Kapitel 15 – Kaia
»Das Schwein hält sich wohl für besonders witzig.« Kaia kickte wütend einen Stein vom Wegesrand in den Wald hinein. »Als hätte ich mit einer kranken Tante daheim nichts Besseres zu tun, als ihn auf die Jagd zu begleiten.«
»Rede leise, sonst hört er dich!« Felis starrte angespannt nach vorne, wo Enric den Weg entlangstolzierte, die Armbrust über der Schulter. Er wies auf die beiden Falken, die bereits der Armbrust zum Opfer gefallen waren und nun an einem Stock auf seinen Schultern baumelten. »Meinst du, mir macht es Spaß, ihm beim Töten von Vögeln zu helfen? Aber wir müssen essen. Die Ernte … nun, das weißt du ja selber.«
»Hm.« Kaia versank in tiefes Schweigen. Wenn man Tante Iselda und Georgi glauben konnte, hatte der Sommer gewütet wie seit Jahrzehnten nicht mehr, und die zerstörte Ernte war nur die erste von vielen Katastrophen, die Vala noch heimsuchen würden. Georgi murmelte immer wieder »Etwas stimmt nicht mit den Anemoi«, was Tante Iselda regelmäßig dazu gebracht hatte, sich aufzuregen. Seit zwei Wochen jedoch war sie bettlägerig und bekam nicht mehr mit, wie Georgi heimlich die Anemoi anflehte, das Wetter wieder in Ordnung zu bringen. Einmal hatte Enric ihn dabei erwischt, und Georgi sprach noch tagelang von seiner Verwunderung, dass er nicht der Nächste mit einem gebrochenen Arm wurde. »Man könnte meinen, Enric glaubt an die Anemoi! Das wird seiner Mutter nicht gefallen …«
Sie wischte die Gedanken weg. Wenn sie auch nur halbwegs bei Verstand bleiben wollte, musste sie aufhören, an die Anemoi zu denken, besonders an einen ganz bestimmten der vier. Reas’ Erscheinen vor fünf Wochen und zwei Tagen hatte Tante Iselda
schwer zugesetzt. Nachdem der Pfarrer und die drei Anemoi den Gutshof verlassen hatten, musste ihre Tante eine ganze Woche lang das Bett hüten. Kaia traute sich kaum noch, das Haus zu verlassen, aus Angst, ihre Tante würde inzwischen … Nicht daran denken,
ermahnte sich Kaia. Auch, wenn ihre Tante jetzt wieder bettlägerig war, würde sie doch die wenigen Stunden, die Kaia nicht an ihrer Seite sein konnte, überstehen. Sie musste einfach. Kaia würde es sicher nicht verkraften, wenn gleich beide Menschen, die sie mehr als alles in der Welt liebte, aus ihrem Leben verschwinden würden.
Sie kämpfte gegen die Tränen in ihren Augen an, doch vergeblich. Felis warf ihr einen scheuen Seitenblick zu. »Geht es um … ihn?«
»Was?« Kaia schrak hoch.
»Den Jungen, aus dem Armenhaus. Der mit Pfarrer Maius gekommen ist.«
Kaia starrte ihn an. »Du hast ihn gesehen?«
Felis wirkte leicht irritiert. »Natürlich. Ich habe kein Problem mit meinen Augen, und das Geschrei, das deine Tante veranstaltet hat, hat man sicherlich noch zu den Nachbarhöfen gehört.«
»Wie viele Männer hast du dort stehen sehen?«
»Nun …« Felis wirkte verlegen. »Da war der Pfarrer, dein … Freund, und noch ein oder zwei Männer. Ich habe mich nicht richtig konzentrieren können, ihr habt alle Blicke auf euch gezogen.« Er versuchte ein Schmunzeln, doch es wirkte nicht überzeugend. »Es tut mir leid, was passiert ist, Kaia. Wart ihr schon lange ein Paar?«
»Wir waren kein Paar.« Die Wahrheit ihrer Worte traf sie mit voller Wucht. Reas und sie … Das würde nie etwas werden, und sie sollte aufhören, sich etwas herbeizuwünschen, das keine Zukunft hatte. Er hatte sie beim Wäschewaschen getroffen, gefroren und aufgetaut – und dann war er verschwunden. Dann
auf dem Feld, wo er eine Reihe Blumen hatte wachsen lassen. Dann der Tanz, sein Verschwinden, sein Wiederauftauchen als Bettler aus dem Armenhaus. Wie er sie erkannt und trotzdem erneut verlassen hatte. Nein, sie musste ihn vergessen. Sie konnte ihm ewig hinterhertrauern und daran zugrunde gehen – oder versuchen, irgendwie damit klarzukommen. Zumindest nach außen hin. Die Leere in ihrem Inneren würde sie einfach wegschließen. Wenn sie den stumpfen Schmerz nur lange genug ignorierte, würde er von selbst verschwinden.
»Willst du darüber reden?«
»Nein.« Es tat ihr leid, dass sie Felis so harsch antwortete, er konnte schließlich nichts dafür. Aber sie wollte nicht reden, schon gar nicht mit einem anderen Mann.
»Ich weiß, wie es ist, unglücklich verliebt zu sein«, fuhr er fort. »Und es quält mich, nie darüber reden zu können.«
»Warum?«, zischte sie. »Ist sie eine edle Dame und deine Liebe zu ihr verboten?« Kaia schämte sich für den kläglichen Versuch eines Witzes, doch nun war es zu spät. Sie konnte ihre Worte nicht zurücknehmen.
»Er ist ein Edelmann«, antwortete Felis. »Und ja, unsere Liebe ist verboten, falls es dich tröstet.«
»Felis, ich …« Verdammt. Verdammt! »Felis, es tut mir leid.« Kaia packte ihn am Arm und sie blieben stehen. »Bitte verzeih mir, dass ich so unsensibel war. Ich kann nicht gut mit solchen Themen umgehen.«
»Schon gut.« Felis lächelte traurig. »Es tat gut, es auszusprechen. Du behältst es aber für dich, ja?«
Kaia lächelte zurück. »Meine Lippen sind versiegelt. Gehen wir, bevor das Schwein merkt, dass wir stehengeblieben –«
»Ja!« Ein Triumphschrei durchschnitt die Stille. »Erwischt!« Enric drehte sich zu den beiden um, die außer Atem bei ihm ankamen. »Na los, holt das Vieh! Dort drüben!«
Er deutete auf den Waldrand.
»Im Unterholz?« Kaia rümpfte die Nase. »Dort sollen wir einen Vogel finden? Riesenchance, würde ich sagen.«
»Werd nicht frech! Bring mir den Vogel, oder es setzt Schläge! Na los, worauf wartet ihr noch? Faules Pack!« Er holte aus und traf Kaia mit der Armbrust an der Schulter.
Sterne tanzten vor ihren Augen und sie taumelte. Felis fing sie auf und zog sie mit sich fort. »Komm schon, bevor der Wahnsinnige wieder jemandem die Knochen bricht. Wir finden den Vogel schon.«
Sie huschten ins Unterholz. Endlich vor Enric verborgen. Kaia ließ sich auf den Boden fallen und massierte ihre Schulter. »Verdammt, tut das weh. Wenn ich den Arm nicht mehr richtig heben kann, wie soll ich da die Betten machen?«
»Gar nicht«, antwortete Felis unbekümmert. »Ich mach das für dich, und du versorgst dafür meine Tauben. Wir sind mittlerweile so daran gewöhnt, dass ständig jemand einen anderen Dienstboten ersetzen muss, weil Enric wieder jemanden zusammengeschlagen hat – ich glaube, man könnte jeden von uns auf jedem Posten einsetzen.«
Kaia prustete los. »Ich möchte nur zu gern sehen, wie Georgi die Betten macht und das Nachtgeschirr leert. Und wie du den Pferdestall ausmistest.«
Felis fiel in ihr Gelächter ein. »Lass uns den Vogel suchen. Wir müssen es ja nicht provozieren.« Er legte den Finger auf die Lippen. »Sei still.«
Kaia schwieg und lauschte, denn offensichtlich hatte Felis etwas gehört. Er nickte zufrieden, doch binnen eines Augenblicks fiel sein Lächeln in sich zusammen.
»Was ist?«
Er sah sie traurig an. »Eine Taube. Enric hat eine Taube geschossen.« Er ging tiefer in den Wald hinein und kam mit einer weißen Taube auf dem Arm zurück. Sie gurrte aufgeregt.
»Sch«, machte er. »Du brauchst keine Angst zu haben, wir tun dir nichts.« Er seufzte. »Wir nicht.«
»Und Enric auch nicht.« Kaia rappelte sich auf und ging zu Felis. Sie nahm ihm die Taube aus dem Arm und strich über ihr reinweißes Gefieder. »Was für ein hübsches Tier. Sie macht sich doch bestimmt gut in unserem Taubenschlag, oder? Ich kann Enric bestimmt davon überzeugen, dass es besser ist, auf Dauer Taubeneier zu haben als nur einen einzigen Braten.«
Felis wurde blass. »Tu das nicht, Kaia. Er ist so gierig – ich glaube nicht, dass er darauf eingehen wird.«
»Aber es gibt auf Dauer mehr zu essen für ihn, wenn er sie nicht tötet, das versteht jedes Kind.«
»Nicht Enric«, beharrte Felis. »Er wird das nicht kapieren. Der kapiert doch auch nicht, dass wir nicht ordentlich arbeiten können, wenn er uns permanent verprügelt.« Er horchte auf. »Pst!«
Schritte im Unterholz. »Habt ihr faules Gesindel den Vogel endlich gefunden? Ich will meinen Braten, und zwar heute noch, wenn es den Herrschaften beliebt!«
Felis blickte Kaia flehend an. »Nicht, bitte … Ich werde ihm gestehen, dass wir die Taube nicht gefunden haben, aber bitte … Bitte verstecke sie irgendwo unter deinem Kleid!«
Kaia strich der Taube rasch über den Kopf und drückte einen Kuss auf das weiße Gefieder. »Schön still sein, verstanden? Unsere drei Leben hängen davon ab.«
Die Taube sah sie an, als hätte sie sie genau verstanden. Kaia hob ihre Schürze hoch, schob die Falten ihres Rockes auseinander und versteckte das Tier in der Tasche ihres Unterrockes. Sie strich ihr Kleid glatt und drehte sich um, genau in dem Moment, in dem Enric durch das Dickicht brach. »Reizend, machen wir eine kleine Pause, ja?«
Felis blinzelte nervös. Er musste seine Atemlosigkeit nicht spielen. Kaia fing an, zu keuchen, als wäre sie außer Atem vom
Umherrennen. »Wir haben … wir haben das ganze Unterholz durchgesucht, aber … hier ist kein Vogel.«
Enric blickte sie an, als hätte sie ihm erklärt, dass es nie wieder etwas zu essen geben würde. »Kein … kein Vogel?« Er blickte hinüber zu Felis.
Felis’ Schultern verkrampften sich schon in Erwartung der Schläge. Er hob die Arme, um seinen Kopf zu schützen.
Nicht schon wieder. Nicht wieder Schläge auf den Arm, der bereits zweimal gebrochen war. Kaia würde ihn kein drittes Mal richten können. Wenn Enric Felis wieder den Arm brach, würde Felis ein Krüppel bleiben. Sie trat zwischen die beiden Männer. »Ehrlich, Enric, wir haben keinen Vogel gefunden. Es war ein kleines Tier, oder? Vielleicht hat es ein Raubvogel –«
Weiter kam sie nicht. Die Armbrust sauste nieder und fand ihr Ziel. Enric traf Kaia an der Schläfe. Diesmal ließen sich die Sterne vor ihren Augen nicht mit raschem Blinzeln vertreiben. Kaia taumelte und sackte zusammen. »Lass mich nicht auf die Taube fallen, sonst war alles umsonst«, war das letzte, was sie dachte.
Als sie wieder zu sich kam, fand sie sich in Felis’ Armen wieder. Er tupfte ihre Stirn mit einem Taschentuch ab. »Beim Einzigen, du bist wach!« Er atmete hörbar auf. »So ein Glück, ich dachte schon … Kannst du aufstehen?«
»Was ist mit der Taube?« Kaia brachte die Worte nur undeutlich hervor. »Habe ich … Bin ich auf sie draufgefallen?«
»Dass du keine anderen Sorgen hast.« Felis hob tadelnd den Zeigefinger.
Kaia spürte einen leichten Druck auf ihrem Bauch. Die Taube hüpfte auf ihr herum und zupfte fröhlich einzelne Fäden aus ihrer Schürze. Beinahe gegen ihren Willen musste Kaia lächeln. »Schön, dass es sich gelohnt hat. Sie sieht mir ganz munter aus, die Kleine.«
»Er«, berichtigte Felis. »Es ist ein Junge, erkennbar an –«
»Schon gut, du brauchst mir keine Lektion in Taubenkunde geben, vielen Dank.« Kaia spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sofort wurde ihr wieder schwindelig. Aber es nutzte nichts. »Hilf mir auf. Wir müssen zurück, sonst bist du der nächste, der Enrics Wut zu spüren bekommt.«
Felis stützte sie, und gemeinsam trotteten sie den Weg zum Gutshof zurück. Felis quartierte seinen Neuzugang im Taubenschlag ein und befahl Kaia strikte Bettruhe, was ihr entgegenkam, denn sie war sich sicher, mindestens eine Gehirnerschütterung davongetragen zu haben, wenn nichts Schlimmeres. Da es keine Beschwerden von Seiten der Herrschaft gab, schien sich Felis mit dem Bettenmachen nicht ganz verkehrt anzustellen. Nach einer Woche konnte sie zum ersten Mal aufstehen, ohne sofort wieder schwankend niederzusinken. Sie huschte hinüber zu Tante Iselda, die ebenfalls ihr Bett nicht verlassen konnte. Kaum erblickte ihre Tante sie, hellte sich ihr Gesicht auf. »Kind, ich dachte schon … Tu mir so etwas nie wieder an, ja?« Sie strich Kaia über die Wange, und Kaia versuchte, die Traurigkeit aus ihrem Lächeln herauszuhalten. Tante Iselda ging es von Tag zu Tag schlechter, und wer wusste, wie lange sie noch haben würde. Kaia würde nicht mehr von ihrer Seite weichen. Die wertvolle Zeit, die sie noch gemeinsam in dieser Welt hatten, musste genutzt werden.
Wunschdenken. Die Arbeit machte sich nicht von allein, und die dunklen Schatten um Felis’ Augen zeigten, dass er der doppelten Belastung nicht mehr lange gewachsen sein würde. Vier Wochen, nachdem Enric sie bewusstlos geschlagen hatte, fühlte sich Kaia endlich gut genug, um wieder vollständig ihrer Arbeit nachzugehen – und Felis anzubieten, ein paar seiner Aufgaben zu übernehmen, damit er sich ausruhen konnte.
»Kommt nicht in Frage, du bist gerade erst wieder gesund!«
»Und du nicht mehr lange, wenn du so weitermachst. Los, Felis, hau dich aufs Ohr. Ich übernehme die Tauben. Ich muss
doch wenigstens einmal nach unserem Schützling sehen, oder nicht?«
Felis gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. »Na schön. Du gibst ihnen Weizen, vier Handvoll –«
»Und viel Wasser, ich weiß. Mein Gedächtnis funktioniert noch.« Kaia grinste und machte sich auf den Weg zum Taubenschlag. Die weiße Taube schien beinahe auf sie gewartet zu haben, denn kaum betrat Kaia den Taubenschlag, flatterte der Vogel wild mit einem Flügel und gurrte. »Sch, alles ist gut.« Kaia beugte sich herunter und holte sie aus dem Nest. Sie nahm sie auf den Arm und streichelte ihr Gefieder, auch – unendlich vorsichtig – den Flügel, der von Enrics Pfeil durchlöchert war. »Felis hat dich gut versorgt, was?« Der Vogel gurrte leise und legte den Kopf an Kaias Brust. »Wie hat Enric nur darüber nachdenken können, dich zu Braten zu verarbeiten?«
Das Tier schrie auf. Nein, es gurrte, Tauben schrien nicht. Kaia strich ihm ein letztes Mal über das reinweiße Gefieder, dann setzte sie es wieder in das Nest. Die Taube schlug ihren gesunden Flügel. »Was, noch mehr Streicheleinheiten?« Kaia kicherte und nahm sie ein zweites Mal auf den Arm. Wieder das tiefe, kehlige Gurren, so friedlich. Kaia könnte für immer hierbleiben und so tun, als würde sich dort draußen die Welt nicht weiterdrehen.
Aber Wunschdenken brachte sie nicht weiter. Sie setzte die Taube zurück, und wie erwartet fing das Tier wieder an, mit seinem Flügel zu schlagen. »Jetzt ist es gut«, sagte Kaia. »Ich kann nicht länger hierbleiben, ich habe zu arbeiten.« Sie wendete sich zur Tür. Die Taube schlug ihren Flügel nun gegen die Bretterwand an der Seite des Nests, und der Lärm war sicher bis hinunter in den Stall zu hören. »Sei doch still«, rief Kaia. »Benimm dich, hörst du?« Sie drehte sich wieder um, und diesmal erklang hinter ihr ein dumpfes Poltern, gefolgt von einem protestierenden Krächzen.
Das durfte nicht wahr sein. Die Taube war aus dem Nest gesprungen, obwohl sie ganz offensichtlich noch nicht wieder fliegen konnte. Sie lag am Boden, und ihr Flügel stand in einem seltsamen Winkel ab. »Was machst du denn bloß?« Kaia eilte zu ihr. »Du hast doch nicht etwa …« Das Tier hatte sich den Flügel gebrochen. Wenn Felis das sehen würde … Kaia konnte sich seine Verzweiflung nur zu gut ausmalen, denn einen Teil dieser Verzweiflung spürte sie selbst. »Wir haben dich doch nicht gerettet, damit du dich nun selber umbringst! Hör zu: Ich setze dich jetzt in dein Nest, und du bleibst dort, hörst du? Du bleibst, bis ich etwas geholt habe, womit ich deinen Flügel schienen kann.«
Kaum näherten sich ihre Hände mit dem Vogel darin dem Nest, fing er wieder an, mit seinem gesunden Flügel zu schlagen. Wenn sie ihn nun ins Nest setzen würde, würde er sich bestimmt wieder herausstürzen. Kaia wusste sich keinen Rat mehr. Wo sonst sollte sie die Taube unterbringen, wenn nicht hier im Taubenschlag? Ein letzter Versuch: »Na schön, du kommst mit zu mir, zufrieden?« Sie würde wieder mit dem Flügel schlagen, und dann würde Kaia mit ihrer Weisheit am Ende sein.
Die Taube blieb still. Sie machte es sich auf Kaias Arm bequem und schmiegte sich an ihre Brust. Ihr Gurren vibrierte in Kaias gesamten Körper. Kaia schloss die Augen. So friedlich …
Die Arbeit wartete. Kaia öffnete die Augen. Sie streichelte der Taube noch ein letztes Mal über das Gefieder, dann legte sie sie behutsam in ihre Tasche. Bevor das Tier wieder mit den Flügeln schlug und sich weiter verletzte, würde Kaia es lieber mit zu sich nehmen. Sie fütterte und tränkte die Tauben, huschte zurück in ihre Kammer und setzte die Taube auf den Fensterstock. Das war sicher ein guter Platz für das Tier. Es konnte hinaussehen, ihm würde nicht langweilig werden.
Es schlug mit dem Flügel. Kaia verdrehte die Augen. Ging das wieder los.