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Die Falle schnappt zu

 

Lehrsatz Nr. 5

 

Roman war entsetzt, als sich das erste Tageslicht in seinen Zwinger stahl. Er hatte geübt, auf zwei Beinen das Gleichgewicht zu halten und den Rücken zu strecken. Er fühlte sich so groß, dass es ihm Angst machte. Und er hatte wieder und wieder geübt, seine Stimme zu benutzen. Es war so seltsam zu hören, wie sein eigener Mund und Atem die Worte bildete, die er eigentlich immer von James gekannt hatte. Er hatte viel üben müssen, bevor es auch nur annähernd wie James' lässige Sprechweise klang.

Er musste das alles trainieren, weil er instinktiv – im tiefsten Teil seines Selbst, das zu Angst fähig war – wusste, dass er sich in einer furchtbaren Lage befand. Er durfte nicht zulassen, dass die Menschen hier erfuhren, was mit ihm passiert war. Das durfte einfach nicht passieren. Hunde verwandelten sich nicht in Menschen. Das war unnatürlich und vielleicht sehr schlimm. Der Dobermann im Zwinger neben ihm fürchtete sich schrecklich vor ihm. Wahrscheinlich wäre das bei Menschen ähnlich. Romans ganze Welt war auf den Kopf gestellt worden, aber das wusste er mit Sicherheit.

Deshalb übte er das Sprechen und dann, in seiner neuen, hoch aufragenden, schlaksigen Gestalt auf zwei Beinen zu laufen. Er stürzte und rappelte sich wieder auf. Und er fiel erneut und kam wieder und wieder auf die Füße.

In diesem Körper waren seine Sinne getrübt. Sicht, Geruchssinn, Gehör… sie alle wirkten gedämpft. Doch er konnte denken. Sein Verstand war wie ein Güterzug und die Gedanken prasselten so schnell auf ihn ein, dass sie kollidierten und sich auflösten, wenn er sie nicht festhielt. Und seine Hände . Seine Hände waren fantastisch . Er konnte die Finger durch den Gitterzaun schieben und daran emporklettern. Aber leider war der Zwinger oben abgedeckt, sodass er auf diesem Weg nicht hinauskam. Er konnte die Tür auch nicht von dieser Seite aus öffnen.

Er probierte Dinge aus, die er bei James gesehen hatte – sich die Hände reiben, irgendwohin zeigen, Zeichen geben, deren Bedeutung er nicht kannte. Er konnte kaum fassen, dass diese Hände zu ihm gehörten, aber Mann, sie funktionierten einwandfrei.

Irgendwann nach Sonnenaufgang kam der Mann in Tarnkleidung, um sein Frühstück zu bringen. Roman hatte sich hingehockt. Er konnte sich nirgendwo verstecken und nichts anderes tun, als zu warten.

Der Mann entdeckte ihn und erstarrte. »Was zum Teufel? Was machen Sie hier?«

Roman erhob sich langsam auf seine platten Füße und stützte sich mit einer Hand am Drahtzaun ab. »Bitte lassen Sie mich raus«, sagte er mit hohler Stimme.

»Was zur Hölle treiben Sie in meinem Zwinger, Soldat? Und dazu noch nackt , verdammt! Und wo ist Roman?« Der Mann war wütend. Er griff mit einer Hand nach seinem Walkie-Talkie.

»Ich habe Gebell gehört. Bin hergekommen, um nach dem Hund zu sehen. Er ist an mir vorbei und die Tür ist zugefallen.« Die Worte klangen holprig, aber er war der Meinung, dass sie stimmten.

»Er ist abgehauen?« Der Mann schloss die Tür auf und öffnete sie weit. »Wissen Sie, wie wertvoll diese Hunde sind? Wie haben Sie die Tür aufbekommen? Und wo zum Teufel ist Ihre Kleidung? Sie waren doch wohl nicht etwa geil auf meine Hunde, sonst reiße ich Ihnen höchstpersönlich den Arsch auf!«

Roman drängte sich mit all seiner Kraft an dem Mann vorbei und rannte los.

Es gelang ihm, sich in dem Zwischenraum unter einer der Baracken zu verstecken, bis sie die Suche nach ihm aufgaben. Als die Sonne hoch am Himmel stand und die Soldaten entweder alle Manöver trainierten oder in der Messe zum Mittagessen waren, krabbelte er nach draußen und stahl sich in die Baracke. Er brauchte ein paar panische Minuten um hineinzukommen, weil seine Hand den Türknauf nicht ordentlich zu fassen bekam. Aber er schaffte es hinein und wühlte sich durch eine der Truhen, in denen Kleidung aufbewahrt wurde. Er zog sich an, was viel schwerer war, als es aussah, bevor er in die ausgestorben wirkende Toilette flüchtete, auf einen Toilettendeckel stieg und die Tür der Kabine schloss.

Was sollte er nur tun?

Er konnte versuchen, wieder zum Hund zu werden. Das Jucken in seinem Körper vermittelte den Eindruck, dass er sich möglicherweise zurückverwandeln könnte. Doch er hatte Angst, Angst vor dem Schmerz, den die Verwandlung mit sich gebracht hatte. Und irgendein Instinkt in seinem Inneren mahnte eindringlich, dass dieser Prozess nicht umgekehrt werden sollte . Das fühlte sich falsch an.

Selbst wenn er wieder zum Hund werden könnte, was dann? Er würde in seinem Zwinger warten, bis sie ihn einem neuen Partner zuwiesen. Dann würden Hindernisläufe, Lärm und brennende Reifen folgen. Tagelanges Training in Regen und Schlamm und dann in erbarmungsloser Hitze. Daraufhin würde er in ein weiteres großes Flugzeug gesteckt und zurück nach Afghanistan geschickt werden, wo er Bomben aufspüren würde. Er würde sehen, wie Männer auf Minen traten, und es würde unaufhörlich geschossen werden. Und sein neuer Partner könnte ebenfalls sterben.

Er erschauderte und wand sich, dort auf dem Toilettendeckel mit seinen Stiefeln auf dem Rand und dem Gesicht auf seinen Knien.

Er konnte das nicht noch einmal durchmachen. Er wollte es nicht. Wenn James hier wäre, würde Roman es noch einmal für ihn tun. Er wäre tapfer, würde den Lärm und den Staub und die Hitze und das Blut aushalten. Aber ohne James? Er würde sich lieber hinlegen und sterben, als das alles noch einmal ohne Sergeant James Pattson durchzustehen.

Draußen war plötzlich lautes Artilleriefeuer zu hören und Roman erschrak und zitterte.

Letztendlich war nicht viel Vernunft an dieser Entscheidung beteiligt. Nur sein Bauchgefühl, nur kann nicht und will nicht aus tiefstem Herzen. Er wusste, dass ihm etwas sehr Besonderes passiert war. Es war nicht richtig, zu einem Leben als Hund zurückzukehren, nicht bevor er wenigstens versucht hatte, ein Mensch zu sein. Und er würde ohne James nicht wieder in den Krieg ziehen.

Roman tat, was er tun musste. Er rappelte sich auf, verließ die Kabine und die Baracke und lief zum vorderen Tor des Stützpunkts. Er wartete ab, bis der Wachmann in dem kleinen Häuschen sich mit dem Fahrer eines Wagens unterhielt, und ging hinaus.

Er blickte nicht zurück.

 

***

 

Am Montagmorgen hatte Matt sich wieder im Griff und war fest entschlossen, sich professionell zu verhalten. Nicht, dass er jemals nicht wie ein Profi auftrat, genau genommen. Aber er hatte zugelassen, dass seine Gedanken in eine Richtung wanderten, die sie nicht erkunden sollten, und hatte den Preis dafür bezahlt. Er hatte einen Korb bekommen, der seinesgleichen suchte, und er war noch nie besonders gut darin gewesen, es sich nicht anmerken zu lassen, wenn er tief verletzt worden war.

Frag ihn einfach, cariño , hatte Luci am Sonntagmorgen vor der Fahrradtour gesagt. Bist du ein Mann oder eine Maus? Es ist doch besser, es mit Sicherheit zu wissen, damit du aufhören kannst, dich zu quälen. Verdammt sei diese Frau und ihre dämliche Anwaltslogik.

Natürlich hatte sich herausgestellt, dass Roman Charsguard hetero war. Schön. Gut. Er war sowieso der letzte Mann auf Erden, mit dem Matt etwas haben sollte. Um Himmels willen, er war Matts Arbeitskollege und er war sich noch nicht mal sicher, ob er ihm vollkommen vertrauen konnte. Er arbeitete für Beaufort, nicht für die Drogenbehörde. Matt hätte sich in einer ziemlich großen Zwickmühle wiederfinden können, wenn er dieser Anziehung nachgegangen wäre.

Es war also gut, dass Roman ihn abgewiesen hatte. Es war gut, dass Matt diesen Weckruf bekommen hatte, bevor er etwas Dummes tun konnte. Die Sache war erledigt.

Doch eine andere Stimme in seinem Kopf kannte die Wahrheit – es war ätzend. Matt hatte sich Hals über Kopf in den Kerl verknallt. Roman war der Mann, der Matt gerettet hatte, an den Matt monatelang hatte denken müssen, dessen eindringlichen, traurigen Blick er unmöglich vergessen konnte. Er war der perfekte Mann für ihn mit seinem kraftvollen Körper, den sanften Augen und der ganzen militärischen Ausstrahlung. Sie liebten es beide, draußen unterwegs zu sein. Matt konnte Dinge mit Roman unternehmen, die er mit seinen bisherigen Partnern nicht hatte tun können. Er war umwerfend, süß, unfassbar ehrlich, herzensgut, rührend verletzlich, stark und manchmal auf eine Art unbegreiflich naiv, die Matts Beschützerinstinkt weckte.

Und… es spielte alles keine Rolle. Sie waren Kollegen, mehr nicht.

Dieses Mantra sang sein Verstand wie einen gregorianischen Choral vor sich hin, als Matt am Montag sein Büro betrat. Er fand Roman an dessen Schreibtisch vor. Roman wurde rot, als Matt hereinkam, und stand auf, fast als würde er in Habachtstellung gehen.

»Hey«, sagte Matt lässig. Er setzte sich und fuhr ohne ein weiteres Wort seinen Computer hoch.

»Wir sollten heute… rausgehen und die Schnüre überprüfen«, schlug Roman zögerlich vor, als erwartete er, dass Matt protestieren würde. »Wir haben schon eine Weile nicht mehr nach denen gesehen, die wir zuerst gespannt haben.«

»Klar«, sagte Matt ohne aufzusehen. »Und ich würde gerne den nordwestlichen Teil des Rasters diese Woche abdecken – Abschnitt A1 bis 10. Vorausgesetzt, es kommen keine Satellitenbilder rein, die wichtiger sind.«

»Okay.« Roman klang erleichtert.

»Gib mir zehn Minuten«, bat Matt und tippte weiter.

Roman murmelte etwas von Ei-Sandwiches und verließ das Büro.

Als die Tür ins Schloss fiel, seufzte Matt erleichtert auf. Er konnte das. Von jetzt an ging es nur noch um den Job. Er musste seine SWAT-Persönlichkeit wiederfinden – knallhart, entschlossen, effizient, distanziert. Er hatte hier eine Aufgabe zu erledigen. Tatsächlich war es mehr als eine. Er hatte seinen Auftrag von der DEA und außerdem musste er auch noch herausfinden, was Sheriff Beaufort zu verbergen hatte. Jetzt, da er diese dämliche Schwärmerei abgelegt hatte, konnte er vielleicht sogar besser vorankommen.

 

***

 

Die Angelschnur, die Roman befestigt hatte, war zerrissen. Sie war quer über das Ende einer Feuerschneise an der Flanke von Berg 882 gespannt gewesen.

Roman nannte ihn Hawk's Point, aber dieser Name stand nicht auf der Karte. Dort, wo die Feuerschneise endete, führte ein kaum genutzter Pfad in ein undurchdringliches Waldgebiet. Sie waren vor ein paar Wochen mal hindurchgewandert. Matt erinnerte sich an dichten Forst, einen langen, trägen Aufstieg und schließlich den Ausblick über einen See, wo am Himmel Falken kreisten. Aber er war nicht sicher, ob er es richtig in Erinnerung hatte. Die Wege verschwammen allmählich in seinem Kopf miteinander.

»Das hätte alles gewesen sein können.« Matt beobachtete, wie Roman mitten auf der Schneise in die Knie ging und die zerrissene Schnur betrachtete. »Ein Bär. Wanderer.«

»Nein, hier war ein Fahrzeug.« Roman blähte die Nasenlöcher, als er schnupperte. Er deutete auf kaum wahrnehmbar aufgewühlte Steinchen auf dem Kiesweg. »Zwei Männer. Sie riechen nach der Stadt. Einer riecht… krank.« Er zog die Nase kraus und blickte nachdenklich ins Leere.

Ooo-kay. Matt fand, dass Roman mit dieser ganzen Fährtenleser-Geschichte ein bisschen übertrieb. Er konnte nicht anders, als seiner Skepsis Ausdruck zu verleihen. »Willst du mir gerade ernsthaft sagen, dass du riechen kannst, dass zwei Kerle hier vorbeigekommen sind?«

Roman sah auf und in seinen braunen Augen spiegelte sich der Schreck. »Es… Ich habe einen sehr sensiblen Geruchssinn.«

»Wenn du das sagst.« Matt zuckte mit den Schultern. Er konnte allerdings die Reifenspuren erkennen, jetzt, wo Roman ihn darauf hingewiesen hatte, und die überzeugten ihn dann doch. »Tja, der Wagen ist weg, also sind sie gerade nicht hier. Vielleicht sollten wir ein Stück den Pfad entlanggehen. Nachsehen, ob sie irgendwas gemacht haben.«

»Ja.« Roman stand auf. Die Bewegung wirkte steif und seine Miene war angespannt und unzufrieden. »Ich sollte Lance anrufen und ihn wissen lassen, dass sich Fremde hier herumtreiben.« Er griff nach dem Handy in seiner Hosentasche.

»Warum schauen wir uns nicht zuerst um? Dann können wir unseren Vorgesetzten gleich einen vollständigen Bericht liefern.«

Widerwillig schob Roman das Handy in seine Tasche zurück. Er nickte.

Sie liefen den Pfad hinauf. Roman schien Spuren zu verfolgen. Sein Blick wanderte die ganze Zeit durch das Unterholz und über den Weg und er schien außerdem zu schnüffeln. Er wirkte düster und konzentriert und Matt ließ ihn in Ruhe. Er wusste nicht genau, ob er daran glaubte, dass Roman irgendetwas roch. Aber er hatte von ein paar Typen bei den Marines gehört, die ein gutes Auge beim Fährtenlesen hatten, deshalb sagte er nichts dazu.

Der Weg verlief etwa einen Kilometer eben, bevor er rasch an Höhe gewann. Matt suchte den umgebenden Wald nach Anzeichen von Vandalismus ab. Sie waren den steilen Anstieg erst etwa fünf Minuten hinaufgegangen, als Roman hinter ihm rief: »Stopp.«

Matt sah sich zu Roman um.

Der schüttelte den Kopf. »Sie haben hier umgedreht und sind zu ihrem Auto zurückgelaufen. Wahrscheinlich hat ihnen der Pfad nicht gefallen.«

»Bist du sicher?«

»Ja«, sagte Roman fest. »Sehr sicher. Es hat keinen Sinn weiterzugehen.«

Matt lief langsam zu Roman zurück. »Was schlägst du vor?«

»Lass uns zum Auto zurück und einen Blick auf die Karte werfen. Wir können die Schnüre an allen Stellen in unmittelbarer Nähe überprüfen.«

»Gute Idee«, stimmte Matt zu. »Vielleicht laufen wir ihnen ja sogar über den Weg. Vorausgesetzt, die Angelschnur hier wurde erst vor Kurzem zerrissen.«

»Sie wurde am Samstag zerrissen.«

Matt musterte Roman zweifelnd.

»Glaube ich«, fügte Roman mit roten Wangen hinzu. »Weil es am letzten Donnerstag abends geregnet hat. Es wären nicht so viele Spuren zu sehen, wenn es länger her wäre.«

»Okay, also irgendwann zwischen Donnerstagabend und heute. Du hast wahrscheinlich recht damit, dass es am Wochenende passiert sein muss.« Matt fuhr sich mit einer Hand durch sein kurzes Haar. »Hätten Wanderer oder Jäger sein können.«

Roman legte auf diese fragende Art den Kopf schief. »Es gibt genügend ausgewiesene Wanderwege in der Gegend. Und Jäger dürfen nur auf vom Staat freigegebenem Land jagen.«

»Wenn sie denn legal jagen.«

Roman setzte an, etwas zu sagen, schüttelte dann aber den Kopf. »Lass uns nach den anderen Schnüren sehen.«

 

Sie verbrachten den ganzen Tag damit, im Umkreis der zerrissenen Schnur die Wege zu überprüfen. Sie fanden zwei weitere beschädigte Stränge und Hinweise, dass ein Fahrzeug an beiden Stellen gewesen war. Roman schien davon überzeugt zu sein, dass es sich um denselben Wagen und dieselben zwei Männer handelte, doch Matt verstand nicht, woher er das überhaupt wissen konnte. Trotzdem gab es keine Zweifel daran, dass jemand durch die Gegend gefahren war und abgelegene Gebiete ausgekundschaftet hatte. Es gab nur wenige Gründe innerhalb gesetzlicher Richtlinien, warum man so etwas tat.

Matt musste Roman darin zustimmen, dass es wohl kaum Wanderer waren. Sie wählten Wege aus, die nur schwerlich als solche durchgingen, und folgten keinem so wirklich weit, wenn man Roman glauben konnte. Und falls es Wilderer waren, würde der Forstdienst darüber informiert werden wollen.

Oder sie waren auf der Suche nach einem Ort, wo man ein Meth-Labor oder eine Cannabis-Farm errichten konnte.

Es war sechs Uhr abends, als sie von dem letzten Pfad, den sie entlanggegangen waren, zu Romans Auto zurückkehrten. Der Himmel färbte sich am Horizont orange.

»Ich werde den Forstdienst und meinen Boss anrufen«, sagte Matt. »Und hören, ob sie von jemandem wissen, der in letzter Zeit hier in der Gegend unterwegs war.«

»Das waren keine von denen«, behauptete Roman ohne jeden Zweifel.

»Es schadet nicht, mal nachzufragen.«

»Das stimmt.«

So viele Worte hatten sie seit Stunden nicht mehr gewechselt. Nachdem Matt es aufgegeben hatte, angestrengt zu versuchen, Roman zu ignorieren – nicht zu ignorieren, sondern ihn zu behandeln, wie ich ihn behandeln sollte, nämlich wie einen Kerl, an dem ich nicht interessiert bin, überhaupt gar nicht –, war ihm aufgefallen, dass Roman sich ihm gegenüber ebenfalls seltsam verhielt. Er hatte Roman dabei ertappt, wie er ihn traurig oder verwirrt angesehen oder absichtlich seinen Blick gemieden, ihm sogar den Rücken zugekehrt hatte, wenn sie angehalten hatten, um einen Schluck zu trinken oder die Karte zu studieren.

Vielleicht war Roman draufgekommen. Vielleicht war ihm aufgegangen, dass ein normaler Typ einen anderen Typen nicht fragte, ob er hetero war, und dann auf die Antwort eingeschnappt reagierte. Matt konnte sich eingestehen, dass er sich nicht so unbeeindruckt gegeben hatte, wie er es hätte tun sollen. Er hatte einfach… Er war unglaublich enttäuscht gewesen.

Wie auch immer. Das spielte jetzt keine Rolle. Es war besser so. Es würde für Matt leichter sein, wenn sie nicht versuchten, Freunde zu sein. Er wollte Romans Mitleid nicht.