Antoni, Woldemar (Wladimir) (1886–1974), Anarchist und Aktivist aus Gulajpole. Mit Alexander Semenjuta Gründer des »Bundes armer Bauern«. Schrieb 1974 Die Aufzeichnungen eines Revolutionärs aus Gulajpole.
Antonow-Owsejenko, Wladimir (1883–1938), russisch-ukrainischer Berufsrevolutionär adliger Abstammung, 1919 Oberbefehlshaber der Ukrainischen Sowjetischen Armee, später Diplomat und Publizist. Fiel den stalinistischen Säuberungen zum Opfer.
Arschinow, Pjotr (1887–1938), Anarchokommunist und Publizist. Lernte Machno im Butyrka-Gefängnis kennen, wo er 1911–1917 einsaß. 1919–1921 innerhalb der Machno-Bewegung zuständig für die Presse und Aufklärung. Lebte von 1921 bis 1925 in Berlin, danach in Paris. Gab 1923 das Buch Geschichte der Machno-Bewegung heraus. 1934 kehrte er in die UdSSR zurück; über seine Beweggründe vertreten die Historiker zwei gegensätzliche Theorien: Während die einen glauben, seine Abkehr vom Anarchismus sei nur zum Schein gewesen, um in die UdSSR zurückkehren zu können, um dort im Untergrund tätig zu werden, glauben die anderen, dass er seit den zwanziger Jahren ein Agent des sowjetischen Geheimdienstes gewesen sei. Anfang 1938 wurde er während der stalinistischen Säuberungen verhaftet und erschossen.
Babel, Isaak (1894–1940), russischer Schriftsteller aus Odessa. 1939 verhaftet, 1940 erschossen.
Belasch, Alexander (1930?–2003?), Sohn von Viktor Belasch. Nach Verhaftung seines Vaters zog er 1937 zur Großmutter nach Gulajpole. Er verarbeitete und ergänzte die Schriften seines Vaters und gab 1993 das Buch Die Wege des Nestor Machno heraus.
Belasch, Viktor (1893–1938), Arbeiter, Anarchokommunist, Machnos Generalstabchef 1919–1920. Verhaftet im September 1921, freigelassen 1924, erneut verhaftet 1930. Im Gefängnis schrieb er mit Erlaubnis und im Auftrag des Geheimdienstes die Geschichte der Machno-Bewegung. 1932 wieder freigelassen, 1937 verhaftet, 1938 erschossen. Aus den Verhör-Protokollen des NKWD von 1937 geht hervor, dass Belasch spätestens seit 1924 als Spitzel des Geheimdienstes tätig war. In diesem Protokoll nannte er Dutzende Namen von angeblichen oder tatsächlichen Feinden der sowjetischen Regierung – Anarchisten, ehemaligen Machno-Partisanen und zufälligen Bekannten.
Berkman, Alexander (1870–1936), russisch-amerikanischer Anarchist und Publizist.
Budjonnyj, Semjon (1883–1973), Marschall der Sowjetunion. 1918–1920 Oberkommandierender der 1. Roten Reiterarmee.
Bulgakow, Michail (1891–1940), russischer Schriftsteller, lebte 1918–1919 in Kiew.
Denikin, Anton (1872–1947), Weißer General, Oberkommandierender der Südrussischen Armee (1919–1920)
Frunse, Michail (1885–1925), Bolschewik, Oberkommandierender der Ostfront.
Gogol (Janowski), Nikolai (1809–1852), russischer Schriftsteller. Stammt väterlicherseits vom ukrainischen Adel ab.
Groener, Wilhelm (1867–1939), deutscher Generalleutnant, 1918 Chef des Generalstabs der Heeresgruppe Eichhorn in Kiew. In der Weimarer Republik Reichswehr- und Innenminister.
Jermokratjew, Aleksej (1890–1918), kurze Zeit Mitkämpfer Machnos, 1918 von Machnowzy erschossen, weil er zu Petljuras Armee gewechselt hatte.
Karatschenzew (?–1909), Polizeimeister in Gulajpole, Nationalist und Chauvinist. War wegen seiner Foltermethoden bei den Verhören berüchtigt. Wurde 1909 vor dem Theater in Gulajpole vom Mitgründer des Bundes armer Bauern Alexander Semenjuta erschossen.
Kerenski, Alexander (1881–1970), sozialistischer Politiker und nach der Februarrevolution zeitweise Vorsitzender der Provisorischen Regierung in Russland (1917).
Komornyj, Alexander (1902–?), sowjetischer Maler, begegnete Machno 1919 als 17-Jähriger.
Kropotkin, Pjotr (1842–1921), Fürst, Gründer des Anarchokommunismus, Wissenschaftler, Historiker, Philosoph und Publizist.
Kubanin, Michail (1898–1941), Sowjetischer Wissenschaftler. Schrieb das erste Buch über die Machno-Bewegung, Machnowschtschina (1926).
Kusmenko, Galina (1896–1978), Machnos zweite Ehefrau von 1919 bis 1934. Lehrerin von Beruf. 1919–1921 im Bürgerkrieg fast ausschließlich an Machnos Seite. Floh mit ihm nach Rumänien, brachte 1922 im polnischen Gefängnis die Tochter Elena zur Welt. Lebte 1924–1943 in Paris, folgte dann ihrer Tochter nach Deutschland, wo sie bei Kriegsende von der Roten Armee festgenommen wurde; in der UdSSR zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach ihrer Entlassung 1954 bis zu ihrem Tod lebte sie in Kasachstan. 1973, nach über 50 Jahren, kam sie auf Einladung von Viktor Jalanskij nach Gulajpole. Die Gespräche mit ihr sind in seinem Buch Nestor und Galina niedergeschrieben. Ihr Tagebuch, das sie 1920 führte, gelangte zu den Bolschewiki. Nach ihrer Darstellung waren sie und ihre Freundin auf dem Weg zu Machno, als sie in der Nähe von Gulajpole von Rotarmisten ausgeraubt wurden. Das Tagebuch befand sich im Koffer, aber die Soldaten waren, zum Glück für sie, nur an den Kleidern interessiert.
Lenin (Uljanow), Wladimir (1870–1924), marxistischer Theoretiker und Führer der Bolschewiki, sowjetischer Regierungschef 1917–1924
Machno, Christeja (Christina) (?–1933), Ehefrau von Grigorij Machno. Starb während der Hungerjahre (Holodomor).
Machno (Michnenko) Elena (1922–1992), Nestors Tochter. Geboren im polnischen Gefängnis, lebte 1924–1941 in Paris. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete sie in Deutschland. Nach dem Krieg zusammen mit der Mutter Galina Kusmenko verhaftet, in die UdSSR gebracht und nach Kasachstan verbannt.
Machno, Emeljan (1876–1918), Nestors Bruder. Kriegsinvalide seit 1914, politisch nicht aktiv, 1918 von den Österreichern erschossen. Hatte acht Kinder, drei von ihnen starben während der Hungerjahre 1933 (Holodomor). Seine Tochter Jelisaweta ist im Dokumentarfilm Uch ty, Tokmak von 1998 zu sehen und zu hören.
Machno, Evdokia (Javdocha), geborene Perederij (1846–1925), Nestors Mutter.
Machno, Grigorij (1886–1919), Nestors Bruder. Kämpfte in der Aufständischen Armee, fiel im Kampf gegen die Weißen (nach anderen Angaben wurde er 1920 von den Roten erschossen).
Machno, Iwan (1846–1889), Nestors Vater, geboren als leibeigener Bauer. Zuletzt als Kutscher bei dem Landmaschinen-Fabrikanten Kerner angestellt.
Machno, Jelisaweta, (1917–2002) Tochter von Emeljan Machno, Nestors Nichte. Sie ist im Dokumentarfilm Uch ty, Tokmak von 1998 zu sehen und zu hören.
Machno, Nestor (26.10.1888 – 25.7.1934).
Machno, Polykarp (Karp) (1867–1919), Nestors ältester Bruder. War politisch nicht aktiv. Wurde von den Weiß-Kosaken vor den Augen von Frau und Kindern zu Tode geprügelt. Von seinen neun Kindern kämpfte ein Sohn in der Aufständischen Armee und fiel; zwei seiner Kinder starben während der Hungerjahre 1933 (Holodomor).
Machno, Sawelij (Sawka) (1872–1920), Nestors Bruder. Anarchist, kämpfte in der Aufständischen Armee, 1920 von den Rotarmisten erschossen. Hatte sieben Kinder.
Machno, Varvara (1875–1973), Frau des Bruders Emeljan.
Makowskij, Michey, Bauer aus Gulajpole, mit Machno 1907 an einigen Überfällen beteiligt.
Menschikow, Michail (1859–1918), Politiker und Publizist, Ideologe der russischen nationalistischen Bewegung. Von den Bolschewiki ermordet.
Mett (Gilman), Ida (1901–1973), russisch-französische Anarchistin. Zusammen mit Volin, Arschinow und Machno gab sie in Paris die Zeitschrift Dielo Truda heraus.
Mratchny (Kliwanskij), Mark (1892–1975), russischer Anarchist, Publizist, Psychiater. Lebte seit 1928 in den USA.
Nikiforowa, Marusja (Marija) (1885–1919), einflussreiche Figur der anarchistischen Bewegung 1918–1919 in der Ukraine. Bezeichnete sich selbst mit 16 Jahren als Terroristin, verübte Bombenanschläge und Banküberfälle.
Nettlau, Max (1865–1944) Sprachforscher und Historiker.
Paustowski, Konstantin (1892–1968), sowjetischer Schriftsteller. Lebte 1918–1919 in Kiew.
Petljura, Simon (1879–1926). Ukrainischer Politiker, Sozialdemokrat, Nationalist, Kriegsminister 1917. Ab Ende 1918 Führer der nationalistischen Einheiten und des (nur von den Mittelmächten anerkannten) ukrainischen Staates. Er kämpfte gegen die zaristischen, bolschewistischen und Machno-Truppen. Seine Bauern- und Kleinbürgerarmee war für die meisten Judenpogrome verantwortlich, auch wenn Petljura selbst daran nicht beteiligt war. Emigrierte nach Frankreich und wurde 1926 in Paris vom russisch-jüdischen Anarchisten Schwarzbart erschossen, der seine ganze Familie bei den Pogromen verloren hatte.
Rocker, Rudolf (1873–1958), deutsch-amerikanischer Anarchist und Publizist.
Rohrbach, Paul (1869–1956), Theologe, Publizist und Politiker, 1918 für das Auswärtige Amt tätig.
Schewtschenko, Taras (1814–1861), bedeutender ukrainischer Dichter. Einer der Begründer der ukrainischen Literatur.
Schtjuss, Feodosij (1892–1921), Matrose, Anarchist, gehörte zum engsten Führungszirkel Machnos. Stammte aus einer Landarbeiterfamilie.
Semenjuta, Alexander (1883–1910), Anarchist aus Gulajpole. Gemeinsam mit Woldemar Antoni Gründer des »Bundes armer Bauern«. Nach der Zerschlagung des Bundes 1909 floh er nach Belgien, kehrte aber bald zurück, um sich an dem Polizeimeister Karatschenzew zu rächen und den revolutionären Kampf fortzusetzen. Erschoss sich in Gulajpole in einer ausweglosen Situation, um einer Festnahme durch die Polizei und eine Kosakeneinheit zu entgehen.
Skoropadskyj, Pawlo (1873–1945), adliger zaristischer General und Großgrundbesitzer ukrainischer Herkunft, von April bis Dezember 1918 Hetman der Ukraine, von den Deutschen als Marionette inthronisiert. Nach dem deutschen Abzug aus der Ukraine dankte er ab und floh nach Deutschland.
Slaschtschow, Jakow (1885–1929), General der Weißen Armee, emigrierte 1920 in die Türkei, kehrte 1921 nach einer Amnestie nach Sowjetrussland zurück. Schrieb mehrere Bücher und unterrichtete an einer Militärschule. 1929 vom Juden Kolenberg erschossen, der für seinen bei einem von Slaschtschow-Truppen durchgeführten Pogrom ermordeten Bruder Rache nahm.
Stolypin, Pjotr (1862–1910), russischer Premierminister 1906–1911. Wurde in Kiew vom Anarchisten Bogrow erschossen. Bogrow besuchte in Kiew dasselbe Gymnasium wie die in diesem Buch zitierten Schriftsteller Bulgakow, Paustowski und Wynnytschenko.
Suchogorskaja N., (?–?) 1919 Lehrerin in Gulajpole, veröffentlichte 1927 ihre Erinnerungen an die Machnowtschina in einer Zeitschrift in Odessa.
Sujtschenko, Nasar (1888–1938), Anarchist aus Gulajpole, Mitglied in der anarchokommunistischen Gruppe »Bund armer Bauern«. Arbeitete bis 1907 in der Kerner-Fabrik für landwirtschaftliche Erzeugnisse. 1908 verhaftet, gestand er seine Taten (Mord und Überfälle) und verriet unter Folter die Mitglieder der Gruppe, die daraufhin verhaftet wurden. Bis 1917 im Gefängnis, kämpfte er 1918–1921in der Aufständischen Armee. 1926 verhaftet und zu 10 Jahren Haft verurteilt, nach Amnestie 1930 freigelassen und bald als Konterrevolutionär wieder verhaftet. 1936 freigelassen und 1938 als ehemaliger Machno-Anhänger wegen angeblicher »Vorbereitung eines bewaffneten Aufstands gegen die Sowjetmacht« erneut verhaftet und hingerichtet.
Manche Zitate über den »Bund armer Bauern«, die A. Belasch Sujtschenko in seinem Buch in den Mund legt, sind wortgleich mit den Aufzeichnungen von Woldemar Antoni. Da diese früher geschrieben wurden, ist davon auszugehen, dass A. Belasch diese Aussagen übernommen hat, ohne auf die ursprüngliche Quelle zu verweisen. Ich habe die Zitate in diesem Fall trotzdem bei Sujtschenko gelassen; mag der Informationsträger ein anderer sein – die Information selbst stammt trotzdem von einem Zeitzeugen und Mitglied der Organisation.
Swerdlow, Jakow (1885–1919), führender Bolschewik, sowjetisches Staatsoberhaupt 1917–1919.
Tintrup, Hans (?–?), deutscher Offizier im Ersten Weltkrieg, Autor des Buchs: Krieg in der Ukraine. Aufzeichnungen eines deutschen Offiziers.
Tolstoi, Leo (1828–1910), russischer Schriftsteller.
Trotzki (Bronstejn), Leo (1879–1940), führender Bolschewik, Gründer und Oberbefehlshaber der Roten Armee 1918–1925.
Tschubenko, Alexej (1886–?), Arbeiter aus einer Bauernfamilie. Kannte Machno nach eigenen Angaben seit 1907, gehörte seit 1917 zu Machnos Führungszirkel. Führte wichtige diplomatische Verhandlungen, 1919 Machnos Adjutant, 1920 in bolschewistischer Gefangenschaft. 1921 brach er mit Machno und wechselte die Seiten. 1937 soll er (laut Verhör von W. Belasch) in Charkow gelebt haben.
van der Vliet, Konstantin (1844–1933), russischer Artilleriegeneral, 1908 bis 1911 Oberbefehlshaber des Heeres im Landkreis Odessa.
Volin (Ejchenbaum), Wsewolod (1882–1945), russisch-französischer Anarchist und Revolutionär, Publizist. Wegen seines politischen Engagements nach Sibirien verbannt. 1907 Flucht nach Paris. In Frankreich 1915 verhaftet, Flucht in die USA. Dort Mitarbeit an der russischen Zeitung Golos Truda. 1917 Rückkehr nach Russland, Herausgabe der Golos Truda in Moskau, dem wichtigsten Sprachrohr der Anarchisten. 1918 Mitgründer der anarchistischen Föderation der Ukraine, von 1919–1920 Weggefährte Machnos im Bürgerkrieg. 1920 von Bolschewiki verhaftet, später begnadigt und ausgewiesen. Ging 1921 nach Berlin, lebte ab 1925 in Paris. Arbeitete dort als Herausgeber zeitweise eng mit Machno zusammen. Schrieb u. a. das Buch Die unbekannte Revolution und übersetzte Arschinow ins Deutsche.
von Bergen, Diego (1872–1944), deutscher Diplomat.
Wassezkaja, Anastassia (1897–1974), Bäuerin aus Gulajpole, erste Frau von Nestor Machno 1917–1918.
Wynnytschenko, Wolodymyr (1880–1951), ukrainischer Sozialdemokrat, Schriftsteller, Politiker, Maler. Generalsekretär der Zentralna Rada (1917–1918).