Auf Lexis Blog hatte jemand einen Kommentar hinterlassen. Hallo SeeReh, ich möchte nur sagen, wie gut mir deine Seiten gefallen. Auf der Suche nach Gartenratschlägen bin ich im Internet umhergeirrt. Hier bin ich geblieben. Zwischen all der grellen Hektik im Netz war es an dieser Stelle wohltuend zu verweilen. Gesucht habe ich nach Kohlrabi, gefunden habe ich einen Platz zum Ausruhen und Lernen. Danke dafür. Ich werde wiederkommen, denn ich habe für diesen Sommer einen Garten geerbt und muss noch viel herausfinden. Wahrscheinlich werde ich auch einige dumme Fragen stellen. Bis dann, danke und herzliche Grüße, die Mondbiene.
Lexi legte Wert darauf, allen zu antworten, die sich die Mühe machten zu kommentieren. Gerade in der Abgeschiedenheit der Insel hier am nördlichen Rande des Landes genoss sie es, sich mit Menschen auszutauschen, die woanders lebten.
Danke, liebe Mondbiene, das freut mich sehr. Nun weißt du etwas über meinen Garten. Erzählst du mir ein wenig von deinem? Ich habe meinen auch sozusagen geerbt. Es fühlt sich anfangs merkwürdig an, findest du nicht? Man weiß nicht, ob man der Verantwortung gewachsen ist. Ein Stück Erde anvertraut zu bekommen, das ist eine sehr große Sache, vor der man mit Ehrfurcht steht. So geht es mir immer noch, jedes Mal, wenn ich das Grundstück betrete. Und eine Entdeckungsreise ist es auch jeden Tag. Ich wünsche dir viel Freude dabei. Übrigens, es gibt da eine besonders schöne und auch lehrreiche Zeitschrift, die dir helfen und gefallen könnte. Sie heißt »Mervins Garten.« Herzliche Grüße, das SeeReh.
Das Wetter war so schön. Lexi hielt es nicht in der Wohnung. Sie fuhr nach der Schule auf die Insel und korrigierte die Arbeiten draußen in Valentinas Garten. Obwohl es ihr dort immer schwerfiel, sich zu konzentrieren, so viel gab es zu sehen. Lieber würde sie am Wasser entlanglaufen, als die Handschriften der Kinder nach Fehlern zu durchforsten. An eben diesen Schriften sah sie doch, dass es den Kleinen ebenso ging wie ihr. Der Frühsommer war nicht zum Drinsitzen gemacht. Viel mehr Unterricht müsste draußen stattfinden! Wenn sie den Platz hätte, eine ganze Klasse auf der Wiese unterzubringen, würde sie mit einer Schule kooperieren, die dazu bereit wäre. Eine Gartenschule, so wie es Waldkindergärten gab. Vielleicht ein Unterrichtsfach »Freilandleben« oder etwas in der Art.
Verflixt! Sie hatte sich schon wieder selbst abgelenkt. Lexi drehte den Blumenbeeten entschieden den Rücken zu und beugte sich über die Hefte, um möglichst schnell fertig zu werden.
Später überlegte sie, was sie noch unternehmen konnte. Die Unruhe der Kinder, die sie heute im Klassenraum gespürt hatte, war ansteckend gewesen. Lexi hatte das, was ihre Mutter abfällig als »Hummeln im Hintern« bezeichnete. Sie setzte sich ins Auto und fuhr dorthin, wo sie viel zu lange nicht gewesen war und wo sie immer zur Ruhe kam, egal, welcher Sturm gerade in ihr tobte. Wolfgang war früher oft mit ihr dorthin gefahren. Wahrscheinlich hauptsächlich, um dem kritischen Blick der Eltern zu entgehen.
Für Lexi aber war es stets ein Zauberland geblieben, das Wasservogelreservat Wallnau.
Es lag an der Westküste der Insel und war einst ein Teichgut gewesen, wo Karpfen und andere Fische gezüchtet wurden. Danach hatte es der Naturschutzbund erworben und in eine Zuflucht für Wasservögel verwandelt. Die Teiche wurden erweitert und umgestaltet. Im Frühling fanden dort die Arten, die im Schilf und auf dem Boden brüten, den nötigen Schutz vor Feinden, im Hochsommer gab es reichlich Nahrung im flachen Wasser, im Schlamm und auf den Feuchtwiesen. Wiesenvögel und Graugänse fanden dort das ideale Biotop vor, um ihre Jungen aufzuziehen. Damit die Wiesen nicht zuwucherten, hielt man Galloway-Rinder und Koniks, eine widerstandsfähige kleine Wildpferdart.
Lexi parkte. Eintritt musste sie nicht bezahlen, da sie Mitglied im Naturschutzbund war, doch sie lieh sich ein Fernglas aus. Dann folgte sie dem Erlebnispfad. Nur auf diesem durfte man einen Teil des großen Geländes betreten, damit die Vögel und Tiere ungestört blieben. Doch vom Aussichtsturm und den Verstecken aus, die man »Hides« nannte, konnte man über das weite Land blicken und die Vögel beobachten, ohne sie zu stören.
Lexi lief zuerst zum Aussichtsturm und kletterte hinauf. Von dort sah man bis zum Flügger Leuchtturm, zur Fehmarnsundbrücke, und auch der höchste Kirchturm der Insel in Petersdorf war zu erkennen. Nachdem sie sich sattgesehen hatte, suchte sie ihr Lieblingsversteck auf.
Die sogenannten Hides waren lange, erhöhte, kastenartige Bauten aus Holz. Man betrat sie von hinten und fand drinnen Bänke und breite, niedrige Öffnungen vor, durch die man bequem mit dem Fernglas alles sehen und einzelne Vögel beobachten konnte. An der hinteren Wand hingen Schautafeln, die die Namen der Vögel verrieten. Bekassine, Brachläufer, Brandgans. Doppelschnepfe, Eisente, Fischadler, Grünschenkel. Klappergrasmücke, Ohrenlerche, Thorshühnchen …
Lexi wurde nie müde, die Namen zu lesen und die Vögel zu suchen. Doch an Tagen wie diesen, da sie sich nach Ruhe und Entspannung sehnte, saß sie einfach nur da, die Ellenbogen aufgestützt, und betrachtete das rege Leben. Am liebsten mochte sie die Kiebitze mit ihren Hauben, dem frechen Gesicht und dem munteren Gang. Und auch die gemütlichen Galloway-Rinder mit ihren Ponyfransen. Allein deren Anblick ließ es ganz still in ihr werden. Der Nachmittag war ein Geschenk. Die vielen kleinen Inseln lagen hell in der Sonne, drum herum spiegelte das flache Wasser den sommerblauen Himmel. Es roch nach Salz, Erde und warmem Gras.
Die Watvögel liefen, watschelten, stelzten und rannten auf der Suche nach Nahrung überall herum, auf dem Land und im Wasser, in allen Größen und Geschwindigkeiten, und jeder schickte andere Rufe über das Land. Libellen schwirrten umher, glänzten hier grün und dort silbern. Hummeln brummten. Es war eine Welt für sich, hell, duftend und friedvoll, ein leises, unglaublich vielfältiges, harmonisches Zusammenspiel von Land, Tieren und Pflanzen.
Gelegentlich kamen andere Besucher herein, doch bis auf einen gemurmelten Gruß beachtete man sich kaum. Die meisten gingen bald weiter. Lexi aber blieb sitzen und vergaß die Zeit. Das passierte ihr hier immer. Dafür war sie hergekommen. Hinterher fühlte sie sich jedes Mal gereinigt. Die Gewissheit, dass es solche Orte gab, wo einfach alles in Ordnung schien und die so voller Schönheit waren, gab ihr für lange Zeit Kraft.
Doch jetzt setzte sich jemand direkt neben sie, obwohl auf der langen Bank reichlich Platz war.
»Hallo«, sagte er.
Irritiert blickte Lexi auf.
Jonne! Was machte der denn hier?
Sie musste wohl die Stirn gerunzelt haben, denn er hob die Hände und lächelte. »Keine Sorge, Lexi! Ich verfolge dich nicht. Ich arbeite hier.«
Jetzt sah sie sein Basecap mit NABU-Emblem und das Namensschild an seinem Poloshirt. Jonne Trynoga.
»Hallo, Jonne. Du bist einer von den ehrenamtlichen Helfern? Das hast du noch gar nicht erzählt.«
»Ja, jedenfalls in diesem Sommer. Wann hätte ich das denn erzählen sollen? Deine vielen Kinder reden ja meistens, da kommt man gar nicht zu Wort. Das, was sie erzählen, ist ja auch viel interessanter. Ich mag sie. Hast du diesmal keine mit?«
»Heute nicht. Ausnahmsweise. Was gehört denn so zu deinen Aufgaben?«
»Oh, ich tue das, was alle hier machen. Ich helfe bei Vogelzählungen, außerdem im hauswirtschaftlichen Bereich, im Café zum Beispiel. Ich führe Besucher durch das Gebiet, und es gibt immer irgendwelche Schilder oder Zäune zu reparieren und Landschaften zu pflegen. Ich kümmere mich auch um die Tiere. Mit den Rindviechern kann ich besonders gut.« Er grinste. Und Lexi stellte fest, dass sie genug Ruhe gehabt hatte und sich über die Unterbrechung ihrer einsamen Gedanken gar nicht mehr ärgerte.
Sie wollte ihn gerade noch etwas fragen, da legte er eine Hand auf ihren Arm und den Finger auf die Lippen. Er bedeutete ihr, ihr Fernglas an die Augen zu heben, und starrte selbst gebannt in eine Richtung.
»Das sieht man selten«, flüsterte er. »Eine Rohrdommel! Du musst ganz genau hinsehen. Es ist extrem schwer, sie zu entdecken. Siehst du diesen einen Schilfhalm, der weiter hochsteht als die anderen? Ein Stückchen rechts hinter den beiden Brandgänsen auf der eiförmigen Insel.«
Lexi drehte an der Schraube ihres Fernglases. Jetzt wurde das Schilf scharf. »Ja. Ich glaube, ich sehe ihn.« Sie flüsterte unwillkürlich ebenso leise wie er.
»Gut. Versuch mit deinem Blick etwa einen Meter weiter nach unten zu gehen. Da ist eine kleine Lücke zwischen zwei Halmen. Wenn du ganz genau hinsiehst, entdeckst du dort ein Auge. Es gibt kaum einen anderen Vogel, der sich so gut tarnen kann wie eine Rohrdommel im Schilf. Viele von uns arbeiten hier monatelang und sehen nie eine. Wusstest du, dass es für ihre meisterhafte Tarnung einen besonderen Begriff gibt? Man nennt sie Somatolyse.«
Lexi hatte selbst schon oft vergeblich nach dem Vogel Ausschau gehalten. Auch jetzt sah sie nichts. »Gib mir noch einen Hinweis, wo sie ist«, bat sie.
Die Rohrdommel gehörte zu den Reihern. Doch ihr Federkleid war nach dem Vorbild des Schilfs gemustert, in den Farben von Licht und Schatten. Wenn sie zwischen den Halmen stand, löste sich ihre Kontur vollkommen auf. Wenn sie sich bedroht oder auch nur beobachtet fühlte wie jetzt, reckte sie Kopf und Schnabel nach oben und schwankte hin und her wie ein Halm im Wind.
Jonne setzte sein eigenes Fernglas ab, trat hinter Lexi und korrigierte ganz sanft mit seinen Händen an den Seiten ihres Kopfes ihre Blickrichtung. Es waren nur Millimeter. Seine Hände waren warm. Er berührte Lexi kaum, aber es genügte. Nun sah sie es. Das Auge, das aus den geheimnisvollen, bewegten Tiefen von Licht und Schatten des goldbraunen Schilfes ihrem Blick begegnete. Dann Hals und Kopf und Schnabel.
»Ja! Jetzt!«, flüsterte Lexi. »Danke!« Ein kleiner Schauer der Aufregung durchrieselte sie. Es war einer dieser Augenblicke, an die man sich später erinnert, ein kurzer Austausch zwischen einem der erstaunlichsten Wesen der Natur, die ganz und gar ihr eigenes Leben leben, und dem Menschen, der einen Einblick erhascht. Ein kurzes gegenseitiges Verstehen: Aha, du bist auch da, ein Lebewesen in derselben Welt. Wir sind verschieden, aber wir sind beide im Hier und Jetzt.
Dann kam ein Windstoß, bewegte die Halme und ordnete sie neu. Der Augenblick war vorüber. Nichts wies mehr darauf hin, dass das Schilf einen Vogel verbarg, der in seinem Inneren sicher war.
So unsichtbar wäre ich als Kind auch manchmal gern gewesen, dachte Lexi.
Ein Lächeln lag auf Jonnes Gesicht, wie wahrscheinlich auf ihrem eigenen. »Heute ist ein Glückstag«, sagte er.
»O ja. Ich wollte sie immer schon mal sehen. Danke, Jonne, ohne dich hätte ich sie nicht bemerkt. Ich habe wohl die ganze Zeit daran vorbeigesehen.«
»Wahrscheinlich hat sie schon oft genau dort gesessen. Sie ist einfach schwer zu entdecken. Dann warst du als Kind schon hier?«
»Ja, meine Eltern hatten damals schon ihre Ferienwohnung auf der Insel. Und du? Woher kommst du?«
»Aus Freiburg. Ich bin diesen Sommer das erste Mal auf Fehmarn.« Er sah auf seine Uhr. »Ich muss weiterarbeiten. Magst du ein Stück mitkommen? Ich gehe in den Wildbienengarten, nach dem Rechten sehen. Es soll jemand eine Tafel mit Graffiti besprüht haben.«
»Klar, gerne. Ich habe viel zu lange stillgesessen.« Lexi war ganz steif geworden.
»Warum bist du ausgerechnet nach Fehmarn gekommen?«, fragte sie ihn, als sie dem Erlebnispfad Richtung Bienengarten folgten. »Interessierst du dich schon immer für Vögel?«
»Schon, auch wegen des Drachenbaus, aber vor allem wollte ich die Landschaft kennenlernen. Als ich gelesen habe, dass in dem Laden jemand gesucht wird, der Drachen verkauft und vielleicht auch entwirft, schien es mir wie ein Zeichen. Das mit den Drachen ist mein Hobby, seit ich mit meinem Großvater Drachen gebaut habe. Jetzt nehme ich damit auch an Shows und Wettkämpfen teil.«
»Wirklich? Wirst du dann auch am Drachenfestival im Herbst teilnehmen? Ich liebe es. Ich freue mich jedes Jahr darauf«, sagte Lexi. Sie sah es schon wieder vor sich, die vielen verschiedenen Silhouetten am Abendhimmel über dem gesamten Strand, hörte das Knattern im Wind und sah die beglückten Kindergesichter. Die Erwachsenen waren jedes Mal ebenso verzaubert. Es war immer ein ganz besonderer Abschluss der Saison.
»Ja. Wir trainieren schon für eine Show, mein Team und ich. Es wird dir gefallen.«
»Und als du dann wegen des Jobs hergekommen bist, hast du dich gleich noch im Wasservogelreservat als Helfer angemeldet?«
»Ja, ich wollte ein Gefühl für die Gegend bekommen, weil mein Großvater als junger Mann hier gewesen ist. Dafür hatte er einen ganz bestimmten Grund.« Er öffnete das Tor zum Wildbienengarten und hielt es für Lexi offen.
»Danke. Warum war er denn hier? Erzählst du mir noch mehr darüber?« Sein Großvater musste ihm viel bedeutet haben. Lexi hörte es an seiner Stimme, in der Untertöne von Zärtlichkeit, Ehrfurcht und Dankbarkeit mitschwangen.
»Später gern. Wenn ich hier fertig bin, habe ich Feierabend. Wir könnten noch zum Strand hinübergehen.«
»Ja, da bin ich lange nicht gewesen. Ein Lieblingsplatz von mir. Kann ich dir hier helfen?«
»Wenn du möchtest.« Er entnahm seinem Rucksack eine Sprühflasche, einen Schwamm und einen Lappen und reichte sie ihr. »Du könntest versuchen, das Gekritzel auf der Tafel dort zu entfernen. Wenn das überhaupt klappt, ohne dass die Schrift auch mit abgeht. Ich verstehe nicht, dass es auch hier diese Schmierfinken gibt. Man müsste meinen, dass hier nur Leute herkommen, die sich ehrlich für Natur interessieren. Ich werde solange dort drüben das Insektenhotel reparieren. Es sind ein paar Bambusröhren herausgefallen. Bestimmt bei dem Sturm neulich.«
Lexi machte sich daran, die rote Schmiererei behutsam zu entfernen. Mit etwas Geduld ging es zum Glück. Darunter kamen die Bilder verschiedener Hummelarten wieder zum Vorschein.
»Ich müsste mich in meinem Garten auch mehr um Bienenpflanzen kümmern«, sagte sie. »Das wollte ich schon lange tun, aber irgendwie bin ich nicht dazu gekommen. Ich habe meist an die Kinder gedacht. Alles geht eben nicht. Es ist einfach nicht genug Platz.«
»Es geht nie alles.« Jonne säuberte ein paar Schilf- und Bambusröhren mit einer kleinen Bürste und fixierte sie wieder dort, wo sie sich gelöst hatten.
In dem kleinen Wildbienengarten herrschte eine verwunschene Atmosphäre, die Lexi gefiel. Nicht nur die Bienen waren wild, auch der Garten. Jede Menge Wildkräuter wie Brennnesseln und Springkraut wuchsen hier, außerdem Lupinen und Klee und einige Stauden, die Lexi nicht kannte. Hummeln waren eifrig zugange, und es duftete nach den unterschiedlichsten Aromen. Der Garten lag geschützt in einer kleinen Senke, und das Summen und Brummen klang besonders laut in der Stille ringsumher. Es war, als wären sie beide ganz allein hier, weit und breit war kein Mensch zu sehen.
Jonne arbeitete konzentriert. Er trug denselben Gesichtsausdruck wie neulich am Strand, als er den Drachen in Ordnung brachte. Sie mochte es, mit welchem Ernst er sich allem widmete, mit dem er sich gerade beschäftigte. Er war sicher auch gut darin, wenn er eine Führung veranstaltete und den Menschen die Natur erklärte. Vielleicht konnte sie mit einigen ihrer Kinder oder sogar mit der ganzen Klasse einmal an einer solchen Führung teilnehmen.
Als sie fertig waren, gab Lexi ihr Fernglas ab und wartete, bis Jonne sich für den Tag verabschiedet hatte. Dann kletterten sie über den Deich zum Strand hinunter, der hier nur aus Steinen bestand, aus vielen hellen, von der Brandung glatt geschliffenen Kieseln. Einige Teile waren zum Schutz der seltenen Pflanzen, die hier wuchsen, abgesperrt. Meerkohl, Meersenf und Salzmiere.
»Sieh mal, da ist sogar eine Stranddistel!«, sagte Jonne erfreut. »Die sind sehr selten geworden. Zu viele Menschen haben sie mitgenommen, um sie in ihre Gärten zu pflanzen, wo sie gar nicht gedeihen. Ich habe die Hoffnung, dass der Bestand sich wenigstens hier erholt. Sie sind so wunderschön.«
Lexi mochte diesen Strand, der so ganz anders war als der Südstrand. Durch die hellen Steine wirkte er beinahe blendend weiß und bot einen strengen, schlichten, harten und trotzdem gerade deswegen wunderschönen Kontrast zum Blaugrün des Meeres und dem Himmel darüber. Die Landschaft wirkte so sauber und aufgeräumt, so schlicht und klar, dass es in Lexi auch immer ganz ruhig und klar wurde.
Durch die hellen Steine wirkte der Weitblick noch weiter. Sie fühlte sich hier immer leicht wie die Möwen, die in demselben Weiß und Hellgrau über den Steinen schwebten, als hätten sich einige davon der Schwerkraft zum Trotz einfach in den Himmel aufgemacht.