Die Freizeit sollte einerseits der Erholung dienen, wozu für viele autistische Menschen sicherlich das Alleinsein gehört, aber auch Anregungen und Anreize bieten. Es gilt also, das individuell richtig Maß aus Kontakten und Rückzugsmöglichkeiten zu finden. Auch beim Wohnen gibt es nicht die eine ideale Lösung – eine Betroffene schildert ihre vielen »Wohnversuche« und deren Vor- und Nachteile.
Intuitiv legen viele Betroffene großen Wert auf ein ruhiges Privatleben mit möglichst vielen planbaren und vorhersehbaren Inhalten, die ihnen Beruhigung und Erholung ermöglichen, wie es Stefan Wepil im folgenden Erfahrungsbericht beschreibt. Manchmal ist dafür ein vollständiger Rückzug nötig, und das Alleinsein bietet autistischen Menschen ja auch zahlreiche Vorteile, denn Probleme entstehen ja erst dann, wenn jemand ihren Raum betritt oder aber sie selbst das Zimmer verlassen müssen, um mit anderen zu interagieren. Rückzugsmöglichkeiten sind also wichtig und richtig. Ebenso notwendig ist jedoch auch eine gewisse Zeit, in der Neues erlebt und erfahren werden kann. In meiner Freizeit beschäftige ich mich gern mit dem Weihnachtsfest und der Digitalfotografie. Auch setze ich mich ab und zu in ein Café oder erkunde die Natur. Es ist wichtig für mich, einen akzeptablen Kompromiss zu finden aus Kontakt- und Rückzugsmöglichkeiten, um mich einerseits erholen zu können, andererseits aber auch nicht völlig den Bezug zur Außenwelt zu verlieren.
Nach wie vor ist die Wohnsituation des erwachsenen Menschen mit Asperger-Syndrom häufig ein großes Problem. Für eine Intensivbetreuung in einem Wohnheim sind viele Betroffene zu selbstständig, sind ihre Fähigkeiten ebenso wie ihr Wunsch nach Privatsphäre zu stark ausgeprägt, für ein völlig unabhängiges Wohnen aber sind sie oft längst nicht autonom genug, vor allem im Hinblick auf kommunikative sowie lebenspraktische Fähigkeiten.
Allmählich wird aber der immense Bedarf erkannt, mehrere Organisationen erarbeiten inzwischen entsprechende Konzepte, die Finanzierung und damit die Realisierung gestaltet sich aber oft schwierig. Viele erwachsene autistische Menschen leben also nach wie vor bei ihren Eltern, da es für sie keine geeigneten Alternativen gibt. Die meisten von ihnen aber verspüren doch irgendwann den Wunsch, von zu Hause auszuziehen und ihr eigenes Leben zu gestalten. Und spätestens dann, wenn die Eltern älter werden und nicht mehr in der Lage sind, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern, wird man eine Lösung finden müssen. Es müssen dann »Wohnmöglichkeiten gefunden werden, die den Besonderheiten dieser Menschen Rechnung tragen (…). Das Vorhandensein derartiger Einrichtungen und die Möglichkeit, in ihnen unterzukommen, ist bei vielen Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen entscheidend für eine gute Langzeitprognose« (Remschmidt u. Kamp-Becker 2006, 232). Es sollte jedem Menschen ermöglicht werden, sich eine Wohnung zu suchen, mit den Menschen dort einzuziehen, die zu ihm passen, und dort – je nach Bedarf – die Unterstützung und Begleitung zu erhalten, die ihm ein möglichst selbstbestimmtes Leben gestatten. Die Bedürfnisse sind dabei in jedem Einzelfall unterschiedlich. Nicole Höhlriegel beschreibt sehr anschaulich ihre Erfahrungen mit unterschiedlichen Wohnformen, bestehende Probleme und mögliche Hilfsmaßnahmen.
Das Bild verkörpert zwei Bereiche meiner Freizeit: Malen und Schach.
Meine Freizeitgestaltung
Stefan Wepil
Mit 16 habe ich richtig Schach spielen gelernt und bin dann Mitglied in einem örtlichen Schachclub geworden. Es werden hier Vereinsmeisterschaften und Mannschaftskämpfe gegen andere Städte sowie Stadtmeisterschaften ausgetragen. Ich bin voll integriert, und das bedeutet Freunde treffen und Spaß haben. Manchmal bin ich auch im Revierpark meiner Heimatstadt Schach spielen gegangen. So ist Schach zu einem wichtigen Teil meiner Freizeit geworden. Ich male auch viel. Malen entspannt und gibt mir Ruhe. Gern male ich Planeten aus Science-Fiction-Serien wie Perry Rhodan, Star Wars etc. Die beschriebenen Planeten sind interessant und machen mich neugierig, wie es dort wohl aussieht und wie die Bilder wirken. Man kann sozusagen auch eigene Welten konstruieren. Beides (Malen und Schach) ist wichtig für Anerkennung, Integration und Kompensation – dadurch fühle ich mich vollwertig. Dazu dienen auch die Ausstellungen meiner Bilder. Ich habe früher auch Fußball in der Hobbygruppe gespielt. Diese Gruppe gibt es leider nicht mehr. Auch Musik hören entspannt mich. Bei Wissenschaften bin ich immer neugierig und lese daher viele Bücher und Zeitschriften darüber.
Meine Wohnversuche
Nicole Höhlriegel
Ich berichte von meinen Wohnversuchen, die ich unternommen habe, ohne zu wissen, dass ich Autistin bin. Mittlerweile bin ich 35 Jahre alt und wohne noch immer so wie zuletzt vor der Diagnose. Es funktioniert, zumindest im Moment, und deshalb denke ich, dass meine Überlegungen Anregungen sein können. Meine vielen Umzüge zeigen, dass es auch eine Menge Probleme gab. Allerdings ging es immer eine Zeit lang gut, was bedeutet, dass es durchaus Wege gibt.
Als Kind musste ich um abendliche Dunkelheit und Ruhe kämpfen
Zunächst wohnte ich mit meinen Eltern und meiner drei Jahre jüngeren Schwester in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Meine Schwester und ich hatten ein gemeinsames Zimmer. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, an den allabendlichen Kampf um Ruhe und Dunkelheit, um endlich schlafen zu können. Abends bin ich sehr früh müde, dafür wache ich auch immer sehr früh auf – im Gegensatz zu meiner Schwester, die am Abend aufdreht und eher Langschläfer ist. Wenn ich müde war, gab es keinen ruhigen Ort. Im Wohnzimmer lief das Höllengerät (Fernseher), dessen Inhalt ich nie verstand und das immer viel zu laut war. Im Kinderzimmer war meine Schwester. Das grelle Licht brannte und meist lief auch noch das Radio mit irgendeiner »Bumbermusik«. Niemand verstand, warum mich all dies nervte und regelmäßig zum Ausflippen brachte. Dafür wurde ich ermahnt, mich nicht so anzustellen, denn es wäre noch keine Schlafenszeit. Somit floh ich oft nach draußen, auf den Spielplatz oder einfach auf die Straße. Wenn es zu spät wurde und ich zu müde war, nahm ich mein Bettzeug und legte mich unter den Küchentisch, gestört durch das Knatterding mit dem Namen Kühlschrank. Leider duldete meine Mutter dies nicht, denn das tat man ja nicht. Manchmal floh ich in den alten dreckigen Keller. Es war ziemlich gruselig, aber immerhin gab es Ruhe. Dort bleiben durfte ich nicht, sobald jemand herausfand, dass ich dort schlief.
Die abendliche Suche nach Ruhe dauerte etliche Jahre, bis es allen Beteiligten zu bunt wurde, denn ich war auch mitten in der Nacht ausgebüxt, mit Kissen unter dem Arm vor lauter Wut und Verzweiflung über den ganzen Krach. Mit Erlaubnis meiner inzwischen komplett genervten Eltern zog ich in ein Studentenwohnheim, obwohl ich noch in der Schule war.
Ich zog noch zu Schulzeiten in ein Studentenwohnheim
Dort hatte ich ein eigenes Zimmer mit Bett, Tisch und Schrank. Küche und Bad gab es für 20 Leute auf dem Flur. Im Nachhinein glaube ich, der Auszug von zu Hause rettete mich und mein Abitur. Ich hatte mein eigenes Reich, keiner räumte meinen Kram von einem Ort zum anderen, ich konnte in aller Ruhe für das Abi lernen. Da ich immer sehr früh aufstand, gab es kein Problem mit den anderen, wenn es um Duschen und Ähnliches ging.
Der Auszug von zu Hause rettete mich und mein Abitur. Insgesamt war das Leben als Schülerin im Studentenwohnheim ruhig und geordnet.
Das Gute am Studentenwohnheim war dessen unmittelbare Nähe zu meiner Schule, sodass ich mich nicht verirren konnte, denn mit der Orientierung habe ich sehr große Probleme. Auch zu meiner Oma konnte ich jederzeit laufen und bekam dort meine geliebten Nudeln mit Tomatensoße, obwohl mir jeder prophezeite, sie würden mir irgendwann aus den Ohren kommen, da ich sie so häufig aß. Insgesamt war das Leben als Schülerin im Studentenwohnheim ruhig, geordnet und durch den Stundenplan der Schule in geregelten Bahnen und brachte mich immerhin zu einem Abitur, das mir problemlos Zugang zu meinem ersehnten Medizinstudium verschaffte.
Mit 19 Jahren zog ich zum Studieren in eine andere Stadt
Als ich in eine Wohngemeinschaft zog, nahm das zweite Wohnchaos meines Lebens (nach der Elternwohnung) seinen Lauf. – Ich floh nach fünf Monaten.
Mit 19 Jahren zog ich weg aus meiner Heimatstadt und suchte mir ein kleines Studentenzimmer. Hauptproblem war, dass es billig sein sollte, und da ich mich mit Zeitungsinseraten nicht auskannte und nur einen Tipp von einer ehemaligen Lehrerin hatte, nahm ich das erstbeste Zimmer. Es war etwa zwölf Quadratmeter groß und mit alten Möbeln vollgestellt. Es gab für noch eine weitere Bewohnerin und mich gemeinsam ein Bad, allerdings nur mit Waschbecken und Toilette. Dusche oder Badewanne waren nicht vorhanden. Die Küche bestand aus einem Waschbecken und zwei Kochplatten. Leider gab es Schimmel und keine funktionierende Heizung. Ich hatte Glück, dass die Mitbewohnerin nur selten da war und mich in Ruhe ließ. Immerhin überstand ich so die ersten vier Semester meines Studiums und hatte mein eigenes Reich.
Da es als Student offenbar üblich ist, in einer Wohngemeinschaft zu leben, ließ ich mich von einer Mitstudentin überreden, mit ihr in eine WG zu ziehen. Blauäugig wie ich war, entschied ich mich für das kleinere Zimmer in einer günstigen Zwei-Zimmer-Wohnung und freute mich darauf, endlich »normale Studentin« zu sein. Dass die Wohnung über einer Kneipe lag, bemerkte ich erst in den folgenden schlaflosen Nächten. Das zweite Wohnchaos meines Lebens (nach der Elternwohnung) nahm seinen Lauf. Die ständigen Besuche von Leuten aus unserem Semester brachten mich komplett durcheinander. Das gemeinsame Benutzen von Bad und Küche überforderte mich und machte mich zunehmend gereizt und unleidlich. Dazu kamen die trotz Ohrstöpseln schlaflosen Nächte, die mich völlig zermürbten. Ich verkroch mich immer mehr in mein kleines Zimmer, wo die einzige Oase der Ordnung und Ruhe zu sein schien, oder verbrachte die Tage in Parks oder am Main.
Im Studentenwohnheim hatte ich wieder mein eigenes kleines Reich
Als eine Studentin direkt über mir einzog, die jede Nacht Besuch hatte und sehr laut Musik hörte, war ich nach wenigen Wochen mit den Nerven komplett am Ende.
Nach fünf Monaten floh ich völlig kaputt und durcheinander und, da keiner mein Ausflippen verstand, auch noch gedemütigt durch meine Mitbewohner und Mitstudenten in das erstbeste frei werdende Zimmer des Studentenwohnheims. Es war zwar klein (neun Quadratmeter), aber ich hatte eine eigene Kochzeile und mein erstes eigenes Bad mit Dusche. Zusätzlich hatte das Erdgeschosszimmer ein Fenster direkt auf eine Wiese, sodass ich mithilfe eines Stuhles ins Freie klettern konnte. Das Zimmer war möbliert (Bett, Stuhl, Tisch, Kleiderschrank), ich konnte endlich meinen Kram wieder nach meiner Ordnung sortieren, es gab niemanden, der Unordnung machte. Alles hatte seinen Platz und jeder Tag folgte dem Ablauf des Stundenplans des Medizinstudiums. Zusätzlich befand sich das Studentenwohnheim direkt auf dem Klinikgelände, sodass ich nur wenige Minuten Fußweg zu den Kursen hatte und meine Orientierungsschwierigkeiten nur selten zum wirklichen Problem wurden. Besonders genoss ich das Sitzen an meinem Fenster, direkt an der Wiese, wo sonst keiner hin konnte. Es war gut, dass es einen Hausmeister als Ansprechpartner quasi für alles gab (ob Einkaufsmöglichkeit, ob kaputte Glühbirne oder die Frage nach der richtigen Straßenbahn). Wenn man Lust hatte, gab es immer die Möglichkeit, mit jemandem zu reden. Ansonsten konnte man die Türe hinter sich schließen und war alleine. Die Zeit in diesem Zimmer war zunächst sehr schön.
Getrübt wurde sie durch eine nach etwa einem Jahr neu eingezogene Studentin, die direkt über mir wohnte und jede Nacht sehr viel Besuch hatte, sehr laut Musik hörte und trotz mehrfacher Gespräche nicht leiser sein wollte. Ich war nach wenigen Wochen mit den Nerven komplett am Ende, denn ich konnte wegen des Krachs nicht schlafen. Zum Glück mochte mich der Hausmeister und ermöglichte mir den Umzug in ein anderes Zimmer. Leider hatte ich dann meine Wiese nicht mehr. Auch war das Zimmer irgendwie nicht gemütlich zu bekommen. Es war einfach nicht wie das erste und damit war es falsch. Ich fühlte mich dort nie wohl. Meine Sachen fanden keinen Platz. Es gab sehr viel Unordnung, obwohl ich immer wieder aufräumte. Noch dazu war es ein Zimmer direkt zum Innenhof des Wohnheims, und als es Richtung Semesterende ging (Prüfungszeit für mich, Semesterferien für die FH-Studenten), gab es jeden Abend bis in die Nacht Grillfeten, obwohl ich doch schlafen wollte.
Ich flüchtete in eine Ein-Zimmer-Wohnung außerhalb der Stadt
Ich flippte komplett aus, zerstörte meine geliebten Pflanzen und zog nach viel Ärger und mit den Nerven am Ende in eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung etwa drei Kilometer außerhalb der Stadt, die mir zum Glück ein damaliger Freund vermittelt hatte. In dieser Wohnung fand ich für etwa zwei Jahre ein richtiges Zuhause, denn meine Nachbarn (einer davon ist seitdem mein Partner) nahmen mich sofort in ihre Hausgemeinschaft auf. Es gab immer einen Ansprechpartner, wenn ich nicht allein sein wollte, und außerdem jederzeit die Möglichkeit, mich in mein Reich zurückzuziehen. In dieser nach etwa drei Jahren Umzugschaos zum Glück neu gefundenen Ruhe konnte ich mein Medizinstudium und die Doktorarbeit abschließen. Noch heute denke ich, dass dies bisher die ruhigste und angenehmste Zeit in meinem Leben war. Alles hatte seine Ordnung: Ablauf nach dem Semesterstundenplan, feste Nachbarn mit fast allabendlichem gemeinsamem Essen und guten Gesprächen. Der etwa drei Kilometer lange Weg zur Uniklinik war kein Problem, denn es ging nur die Hauptstraße entlang, ich konnte ihn gut mit dem Fahrrad bewältigen. Auch Einkaufsmöglichkeiten gab es um die Ecke und meine Nachbarn nahmen mich, wenn es nötig war, mit dem Auto zum Einkaufen mit.
Mein praktisches Jahr verbrachte ich größtenteils im Ausland
Dann war mein Studium zu Ende und ich machte mein praktisches Jahr zum größten Teil im Ausland (Papua-Neuguinea und Australien, wobei ich in Papua-Neuguinea zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl hatte, wirklich zu Hause zu sein. Heute weiß ich, dass das so »einfache Leben« in diesem von der Natur faszinierend gestalteten Land mitten im Dschungel des Hochlands für mich als Autistin einfacher zu bewältigen war als das anspruchsvolle Leben in Deutschland, wo es viele soziale Regeln und noch mehr Missverständnisse gibt.).
Als Ärztin zog ich in eine noblere Wohngegend – aber da passte ich nicht hin
Zurück in Deutschland, begann ich meine Tätigkeit als Ärztin und zog in meine erste richtige Wohnung. Es war eigentlich nur eine Ein-Zimmer-Wohnung, aber immerhin mit kombiniertem Schlaf-Wohn-Bereich und einer kleinen Küche sowie Bad mit Dusche. Somit kam ich zum ersten Mal dazu, mir eigene Möbel anschaffen zu müssen. Seltsamerweise wusste ich genau, was ich wollte: Es musste Naturholz sein, natürlich unlackiert und ohne jeglichen Schnickschnack. Ich hatte Glück, denn genau so etwas gab es gerade im Angebot (ich kaufe fast nie etwas zu normalem Preis). So erstand ich mein Bett, einen Kleiderschrank, zwei kleine Kommoden, ein Regal und ein Sofa. All dies besitze ich noch heute und es passt einfach. Ich möchte und brauche nichts anderes und es wundert mich, wie zielsicher ich dies gekauft habe. Normalerweise kann ich mich sehr schwer entscheiden, wenn ich etwas kaufen muss, und meist gefällt es mir dann doch nicht.
Ich fühlte mich komplett deplatziert – obwohl ich mittlerweile Ärztin war und es endlich Zeit wurde, erwachsen zu werden und dazuzugehören.
Allerdings konnte ich mich in dieser Wohnung irgendwie nicht wohl fühlen. Die Umgebung mit all den für mich nobel erscheinenden Ein- oder Zweifamilienhäusern, mit all den Menschen im Anzug, mit all den perfekt gestylten Frauen, die mich dann auch noch zum Aloe-Vera-Abend (keine Ahnung, was das sein soll) einluden. Ich fühlte mich komplett deplatziert und bemerkte mal wieder, dass dies einfach nicht meine Welt ist – obwohl ich mittlerweile Ärztin war und es endlich Zeit wurde, erwachsen zu werden und dazuzugehören. Ich verbrachte die Zeit hauptsächlich in der Klinik oder in meiner Wohnung und war immer froh, wenn ich niemandem begegnete. Es gab keine Gesprächsthemen mit den »noblen Menschen« in meiner Umgebung, und es fiel mir sehr schwer, so zu tun, als ob ich dazugehörte, denn mein Gefühl sagte mir das Gegenteil.
Ich vermisste meinen Freund, denn in der Arbeitswelt fand ich niemanden, der mich verstand. Aber die Fahrt zu ihm (200 km) war sehr mühsam, denn ich musste mit Bus und Zug fahren und kam oft nur mit Problemen und Verspätungen und sehr gestresst an.
In meiner jetzigen Zwei-Zimmer-Wohnung fühle ich mich wohl
Vor fünfeinhalb Jahren wechselte ich meine Arbeitsstelle und zog in die Wohnung, in der ich noch immer lebe und mich einigermaßen wohl fühle. Diese Wohnung befindet sich in einem 32-Parteien-Wohnblock in Laufentfernung von meiner Arbeit. Es gibt eine Art Hausmeister, der sich um Organisatorisches kümmert, der Handwerker beauftragt und den man um Hilfe bitten kann. Ansonsten ist durch die Größe der Wohnanlage vieles organisiert, ich als Mieter muss mich kaum kümmern. Jeden Freitag wird das Treppenhaus gereinigt und auch der Winterdienst wird von einer Firma übernommen. Insgesamt muss ich mich nur innerhalb meiner eigenen vier Wände um Ordnung kümmern, außerhalb ist alles organisiert. Dies halte ich für sehr wichtig, denn das wäre für mich viel zu kompliziert und anstrengend. Ich überweise einfach Miete und Nebenkosten an den Vermieter. Strom und Telefon werden abgebucht und einmal im Jahr kommt die Nebenkostenabrechnung. Die kleinen Reparaturen in der Wohnung versuche ich meist selbst hinzubekommen. Manches bleibt liegen, da ich keinen Ansprechpartner weiß.
Ich habe den Luxus, zwei Zimmer (Schlaf- und Wohnraum) sowie Küche, Bad und Balkon zu haben. Allerdings besitze ich keine normale Wohnungseinrichtung, sondern noch immer meine für die erste Wohnung gekauften Möbel. Außer meinen Pflanzen und Steinen gibt es keine Dekoration in meiner Wohnung. An den Wänden hängen ein paar meiner Puzzles und einige Fotos von meiner Zeit in Papua-Neuguinea, zusätzlich jede Menge Zettel mit Zeitplänen und Todo-Listen. Am liebsten mag ich meinen Balkon. Im Sommer verbringe ich dort die meiste Zeit, und wenn ich nicht direkt am Stadtring wohnen würde (wo es höllisch laut ist), dann würde ich wahrscheinlich sogar auf dem Balkon schlafen. Im Sommer ist alles voller Grünpflanzen. Mein Mobile hängt da und es gibt einen kleinen Holztisch mit zwei Stühlen.
Der Supermarkt ist direkt gegenüber, sodass ich jederzeit einkaufen kann
Infrastruktur: Es ist genial, dass direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite meiner momentanen Wohnung ein Supermarkt ist, sodass ich jederzeit einkaufen gehen kann, wenn mir einfällt, dass ich etwas brauche. Hierfür schreibe ich meist eine Einkaufsliste – aber eigentlich kaufe ich sowieso immer dasselbe. Da ich sehr ungern Geld ausgebe, kaufe ich nur das unbedingt Notwendigste oder das, was im Preis reduziert ist. Oft muss ich mich mithilfe von Wandzetteln daran erinnern, einkaufen zu gehen und dann zu kochen und zu essen. Wenn ich Stress habe, kann es leicht passieren, dass ich all dies vergesse und mich irgendwann mitten in der Nacht wundere, warum ich nicht schlafen kann und mir total komisch und schwindelig ist. Meist habe ich dann den ganzen Tag kaum einen Bissen gegessen, sondern mich mal wieder über irgendwas Sinnloses aufgeregt.
Oft muss ich mich mithilfe von Wandzetteln daran erinnern, einkaufen zu gehen und dann zu kochen und zu essen.
Supermärkte und Geschäfte sind für mich noch immer ein undurchschaubares Hindernis. Meist gehe ich in denselben Laden. Dort weiß ich genau, wo was steht und was ich brauche. Wenn ich woanders einkaufe, kann es passieren, dass ich mit einem neuen Puzzle nach Hause komme, aber noch immer einen leeren Kühlschrank und Magen habe. Laute, hektische Musik hindert mich am Einkaufen. Ich habe dann eher das Gefühl, schnell den Laden verlassen zu müssen, als meine Einkaufsliste abzuarbeiten. Die Farbgestaltung mancher Läden macht mich außerdem aggressiv und führt dazu, dass ich nicht zum Einkaufen komme. Hier muss ich noch Lösungen erarbeiten. Gemeinsames Einkaufen mit einem anderen Menschen fällt mir sehr schwer, denn ich kaufe ungewöhnlich ein und muss mich dabei konzentrieren. Wenn ich mich beobachtet fühle, funktioniert es nicht. Deshalb gehe ich meist alleine in den Laden.
Zum Glück fallen meine Hauptmahlzeiten in die Arbeitszeit
Ich habe das Glück, nach einem festen Dienstplan im Krankenhaus zu arbeiten, sodass die Hauptmahlzeiten in die Arbeitszeit fallen. Wir frühstücken morgens gemeinsam auf Station und mittags essen wir in der Kantine. Abends vergesse ich meist noch etwas zu essen oder ich bin zu müde dazu. Aber das ist nach zwei Mahlzeiten ja nicht allzu schlimm. An freien Tagen ist es für mich schwieriger, regelmäßig zu essen. Oft bekomme ich keinen Rhythmus hin. Vermutlich wäre ein vorgegebener Ablauf sinnvoll. Auf abwechslungsreiche und gesunde Ernährung sollte man bewusst achten. Ich bemerke, dass ich aus Bequemlichkeit und Gewohnheit oft dasselbe esse und plötzlich das Bedürfnis nach Vitaminen verspüre. Erst dann fällt mir auf, dass ich seit Monaten kein Obst gegessen habe. Vielleicht sollte man hierfür einen Plan aufstellen. Mein Traum wäre es, wenn es jemanden gäbe, mit dem ich gemeinsam regelmäßig kochen und essen könnte.
Dank des Dienstplanes der Klinik muss ich mir um die Tagesstruktur nicht allzu viele Gedanken machen.
Dank des Dienstplanes der Klinik muss ich mir um die Tagesstruktur nicht allzu viele Gedanken machen. Morgens stehe ich auf, ziehe die Kleider an, die schon bereit liegen, wasche mich und laufe zur Arbeit. Nach der Arbeit dusche ich und gehe ins Bett. Für viel mehr bleibt keine Energie, nur noch für ein Telefongespräch um 19 Uhr mit meinem Freund. An Wochenenden und freien Tagen fällt es mir aber sehr schwer, eine richtige Struktur in den Tag zu bringen. Meist gehe ich joggen oder Rad fahren, schreibe an meinen Klinikskripten oder lese etwas. Gerne kümmere ich mich um meine Pflanzen, und so gehen meist die freien Tage um.
Meine Freizeitgestaltung vernachlässige ich oft
Mittlerweile musste ich lernen, dass es sehr wichtig ist, sich auch bewusst eine Freizeit aufzubauen. Dies habe ich im Berufsalltag vernachlässigt. Es gibt viele Hobbys, die für Autisten sehr bereichernd sein können. Ich selbst spiele Gitarre, mache Puzzles, bin viel in der Natur und fotografiere dort. Sport ist nötig, denn sonst bekommt man gesundheitliche Probleme. Joggen, Rad fahren und schwimmen finde ich für mich am besten geeignet. Früher spielte ich viele Jahre in einer Volleyballmannschaft, auch dies hat mir Spaß gemacht. Insgesamt gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, wie man als Autist wohnen kann. Es sollten aber zumindest einige Rahmenbedingungen passen. Wichtig für mich sind folgende Kriterien:
Ich finde es wichtig, dass man sich traut, die Dinge so zu tun, dass man zurechtkommt, nicht unbedingt so, wie »es sich gehört«. Viele Jahre dachte ich, ich müsste meine Wohnung à la Möbelhaus einrichten, mit Schrankwand, Sitzgelegenheiten für Besuch und vielen anderen »Vorgaben« mehr. Seit der Diagnose erlaube ich mir, alles so hinzustellen und einzurichten, wie es für mich im Alltag praktisch ist. Wenn ich dreimal im Jahr Besuch bekomme, räume ich entweder ein paar Dinge um, oder aber der Besuch muss sich damit zufrieden geben, wie es bei mir aussieht. Manchen Leuten scheint es nichts auszumachen, gemeinsam mit mir auf meiner geliebten roten Matte auf dem Wohnzimmerfußboden, dem Lieblingsplatz in meiner Wohnung, zu sitzen.
Zum Putzen und Wohnung sauber halten habe ich mir ein Schema angewöhnt
Wenn ich aber Stress habe, versinkt mein ganzer Plan oft im Chaos. Hierfür habe ich noch keine gute Lösung, außer in ruhigeren Zeiten wieder alles nachzuholen.
Vermutlich ist ein Putzplan notwendig. Da ich bereits seit vielen Jahren allein wohne, habe ich mir ein Schema angewöhnt, nach dem ich vorgehe. An jedem 15. des Monats ziehe ich frische Bettwäsche über, bringe immer am Samstagabend den Müll, das Altpapier und das Altglas weg, gehe meist Dienstagabend den Wocheneinkauf an Lebensmitteln machen, lege am Sonntagabend die Arbeitskleider auf die Stühle im Schlafzimmer, spüle immer donnerstags mein Geschirr und fege jeweils am Dienstag und Freitag die Wohnung. Die restlichen Dinge wie Bad und Fenster putzen, Kleider waschen und so weiter mache ich nach Bedarf. Wenn ich aber Stress habe, versinkt mein ganzer Plan oft im Chaos. Hierfür habe ich noch keine gute Lösung, außer in ruhigeren Zeiten wieder alles nachzuholen. Wenn man das Geld dafür hat, wäre es sicher eine Erleichterung, jemanden für den Haushalt zu bezahlen. Es kostet nämlich viel Energie, sich immer an alles zu erinnern und sich für alles aufzuraffen.
Wenn man zu Hause ist, ist vermutlich eine Art Stundenplan mit den notwendigen Tätigkeiten hilfreich. Allerdings finde ich, dass dann der ganze Tag zu einer unangenehmen Pflichtveranstaltung werden kann. Bei mir gibt es Zeiten, zu denen passt es einfach, eine gewisse Tätigkeit zu erledigen. Zum Beispiel lege ich die Wäsche zusammen, wenn ich mit meinem Freund telefoniere. Das geht fast automatisch und ich bemerke gar nicht, dass ich Hausarbeit mache.
Für mich ist es sehr schwierig, wenn jemand zu Besuch kommt
Schon bei meinem Freund funktioniert dies nur für wenige Tage. Obwohl er sich seit der Diagnose sehr bemüht, die Dinge möglichst nicht in Unordnung zu bringen (denn er weiß, dass ich dann immer nervös und zunehmend unleidlich werde und eventuell so ausflippe, dass ich ihn rauswerfe), bemerke ich immer, wenn irgendetwas nicht an seinem Platz steht. Schon Kleinigkeiten wie Duschgel und Shampoo sind in der Lage, mich komplett zu verunsichern, wenn sie nicht an ihrem Ort stehen. Früher gab es wegen eines »falsch« eingeordneten Kühlschranks und der »anders« hängenden Handtücher immer Streit und gegenseitige Vorwürfe. Heute wissen beide Seiten, dass dies zu meinen Besonderheiten gehört, und wir versuchen, uns darauf einzustellen. Ich bemühe mich – zumindest solange jemand bei mir zu Besuch ist – meine Verunsicherung wegen des zunehmenden Chaos’ in der Wohnung möglichst nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Andererseits versucht mein Freund, die gröbsten »Fehler« zu vermeiden und zumindest nicht alles zu verräumen. Dies ist ein Mittelweg, der für beide Seiten und zumindest für eine begrenzte Zeit funktioniert. Dann muss sicherlich wieder eine Ruhe- und Aufräumphase kommen, in der ich alleine bin und alles so machen kann, wie ich es brauche, um zur Ruhe zu kommen.
Wenn mich jemand besucht, bedeutet es immer sehr viel Stress für mich, und ich habe noch keinen Weg gefunden, ein guter und entspannter Gastgeber zu sein.
Andere Menschen kommen nur sehr selten zu mir. Wenn mich aber jemand besucht, bedeutet es immer sehr viel Stress für mich, und ich habe noch keinen Weg gefunden, ein guter und entspannter Gastgeber zu sein. Ich bin aber überzeugt davon, dass auch Autisten die Fähigkeit haben, soziales Miteinander zu leben. Nur brauchen wir selbst Geduld und jemanden, der den Mut hat, auch ein etwas unkonventionelles Vorgehen auszuprobieren.
Mein Umfeld kennen zu lernen, kostet mich sehr viel Energie
Ein netter Nachbar, der die Probleme versteht, ist sicher wünschenswert. Vielleicht kann er einen mit zum Einkaufen nehmen? Vermutlich würde ich ab und zu einen Sportverein oder ein Schwimmbad besuchen, wenn ich eines in der Nähe kennen würde. Leider bleibt neben dem Job kaum Zeit dafür. Und bisher konnte ich den Energieaufwand nicht aufbringen, mir so etwas anzuschauen. In einer Stadt, in der man Familie oder Freunde hat, ist es einfacher, denn sie haben meist gute Tipps und können beim ersten Besuch vielleicht auch ihre Begleitung anbieten. Oft sind Informationen zu Eintrittspreisen, notwendigen Ausweisen oder Mitgliedsanträgen sowie Kleidervorschriften sehr wertvoll, um nicht gleich beim Kennenlernen in Fettnäpfe zu treten.
Es ist auch praktisch, wenn Hausarzt und Zahnarzt in Reichweite sind und man Wege und Telefonnummern kennt. Wenn es einem nicht gut geht, fällt es umso schwerer, all dies herauszufinden. Hierfür sind Tipps von Nachbarn oder Freunden wertvoll. Beim Umzug in eine neue Stadt sollte man sich nach und nach das Umfeld aufbauen. Leider habe ich all dies nicht beachtet und erst nach mehreren Jahren bemerkt, dass ich nur gearbeitet habe, ohne wesentliche Dinge meines Umfeldes zu kennen.
Geldangelegenheiten und Behördengänge
Es wäre gut, wenn ein gewisses Budget für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung steht (z. B. pro Woche). Sowohl zu viel als auch zu wenig Geld auszugeben kann zum Problem werden. Vielleicht kann auch hierfür ein Plan nötig sein. Das Erstellen eines solchen Planes ist vermutlich mit der Hilfe eines Nichtautisten einfacher. Allerdings finde ich, dass viele Menschen zu viel Sinnloses kaufen, was ich nicht verstehen kann. Am besten wäre ein guter Freund für solche Fragestellungen.
Mir ist es häufig passiert, dass ich Verträge unterschrieben habe, deren Sinn ich nicht verstand, nur um schnell von dem erdrückenden Gespräch erlöst zu werden.
Für Behördengänge und das Ausfüllen von Anträgen ist es gut, jemanden als Ansprechpartner mitzunehmen. Mir ist es häufig passiert, dass ich Verträge unterschrieben habe, deren Sinn ich nicht verstand. Oft geschah dies einfach, um schnell von dem erdrückenden Gespräch erlöst zu werden. Es ist besser, wenn man sich vor solchen Terminen eine Strategie zurechtlegt und am besten gleich jemanden mitnimmt. Man kann sich die Verträge aushändigen oder gar zusenden lassen, um sie dann in Ruhe zu Hause zu überdenken und noch die Option zu haben, Fragen zu stellen. Dies halte ich für eine dringend notwendige Vorkehrung, um sich nicht durch ein Feststecken in endlosen Verträgen unglücklich zu machen. Ich habe bemerkt, dass ich bei ausreichender Bedenkzeit durchaus in der Lage bin, Entscheidungen auch in bürokratischen Dingen zu treffen. Also bemühe ich mich, mir die Zeit zum Nachdenken zu erbitten. Dies ist zwar im schnelllebigen Alltag mühsam und stößt oft auf Unverständnis, aber es erscheint mir sinnvoller, als andere über mich entscheiden zu lassen. Leider kostet es immer wieder aufs Neue Mühe und Überwindung, diesen Entscheidungsfreiraum einzufordern.
Wie ich mir »Wohnen mit Behinderung« wünsche
Heute, seitdem ich weiß, dass ich Autistin bin, habe ich ein paar Vorstellungen entwickelt, wie ich mir ein »Wohnen mit Behinderung« wünschen würde. Es gibt bereits Ansätze zum Aufbau von Wohngemeinschaften für Erwachsene, zumindest in manchen größeren Städten. Dies stelle ich mir sehr hilfreich und erleichternd im Alltag vor, besonders dann, wenn die Strukturen vorgegeben sind und man seine Energie für den Beruf und die Freizeit aufheben kann und nicht für die schwierige Organisation des Alltags. Hierbei finde ich nicht, dass es nötig ist, etwas extra für Autisten zu organisieren. Menschen, die in ihrem Leben beeinträchtigt sind – egal durch welches Handicap – haben oft ähnliche Schwierigkeiten und verschiedenste Lösungsstrategien entwickelt, die sich gegenseitig bereichern und ergänzen können. Viele Grundstrukturen des Alltags können sicher auch das Leben von Nichtautisten erleichtern.
Eine Art »betreutes Wohnen« für erwachsene Autisten wird mancherorts angeboten. Aufgrund der sehr individuellen Probleme jedes einzelnen Hilfesuchenden müssen unterschiedlichste Strategien erarbeitet werden. Wenn der Rahmen einmal passt und eingeübt ist, kommen viele autistische Menschen sehr gut damit zurecht. Der Aufbau solcher Strukturen steckt derzeit in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Ich hoffe, dass die Notwendigkeit hierfür mittlerweile erkannt ist und sich in Zukunft breitere Realisierungsmöglichkeiten finden. Ein Mitwirken der Betroffenen halte ich hierbei für unentbehrlich. Vermutlich kann jeder Mensch besser leistungsfähig sein, wenn er seine Energie für den Beruf und nicht für die Alltagsorganisation aufwenden kann.
Ich habe das Gefühl, je älter man wird, desto eher findet man seinen eigenen Stil und entwickelt eigene Vorstellungen (anscheinend später als Nichtautisten).
Für den Wohnbereich, aber auch in vielen anderen Lebensbereichen scheint es sich zu lohnen, kreatives und unkonventionelles Vorgehen zuzulassen. Am Ende zählt, dass es funktioniert – egal wie es aussieht, egal wie es sich gehört. Warum soll man nicht einfach ausprobieren? Manche Versuche gehen nur für einen begrenzten Zeitraum gut, aber immerhin, man gewinnt Zeit, und mit der Zeit kommen neue Ideen. Auch habe ich das Gefühl, je älter man wird, desto eher findet man seinen eigenen Stil und entwickelt eigene Vorstellungen (anscheinend später als Nichtautisten). Seit ich versuche, meinen eigenen Stil zuzulassen, finde ich mehr Ruhe und fühle mich wohler. Früher fühlte ich mich sehr oft verkleidet und in einer Musterumgebung abgestellt. Vielleicht dauert das Finden des eigenen Stils für Autisten deshalb länger, weil sie ihn sich selbst erarbeiten müssen, da er unkonventionell im Vergleich zur meist nicht autistischen Umgebung ist.