22
Mit zitternden Händen umfasste Nakos ihr Gesicht. Ein Teil von ihm hatte geglaubt, sie nie wiederzusehen. Er küsste Amy mit all der aufgestauten, wilden Verzweiflung, die ihn seit Stunden quälte. Als das nicht reichte, küsste er ihre Lider, ihre Stirn, ihre Wangen, drängte sich gegen sie, bis sie sich kaum mehr rühren konnte.
«Hihcebe , ich hatte solche Angst.» Die Dinge, die ihr hätten zustoßen können. Die sie hätte tun können. Nakos hatte keine Ahnung gehabt, in welchem Zustand sie war, nachdem sie eine so schreckliche Erinnerung erneut durchleben musste, und wozu ihre Verzweiflung sie vielleicht treiben würde. Die Angst hatte ihm mit ihren Klauen den Brustkorb aufgerissen und seine Eingeweide zerfetzt. Stundenlang. «Solche Angst, anim
Er hatte den Männern Befehle zugebrüllt. War zu allen Orten geritten, an denen sie vielleicht hätte sein können. Hatte hilflos im Regen gestanden, mit verzweifelt suchendem Blick. Jede Sekunde war ihm wie eine Ewigkeit erschienen. Und dann hatte Nate per Funk gemeldet, dass er Amy gefunden hatte. Dass sie heil und gesund war. Doch Nakos hatte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Händen berührt, sodass er sicher sein konnte. Also war er zu Hause die Wände hochgegangen, hatte gewartet und gebetet, dass sie zurückkehren würde, bevor sein Kopf explodierte oder er das ganze Haus zerschlug.
Immer noch vollkommen erschüttert, eroberte er erneut Amys Mund, wenn auch etwas sanfter, während er sich selbst immer wieder sagte, dass sie hier war, dass sie zu Hause war. Sie verblutete nicht langsam irgendwo, war nicht in die Hände irgendeines Mistkerls gefallen und wanderte auch nicht ziellos herum, während sie sich fragte, wohin sie gehen konnte. Er hatte Amy zurück, hielt sie in seinen Armen. Ihr Herz schlug, sie atmete, und er konnte sie anfassen.
«Ich liebe dich.» Er presste die Augen zu, drückte seine Stirn an ihre. In seiner Brust gab es nicht genug Platz für all die Liebe, die er empfand. Trotzdem würde er Amy vielleicht dafür umbringen, dass sie heute einfach so verschwunden war. «Ich liebe dich, ich liebe dich.»
Ihre kühlen Finger fanden seinen Hals. Kalt wie Eis. Sie zitterte, und er zog sich zurück. Sie hatte Gänsehaut auf den Armen, und ihre Lippen zeigten eine leicht bläuliche Färbung. Ihre Kleidung und ihr Haar waren … klatschnass. Hübsche Meerjungfrauenaugen starrten ihn an, ein wenig verschleiert. Sie musterte ihn, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er rastete aus. Zum dreimillionsten Mal heute Abend rastete er aus.
Mit einer schnellen Bewegung hob er sie in seine Arme und trug sie zur Treppe. Er musste dafür sorgen, dass sie trocken wurde. Warm. Sicher.
«Nakos, was tust du?»
Ihre Stimme. Verdammt, diese Stimme. Er wäre gestorben, wenn er sie nie wieder gehört hätte.
Er antwortete nicht, da er sich nicht sicher war, was über seine Lippen kommen würde. Stattdessen stieg er die Treppe hinauf und ging zu ihrem Zimmer. Dort setzte er Amy auf einer Seite der Matratze ab, ging zu ihrer Kommode, öffnete und schloss Schubladen. Wühlte darin herum.
Eine dicke Trainingshose. Ja, gut. Sweatshirt, okay. Wollsocken. Perfekt. Er erstarrte, als er auf eine Ansammlung farbenfroher Unterwäsche stieß, schnappte sich dann willkürlich irgendein Höschen und eilte zurück zu Amy.
Ohne ihre großen, fragenden Augen zu beachten, packte er die nasse Bluse und zog sie ihr über den Kopf. Der Stoff fiel mit einem Klatschen zu Boden, gefolgt vom BH . Er zog Amy das Sweatshirt über den Kopf, schob ihre Arme in die Ärmel.
«Nakos, ich kann das selbst.»
«Nein, ich …» Er musste dafür sorgen, dass sie sich warm und sicher fühlte. Vorhin hatte er versagt. Sie war allein gewesen. In der Dunkelheit, im Regen. Verängstigt.
Und das war seine Schuld. Er hatte … sie einfach dort stehenlassen. In der Scheune. Er hatte sie verlassen.
Nakos drückte leicht gegen ihre Schultern, bis sie sich nach hinten sinken ließ. Mit ungeschickten Fingern zog er ihr Jeans und Unterhose vom Körper, warf alles zur Seite. Er hob ein Bein, streifte ihr das neue Höschen und die Trainingshose über, um dann die Prozedur mit dem anderen Bein zu wiederholen. Während Amy sich aufrichtete, streifte er ihr die Socken über die Füße.
Und weil er sie vor seinem inneren Auge immer noch allein und verängstigt im Regen sah, in der Finsternis des Gewitters, legte er ihr zusätzlich noch die Decke über die Beine. Dann ging er vor ihr in die Hocke, schlang die Arme um ihre Taille und ließ den Kopf in ihren Schoß sinken.
Zum ersten Mal an diesem Abend schien er wieder atmen zu können. Sanfte Finger strichen über sein Haar, seine Schultern, während er tief ihren Duft einatmete. Er schloss die Arme fester um sie. Am liebsten wäre er in sie hineingekrochen. Seine Augen brannten, und beinahe hätte er geweint. Schon wieder. Oder immer noch.
Ihr leises Seufzen hallte durch die Stille. «Nate hat gesagt, du wärst ein wenig verrückt geworden, aber ich habe ihm nicht geglaubt.»
«Verrückt ist gar kein Ausdruck.» Seine Worte wurden von der Decke gedämpft, doch er konnte sich nicht bewegen. Er hielt sie in den Armen, und er würde nicht loslassen. «Ich liebe dich, anim
«Schau mich an.» Sie umfasste sein Kinn und zwang ihn, zu ihr aufzusehen. «Ich liebe dich auch. So sehr.»
Zur Hölle, sie brachte ihn wirklich noch um.
Hitze füllte die eisigen Abgründe in ihm, die ihr Verschwinden erzeugt hatte. Wärme breitete sich in seinem Körper aus, bis sein Blut brannte und das Zittern seiner Arme verklang. Er erkannte Liebe und Zärtlichkeit in ihren Augen, zum ersten Mal nicht verschleiert durch Schuldgefühle oder Schmerz.
Da war sie, seine Ames. Da war der Teil von ihr, den er so dringend hatte erreichen wollen.
Er richtete sich auf den Knien auf, bis ihre Gesichter sich auf gleicher Höhe befanden. Umfasste ihren Hinterkopf, zog sie an sich und drückte die Lippen auf ihre. Sanfte Berührungen, zärtliches Streicheln. Sie zu spüren erlaubte es seinen verkrampften Muskeln, sich zu entspannen, die Angst und die Sorge loszulassen.
«Tut mir leid, dass ich dir Angst eingejagt habe.»
Er drückte seine Wange an ihre. «Tut mir leid, dass ich so schlecht mit allem umgegangen bin. Ich hätte bei dir bleiben müssen.»
Als er endlich das Gefühl hatte, sich bewegen zu können, hob er sie hoch und trug sie in sein Zimmer, schaltete mit dem Ellbogen das Licht aus und lehnte sich gegen das Kopfende seines Betts, mit Amy auf seinem Schoß. Sie kuschelte sich an ihn, das Gesicht an seinem Hals vergraben, und er hielt sie fest. Wie er es sich seit diesem schrecklichen Moment in der Scheune gewünscht hatte.
Sie blieben für eine lange Zeit so sitzen, bis sie Luft holte und zitternd ausatmete. «Es ist in der Gasse hinter der Eisenwarenhandlung meiner Eltern passiert.»
Nakos erstarrte, als ihm klar wurde, wovon sie sprach. Ihre Stimme war leise, ruhig, obwohl es ihr unglaublich weh tun musste, sich an die Vergewaltigung zu erinnern. Verdammt noch mal. Das Wort allein jagte erneut Wut und Schmerz durch seinen Körper. Sein Herz geriet ins Stolpern, und seine Hand auf ihrem Rücken stoppte ihr Streicheln. Er wusste nicht, ob er es ertragen konnte, die Details zu hören. Doch hier ging es nicht um ihn. Es ging um Amy – und sie war bereit, es ihm zu erzählen.
«Nate sagt, ich soll darüber reden, weil mir das helfen wird, mit der Sache abzuschließen.»
Für sie schaffte er es irgendwie, sich zusammenzureißen. Schweigend legte er den Arm um ihren Rücken, ließ sie wortlos wissen, dass er sie hielt, dass sie in Sicherheit war. Mit der anderen Hand fuhr er sanft in ihr Haar.
«Wir waren gerade aus der Kirche zurückgekommen. Ich trug dieses schreckliche rosafarbene Sommerkleid, das meine Mutter mir aufgezwungen hatte, und wollte nur schnell in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Aber eine meiner Pflichten war es, den Mülleimer im Laden zu leeren, also habe ich mir die Tüte geschnappt, um sie zum Container zu bringen. Und plötzlich war er hinter mir.»
Nakos presste die Augen zu und konzentrierte sich auf seine Atmung, um nicht zu schreien.
«Er hat mich gepackt und gegen die Wand gepresst. Er …» Ein Zittern überlief ihren Körper, und er hielt sie fester, während er gegen Tränen der Wut ankämpfte. «Es ging schnell, aber so hat es sich nicht angefühlt. Ich habe nicht geschrien oder mich gewehrt. Ich hatte zu viel Angst. Es hat … weh getan. Sehr sogar.»
Ein Schluchzen entrang sich seiner Kehle. Es war zu viel. Nakos kämpfte weiter gegen die Tränen, rang zischend um Luft. Er zog die Knie an, drängte Amy damit enger an seinen Körper und vergrub das Gesicht in ihrem Haar.
«Als er fertig war, habe ich die seltsamsten Sachen gedacht. Dass ich bestimmt Ärger kriegen würde, weil ich mein Kleid dreckig gemacht habe. Was ich sagen soll, wenn jemand das Blut in meiner Unterhose bemerkt. Dass es schwer wird, nachher beim Kochen zu helfen, weil ich doch kaum laufen kann.» Sie verstummte für einen Moment. «Ich habe hinterher geduscht. Habe meine Haut abgeschrubbt, bis sie wund war. Noch am selben Abend habe ich es meiner Mom erzählt, die es Dad gesagt hat. Und keiner von beiden hat mir geglaubt.»
Amy hatte das Gesicht immer noch an seinem Hals verborgen. Ihr Körper lag schlaff in seinen Armen, als hätte sie sich mit dieser Reaktion inzwischen abgefunden. Zur selben Zeit starb Nakos fast. Und fühlte sich nutzlos. Er konnte nichts tun, um ihr zu helfen, obwohl all seine Instinkte danach schrien, für sie zu kämpfen. Sie zu beschützen. Der Übergriff mochte vor Jahren stattgefunden haben, aber für ihn war er neu. Es fühlte sich an, als passierte das gerade jetzt.
Stille hielt im Zimmer Einzug, bis er sich genug gefangen hatte, um etwas zu erwidern. «Das war es, was du mir in den letzten Wochen sagen wolltest. Ich verstehe, warum es dir schwergefallen ist, aber ich möchte nicht, dass du denkst, du könntest nicht mit mir reden.»
Langsam richtete sie sich auf. Ihr Blick blieb auf seine Brust gerichtet, und sie wirkte unsicher. «Ich dachte …» Sie biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, hingen Tränen in ihren Wimpern, und Leid stand ihr ins Gesicht geschrieben. «Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du mich nicht mehr wollen würdest.»
Und als wäre diese Aussage nicht schon schlimm genug, fuhr sie fort: «Ich fühlte mich besudelt. Dreckig. Du bist wie ein Ritter aus einem Märchen, Nakos. Der Inbegriff von allem, was gut und ehrlich ist in dieser Welt. Und ich bin … verdorben .» Tränen rannen über ihre Wangen, und ihre Stimme wurde höher, nahm fast einen hysterischen Unterton an, der seinen Puls noch weiter in die Höhe trieb. «Endlich hast du mich wahrgenommen, und für einen Moment hatte ich alles, was ich mir je gewünscht hatte. Ich hatte solche Angst, dass du … du … angewidert sein könntest.»
Oh, verdammte Hölle. «Stopp.» Er umfasste ihren Kopf, selbst vollkommen verzweifelt, und schüttelte sie leicht. «Bitte, hör auf. Ich kann heute Abend nicht noch mehr ertragen. Ich kann es nicht.» Wie hatte sie glauben können, dass er so reagieren würde? Und noch schlimmer: Was sagte es über ihn aus, dass sie zu diesem Schluss gekommen war?
«Schau mich an. Sieh mir in die Augen, bixooxu .» Er wartete, bis sie seiner Aufforderung folgte. «Diese Tat – was dieser Mann dir angetan hat – war verdorben. Nicht du. Verstehst du? Du bist nicht schmutzig oder besudelt oder irgendetwas anderes. Ich liebe dich. Egal, was auch geschehen mag, ich liebe dich. Daran wird sich nichts ändern.»
Sie nickte, eine schnelle, fast verzweifelte Bewegung. Aber ihre Tränen versiegten, und ihr Atem beruhigte sich etwas. «Nate hat gesagt, dass du das so sehen würdest. Meinst du es wirklich ernst?»
Er würde Nate zum Dank noch eine Harley kaufen. Zum Teufel damit. Zwei Harleys. «Ja, das tue ich. Ich liebe dich von ganzem Herzen, Ames.» Er holte tief Luft. «Es gibt keinen möglichen Weg, dich hier herauszuholen.» Er nahm ihre Hand und drückte sie auf sein Herz. «Und selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht wollen. Du machst mich glücklich.»
«Deinetwegen weiß ich überhaupt, was Glück bedeutet.» Sie wischte sich die Tränen von den Wangen.
Er wollte sie gerade bitten, bis zum Sonnenaufgang einfach schweigend hier mit ihm zusammen zu liegen, um seinem zerstörten Herzen wenigstens ein paar Stunden Erholung zu gönnen, aber sie öffnete zuerst den Mund.
«Wirst du morgen mit mir ins Sheriffsbüro kommen?»
Wie vor den Kopf geschlagen, starrte er sie an.
«Um eine offizielle Aussage zu machen, damit sie meinen Onkel anklagen können. Nate meinte, er wird die ganze Zeit da sein, aber ich möchte dich auch dabeihaben. Bitte.»
«Ja.» Machte sie Witze? «Natürlich werde ich dich begleiten.» Nakos hatte immer gewusst, dass Amy tapfer und furchtlos war, aber er hatte das Ausmaß ihres Muts unterschätzt. Und verdammt, er würde Nate eine ganze Garage voller Motorräder kaufen. Ehrlich. «Ich lasse dich nicht allein. Genau genommen denke darüber nach, uns von einem Arzt aneinandernähen zu lassen. Nur so finde ich vielleicht Frieden.»
Amy lachte. Noch nie hatte er ein schöneres Geräusch gehört. «Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen verspreche, dich für immer zu lieben? Das ist nicht ganz so unbequem, und wir müssten auch nicht mit der Krankenversicherung über die Kosten diskutieren.»
Seine Antwort bestand darin, den Mund auf ihre Lippen zu pressen und sie zu küssen, bis er quasi schwebte und sie zufrieden brummte. Seine Welt fand in ihre Umlaufbahn zurück, seine Lunge funktionierte endlich wieder, und sein rasendes Herz verlangsamte seinen Rhythmus.
Sie würden klarkommen, sie beide. Sie würden es schaffen.
Als er sich von ihr löste, ließ er die Nasenspitze über ihre gleiten und schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht. «Was empfindest du bei dem Gedanken, noch mal zu heiraten, aber diesmal den Richtigen?»
Blinzel, blinzel. «War das ein Antrag?»
«Noch nicht. Beantworte die Frage trotzdem.» Er knabberte verführerisch an ihrem Hals.
Sie legte den Kopf schräg. «Nun, wenn Charlie Hunnam mich fragen würde, würde ich nicht nein sagen. Ich …»
Er schlug ihr mit der flachen Hand auf den Po. Fest.
«Okay, okay. Und ein Applaus für Alpha-Nakos.» Sie seufzte. «Diese Möglichkeit findet durchaus meine wohlwollende Zustimmung.»
Gut. Er schmiedete bereits Pläne, als er seine Fingerspitze über ihre Wange gleiten ließ. «Versprich mir etwas. Egal, was auch kommt, wir werden keine Geheimnisse voreinander haben. Du und ich, Ames. Und nichts zwischen uns.»
«Abgemacht.» Sie drückte ihm einen schnellen Kuss auf den Mund, dann lächelte sie an seinen Lippen. «Und wo wir gerade bei den Geständnissen sind, muss ich dir auch etwas sagen. Es ist wichtig.» Ihre Miene wurde ausdruckslos.
Sein Puls begann erneut zu rasen. «Was?»
«Ich kriege gleich einen Hitzschlag in dem Zeug, das du mir angezogen hast.»
Er kniff die Augen zusammen.
«Ich meine, ich weiß, dass meine Kleidung durchnässt war, aber ich habe nur wegen der Klimaanlage ein bisschen gefroren.»
Er räusperte sich. «Du hast gezittert.»
Sie machte eine Geste, die ihren gesamten Körper einschloss. «Hallo! Das hier ist übertrieben. Und, wow. Du hast die nassen Klamotten einfach weggepfeffert. Das hat mich irgendwie an mich erinnert, wenn ich ein Outfit anziehe und es einfach nicht gut aussieht. Ich werfe es auf den Boden und sage: Nein, du hast es nicht verdient, aufgehängt zu werden. Bleib da liegen und denk darüber nach, was du getan hast. »
«Ziehst du mich auf?»
«Nur ein bisschen.» Ein schelmisches, sexy Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Dafür würde sie gleich bezahlen.
Nakos presste die Lippen aufeinander, um ein Lächeln zu unterdrücken. «Ich stand kurz davor, eine Zwangsjacke oder eine Gummizelle zu brauchen, und du ziehst mich auf?»
«Du standest kurz davor? Nakos, sie haben dich bereits fürs Korbflechten am Dienstag angemeldet.» Sie tätschelte ihm tröstend die Schulter. «Wir haben Sommer. Ich bin angezogen, als würde ich gleich den Gipfel des Laramie erklimmen. Im Januar.»
Er griff nach dem Saum ihres Sweatshirts und zog es ihr über den Kopf. «Besser?»
«Es ist ein Anfang.»
Er würde den Rest seines Lebens brauchen, um auch nur ansatzweise so schlagfertig zu werden wie sie. Und er freute sich auf den Rest seines Lebens. Gemeinsam mit ihr. Er hob sie hoch, um sie flach aufs Bett zu legen, und zog ihr auch die Trainingshose und die Unterhose aus. «Und wie ist es jetzt?»
Sie hielt ihre Füße in die Höhe, die immer noch in den Wollsocken steckten.
Nakos seufzte tief, pflückte ihr die Socken von den Füßen und warf sie über die Schulter.
Sie streckte sich in all ihrer nackten Schönheit vor ihm aus. Vergessen war ihre bisherige Scheu, als sie lächelte. Den Rücken durchdrückte. Sich auf die Lippe biss.
Atemberaubend. Und – Himmel – sie gehörte zu ihm.
«Du hast auch viel zu viel an.»
Dieses Problem ließ sich leicht lösen. Nakos warf seine Kleidung ab, dann rollte er sich über sie. Sie hieß ihn zwischen ihren Schenkeln willkommen, als er sich nach unten sinken ließ. Als Haut auf Haut traf, fühlte er sich, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Doch gleichzeitig war es, als käme er nach Hause.
«Noch irgendwelche Wünsche, anim ?» Er küsste ihren Hals, beobachtete mit Vergnügen, wie sich dort Röte bildete und bis in ihre Wangen stieg.
«Nur einen noch.» Sie sah ihn aus halb geschlossenen Augen an. «Lass mich nicht allein.»
Die Hände in ihrem Haar vergraben, blickte er auf sie hinab – auf diese unglaublichen Augen, umgeben von dichten Wimpern, auf ihren vollen Mund, auf die dunklen Strähnen, die auf dem Kissen ausgebreitet waren. Genau dasselbe hatte Amy vor all diesen Monaten gesagt, nachdem er sie verletzt aus der Scheune getragen hatte. Das war der Tag gewesen, an dem seine Welt aus den Fugen geraten war. Und zugleich der Tag, an dem er endlich begonnen hatte, seinem Herzen zu folgen. Weil er erkannt hatte, was wirklich zählte.
Er gehörte ihr, mit Haut und Haaren. So war es wahrscheinlich immer schon gewesen. Und es würde auch immer so bleiben.
«Niemals», sagte er, als er seinen Mund auf ihren senkte. «Ich verspreche, ich werde dich niemals allein lassen.»