SIE BRÜLLEN SICH AN, gehen mit Fäusten auf Wände und Möbel los, bekommen rote Köpfe, beschimpfen sich so wüst wie noch nie, es ist das erste Mal, dass Pietro sie so erlebt, mit gefletschten Zähnen, den Kopf vorgestreckt, als wolle sie zubeißen, sie macht ihm Angst und zugleich fürchtet er, dass er sich vielleicht selbst nicht zurückhalten könnte.
Pietro fühlt seine Knie weich werden, sein Blut kochen, er fühlt, wie es an den Schenkeln aufwärts und dann zum Bauch hin fließt, wo es stockt, ihm scheint, dass sich alles mit großer Ruhe bewegt: Miriam mit hängendem Kopf, die Hände an den Kühlschrank gestützt, die Worte stockend und verzerrt.
Er fühlt die Vernunft schwinden, das Gehirn erdrückt von einer tröstlichen Wut, er fühlt alles und spürt, dass er fähig wäre, sie an den Haaren zu packen, heftig zu ziehen, die Lust, ihr wehzutun, die Lust, die fast zum Bedürfnis wird, als sie die Hände sinken lässt, sich halb umdreht, ihn mit bösen Augen anblickt und brüllt, deine Mutter hatte ganz recht, dass sie dich verlassen hat.
Da fühlt er das Blut, das vom Bauch ausstrahlt, die Faust, die sich ballt, die vorschnellt und an die rote Metalltür des Kühlschranks knallt, ein paar Zentimeter neben ihrem Gesicht, neben ihren Augen, die feucht werden, ihren Wangen, die zittern, dem Kinn, das sich in kleinen Fältchen kräuselt und die bleichen Lippen und den abgebrochenen Zahn verbirgt.
An einem Novembertag waren sie in diese Wohnung eingezogen, einem Tag, an dem seltsamerweise die Sonne schien. Sie wollte nicht, dass Pietro sie abholte, sie hatten telefoniert, Miriam hatte gesagt, ihrem Vater sei das wichtig.
Er hatte nichts dagegen gehabt und gesagt, kein Problem, es sei schon richtig so. Er hatte an die lange Fahrt gedacht, die er hätte machen müssen, zurück nach Fabbrico und dann den Transporter mit Miriams Sachen bis in die Stadt fahren.
Beim Auflegen hatte er gedacht, besser so, sie hatte ihm eine Last abgenommen, vielleicht hatte sie das geahnt.
Miriams Vater hatte ihm die Hand gedrückt, war stumm durch die Wohnung gegangen, hatte mit den Fingerknöcheln an die Wände geklopft und mit dem Kopf genickt, während Pietro umgeben von Koffern und Bücherkisten reglos in der Mitte des Wohnzimmers stand.
Bevor er wieder ging und sie in ihrer neuen Wohnung allein ließ, hatte Miriams Vater gesagt, dass die Türe nichts tauge, dass er sie auswechseln wolle, sie sei nicht sicher. Dabei hatte er das Gesicht seiner Tochter gestreichelt, sie auf die Wange geküsst und sie liebevoll zärtlich umarmt, ohne Pietro eines Blickes zu würdigen, der danebenstand und teilnahmslos zusah.
Als sie allein waren, hatten sie sich beide gefühlt, als stünden sie wieder am Anfang, verlegen, einander fremd, als wären nicht Jahre vergangen, als hätten sie nicht gestritten, sich ein paarmal getrennt, als hätte Pietro sich nicht manchmal verloren gefühlt ohne sie, festgenagelt auf die Erkenntnis, dass er nicht allein sein konnte, dass er sie brauchte.
Sie hatten sich an der Hand genommen, und in der Sonne, die durchs Fenster schien, tanzten ein paar Staubwölkchen, als sie sich endlich auf die Zehenspitzen stellte, um ihn zu küssen.
Der Kuss war anders gewesen, so schien es Pietro jedenfalls, ein Kuss, der so lange gedauert hatte, bis sie die Koffer und Kisten mit den Füßen weggestoßen hatten, bis sie an der Wand ankamen, bis Pietros Hände angefangen hatten, sie auszuziehen, sie zu drücken, ihre verwaschene, weite Jeans aufzuknöpfen, bis Miriam gesagt hatte, nicht hier, gehen wir rüber ins Bett.
Er war danach eingeschlafen, und sie war aus seiner Umarmung geschlüpft, ohne dass er es merkte. Als er aufwachte, war er zu ihr hinübergegangen und hatte, sich die Augen reibend, zugesehen, wie sie ihre Sachen verstaute, ihre Kleider aufhängte, Pietros Romane beiseiteschob, um auch ihre Essays, Geschichtsbücher und Biografien unterzubringen, und als sie fragte, welche Ordnung er einhalte, hatte er geantwortet, keine, sie seien nur zufällig aneinandergereiht.
Er hatte zugesehen, wie die Koffer sich leerten, die Kleider im Schrank verschwanden, hatte die Art beobachtet, wie sie die Töpfe in der Küche einräumte, wie sie zu ihm sagte, sie müssten neue anschaffen, die Art, wie sie das Besteck in der Schublade anordnete, die Gläser, wie sie eine Waschmaschine mit seinen schmutzigen Kleidern anstellte.
Später hatten sie auf dem Sofa zu Abend gegessen, er hatte im Lokal um die Ecke zwei Pizzen geholt, sie hatten die Hälften ausgetauscht und sie hatte von Pietros Stück die Pilze heruntergeklaubt.
Ich mag die Pilze nicht kauen, hatte sie gesagt, ich mag nur den Geschmack davon auf der Pizza.
Er hatte gemerkt, dass er das nicht wusste, und sich gefragt, was er noch alles entdecken würde, was davon er einfach hinnehmen müsste und was ihn verblüffen würde.
Nach dem Essen war sie aufgestanden, hatte die Kartons und die leeren Bierflaschen vom Boden aufgehoben und weggeworfen, hatte das Besteck und die Gläser gespült. Er war sitzen geblieben, hatte ihr zugeschaut, hatte gesehen, wie selbstverständlich sich diese Frau in der Küche bewegte, und sich gefragt, warum, was er an sich hatte, dass sie sich so wohlfühlte; sie hatte den Wasserhahn am Spülbecken zugedreht, hatte ihn gefragt, ob er ihr ein Handtuch aus dem Bad bringen könne, er wollte schon aufstehen, doch dann hatte er gesagt, nein, er habe keine Lust.
Er hatte ungerührt zugeschaut, wie sie lächelnd hinüberging, sich die Hände trocknend zurückkam, das Handtuch an den Haken an der Wand hängte, und dann hatte er Nein gesagt, als sie ihn gefragt hatte, ob er ein Eis wolle.
Auf dem Treppenabsatz kehrt er in die Realität zurück, aufgeweckt von der hinter ihm zuschlagenden Tür, ihren durch das dicke Holz gedämpften Tränen.
Er mustert den Fußabstreifer, auf dem WILLKOMMEN steht, mit einem Lächeln darunter. Er steigt die Treppe hinunter und hält sich an dem hölzernen Geländer fest, es fasst sich kühl an und ihm ist heiß, er merkt, dass er schwitzt, und taumelt ein bisschen in der Kälte des Hauseingangs, vor der Loge des Portiers, der ihm grüßend zunickt.
Die Farben sind lebhafter als gewöhnlich, sie flimmern so grell und irreal, dass ihm schwindlig wird und er sich an die schäbige Mauer im Eingang lehnen muss, ihm wird klar, dass sein Hemd zu dünn ist, dass seine Jacke, ein Sonderangebot aus dem Kaufhaus, ihn nicht vor der Kälte schützen kann.
Während die Umgebung rund um ihn allmählich wieder ihre natürliche Tönung annimmt, fragt er sich, warum er sich eigentlich immer Sachen aussucht, die irgendwie nicht passen: Pullover mit zu engem Halsausschnitt, Stoffe, die auf der Haut jucken, zu kurze Jacken, die er ständig am Rücken herunterzieht, T-Shirts, die bei einer brüsken Bewegung aus der Hose rutschen, Hosen, bei denen er zusätzliche Löchern in den Gürtel machen muss, damit sie in der Taille sitzen.
Er ist froh, dass er im Freien ist und wieder atmen kann.
Irgendwo weit weg klettert die Sonne empor, von einer dichten Nebelschicht umhüllt, durch die man die Dächer der Häuser und die Schlangen an den abfahrenden Straßenbahnen nicht sieht, die das Gerede dämpft, das Gelächter, die Streitereien am Telefon.
Er denkt, dass er bis zu ihrem Geheimversteck gehen will, zu dem verborgenen Innenhof, wo sie sich entspannten, sich unterhielten, wo alles gut zu sein schien, wo Zusammensein alles war, was sie brauchten, er denkt an den Sommer, als Miriam ihn manchmal auf dieser Bank bat, ihr die Füße zu massieren, als sie einmal eine Katze gesehen und beschlossen hatten, sie mit nach Hause zu nehmen, ihr einen Namen zu geben, er denkt daran, dass sie im Supermarkt Futter gekauft und in ein Schälchen getan hatten, und die Katze ward nicht mehr gesehen.
Er denkt an die geteilten Haushaltskosten und Strom- und Gasrechnungen, daran, dass er auf einmal Sachen wie Joghurt und Magerkäse im Kühlschrank findet, Schminksachen auf der Ablage im Bad, an das Wegwischen von Zahnpastaflecken im Waschbecken, an die Ordnung.
Er geht und geht durch diesen Nebel, der sich ab und zu lichtet, durch diesen Schleier, der die Gesichter der Menschen verbirgt, ihre Züge verwischt, die Wahrnehmungen, die Häuserecken, den Asphalt der Gehsteige und den der Straße verschwimmen lässt. Er bleibt stehen und blickt in ein Schaufenster, betrachtet sein ungreifbares Spiegelbild, schaut sich an und sieht auf der anderen Straßenseite eine Frau, die ihn fixiert, ihre Haare sind genau die gleichen, ihre Augen sind die gleichen, schlagartig fühlt er sich in jene Nacht zurückversetzt, als sie durch den Garten liefen, er sieht wieder die Katze und jene Frau am Fester, das sinnlose Gewitter und die gleichen Haare und Bewegungen vor sich, die er jetzt in dem Schaufenster wiedererkennt, durch sein eigenes Bild hindurch, überlagert, eins geworden ohne feste Konturen.
Ihm ist, als umhülle ihn der Nebel auch von unten, als gebe es keinen Halt mehr, als ginge er unter und erstickte, als sei diese Frau als Einzige real, als könne nur sie ihn retten.
Er dreht sich um, möchte etwas rufen, bringt aber keinen Ton heraus und sieht, wie die Frau sich abwendet, ihr Gesicht verbirgt, ihm den Rücken kehrt.
Er rennt los, überquert die Straße zwischen hupenden Autos, zwischen dem Geschrei der Fahrer, die sich herausbeugen und ihn beschimpfen, rempelt im Schein einer blassen Sonne die Passanten an, rennt hinter ihr her, will um die Ecke biegen, um die sie verschwunden ist, möchte sie rufen und bringt wieder keinen Ton heraus.
Er rennt, bis er erneut ihren Rücken sieht in dem Bruchteil einer Sekunde, in dem die Sonne das Grau des Nebels und alles rundherum durchbricht, sie beleuchtet, durch sie hindurchscheint, als wäre sie transparent, ein Phantom, in dem Bruchteil einer Sekunde, in dem ihm ist, als fühlte er wieder den Regen jener Nacht, als hörte er die Schreie der Katze, die Stimme seines Vaters, der zu ihm sagt, er solle sie töten, und in dem Bruchteil einer Sekunde verschwindet die Frau erneut, während Pietro wieder Luft bekommt, die Worte wiederfindet und schreit: Mama.
Jetzt geht er langsamer, spürt, wie die Wut allmählich verebbt, wie die Enttäuschung hochkommt und die Scham und die Wirklichkeit zurückkehrt, er bleibt vor dem Schaufenster einer Konditorei stehen, die sie ab und zu aufsuchen, einer Konditorei, wo es nach Miriams Meinung die besten Baisers der ganzen Stadt gibt.
Vor den goldenen Lichtern und den lächelnden Verkäuferinnen, die mit einer alten Dame scherzen, während sie auf ihr Tütchen wartet, denkt er an die Möglichkeit, dass Miriam gegangen ist.
Er denkt an sie, wie sie weinte, an ihre Augen, dass er sie noch nie so gesehen hat, er denkt an das Fest, an das Zusammenleben, an Riccardos Stimme, du siehst aus wie einer, der ein Fest braucht, an sein Lächeln, an die Unbeschwertheit, an die Lust, es wieder zu tun, daran, wie leicht alles zu sein schien, ohne jede Verpflichtung.
Er denkt an die Möglichkeit, einfach nie mehr nach Hause zu gehen, daran, wie viel Mut es kostet, alles zurückzulassen.
Er holt Luft und seufzt, spielt mit den Schlüsseln, mustert sie, holt noch einmal Luft und seufzt, steigt trittsicher die Treppe hinauf, ohne sich am Geländer festzuhalten, grüßt die Frau, die die Treppe putzt; als er auf seinem Stockwerk ankommt, sieht er, dass der Abstreifer zusammengerollt vor der Tür steht, lässt ihn stehen, steckt den Schlüssel ins Schloss und betritt ihre Zweizimmerwohnung, in der es dunkel ist.
Einen Augenblick lang denkt er, Miriam sei gegangen, habe alles eingepackt, wo sie wohl sein könnte, dann hört er ein Schluchzen und gewöhnt sich an das Halbdunkel, an das Licht der Morgendämmerung, das durch die Ritzen der Rollläden dringt: Alles ist wie vorher, der Nippes, ihre Sessel, der Tisch, an dem sie lernen, ihre Bücher, der winzige Fernseher, alles ist noch da.
Er sieht, dass auch sie da ist, zusammengekauert, die Arme um die Knie geschlungen, er sieht sie und geht zu ihr hin, setzt sich ebenfalls auf den Boden, vor sie, lehnt sich mit dem Rücken an den Küchenschrank, schließt die Augen und seufzt.
Er ruft ihren Namen und sie schaut ihn an, er bekommt große Lust zu rauchen, während er diese bebenden Augen betrachtet, die im Halbdunkel glänzen, die Tränen, die ihr die Wangen herunterlaufen, die Zunge, die sie auffängt, wenn sie an den Lippen ankommen.
Mein Vater hat einen Schlaganfall gehabt, sagt sie.
Pietro fühlt, wie der Fußboden unter seinem Gewicht nachgibt, wie die Möbel, die Fenster, die Plakate der Konzerte, die sie zusammen besucht haben, sich auflösen, still bleibt er vor ihr auf diesem Boden sitzen, während sie schweigend immer weiter weint. Er holt Luft, aber diesmal ist es anders, das merkt er.
Er rutscht zu ihr hin, streckt die Hände nach ihren Haaren, ihrem Gesicht, ihren Augen aus, mit einem Finger trocknet er ihr eine Träne, und dann küsst er sie schweigend, in der Stille der kleinen Wohnung sitzen sie einfach da, sie legt den Kopf auf seine Schulter und er starrt vor sich ins Leere, als wolle er in eine Zukunft schauen, die er nicht sehen kann, er fragt, ob sie ein Eis möchte, und sie sagt Ja.
Er tut alles, was jetzt richtig ist, er hilft ihr aufzustehen, geht mit ihr ins Bad, setzt sich auf die Kloschüssel, während sie sich weinend duscht, reicht ihr den Bademantel, hilft ihr hinein, umarmt sie, und sie weint weiter, er sagt, ihr Vater werde sich erholen, alles werde in Ordnung kommen, er werde bestimmt wieder wie vorher, genauso stark wie zuvor.
Er kämmt sie, sie lässt es geschehen, geduldig trocknet er sie ab, küsst sie auf den Kopf, auf die duftenden Haare, die Wangen, die Lippen, er zieht ihr den Bademantel aus und schaut zu, wie sie sich ankleidet, sie streichelt ihn und bedankt sich.
Sie umfasst sein Gesicht mit den Händen, ich bin froh, dass du da bist, sagt sie zu ihm.
Pietro hört ihr zu, macht etwas zu essen, schweigend sitzen sie in ihren vier Wänden, ihrer Wohnung, essen Pasta mit Öl, er reibt den Käse, draußen bewegt sich die Stadt gedämpft, lautlos und schläfrig.
Er räumt ab und sie bleibt sitzen, schaut ihm zu, und er spült das Geschirr, dann packen sie den Koffer, nur einen für alle beide.
Miriam ruft ihre Mutter an, fragt nach Neuigkeiten, lässt sich noch einmal schildern, wie es passiert ist, wer ihn gefunden hat, sagt Danke und wiederholt es, schickt ihr einen Kuss, sagt, wir sehen uns morgen, die Mutter solle ruhig jederzeit anrufen, du störst mich nicht, Mama, was glaubst du denn.
Pietro hört die Nervosität in ihrer Stimme, geht zu ihr, legt ihr die Hände auf die Schultern, massiert sie, und Miriam entspannt sich, atmet tief durch und sagt dann zu ihrer Mutter, ich habe dich lieb, Mama.
Er gießt die Pflanzen, während sie ihm Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt, wie sie alle drei in den Ferien in die Berge gefahren sind, in den Schnee, sie erzählt ihm, wie ihr Vater einen Iglu für sie gebaut hat, wie viel Spaß sie hatten, und fragt, ob Pietro wirklich glaube, dass alles gut wird.
Ja, antwortet er mit einer Überzeugung, die er nicht hat.
Er hört ihr zu, während sie sich fragt, wie ihre Mutter ohne ihren Vater zurechtkommen soll, wie sie überleben soll, sie sagt, die beiden liebten sich so sehr, sie küssten sich immer noch, manchmal sehe sie, wie sie auf dem Sofa schmusen wie zwei, die sich gerade erst kennengelernt haben, sie lacht und weint und er hört zu, wie sie lacht.
Er massiert ihr die Füße, und dann fragt er, ob sie ins Bett gehen möchte, sie bejaht und er begleitet sie, gemeinsam putzen sie sich die Zähne, betrachten sich im Spiegel, er zwinkert ihr zu und sie küsst ihn auf die Wange, sie strecken sich unter den Decken aus, er streichelt sie, drückt sie an sich, küsst sie ab und zu auf den Hals, fährt ihr zärtlich durchs Haar, bis sie einschläft.
Er schlüpft aus dem Bett, barfuß, in der Wohnung nur ihr entspannter Atem, verlässt das Zimmer und geht zu der imposanten Kommode, die das andere Zimmer beherrscht, beugt sich herunter und öffnet lautlos die Türen, tastet mit den Händen hinter den Schachteln, den Ordnern mit den bezahlten Rechnungen, den schon durchgearbeiteten Büchern, nimmt die Schachtel Zigaretten, die dort versteckt ist, öffnet sie und zieht mit den Zähnen eine heraus.
Er hält sie zwischen den Lippen und kaut auf dem Filter, während er die Schubladen aufzieht auf der Suche nach einem Feuerzeug. Als er es findet, tritt er ans Fenster, das zur Straße hinausgeht, zur Pizzeria, die gerade schließt, den Stimmen der Kellner, die sich am Ende der Schicht entspannen, den Gerüchen, die aufsteigen, als er das Fenster öffnet, als er die Dächer der Häuser betrachtet, den Himmel über der Stadt.
Er raucht und genießt es, er spürt, wie die Wärme seine Lunge füllt, der Blutdruck ein wenig sinkt, der Kopf leicht wird, die gewohnten Gesten, er lehnt sich aufs Fensterbrett, mustert die Fenster der Wohnungen gegenüber, manche dunkel, manche erleuchtet, das Dämmerlicht in den fremden Wohnungen, zugezogene Vorhänge und offene, er fragt sich, wie das Leben der dortigen Bewohner sein mag, welche Probleme sie tagtäglich bewältigen müssen, was sie dazu bringt, am nächsten Morgen aufzuwachen, ob vielleicht auch manche von ihnen zurückkehren oder aufbrechen müssen.
Er wirft den Stummel fort, sieht zu, wie er fällt, zwischen den Zweigen eines Baums verschwindet, der am Rand des Gehsteigs wächst, und schließt das Fenster, die Geräusche der schlafenden Stadt bleiben draußen.
Er ist jetzt allein, während er sich umdreht, während er den Koffer auf dem Fußboden mustert, während er Miriams Atem nicht aus dem Schlafzimmer kommen hört, er ist allein in dieser Wohnung, wo er darauf wartet, nach Fabbrico zurückzukehren.