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Isle of Sheppey, Kent,
zweite Februarwoche 1578

Es ist Anfang Februar, Mariä Lichtmess ist vorüber, und es regnet immer noch, als Dr. John Dee und sein Assistent Roger Cooke in Stiefeln mit dem Rücken zum Meer am Strand stehen und wieder einmal jenen scheußlichen grauen Klumpen aus Schlamm und Unkraut betrachten, der sich Isle of Sheppey nennt.

Dee stöhnt. »Wenn es im ganzen Reich Ihrer Majestät eine trostlosere Gegend gibt, habe ich jedenfalls noch nichts davon gehört.«

»Und Ihre Majestät ebenso wenig«, knurrt Cooke. »Sonst hätte Sie uns stattdessen dorthin geschickt.«

Cooke glaubt, dass die Königin sie hierher, zum Schloss Shurland Hall, gesandt hat, um sie für das Loch, das Dee in die Ringmauer des Tower gesprengt hat, zu bestrafen.

Vielleicht hat er recht, denkt Dee. Doch dann erinnert er Cooke daran, dass der Vater und die Mutter der Königin hier, fern von London, in einem Pestjahr einen aufregend schönen Sommer verbrachten, unmittelbar bevor sie ihre verhängnisvolle Ehe schlossen.

»Aber danach sind sie nie mehr zurückgekehrt, richtig?«, stellt Cooke fest.

»Das stimmt«, bestätigt Dee. »Der Grund dafür ist allerdings nicht, dass es ihnen hier nicht gefallen hätte.«

Sie haben ihr gesamtes Instrumentarium vom Tower mitgebracht – zumindest alles, was ihren letzten Versuch, das Griechische Feuer zu erzeugen, überlebt hat. Doch es gelingt ihnen einfach nicht, den dicken schwarzen Schleim, das Naft, zu entzünden.

»Ich glaube, wir werden den Veredelungsvorgang einleiten müssen«, erklärt Dee.

»Das ist die Purifikation, nicht wahr, Sir? Dann los!«

Cooke liebt den Reinigungsvorgang, denn er erlaubt es ihm, sich ganz in der Nähe des in der alchemistischen Werkstatt brennenden Feuers aufzuhalten. Die Werkstatt haben sie sich in einer der aus Natursteinen erbauten Baracken mit Schieferdach eingerichtet, und momentan gleicht sie einem Bienenstock, so geschäftig geht es hier zu. In einer Ecke befindet sich die Werkstatt des Böttchermeisters Ihrer Majestät, der aus Greenwich hierherbeordert worden ist und an einem Fass mit doppelter Wand arbeitet. Dee glaubt, dass es sogar dem enormen, vom Blasebalg erzeugten Druck standhalten kann, den der Sattler, ein Mann mit mächtigen Armen und Daumen so hart wie Stahl, aus gut gegerbten Ochsenfellen hergestellt hat und selbst bedient. Zudem ist ein Schmied aus Yorkshire geholt worden, der zwar kaum ein Wort von dem hier im Süden des Landes gesprochenen Dialekt versteht, aber dennoch in der Lage ist, Dees komplizierten Anweisungen bis ins Detail zu folgen. Ja, er glaubt sogar, nicht nur Dees Ventil verbessern zu können, sondern auch seine persönliche Meinung mit Nachdruck verkünden zu müssen.

Die Zusammenkunft all dieser Handwerkszweige an einem so abgelegenen Flecken hat einen ungewöhnlichen Kameradschaftsgeist geschaffen. Fassbinder, Schmied und Kürschner sitzen, gemeinsam mit ihren jeweiligen Lehrlingen, in der Schmiede ums Feuer, spekulieren eifrig über den wahren Zweck ihres gemeinschaftlichen Unterfangens und schließen Wetten darüber ab, ob es ein Erfolg werden wird.

»Aber, Master Cooke, um der Liebe Gottes willen – und auch Eurer und meiner Haut zuliebe –, bitte seid diesmal vorsichtig«, beschwört ihn Dee.

Cooke tippt sich an die Kappe und eilt davon, um die frisch gelieferten Glasschalen auszupacken, die, in Holzspäne gebettet, aus Antwerpen übers Schmale Meer geschmuggelt worden sind. Er brennt förmlich darauf, sie zu beschmutzen, zu verrußen und zu zertrümmern.

Doch er soll enttäuscht werden.

Zunächst erhalten sie am nächsten Tag bei ihrem ersten Versuch einer Destillation etwas, von dem Dee glaubt, dass sie es suchen: ein übel riechendes Extrakt, das scheinbar die Luft zum Tanzen bringt, wenn man es hochhält. Ein glühender Holzspan sorgt dafür, dass ein Löffel voll von dieser Flüssigkeit mit einem leisen Schnauben und einer nicht allzu großen gelben Flamme explodiert, woraufhin sie in einer dicken schwarzen Rauchschwade verbrennt, die derart fürchterlich stinkt, dass ihnen beiden kurzzeitig schlecht wird.

Das Problem dabei ist allerdings, dass dieser eine Löffel aus einer Tasse voll mit jener schwarzen Brühe aus dem Fass einfach nicht brennen will – es sei denn, die Flüssigkeit wird extrem erhitzt, was an Bord eines Schiffs völlig unmöglich ist – und dass die winzigen Rückstände, die danach aus dem Kondensator kommen, zwar immer noch interessant sind, aber irdischere Anwendungen nahelegen als ein Griechisches Feuer.

»Ich fürchte, dass wir aus dem ganzen Fass kaum mehr als eine Tasse voll gewinnen werden«, vertraut Dee Sir Thomas Kemp, dem Hausherrn von Shurland Hall, an, von dem er weiß, dass er mit Sir William Cecil in Verbindung steht.

»Aber es wird trotzdem glücken, oder? Es wird Euch gelingen, Griechisches Feuer zu erzeugen? Ich kann Lord Burghley sagen, dass es den Aufwand wert ist?«

»Das wird auf den Preis ankommen, aber es hat definitiv Potenzial. Ich werde das, was ich gewinne, mit den anderen nötigen Elementen kombinieren, und sobald die Pumpe zuverlässig funktioniert, werden wir es versuchen.«

»Am Strand?«

Kemp meint den Bereich, wo der Schlamm nach den verfaulten Innereien von Fischen stinkt.

»Nach Lage der Dinge, ja.«

Das System, das Dee diesmal ersonnen hat, verspricht Großes. Als sie mit einem Fass übten, das mit Meerwasser gefüllt und im Schlamm vergraben war, ließen sie den Blasebalg von vier Jungen bedienen. Obwohl die Schläuche jedes Mal anschwollen und stanken wie verfaulte Schlangen, haben sie bisher gehalten. Dank Dees selbst gebauter Düse kam sogar ein Strahl heraus, der über das Dach jeder mittelgroßen Gemeindekirche hinausschießen würde, wenn denn eine in der Nähe wäre.

Am nächsten Tag stellen sie eine ausreichende Menge des Gebräus her, das Dees Ansicht nach Griechischem Feuer am nächsten kommt, und füllen damit ein Fass, das sie anschließend mit dicken Eisenringen versiegeln und so am Strand vergraben, dass nur die zwei Schläuche aus dem Sand herausragen. Käme man neu hinzu, könnte man fast meinen, ein Riese hätte die Erde zugenäht. Einen von den Schläuchen verbinden sie dann mit dem Blasebalg und den anderen mit der Düse, die sich auf einem von ihnen gezimmerten Podest befindet. Dieses muss dann mit Sand und Erde zugeschüttet werden. Zum Schluss ziehen sie einen herrenlosen alten Karren heran, stellen ihn an der Flutlinie auf und warten darauf, dass das Wasser steigt.

Als endlich die Flut da ist und das Meer die Achse des Karrens umspült, gibt Dee den Jungen das Signal, den Blasebalg in Betrieb zu setzen. Bald schwillt der erste Schlauch an und macht dabei ein Geräusch, wie es zehn Schwäne beim Abflug von einem Gewässer erzeugen würden. Aus dem vergrabenen Fass dringt ein unheimlicher Laut, der einige Zuschauer so sehr erschreckt, dass sie in panischer Angst davonrennen.

Als auch der zweite Schlauch zu zucken und sich aufzublähen beginnt, ist der Moment der Wahrheit gekommen: Dee legt den Sicherungshebel um, und die im Fass gefangenen Elemente können herausdringen. Die Luft entweicht mit einem Wumm und wird sofort durch die Flüssigkeit ersetzt. Diese entzündet sich, worauf ein Flammenbogen über den Strand schießt und den Karren verschlingt. Alle reißen die Arme hoch, teils aus Angst, teils vor Freude.

»Wie ein verdammter Drache!«, schreit Cooke.

Doch nur allzu bald ist es vorbei. Das Fass enthält einfach zu wenig Flüssigkeit, sodass der Strahl immer schwächer wird und nur noch auf den Schlamm plätschert wie die Pisse eines alten Mannes, der vor dem Zubettgehen noch einmal uriniert.

Dee muss unwillkürlich lächeln.

»Seht nur, Doktor!«, ruft Cooke. »Es brennt immer noch!«

Der Sand, der Karren und das Meer, alles steht in Flammen.

»Versucht mal, es zu löschen«, fordert Dee Cooke auf.

»Lieber nicht!«

So watet Dee selbst in die eiskalte See, schöpft mit seiner Kappe etwas von dem braunen Wasser und spritzt es über die brennende Fläche. Ungerührt tanzen die Flammen weiter. Wieder schöpft er Wasser und schleudert es über den Karren – vergeblich.

Es ist vollbracht, denkt er. Ich habe Griechisches Feuer erzeugt.

Doch Freude empfindet er nicht, nur Angst. Er hat eine schreckliche, grauenhafte Waffe geschaffen, eine, die den Lauf der Welt verändern könnte. Eine, die das Fleisch von Männern, Frauen und Kindern verbrennen, die sie bei lebendigem Leib braten wird. Eine, die Städte in Schutt und Asche legen und von Bibliotheken nichts mehr übrig lassen, die Leben in Tod verwandeln wird. Es ist, als hätte er eine alte Spezies wiedererweckt, die lange als ausgestorben galt, und der Welt neu beschert. Als hätte er Thanatos, den Gott des Todes, aus der Unterwelt heraufbeschworen, damit er wieder über die Erde schreitet und nichts außer Tod und Zerstörung bringt.

Gott sei Dank ist dann wenigstens endgültig Schluss.

Zwei Tage später kommt Robert Beale, den man eilends benachrichtigt hat, auf die Isle of Sheppey.

»Es hätte kaum zu einem günstigeren Zeitpunkt geschehen können«, beglückwünscht er Dee. »Am Tag nach Eurer Botschaft haben wir Kunde aus Gembloux erhalten.«

»Gembloux?«

»Die Armee des Herzogs von Parma hat die Holländer aufgerieben. Das ist zweifellos deren Ende. Bald werden die gesamten Niederlande unter dem Joch der Inquisition stehen.«

Dee lässt alle Luft durch den Mund entweichen.

»Darum ist die Nachricht von Eurem Griechischen Feuer hochwillkommen. Sogar Sir William Cecil höchstpersönlich hat ein Lächeln zustande gebracht, als Euer Name fiel.«

»Dann wird mir also gestattet, wieder nach Hause zurückzukehren?«

Beale zögert.

Dee seufzt. »Himmel, Robert, habe ich hier etwa nicht genug getan?«

»Doch, das habt Ihr, John. Niemand kann Euch etwas vorwerfen.«

»Aber?«

»Da ist noch etwas anderes, und Ihre Majestät braucht Eure Hilfe dabei.«

»Sie braucht mich nur darum zu bitten«, erwidert Dee.

Und das ist nicht gelogen. Er würde alles für die Königin tun, selbst wenn sie ihn bäte, auf Sheppey zu bleiben. Doch just in dem Augenblick, da er das denkt, befällt ihn Übelkeit.

Mein Gott, sagt er sich, das tue ich ja jedes Mal.

Jedes Mal nimmt er an, dass man sich wegen seiner besonderen Kenntnisse – in der Mathematik, der Sternenkunde, der Sprache der Engel – an ihn wendet, doch stets wird ihm dann eine Aufgabe aufgehalst, für die ein Ziegenhirte oder ein Latrinenwart weit besser geeignet wäre. Vermutlich ist das die Strafe für seinen Stolz.

Beale hüstelt.

Er wirkt müde, denkt Dee.

»Es ist eine … heikle Sache«, räumt Beale ein, nicht ohne sich nervös umzublicken.

Gut, denkt Dee, das klingt schon interessanter. »Können wir ein bisschen rausgehen?«

Gemeinsam schlendern sie zum verrußten Skelett des Karrens und dem immer noch verschmutzten Sand, der ihn umgibt. Über den zeitlosen Geruch des Meeres hinweg steigt ihnen ein Hauch von Naft in die Nase. Erst hier draußen zeigt Beale ihm eines der Amulette, die Nicholas Hilliard von der Königin angefertigt hat.

»Hat Points das gemacht?«, fragt Dee. »Bei Gott, der Mann ist wirklich gut. Aber seht nur, hier hat er ihr einen kleinen Schönheitsfehler verpasst. Das wird Bess nicht gefallen, ganz und gar nicht.«

Darauf erklärt ihm Beale, dass das kein Porträt der Königin ist, sondern eines von Ness Overbury, und setzt ihm seine Idee auseinander.

Als er endet, ist Dee sich nicht sicher, ob er das Ganze wirklich verstanden hat.

»Ihr seid … wahnsinnig«, platzt er heraus.

»Wieso?« Beale starrt ihn bestürzt an. »Welchen Teil meint Ihr?«

»Das Ganze. Niemand wird darauf hereinfallen.«

»Wir werden aber doch gar kein Gewese darum machen. Es sind ja so wenige, die die wirkliche Königin tatsächlich kennen; so wenige, die Zugang zu ihr haben. Und diejenigen, die bemerken könnten, dass sie gar nicht Ihre Majestät ist, kann sie nach Lust und Laune davonjagen. Solange ihre Ratgeber ihr treu ergeben bleiben, ist diese Lösung für alle Seiten gut genug.«

Damit hat er wohl recht, überlegt Dee. Laut fragt er: »Aber wie ist es mit ihren Kammerdienerinnen? Die kennen sie aus nächster Nähe. Sie kleiden sie an und aus, pflegen sie, wenn ihr nicht gut ist, und so weiter.«

»Hat sie etwa nicht die freie Auswahl? Sie kann jederzeit eine neue Dienerin bestimmen, eine, die sie nicht so gut kennt, oder eine, die voll und ganz hinter unserer Sache steht. Mistress Frommond zum Beispiel.«

»Ah«, murmelt Dee überrascht. »Mistress Frommond. Sie ist eingeweiht?«

»Natürlich«, versichert ihm Beale, obwohl ein leichtes Zögern vermuten lässt, dass er lügt.

»Und diese Ness Overbury ist dazu bereit? Es handelt sich schließlich um ein todernstes Vorhaben.«

»Das ist sie. Sie hat das gewisse Etwas. Wäre sie als Mann auf die Welt gekommen, hätte sie vermutlich alles werden können: zum Beispiel Bischof oder der Entdecker der Nordwestpassage, vielleicht sogar beides. Ich kann sie nicht beschreiben.«

»Das klingt … Ihr klingt …«

»Wie?«

»Sehr eingenommen. Von ihr.«

Beale errötet, versucht aber nicht, das zu leugnen.

»Es geht hier nicht um das, was ich fühle«, erklärt er matt.

Dee glaubt ihm wenigstens teilweise, antwortet aber nicht sofort.

»Und wie, glaubt Ihr, wird das enden?«, fragte er nach einer Weile. »Angenommen, die Königin wird hundert Jahre alt – wollt Ihr Ness wirklich so lange warten lassen?«

Das hat Beale noch gar nicht bedacht.

»Sie … könnte in ihr normales Leben zurückkehren …«, beginnt er. Dann verliert sich seine Stimme.

Diese Unsicherheit verrät Dee Beales eigentliche Wünsche: Ness soll nicht in ihr früheres Dasein zurückkehren, sondern Teil von Beales Leben werden. Und kann Dee ihm das wirklich verdenken? Es ist eine Herausforderung, eine Frau wie sie in sein Bett zu locken, und es birgt große Gefahren! Aber gerade deswegen bewundert Dee ihn umso mehr.

»Und worum genau bittet Ihr mich? Dass ich ihr Unterricht erteile, wie ich es bei Ihrer Majestät getan habe? Ich war nicht ihr einziger Lehrer, das wisst Ihr. Ein Teil der Ehre gebührt Roger Ascham, auch wenn mir klar ist, dass es nicht ganz leicht sein dürfte, ihn dafür zu gewinnen.«

Ascham liegt seit zehn Jahren unter der Erde.

»Lesen und schreiben kann Ness bereits – ihre Handschrift ist passabel, allerdings hat sich die Ihrer Majestät in den letzten Jahren ohnehin sehr verändert. Auch beherrscht sie ein bisschen das Lateinische, aber nicht das Griechische. Das Gleiche gilt für Französisch und Italienisch.«

»Eine Hochzeit mit Anjou kommt also nicht infrage? Sehr gut.«

»Sie braucht nur ein wenig Algebra und Geometrie zu lernen, die Grundlagen der Astronomie und Astrologie, Philosophie, Theologie …«

»Und das alles müsste unter strengster Geheimhaltung geschehen.« Dee überlegt laut. »Wenn auch nur ein Wort nach außen dränge – und sei es geflüstert –, wenn nur der Hauch eines Verdachts aufkäme, dann wäre alles umsonst gewesen. Und wenn Bess dahinterkommt, was Ihr mit Ness vorhabt … mein Gott – die bloße Vorstellung ist unerträglich.«

Doch genau daran arbeiten die beiden soeben. Selbstverständlich würden alle Beteiligten aufgehängt, gestreckt und gevierteilt, den Frauen droht der Tod auf dem Scheiterhaufen.

»Immer vorausgesetzt, das Vorhaben bleibt unbemerkt – wenigstens bis zu dem Moment, in dem die Königin – Gott behüte – stirbt: Königinnen sterben nicht allein. Mehr Ärzte und Bischöfe, als Ihr Euch vorstellen könnt, würden um sie herumtanzen, ihre Hand halten und an ihrem Atem riechen. Und bestimmt hat Mary von Schottland schon überall ihre Strohmänner sitzen – Hatton zum Beispiel – und wartet nur noch auf die Nachricht von Bess’ Tod.«

»Sicher lassen sich neue Ärzte finden. Und neue Bischöfe.«

Dee schüttelt den Kopf. Er versucht, seine Gedanken zu ordnen. Wie er das sieht, ist dieses Vorhaben komplett verrückt. Doch Beale bringt es fertig, es als, wenn auch nicht unbedingt vernünftig, so doch machbar darzustellen.

Vorsichtig erkundigt er sich, ob Beale an das von Gott gegebene Recht der Monarchen glaubt.

Beale sitzt da, den Blick auf seine Hände gesenkt.

»Und Ihr?«, fragt er zurück und hebt den Kopf wieder.

»Ich glaube an das heilige Recht Ihrer Majestät«, erklärt Dee.

»Aber nicht an das von Mary von Schottland?«

Dee versteht den Einwand. »Was sagen denn Walsingham und Cecil?«

Beale schweigt.

Ah, denkt Dee. Jetzt kommen wir zum springenden Punkt.

»Sie wollen nicht offiziell daran beteiligt sein? Sie wollen in der Lage sein, jedes Wissen bestreiten zu können?«

»Genau.«

Was für Scheißkerle die beiden doch sind, sagt sich Dee. Beale soll das Risiko tragen, aber den Lohn wollen sie einheimsen. Doch dann denkt er etwas weiter: Dennoch könnten dabei ein paar Vorteile für Beale herausspringen, die ihnen verwehrt bleiben. Mein Gott, wenn er Ness sicher durch das alles lotst und sie Königin wird, dann könnte er – Beale – alles von ihr verlangen, was er will. Er könnte ihr Lordschatzmeister werden! Ihr Mann! König. Was würde Walsingham dazu sagen?

Er bricht in Lachen aus. Auf einen Schlag sieht er Beale mit anderen Augen.

»Wie sieht Euer Plan denn nun genau aus?«, fragt er.

Und damit, begreift er im selben Moment, ist er Teil des Ganzen geworden.