Kapitel 5

Auf Zehenspitzen bahnte Robin sich einen Weg zwischen den Dinosauriern hindurch, die auf dem Boden verstreut waren, und stöhnte über Calebs Gewicht, als sie ihn in sein Bett legte und mit der Traktorbettwäsche zudeckte. Sie zog die Decke bis zum Hals des Jungen hoch und fuhr mit den Fingern über die Kratzer auf seiner Wange. Dann drückte sie ihm einen Kuss auf die Stirn. Er würde mit Sicherheit in der Nacht in ihr Bett schlüpfen – eine Angewohnheit, die begonnen hatte, als Caleb das erste Mal in einem großen Bett geschlafen hatte. Sie hatte wach gelegen und den Grillen vor ihrem Fenster gelauscht, überwältigt von all den Meilensteinen, die Micah nicht miterlebt hatte. Und dann hatte sie winzige Schritte auf dem Gang gehört. Vielleicht hätte sie ihn damals wieder in sein Bett zurückschicken sollen, um diese Angewohnheit im Keim zu ersticken, aber damals hatte sie ihn ebenso sehr gebraucht wie er sie. Also hatte sie ihm über den Rücken gestrichen und war mit ihm an ihrer Seite eingeschlafen.

Den Duft seines Gurke-Melone-Shampoos in der Nase, küsste Robin ihren Sohn ein letztes Mal, dann machte sie das Licht aus und schlich die Treppe hinunter. Amanda saß auf der Sofakante und starrte einen Stapel Briefumschläge an.

»Hi.«

Sie schob den Stapel zur Seite, so als wollte sie nicht, dass Robin die Post sah. »Selber Hi. Wie geht es Caleb?«

»Er schläft wie ein Stein.« Robin stieß hörbar einen riesigen Schwall Luft aus. Der Tag war völlig entgleist. Was eine Geburtstagsfeier hatte werden sollen, war zu einem Samstag in der Notaufnahme geworden.

Danke, Jesus, dass nicht mehr passiert ist als ein gebrochenes Handgelenk.

»Also, nächste Frage: Wie geht es Robin?«

»Ein bisschen erschüttert, aber okay.«

»Bist du sicher?«

»Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil Evans Geburtstag ins Wasser gefallen ist.«

»Mein Bruder hatte schon sechsunddreißig Geburtstage.« Amanda tastete nach den Umschlägen. »Nach dem einundzwanzigsten lässt der Reiz deutlich nach. Und außerdem machen wir nächstes Wochenende ein Picknick. Dann feiern wir einfach nach.«

Robin kamen die Tränen, genauso plötzlich und unerwartet wie Calebs Unfall. Sie hatte es ernst gemeint. Sie war in Ordnung. Warum hatte sie dann mit einem Mal solche Sehnsucht nach Micahs starken Armen? Es war ein dumpfes Brummen. Ein hoffnungsloses Verlangen. Ein unwillkommener Gast, der länger blieb, als es ihr lieb war, wenn das Leben schwierig wurde.

Amanda runzelte die Stirn. »Was hältst du davon, wenn du zum Café fährst und die Abrechnung machst? Dann kannst du ein bisschen abschalten.«

»Ich kann Caleb doch nicht zwei Abende hintereinander allein lassen.«

»Er schläft, Robin.«

»Und was ist, wenn er aufwacht und nach mir ruft?«

»Der Arzt hat ihn mit Schmerzmitteln vollgepumpt. Der Junge ist im Land der Träume.«

Die Vorstellung, ins Café zu fliehen und ihren Sorgen und ihrem Dank auf dem Klavier Ausdruck zu verleihen, war verlockend. Vielleicht war es ja noch nicht zu spät, um die Crammers vor Ladenschluss zu erwischen. Sie würde jedem von ihnen je zwei Tassen kochend heißen Kaffee servieren – koffeinfrei natürlich – und was immer an Zimtbrötchen noch da war. Seit der Eröffnung vor vier Jahren waren Carl und Mimi jeden Samstagabend gekommen, um sie spielen zu hören. Wäre das Café nicht gewesen, hätte Robin die beiden vielleicht nie kennengelernt.

»Ich habe sowieso nichts vor«, sagte Amanda.

Robin knibbelte am Geländer. Caleb schlief und der Arzt hatte ihm Schmerzmittel gegeben …

Amanda machte eine Handbewegung. »Nun geh schon!«

Etwas Schweres und Leichtes – ein vertrauter Widerspruch – flutete Robins Seele. Was würde sie nur ohne Amanda machen? Oder ohne Bethany und Evan? Bevor ihr wieder die Tränen kamen, schlüpfte sie schnell in ihre Schuhe und trat hinaus in die kühle Luft.

* * *

Ian ließ seinen Autoschlüssel um den Finger kreisen und ging auf das Café zu. Zikaden bildeten den Begleitchor, während er eine tonlose Melodie pfiff. Er sah auf seine Armbanduhr. Viertel nach acht. Ein schwacher Lichtschein drang durch die Fenster des Cafés nach draußen, fiel auf die Buchsbaumhecke und warf längliche Schatten auf den Asphalt.

Ein Lächeln beendete das Pfeifen. Das Mittagessen mit Bürgermeister Ford hätte nicht besser laufen können. Wenn er jetzt Robin und die Besitzerin des Trödelladens dazu bringen konnte zu verkaufen, würde er den Deal unter Dach und Fach haben, bevor er am Mittwoch zu dem Planungstreffen nach Hause fuhr.

Er näherte sich der Glastür und spähte über das Geöffnet-Schild ins Innere des Cafés. Ein Mann mit ledriger Haut und schmutzigem Overall saß einer Dame in einer ausgeblichenen Flanellbluse gegenüber. Das Paar saß über einen Tisch gebeugt, die einzigen Gäste im Café, und tranken aus elfenbeinfarbenen Bechern. Ian folgte ihrem Blick und sah den Rücken einer Frau, die auf einem Klavierhocker saß. Dunkles Haar fiel ihr über die Schultern und ihre Hände schwebten über dem Instrument.

Neugierig schlüpfte er zur Tür hinein und ließ sich an dem Tisch gleich neben dem Eingang nieder. Die Schultern der Frau hoben und senkten sich. Ihre Finger berührten die Tasten und sie fing an zu spielen. Zuerst waren die Töne so leise, dass sie ihn in den Ohren kitzelten, dann gewannen sie langsam an Kraft und Schwung, bis die Musik ihn ganz in ihren Bann zog und nicht wieder losließ. Er richtete sich auf, unfähig, den Blick von den Händen der Frau abzuwenden, gefesselt von der leidenschaftlichen Art, wie sie sich bewegte.

»Kann ich Ihnen etwas bringen?«

Ian fuhr zusammen.

Eine Frau in Schürze stand neben ihm, die Kleidung sauber, aber in die Jahre gekommen, das strähnige Haar hinter die abstehenden Ohren geschoben. Die Falten um ihre Augen passten nicht zu ihrem jugendlichen Gesicht. Es sah aus, als hätten Sorgen und nicht das Alter diese Furchen gegraben. Sie deutete mit dem Kinn auf das Klavier. »Schön, nicht?«

Schön. Das Wort fühlte sich unzulänglich an, aber er nickte trotzdem.

»Kann ich Ihnen etwas bringen?«

Er beobachtete die Pianistin. »Ich habe mich noch nicht entschieden.«

»Dann kommen Sie zur Bar, wenn Sie so weit sind.« Die Frau lächelte und ging.

Ian versuchte, die Musik zu ignorieren, während sein Blick über die leeren Stühle wanderte. Die Bewohner von Peaks wollten an der Bar von Vals Imbiss sitzen, kostenlos Kaffee nachgeschenkt bekommen und tratschen. Sie interessierten sich nicht für ein elegantes Ambiente oder für Gourmetkaffee oder Klaviermusik, die die Seele berührte. Seine Erfahrung als Stadtentwickler sagt ihm, dass Peaks für Willow Tree nicht bereit war. Vielleicht würden die Geschäfte besser gehen, wenn Fixtel öffnete und eine gehobenere Klientel in die Stadt zog, aber dann wäre es zu spät. Dann würde es das Café nicht mehr geben.

Die Frau ließ die Hände auf den Schoß sinken und das alte Pärchen begann zu applaudieren. Sie erhob sich anmutig von ihrem Hocker und ging auf die beiden zu. Etwas an der Gestalt der Frau gab ihm das Gefühl, dass er ihr schon einmal begegnet war. Er beugte sich auf seinem Stuhl vor und belauschte die Unterhaltung.

»Unser Sohn Jake sagt immer, wir sollen nach Chicago kommen, um ihn in einem seiner vornehmen Konzerte zu hören.« Die Stimme des Mannes klang rau, so als wäre seine Kehle mit Schotter ausgelegt. »Aber Mimi hat gerade noch gesagt, dass es nicht viel besser sein kann als das, was wir jeden Samstagabend hier im Café hören.«

»Sie wissen wirklich, wie man einer Frau schmeichelt, Carl.«

»Aber wenn es die Wahrheit ist?«

Die Pianistin, vermutlich Robin, strich sich mit den Händen über die Beine. »Also, wie wäre es mit einem Kaffee aufs Haus, bevor Sie gehen? Das ist das Mindeste, was ich für meine treuesten Zuhörer tun kann.«

Das Grinsen des Mannes offenbarte einen Mund voller krummer Zähne. Er hielt seinen Becher hoch. »Sie wissen ja, dass wir nicht zu stolz sind, um ein Geschenk auszuschlagen. Jedenfalls nicht von Ihnen.«

Mimi, seine Flanellgattin, legte die Hände um ihren Becher. »Ich weiß nicht, Carl. Sie gibt uns immer so viel umsonst.«

Robin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist mir ein Vergnügen.«

Mimi wirkte immer noch skeptisch.

»Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich stelle Ihnen morgen beim offenen Treff den neuen Leiter von One Life vor, dann sind wir quitt.«

Mimi spitzte die Lippen, aber Carl fuhr mit der Hand über den Schirm seiner Mütze und lachte. »Sie sind genauso wild entschlossen, uns durch die Tür von One Life zu bringen, wie Jake es ist, uns in diese Großstadt zu holen, in die er abgehauen ist.«

»Ich bin gleich wieder da und bringe noch einen Kaffee mit.« Robin hakte einen Finger in die Henkel beider Becher und drehte sich um. Und da sah er ihr Gesicht.

Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch. Denn Robin, die Pianistin und Inhaberin des Cafés war … Janet, die leicht verwirrte hübsche Frau, die ihn vor Sybils Laden beinahe umgerannt hätte. Sie hielt inne und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Ian schlug die Beine übereinander und winkte. Sie drehte sich um und das Porzellan der Becher klirrte, während sie zum Tresen eilte. Das war mal eine interessante Entwicklung. Warum hatte diese Frau gesagt, sie sei Janet?

Sie brachte Carl und Mimi ihren Kaffee und näherte sich dann seinem Tisch, ihre Schritte langsam und unsicher. »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte sie.

Er faltete die Hände vor sich. »Entweder Sie haben einen eineiigen Zwilling, oder Sie heißen nicht Janet.«

Sie wurde rot.

»Oder ist Janet vielleicht ein Spitzname?«

»Ich …« Ihr versagte die Stimme. Sie blickte über ihre Schulter zur Vitrine hinüber, die mit allerlei Gebäck gefüllt war, und dann auf die Wanduhr dahinter.

»Ihre Musik …« Aber was konnte er über ihre Musik sagen? Im Gegensatz zu Carl und Mimi hatte er schon viele Konzerte besucht. Er war mit einer jüngeren Schwester groß geworden, die Chopin und Brahms liebte. Und doch hatte er noch nie jemanden mit einer solchen Leidenschaft spielen hören. Sie war geradezu mit Händen greifbar gewesen. Richtiggehend ansteckend. Er legte den Ellbogen über die Stuhllehne. »Was für ein Stück haben Sie denn da gerade gespielt? Ich glaube nicht, dass ich es schon mal gehört habe.«

»Ich schreibe selbst.«

»Beeindruckend.«

Sie zupfte an ihrem Ohrläppchen. »Wir schließen bald. Möchten Sie etwas zum Mitnehmen?«

Er deutete auf das ältere Ehepaar. »Für die beiden war es nicht zum Mitnehmen.«

Die Röte kam zurück, und er musste lächeln.

»Sie waren schon mal hier, oder?«, fragte sie.

»Sie servieren sehr heißen Kaffee.«

Sie legte eine Hand auf die Stuhllehne gegenüber von ihm. Ein Diamant reflektierte das Licht und funkelte an ihrem Finger. Den hatte er an diesem Morgen nicht bemerkt. »Amanda hat erwähnt, dass Sie mit mir sprechen wollten«, sagte sie.

Er hätte ihr von seinen Plänen erzählen können, aber etwas ließ ihn zögern. Vielleicht war es die Wirkung ihrer Musik oder der aromatische Kaffeeduft oder ein Instinkt, den er von seinem Vater geerbt hatte. Er wusste einfach, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war. »Ich wollte nur der Besitzerin mein Kompliment aussprechen.«

Sie runzelte die Stirn. »Eine Angestellte überschüttet Sie mit Kaffee und Sie wollen der Besitzerin ein Kompliment machen? Sie wissen schon, dass das keine normale Reaktion ist, oder?«

»Vielleicht bin ich auch kein normaler Typ.« Er beugte sich vor und streckte ihr die Hand entgegen. »Ian McKay. Ich bin geschäftlich in Peaks.«

Sie drehte den Ring an ihrem Finger. »Hatten wir das nicht schon?«

»Ich erinnere mich nicht daran, heute schon irgendeine Robin getroffen zu haben. Eine nette Frau namens Janet, die versucht hat, mich vor der gefährlichen Weihrauchwolke in Sybils Antiquitätenladen zu warnen, vielleicht. Aber keine Robin.«

Ein unbehagliches Lachen kam ihr über die Lippen, als sie zögerlich seine Hand ergriff.

* * *

Robin drehte das Schild um, sodass der Schriftzug Geschlossen zu sehen war, und blickte Ian nach, als er die Straße entlangging und in der Nacht verschwand. Ihre Nerven kribbelten und zischten wie Schaum auf einer Brause. Sie war ins Café gekommen, um sich zu entspannen. Das war ihr auch gut gelungen, bis sie sich umgedreht und den Mann gesehen hatte, den sie vor Sybils Laden getroffen hatte.

Ihr Herz schlug in kurzen, stakkatoartigen Schlägen. Warum hatte sie geschwindelt, was ihren Namen betraf? Wie idiotisch von ihr. Das sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Und dann wurde sie bei ihrer Lüge auch noch ertappt. Bei dem Gedanken daran spürte sie wieder, wie ihre Wangen warm wurden. Die ganze Unterhaltung hatte die Anspannung des Tages mit voller Wucht zurückkehren lassen. Sie griff sich einen Lappen und ging auf Molly zu. »Du kannst Schluss machen, wenn du willst. Geh nach Hause zu deinen süßen Kindern.«

»Bist du sicher?«

»Solange du morgen zu dem offenen Treff wieder da bist.«

»Natürlich. Ich brauche die zusätzliche Schicht.« Molly loggte sich aus der Kasse aus und schlurfte zur Tür. »Wer war denn der Typ, der vorhin da war? Kennst du ihn?«

Robin hielt beim Wischen inne und kratzte sich am Nacken. Nein, sie kannte ihn nicht. Und sie wusste auch nicht, warum er gleich zweimal an einem Tag in ihrem Café aufgetaucht war. »Ich bin ihm heute zum ersten Mal begegnet.«

»Er sieht ziemlich gut aus. Und nett ist er auch. Ich hoffe, er kommt wieder.« Molly nahm ihre Schlüssel aus der Handtasche und ging.

Eine kühle Brise wehte über den Boden und umspielte Robins Knöchel. Sie blinzelte auf ihre Schuhe hinunter und schrubbte dann den Tisch mit beispielloser Heftigkeit. Molly und Amanda sollten sich zusammentun und einen Fanklub gründen. Aber sie würde kein Mitglied werden. Der Typ sah Micah überhaupt nicht ähnlich. Ihr Mann war wie alle Price-Brüder ein attraktiver, aber bodenständiger Naturbursche gewesen. Dieser Mann – Ian Irgendwas – sah aus, als wäre er geradewegs aus einem Modemagazin gefallen. Ihr war ein Kerl mit Bodenhaftung allemal lieber als so ein Schickimicki-Typ.

Als sie die Tische abgewischt, den Boden gefegt und die Abrechnung gemacht hatte, schaltete Robin das Licht aus und trat in die Dunkelheit hinaus.

Stimmen drangen die Betontreppe herauf. Eine von ihnen ein rauchiger Sopran. Die andere ein vertrauter Bariton. Sie schloss die Tür ab und blickte auf die erleuchtete Straße. Es war Ian McKay, der mit jemandem sprach, den sie im Dunkeln aber nicht erkennen konnte. Sie hängte sich ihre Handtasche um und schlich die Treppe hinunter, den Kopf gesenkt, als könne sie sich durch diese Haltung verstecken. Vielleicht konnte sie unentdeckt entkommen, wenn sie ganz leise war. Nach ihrer Zeit im Café wollte sie zu Caleb zurück und sich vergewissern, dass er nicht aufgewacht war.

»Hi, Robin!« Der heisere Sopran durchkreuzte ihre Fluchtpläne.

Der gelbe Schein der Straßenlaterne fiel auf Ians Gesicht. Die Hände in den Hosentaschen stand er da, neben ihm eine Bedienung aus Vals Imbiss.

»Hallo, Megan«, sagte Robin. »Du bist aber spät unterwegs.«

»Ich bin auf dem Nachhauseweg. Hatte heute eine Doppelschicht. Ich brauche das Geld, um nächsten Monat zu einer Autorentagung zu fahren.« Megan hatte letztes Jahr am College ihren Abschluss in Literaturwissenschaft gemacht. Soweit Robin wusste, wohnte sie bei ihren Eltern im Untergeschoss und verbrachte ihre Freizeit mit dem Schreiben von Gedichten. Sie wirkte nicht wie das typische Groupie, aber sie sah Ian an, als wäre er ein Superheld. Das dritte Mitglied im Ian-McKay-Fanklub. »Ian hat gesagt, er war zu einem späten Drink im Willow Tree

»Ihr beiden kennt euch?«, fragte Robin.

»Er war heute im Restaurant und hat mit dem Bürgermeister zu Mittag gegessen.«

Robin schnipste mit den Fingern. »Ha. Sie sind der Typ, von dem Cecile geredet hat. Der Stadtplaner, der Eigentumswohnungen in Peaks bauen will.«

Ian drehte sich ein wenig, sodass sein Gesicht im Schatten lag. »Das hat sich ja schnell rumgesprochen.«

Megan lehnte sich in seine Richtung wie ein Baum, der kurz vor der Entwurzelung steht. »Wie lange bleiben Sie denn in der Stadt?«

»Das hängt davon ab, wie schnell ich alles erledigen kann.«

»Vielleicht dauert es ja lange«, seufzte Megan hoffnungsvoll.

Robin hätte das arme Mädchen am liebsten beiseitegenommen und ihr eine Lektion in Sachen subtile Bemerkungen gegeben. Stattdessen täuschte sie ein Gähnen vor. »Es ist spät. Ich muss heim.« Sie trat um die beiden herum und nahm ihren Wagenschlüssel aus der Tasche. »Gute Nacht.«

Sie hatte schon die Hälfte des Weges zurückgelegt, als das Puzzle plötzlich Gestalt annahm. Der Mann mit den Eigentumswohnungen war zweimal bei ihr im Café gewesen und beide Male hatte er nichts bestellt. Robin trat das Gaspedal durch, als könnte die Geschwindigkeit sie vor dem unheilvollen Kloß bewahren, der sich in ihrer Magengrube bildete.