Catalina
Die nächsten zwei
Tage versanken in einem Nebel aus Santiago, Schlafen, kleinen Portionen Essen und ein paar vorsichtigen Dehnübungen, um meine Muskeln wieder zu lockern. Und es passierte etwas, von dem ich niemals gedacht hätte, dass es noch möglich wäre: Santiago wurde noch fürsorglicher. Er versuchte wirklich, mir absolut jeden Wunsch von den Augen abzulesen und darüber hinaus jedes noch so kleine Bedürfnis zu stillen, selbst wenn ich noch gar nicht wusste, was ich eigentlich wollte.
Es war ein schönes Gefühl. Und erinnerte mich gleichzeitig an meine eigene Hilflosigkeit. Denn die fünf Tage meiner Gefangenschaft hatten mich schwerer getroffen, als ich zunächst erwartet hatte. Stille war wirklich zu einem Problem für mich geworden, genauso wie Dunkelheit. Nachts durfte Santiago nicht mehr meine Seite verlassen. Das hatten wir erst in der letzten Nacht festgestellt. Er hatte wohl einen Anruf erhalten und hatte das Bett für eine Weile verlassen, und kurz danach war ich schreiend aufgewacht. Santiago hielt wortwörtlich die Albträume fern.
Obwohl ich mich an ein Leben ohne Santiago nicht erinnern konnte, machte mir dieses Level von Abhängigkeit ein wenig Angst.
Als hätten ihn meine Gedanken herbeigerufen, kam Santiago gerade zurück ins Schlafzimmer und hielt dabei eine hellblaue Schüssel in der Hand. Er lächelte mich an, setzte sich auf die Bettkante und reichte mir mein Frühstück. Als ich den Inhalt erblickte, seufzte ich leise.
»Schon wieder Porridge.«
»Du hast Dr. López gehört. Wenigstens habe ich dir dieses Mal etwas frische Banane dazugelegt.«
Ich rollte mit den Augen. Als würde das Obst jetzt einen großen Unterschied machen. Mein Blick glitt über die fein säuberlich geschnittenen Bananenscheiben. Alle schienen exakt gleich dick zu sein. Aber hatte ich ernsthaft etwas anderes erwartet? Santiago war ein Künstler mit dem Messer, egal in was er seine Klinge bohrte. Mir hingegen lagen eher Schusswaffen. Im Zweifelsfall war ich sogar eine ganz passable Scharfschützin.
Santiago beobachtete mich mit Adleraugen, während ich mein Frühstück aß. Wenn er vorher schon darauf geachtet hatte, dass ich regelmäßig aß, was ich zugegebenermaßen manchmal vergaß, dann war er jetzt geradezu besessen davon, dass ich genug Nahrung zu mir nahm. Und obwohl es mir ein bisschen unangenehm war, dass er mich so anstarrte, sorgte es doch gleichzeitig dafür, dass mir warm ums Herz wurde.
Ich hatte nie wirklich daran gezweifelt, dass ich ihm wichtig war, aber seit er mich gerettet hatte, war es geradezu überdeutlich.
Nachdem ich aufgegessen hatte, stieg ich vorsichtig aus dem Bett, um meine geprellte Rippe nicht übermäßig zu belasten, und ging in die Küche, um abzuspülen. Santiago folgte mir dabei wie ein riesiger, tätowierter Schatten.
Während ich abtrocknete, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass Santiago ein wenig … angespannt war. Ich sah ihn über meine Schulter hinweg an.
»Ist alles in Ordnung?«
Er lehnte hinter mir am Küchentresen und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Schweigend nickte er, und ich seufzte. »Fangen wir wieder damit an, dass du mir nicht alles erzählst?«
Er schnaubte. »Das ist es nicht.«
Ich räumte die Schüssel weg und machte mir ein Glas Brühe zum Trinken. »Was ist es dann?«, fragte ich mit dem Rücken zu ihm.
Ich bekam so lange keine Antwort, bis ich mich mit dem Glas in der Hand zu ihm umdrehte und ihn ansah.
»Möchtest du duschen gehen?«
Ich blinzelte. Warum schien ihm diese Frage solche Probleme zu bereiten? Welches Detail entging mir hier?
»Klingt himmlisch. Ich habe das Gefühl, dass ich eine Dusche dringend nötig habe.« Ich wusste, dass Santiago in der Nacht, in der er mich gerettet hatte, mich auch gewaschen hatte. Aber eine Dusche war dann doch etwas anderes.
»Okay, dann lass uns gehen.«
Ich wollte mich schon in Richtung Badezimmer in Bewegung setzen, als mir auffiel, was er da gerade gesagt hatte. Ich starrte ihn an. »Uns?«
Sein Gesichtsausdruck bekam etwas Stoisches. »Du bist noch nicht wieder richtig fit. Glaubst du wirklich, dass ich dich alleine duschen lassen würde? Was ist, wenn du plötzlich in Ohnmacht fällst?«
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Dann trank ich erst einen Schluck Brühe, um meinem Gehirn Zeit zu geben, sich eine Antwort zu überlegen. Leider war ich danach noch nicht wirklich schlauer. Jedenfalls klang es nicht wirklich nach einer intelligenten Idee, wenn Santiago mir beim Duschen half.
»Ich … denke, ich kriege das schon hin.«
»Und ich werde kein Risiko eingehen.«
Ich schluckte. Wollte ich das jetzt wirklich tun? In mir stritten das Bedürfnis nach einer Dusche mit dem Widerwillen, mich nackt vor Santiago hinzustellen. Letztendlich gewann mein Bedürfnis nach Sauberkeit.
»Na schön.«
Ich stellte mein Glas ab und ging dann in das angrenzende Badezimmer, das groß genug war, dass man dort eine kleine Party feiern konnte. Die ebenerdige Dusche, die durch eine Glaswand vom Rest des Raumes getrennt war, befand sich zu meiner Linken. Ich starrte die Kabine an, als könnte sie mir erklären, was jetzt als Nächstes passieren würde. Leider hallte nur Schweigen durch den Raum.
Als ich Santiago hinter mir spürte, wurden mir die Knie weich. Und das hatte absolut nichts mit meinem geschwächten Zustand zu tun. Und dafür ganz viel mit dem Mann hinter mir. Der Mann, der für mich Sicherheit verkörperte. Der mich aus der schlimmsten Situation meines Lebens gerettet hatte. Und der mich erst vor kurzer Zeit eiskalt hatte abblitzen lassen. Aber vermutlich konnte ich mich nicht mehr viel unattraktiver fühlen als in den letzten Tagen. Auch in diesem Moment sah ich mich selbst so überhaupt nicht als Objekt der Begierde. Und schon gar nicht als Objekt von Santiagos Begierde. Denn der Mann musste nur einen Raum betreten, und schon spreizten alle anwesenden Weiber die Beine für ihn.
Die Tattoos. Der Bart. Die Muskeln. Wenn man Santiago ansah, dachte man instinktiv an zerwühlte Laken, an nackte Haut. Man dachte an verbotenen, schmutzigen Sex. An heiße Küsse. Und an Orgasmen. Ganz viele Orgasmen. Ich sprach da aus Erfahrung.
»Bereit?«, flüsterte er hinter mir, und sein Atem, der über meine Haut strich, war wie ein sanftes Streicheln.
In dem Wissen, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte, biss ich mir auf die Unterlippe und nickte. Meiner Stimme vertraute ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Da ich nur einen Pullover von Santiago und Unterwäsche, die er mir gestern gekauft hatte, trug, spürte ich seine Hände auf meiner bloßen Haut, als er den Saum des Pullovers ergriff. Die Berührung ließ mich zusammenzucken, aber wir taten beide so, als hätten wir es nicht bemerkt. Vorsichtig, um meine geprellte Rippe nicht zu strapazieren, hob ich die Arme, und Santiago zog mir das Oberteil über den Kopf. Mit einem leisen Rascheln ließ er es zu Boden fallen. Als Santiago hinter mir in die Knie ging, um mir die Unterhose auszuziehen, strich sein Atem über die empfindsame Rückseite meiner Oberschenkel. Es kostete mich jedes bisschen Selbstbeherrschung, um nicht laut aufzustöhnen.
Fuck.
Wie schaffte es dieser Mann, dass bloßes Atmen zu einem Vorspiel wurde?
Als er zurücktrat und dann an mir vorbeiging, um das Wasser in der Dusche aufzudrehen, war ich mir überdeutlich bewusst, dass er vollständig angezogen war, wohingegen ich nackt dastand. Während er mir den Rücken zugedreht hatte, strich ich meine Haare nach vorne, damit wenigstens meine Brüste bedeckt waren. Ich beobachtete, wie sich seine Muskeln unter dem schwarzen Shirt bewegten, als er an den Hähnen drehte und die Wassertemperatur prüfte.
Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich, mich selbst zu beruhigen. Allerdings lag sein Geruch in der Luft und erschwerte mir eher das Denken, anstatt mir dabei zu helfen, etwas Klarheit in meinen benebelten Verstand zu bringen.
In diesem Moment drehte sich Santiago zu mir. Sein Blick glitt über meine Haare, die meine Brüste bedeckten, aber keine Regung zeigte sich auf seinem Gesicht. Es war ihm absolut nicht anzusehen, was er dachte, und das machte die Situation für mich nur schwieriger.
Man sollte meinen, dass ich nach meiner Entführung und Folter größere Probleme hatte, als nackt vor Santiago zu stehen. Einem Mann, der mein absolutes Vertrauen genoss. Aber stattdessen fühlte ich mich angreifbar und verletzlich. Eine weitere Abweisung von ihm würde mich zu diesem Zeitpunkt vermutlich zerreißen, und ich hatte nicht mehr die Kraft, um diesen Schlag abzufangen.
Während ich noch überlegte, ob ich mich nicht einfach umdrehen und aus dem Badezimmer verschwinden sollte, streckte Santiago die Hand nach mir aus.
»Komm her.«
Sofort setzte ich mich in Bewegung. Ob ich den Tag noch erleben würde, in dem ich nicht sofort alles tat, was er von mir verlangte? Besonders wenn er in dieser tiefen, vibrierenden Tonlage sprach, die alles in mir zum Schmelzen brachte? Wahrscheinlich nicht.
Meine Hand landete in seiner. Er führte mich in die Duschkabine, während er sich knapp außerhalb des Wasserstrahls aufhielt. Sein Blick war fest auf mein Gesicht gerichtet, als er mich sanft nach hinten dirigierte. In den dunklen Tiefen seiner Augen hätte ich in diesem Moment einfach versinken können. Wasser traf auf meine Haut, lief an meinem Körper hinab. Die Intensität des Augenblicks ließ mich zittern.
»Zu kalt?«, fragte er, und ich könnte schwören, dass da ein leichtes Kratzen in seiner Stimme war, das da vorher noch nicht gewesen war.
Ich schüttelte den Kopf. Ehrlich gesagt hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie warm oder kalt das Wasser war. All meine Nervenenden waren mit Santiago beschäftigt. Da konnte ich mich nicht auf so etwas Banales wie die Wassertemperatur konzentrieren.
»Dreh dich um«, kommandierte Santiago, und sein ruhiger Tonfall gab mir wieder etwas Sicherheit. »Hinter dir stehen Shampoo und Duschgel.« Ich fühlte mich ein wenig wie eine Marionette, und er war derjenige, der die Fäden zog. Aber dieses Gefühl kannte ich. Es beruhigte mich. In beinahe jeder Trainingseinheit mit Santiago hatte ich mich bisher so gefühlt. Wenn er mir zeigte, wie ich meine Arme halten musste, wie ich mein Gewicht zu verlagern hatte und wie ich eine Faust ballte, ohne dass ich beim Schlagen Gefahr lief, mir den Daumen zu brechen.
So wie es schon mein ganzes Leben lang gewesen war, schien Santiago ein extrem feines Gespür für meine Stimmung zu haben, denn er beließ es nicht bei diesem einfachen Kommando.
»Nimm zuerst das Shampoo, rechte Flasche. Wasch dir die Haare.«
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während er mir erklärte, wie ich meine Haare zu waschen hatte. Danach half er mir, den Schaum auszuwaschen. Die ganze Zeit über lag immer mindestens eine seiner Hände irgendwo auf meinem Körper. Meine Hüfte, mein Rücken, meine Schulter. Der direkte Hautkontakt elektrisierte mich und gab mir gleichzeitig Sicherheit. Genauso wie seine Kommandos.
»Jetzt das Duschgel. Nimm den Schwamm, der danebenliegt. Er ist frisch.«
»Es hätte mich nicht gestört«, murmelte ich zu mir selbst.
»Bitte?«, fragte Santiago, der mich über das Geräusch des Wassers nicht verstanden hatte.
»Es hätte mich nicht gestört«, wiederholte ich jetzt lauter. Denn die Mühe, dass ich versuchte, so zu tun, als hätte ich nichts oder etwas anderes gesagt, konnte ich mir gleich sparen. Santiago durchschaute beinahe jede meiner Lügen. Und ganz sicher würde er es in meinem jetzigen Zustand bemerken.
»Was?« Seine Hand strich durch meine nassen Haare und glitt dabei ganz sanft auch über meinen Rücken.
»Denselben Schwamm wie du zu benutzen.«
Er lachte leise. »Nimm jetzt das Duschgel, mi vida
.«
Dieser Spitzname bringt mich eines Tages noch um den Verstand.
Ich verteilte etwas von dem Duschgel auf dem Schwamm und begann, meinen Oberkörper zu waschen. Allerdings auch nicht viel mehr als das. Denn sobald ich mich auch nur leicht nach vorne beugte, protestierte meine Rippe. Natürlich entging Santiago nicht, dass ich jetzt bereits zum wiederholten Male meinen Bauch wusch.
»Gib mir den Schwamm.«
Das war keine gute Idee. Gar keine gute Idee.
Ich rührte mich nicht.
»Catalina.«
Ich gab ihm den Schwamm.
Ganz sachte begann Santiago damit, meinen Rücken zu waschen. Die Unsicherheit, die ich zu Beginn der Dusche noch empfunden hatte, war dank seiner Art und Weise, mit mir umzugehen, beinahe vollständig verschwunden. Der Ersatz für dieses Gefühl war jetzt aber auch nicht unbedingt besser.
Denn plötzlich war da wieder die Leidenschaft, die nur Santiago in mir auslösen konnte. Ein Prickeln durchfuhr mich, ließ Schmetterlinge in meinem Bauch aufgeregt flattern. Zwischen meinen Beinen pulsierte es, und ich wusste, dass die Feuchtigkeit dort nicht alleine durch das Wasser kam.
Jetzt war es amtlich. Ich hatte den Verstand verloren. Ich war entführt und gefoltert worden. Ich war erst seit zwei Tagen wieder in Sicherheit und konnte mich kaum für längere Zeit alleine auf den Beinen halten. Und trotzdem stand ich jetzt nackt unter der Dusche und konnte nur daran denken, wie sehr ich Santiago begehrte.
Der Schwamm glitt über meinen Rücken zu meiner Hüfte. Von dort über meinen Po bis hinunter zu meinen Beinen. Santiago nahm sich Zeit, von der Rückseite meines Oberschenkels in langsamen kreisenden Bewegungen bis hinunter zu meinem Knöchel zu waschen. Dann wechselte er zur anderen Seite und arbeitete sich den gleichen Weg wieder nach oben.
»Dreh dich um.«
Dieses Mal bildete ich mir das leichte Grollen in seiner Stimme aber definitiv nicht ein. Es war da.
Ich schluckte, als ich mich vorsichtig, damit ich auf den nassen Fliesen nicht ausrutschte, zu ihm umdrehte. Meine Augen weiteten sich, als ich bemerkte, dass er jetzt eindeutig näher stand als vorher. Das Wasser hatte die Vorderseite seines T-Shirts durchnässt und klebte jetzt an jeder einzelnen verführerischen Kontur seines muskulösen Körpers. Allein der Anblick ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Ganz bewusst hielt ich den Blick auf seine breite Brust anstatt auf sein Gesicht gerichtet, während er sanft meine Arme wusch. Obwohl ich meinen Oberkörper bereits gewaschen hatte, strich er mit dem Schwamm über mein Schlüsselbein, meine Brüste und meinen Bauch. Als er meine steifen Nippel streifte, konnte ich ein leises Wimmern nicht unterdrücken. Eigentlich hatte ich gehofft, dass es ihm über das Geräusch der rauschenden Dusche hinweg vielleicht entgehen würde, aber die Art und Weise, wie seine Hand den Schwamm fester umfasste, teilte mir wortlos mit, dass er mich ganz genau gehört hatte.
Allerdings verwirrte mich seine Reaktion. Sollte Santiago vielleicht doch nicht ganz so unberührt von mir sein? Aber hatte das, sollte es so sein, wirklich eine Bedeutung? Schließlich stand ich nackt und nass vor ihm, und er musste mir dabei helfen, meinen Körper zu waschen, musste mich also auch noch aktiv anfassen. Welcher Mann wäre dabei wohl kalt geblieben? Vermutlich keiner.
Dennoch war dieser kleine Beweis mangelnder Selbstkontrolle wie ein Preis für mich. Ein geradezu berauschendes Gefühl der Macht durchlief mich, und ich lächelte still vor mich hin. Ich hatte Santiago eine Reaktion entlocken können.
Jetzt ging er in die Knie und widmete sich auch auf dieser Seite wieder meinen Beinen. Als er die Innenseiten meiner Oberschenkel wusch, hielt ich die Luft an. Ich musste die Beine etwas spreizen, und seine Hand kam dabei gefährlich nah an meine Pussy. Vermutlich konnte er trotz des Wassers die Hitze spüren, die von dort ausging. Prompt errötete ich.
Kurz danach schien Santiago mit der Reinigung meines Körpers zufrieden zu sein, denn er ließ den Schwamm fallen und griff an mir vorbei, um das Wasser wieder abzudrehen. Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, und ein leichtes Zittern hatte meine Hände befallen. Mir war heiß und kalt gleichzeitig.
Wortlos drehte Santiago sich um und griff nach dem großen flauschigen Handtuch, das neben der Duschkabine auf dem Handtuchwärmer hing. Er breitete die Arme aus. Den Blick weiterhin fest auf seine Brust gerichtet, machte ich ein paar Schritte nach vorne und ließ mich in seine Arme schließen, damit er mich in das Handtuch einwickeln konnte.
Wärme und Santiagos Geruch hüllten mich ein. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich einfach nur auf das Gefühl der Sicherheit, das er mir vermittelte. Und direkt darunter wartete die verbotene Leidenschaft, die ich für Santiago empfand. Verboten, weil er älter war als ich. Weil er mich seit meiner Kindheit kannte. Weil er mein Beschützer war. Und weil er nie irgendwelche Anzeichen gezeigt hatte, dass er ähnlich für mich empfand.
Ich legte eine Hand auf seine Brust, fühlte seinen stetigen Herzschlag unter meinen Fingerspitzen. Im nächsten Moment spürte ich, wie Santiago den Kopf beugte und die Lippen auf meine Stirn legte. Die Berührung fuhr mir wie ein Stromschlag direkt zwischen die Beine.
So standen wir da. Eng umschlungen. Mein Herz schlug rasend schnell. Mein Puls vibrierte zwischen meinen Beinen. Und ich wünschte, dass dieser Moment noch ein wenig länger andauern würde.
Aber auch Santiago schien keine Eile zu haben, uns wieder zu trennen. Stattdessen zog er mich noch näher an sich, und ich hörte ihn tief ein- und ausatmen.
Und so war es am Ende ich, die den Augenblick unterbrach. Ich öffnete die Augen und lehnte mich nach hinten, damit ich ihm endlich ins Gesicht sehen konnte. Feuer tanzte in seinen Iriden, und die Intensität, mit der er mich ansah, bescherte mir eine Gänsehaut. Ein Schauer rann über meinen Rücken und ließ meine Fingerspitzen kribbeln.
Vorsichtig legte ich ihm eine Hand an die Wange, strich mit den Fingerspitzen über seine Bartstoppeln. »Santiago.«
»Catalina.«
Mein Name klang wie ein Wunsch und Flehen gleichzeitig. Eine Warnung und ein Angebot. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, bis sich Sekunden wie Minuten anfühlten und Minuten wie Stunden. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Er hielt mich fest. Unsere Blicke waren miteinander verschmolzen, bis ich die Lider schloss.
Dann fanden meine Lippen seine, und ich küsste Santiago. Mit meiner ganzen Sehnsucht und Verzweiflung, die ich für ihn empfand.