Kapitel 6
Während des Frühstücks alberten sie herum und schmusten viel miteinander. Juli dachte ans Aufwachen vorhin. Lars war wieder eng an ihn geschmiegt gewesen, den Arm um ihn geschlungen. Das fühlte sich so gut an, daran könnte er sich wirklich gewöhnen. Er lächelte beim Gedanken an die letzte Nacht. Wann hatte er zuletzt so viel Zeit mit Schmusen verbracht? Hatte er das überhaupt schon mal?
Nach dem Abendessen hatten sie sich auf der großen Couch aneinander gekuschelt, geredet und sich dabei immer wieder geküsst. Aus sanften Zärtlichkeiten war langsam mehr geworden, aber sie hatten es beim Streicheln belassen. Keiner von ihnen hatte Anstalten gemacht, weiter zu gehen, und zumindest was Juli anging, war das sehr ungewöhnlich. Er war sich ziemlich sicher, dass das auch auf Lars zutraf, nach allem, was der inzwischen erzählt hatte.
Selbst die kleinsten Zärtlichkeiten fand Juli schön und aufregend, und irgendwie war das zwischen ihnen völlig anders als alles, was er bisher gekannt hatte. So wie mit Lars hatte es sich jedenfalls noch nie angefühlt. Dabei hatten sie bisher noch nicht einmal miteinander geschlafen. Das war definitiv ein Novum. Die zweite Nacht mit dem gleichen Mann, und sie hatten nur gefummelt.
Das breite Lächeln auf Julis Gesicht wollte gar nicht mehr verschwinden. Die gemeinsame Dusche hatten sie beide sehr genossen, aber mehr als sich gegenseitig mit den Händen zum Höhepunkt zu bringen, war nicht passiert. Juli fühlte sich fast wieder wie ein Teenager. Nur wusste er im Gegensatz zu seinen Jugendzeiten inzwischen ganz genau, was er wollte: Lars. Bald, sehr bald. Aber im Moment war es gut so, wie es eben war.
Es war später Vormittag, als sie sich auf den Weg zu Chris und Andy machten. Eigentlich wäre es Juli lieber gewesen, wenn Andy keinen Urlaub gehabt hätte. Dann hätte er nur Chris angetroffen, der war bei weitem nicht so neugierig wie sein Lebensgefährte und verkniff sich zumindest allzu persönliche Fragen. Andy hingegen nahm normalerweise kein Blatt vor den Mund. Sie kannten sich schon seit einer halben Ewigkeit, und vor Andy konnte Juli nichts geheim halten. Sein Freund würde sofort merken, dass Lars ihm tief unter die Haut ging.
Einerseits war es Juli völlig egal, von ihm aus konnte und sollte jeder wissen, was zwischen ihm und Lars war. Aber andererseits war ihre Beziehung einfach noch zu neu und irgendwie zerbrechlich. Er wollte nicht, dass einer seiner Freunde zu viele Fragen stellte, auf die er vielleicht keine Antwort hatte. Er hätte lieber noch eine Weile für sich behalten, dass er sich verliebt hatte. Auch weil er sich nicht sicher war, ob Lars wirklich das gleiche fühlte, oder ob es für ihn vielleicht doch nur eine kleine Abwechslung war.
»Wenn es dir lieber ist, komme ich nicht mit rauf«, sagte Lars leise, als er den Motor vor dem Haus stoppte, zu dem Juli ihn gelotst hatte.
»Wieso sollte mir das lieber sein?« Juli fragte sich unwillkürlich, ob Lars jetzt einen Rückzieher machte und was das bedeutete. Einen Rückzieher von ihrer Beziehung? Sofern man das schon so nennen konnte. Oder ging es nur darum, seine Freunde jetzt kennenzulernen?
Lars drehte sich auf dem Sitz zu ihm um und schaute ihn ernst an. »Du bist auf dem Weg hierher immer stiller geworden, und außerdem scheinst du ziemlich nervös zu sein. Wenn es dir also nicht recht ist, dass ich deine Freunde jetzt schon kennenlerne, dann sag es einfach. Ich bin deshalb nicht sauer auf dich.«
Energisch schüttelte Juli den Kopf und fluchte innerlich. Sie hatten zuhause so viel Zeit mit Reden verbracht, aber dieses Thema hatte nach der kleinen Aussprache am See keiner von ihnen nochmal angeschnitten. Vielleicht hätten sie das in Ruhe klären sollen. Stattdessen saßen sie nun in Lars' Auto und redeten über einen solchen Knackpunkt? Er holte tief Luft, dann sprach er einfach alles aus, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war. Einen Moment lang schaute Lars ihn verblüfft an, dann lächelte er breit, lehnte sich zu ihm und küsste ihn.
***
Lars fiel ein Stein vom Herzen, als Juli seine Gedanken aussprach. Auf dem Weg hierher hatte er wirklich befürchtet, dass diese Fahrt das Ende dessen bedeutete, was gerade erst begonnen hatte. Juli war immer einsilbiger geworden, dafür aber umso zappeliger. Fast so, als ob er es sich anders überlegt hatte und nicht erwarten konnte, Lars endlich loszuwerden. Aber offenbar war genau das Gegenteil der Fall. Mit jedem Wort von Juli wurde ihm leichter ums Herz. Sein Auto mochte vielleicht nicht der richtige Ort sein, um das klarzustellen, aber es war genau der richtige Zeitpunkt. Er beugte sich zu Juli und küsste ihn, dann lehnte er kurz die Stirn gegen die seines Freundes und fasste nach dessen Hand.
»Gestern am See, als ich sagte, ich wäre auf dem besten Weg, mich in dich zu verlieben … Ich sollte das wohl richtig stellen. Ich bin nicht auf dem Weg dahin, ich bin es schon längst, Juli. Das ist neu für mich, und ungewohnt, aber es fühlt sich gut und richtig an. Nur damit das klar ist: Auch wenn das zwischen uns noch ganz am Anfang ist, was mich betrifft, haben wir jetzt eine Beziehung miteinander. Schon vergessen? Exklusiv, nur wir beide. Ich will das wirklich. Wenn du in Ruhe mit deinen Freunden reden willst, ist das okay für mich. Aber du sollst wissen, dass es mir ernst ist mit uns beiden. Wenn es dir auch so geht, ist das toll, und dann können deine Freunde nichts zerreden. Wir haben früher beide nichts anbrennen lassen, also werden sie am Anfang vielleicht etwas skeptisch sein, was uns betrifft. Aber das ist doch eigentlich egal. Wenn sie es sind, werden sie mit der Zeit schon merken, dass sie sich geirrt haben. Wichtig ist doch nur, wie du und ich darüber denken.«
Wow. Eine ziemlich lange Ansprache für seine Verhältnisse, aber er meinte jedes Wort davon ernst. Und offenbar war es genau das Richtige gewesen, alles offen auszusprechen. Ein Lächeln erschien auf Julis Gesicht. Nicht dieses freche Grinsen, das Lars inzwischen schon recht gut kannte. Dieses Lächeln war anders, etwas verlegen, aber total süß. Juli drückte fest seine Hand.
»Mir geht es genauso, und du hast recht. Also lass uns gehen. Je eher sie verstehen, dass wir jetzt ein Paar sind, desto besser.«
Lars drückte sanft Julis Hand, gab ihm noch einen kurzen Kuss und stieg dann aus dem Wagen. Wenig später standen sie Hand in Hand vor einer Wohnungstür, die gleich darauf schwungvoll geöffnet wurde. Der schmale Blonde war Chris, das wusste Lars noch. Als sie sich jetzt gegenüber standen, fiel ihm auf, dass er und Chris sich äußerlich ziemlich ähnlich sahen.
»Hereinspaziert ihr beiden«, forderte Julis Freund sie mit einem Lächeln auf und deutete auf ihre verschlungenen Hände. »Freut mich, das zu sehen. Ich wusste doch schon immer, dass du auf meinen Typ stehst, Juli. – Entschuldige, Lars. So war das nicht gemeint. Von mir wollte er zum Glück nie was, nicht dass du auf falsche Gedanken kommst.«
Der Gedanke war ihm eben tatsächlich kurz gekommen, bis Juli energisch den Kopf geschüttelt hatte. Jetzt stellte er es auch mit Worten klar. »Du bist ein Spinner, Chris. Lars ist ganz sicher kein Ersatz für irgendwen.«
»Weiß ich doch, und er hoffentlich auch. Nun kommt schon rein.«
Sie folgten Chris in eine gemütliche Küche. Andy stand vor einem Kaffeeautomaten und sah sie lächelnd an. Das Lächeln vertiefte sich, als er ihre immer noch ineinander verschränkten Hände entdeckte. Er kam zu ihnen herüber und umarmte sie kurzerhand beide zusammen.
»Schön, dass du es geschafft hast, Juli einzufangen. Wollt ihr einen Kaffee?«
Wenig später saßen sie zusammen am Tisch, tranken Kaffee und unterhielten sich. Lars fand die beiden Männer wirklich nett, und er war froh, dass sie ihn einfach so akzeptierten. Andy war allerdings schon eine Marke für sich. Mehr als einmal machte er eine anzügliche Bemerkung, zwinkerte dann aber und machte damit deutlich, dass er es nicht ernst meinte. Es waren zwei kurzweilige Stunden, die sie miteinander verbrachten.
Dennoch war Lars froh, als Juli schließlich zum Aufbruch drängte. Er wollte den Rest des Tages mit seinem Freund genießen, aber vorher musste er noch sein Auto zur Werkstatt bringen. Sie hatten verabredet, dass Juli ihn dort abholen würde. Vor dem Haus verabschiedeten sie sich mit einem langen Kuss voneinander. Lars hätte den anderen Mann am liebsten gar nicht losgelassen. Dabei brauchten sie bis zur Werkstatt nicht einmal zehn Minuten. War das nicht völlig verrückt? Aber irgendwie schien jede Minute ohne Juli verschwendet zu sein.
***
Lars brauchte in der Werkstatt nicht einmal fünf Minuten, trotzdem war Juli ungeduldig. Sobald sein Freund zu ihm in den Mini gestiegen war, begrüßte er ihn mit einem leidenschaftlichen Kuss, der genauso stürmisch erwidert wurde. Als sie sich endlich voneinander lösten, waren sie beide erregt. Wortlos startete Juli den Motor und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung.
»Wir hatten doch ausgemacht, dass wir zu mir fahren«, meinte Lars, sobald ihm klar wurde, in welche Richtung sie fuhren.
Juli warf seinem Freund ein Lächeln zu. »Werden wir auch, später. Irgendwann müssen wir was Essen, und da du nicht kochst, hast du wahrscheinlich nichts zuhause, oder? Ich hab aber absolut keine Lust, jetzt in diesem Zustand einkaufen zu gehen. Du etwa?«
»Nein, kein bisschen. Aber ich habe Tiefkühlgerichte, jede Menge sogar.«
»Ich verzichte. Wir können bei mir kochen und dann anschließend zu dir fahren.« Juli zögerte kurz. »Außerdem würde ich gerne über Nacht bleiben, und dann brauche ich Sachen zum Wechseln.«
Er schaute stur auf die Straße, während er auf die Reaktion von Lars wartete. Hatte er sich damit zu weit aus dem Fenster gelehnt? Das wäre die dritte Nacht, die sie am Stück miteinander verbrachten, und vielleicht ging es Lars einfach zu schnell.
Aber der legte die Hand auf Julis Oberschenkel und drückte sanft zu. »Es wäre wirklich schön, dich heute Nacht wieder bei mir zu haben. Nimm doch gleich ein paar Sachen mehr mit, die du bei mir deponierst. Dann brauchst du das nächste Mal nicht extra in deine Wohnung zu fahren.«
Erleichtert warf Juli seinem Freund einen Blick zu. »Dann ist dir das nicht zu viel?«
»Nein, ganz und gar nicht, und wenn du nichts dagegen hast, bringe ich auch einige meiner Sachen bei dir unter.«
Damit war das wohl geklärt, und Juli fühlte sich wirklich wohl mit dem Gedanken, dass Klamotten von Lars mit seinen eigenen im Schrank hingen. Auch das war völlig neu für ihn. Wenn er bei Dirk übernachtet hatte, oder der bei ihm, dann hatten sie immer nur das Nötigste für die Nacht dabei gehabt. Das einzige, was dauerhaft in der Wohnung des anderen blieb, war eine Zahnbürste. Juli hatte damals nicht einen Gedanken daran verschwendet, ein paar Klamotten auf Vorrat bei Dirk zu lassen, und er selbst hatte auch noch nie in seinem Schrank Platz für die Sachen eines anderen Mannes gemacht. Es war neu, aber es fühlte sich total gut an.
Die Hand auf seinem Bein lag zwar ruhig, aber dennoch erregte es ihn. Er spürte die Wärme durch den Stoff und wollte sie direkt auf seiner Haut fühlen. Zum Glück dauerte die Fahrt nicht lange. Nachdem er die Wohnung aufgeschlossen hatte, ließ er Lars voran gehen, machte die Tür zu und griff nach seinem Freund. Er zog ihn eng an sich. »Ich bin am Verhungern«, murmelte er und küsste ihn leidenschaftlich. Es gefiel ihm, dass Lars sich eng an ihn schmiegte, während er den Kuss hitzig erwiderte.
»Wenn du jetzt kochen willst, solltest du besser damit aufhören«, flüsterte Lars, als sie sich schließlich voneinander lösten.
»Ich hab nicht von Essen geredet«, stellte Juli klar und zog ihn mit sich ins Schlafzimmer. Gleich darauf standen sie vor dem Bett und zogen sich gegenseitig aus, während sie sich immer wieder küssten. Als sie dann nackt und eng umschlungen auf dem Bett lagen, stöhnte Juli wohlig auf, als Lars mit Lippen und Zunge eine heiße Spur über seinen Oberkörper zog und dann immer tiefer wanderte.
»Lars, warte. Ich ...«
»Lass mich«, murmelte der, dann leckte er bereits sanft über die pralle Eichel und Julis leiser Protest verstummte. Das fühlte sich einfach nur wahnsinnig gut an. Aber wenn Lars so weiter machte, würde er sich nicht lange zurückhalten können. Die warmen Hände, die über seinen Bauch und die Schenkel strichen, der feuchte Mund, der seine harte Erregung umschloss, das alles machte ihn unglaublich an und trieb ihn viel zu schnell auf den Höhepunkt zu. Er wollte Lars die gleiche Lust bereiten, griff nach seinen Armen und zog ihn zu sich nach oben.
Er küsste ihn leidenschaftlich, während er die Hand zwischen ihre Körper schob. Lars gab einen rauen Laut von sich, als Juli ihn umschloss und mit dem Daumen über die von Lusttropfen feuchte Eichel strich. Schließlich schob Lars seine Hand weg, rieb seine Erektion an der von Juli und umfasste sie zusammen. Juli stöhnte in den Kuss und schloss seine Hand um die seines Geliebten, der seine Bewegungen beschleunigte. Er spürte, wie Lars erschauerte und kam, nur Sekunden, bevor er seinen eigenen Höhepunkt erreichte. Den anderen Mann zu spüren, seine Lust hautnah mitzuerleben und sie mit ihm zu teilen, das war für den Augenblick genug.
***
Lars war unruhig. Ihm ging etwas im Kopf herum, und er wusste, er würde das Thema bald ansprechen müssen, er wusste nur nicht wie. Immer wieder schaute er zur Uhr, während er Juli beim Kochen zusah. Es war kurz vor 15 Uhr, sein Arzt würde gleich die Praxis öffnen. Er wollte heute unbedingt noch dorthin.
»Juli?«
»Hm?« Sein Geliebter schaute kurz zu ihm und lächelte, bevor er sich wieder dem Herd zuwandte und die Kochplatte abdrehte. »Du hast wohl Hunger? Das Essen ist fertig.«
»Okay«, erwiderte Lars nur und beschloss, mit dem Gespräch bis nach dem Essen zu warten. Die Kartoffelpfanne war wirklich lecker, aber irgendwie hatte er keinen Appetit.
»Schmeckt es dir nicht?«, fragte Juli.
Lars seufzte. »Doch, es ist wirklich lecker. Ich hab nur keinen Hunger. Tut mir leid.«
»Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen. Aber willst du mir nicht verraten, was wirklich los ist? Du ziehst schon die ganze Zeit einen Flunsch.«
Überrascht schaute Lars ihn an. »Tu ich das? Sorry, das war mir nicht bewusst. Ich … Ach Mann, das fällt mir nicht leicht, Juli.« Er holte tief Luft. »Können wir nach dem Essen gleich fahren? Und auf dem Weg zu mir sollten wir einen Zwischenstopp bei meinem Arzt einlegen.«
»Geht es dir nicht gut?« Juli schaute ihn forschend an.
»Doch. Ich möchte nur … Es ist fast ein halbes Jahr her, seit ich mich zuletzt habe testen lassen. Ich hab noch nie ohne Kondom mit jemandem geschlafen, aber ich möchte kein Risiko eingehen. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ich dich einer Gefahr aussetzen würde und -«
»Hey«, unterbrach Juli ihn sanft und fasste nach seiner Hand. »Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Lass uns da nachher einfach zusammen einen Test machen, okay? In ein paar Tagen haben wir das Ergebnis und bis dahin sind wir einfach vorsichtig.« Juli lächelte. »Das vorhin war sehr schön, aber damit bist du wirklich ein Risiko eingegangen. Also keine Blowjobs, bis wir das Ergebnis haben. In Ordnung? Aber zu deiner Beruhigung: Ich lasse alle zwei Monate einen Test machen und bin genauso wie du immer vorsichtig gewesen. Wenn ich auch nur den geringsten Zweifel hätte, dann hätte ich das nicht zugelassen.«
Lars schüttelte den Kopf. »So hab ich das doch gar nicht gemeint. Es ist nach zwei Tagen vielleicht völlig verrückt, aber ich vertraue dir. Ich möchte nur einfach völlig sicher sein.«
»Kann ich nachvollziehen.« Juli lächelte und drückte sanft seine Hand. »Das geht mir auch so. Also lass uns nachher zusammen einen Test machen.«
Lars erwiderte das Lächeln und auch den Händedruck, dann griff er mit der freien Hand nach der Gabel. Mit der Erleichterung war auch sein Appetit zurückgekommen. Satt und zufrieden lehnte sich er schließlich zurück. Etwas lag ihm noch auf dem Herzen und er würde seinen Freund jetzt einfach offen danach fragen.
»Juli? Hast du schon mal ohne Kondom mit jemandem geschlafen? Ich meine, du hattest eine Beziehung und … Habt ihr?«
»Nein, noch nie.«
»Ich auch nicht. Aber wenn wir die Testergebnisse haben … Ich würde so gerne mit dir ohne Gummi schlafen.« So, nun war es heraus. Lars spürte den warmen Druck von Julis Fingern. Sein Freund rutschte näher zu ihm.
»Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich das möchte.« Julis Mund fand den seinen.
Als sie sich nach dem langen und zärtlichen Kuss voneinander lösten, holte Lars tief Luft. »Dann lass uns einfach solange warten. Die paar Tage werden mir ewig lang vorkommen. Ich möchte so gerne mit dir schlafen und kann kaum die Finger von dir lassen. Aber ich würde gern …« Er biss sich auf die Unterlippe, wusste nicht so recht, wie er ausdrücken sollte, was in ihm vorging.
»Ja. Lass uns auf das Testergebnis warten. Ich will nichts zwischen uns, wenn wir zum ersten Mal miteinander schlafen. Unser erstes Mal wird dann auch für uns beide das erste Mal bare sein.« Julis Worte brachten es genau auf den Punkt.
Aber da gab es noch etwas. »Was, wenn einer von uns doch positiv ist?«, fragte Lars rau. Er glaubte wirklich nicht, dass er das Virus hatte, dafür war er immer zu vorsichtig gewesen. Aber eine gewisse Unsicherheit blieb dennoch. Oder vielleicht war Juli doch infiziert. Der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu. Dass dieser tolle Mann das heimtückische Virus in sich tragen könnte, machte ihm noch mehr Angst als der Gedanke, dass er selbst positiv sein könnte.
»Das wäre schade, aber dann benutzen wir eben doch Kondome.« Julis Stimme war so unsicher, wie Lars sich fühlte. »Wir können damit klar kommen. Wenn du das auch möchtest.«
Lars zog ihn nah an sich. »Und wie ich das möchte. Selbst wenn du positiv bist, ich lass dich nicht mehr los. Zusammen schaffen wir das.«
Juli lächelte wieder dieses warme, süße Lächeln. »Umgekehrt gilt das Gleiche, und wir sollten uns deswegen nicht verrückt machen. Lass uns fahren und diesen Test machen. In ein paar Tagen werden wir hoffentlich darüber lachen können, dass wir uns solche Sorgen gemacht haben. Und wenn nicht, bekommen wir das zusammen hin.«
Ja, das würden sie. Lars wusste nicht, woher diese Sicherheit kam, es war eben so. Dennoch hoffte er von ganzem Herzen, dass sie beide gesund waren und eine unbeschwerte gemeinsame Zukunft auf sie wartete.