sachen mit einem anstellen.“

„Danke, du kluges Köpfchen.“

Chuck zögert kurz, dann sagt er: „Oh, das war eine schöne kleine Anspielung. Ich wünschte nur, so etwas wäre auch mir eingefallen.“

„Was? Nein, ich wollte doch nicht … ach, verdammt.“

Sobald der tote Alien von der Uniform befreit ist, erweist Z Lo ihm die letzte Ehre und wirft den grauen Körper über Bord. Die Menge schreit auf, als der Alien auf dem Boden landet.

„Hier ist noch einer.“ Yoshi schleppt mit Hollywood den zweiten Piloten zur Kante. Wieder nehmen wir ihm die Rüstung ab, und dann fliegt auch dieser Leichnam hinaus und landet dicht neben dem ersten. Binnen Sekunden ist die Menge zur Stelle wie ein Schwarm Piranhas.

Ich beuge mich vor und sehe zu, wie sie die Invasoren zu Brei schlagen. Dann packt Bumper mich an der Weste und drückt auf den Knopf, der die Heckklappe schließt. Erst als wir weiter aufsteigen, wird mir bewusst, wie seltsam diese Situation ist. Wie oft habe ich mich aus unbekannten Ländern verabschiedet und mich bemüht, sobald meine Aufgabe erledigt war, die Menschen zu vergessen, denen ich geholfen hatte? Hier dagegen, wenn ich Brooklyn jenseits des Flusses in der Morgensonne sehen kann, fällt mir das Abschiednehmen schwer. Die Wahrheit ist, dass man die Städte nie vergisst, für deren Befreiung man gekämpft hat. Das ist ein Teil der Vergeblichkeit des Kriegs. Jedenfalls gilt das für die Kriege, in denen ich gekämpft habe. Man weiß genau, sobald man weggeht, fällt alles wieder in den alten Zustand zurück, und man kann nicht das Geringste dagegen tun. Ein Anflug dieses Verdachts beschleicht mich auch jetzt, und ich frage mich, ob wir gegen diesen Feind jemals Erfolg haben können. Ob wir irgendwann wirklich siegen werden.

Doch eins nach dem anderen, Wik.

„Wir müssen es taufen“, sagt Bumper, sobald die Klappe fest verriegelt ist.

„Meinst du, wir sollten dem Transporter einen Namen geben?“

„Und ob, ja“, bekräftigt Hollywood, die zugehört hat.

Bumper grinst. „Und wie ich es sehe, gibt es nur einen einzigen passenden Namen.“

Als hätten wir es schon zehnmal geübt, sehen alle Phantome der ersten Stunde Z Lo an und sagen: „Dolores.“

„Wer ist diese Dolores?“, fragt Vlad, der am anderen Ende des Laderaums steht. „Vollbusige Amerikaschönheit, ja?“

„Nach den Einzelheiten musst du Z Lo fragen“, antworte ich. „Phantom Vier gibt sich allerdings eher verschlossen.“

„Ah, verstehe. Ja, ist wichtig, mit den besten Sachen still zu sein. Muss man respektieren.“

Z Lo nimmt es mit Humor, aber ich erkenne, dass er verlegen wird. Und genau darum ging es ja. Zugleich ist mir bewusst, dass ich Z Lo aufbauen muss, auch wenn ich mich manchmal über ihn lustig mache.

„He, Junge.“ Ich nicke und ziehe ihn zur Seite. „Ich will dir was mitteilen.“

„Oh, ja?“ Er sieht mich skeptisch an.

„Als du vorhin dem Kerl da unten gesagt hast, er solle sich bei Hollywood entschuldigen …“

„Ja?“

„Das war stark.“

Z Los Reserviertheit schmilzt dahin. „Danke, Master Guns.“

„Ich sage dir nur, wie ich es sehe, Junge. Du bist ein guter Mann.“

„Danke, Sir.“

„Und von jetzt an sagst du nur noch Wik, alles klar?“

Er nickt eifrig. „Alles klar, Mister Wik. Sir.“

Ich kichere und klopfe ihm auf die Schulter. „Du kriegst das hin.“

„Also, fliegen wir jetzt in die Antarktis?“

„Nicht direkt. Wir müssen vorher noch ein paar Kleinigkeiten erledigen.“

 

Als Erstes halten wir an der Pier 36, damit Vlad und Lada sich von Sissy verabschieden können. Dann laden wir Waffen und Munition ein. Die Leute nehmen einige russische Notrationen mit, die für unsere Moral durchaus wichtig sein könnten, wenn ich es mir recht überlege. Obwohl eine solche Notration nichts ist, was man in einem Brief in die Heimat erwähnen würde, ist sie eine greifbare Erinnerung. Gewiss, solange ich lebe, werde ich versuchen, nie wieder eine solche Notration anzurühren, aber wenn wir zu einem Alien-Planeten fliegen, tut es dem Herzen wohl, ein paar Beutel Kartoffelgratin dabei zu haben, auch wenn mir das Zeug den Magen umdreht.

Das Überraschendste, was die Geschwister mitbringen, ist ein mit Bindfaden verschnürtes und mit Wachspapier umwickeltes Päckchen.

„Ist für dich von Babuschka Petrov“, sagt Vlad, nachdem er es aus seiner lächerlichen Bauchtasche geholt hat. „Hier. Mach auf.“

Ich schnappe das Päckchen und öffne den Bindfaden. Darin sind ein Dutzend militärische, wie Tropfen geformte Abzeichen, mit grauem Faden auf weißen Untergrund gestickt. In der Mitte befindet sich unter zwei Winkeln etwas, das an einen verbeulten androchidischen Helm erinnert.

„Magst du? Ist für Phantomteam.“

Blinzelnd sehe ich Vlad und Lada an. „Hat das eure Großmutter gemacht, während wir unterwegs waren?“

Da . Hat sie womöglich kleine Untergrundwerkstatt für Geschenke und Stickereien, heißt Super Good Time Feelings Merchandise Store. Kann aber weder bestätigen noch bestreiten.“

„Und das hat sie extra für uns gemacht.“

„Ja. Und vielleicht, wenn du jetzt hast, machst du Lada und Vladimir beide neue Mitglieder, ja?“

„Ich denke darüber nach.“

Das nächste Mal halten wir an unseren Fahrzeugen im Richmond-County-Jachtclub auf Staten Island. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schockiert oder überrascht bin, weil sie nicht geplündert wurden. Vielleicht hat uns niemand gesehen, als wir angekommen sind, oder sie haben es gesehen und waren besorgt, wir könnten mit all unseren Waffen jederzeit zurückkehren. Ich hätte mir Sorgen wegen der Sprengfallen gemacht, die dort womöglich auf mich warten würden, aber wir haben ja schon geklärt, dass ich ein Prepper bin, der sich auf die verschiedensten Arten von Katastrophen mit ganz individuellen Maßnahmen vorzubereiten weiß.

Na gut, vielleicht bin ich auch ein wenig paranoid.

Nach allem, was wir gerade erlebt haben, ist das doch allzu verständlich, oder? Paranoid zu sein, schließt ja nicht aus, dass die Feinde wirklich hinter einem her sind.

„Tut mir leid, Dolores“, sagt Z Lo leise zu seinem Humvee. „Sie wollten unbedingt auch den Vogel Dolores nennen. Ich liebe dich immer noch.“

„Komm schon, du Frauenheld“, ruft Hollywood. „Wir ziehen ab.“

„Ich komme.“ Z Lo verabschiedet sich mit einem gehauchten Kuss von seinem HMMWV.

Vom Jachthafen aus bringt Chuck uns zu dem letzten Ort, den ich jetzt sehen will: zu meiner Hütte in Skytop, Pennsylvania. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, denn es ist ein Anblick, der mein Herz erfreut. Doch nach den Gesprächen inmitten der Trümmer der Brooklyn Brigde hatte ich mich damit abgefunden, meine Hütte nie mehr wiederzusehen. Jetzt sind wir da, und ich kämpfe gegen das Heimweh an wie ein Sechsjähriger, der das erste Mal bei Freunden übernachten darf.

Wir landen ein Stück vor den Partyknallern, die in den Feldern lauern, und wollen uns strikt an die Zeitvorgabe von fünfzehn Minuten halten. Wenn es länger dauert, könnte ich meine Entscheidung am Ende noch zurücknehmen. Diese verdammte Gefühlsduselei.

Nachdem wir meine Reservegeneratoren gestartet haben, benutzen die Teammitglieder nacheinander mein Bad und kommen zu mir in den Keller, um die Ausrüstung für kaltes Wetter durchzusehen. Außerdem packen wir noch mehr Waffen, Munition, Batterien für Funkgeräte und Nachtsichtgeräte und so viel Proviant ein, wie wir tragen können. Ich weiß nicht, was uns jenseits des Portals erwartet, aber ich will mich vorbereiten, als gäbe es dort überhaupt nichts Brauchbares für uns. Dies erinnert mich an die Frage, um die wir uns überhaupt noch nicht gekümmert haben, und ich fühle mich augenblicklich wie ein Idiot, weil es mir erst jetzt einfällt.

Ich warte, bis alle wieder oben sind, und sage: „He, Chuck?“

„Ja, Patrick?“

„Ich hätte da eine Frage. Können, äh, können wir Menschen auf Androchida Prime atmen?“

„Ha. Glaubst du wirklich, ich würde dich durch das Portal treten lassen, wenn du drüben nicht mehr atmen könntest?“

Ich will mit Ja antworten, doch Chuck spricht sofort weiter.

„Weißt du was? Es ist auch egal. Ich erkenne ja, dass es unsere – meine – Vertrauensbildung euch gegenüber stören könnte, wenn an dieser Stelle ein unnötiges Misstrauen entsteht. Also gut, die Antwort lautet natürlich Nein. Ich würde nicht zulassen, dass du etwas so Gefährliches tust. Und die Antwort auf die vorherige Frage lautet Ja. Du kannst dort drüben atmen.“

Ich stopfe ein paar Notrationen in einige Rucksäcke. „Könntest du genauer beschreiben, was uns dort erwartet?“

„Auf jeden Fall. Angesichts deines strikten Limits von fünfzehn Minuten würde ich allerdings vorschlagen, dass wir unterwegs darüber reden.“

„Meinetwegen. Hast du den Eindruck, dass uns noch etwas fehlt, das wir lieber mitnehmen sollten?“

„Abgesehen von einigen improvisierten, mit mehreren Auslösern versehenen Trinitexbomben, Tarnkleidung für eine Armee und ein paar Großkampfschiffen der Cascade-Klasse? Nein, ich glaube, ihr seid gut vorbereitet.“

„Das … wäre schon eine ganze Menge.“

„Ich würde mir jetzt keine allzu großen Sorgen machen.“

„Warum nicht?“

„Weil ihr etwas habt, das die Androchider nicht haben.“

„Und was wäre das?“

„Mich.“

„Wie beruhigend.“

„Ja, das ist es ganz bestimmt.“ Er seufzt.

„Hör mal, sie haben uns in der Antarktis schon einmal mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Ich möchte das nicht wiederholen.“

„Was soll das heißen?“

„Ich will den Feind angreifen, aber vorher brauchen wir Informationen. Dies wird eine Aufklärungsmission, kein Krieg. Für einen Krieg sind wir noch nicht bereit. Verstanden?“

„Natürlich, Patrick. Du bist ja, wie ich gelernt habe, ein vorzüglicher Planer. Die Mission kann sozusagen problemlos als ‚Schnell hin und wieder zurück‘-Aktion durchgeführt werden.“

„Hast du … hast du den Hobbit gelesen?“

„Ich habe den Film gesehen. Ich nehme an, du wirst mir gleich sagen …“

„Das Buch ist immer besser“, erklären wir gleichzeitig.

Ich lächle ihn an. „Also, es wird ein Aufklärungseinsatz.“

„Genau. Wir springen rein, sagen ‚Hallo‘, sammeln einige Informationen, die deine neugierige Seele zufriedenstellen, und ein paar Augenblicke später bist du schon wieder in der Antarktis und kannst mit dem fortfahren, was du am besten kannst.“

„Und nun sage mir bitte noch, was ich deiner Ansicht nach am besten kann?“

„Na ja, Igittköpfe in die Luft jagen natürlich.“

Ich zucke mit den Achseln und packe weiter den Rucksack voll. „Damit kann ich leben.“

 

Oben entdecke ich, dass die Teammitglieder der Reihe nach auch meine Dusche benutzen, mindestens zwei von ihnen gemeinsam. Hinweis: Es sind nicht Ghost und Z Lo. Nicht, dass ich wirklich Einwände hätte, aber es wäre nett gewesen, mich vorher zu fragen. Wegen der Benutzung meiner Dusche, meine ich. Nicht wegen Sex unter der Dusche.

Trotzdem, ich kann es ihnen nicht vorwerfen, weil es eine verdammt gute Idee ist, sich zu reinigen und die Verletzungen noch einmal zu behandeln. Gott weiß, ich könnte auch selbst etwas warmes Wasser, Ibuprofen und ein Glas Redbreast gebrauchen. Was mich daran erinnert, mir den Scotch zu schnappen, ehe Yoshi ihn entdeckt. Als ich an der Reihe bin und duschen kann, preise ich den Schutzheiligen des heißen Wassers für den Durchlauferhitzer, den ich bei der Einrichtung der Hütte installiert habe. Die beste Investition für einen Augenblick wie diesen. Das ist ironisch gemeint, weil ich nie damit gerechnet habe, jemand anders auf meinem Land zu begrüßen, ganz zu schweigen von einer ganzen Gruppe bunt zusammengewürfelter Kombattanten. Und dazu noch eine Russin und einen Russen. Mann, ich muss danach den ganzen Laden niederbrennen.

„Schau an, schau an.“ Lada hat ein gerahmtes Bild vom Kaminsims genommen und wedelt damit herum.

Ich nehme das Handtuch vom Kopf. „Stell es zurück.“

„Wer ist das?“ Hollywood ist bei Lada, ehe ich eingreifen kann. „Du heilige Scheiße! Wie jung ihr da ausseht.“

„Ich sagte, stell es zurück.“ Ich nehme den Damen das Bild weg und lege es mit der Vorderseite nach unten auf den Kaminsims.

„Dich und Aaron habe ich sofort erkannt“, sagt Hollywood. „Und der andere war Jack?“

„Das ist eine Ewigkeit her. Japp.“

In diesem Moment schnüffelt Lada an meinem Hals und meinen Schultern.

Ich weiche aus. „Was soll das?“

„Riechst du wie frisches Männerfleisch.“ Sie strahlt mich an wie die Grinsekatze, wenn sie Katzenminze wittert.

„So.“ Ich zeige auf die Tür. „Alle steigen in Dolores ein. Die Ferien sind vorbei.“

 

Chuck schätzt, dass wir mit der Höchstgeschwindigkeit von eintausendfünfhundert Stundenkilometern beim Atmosphärenflug die Forschungsstation in den Ellsworth Highlands in etwa zehn Stunden erreichen müssten. Das ist, vorsichtig ausgedrückt, sehr beeindruckend, denn bisher hat dieser alte Körper noch nie die Schallgeschwindigkeit durchbrochen, wenn man nicht mitzählt, was für gewöhnlich ein paar Stunden nach dem Taco Tuesday passiert, wenn die durchschlagende Wirkung der allzu scharf gewürzten mexikanischen Speisen einsetzt.

Es ist auch beeindruckend, weil Chuck uns sagte, wir müssten nicht nachtanken. Anscheinend wird der Transporter auf die gleiche Weise mit Energie versorgt wie der SR-CHK 4110 Partikelwerfer selbst: mit Trinium. Nur, dass das Transportschiff noch etwas benutzt, das Chuck als „Antriebskern“ bezeichnet. Ich dachte an Star Trek , doch er meinte: „Das kommt dem nicht einmal nahe.“ Ehrlich gesagt, kommt es meiner Ansicht nach der Wahrheit näher, als Chuck zugeben will, aber er soll sich meinetwegen fühlen, als könnte er etwas Unersetzliches beisteuern. Schließlich ist die Schießfähigkeit des Kerls zerstört, und ich will nicht derjenige sein, von dem er sich nach dem Schaden auch noch verspottet vorkommt. Außerdem öffnet sich der Partikelstrahler vielleicht noch weiter, wenn er sich sicher fühlt. Darauf warte ich schon lange.

Was mich an dem Transporter am stärksten beeindruckt, ist dessen lächerlich ruhige Flugcharakteristik. Hätte mir jemand gesagt, dass ich schlafen könnte, während ich mit tausendfünfhundert Stundenkilometern durch die Luft fliege, dann hätte ich diese Person ausgelacht. Allerdings bin ich ein Marine im Ruhestand. Wir werden vom ersten Tag an darauf gedrillt, jederzeit und in jeder Stellung auf Befehl zu schlafen. Dieses Flugzeug gleitet jedoch dahin wie eine gewöhnliche Linienmaschine. Nein, darüber kann ich mich wirklich nicht beklagen − so wenig wie die anderen Teammitglieder, die sich auf dem Boden des Frachtabteils ausgestreckt haben.

Der Versuch, zu schlafen, wird mir auch dadurch erleichtert, dass ich alle Decken und Reserveschlafsäcke aus meinem Haus mitgenommen habe. Japp, ich habe sie an das Team verteilt. Möglicherweise habe ich mir aber mein eigenes Kopfkissen beiseitegelegt. Was denn? Einige Bequemlichkeiten des zivilen Lebens sind mir lieb und teuer geworden.

Nachdem ich dreimal überprüft habe, dass Chuck wirklich die volle Kontrolle über das Schiff hat, und nachdem ich ihm beim Grab seiner Mutter den Schwur abgenommen habe, dass er uns nicht in eine Bergflanke steuern wird, mache ich es mir bequem und strecke mich unter meiner Decke aus. Während ich dem tiefen Schlaf entgegenstürze, spüre ich, wie sich etwas an meinen Rücken schmiegt. Das Licht im Frachtabteil ist gedämpft, und das Letzte, was ich will, ist, meine Energie darauf zu verschwenden, jemandem zu sagen, dass er sich verziehen soll. Also beschränke ich mich auf einen schläfrigen Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass es nicht der Junge oder Vlad ist.

Nein.

Es ist Lada.

Sie behält ihre Hände bei sich, ist warm, und ich bin zu müde, um mir jetzt noch etwas dabei zu denken.

 

„Es ist genau, wie ich dachte“, sagt Chuck, als der Transporter noch acht Kilometer von der Landezone entfernt ist, die ich in der Nähe des alten Zugangs zur archäologischen Grabungsstätte bestimmt habe. „Sie haben noch nicht begriffen, dass ihr in New York eine Sabotage verübt habt, und daher ist das Tor inaktiv. Jedenfalls im Augenblick.“

„Bedeutet dies, dass niemand zu Hause ist?“, frage ich, als ich mich neben Z Lo auf dem Pilotensitz niederlasse. Keiner von uns fliegt die Maschine, aber es ist beruhigend zu wissen, dass ein Mensch in der Nähe ist, falls es irgendetwas zu tun gibt. Sicher, Z Lo hat neben Yoshi die größte Erfahrung mit diesen Dingern, dennoch würde ich sagen, dass die beiden ungefähr genauso lange aufgepasst wie geschlafen haben.

„Korrekt, Patrick. Es ist niemand zu Hause, und ich entdecke keinerlei Lebenszeichen an der Oberfläche.“

„Soll mir recht sein, wenn du dir nur sicher bist.“

„Ja. Zweifellos.“

„Wik, wie hast du geschlafen?“, fragt Hollywood hinter mir.

Ich schenke mir die Antwort, weil ich hören kann, dass sie lächelt. Sie hat bemerkt, wie Lada mit mir Löffelchen gespielt hat.

„Schon gut.“ Sie klopft mir auf die Schulter. „Du hast eben so kuschelig warm ausgesehen.“

Ich hebe einen genau ausgewählten Finger über den Kopf und richte die Augen auf das Rundumdisplay. „Und du putzt meine Dusche, wenn wir wieder zu Hause sind.“

„Meinetwegen.“

„Mit chlorhaltigem Putzmittel.“

„Verstanden.“

„Hollywood“, sage ich etwas ernster und lege ihr die Hand auf die Schulter. „Bumper ist ein guter Kerl. Es freut mich für euch. Für euch beide.“

Hollywood mustert mich. Ihre scherzende Stimmung weicht einem friedvollen kleinen Lächeln, und dann umarmt sie mich. „Danke, Wik.“

„Japp.“ Ich klopfe ihr zweimal auf den Rücken und werde dann von Aaron erlöst, der sich zwischen uns drängt.

Er betrachtet wie gebannt das Display. „Was ist da passiert?“

Ich blicke wie er zum Monitor und blinzele, als sich ein Bild herausschält. Welche bildgebende Technik Dolores auch benutzen mag − die ewige Nacht, die hier Ende Juni herrscht, sieht aus wie ein voll ausgeleuchtetes Video der Grabungsstätte, allerdings nur in Grautönen. Vermutlich eine Art Infrarotoptik.

Was Aaron so aufregt, ist nicht das, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht: Der seitlich in einen Gletscher und abwärts zum Ring führende kleine Höhleneingang ist verschwunden. Die ganze Eismasse wurde nach oben geöffnet, als hätte jemand eine Atombombe abgeworfen. Der Ring steht unter dem sternenübersäten Himmel im Freien, umgeben von Nachschubmaterial, das ringsherum in konzentrischen Kreisen angeordnet ist − ich habe dies freilich noch nie zuvor gesehen. Und doch, in der Nähe des Rings entdecke ich einige Dinge, die mir vorkommen wie Aarons ursprüngliches Material, außerdem einige Gerüste, die allerdings mit Schnee bedeckt sind.

„Das ist ein Aufmarschplatz“, überlege ich halblaut, anscheinend aber laut genug, damit Chuck es hören konnte.

„Das ist korrekt“, bestätigt er.

Hollywood tritt neben Aaron. „Also haben sie die Kräfte für ihren Angriff durch dieses Tor transportiert.“

„So ist es“, antwortet Chuck.

Hollywood wendet sich an Aaron. „Und du hast das entdeckt?“

Er zuckt mit den Achseln und verdreht die Augen. „Leider.“

„Nein, nein, es ist … bemerkenswert. Ich wünschte nur, es wäre, nun ja, mit besseren Neuigkeiten für den Planeten verbunden gewesen.“

„Damit bist du nicht allein.“

„Trotzdem, es ist schon …“

„Hollywood, bitte, du musst nichts weiter sagen.“

„Ja. Entschuldigung.“

„Ich hätte gern eine Bestätigung, dass wir uns gefahrlos nähern können“, sage ich noch einmal zu Chuck.

„Es ist völlig sicher. Und ich sage dir Bescheid, falls sich daran etwas ändert.“

„Du meinst, mehr als dreißig Sekunden, ehe es kritisch wird?“

„Sogar mehr als dreißig Sekunden.“

Dios mio! “, meldet sich Veronica zu Wort. „Ich würde dich mindestens zehn Minuten vorher warnen. Dieser Amateur.“

Gracias. “ Ich schnaufe, weil ich unwillkürlich den Atem angehalten habe. „Also gut, Chuck, setze uns schön langsam und ruhig ab.“ Dann drehe ich mich zum Team um. „Wer hilft mir, ihnen die Hölle heiß zu machen?“

 

„Um diese Jahreszeit ist es erheblich kälter“, ruft Aaron, als wir durch den Schnee stapfen. Ein breiter Weg durchschneidet die konzentrischen Ringe mit dem Ausrüstungsmaterial der Aliens, auf dem sich Schneewehen gebildet haben. So haben wir einen guten Blick auf den ersten Ring, der sich direkt vor uns erhebt. Aaron hat beschlossen, „um der guten alten Zeit willen“ mitzukommen, weil hier alles begonnen hat. „Es gibt einen guten Grund dafür, dass wir die Forschungen in der südlichen Hemisphäre auf die Sommermonate beschränken.“

„Klug ausgedacht“, erwidere ich. Allerdings bin ich nicht in der Stimmung für müßiges Geplänkel. Alle meine Sinne sind so angespannt, dass ich nicht einmal die Kälte so sehr spüre, wie es sonst der Fall wäre. Obwohl das Energiefeld des Rings abgeschaltet ist, rechne ich halb damit, dass uns jederzeit ein Overlord oder ein Todesengel daraus anspringt. Das Problem ist, dass ich mir nicht einmal sicher bin, ob mein SCAR bei diesen Temperaturen überhaupt funktioniert. Unter anderem deshalb habe ich neben Chuck auch Veronica mitgenommen.

„Veronica, fühlst du dich immer noch gut?“, frage ich.

„Ob ich mich gut fühle? Patrick, ich fühle mich immer gut. Falls einige andere Gewehre, die hier nicht genannt werden sollen, den Eindruck erwecken, wir hätten manchmal schlechte Laune oder wir seien traurig oder nicht genügend umarmt und gedrückt worden, so handelt es sich um Lügner, denen man kein Wort glauben kann. Lo entiendes?

„Verstanden. Ich bin froh, dass ich gefragt habe.“

„Pst“, macht Chuck.

„Was ist?“

„Sprich mit Veronica bloß nicht über den Krieg.“

Aaron erfasst es schneller als ich und haucht: „Fawlty Towers .“

Vlad begleitet uns auf diesem Erkundungsgang. Auch das ist passend, wenn man bedenkt, was wir zusammen durchgemacht haben. „Und wie fühlst du dich, großer Mann?“

„Wie Frühling in Sibirien“, antwortet Vlad, der auf meiner anderen Seite geht. „Außerdem habe viele gute Gefühle von Zeit hier mit dir. Ja, Brooklyn USA?“

„Aber sicher, Vlad.“ Wir verdrängen wohl beide, dass wir hier Zeugen eines Massakers geworden sind. Aber die Russen hatten wohl schon immer eine seltsame Vorliebe für die dunklen Seiten des Lebens oder sie sind einfach ehrlicher, wenn es um Schmerzen und Leiden geht. Ach, das überlasse ich wohl besser den Philosophen.

Die anderen Teammitglieder sind wohlweislich an Bord von Dolores geblieben, während wir drei den Ring untersuchen und mit Chucks Hilfe zu aktivieren versuchen.

„Bist du dir sicher, dass wir Aarons teure Ausrüstung gar nicht brauchen?“, frage ich Chuck.

„Ja, Patrick. Ich habe es doch schon erklärt: Ihr habt mich. Weißt du noch? Ich bin alles, was ihr braucht.“

„Und von Dolores aus konntest du das nicht tun?“

„Die Androchider sind in dieser Hinsicht ein wenig altmodisch. Vom Zielgebiet aus kann man einen Ring nur direkt vor Ort manuell aktivieren.“

„Manuelle Aktivierung ist immer das Beste“, wirft Vlad ein.

Aaron lacht und schüttelt den Kopf.

„Was ist?“ Vlad hebt eine Hand mit dem dicken Fausthandschuh. „Spreche ich ehrlich und von Herzen.“

„Anders wollen wir es auch gar nicht haben“, sage ich vor allem zu Aaron und zu mir selbst.

Endlich erreichen wir die alte Steintreppe, die zum unteren Rand des Rings hinaufführt. In mir steigen die Bilder auf, wie Lewis hindurchgezerrt wurde und wie Dr. Walker neben mir gefallen ist. Ich könnte schwören, dass ich die beiden einen Moment lang wieder vor mir sehe, aber mir wird rasch klar, dass es nur die Schatten sind, die Dolores’ Scheinwerfer erzeugen.

„Was jetzt, Sir Charles?“, frage ich.

„Lege mich auf die Schwelle.“

Ich werfe Aaron und Vlad einen raschen Blick zu. „Wir werden dich doch nicht verlieren, oder?“

„Nein, solange ihr mich nicht mit einem Tritt nach drüben befördert, was für euch wie für mich sehr schlecht wäre. Ich muss einfach nur ein paar Augenblicke lang physischen Kontakt mit dem Ring haben.“

„Und dann schaltet er sich ein, und wir kehren zu Dolores zurück und fliegen durch?“

„Das ist korrekt, Patrick. Ein wenig Aufklärung, ein wenig Singen und Tanzen, und wir sind zurück, ehe du es dich versiehst.“

Ich nehme Chuck vom Rücken und halte ihn mit beiden Händen quer vor mir.

„Alpha Patrol, hier ist Phantom Drei“, meldet sich Bumper über Funk.

„Verstehe dich klar und laut“, sagt Vlad, nachdem er einen Moment lang mit seinem Funkgerät gekämpft hat.

„Alles in Ordnung bei euch?“

„Roger super in Ordnung. Arbeiten jetzt momentan mit Lord Charles.“

„Schon gut, ich wollte mich nur vergewissern. Phantom Drei Ende.“

„Ich muss schon sagen, das gefällt mir!“, ruft Charles. „Lord Charles!“

„Nein, nichts da. Sir Chuck ist adelig genug für dich.“ Ich sehe Aaron an. „Jetzt wird es spannend.“

Er nickt einige Male. „Ja.“

„Bist du dir immer noch sicher, dass du es tun willst?“

„Auf jeden Fall. Und du?“

Ich betrachte den Ring, und es läuft mir kalt über den Rücken. Diese Kälte reicht tiefer als die Luft der Antarktis. „Es ist der schnellste Weg, um Antworten zu finden – die Antworten, die wir brauchen, um unsere Leute zu retten.“ Als ich unsere Leute sage, wird mir bewusst, dass ich tatsächlich den ganzen verdammten Planeten meine. Herr Jesus, steh uns bei.

„Dicker als Blut?“, fragt Aaron.

„Durch Schlamm und Glut.“ Ich warte einen Augenblick, ehe ich weiterspreche. „Könntest du das Team für mich rufen?“

Er nickt, zieht sein Funkgerät aus der Manteltasche und drückt auf den Sprechknopf. „Dolores, hier ist das Away Team.“

Ich lächle über die Anspielung auf das Computerspiel.

„Ich höre“, antwortet Bumper.

„Pat will etwas sagen, ich meine Wik.“ Aaron lässt die Sprechtaste gedrückt und hält mir das Mikrofon vor den Mund.

„Ich will mich nur vergewissern, dass wir alle bereit sind.“ Immer noch halte ich Chuck mit beiden Händen. „Es ist noch nicht zu spät, um auszusteigen.“

Es gibt eine kurze Pause, bis Bumper sich wieder meldet. „Mir scheint, wir sind uns hier alle einig.“

Hinter der Schutzbrille ziehe ich die Augenbrauen hoch und wende mich an Aaron. „Also, was sagt ihr?“

„OTF!“, ruft das Team über Funk.

Ich muss lächeln. „Roger. Wik Ende.“

Aaron stopft das Funkgerät wieder in die Brusttasche des Mantels und zieht den Reißverschluss zu.

„Vlad ist ebenfalls oh-sieh-eff . Hat niemand gefragt, aber hört sich gut an als Beweis für Zuversicht.“

„Es heißt OTF, Mann.“ Ich lächle ihn an. „Das heißt so viel wie Own the field , das Spielfeld gehört uns.“

„Feld gehört jetzt uns, gefällt mir. Kommt von American Football, ja?“

„So was in der Art.“ Ich greife in die Jackentasche, hole ein Phantomabzeichen heraus und gebe es Vlad. „Hier. Das ist für dich.“

Er starrt es drei Sekunden an, ehe er meinen Blick sucht. „Heißt das, Vlad ist jetzt Phantom?“

„Wenn ihr zwei, Lada und du, bereit seid, mit mir durch das Tor in die Hölle zu spazieren, dann seid ihr jetzt Phantome, japp.“

„Wird niemals leidtun.“ Vlad küsst das Abzeichen und steckt es ein. „Wir drei, wir gehen jetzt in verrücktes Chaos, ja? Also, glaube ich, ist nur fair, wenn zusammen wieder aus Chaos rauskommen. Außerdem Lada findet dich sehr sexy, Wik. Was heißt, sind wir jetzt Brüder.“

„Oh nein, sind wir nicht.“

„Doch, Brooklyn USA. Sind wir. Niemand kann widerstehen Ladas Reizen.“

„Dann bin ich mir ziemlich sicher, dass sie ihren Meister gefunden hat.“ Ich wende mich an Aaron. „Müssen wir uns jetzt wirklich darüber unterhalten?“

Er schüttelt lachend den Kopf.

Vlad klopft mir auf die Schulter. „Umso mehr Gründe, dass Brüder werden. Komm! Lege Lord Charles auf Altar und lass uns baden im prachtvollen Licht von Zukunft.“

„Mein Gott.“ Ich atme die eiskalte Luft scharf ein und betrachte das Alien-Gewehr in meinen Händen. „Wir werden alle sterben, Junge.“

„Aber natürlich, mein Freund. Daran bestand nie ein Zweifel.“

„Ach, nein?“

„Wir sterben alle. Die wichtige Frage ist: An wessen Seite sterben wir? Und was mich angeht, so ist es mir eine Ehre, mich der Zukunft zusammen mit dir zu stellen, Patrick.“

Doswidanja “, ruft Vlad so laut er kann, und richtet den Ruf gegen den Ring.

Doswidanja. “ Aaron zuckt mit den Achseln und lacht.

„Dieser Hundesohn.“ Ich lege Chuck auf den Steinboden und ziehe mich zurück. „Dos-wie- was weiß ich. Jetzt oder nie.“

„Und ob, guter Mann“, ruft Chuck, als die Energie durch die Steine fließt und in sein Gehäuse strömt. „Lieber jetzt als nie.“