Kapitel 7
Lena trat für die letzten Meter des Anstiegs bis zur Einfahrt noch einmal fest in die Pedale, schwang sich dann vom Fahrrad und streckte sich. Endlich. Ihre Beine spürten nach einem langen Tag im Café jede der drei Meilen von der Bushaltestelle bis nach Hause. Aber als ihr Auto heute Morgen nicht angesprungen war, hatte sie keine andere Wahl gehabt, als sich auf den Drahtesel zu schwingen.
Sie schob das Fahrrad durch das Tor und hinter die Garage. Als sie um die Ecke kam, musste sie beim Anblick von Jess fast stöhnen. Lena war jetzt wirklich zu müde für eine weitere unangenehme Auseinandersetzung.
Immerhin sah Jess momentan nicht besonders einschüchternd aus. Ihr Oberkörper war in der Papiertonne verschwunden. Sie trug eine ausgewaschene Jeans, die ihre Kurven umschmeichelte.
Lena stolperte und fing sich gerade noch, bevor sie kopfüber in den Komposthaufen fiel. Ihr Fuß hatte einen der Steine gestreift, die den schmalen Pfad säumten. »Mist.« Sie hätte besser auf den Weg achten sollen als auf den Hintern ihrer unhöflichen Nachbarin.
Jess zog den Kopf aus der Papiertonne. Ihr Gesicht war knallrot.
Sie starrten einander an.
Was war passiert? Es war ja nicht so, als hätte sie Jess bei etwas Peinlichem erwischt. »Ähm, hi.«
Jess sah abwechselnd zu ihr und dann auf das Papier, das sie in ihrer Faust hielt. »Hi.« Sie stopfte was auch immer sie aus der Tonne gerettet hatte in ihre Hosentasche. »Ich, ähm, ich habe eine Telefonnummer verloren, die ich auf einem Umschlag notiert hatte. Von … von einer Freundin.«
Wenn Jess das ohne panischen Gesichtsausdruck und ohne Erröten gesagt hätte, wäre das eine einleuchtende Erklärung gewesen. Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Vielleicht wollte sie etwas vor ihrer Mutter verheimlichen. Oder es ging um ein Date. Letztlich war es egal. Was auch immer es war, nichts davon betraf Lena.
»Okay, gut, dass Sie den Zettel mit der Nummer gefunden haben.« Lena ging an Jess vorbei, lehnte ihr Fahrrad gegen den Zaun und schloss es mit beiden Ketten an. Das dreißig Jahre alte Rad war ein Flohmarktfund und nicht wertvoll, aber es war ihre einzige Alternative für die Tage, an denen ihr Auto streikte. Zumindest im Sommer.
»Ja, also, ich muss los.« Jess hastete den Pfad zum Haupthaus entlang, hielt aber nach wenigen Schritten an und sah über ihre Schulter. »Wo kommen Sie jetzt her? Von der Arbeit? Arbeiten Sie immer so spät?«
Seit wann interessierte sich Jess für ihren Tag? Lena hatte nichts zu verbergen und die aus der Fassung gebrachte Version der sonst so selbstsicheren Dr. Riley war irgendwie fast niedlich. »Ich habe heute eine Doppelschicht im Café übernommen. Die andere Kellnerin ist nicht erschienen.« Obwohl sie so müde war, dass sie auf der Stelle hätte einschlafen können, war Lena froh, die zusätzlichen Stunden gearbeitet zu haben. Jetzt konnte sie sich eine Autoreparatur leisten.
»Oh, Sie kellnern? Wo arbeiten Sie?« Die Röte war aus Jess’ Gesicht verschwunden und sie kniff die Augen zusammen.
»Cashew Cult. Es ist ein Bio-Café in der Nähe des Wochenmarktes.« Unter dem strengen Blick verlagerte Lena das Gewicht von einem Bein aufs andere. Als Jess nichts antwortete und auf etwas zu warten schien, sprach sie weiter. »Sie benutzen regionale Zutaten und das Essen schmeckt köstlich. Besonders die Kuchen. Aber das Abendessen ist auch sehr gut, viele mediterrane Gerichte und aus dem Nahen Osten. Sie sollten es bei Gelegenheit ausprobieren.«
O nein. Warum hatte sie Jess eingeladen? Das Letzte, was sie auf der Arbeit gebrauchen konnte, war ein überkritischer Gast. Kellnerin war zwar nicht ihr Traumjob, allerdings glaubte sie an die Qualität des Essens.
»Vielleicht schaue ich mir das bei Gelegenheit an. Früher oder später muss ich ja auch mit Ella einen Ausflug machen.« Als sie den Namen ihrer Tochter erwähnte, entspannten sich Jess’ Gesichtszüge. Die attraktive Ausstrahlung, die Lena im Krankenhaus bemerkt hatte, erschien wie der erste Hauch von Grün nach einem langen Winter.
»Gute Idee. Sie wären nicht die einzige Mutter mit Kinderwagen. Geht es Ella besser?« Vielleicht konnte sie Jess mit einem Gespräch über ihre Tochter etwas zum Auftauen bringen.
»Was meinen Sie?« Jess spannte sich an wie eine Katze vor dem Sprung.
»Ich habe Sie vor ein paar Nächten mit Ella im Garten gesehen. Sie schien Schwierigkeiten mit dem Einschlafen zu haben. Die Kleine klang irgendwie ganz unglücklich.«
»Oh, das.« Jess zuckte mit den Schultern und lächelte. »Es geht ihr wieder gut. Ich habe die Babynahrung gewechselt und sie verträgt diese viel besser.«
»Schön.« Lena wollte die Unterhaltung fortsetzen, jetzt, da sie ein Thema gefunden hatte, das nicht sofort in Abwehr endete, aber sie brauchte dringend eine heiße Dusche. Und sie musste sich beeilen, da sie ihre Klienten erwartete. Sie befreite ihre Tasche vom Gepäckträger. »Es tut mir leid, aber ich muss los. Wir sehen uns.«
Jess nickte und marschierte, ohne einen Blick zurückzuwerfen, in Richtung Haupthaus.
Lena folgte langsamer. Jeder kleinste Stein schien sich in ihre Sohlen zu bohren, als ginge sie barfuß auf den Kieselsteinen. Sie würde so gern ihre Füße ein paar Minuten hochlegen, sich entspannen, abschalten. Aber sie musste an ihre Rechnungen denken.
Endlich lag Ella im Bett und schien zu träumen. Ihr zufriedenes Lächeln war Belohnung genug für die ganze Arbeit, die Jess in der letzten Stunde gehabt hatte. Seit sie auf ihr Zimmer gegangen war, hatte Jess keine Minute für sich selbst gehabt. Nichts würde sie im Moment lieber tun, als sich ins Bett zu legen und wie ihre Tochter zu schlafen, aber sie hatte noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen, bevor sie das tun konnte.
Jess nahm ihren Laptop vom Schreibtisch und trug ihn zu dem Sitzplatz am Fenster, von dem aus sie den Garten überblicken konnte. Als Jugendliche hatte sie die meisten Abende hier verbracht und ihre Zukunft geplant. Bevor sie es sich bequem machte, zog sie den zerknitterten Briefumschlag aus der Hosentasche, den sie aus der Papiertonne gefischt hatte. Ihre einzige Lichtquelle war ein alberner Lampenschirm mit jonglierenden Pinguinen und Bällen in Regenbogenfarben. Die Lampe lieferte gerade ausreichend Licht, um zu lesen, war aber nicht so grell, dass Ella gestört werden würde.
Sie strich das Papier glatt. Der Umschlag war an Lena Walker adressiert, allerdings an eine andere Adresse in Seattle. Vermutlich war es die Wohnung, die sie hatte verlassen müssen. Viel interessanter war jedoch der Teil des Absenders, der gerade noch lesbar war. Jemand hatte ihr aus einer Haftanstalt für Frauen in Illinois geschrieben. Der Name des Absenders war unvollständig und so sehr Jess den Umschlag auch drehte und wendete, die unteren Hälften der Buchstaben ergaben keinen Sinn.
Jess gab den Gefängnisnamen in das Suchfeld ihres Browsers ein und klickte auf den ersten Eintrag. Die Webseite sah professionell aus, mit absurd hübschen Fotos. Das war nicht, was sie erwartet hatte. Das Gefängnis hatte sogar eine Seite, auf der man aktuelle und ehemalige Insassen und ihre Straftaten nach Name, Nummer oder Geburtsdatum suchen konnte. Jess hatte nicht gewusst, dass so etwas überhaupt existierte. Sie tippte Walker in das Suchfeld, zögerte aber, suchen zu klicken. Wollte sie wirklich wissen, ob Lena dort registriert war?
Auch wenn die Information öffentlich zugänglich war, fühlte es sich wie eine Verletzung der Privatsphäre an. Aber vielleicht war Lena eine Betrügerin oder Diebin, die sich auf ältere Witwen wie ihre Mutter spezialisiert hatte. Jess rieb mit einer Hand über ihre Schläfe. Wahrscheinlich war diese Theorie weit hergeholt. Welche Kriminelle hatte schon drei Jobs?
Sie schaute aus dem Fenster in Richtung Gartenhaus und rutschte auf dem Sitz hin und her, bis sie eine bequemere Position gefunden hatte. War der Fenstersitz schon immer so schmal gewesen oder hatte ihre Mutter ihn während der Renovierung des Hauses verkleinert?
Seitdem Jess auf ihr Zimmer gegangen war, war es dunkel geworden und die Lichter des Gartenhauses leuchteten einladend. Warm und golden bildeten sie einen Kontrast zum blassen, kühlen Mondlicht.
Die Tür des Gartenhauses öffnete sich und die Verandalichter beleuchteten einen Mann und eine Frau in Jeans und Sweatshirts. Sie schienen sich mit Lena zu unterhalten, aber Jess konnte ihre Gesichtszüge nicht erkennen.
Nach einem kurzen Zögern rannte Jess die Treppe hinunter in das Arbeitszimmer ihrer Mutter, um das Fernglas zu holen. Auf dem Rückweg hielt sie auf halber Strecke an und schnappte nach Luft. Wann würde sich ihr blödes Herz endlich erholen?
Sie blickte durch das Fernglas, aber es war schon zu spät. Die Leute waren gegangen und die Veranda wieder dunkel. Ihre Hand zitterte, als sie das Fernglas senkte. Ging sie mit ihrem Verhalten zu weit?
Vielleicht hatte Lena Freunde zu Besuch. Normale Menschen machten so etwas.
Ihr Blick wanderte zum Laptop, der immer noch die Webseite des Gefängnisses zeigte, mit Lenas eingetipptem Namen. Sie schlug den Deckel zu.
Es war Zeit, schlafen zu gehen.
Die ersten Sonnenstrahlen schlichen sich gerade über den Horizont, als Lena tief einatmete, um ihre Mitte zu finden. Sie begann ihre Routine mit kreisenden Bewegungen der Arme und ging dann in eine Reihe einfacher Qigong-Übungen über. Der eisige Tau kitzelte ihre nackten Fußsohlen und ließ sie sich lebendig fühlen. Bald waren ihre Muskeln trotz des frühen Morgens aufgewärmt. Gerade als sie die Tai-Chi-Form anfangen wollte, unterbrach lautes Keuchen ihre Konzentration.
Am Hintereingang stand Jess, verschwitzt und mit gerötetem Gesicht. Sie trug dieselbe Trainingskleidung wie letztes Mal, lehnte beide Arme auf das Tor und versuchte ziemlich lange, wieder zu Atem zu kommen. Ihre Gesichtsfarbe normalisierte sich allerdings nur langsam.
Lena wollte sie nicht aus der Ferne beobachten, ohne Jess wissen zu lassen, dass sie hier war. Das fühlte sich falsch an. Sie wollte aber auch nicht wegsehen und ignorieren, dass Jess nicht so gesund aussah. Vielleicht waren Maggies Vorbehalte gegen das Trainieren doch gerechtfertigt. Sie ging zu ihr hinüber. »Guten Morgen.«
Jess wirbelte mit einem wütenden Gesichtsausdruck herum. »Was machen Sie hier? Spionieren Sie mir nach?«
Nicht schon wieder dieses Thema. Aber Lena erinnerte sich gerade noch rechtzeitig an Maggies Bitte um Geduld und rollte nicht mit den Augen. Stattdessen lächelte sie. Oder zog zumindest ihre Mundwinkel hoch, um so etwas anzudeuten. »Niemand spioniert hier heute Morgen. Ich mache nur Tai-Chi. Die beste Art, wach zu werden.«
»Ist das diese chinesische Sache, wo man sich wie eine Schnecke bewegt?« Jess neigte den Kopf zur Seite. »Machen das nicht nur alte Leute?«
Lass dich nicht provozieren. Jess war es vermutlich nur peinlich, dass Lena sie außer Atem gesehen hatte. »Ja, es ist chinesischen Ursprungs. Und alles ist so langsam, weil die Bewegungen die Stammmuskulatur trainieren sollen. Tai-Chi hat alle möglichen gesundheitlichen Vorteile und auch alte Menschen praktizieren es. Oder vielleicht werden sie so alt, weil sie es tun.«
Jess lachte. Das war die erste wirklich freundliche Reaktion, die sie Lena gegenüber gezeigt hatte. »Touché. Ich habe das nur noch niemanden machen sehen, außer in Dokus über China.«
»Dann waren Sie noch nicht an den richtigen Orten. Menschen auf der ganzen Welt praktizieren Tai-Chi. Jeder kann von gestärkter Stammmuskulatur profitieren.« Und von Entspannung und innerer Harmonie. Besonders du. Lena presste ihre Lippen zusammen. Ihr Instinkt drängte sie, Jess zum Mitmachen einzuladen, aber ihr Verstand hielt sie davon ab. Sie war nicht so blöd, als dass sie mehr Zeit mit jemandem verbringen wollte, der ihre Gesellschaft nicht schätzte.
»Nicht jeder. Ich glaube nicht, dass ich Tai-Chi brauche.« Jess zuckte mit den Achseln.
»Was brauchen Sie?« Was auch immer Jess für ein Training machte, es schien ihr nicht das zu bringen, was sie erhoffte. Oder brauchte.
Jess runzelte ihre Stirn und sah zu Boden. »Wenn ich das nur wüsste …« Ohne ein weiteres Wort schritt sie an Lena vorbei zum Haupthaus.
Sobald Jess hinter der Bepflanzung und damit außer Sicht war, ging sie langsamer. Es gab keinen Grund, ihr Herz erneut zu belasten.
Am Ende ihres kurzen Laufs war ihr schwindelig gewesen und sie hatte kaum noch Luft bekommen. Eigentlich war es eher ein schnelles Gehen als ein Rennen gewesen und das machte ihr Versagen nur noch schlimmer.
Jess’ Trainingsmethode funktionierte nicht. Vielleicht musste sie etwas anderes versuchen. Tai-Chi? Sie lachte. Ähm, nein. Das passte so gar nicht zu ihr.
Nachdem sie nach Ella gesehen hatte, die immer noch schlief, kehrte sie in ihr Zimmer zurück, um sich zu duschen und umzuziehen. Als sie an am Nachttisch vorbeilief, zog das Blutdruckmessgerät ihren Blick auf sich.
Sie hatte es irgendwie geschafft, das Teil zu ignorieren, seit sie zu ihrer Mutter gezogen war. Ärzte waren wirklich die schlimmsten Patienten − nicht weil sie dachten, ihre Körper würden anders funktionieren als die anderer Menschen, sondern weil sie wussten, dass sie es nicht taten.
Ihren Kopf in den Sand zu stecken, hatte bisher zu nichts geführt und es würde ihr jetzt auch nicht helfen. Jess nahm das Gerät und blies über die Oberfläche, um den Staub zu entfernen. Sie befestigte die Blutdruckmanschette am linken Oberarm und drückte den Startknopf. Das Gerät füllte sich mit Luft, bis die Manschette zu platzen schien. Oder ihren Arm zu zerquetschen drohte. Sie war sich nicht so sicher, was eher passieren würde.
Jess biss die Zähne zusammen. Kein Wunder, dass heutzutage jeder einen hohen Blutdruck hatte, wenn die Messung so wehtat. Der Schmerz packte vermutlich noch mal zwanzig oder so auf das Endergebnis. Sie seufzte, als die Manschette den Druck abließ und die Zahlen auf dem Bildschirm erschienen.
Hundertachtzehn zu fünfundsechzig. Puls neunundachtzig. Gut genug. Also wirkten ihre Medikamente.
Sie konnte das Ding nicht schnell genug vom Arm streifen und schob es zurück auf den Nachttisch.
Nachdem sie sich etwas angezogen hatte, das besser ihrer aktuellen Kleidergröße entsprach, dachte sie über ihre nächsten Schritte nach. Sie konnte immer noch nach Lena auf der Gefangenenliste suchen, was sich irgendwie falsch anfühlte, oder sie konnte in das Café gehen und mit Leuten sprechen, die Lena kannten. Das zählte vermutlich auch als Stalking, war aber ein wenig besser. Immerhin versteckte sie sich so nicht in der Anonymität des Internets. Sie würde trotzdem besser einen Tag wählen, an dem Lena auf dem Wochenmarkt war, und nicht allein gehen. Das würde ganz natürlich wirken, zwei Freunde im Café. Wer könnte mitkommen?
Sie ging in Gedanken ihre Freunde durch. Oder besser, Bekannte. Die meisten waren Kollegen, die sie aktuell nicht sehen wollte, weil sie ihnen nicht traute. Sie würden hinterher nur über Jess tratschen. Kayla wäre die offensichtliche Wahl, aber sie war diese Woche mit ihren Schichten und der ehrenamtlichen Arbeit in der offenen Praxis beschäftigt.
Vielleicht Diana? Sie waren keine Freundinnen, aber sie war interessant genug, um einen Nachmittag zusammen zu verbringen, ohne dass Jess die Gesprächsthemen ausgingen. Wo hatte Jess ihre Nummer hingesteckt? Sie nahm ihre Arbeitstasche aus dem Schrank und öffnete das Außenfach. Hier. Genau da, wohin Jess sie verbannt hatte.
Sie nahm ihr Handy und wollte gerade anrufen, als sie die Uhrzeit bemerkte. Halb sieben. Sie schrieb stattdessen eine Nachricht.
Hey, Dr. Rockerbraut. Zeit für ein Gespräch?
Keine Minute später klingelte das Telefon.
»Haben wir uns nicht auf Vornamen geeinigt, nachdem wir uns nackt gesehen haben?« Die Belustigung in ihrer Stimme war eindeutig. »Wie geht’s?«
»Gut. Sich nur zu erholen, ist allerdings eine todlangweilige Sache.« Jess schritt in dem kleinen Raum auf und ab und überlegte, wie sie am besten eine Einladung formulierte. Warum hatte sie das nicht besser durchdacht?
»Kann ich mir vorstellen. Du wirkst nicht wie der Typ, der sich über unbezahlten Urlaub und Zwangsruhe freut.«
Beide lachten und Jess erinnerte sich an ihre Manieren. »Es tut mir leid, dich so früh zu belästigen.«
»Kein Problem. Ich bin gerade im letzten Nachtdienst. In ungefähr einer Stunde habe ich dann für die nächsten drei Tage frei.«
Was für ein perfekter Zufall. »Hättest du Lust, irgendwann mit mir wegzugehen? Ich habe von einem netten Café gehört, das ich gern ausprobieren möchte.«
»Oh, warte einen Moment.« Dianas Stimme war gedämpft, als sie mit jemandem in ihrer Umgebung redete.
Jess unterdrückte ein Lachen. Fragte sie ihre Freundin um Erlaubnis?
»Okay, gern. Aber nicht heute. Ich muss erst mal etwas Schlaf nachholen. Morgen? Oder übermorgen?«
»Lass uns morgen anpeilen. Das Wetter soll schön werden und wir könnten draußen sitzen.« Und außerdem war morgen ein Tag, an dem Lena sicher auf dem Wochenmarkt arbeitete.