~16~

 

 

Romans erster Kuss

 

Matt war überrascht, als sich das Klopfen an der Tür als Roman herausstellte. Er hatte heute keine Gelegenheit dazu gehabt, mit Roman zu sprechen, nachdem der aus dem Urlaub zurückgekehrt war, und Matt hatte eine Menge Fragen. Aber der Zeitpunkt war beschissen. Es war ein furchtbarer Tag gewesen. Zuerst war Paco verschwunden – und von ihm fehlte immer noch jede Spur. Dann war am Nachmittag ein unerwarteter Besucher aufgetaucht. Matt hatte alle Hände voll zu tun.

Was sagte es also aus, wenn er trotzdem so verflucht glücklich war, Roman Charsguard an seiner Türschwelle zu sehen? »Hey!« Matt lächelte.

»Hallo, Matt.«

Roman betrachtete ihn merkwürdig – sein Blick war verletzlich und… schüchtern? Er hatte sich auch ziemlich viel Mühe bei seinem äußeren Erscheinungsbild gegeben. Sein Kiefer war sauber rasiert und glatt und sein dunkler Kurzhaarschnitt glänzte im Licht. Er trug ein Jeanshemd, das sich an seine Brust und Taille schmiegte, und auch eine recht eng sitzende Jeans.

Wow. Das war eine beeindruckende Ausstattung.

Fuck. Matt ertappte sich dabei, ihn zu lange zu begutachten. Hastig hob er den Blick, nur um festzustellen, dass Roman ihn aufmerksam beobachtete. »Ich bin hergekommen, um dir etwas zu sagen, Matt. Also… was ich sagen will, ist…«

»Wer ist das?« Matts Dad trat hinter ihn, klopfte Matt auf die Schulter und betrachtete den Neuankömmling misstrauisch, als könnte er ein feindlicher Aufrührer sein.

»Uh, Dad, das ist Deputy Roman Charsguard, mein Partner auf der Polizeiwache von Mad Creek. Roman, das ist mein Vater, General Thomas Barclay.«

»Pensionierter General«, beharrte sein Vater in falscher Bescheidenheit. Er reichte Roman forsch die Hand. »Immer schön, einen Freund von Matt kennenzulernen.«

»Erst seit letztem Jahr pensioniert«, warf Matt ein. »Was offenbar niemand in Washington zu bemerken scheint.« Der General stand noch immer auf Dutzenden E-Mail-Listen und saß in einigen Planungsgremien, wie er sehr gerne erwähnte.

Roman straffte die Schultern und er schüttelte die ihm angebotene Hand auf eindeutig militärische Art. »Es ist mir eine Ehre, Sir.« Sein Tonfall war komplett aufrichtig.

»Vielen Dank, Junge. Sie waren im Dienst?«

»Jawohl, Sir.«

»Nun, kommen Sie rein! Steh da nicht bloß rum, Matt. Besorg dem Mann ein Bier!«

Der General konnte höchst charismatisch sein, wenn er wollte. Und anscheinend wollte er es bei Roman. Er legte ihm einen Arm um die Schulter und führte ihn durchs Haus und durch die Hintertür hinaus, wo sie ein Feuer entzündet hatten, um den kühlen Oktoberabend behaglich zu machen. Luci verschlang, wie üblich, einen Haufen Marshmallow-Sandwiches.

Matt holte ein Bier aus dem Kühlschrank und hinterfragte sein Leben. Sein Vater war erst vor wenigen Stunden ohne einen Grund aufgetaucht, aber Matt war sich ziemlich sicher, dass er hier war, um Matt dazu zu drängen, Luci endlich zu ehelichen. Jetzt war sein größter Schwarm – ein Kerl, den er seit drei Wochen nicht mehr gesehen hatte – vorbeigekommen, um Zeuge dieser Unterhaltung zu werden. Was für ein Spaß.

Aber ernsthaft, warum war Roman hier? Es hatte einen Moment an der Tür gegeben, Roman war drauf und dran gewesen, etwas zu sagen. Hätte es damit zu tun gehabt, wo er gewesen war? Warum er sich nicht bei Matt gemeldet hatte? Oder mit etwas anderem? In Romans Augen hatte ein warmer Ausdruck gelegen… Verdammt. Matt wünschte sich inständig, er könnte herausfinden, was Roman wollte.

Doch der General hatte hier jetzt das Sagen.

Draußen hatte sich Roman auf Matts Stuhl neben der Feuerstelle gesetzt, deshalb nahm Matt einen weiteren von der Terrasse mit und trug ihn hinaus in den Garten. Er platzierte sich Roman gegenüber auf die andere Seite des Feuers, sodass Luci in der einen Richtung und der General in der anderen zwischen ihnen saßen. Roman begegnete seinem Blick über das Feuer hinweg und seine Augen leuchteten sehr viel heller als die Flammen.

Himmel, es war schön ihn wiederzusehen. Matts jämmerliche unerwiderte Schwärmerei kehrte mit voller Wucht zurück. So viel dazu, es hinter sich zu lassen. Er reichte das Bier um das Feuer herum. Roman streckte seine rechte Hand danach aus und zuckte zusammen. Stattdessen nahm er die Flasche mit der linken entgegen.

»Was ist passiert?« Matt deutete mit einer Kopfbewegung auf Romans rechten Arm.

»Hab mich vor ein paar Wochen verletzt. Es geht mir gut«, murmelte Roman und errötete leicht.

»In welcher Einheit, sagten Sie, haben Sie gedient?«, wollte der General wissen.

»Dad. Er ist nicht hier, um in die Mangel genommen zu werden.«

»Ich war in der Army, Sir. Kompanie B, Infanteriebataillon 2-87.«

»Du warst in der Hundestaffel, nicht wahr?«, klinkte Matt sich ein. Wenn Roman bereit war, darüber zu reden, konnte Matt es sich nicht nehmen lassen, mit ihm zu prahlen.

»Genau.« Roman leckte sich nervös die Lippen und trank einen Schluck Bier.

»Hundestaffel! Meine Güte, das Programm hat uns großartige Dienste geleistet«, sagte der General begeistert. »Unglaublich, wozu Hunde fähig sind. Sind Sie ein Hundefreund, Roman?«

»Ja, Sir.«

»Ich auch! Ich auch! Ich habe gehört, dass Matts Hund heute weggelaufen ist. Das ist furchtbar schade, nicht wahr?«

Romans Blick begegnete Matts. »Ja, Sir. Eine Schande.«

»Ich versteh's nicht«, schniefte Luci mit roten Augen. »Matt und ich haben heute stundenlang gesucht. Wir sind den ganzen Nachmittag die Straßen auf und ab gefahren. Ich werde morgen Flyer in der Stadt verteilen.«

»Er wird schon wieder nach Hause kommen«, versicherte Matt ihr zum hundertsten Mal. Er musste daran glauben. Sie hatten Paco ins Herz geschlossen. Bestimmt wollte er dorthin zurückkehren, wo er so geliebt worden war.

»Aber was, wenn nicht?«

»Bestimmt lag es nicht an euch«, sagte Roman ernst zu Luci. »Vielleicht musste er nur kurz woandershin.«

Was? , fragte sich Matt. Er war drauf und dran, Roman zu fragen, woher er von Paco wusste. Schließlich war Roman fort gewesen, nun ja… ziemlich genau seit der Nacht, als Paco an ihrer Tür aufgetaucht war. Doch der General ergriff das Wort.

»Was für ein entsetzliches Verbrechen, einen Hund anzuschießen. Jeder Mensch, der zu so etwas fähig ist, gehört ausgepeitscht, wenn man mich fragt. Und er war auch so ein prächtiger Deutscher Schäferhund, Matt hat mir Fotos gezeigt. Großartige Tiere, Schäferhunde. Ich hatte selbst mal einen. Der klügste Hund, den Sie je gesehen haben. Er konnte…«

Der General und Roman unterhielten sich über Hunde. Das ging eine gute Stunde so. Roman erzählte ihnen von den Patrouillen zusammen mit seinem Bombenspürhund in Afghanistan. Matt wusste, dass es ein gefährlicher Job war. Es war nicht nur möglich, dass ein Hund eine Mine übersah, sondern man war auch auf offenem Feld und damit ein perfektes Ziel für Scharfschützen. Doch Roman sprach über diese Patrouillen, als würde er sich gern daran zurückerinnern.

Dann beschrieb der General so ziemlich jeden Hund, den er je besessen hatte, redete über die Hundestaffel im Allgemeinen und einen Diensthund, der im letzten Jahr für seine Tapferkeit ausgezeichnet worden war. Matt beobachtete, wie blendend sie sich verstanden, und konnte nicht verhindern, dass Eifersucht in ihm aufstieg. Natürlich war der General hin und weg von Roman. Er war ein Bild von einem Mann und strahlte unverkennbar Stärke, Gehorsam und Respekt aus.

Roman war wie sein Bruder Mitch, erkannte Matt. Der perfekte Mann. Der perfekte Soldat. Der perfekte Sohn. Er war in allem perfekt, woran Matt sich immer abmühte – und versagte. Matt war zu mitfühlend, um wirklich Spaß daran zu haben, den knallharten Typen zu markieren, und er war zu oft albern und witzig, um respektvoll zu sein. Und er war definitiv zu schwul. Auch wenn der General das nicht mal wusste, erahnte er wahrscheinlich schon, dass Matt einfach nicht männlich genug war.

Weil er sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlte, entschuldigte er sich und ging ins Haus, um allen noch ein Bier zu holen. Danach ging er auf die Suche nach einer Tüte Chips oder Minibrezeln in die kleine Vorratskammer. Er spürte jemanden hinter sich, drehte sich um und entdeckte Roman, der versuchte, sich mit ihm in den kleinen Raum zu zwängen. Es war so skurril, dass Matt lachen musste.

»Hey. Was machst du hier?«

Roman machte keine Anstalten, zurückzuweichen und Matt aus der Kammer rauszulassen. »Matt.« Seine Stimme klang sehr ernst.

»Roman«, entgegnete Matt mit gespielter Ernsthaftigkeit. »Was ist los, Kumpel? Bist du hergekommen, um mit mir zu reden? Das mit meinem Dad tut mir leid. Ich habe ihn nicht erwartet.«

»Es ist mir eine Ehre, deinen Vater kennenzulernen.«

»Okay, das ist…« Matt atmete tief durch. »Ja. Danke.«

Roman rührte sich immer noch nicht.

Die Vorratskammer war so winzig, dass Matt an drei Seiten von Regalbrettern umgeben war. Und vor ihm versperrte Romans großer – muskulöser – Körper die Tür. Sie waren sich ziemlich nahe.

»Wolltest du… was mit mir besprechen?«, riet Matt. »Wir können vors Haus gehen.«

»Ich will mit dir reden«, stimmte Roman zu, bewegte sich jedoch keinen Millimeter. Er ballte nervös die Hände zu Fäusten.

»Worüber denn?« Allmählich machte Matt sich Sorgen.

Aus Romans Kehle drang ein leises Geräusch und er legte den Kopf schief. »An jenem Tag… als du mich gefragt hast, ob ich hetero bin. Da hab ich es nicht verstanden. Manchmal kann ich… Ich bin anders aufgewachsen als die meisten Leute. Manchmal kapiere ich bestimmte Dinge nicht.«

Roman zögerte. Matts Herz begann so heftig zu hämmern, dass es ihn überraschte, dass sein Puls nicht unter seinem T-Shirt sichtbar war. Er biss sich auf die Zunge und wartete ab.

»Ich habe auf die Frage mit Ja geantwortet. Und du dachtest, das heißt, dass ich nicht… dass ich dich nicht auf eine Weise mag, wie… ich meine, wie Menschen andere Menschen mögen. Nicht als Freunde…«

Romans Gesicht glühte jetzt, Schamesröte hatte sich in seine Wangen geschlichen. Matt hätte ihn von seinem Leid erlösen können, doch er musste hören, wie Roman in Worte fasste, was genau er meinte. Außerdem war es ziemlich hinreißend, den knallharten Kerl mal verlegen zu erleben, und Matt fand diesen Moment viel zu wunderbar, um ihn zu unterbrechen.

»Sondern als Sexpartner«, brachte Roman schließlich hervor und wurde noch röter. »Ich wollte damit nicht sagen, dass ich dich als Sexpartner nicht in Betracht ziehen würde. Oder als Gefährten. Denn ich glaube, das würde ich. Tue ich.« Roman richtete den Blick auf seine Füße, obwohl die Speisekammer so winzig war, dass er sie vermutlich nicht mal sehen konnte. »Falls das nicht die richtigen Worte sind, tut es mir leid. Ich hab das noch nie gemacht.«

Gott im Himmel, wo war dieser Mann bloß hergekommen? Nicht zum ersten Mal fragte sich Matt, ob Roman im Krieg nicht doch schwerere Schäden erlitten hatte, als von außen ersichtlich war. Da war diese Narbe an seinem Kopf. Aber in anderen Dingen war er so intelligent. Er war nur… bezaubernd naiv. Wie war das überhaupt möglich bei einem Typen, der aussah wie Roman und beim Militär gewesen war?

»Als festen Freund?«, schlug Matt vor und seine Stimme klang schroff. »Ist es das, was du sagen willst? Dass wir versuchen könnten, mehr als nur Freunde zu sein? Miteinander auszugehen?«

Roman sah erleichtert aus. »Ja. Das meinte ich.« Seine goldenen Augen erinnerten an warmen Honig, als er hoffnungsvoll zu Matt aufblickte. »Wenn du das möchtest. Aber falls nicht, verstehe ich das und entschuldige mich, darüber gesprochen zu haben.«

Matt lächelte. »Ach ja? Mann, das lässt du schön bleiben.«

Das Schicksal brachte zwei Menschen nicht ohne Grund so zusammen, wie es bei Matt und Roman passiert war. Matt spürte ein kribbelndes Hochgefühl in sich aufsteigen. Gott sei Dank. Roman mochte ihn auch. Das war die beste Nachricht der Welt. Matt streckte eine Hand aus und berührte Romans Wange. Roman hatte einfach die schönsten Wangenknochen. Sein Kiefer war glatt, weil er sich vor Kurzem rasiert hatte, und seine Lippen waren voll und weich. Bei Matts Berührung schloss er die Augen mit einer Hingabe, die Matt noch nie bei Roman gesehen hatte, wenn er berührt worden war. Das hier fühlte sich nach mehr an. Sinnlich.

Matt konnte nicht widerstehen. Wie hätte er auch? Seit er dieses Gesicht, so unglaublich traurig und resigniert, zum ersten Mal bei der Razzia in Coarsegold gesehen hatte, hatte er es nicht vergessen können. Er hatte von diesem Gesicht geträumt. Und seit er nach Mad Creek gekommen war, hatte er so viel mehr gesehen. Roman war oft stoisch wie jeder andere Soldat. Aber er hatte Gefühle, die tief gingen, und wenn sie sich auf seinem Gesicht zeigten, war er wie ein offenes Buch. Angst, Sehnsucht, Scham, Wut und Freude konnte man mühelos davon ablesen.

Und jetzt Verlangen .

Matt trat einen Schritt näher, hob das Kinn und legte seine Lippen auf Romans.

Der Kuss begann langsam und Roman spannte sich erwartungsvoll unter seiner Liebkosung an. Er wich nicht zurück, woraufhin Matt kleine Küsse auf Romans geschlossenem Mund verteilte, jedes Mal etwas länger verweilte und ihn dann bei jedem Kuss seine Zungenspitze fühlen ließ.

Roman zog Matt einen halben Schritt näher heran und schlang die Arme um Matts Taille. Er erwiderte den Kuss, spiegelte den Druck von Matts Lippen, enthusiastisch, aber mit geschlossenem Mund, ohne zu versuchen, ihn zu vertiefen. Weil er nicht weiß, wie.

Du meine Güte, hatte Roman noch nie jemanden geküsst? Matt zog sich zurück und starrte ihn an.

Romans Gesichtszüge entgleisten. »Mache ich was falsch?«

»Nein, Süßer. Öffne nur den Mund ein bisschen.« Mit dem Daumen teilte Matt zärtlich Romans Lippen. Dann küsste er ihn erneut.

Als er diesmal mit der Zungenspitze über Romans leicht geöffnete Lippen strich, schmeckte er feuchte Süße und spürte, wie Romans Zunge seiner zaghaft entgegenkam. Ein tiefes Grollen drang aus Romans Kehle und er zog Matt so fest wie möglich an sich, wobei er am ganzen Körper zitterte. Eine Welle heißer Lust rollte durch Matt hindurch und fegte jeden vernünftigen Gedanken fort. Als Romans Zunge behutsam in Matts Mund vorstieß, saugte er spielerisch daran.

Einer von ihnen stöhnte und das Geräusch klang in dem kleinen Raum sehr laut. Matt drängte sich an Romans Hüften. Roman war steif – groß und hart und so heiß, dass Matt die Hitze sogar durch zwei Lagen Jeansstoff spüren konnte. Oh Gott. Matt würde sterben, wenn er Roman nicht in diesem Moment haben konnte.

»Matt?« Das war Lucis verwirrte Stimme.

Erschrocken schob sich Matt so weit, wie es in der Kammer möglich war, von Roman weg. Roman starrte ihn keuchend an. Eine Hand wanderte schützend zu seiner rechten Schulter.

»Wow. Das war…« Matt räusperte sich.

»Gut«, sagte Roman aufrichtig.

»Scheiße, ja. Aber wir, ähm, sollten lieber zurück. Mein Dad…«

Roman setzte sich sofort in Bewegung und trat aus der Speisekammer. Dann ging er schnurstracks zur Hintertür hinaus. Matt lehnte sich gegen den Türrahmen der Kammer und rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. Heilige Scheiße.

Er hatte gerade rumgeknutscht. Mit Roman Charsguard. In seiner Vorratskammer. Er wollte jubeln und grölen, vielleicht in die Luft springen und Gott ein High five geben.

»Also. Doch nicht so hetero«, sagte Luci in amüsiertem Tonfall. Sie lehnte an der Anrichte.

Matt wusste, dass seine Wangen flammend rot sein mussten. Er schüttelte den Kopf und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »Halleluja. Mein Gott, Luci, ich glaube wirklich, dass er der Richtige sein könnte. Ist das verrückt? Das ist der Wahnsinn, oder?«

Lucis Miene wurde weich. »Oh, Mattie. Das freut mich für dich. Aber sei heute Abend vorsichtig, cariño . Daddy kriegt es raus.«

»Nein.« Matt straffte die Schultern. Nein, darüber wollte er nicht mal nachdenken. Die Vorstellung, dass der General sie beim Küssen erwischte, war wie ein Eimer kaltes Wasser über dem wundervollen Nachhall des Moments.

Luci kam zu ihm und tätschelte ihm die Wange. »Er ist umwerfend«, sagte sie leise. »Und er scheint auch ein supernetter Kerl zu sein. Und übrigens? Dich hat es mächtig erwischt.«

Ja. Das hatte es. Und wie.

 

***

 

Matt hatte Roman geküsst.

Matt hatte an Romans Zunge gesaugt .

Roman saß am Feuer, hatte ein Bier in der Hand und tat so, als wäre sein Schwanz nicht hart genug, um Stahlbeton damit zu zerschlagen. Er hatte das Gefühl, dass es falsch wäre, vor Matts Dad – und auch vor Luci – über Sex zu sprechen. Schließlich war Lance ganz nervös geworden, als Roman das Thema angeschnitten hatte.

Allerdings fiel es ihm schwer, den Blick lange von Matt zu lösen. Er starrte über das Feuer hinweg auf Matts Hände oder seinen Mund und dachte daran, was er wollte. Matts Dad, der ein General war, ein sehr wichtiger Mann, sprach über Afghanistan, doch jetzt hatte Roman Mühe ihm zuzuhören.

Dann begann General Barclay über Matt und Luci zu reden und dass sie heiraten sollten. Zunächst war Roman verwirrt. Aber als sowohl Matt als auch Luci ihn mit umständlichen Ausreden abspeisten, statt ihm zu sagen, dass sie nicht zusammen waren, begriff Roman, dass sie Matts Vater anlogen.

Warum? Matt war ein ehrlicher Mann, soweit Roman das mitbekommen hatte. Matt begegnete seinem Blick über das Feuer hinweg und etwas in seinen Augen ermahnte Roman zu schweigen. Roman beschloss, dass er gehen musste. Er fühlte sich wie ein Eindringling und er verstand die Situation nicht. Wenn er blieb, würde er wahrscheinlich einen Fehler machen.

Er stand auf. »Ich muss nach Hause. Es war sehr schön Sie kennenzulernen, Sir.«

Matts Vater erhob sich und schaute Roman an, sah aber nicht mehr so freundlich aus wie zuvor. »Gute Nacht, Roman.«

»Gute Nacht, Luci«, sagte Roman.

»Gute Nacht.« Sie lächelte ihn an, wirkte jedoch traurig.

Matt begleitete Roman durch das Haus zur Vordertür. »Das tut mir so leid. Der General… na ja, offensichtlich weiß er nicht, dass ich schwul bin. Es ist kompliziert.«

»Okay.« Roman war immer noch durcheinander, aber er wollte Matt vertrauen.

»Hey.« Matt sah sich um, um sich zu vergewissern, dass sie allein waren. »Ich könnte nachher zu dir nach Hause kommen. Wenn du willst. Wenn die beiden nicht allzu spät ins Bett gehen.«

»Können wir uns noch mal küssen?«

Matt lächelte. »Scheiße, ja.«

»Das wäre schön.« Roman vermutete, dass er wahrscheinlich dämlich grinste, aber er konnte nichts dagegen tun.

Matt zwinkerte ihm zu. »Ich komme vorbei, sobald ich kann.«

 

***

 

Roman lief in seiner kleinen Hütte auf und ab und wartete ungeduldig auf Matt. Matt kam zu ihm, um Sex zu haben. Roman wollte das sehr, aber er war auch nervös. Er hatte ein paar Videos auf seinem Laptop geschaut, in denen zwei Männer Sex hatten. Es war nicht schwer, solche Videos zu finden. Man konnte praktisch Mann in die Suchleiste von Google eingeben und schon hatte man die freie Auswahl.

Die Videos waren informativ gewesen, was die Technik anging, und hatten dafür gesorgt, dass Roman sehr intensiv an Matt gedacht hatte. Aber sie waren nicht das, was er sich erhofft hatte. Da war nicht die Verbindung gewesen, nach der er sich sehnte. Vielleicht war das etwas, das man in einem Video nicht sehen konnte.

An seiner Tür klopfte es leise. Roman öffnete sie hastig und dort stand Matt. Er trug einen braunen, mit Schafsfell gefütterten Cordmantel, ein dunkles T-Shirt und Jeans. Seine Wangen waren durch die Kälte gerötet. Er sah so gut aus, dass Roman das Wasser im Mund zusammenlief.

»Hi, M-…«

Matt packte Romans Flanellhemd mit beiden Händen und zog ihn an sich, sodass sein Mund unsanft auf Romans landete. Offenbar war Reden beim Sex nicht nötig und Roman hatte rein gar nichts dagegen. Ja, das waren grandiose Neuigkeiten!

Matt wurde sanfter, als er in die Hütte trat, Roman nach hinten schob und die Tür mit dem Fuß schloss. Dann hielt Roman dagegen, weil ihm gefiel, wie sich Matt gegen ihn drängte. Er schob die Hände unter Matts Mantel auf seinen Rücken und drückte ihn noch enger an sich. Matts Zunge tat magische Dinge in Romans Mund und alle Nervenenden seines Körpers gingen gleichzeitig in Flammen auf. Seine Schulter pochte leicht, aber dank der Lust, die durch seine Adern jagte, war es ihm egal.

Oh Gott. Jedes Mal, wenn er dachte, er hätte das Coolste am Menschsein entdeckt, passierte etwas noch Unglaublicheres. Matts Körper war fest, hart und warm und wie er sich an Roman presste, während sein Schwanz zuckte und sein Blut kochte, war einfach himmlisch. Matts Hände lagen auf beiden Seiten seines Kiefers und er nahm Romans Mund komplett für sich ein. Seine Zunge war feucht und süß und erregender, als Roman es sich je vorgestellt hatte. Alles fühlte sich so gut an, dass er es kaum aushielt.

Ihm wurde ein bisschen schwindelig und seine Knie wurden weich. Matt fing ihn auf, als er strauchelte und unterbrach den Kuss, um ihn mit lustverhangenen Augen anzusehen.. »Schlafzimmer?«

»Ich schlafe einfach auf dem Futon«, sagte Roman und fühlte sich dumm. Er hatte sich bisher noch nie an dem Futon gestört, aber er wünschte Matt zuliebe, dass er ein richtiges Bett hätte.

Doch Matt schien das egal zu sein. »Dann lass uns das Ding mal aufbauen!«

Er ging zu der Futonmatratze und zerrte sie aus ihrem Rahmen, als stünde sie in Flammen. Roman beeilte sich, das Gestell in die Horizontale zu bringen und die Matratze wieder draufzulegen, und dann befreite sich Matt von seinem Mantel, trat sich die Schuhe von den Füßen, drückte Roman auf die gleichermaßen harte wie weiche Fläche und setzte sich auf ihn.

»Gott, Roman. Es fühlt sich an, als hätte ich dich schon ewig gewollt«, keuchte Matt und schmiegte das Gesicht an Romans Hals. Er saß rittlings auf Romans Hüften und machte sich bereits an den Knöpfen von Romans Hemd zu schaffen.

Matt schien genau zu wissen, was er wollte und was zu tun war. Deshalb entspannte sich Roman in dem Wissen, dass Matt sie führen würde, wo auch immer sie hinmussten. Als der letzte Rest seiner Nervosität sich auflöste, machte sich ein kribbelndes Glücksgefühl in ihm breit. Es war wundervoll, Matt so nahe zu sein, als bekämen all die ausgetrockneten Stellen in seinem Inneren endlich Wasser.

»Ich wusste erst nicht, dass es mir erlaubt war, dich zu wollen«, gestand Roman, weil er ehrlich sein wollte. »Aber jetzt will ich dich sehr.«

Matt lachte leise und die Vibration kitzelte Roman am Hals. Er hob den Kopf. »Tja, Gott sei Dank hast du's rausgekriegt, Ro.«

»Ich weiß!«

Matts Finger hatten kurzen Prozess mit Romans Hemdknöpfen gemacht. Er schob den Stoff beiseite und ließ seine Handflächen mit entschlossener Miene über Romans Bauch und Brust streichen. Als er fest über Romans Nippel rieb, schoss das Gefühl direkt in Romans Schwanz und seine Hüften ruckten wie von selbst nach oben. Roman wimmerte.

»Ja«, wisperte Matt und in seinen Augen loderte es noch heller auf. Seine Finger wanderten hinunter zum obersten Knopf von Romans Jeans. »Okay?«

Roman nickte begeistert. Erneut hob er die Hüften, kam allerdings mit Matt auf sich nicht weit. Matt rutschte nach vorne, sodass er an der Wurzel von Romans Erektion saß, und die Reibung entlockte Roman einen Schrei und er drängte sich Matt fester entgegen.

Matt lächelte. »Gefällt dir das? Mir auch. Ohne Klamotten wäre es bloß besser.«

Und dann stand Romans Hose offen und Matt – oh Gott, Matt – zog sie weit genug nach unten, um Romans harten, schweren Schaft zu befreien. Er senkte den Kopf und rieb mit der Nase darüber, schmiegte die Wange daran und leckte darüber.

Roman hielt es nicht aus. Er fühlte zu viel. Er krallte die Finger in das Laken des Futons, stieß die Hüften nach oben und ein tiefes, wimmerndes Grollen drang aus seiner Kehle.

»Es ist eine Weile her, hm?« Matt lachte leise, bevor er Romans Schwanz mit einer Hand aufrichtete und ihn in den Mund nahm.

Roman stemmte sich auf seinen linken Ellbogen hoch und versuchte sich zurückzuziehen. Die Empfindung war so gut, so intensiv, so zärtlich und so unverdient . Er hatte das Gefühl, platzen zu müssen – seine Gefühle und sein Körper und seine Gedanken liefen auf Hochtouren. Doch sein Versuch war nicht sehr überzeugend und Matt ließ ihn nicht weg. Er packte Romans Hüften und verhinderte, dass Roman aus seinem Mund glitt. Sanft saugte er an den ersten paar Zentimetern, während er mit der Zunge an der Unterseite entlangstrich und Romans Vorhaut beruhigend vor- und zurück schob.

Ein Glühen breitete sich in Roman aus und verwandelte seine Überraschung in die herrlichste, unbändigste Lust, die er je verspürt hatte. Er schloss die Augen und ließ sich zurück aufs Bett fallen. Er sperrte Sicht und Gehör und sogar das Gezeter seines eigenen Verstands aus, weil er nur fühlen wollte.

Matts Mund war heiß und feucht. Er fühlte sich so viel weicher, aufreizender, aufputschender und erregender an, als Romans eigene Hand es je getan hatte. Sein Schwanz zuckte und wurde noch steifer, weil er sich nach mehr sehnte. Seine Haut prickelte und seine Hoden fühlten sich schwer und straff an. Roman schluckte die Laute herunter, die er gerne von sich gegeben hätte, weil er sich Sorgen machte, sie würden zu sehr nach Hund klingen.

Als Matt begann, seinen Kopf auf und ab zu bewegen und fester zu saugen, schnappte Roman nach Luft. »Matt.« Sanft drückte er gegen Matts Schultern. Matt hob den Kopf. Seine Lider waren schwer und seine Lippen geschwollen. Roman hatte noch nie etwas Schöneres gesehen. »Ich will dich auch anfassen.«

»Ja, Ro.«

Das Feuer zwischen ihnen brannte jetzt heißer, aber auch träger – wie die tiefrote Glut, wenn Holz ganz und gar durchdrungen war, nicht das Auflodern eines oberflächlichen Brandes. Matt rollte sich auf die Seite und zog sich ganz aus und Roman tat es ihm gleich.

Roman setzte sich auf und betrachtete Matt, wie er auf dem Rücken auf dem Futon lag. Er verspürte Ehrfurcht.

»Oh, Matt.« Sein Körper war faszinierend. Er hatte breite Schultern, eine etwas kräftigere Taille, starke, definierte Oberschenkel und sein Penis war von einem Dreieck dunkler Härchen umgeben und reckte sich ihm als Beweis seiner Erregung entgegen. Bei diesem Anblick und dem Gedanken, dass Matt ihm die intimste Seite seines Lebens preisgab, erschauerte Roman. Normalerweise blieben Menschen angezogen. Dinge wie diese zeigten sie nicht, außer sie waren Gefährten.

Matt sagte kein Wort, zog Roman aber zu sich herunter, sodass sie nebeneinanderlagen. Roman küsste ihn aufs Neue, weil er Matts Zunge wieder an seiner spüren wollte. Matts Hände erkundeten Roman am ganzen Körper und Roman folgte seinem Beispiel nur allzu gern. Die Küsse und Berührungen waren schön, aber als Matt begann, sich gleichzeitig an Roman zu reiben, war das sogar noch besser.

Roman klammerte sich an Matt, weil er nicht mehr genug Kontrolle über seine Hände hatte, um ihn weiter zu streicheln, und nach Luft ringen musste, sodass er ihn nicht mehr küssen konnte. Er vergrub die Nase an der Stelle, wo Matts Hals in die Schulter überging, und atmete tief ein. Dieser herbe Mandarinenduft war jetzt durchdringend und überlagerte Matts normalen Geruch nach Holz und Schweiß und einer harzigen Seife. Roman schnupperte weiter über Matts Haut und verdrehte lustvoll die Augen, während der Duft seine Sinne erfüllte und Matt sich an seinem Schwanz rieb. Seine Schenkel zitterten und sein Magen krampfte sich zusammen. Er würde gleich…

Matt hielt inne und Roman konnte ein ersticktes Schluchzen nicht zurückhalten.

»Roman?« Matt klang zögerlich.

»Ja?« Romans Stimme bebte.

Matt lachte leise. »Das hier ist großartig, aber ich würde wirklich gerne… gerne ficken. Ich will dich in mir spüren.« Auch seine Stimme schwankte.

»Okay. Was auch immer du tun möchtest, ich werde es versuchen.«

Matt wich zurück, atmete zur Beruhigung durch und betrachtete Romans Gesicht. »Warst du jemals aktiv? Bei einem Mann?«

Roman war sich nicht sicher, was das heißen sollte. Er biss sich auf die Lippe.

Matts Miene wurde weich. »Hast du jemals einen Mann gefickt, Ro?«

»Nein. Aber ich möchte es mit dir probieren.«

Matt sah erleichtert aus – und hungrig. Er küsste Roman hart und schnell und stand auf. »Gott, davon habe ich geträumt. Ich hab alles dabei.« Er holte eine kleine Tube und ein Kondompäckchen aus seiner Hosentasche.

Roman wusste, was sie gleich tun würden – jedenfalls die simpelste Art der Vereinigung. Obwohl er gerade erst noch kurz vor dem Orgasmus gestanden hatte und ziemlich enttäuscht gewesen war, als die Reibung aufgehört hatte, war Roman jetzt an diesem neuen Plan sehr interessiert.

Wenn er sich auf diese Weise mit Matt vereinigte, musste das etwas bedeuten. Oder nicht? Roman wollte, dass es etwas bedeutete.

Matt warf ihm das Kondom zu und träufelte etwas von der Flüssigkeit aus der Tube auf seine Finger. Er griff hinter sich und wandte den Blick nicht von Roman ab.

»Bist du sicher? Dass du es so willst?«, fragte Roman und griff nach dem Kondom. »Dass ich oben sein soll?«

»Ja«, hauchte Matt atemlos. »Ja, absolut.«

Roman setzte sich auf, fummelte an dem Kondom herum, hatte Schwierigkeiten, das Päckchen zu öffnen, und starrte dann ratlos auf die flache Scheibe.

Matt kam ihm zu Hilfe. »Manchmal kann ich nicht glauben, dass du echt bist«, sagte er und sah Roman erstaunt an. Er nahm Roman den Gummi aus der Hand, legte ihn auf die Spitze seiner Erektion und rollte ihn nach unten, während er die andere Hand nutzte, um ein wenig mit seinen Hoden zu spielen und kleine Stromstöße durch seinen Körper zu schicken.

»Ugh«, ächzte Roman. »Können wir jetzt?«

Statt einer Antwort stieß Matt gegen Romans Brust und schubste ihn runter auf die Matratze. Er stieg über Roman, hielt seinen Schwanz fest und positionierte sich über der Eichel. Den Blick fest auf Roman gerichtet, mit geöffnetem Mund und keuchend, begann er, sich sinken zu lassen.

Roman legte die Finger um Matts Oberschenkel und schloss die Augen. Er spürte, wie Matts Körper – Matts Körper – ihn langsam in sich aufnahm und er von perfekter Hitze und Reibung umhüllt wurde. Es war so, so eng. Roman hob die Lider. Matts Miene war hoch konzentriert und er hatte die Augen geschlossen.

Mit dem Wunsch nach einer noch innigeren Verbindung berührte Roman Matt überall, wo er ihn erreichen konnte. Er streichelte über seine Brust, seine Bauchmuskeln, seine Schenkel und wieder nach oben. Er hätte so gerne zugestoßen, doch er spürte, dass er auf Matts Zeichen warten musste. In seinem Schritt war alles heiß und angespannt, sein Orgasmus stand kurz bevor und das wollte er nicht.

Und dann hatte Matt ihn vollständig aufgenommen und öffnete die Augen. Sie schienen zu leuchten, als er bebend Luft holte. »Roman

»Matt. Was soll ich tun?«

Matt rollte sich herum und zog Roman mit sich und irgendwie schaffte Roman es, dabei in ihm zu bleiben. Und dann lag Matt auf dem Rücken, mit gespreizten Beinen, während er seine nackten Füße an Romans unterem Rücken verschränkte, und Roman wusste, dass es jetzt an der Zeit war, sich zu bewegen.

Er ließ seinen Körper von seinem Instinkt und sein Herz von Liebe leiten. Er stieß die Hüften vor und drang in Matt ein. In dieser Position konnte er Matts Lippen nicht ohne Schwierigkeiten erreichen, deshalb stützte er sich auf seinem unverletzten Arm ab und griff mit der anderen Hand nach Matts Handgelenk, um die Innenseite zu küssen, Matts Duft einzuatmen und an seinen Fingern zu saugen.

Matt gab einen wundervollen Laut von sich und drückte die Füße ermunternd gegen Romans Rücken. Sein Atem wurde von Stöhnen und Keuchen und Romans geschrienem Namen durchsetzt und von schneller und genau so und ja und Oh Gott .

Alles in Roman spannte sich an, straffte sich, zog sich zurück und das Gefühl erinnerte ihn an ein Video, in dem zu sehen gewesen war, wie sich Wasser vor einem Tsunami zurückzog. Er konnte spüren, wie sich etwas in ihm aufbaute, und es war mehr als nur ein Orgasmus. Es war wie seine erste Verwandlung, als würde etwas Riesiges Gestalt annehmen und drauf und dran sein hervorzubrechen.

Vielleicht würde er sich diesmal in einen Engel verwandeln, dachte Roman. Oder vielleicht veränderte sich etwas Unsichtbares in ihm, vielleicht ordnete sich seine DNA noch einmal neu und Zellen vermehrten sich. Er konnte rot werden, eine Erektion bekommen und sogar lachen. Und jetzt war er… war er…

Liebe , erkannte er, als sein Herz von Wärme und Licht erfüllt wurde. Jetzt konnte er wie ein Mensch lieben, einen Seelengefährten lieben, körperlich lieben. Einen Gefährten.

Matt sah ihm in die Augen und sein Blick war lodernd und stürmisch. Sein Schwanz wippte bei jedem von Romans Stößen auf seinem Bauch. Die Hand, die Roman küsste, drehte sich, um Romans Handgelenk zu ergreifen und nach unten zu ziehen, wo sie Romans Finger um Matts Länge legte. Matts Hand blieb auf seiner liegen und hielt sie fest, sodass die Bewegung von Romans Hüften Matts Schwanz durch Romans Faust trieb.

Roman liebte es, Matt dort zu berühren. Die Welle in ihm schoss in die Höhe und er konnte sie nicht aufhalten. »Matt!«

Matt stöhnte auf, drückte Romans Hand fest um die Spitze seines Schwanzes und zuckte zusammen. Heißes, nasses Sperma ergoss sich über ihre Finger und auf Matts Bauch. Der herbe Mandarinenduft wurde intensiver und steigerte Romans Erregung ins Unermessliche.

Noch einmal stieß er kräftig in Matt, schlang die Arme um Matts Schenkel, um ihn eng an sich zu ziehen, und ließ seinem Höhepunkt freien Lauf. Es war das beste Gefühl auf der ganzen Welt und er klammerte sich so lange wie nur möglich daran. Und dann brach er auf dem Bett zusammen und Matt drückte ihn an sich.

»Himmel, das war der Wahnsinn«, sagte Matt euphorisch und noch immer außer Atem.

»Tatsächlich?« Roman konnte nicht die Kraft aufbringen, um den Kopf zu heben. »Es war nicht normal?«

»Es hat dem normal aus meiner Erfahrung gehörig in den Hintern getreten.« Matt setzte sich auf. Roman öffnete die Augen und sah, dass Matt ihn nachdenklich musterte. »Hast du dir noch nie ein Kondom übergezogen?«

»Nein.«

Matt schürzte die Lippen. »Aber du hattest schon mal Sex?«

Roman zuckte mit den Schultern.

»Gott, Roman! Wie ist das überhaupt möglich? Du siehst so gut aus. Und bist so ein netter Kerl.«

Romans Euphorie legte sich allmählich und Sorge schlich sich ein. Das war eines der Dinge, die er Matt nicht verraten sollte, und er hasste das. »Als ich jünger war, hatte ich keine Möglichkeit dazu. Und dann war ich lange allein.«

Matt schüttelte mit verwirrter Miene den Kopf. »Irgendwann musst du mir mal von deiner geheimnisvollen Kindheit erzählen. Langsam bekomme ich den Eindruck, du wärst in einem Atombunker oder so was groß geworden.«

Roman lächelte traurig. »Oder so was.«

Matt legte sich wieder hin und drückte einen Kuss auf Romans Kiefer. »Tja, es war fantastisch. Das kannst du mir glauben.« Er zögerte und seufzte dann. »Wegen meines Dads und meines Bruders… Na ja, sagen wir mal, ich bin nicht besonders offen mit meinen Vorlieben umgegangen. Deshalb hatte ich mit den meisten Kerlen nur kurze Affären, aus denen vielleicht mehr hätte werden können , aber leider werden die meisten potenziellen Partner davon abgeschreckt, wenn man nicht geoutet ist.«

Roman hörte aufmerksam zu, weil er wusste, dass es wichtig war. Er war sich nicht ganz sicher, was Matt ihm da sagte. Er wappnete sich. »Also… wirst du Luci heiraten?«

»Nein!« Matt richtete sich auf und starrte ihn an. »Gott, nein. Das ist es nicht, was ich… Ich schätze, was ich sagen will, ist… Es hat nie jemanden gegeben, der… der es wert war, dass ich mich für ihn oute. Aber du…« Matt fuhr sich durch die Haare und wirkte verlegen. »Ich mag dich echt gern, Ro.«

Roman fand, dass das ziemlich gut klang. »Ich liebe dich, Matt.«

Matt lachte überrascht auf. »Meine Güte. Du bist einfach so direkt. Du bist verrückt. Das weißt du, oder?«

Roman runzelte die Stirn.

»Keine Sorge. Mir gefällt deine verrückte Art.« Matt beugte sich vor, um ihn zu küssen.

»Ich hoffe wirklich , dass du meine verrückte Art magst«, sagte Roman und dachte bei sich, dass Matt noch überhaupt nichts gesehen hatte.

Matt lächelte verwundert. Er legte eine warme Handfläche an Romans Wange. »So jemanden wie dich habe ich noch nie kennengelernt.«

»Geht mir genauso.« Roman seufzte. »Außer James war ich noch nie jemandem so nahe. Er ist der auf dem Bild an der Wand. Mein bester Freund in der Army.« Roman nickte zu dem gerahmten Foto hinüber.

»Du hattest keine gute Beziehung zu deinen Eltern?«

»Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. An meine Mutter erinnere ich mich ein bisschen, aber es ist eher ein Gefühl als eine richtige Erinnerung.«

»Himmel. Das muss hart gewesen sein.«

Roman dachte darüber nach. »Das Schlimmste in meinem Leben war der Tag, an dem James gestorben ist.« Seine Stimme bebte. »Aber darüber will ich nicht reden.«

Sie lagen beide auf der Seite. Matt legte die Arme um Roman und zog ihn an sich. Roman vergrub die Nase an Matts Hals. Dort war es warm und jetzt roch es nach ihnen beiden und nach Sex, was besser war als Matts natürlicher Geruch und sogar der Mandarinenduft.

»Wart ihr zusammen, Roman? Du und James?«

Roman war entsetzt. »Nein . So war es nicht.«

»Okay! Ich war bloß neugierig. Ich weiß, dass man einen Freund mehr lieben kann als alles andere auf der Welt.« Matt rieb mit der Handfläche liebevoll über Romans kurze Haare. »Ich wünschte, ich müsste nicht gehen, aber ich sollte wahrscheinlich nach Hause. Der General bleibt über Nacht.«

»Alles klar.« Nackt mit Matt im Bett zu liegen, war warm und herrlich. Roman wollte nicht, dass er ging. Vielleicht würde er das eines Tages nicht mehr müssen. Das wäre großartig!

Matt lächelte Roman an, küsste ihn noch einmal und verweilte einen Moment an seinen Lippen, bevor er sich zurückzog. »Hey, mir ist aufgefallen, dass du deine Schulter schonst. Was ist passiert?« Matt streckte eine Hand aus und strich über die Wunde. Sie war bereits verheilt, doch die Narbe leuchtete noch hellrot. Matt runzelte die Stirn. »Ist die frisch ? Was zum Teufel hast du angestellt?«

»Nicht, ähm, nicht wirklich frisch.« Roman suchte panisch nach Worten. »Ich hab mir bloß den Knochen während meines Urlaubs angeknackst, deshalb tut sie noch ein bisschen weh. Ist schon in Ordnung.«

Matt sah aus, als hätte er gerne mehr Fragen gestellt, aber dann schüttelte er den Kopf. »Okay, Großer. Wenn du das sagst. Tja, ich mach mich lieber auf den Weg.« Er stand auf und zog sich an. »Ich finde schon selbst zur Tür. Gute Nacht, Ro. Bis morgen.«

»Gute Nacht, Matt.«

Matt gab ihm noch einen letzten flüchtigen Kuss und ging. Roman holte das Bettzeug auf den Futon und rollte sich zusammen. Er fühlte sich glücklich und – das unruhige Summen in seinen Adern überraschte ihn – auch ein bisschen ängstlich. Es war wundervoll, etwas so Gewaltiges zu erleben, jemanden zu lieben und mit ihm zusammen sein zu können. Aber es war auch beängstigend. Denn Matt kannte die Wahrheit über Roman nicht und wenn er sie herausfand, wollte er vielleicht nicht mehr mit Roman zusammen sein.

Er wollte Matt nicht verlieren, so wie er James verloren hatte. Das konnte er nicht noch einmal durchmachen.

Doch es war dumm, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Er wollte in den Erinnerungen schwelgen, die sie gemeinsam erschaffen hatten, und sie sicher verwahren. Deshalb zog er sich die Decke über den Kopf und tat genau das.