Nakos war sich sicher: Er war entweder gestorben oder mit Betäubungsmittel für Elefanten beschossen worden. Hihcebe
, sie hatte ihn umgebracht. Ohne jede Gnade. Aber was für eine tolle Art zu sterben.
Das Gesicht in Amys Haar vergraben, schwer atmend, legte er eine Hand an ihre Wange. Ein Teil von ihm machte sich Sorgen, dass sie sich in Luft auflösen könnte. Sex war für ihn noch nie so gewesen. Niemals. Diese Verbindung? Diese emotionale Nähe? Dieses unglaubliche Vergnügen? So was hatte er noch nie erlebt.
Wahrscheinlich zerquetschte er sie gerade, aber er konnte sich nicht bewegen. Er war vollkommen vernichtet. Körper und Geist. Und Seele. Und er wollte es wieder tun. Sobald er sich erholt hatte. Was wahrscheinlich ungefähr ein Jahrzehnt dauern würde.
Amys Parfüm stieg ihm in die Nase, legte sich auf seine Haut, drang in seine Lunge. Das Pochen ihres Herzens glich sich seinem an, bis er die Schläge nicht mehr auseinanderhalten konnte. Ihre Körperwärme verband sich mit seiner, und sie schien seine Hitze genauso in sich aufzusaugen wie er die ihre. Es war, als käme jeder seiner Atemzüge von ihr, als wäre jedes Zittern ihres Körpers und Stöhnen aus ihrem Mund Teil von ihm.
Es gab kein Ich
oder Du
. Nur ein Wir
.
Er hatte in seinem Stamm von diesem Phänomen gehört. Alte Mythen behaupteten, dass es einige wenige gab, die eine
Seelenbindung fanden. Es ging dabei nicht immer um romantische Liebe. Manchmal entstand eine solche Bindung zwischen einem Mann und dem Land. Oder zwischen ihm und einem Tier. Oder eben, wenn der Mann viel Glück hatte, zwischen ihm und einem geliebten Menschen. Nakos hätte seine Euphorie gerne auf postkoitale Halluzinationen geschoben, aber er hatte diese Verbindung bereits wahrgenommen, bevor sie zusammen im Bett gelandet waren.
Okay, er ging nicht wirklich davon aus, dass universale Kräfte am Werk waren, die mit ihm und Amy spielten. Und die Mythen des Stammes waren genau das – Geschichten, um die spirituellen Aspekte ihres Glaubens auszudrücken. Es ging dabei um ein größeres Verständnis seiner selbst und Respekt gegenüber der Welt.
Trotzdem fühlte es sich an, als wäre Amy auf ursprüngliche Art ein Teil von ihm. Ihr Schmerz, ihre Freude, ihre Ängste waren auch seine.
Träge streichelte sie seine Schulter, seinen Rücken, ihre Berührungen sanft und beruhigend. «Bist du eingeschlafen?»
«Nein, aber … hör nicht auf, mich zu berühren, ja? Noch ein kleines bisschen. Eine Ewigkeit oder so.»
Sie hielt inne, als müsste sie seine Worte erst entschlüsseln. Er knurrte. Ein heiseres Lachen, dann nahm sie die Bewegungen wieder auf. Diesmal mit beiden Händen. Zufrieden lächelte er in ihr Haar.
«Eins muss ich dir sagen, Nakos. Deine animalische Seite ist verdammt sexy.»
Das brachte ihn dazu, den Kopf zu heben. «Was?»
Meerjungfrauenaugen lächelten ihn an. «Du schaltest in den Alpha-Modus, wenn du erregt bist. Knurrst, übernimmst das Kommando, wirst ganz dominant. Ich hatte keine Ahnung, dass so
etwas in dir steckt. Der Kerl, den ich mein ganzes Leben lang kannte, ist zurückhaltend und nachdenklich.» Sie lachte leise. «Aber versteh mich nicht falsch, ich beschwere mich definitiv nicht. Es ist heiß. Überraschend, aber wirklich sexy.»
Hatte er sich so benommen? Falls ja, war es das erste Mal. Er hatte immer mehr von Liebe machen gehalten als von rohem Sex. Nicht, dass er besonders grob mit ihr umgesprungen wäre – aber die Art, wie sein Körper auf sie reagierte, hatte etwas … Barbarisches gehabt. Amy neigte tatsächlich dazu, seine primitive Seite an die Oberfläche zu locken.
Und er musste aufhören, sie zu zerquetschen. «Ich bin gleich zurück. Beweg dich nicht.» Er drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen, rollte sich von ihr herunter und tapste ins Bad, um das Kondom zu entsorgen. Als er zurückkehrte, hatte sie sich zugedeckt. «Du versuchst nicht zufällig, deinen wunderschönen Körper zu verstecken, oder?»
Sie schenkte ihm ein träges Lächeln. «Klimaanlage. Ohne dich als Heizdecke wird mir kalt.»
Dieses Problem ließ sich mühelos beheben. Er stieg ins Bett und zog Amy an seine Seite. Während er die Finger durch ihr Haar gleiten ließ, dachte er über das nach, was sie gerade gesagt hatte. «Animalisch, hm?»
Ihr heiseres Lachen umhüllte ihn. «Der normale Nakos ist zurück. Keine Sorge. Ich mag beide Seiten von dir.»
Sie hob den Kopf und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen, bevor sie sich wieder an ihn schmiegte. Ihr Bein lag über seinem, ihr Arm über seiner Brust. Mehr Körperkontakt hatte Amy noch nie initiiert, selbst wenn sie gerade nur kuschelten.
«Und all das, weil ich in deiner Küche stand?»
Er lachte schnaubend. «Du könntest überall sein. Ich würde dich immer wollen.»
Sie hob ihr Kinn auf seine Brust und musterte sein Gesicht. Zwischen ihren Brauen bildete sich eine kleine Falte, als glitten ihre Gedanken wieder in gefährliche Gefilde ab. «So war Sex für mich noch nie.» Sie schloss die Augen. «Es ist peinlich, das zuzugeben, aber es stimmt.»
«Schäm dich nicht. Für Sex braucht man zwei Personen, und wenn du keine Erfüllung gefunden hast, lag das nicht nur an dir.» Er drehte sich auf die Seite, um sie anzusehen, bevor er eine Hand über ihren Rücken gleiten ließ. «Dass du einen Orgasmus hattest, hat sicher auch damit zu tun, dass wir darüber reden können. Man muss ein gewisses Vertrauen empfinden, um Spaß zu haben.»
«Wahrscheinlich. Trotzdem hat es dich eine Menge Mühe gekostet, mich …» Sie zuckte mit den Achseln.
«Du bist keine Mühe, Ames. Du bist Vergnügen. Ich habe jede Sekunde genossen.» Er musterte sie. Zum ersten Mal seit ewiger Zeit wirkte ihre Miene vollkommen offen. Doch was er in den Tiefen ihrer blaugrünen Augen entdeckte, war nicht unbedingt beruhigend. Sie verbarg etwas – oder hielt etwas zurück –, ohne dass er einen blassen Schimmer hatte, warum. «Ist dir aufgefallen, dass du nicht mehr so lange brauchst, bis du kommst? Jedes Mal, wenn wir zusammen sind, entspannst du dich ein wenig mehr. Also hör auf das, was dein Körper dir sagt. Ich liebe es, dich anzusehen und dich zu spüren. Nutz dieses Wissen, um das Selbstbewusstsein aufzubauen, das jemand dir gestohlen hat. Es ist befreiend, Ames. Das verspreche ich dir.»
Für einen unendlich langen Moment starrte sie ihn nur an. Nase
an Nase lagen sie da und teilten dieselbe Luft, während ihr Blick langsam leer wurde. Woran auch immer sie dachte, es waren keine angenehmen Gedanken … Er spürte den Drang, etwas zu sagen, sie ins Hier und Jetzt zurückzurufen. Doch wenn sie gerade zu einer Erkenntnis kam, wollte er sie auf keinen Fall davon abhalten. Er wünschte sich nur inständig, er wüsste, woher die Schatten in ihren hübschen Augen stammten. Und er wünschte sich nichts mehr, als dass sie ihm glaubte. Oder noch besser: dass sie an sich selbst glaubte. Irgendwann würde sie es schaffen. Mit jedem Tag erzeugte er mehr Risse in ihren Schutzmauern. Er konnte nur beten, dass die Zeit all ihre Dämonen vertreiben würde, wie auch immer sie entstanden waren.
Amy blinzelte, als würde sie wieder auftauchen. Ihr Blick richtete sich auf seinen Mund, dann senkte sie die Augen auf sein Kinn und tiefer. Die Schatten verschwanden, und ein leises Keuchen drang über ihre Lippen. Röte bildete sich auf ihrem Hals und stieg bis in ihre Wangen.
«Was war das, anim
?» Es kostete ihn viel zu viel Mühe stillzuhalten, aber es wurde Zeit, dass sie aktiv wurde. «Woran hast du gerade gedacht?» Nach der Hitze in ihrem Blick zu schließen, schwelgte sie in Phantasien, die er niemals erraten konnte. Sein Schaft zuckte, verhärtete sich. «Zeig mir, was du willst.»
Ihr Blick huschte zu seinem Gesicht. Vorsichtig. Unsicher. Aber sie war in Versuchung. Das erkannte er an ihrem schweren Atem und den Zähnen, die in ihre Unterlippe bissen.
«Tu es, Ames. Zeig es mir. Hör auf zu denken.»
Sie hob die Hand, bis sie über seiner Schulter innehielt. Ihre Finger krümmten sich. Sie beugte sich vor und zögerte wieder, ihre Lippen Zentimeter von seinem Hals entfernt.
Das begierige Stöhnen, das auch ihrer Kehle aufstieg, machte ihn von einer Sekunde auf die andere so hart, dass es fast weh tat.
Keuchend, unendlich erregt, kämpfte er gegen den Drang, die Führung zu übernehmen. Sie mochte seine animalische Seite. Nun, dieser Teil von ihm drohte gerade wieder, die Kontrolle an sich zu reißen. «Tu es», stieß er hervor. «Berühr mich, küss mich, was auch immer du willst. Himmel, wenn du willst, darfst du mich auch beißen. Tu es einfach. Jetzt
…»
Sie schoss nach vorne. Ihr Mund fand im selben Moment seinen Hals, in dem ihre Finger sich in seinen Bizeps bohrten. Nägel gruben sich in sein Fleisch, und ihre heiße Zunge an seiner Haut entriss ihm ein tiefes Stöhnen. Sie drängte sich gegen ihn, bis ihre Nippel über seine Brust glitten. Fingernägel kratzten über seinen Rücken und stoppten an seiner Hüfte. Sie küsste sich an seinem Kiefer entlang, warf ein Bein über ihn und stemmte sich hoch.
Vor Lust verdrehte er die Augen, bis er das Gefühl hatte, er müsste seinen eigenen Hinterkopf sehen. Er schob eine Hand in ihr Haar und zog ihren Mund auf seinen, um ihn zu erobern. Verzweifelt küsste er sie, weil er einfach in ihr sein musste, mit irgendeinem Teil von sich. Dann schob er den Arm zwischen ihre Körper und umfasste ihren Venushügel.
Hihcebe
, sie war bereits feucht für ihn. Er stöhnte und begann, sie zu streicheln. Das kleine, empfindliche Nervenbündel war geschwollen und bettelte um Aufmerksamkeit, also drückte er seinen Handballen darauf. Ließ ihn kreisen. Trieb ihre Lust immer höher. Dann schob er zwei Finger in sie. Sofort umklammerte sie ihn. Heiß, nachgiebig, samtig. Sein Verlangen explodierte und drohte, ihm den
Verstand zu rauben.
Als wäre das die Ermunterung gewesen, die sie brauchte, vergrub sie die Finger in seinem Haar, zog seinen Kopf nach hinten und unterbrach damit den Kuss. Zähne glitten über seinen Kiefer. Sein Ohr. Seinen Hals. Ein heftiges Zittern überlief seinen Körper. Sie ritt seine Hand mit hemmungsloser Hingabe, raubte ihm mit jedem Knabbern ein weiteres Stück seiner Selbstbeherrschung.
Fast wahnsinnig vor Lust, zog er seine Finger aus ihrer Hitze und griff nach dem Nachttisch, was ihm ein protestierendes Brummen einbrachte. «Gleich, bixooxu
.» Darauf konnte sie ihr Leben verwetten. Seine Hände zitterten, als er die Folienverpackung aufriss und sich das Kondom überrollte.
Als er bereit war, umfasste er ihre Wange und zwang sich dazu, sich auf seine ursprüngliche Mission zu besinnen. «Was willst du? Wie soll ich dich nehmen?»
Die Augen fest geschlossen, wimmernd, rieb sie sich an seinem Körper. «Nakos …»
«Sag es mir. Sofort.» Er würde nicht mehr lange klar denken können. «Sag es mir, und ich tue es.»
Ihre Wimpern hoben sich flatternd. In ihren Augen erkannte er eine Mischung aus hilflosem Verlangen und Qual. «Kannst …» Sie schluckte. «Von hinten. Kannst du …»
Verdammt, ja. Er drehte sie um, presste sich an ihren Rücken. Sie keuchte und brachte damit sein Herz zum Rasen. Er brachte sich in Position und stieß tief in sie. Für einen Moment versteifte Amy sich, als hätte er ihr weh getan, dann entspannte sie sich wieder. Doch diese Zehntelsekunde reichte aus, um auch ihn erstarren zu lassen.
«Geht es dir gut, anim
?» Er küsste ihr Ohr, ohne ihr Profil aus den
Augen zu lassen.
«Ja, ich …» Sie atmete zitternd durch. «Ich muss das tun. Bitte.»
Und das ließ sein Herz stillstehen. Ihre Antwort hörte sich nicht einmal ansatzweise nach Vorfreude auf diese Stellung oder das, was sie gleich tun würden, an. Muss das tun
? Wie in sich selbst etwas beweisen
? Was genau?
Die Lust, die sie in ihm entfacht hatte, wurde von grauenhaften Bildern vertrieben. Die Art, wie ihr gesamter Körper sich gerade versteift hatte. Ihre Unfähigkeit, mit den Liebhabern vor ihm Lust zu finden. Wie lange es dauerte, bis sie den Höhepunkt erreichte. Und die Schutzmauern, die sie um sich errichtet hatte und nie öffnete. Als … könnte sogar er sie verletzen.
Maß er ihrer Aussage – diesem einen kurzen Satz – zu viel Bedeutung zu? Dem kurzen Moment des Verkrampfens? Das eisige Gefühl in seiner Brust sagte nein.
Doch als er Amy musterte, begann er, an seiner Sorge zu zweifeln. Ihre Stirn war in lusterfüllter Konzentration gerunzelt, ihre Lippen leicht geöffnet, als kämpfe sie darum, trotz ihres Verlangens weiterzuatmen. Ihre Wangen waren gerötet, und … sie drängte sich nach hinten, um ihn tiefer aufzunehmen.
Trotzdem verließ ihn das seltsame Gefühl nicht.
Sanft hob er eine Hand und neigte ihren Kopf nach hinten, sodass ihre Kehle frei lag und sie ihm noch mehr ausgeliefert war. «An wen denkst du gerade?» Denn er hätte schwören können, dass sie in dem Moment, in dem er in sie eingedrungen war, nicht ihn gespürt hatte.
«An dich», hauchte sie. «Nur an dich.»
Wärme begann, das Eis in seiner Brust zu schmelzen, und er pulsierte tief in ihr. «Sag meinen Namen, bixooxu
.»
«Nakos.» Ein leises Wimmern. Ein Flehen. «Bitte, Nakos.» Sie drückte den Rücken durch, presste den Kopf auf seine Schulter und nahm seine Härte noch tiefer in ihren weichen, willigen Körper auf.
Ja. Himmel, ja
.
Er umfasste eine Brust und ließ gleichzeitig die Hüften kreisen. «Noch mal. Sag meinen Namen noch mal.»
«Nakos.» Ihre Stimme klang wunderbar heiser und angespannt. «Nakos, Nakos, Nakos», murmelte sie immer wieder.
Um sie zu belohnen – und sich selbst beruhigen –, zog er sich so langsam aus ihr zurück, dass Punkte vor seinen Augen tanzten. Dann stieß er in sie. Hart. Schnell. Ihre Hitze hieß ihn willkommen, liebkoste jeden Zentimeter seiner Härte. Er keuchte. Seine Kehle brannte.
Nakos schloss die Augen, vergrub das Gesicht an ihrem Hals und wiederholte die Bewegung. Rückzug bedeutete schmerzhafte Leere. Wieder in sie einzudringen war das Paradies. Sie wiegte sich seinen Stößen entgegen, sodass sie sich in einem wunderbaren Tanz begegneten.
Nakos hielt Amy so eng im Arm, dass sie nirgendwo hinkonnte und er nichts anderes fühlte als sie. Die Hinterseite ihrer Oberschenkel rieb sich an seinen. Ihr perfekter, runder Hintern presste sich gegen sein Becken. Die Kurve ihrer Wirbelsäule passte sich an die Wölbung seiner Brust an. Als wäre sie für ihn allein erschaffen worden.
Sie stöhnte, zitterte, und er verstand, dass sie kurz vor der Explosion stand. Seine Hand glitt zu der Stelle, wo sie verbunden waren. Er ließ seine Finger durch ihre Feuchtigkeit gleiten und umkreiste ihre Klitoris mit dem Daumen. Sofort zog sie sich um
seinen Schaft zusammen. Verzweifelt um Kontrolle ringend, stieß er in sie. Sie zuckte, doch er hielt sie fest. Er würde sie nicht entkommen lassen, würde sie nicht gehenlassen, solange Blut in seinen Adern floss und sein Herz noch schlug.
Feuer entzündete sich in seinem Unterleib und ergriff Besitz von seinem ganzen Körper. Seine Nervenenden brannten. Durch zusammengebissene Zähne holte er Luft, zuckte in ihr, kurz vor dem Höhepunkt. Seine Muskeln zitterten, als er versuchte, sich zurückzuhalten.
«Komm, anim
», keuchte er, die Lippen an Amys Ohrmuschel. «Komm und nimm mich mit.»
Sie spannte sich an, kurz vor dem Orgasmus. Er bewegte seinen Daumen schneller, stieß noch härter in sie. Dann ließ er die Stirn auf ihre Schulter sinken, weil ein Prickeln sein Rückgrat entlangschoss. Gerade, als er sie anbetteln wollte, entriss sich ein leiser Schrei ihrer Kehle, und ihre inneren Muskeln umklammerten ihn.
Er stöhnte an ihrem Hals, laut und voller Inbrunst, und kam. Wieder und wieder ergoss er sich tief in sie. Bis er vollkommen leer war.
Als er aus den Sphären, in die sie ihn katapultiert hatte, zurückkehrt war, hatte sie den Arm nach hinten gelegt und Finger in seinem Haar vergraben. Sprechen war unmöglich, doch er zog sich aus ihr zurück und drehte sie um, bevor sie nach unten sanken. Sie teilten sich ein Kissen, dann ließ er die Knöchel über ihre erhitzten Wangen gleiten.
«Du bist so still», flüsterte sie.
«Ich erhole mich.» Oder zumindest versuchte er das. Er atmete tief durch und suchte ihren Blick, doch was ihm hätte helfen sollen,
sich zu konzentrieren, sorgte nur dafür, dass er in den blaugrünen Tiefen versank. «Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Ames. Ich weiß es wirklich nicht.»
Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas erwidern, doch dann dauerte es mehrere Sekunden, bis tatsächlich Worte über ihre Lippen drangen. «Dieses Wort, bixu
…?»
«Bixooxu»
, korrigierte er sie, obwohl er ihren inneren Aufruhr spürte.
«Genau.» Sie runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippen. «Meinst du das ernst?»
Er fuhr die Konturen ihres Kinns mit der Fingerspitze nach. «Wäre das so eine Überraschung? Ich liebe dich seit vielen Jahren, Amy.»
«Als gute Freundin.»
Er brummte zustimmend, auch wenn er inzwischen vermutete, dass die Gefühle immer schon tiefer gegangen waren. Dann legte er eine Hand auf ihre Hüfte. «Liebe hat viele Formen, aber du warst immer … anders. Ich kann es nicht richtig erklären, aber ich glaube, das hier – wie es jetzt zwischen uns ist –, war unvermeidbar. Ich habe einfach nur viel zu lange gebraucht, um das zu kapieren.»
«Was soll das heißen?»
Er seufzte, nicht sicher, ob es Hoffnung oder Angst war, was er jetzt in ihren Augen erkannte. «Das heißt, Ames, dass es nicht mehr lange dauern wird, diesen Punkt zu erreichen – falls ich nicht schon da angelangt bin. Dich zu lieben, auf egal welche Art, erfüllt mich. Ohne dich ist da diese Leere in meinem Leben.» Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er erneut Zweifel in ihren Augen aufsteigen sah. Dann stockte sein Herz für einen Moment, als die Unsicherheit in etwas überging, das er nur als Schuldgefühle deuten konnte. «Wieso macht dir das Angst? Ich bin es, anim
. Wieso jagt dir die Vorstellung, dass ich dich liebe, solche Angst ein?»
«Weil das noch nie jemand getan hat.» Ihre Unterlippe zitterte. «Es gab Leute, die mich hätten lieben sollen. Und welche, die es behauptet haben, ohne dass es stimmte. Und andere, die es vielleicht dachten, aber …» Sie schloss die Augen und sperrte ihn damit aus. «Wenn du meinst, was du gerade gesagt hast, wärst du der Erste.»
Hihcebe.
Es fühlte sich an, als hätte sie ihm die Eingeweide herausgerissen. Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und ließ seine Lippen dort verweilen, während er gegen den Kloß in seiner Kehle ankämpfte. Ja, er hatte in ihrem Kopf sehen wollen – hatte ihr Zögern verstehen wollen –, doch jetzt konnte er nicht mit der Antwort umgehen, die er bekommen hatte.
Dabei war es verständlich, dass sie so dachte. Ihre Eltern hatten ihr niemals Zuneigung gezeigt oder sie unterstützt. Ihre früheren Liebhaber hatten das vermutlich auch nicht getan. Ihr Ex hatte ihr definitiv keinen Respekt erwiesen, geschweigen denn Liebe geschenkt. Sie hatte Olivia gehabt, ihren Bruder und Mae, doch höchstwahrscheinlich hatte sie nach jahrelangen schlechten Erfahrungen gelernt, solchen Gefühlen nicht zu trauen.
Aber er tat es. Er tat es. Und plötzlich – an einem entspannten Sonntagnachmittag, während Amy nackt in seinen Armen lag – begriff Nakos, dass er Amy liebte. Dass sie die Frau seines Lebens war. Diese Erkenntnis wirkte nicht erdrückend. Es stieg keine Angst auf. Er verspürte nicht den geringsten Zweifel.
Der Schlag seines Herzens wurde gleichmäßig, als hätte das Organ endlich seine Bestimmung gefunden; schlug gleichmäßig und so heftig, als wollte es aus seiner Brust springen, um Amy zu erreichen.
Er atmete tief durch, füllte seine Nase mit ihrem sinnlichen Duft und erlaubte sich für einen kurzen Moment, diesen allumfassenden Frieden zu genießen. Das Gefühl würde nicht halten. Für ihn mochte das alles einfach sein, weil er nur die Augen öffnen und dem trauen musste, was er vor sich sah. Doch für Amy war es alles andere als einfach.
Er hatte einen langen Weg vor sich. Amys Hirn war wie ein verstopfter Highway, ihre Seele wie eine schier endlos lange Straße durch die Wüste und ihr Herz ein Labyrinth. Den Kurven ihres Körpers konnte er inzwischen mit geschlossenen Augen folgen und ans Ziel kommen. Aber das war nur der erste Schritt gewesen. Nichts von Wert ließ sich ohne Anstrengung oder Entschlossenheit gewinnen. Er musste sich einfach nur Zeit lassen, ein gemächliche Tempo anschlagen, das Amy in den Wahnsinn trieb. Und gleichzeitig alles schnell genug vorantreiben, dass ihr nicht klar wurde, was er plante.
Er musste ihr beweisen, dass ihre Beziehung jede Mühe wert war. Dass sie darin Sicherheit finden würde. Glück. «Ich liebe dich, Ames», flüsterte er an ihrer Haut. Das war zumindest ein Anfang. «Ich liebe dich.»