»Hey, Anne, ich wollte dich gerade wecken«, sagt Maxime, als sie mich in der Tür stehen sieht. »Setz dich schnell, das Frühstück ist fertig. Hast du gut geschlafen?«
»Geht so«, murmele ich. »Ich glaube, mit der Dusche stimmt was nicht. Das Wasser war nur lauwarm.«
Alle schauen mich an. Ich versuche, in ihren Augen einen Hinweis darauf zu finden, dass sie über Isa informiert sind.
Aber ich sehe kein Mitleid. Oder noch schlimmer: abgewandte Blicke, weil sie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Sie schauen neutral. Freundlich sogar.
»Ja, stimmt«, sagt Daniel. »Offenbar ist heute Nacht der Strom ausgefallen, wodurch weder der Wasserboiler noch die Heizung funktionierten. Erst vor einer Viertelstunde ist alles wieder angesprungen. Vielleicht hat es irgendwo im Haus einen Kurzschluss gegeben?« Er zuckt mit den Schultern. »Ich habe dem Vermieter eine Mail geschickt, um es zu melden.«
»Willst du Tee, Anne?« Sami hält die Teekanne hoch. »Es wird eine Weile dauern, bevor es hier wieder warm ist.«
»Ja, danke dir«, sage ich und setze mich neben Maxime.
Er schenkt mir ein. »Wie fühlst du dich?«
Ich schaue ihn an. Seine Haare fallen ihm lockig und ungekämmt über die Stirn, und er trägt einen verwaschen aussehenden dunkelblauen Pullover, der ihm aber ausgezeichnet steht.
»Ich ... ich habe leichte Kopfschmerzen«, sage ich leise, während ich mir die Hände am Teebecher wärme.
»Ich glaube, die haben wir alle nach gestern Abend.« Sami lächelt und legt den Kopf schief. »Ich habe oben Paracetamol, wenn du willst.«
Jedes Mal, wenn er mich so anlächelt, aufrichtig und interessiert, spüre ich das unsichtbare Band zwischen uns. Das habe ich bislang noch nie bei einem Jungen gespürt. Ich versuche, in seinen Augen zu lesen, ob er dasselbe empfindet, aber er schaut schon wieder in eine andere Richtung.
»Danke, aber ich glaube, es geht auch so«, stammele ich mit roten Wangen.
Lizzy nimmt einen Cracker und bricht ein winziges Stück davon ab. »Leute, hat jemand meinen Kulturbeutel gesehen?«, fragt sie. »Er ist schwarz mit silbernen Sternchen.« Sie presst die Lippen aufeinander.
Unter ihren Augen sehe ich dunkle Ringe, und ihre Haut ist blass. Offensichtlich hat sie heute Nacht auch schlecht geschlafen.
Sami grinst. »Nein, tut mir leid, ich habe mir deine Mascara heute Morgen nicht ausgeliehen. Der Beutel liegt bestimmt irgendwo im Bad. Oder in deinem Zimmer.«
»Nein, ich habe schon überall gesucht.« Seufzend fährt sie sich mit der Hand durch die Haare. »Sogar unter meinem Bett.«
»Du kannst gern mein Make-up benutzen«, bietet Maxime an. »Und ich glaube, ich habe sogar noch eine neue Zahnbürste mit.«
»Das ist total lieb.« Lizzy lächelt ihr zu. »Aber da sind noch einige andere Sachen drin, die ich brauche. Ich fürchte, ich habe ihn zu Hause liegen lassen.«
Daniel lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und sieht Lizzy an. »Müssen wir zurück nach Utrecht?«
Sie zieht eine Grimasse. »Haha, Scherzkeks, dann sind wir vier Stunden unterwegs. Ich suche lieber noch mal gründlicher.«
»Gibt es noch so ein Aufbackbrötchen im Ofen?«, fragt Sami und hält den leeren Brotkorb in die Höhe.
»Nein, tut mir leid, ich habe gerade das letzte genommen«, sagt Daniel und feixt. »Aber Cracker sind noch da.«
»Lass nur.« Sami stellt das leere Körbchen auf die Anrichte. »Und welcher Depp hat sich überlegt, dass sechs Aufbackbrötchen reichen?«
»Ich habe für das Frühstück eingekauft, sorry!« Lizzy kichert, sie scheint ihren Kulturbeutel schon wieder vergessen zu haben. »Ich frühstücke morgens normalerweise nichts oder höchstens mal einen Apfel.«
»Mädchen.« Sami schüttelt den Kopf. »Bist du dann vielleicht auch diejenige, die gestern Abend als Letzte reinkam?«
»Nein, warum fragst du?«
»Weil die Haustür heute Morgen sperrangelweit offen stand. Nicht unbedingt sinnvoll.«
»Als Max und ich schlafen gegangen sind, warst du mit Daniel noch am Feuerkorb.« Sie zuckt mit den Schultern, als fände sie das alles nicht so interessant. »Also nehme ich an, dass ihr es selbst vergessen habt.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich beim Zähneputzen noch jemanden draußen gehört habe«, beharrt Sami. »Ich dachte, du wärst das gewesen, aber dann habe ich wahrscheinlich etwas anderes gehört.«
»Nehme ich auch an.« Sie schiebt ihren Teller mit dem Cracker zur Seite. »Was machen wir heute eigentlich? Hat jemand eine schöne Idee?«
»Wir laufen in das malerische Dorf Walik und gehen zum örtlichen Supermarkt, Miss Smart Ass «, sagt Daniel. »Wir haben keine Vorräte mehr, auch dank deiner Einkaufspolitik.«
»Doofmann«, murmelt Lizzy, aber es klingt freundlich. Und sie scheint es auch so zu meinen, denn sie lächelt ihn an.
Daniel nimmt sein Handy und öffnet ein Memo. »Okay, legt los, was brauchen wir? Brot, Aufschnitt, Alkohol ...«
»Und ein paar Flaschen Cola«, sagt Sami. »Sonst können wir heute Abend kein Wodka-Cola ...«
Plötzlich ertönt ein hohes, seltsames Summen. Die Lampe über dem Tisch flackert. Und zischt. Es hört sich fast so an, als läge die Birne im Todeskampf. Und dann fällt das Licht aus. Das bleiche Tageslicht, das übrig bleibt, zieht uns alle Farbe aus den Gesichtern.
»Scheiße«, flucht Daniel.
»Wie kann das sein?«, fragt Lizzy erschrocken.
»Der Strom ist wieder ausgefallen«, sagt Daniel. »Ich glaube, wir haben ein kleines Problem.«
Sami nickt. »Understatement. Es ist arschkalt hier.«
Maxime schlingt die Arme um ihre Mitte. »Was ... was könnte das sein?«
»Es ist ein altes Haus, das könnte alles Mögliche sein.« Daniel runzelt die Stirn. »Und vielleicht ist es ja eine landesweite Störung. Wer weiß das schon?«
Ich beiße mir auf die Lippe. Daniels Blick macht mich nervös.
»Wartet mal.« Sami springt von seinem Stuhl auf und läuft zur Tür. »Das wird zwar vielleicht nicht helfen, aber man weiß ja nie.«
Er bewegt den altmodischen Lichtschalter ein paarmal von links nach rechts. Klick, klick. Klick, klick.
»Mann«, sagt Daniel, »das hat doch gar keinen ...«
Da springt die Lampe über dem Tisch plötzlich wieder an.
Wir klatschen und jubeln alle.
Sami hebt die Hände und kommt lachend zu uns zurück. »Magic hands.«
»Schwachsinn«, kommentiert Daniel. »Das war einfach nur Glück. Ich bin gespannt, was du heute Abend mit diesen glatten Händchen machen wirst. Was soll ich für dich auf die Einkaufsliste schreiben? Oder hast du vergessen, dass du versprochen hast, heute Abend zu kochen?«
»Natürlich nicht.« Sami zieht spöttisch eine Augenbraue hoch. »Ich bereite mich schon seit Stunden auf die raffiniertesten Rezepte vor. Schreib mal Pita-Brötchen auf die Liste. Und Knoblauch, griechischen Joghurt, Hühnchen, Salat und ein paar Gewürze.«
»Shoarma, sehr raffiniert, wirklich.«
Sami und Daniel geben sich lachend ein High five.
Lizzy geht zur Anrichte und füllt den Teekessel erneut mit Wasser. »Wann wollt ihr eigentlich zum Supermarkt?«, fragt sie, während sie aus dem Fenster schaut. »Wir befinden uns gerade in so was wie einer Nebelwolke.«
Ich starre über ihre Schulter ins Freie. Der Nebel hängt so tief, dass die Baumwipfel wie ausradiert wirken. Es hat etwas Unheimliches, als hätte die Welt aufgehört zu existieren.
»Wir können auch noch warten«, sagt Daniel abwesend, während er die Daumen über das Display seines Handys bewegt. »Der Nebel wird sich gleich lichten. Ich habe auf Wetter online gesehen, dass ...« Mitten im Satz bricht er ab.
»Was hast du auf Wetter online gesehen?«, fragt Lizzy mit einem Teebeutel in der Hand.
Er antwortet nicht und starrt auf seinen Bildschirm.
»Daniel!«
Er hebt den Kopf, in seinen Augen liegt ein seltsamer Ausdruck. »Ich habe gerade über Insta eine ziemlich absurde Nachricht bekommen«, sagt er tonlos. »Vielleicht solltet ihr euch das auch mal anschauen.«
Er dreht sein Handy um, und wir beugen uns alle vor. Ich kneife die Augen zusammen, um die kleinen Buchstaben lesen zu können.
Über der Nachricht ist ein schwarzes Profilfoto, auf dem fast unsichtbar zwei dunkelgraue Flügel abgebildet sind.
Angel prophecies I
Angel prophecies
Dies ist eine Notmeldung! Dein Leben ist in Gefahr. Das ist kein Witz und keine Fake-Nachricht. Geh nicht raus, wenn du am Leben bleiben willst! Schließe alle Fenster und Türen. Mach die Vorhänge zu. Es wird viele Tote geben. Warte auf nähere Anweisungen. Schütze dich selbst und die Menschen, die du liebst. Only the truth will set you free.
Blockieren Entfernen Akzeptieren
Voller Unbehagen starren wir uns an. Wir wissen alle, dass es sich um einen Scherz handeln muss, aber es fühlt sich gar nicht lustig an ...
»Checkt doch bitte mal, ob ihr auch so eine Nachricht bekommen habt«, sagt Daniel. In der Stille klingt seine Stimme wahnsinnig laut.
Wir tun sofort, was er sagt. Ich angele mein Handy aus der Jeanstasche. Meine Hände zittern ein wenig, als ich mein Instagram öffne. Schon auf den ersten Blick sehe ich oben bei meinen Nachrichten das schwarze Profilfoto mit den Flügeln. Entgeistert starre ich auf den ersten Satz: DAS IST EINE NOTMELDUNG!
Ich höre Maxime »Fuck!« rufen. Lizzy, die sagt: »Ich habe es auch. Und du?« Sami, der eine bestätigende Antwort gibt.
»Dann haben wir alle diese Nachricht bekommen«, sagt Daniel langsam.
Maxime schlägt sich die Hände vor das Gesicht. »Was bedeutet das?«
Sami räuspert sich. »Nichts. Wahrscheinlich erlaubt sich bloß jemand einen blöden Scherz.«
»Fuck!«, sagt Maxime noch einmal.
»Könntest du bitte damit aufhören?«, fragt Lizzy.
»Womit?«
»Diesem Gefluche!«
»Oh, sorry ...«
In Maximes Augen glitzern Tränen. »Mensch«, sage ich, um sie zu beruhigen. »So eine Nachricht kann doch jeder schicken. Das ist einfach ein Fake-Account.«
Lizzy setzt sich aufrecht hin. Sie klingt überraschend ruhig, als sie sagt: »Genau. Du kennst doch Blue Whale? Dieses Suizid-Game? Am Anfang haben das auch viele Leute geglaubt.«
»Aber Blue Whale war eine Challenge.« Maxime zieht die Nase hoch. »Laut dieser Nachricht ist etwas ganz Schlimmes passiert.«
»Entspann dich, Maxi.« Lizzy wischt ein paarmal über ihr Handydisplay. »Das ist der Beweis, dass gar nichts passiert ist. Auf News online steht nichts. Weder ist eine Atombombe abgeworfen worden, noch gibt es eine Tsunamiwarnung, niemand hat Zombies entdeckt, und es gibt auch keinen tödlichen Virenausbruch oder irgendwas anderes Idiotisches. Die wichtigste Nachricht des Tages ist, dass die Immobilienpreise weiter gestiegen sind, aber das scheint mir nicht lebensbedrohlich. Dieser Bericht ist einfach eine Falschmeldung, ein blöder Hoax.«
Maxime lacht vorsichtig. »Okay, Entschuldigung, ich habe mich kurz gehen lassen.«
»Kein Thema.« Lizzy stimmt in das Lachen ein. »Und wenn doch noch Zombies kommen, fange ich sie für dich.«
»Ich glaube, dann sollten wir lieber rennen, und zwar so schnell wie möglich.«
Beide kriegen sich nicht mehr ein vor Lachen.
»Trotzdem ist es seltsam«, sagt Sami, der sie nicht weiter beachtet. »Dieser Account hat mehr als 400.000 Follower und nur einen einzigen Post. Ein schwarzes Foto mit der Überschrift: THIS IS HOW THE TRUTH LOOKS. ONLY PEOPLE WHO CAN SEE THE TRUTH WILL SURVIVE. Die Kommentare sind deaktiviert. Vielleicht ist das irgendeine komische Sekte.«
»Blockiert den Arsch doch einfach, dann belästigt er uns nie wieder.« Lizzy schüttelt den Kopf, als sei sie der Ansicht, wir würden uns absichtlich anstellen.
»Gutes Argument«, sagt Daniel. »Done!«
»Auch gecancelt«, sagt Sami und macht ein Victoryzeichen.
»Ich auch«, sagt Maxime.
Als Letzte drücke ich selbst unter der Nachricht auf Blockieren. »Erledigt«, murmele ich.
Lizzy gibt einen zufriedenen Brummton von sich.
»Fein, brave Kinder! Und jetzt hören wir damit auf. Ich koche Kaffee. Wer will eine ...«
Die Lampe über dem Tisch flackert ein paarmal und erlischt. Es wird totenstill.
»Fackerdefackerdefack«, flucht Daniel. »Nicht schon wieder!«
»So allmählich wird es wirklich nervig«, sagt Sami mit einem scharfen Unterton.
»Es ... Es ist doch nichts passiert? Das hat doch nichts mit diesen Nachrichten zu tun?« Maximes Stimme überschlägt sich.
»Nein, natürlich nicht.« Lizzy lächelt sie an. »Zu Hause fällt der Strom doch auch hin und wieder aus. Das haben wir gleich wieder.«
Daniel steht auf. »Ich schaue mal im Sicherungskasten, ob das Problem dort liegt. Könnte jemand prüfen, ob es vielleicht eine landesweite oder örtliche Störung gibt?«
»Tut mir leid, aber das WLAN ist auch ausgefallen.« Lizzy seufzt. »Und ich habe hier keinen Empfang.«
Es bleibt einen Moment still.
Dann zuckt Daniel mit den Schultern. »Wir kommen schon dahinter, was es war.« Er geht zur Küchentür. »Ich meine, der Sicherungskasten hängt unter der Treppe.«
Sami stellt sich neben ihn. »Ich helfe dir. Aber ich glaube nicht, dass wir dieses Problem mit einer Sicherung lösen können.«
Daniel runzelt die Stirn. »Wieso nicht?«
»Weil es im ganzen Haus keinen Strom gibt. Oder es muss irgendwo einen Kurzschluss gegeben haben, wodurch alle Sicherungen rausgesprungen sind.«
Das Stirnrunzeln vertieft sich. »Du könntest recht haben. Aber dann muss es ein Problem mit der Hauptleitung geben.«
Sami nickt. »Lass uns erst mal diesen Sicherungskasten anschauen.«
Gemeinsam gehen sie in den Flur. Die Küchentür fällt hinter ihnen zu. Ich höre sie in gedämpftem Ton miteinander reden. Und dann wird es still.
Lizzy, Maxime und ich tun so, als wäre alles in Ordnung. Ich trommele mit den Fingern auf die Tischplatte und lehne mich auf dem Stuhl zurück. Maxime schiebt einen Brötchenkrümel auf ihrem Teller hin und her. Und Lizzy starrt auf ihr Handy.
»Mist, es ist fast leer.« Sie seufzt. »Das Ding hat heute Nacht nicht geladen wegen der Stromstörung. Hat zufällig jemand eine Powerbank mitgenommen?«
Maxime zögert, als wäre es eine Fangfrage. »Äh, nein, tut mir leid.«
Lizzy seufzt. »Ich hatte zu Hause die letzten Folgen von The Society heruntergeladen, die wollte ich mir nach dem Frühstück anschauen.«
Auf meinem Display sehe ich, dass ich auch nur noch acht Prozent habe. Der Tag kommt mir plötzlich endlos lang vor ...
Irgendwo in der Hütte gibt es einen lauten Schlag. Wir schauen uns an.
»Was war das?« Maximes weißes Gesicht verrät, dass sie Angst hat.
»Das sind bestimmt nur die Jungs«, sagt Lizzy beruhigend. »Ich nehme an, sie kriegen die Tür vom Sicherungskasten nicht auf oder so was.«
Ich spitze die Ohren, aber es ist wieder totenstill. Ganz entfernt höre ich leise Schritte über uns, oder bilde ich mir das nur ein? In Gedanken sehe ich Sami und Daniel, wie sie auf der Suche nach dem Kasten in alle Zimmer gehen.
»Sie kommen bestimmt gleich zurück«, sagt Lizzy.
»Ja«, antworte ich und schaue in den grauen Nebel draußen. Es hat etwas Unheilvolles, tagsüber in einem dämmrigen Haus zu sitzen.
»Meint ihr, wir könnten jetzt schon ins Dorf?«, frage ich.
»Bloß nicht«, widerspricht Lizzy resolut. »Man sieht wirklich nichts. Wir warten lieber, bis ...«
Bevor sie ihren Satz zu Ende bringen kann, öffnet sich die Küchentür, und Sami und Daniel kommen zurück.
»Hat es geklappt?«, fragt Lizzy.
»Nein, leider nicht«, sagt Daniel. »Wir müssen wohl noch ein wenig länger in der Kälte hocken.«
Lizzy macht ein verzweifeltes Gesicht. »Im Ernst?«
Daniel nickt und geht zur Anrichte, um sich die Hände zu waschen, die voller schwarzer Flecken sind. »Vielleicht ist ja im Wald eine Leitung gerissen.«
Er sieht zu Sami hinüber, und ein paar Sekunden starren sie sich schweigend an.
»Ja, so etwas muss es wohl sein«, sagt Sami dann langsam. Er stellt sich ans Fenster und späht hinaus, als würde er versuchen, etwas im Nebel zu finden. Als er sich umdreht, hat er eine steile Falte zwischen den Augenbrauen. »Hör mal, Daniel, kannst du diesen Vermieter nicht vielleicht anrufen? Das geht vermutlich schneller als mailen. Mir reicht es hier nämlich mit der Kälte.«
»Tut mir leid, aber ich habe keine Nummer von ihm«, sagt Daniel und dreht den Wasserhahn zu. »Wir haben nur über Mail Kontakt gehabt. Er reagiert immer innerhalb weniger Stunden.«
Wieder eine Stille.
»Das ist ziemlich lange, wenn man in der Kälte hockt.« Sami schaut auf seine Hände, als läge dort die Lösung. »Dann müssen wir eben etwas tun, um warm zu werden«, fährt er fort, und ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. »Wer kommt mit zum Fußballspielen?«
Auch Daniel fängt an zu lachen. »Tolle Idee! Eine Runde Nebelfußball, das liebe ich!«
»Ich mache auch mit«, sagt Lizzy und steht auf.
Maxime fasst Lizzy am Arm. »Aber ... Aber sollten wir nicht lieber drinbleiben?«
»Wieso?« Lizzy schaut Maxime verständnislos an.
»Die Nachricht auf Insta«, sagt sie leise.
»Oh, du Dummchen, vergiss doch diese blöde Nachricht.« Sie zieht Maxime hoch. »Mädchen gegen Jungs! Wir werden gewinnen!«