Skylar
Die gemeinsame Nacht, zu der es nie gekommen ist. Irgendwann zwischen der Party und dem Bett verpufft meine Wut. Mein Herz ist bereit, Benito zu vergeben, dass er mich als Teenager betrogen hat. Und mein Körper hat ihm schon am Freitag vergeben, ungefähr drei Minuten, nachdem ich die Gin Mill zum ersten Mal betreten hatte.
Ich liege flach auf dem Rücken, halte Benito im Zangengriff, erwidere jeden Kuss und bettele nach mehr. Ich falle über Benito her wie ein liederliches Weibsbild.
Sagt überhaupt noch irgendjemand liederliches Weibsbild? Egal. Solange Benito nicht aufhört, mich zu küssen, brauche ich nicht zu denken.
Meinen Rock sind wir irgendwo im Flur losgeworden, aber ich habe immer noch Stiefel an. Ich strampele ein bisschen herum, um zu sehen, ob ich sie ausbekomme.
»Ich mach das«, raunt er. Er lässt eine Hand an meinem Bein hinab zu dem Schuh gleiten und zieht in einem Rutsch den Reißverschluss auf. Ich drücke den Rücken durch. Meine Brust hebt und senkt sich heftig, während er mir den Stiefel auszieht und sich dann um den zweiten kümmert. Meine Socken sind als Nächstes dran – beide verschwinden kurz nacheinander.
Dann streifen seine weichen Lippen mein Knie, und er wandert in quälend langsamem Tempo weiter nach oben. Ich erschaudere an meinen intimsten Stellen, als er sich meinem Höschen nähert. Tatsächlich winde ich mich auf dem Bett, weil ich nicht still liegen kann. »Komm her«, befehle ich. Ich sehne mich danach, sein Gewicht auf mir zu spüren. Ich habe keine Lust, hingehalten zu werden.
»Ich mag’s, wenn du befehlerisch wirst«, murmelt er. Dann steht er auf und zieht seine Sachen aus. Komplett. Während ich mit trockenem Mund zusehe. Er legt sich neben mich aufs Bett und stützt den Kopf auf die Hand. »Was befiehlst du mir sonst noch?« Mit dunklen Augen schaut er zu mir herunter, und sein Blick ist humorvoll.
Das liebe ich. Ich liebe ihn, um ehrlich zu sein. Aber das Ganze wächst mir total über den Kopf. Ich mag ihn zu sehr und weiß zu wenig. Seine Frage kann ich nicht beantworten, weil ich nicht so genau weiß, was ich mit einem splitterfasernackten Benito anstellen soll. Bis jetzt ist Sex immer etwas gewesen, das mit mir angestellt wurde.
Und er war immer so schnell vorbei, dass ich nie viel herausgefunden habe.
Benito scheint mein Schweigen allerdings entweder gar nicht zu bemerken oder es stört ihn nicht. Er streckt den Arm aus und zieht mich dichter zu sich. Dann nimmt er eine meiner Hände und legt sie auf seine Brust.
Uuh. Seine Brust. Die gefällt mir am besten an ihm. Eigentlich mag ich seinen Mund und seine Augen auch sehr. Aber die Brust hat einen sicheren Platz in den Top Ten …
Benito ist jedoch noch nicht fertig. Jetzt schiebt er meine Hand langsam an seinem Körper hinab. Als wir seinen Waschbrettbauch streifen, wimmere ich überrascht, weil sich seine festen Muskeln so gut anfühlen. Ein heißer Schauer geht durch meinen Körper.
Eine Sekunde später legt er meine Hand genau auf seine Erektion. Es ist eine unfassbar kühne Aktion – eine, wie sie in meinen Teenagerfantasien vorkam. Nein – sie ist heißer als meine schüchternen Teenagerträume. Aber ich habe mir immer gewünscht, dass er mich wie eine Frau behandelt, statt wie ein kleines Mädchen, das gerettet werden muss.
Das denke ich, während Benito meine Hand auf seinem Schwanz loslässt. Ich bin zu gefesselt, um sie wegzunehmen, also lasse ich sie stumpf dort liegen. Ich kann nicht fassen, wie hart er sich unter meiner Handfläche anfühlt. Also schließe ich die Finger um ihn.
»Fuck!«, stöhnt Benito bei der Berührung. Sein Mund landet auf der Unterseite meines Kiefers, und er erkundet küssend meinen Hals. Ich sinke in die Matratze, erstaunt darüber, wie gut es sich anfühlt, wenn er mit Lippen und Zunge meinen Hals liebkost. Erstaunt.
Ich bin achtundzwanzig Jahre alt und habe beschämend wenig sexuelle Erfahrung.
Benito wartet jedoch nicht darauf, dass ich den nächsten genialen Schritt mache. Er fasst unter meinen Pulli und hakt meinen BH auf. Als er stöhnt, merke ich, dass ich seinen Penis immer noch wie einen Schaltknüppel umklammert halte.
Ups! Doch er schiebt meine Hand weg, weil ich die Arme heben muss, damit er mir Pulli und BH ausziehen kann. Irgendwie reicht sein Selbstvertrauen für uns beide. Ich streife mein Höschen ab, als würde ich das ständig machen.
Und dann bin ich nackt in Gegenwart des einzigen Mannes, den ich je geliebt habe.
Er flüstert liebe Worte, als er sich auf mich rollt. »Süße«, und: »so schön«. Ich erlebe, wie sein sexy Gewicht auf meinen Körper drückt und gleichzeitig noch ein sengend heißer Kuss auf meinem Mund landet.
Mein armes kleines Hirn musste noch nie so viele Sinneseindrücke auf einmal verarbeiten. Zum Beispiel die Festigkeit seiner Oberschenkel zwischen meinen und das leichte Kratzen seiner Brusthaare an meinem Busen. Er schiebt die Finger in mein Haar, woraufhin meine Kopfhaut wohlig kribbelt.
Von seiner Zunge, die warm über meine gleitet, und seiner Erektion zwischen meinen Beinen ganz zu schweigen … Ich komme mir vor wie ein Stromkreislauf vor dem Kurzschluss. Ich drücke ihm die Hüften entgegen, um noch mehr Körperkontakt zu bekommen.
Er schenkt ihn mir, indem er mit seiner Erektion das Epizentrum meiner verzweifelten Lust streift.
Scheiße. Ich stöhne schamlos auf, während ich meine Meinung, dass ich kein besonders sexueller Mensch wäre, noch mal überdenke. Er gibt zur Antwort ein Ächzen von sich, das mir wie fließendes Feuer durch und durch geht, dabei ist mein Körper schon außer sich. Als er dann meine Zunge mit seiner streift, schmecke ich Bier und Sex. Und das gefällt mir total.
»Skye«, haucht er an meinen Lippen. »Ist es gut oder schlecht, wenn ich jetzt ein Kondom aus der Schublade nehme?« Danach küsst er mich ausführlich, als wollte er mir Zeit zum Überlegen geben.
Seine Küsse lenken mich dermaßen ab, dass ich die Frage fast vergesse. Er schlängelt die Hand an meinem Körper hinab und schiebt meine Beine auseinander. Und dann streicht er mit dem Daumen genau über meine Klitoris.
»Oh«, keuche ich. Und dann sage ich es wieder und wieder, während er mich mit den Fingern bis zur Besinnungslosigkeit reizt. Ich spüre, wie ich seine Hand vor Erregung ganz feucht mache. Ich bebe regelrecht vor Erregung. Und – ja – ein Kondom wäre jetzt eine super Sache. Aber darüber zu reden, ist zu schwierig.
Also greife ich einfach rüber und ziehe die Schublade auf. So. Botschaft übermittelt.
Benito gibt einen glücklichen Laut von sich. Er küsst mich noch einmal innig, bevor er sich schließlich aufsetzt. Ich höre, wie ein Kondom von dem Streifen abgerissen wird und die Schublade wieder zugeht. Er dreht mir den Rücken zu, während er es überstreift, und ich schließe die Augen und atme einmal tief durch, weil ich plötzlich Angst kriege, dass ich es nicht bringen werde.
Als ich die Augen wieder aufmache, sieht Benito mich an. »Komm her, Süße«, sagt er leise.
»Hmm, was?«, stammele ich.
Er rutscht auf dem Bett herum, bis er neben mir sitzt. Dann lockt er mich mit dem Zeigefinger zu sich. »Komm her.« Er nimmt ein Kissen und stopft es sich in den Rücken, bevor er sich gegen das Kopfteil lehnt. Die Beine hat er angewinkelt.
Ich verstehe nicht recht, was er von mir will, setze mich aber trotzdem auf.
»Hierher«, verlangt er, und sein Kommandoton lässt mich erschaudern. Es gefällt mir, dass er die Regie übernommen hat. Benito zu vertrauen, ist mir schon immer leichtgefallen.
Er zieht an meiner Hand, um mir zu verstehen zu geben, dass ich mich auf seinen Schoß setzen soll. Als ich ein Bein über seine Hüften schwinge, ist es kurz komisch. Aber dann sehen wir uns an, und seine braunen Augen sind direkt vor mir. Liebe liegt darin. »Hey. Mir ist egal, was heute Nacht passiert.«
»Das ist gelogen«, flüstere ich und schaue dabei hinunter auf seinen steifen Penis, der schon schmerzhaft angeschwollen aussieht.
Er lacht. »Okay, manchen Teilen von mir ist es überhaupt nicht egal. Aber trotzdem …« Langsam streichelt er mit einer Hand an meinem Bauch hinab, und ich erschauere. »Mein Hauptziel ist es, dich zu beglücken. Das wünsche ich mir schon seit sehr langer Zeit.«
»Wieso?«, will ich wissen. Ehrlich gesagt ist es ziemlich schwierig, mich zu beglücken.
Er schüttelt den Kopf, als hätte ich eine alberne Frage gestellt. »Weil ich mir wie ein Superheld vorkomme, wenn du mich so ansiehst wie jetzt gerade.«
»Oh.« Ich bin mir ziemlich sicher, dass Benito tatsächlich ein Superheld ist. Aber das behalte ich für mich, denn er berührt mich immer noch, und das lenkt total ab. Er lässt seine Fingerspitzen über meine Brüste tanzen und taucht dann hinab, um mich zu kitzeln. Er streicht nur ein Mal über meine intimste Stelle, und ich keuche angesichts seiner Kühnheit.
Dann senkt er den Kopf, nimmt eine meiner Brustwarzen in den Mund und saugt daran. Und zwar fest.
»Unggh.« Ich drücke den Rücken durch, um ihm meine Brust entgegenzustrecken. Dabei schiebe ich automatisch das Becken vor, sodass ich mich an ihm reibe. Oh mein Gott. Ich fühle mich großartig – so als wäre ich eine Frau, die ihn bei den Schultern packen und herumstöhnen kann, weil es sich einfach gut anfühlt.
Er quält meine Brüste mit der Zunge. Und dann zieht er mich an sich, bis er meinen Mund in Beschlag nehmen kann. Wir küssen uns intensiv und wild. Er hält mich fest umschlungen. Noch nie habe ich mich so sicher und geliebt gefühlt wie jetzt gerade.
Und mit Sicherheit war ich noch nie so auf Touren.
Wohl deshalb presse ich die Knie in die Matratze und drücke mich von seinem Schoß hoch. Ben stöhnt in meinen Mund. Dann legt er Hand an sich selbst und reizt mich noch mehr, indem er mit der Spitze seines Schwanzes zwischen meinen Schamplippen entlangfährt.
Ich komme mir mutig vor, als ich ihn dort festhalte, wo ich ihn haben will, und es dann einfach tue – ich lasse mich sinken und nehme ihn Zentimeter für prallen Zentimeter in mich auf.
Er stößt einen leisen Fluch aus, als ich mich behutsam ganz niederlasse, bis er mich komplett ausfüllt.
Und dann sind wir beide still. Als wir einander in die Augen starren, kann ich es nicht so recht fassen, dass wir tatsächlich an diesem Punkt angelangt sind. Benito in mir. Ich spanne mich um ihn herum an, um mich davon zu überzeugen, dass das hier wirklich passiert.
»Verdammt, Skye«, flüstert er. »Ich habe auf dich gewartet. Hierauf.«
»Ich auch«, gestehe ich, obwohl keiner von uns das wortwörtlich meint. Doch mein Herz hat auf dieses Gefühl gewartet – atemlos und wunderschön.
Natürlich erwartet er jetzt, dass ich weiß, was zu tun ist. Und ich weiß nicht, ob es mir gefällt, die Regie zu haben.
Doch wie sich herausstellt, habe ich sie gar nicht. Benito beugt sich vor, um mich auf den Mund zu küssen. Und dann drückt er seine Hüften durch. Alle meine Nerven sind mehr als angespannt, und es fühlt sich so dringlich und gut an, dass ich mich ebenfalls bewegen muss.
»Ja, Süße. Genau so«, murmelt er an meinen Lippen.
Sein Lob spornt mich an, also steigere ich das Tempo. Solange mich Benito im Arm hält, kann ich den Rest der Welt vergessen. Es gibt nur noch uns, unsere heiße Haut und die herrlichen Laute, die er von sich gibt, während er sich unter mir verausgabt.
»So gut«, sagt er zwischen zwei Küssen. »Mach genau so weiter.«
Ich will nicht, dass es jemals aufhört. Ich bin eine Sexgöttin! Ich wurde dazu geboren. Nur schreit mein Körper nach Erlösung, und ich kann langsam nicht mehr. Ich bin auf bestmögliche Art gefrustet. Ich will ein Feuerwerk erleben, und so kurz wie jetzt stand ich noch nie davor.
»Komm her.« Benito schlingt die Arme um mich und zieht mich an sich. Mein Gesicht landet an seinem Hals, sodass ich seinen rasenden Puls unter meiner Wange spüren kann. Dann rollt er sich mit mir auf die Seite und lässt eine Hand zwischen uns gleiten. Mit den Fingerspitzen verwöhnt er meine Haut und sucht meine empfindlichste Stelle. Ich wimmere vor Verlangen und winde mich. »Küss mich, Süße.«
Diesen Befehl zu befolgen, ist leicht. Wieder suche ich seinen Mund. Er fühlt sich großartig an und schmeckt sogar noch besser.
Und dann übernimmt er die Regie – berührt mich und küsst mich und flüstert mir die liebevollsten Sachen zu. »Brauche dich.« »Schöne.« Und schließlich: »Lass dich fallen, Süße. Ich hab dich.«
Lass dich fallen. Das tue ich nicht gerade oft. Doch als mir Benito das ins Ohr flüstert, hole ich tief Luft und lasse alles raus – den ganzen Herzschmerz, die vielen Enttäuschungen. Ich kneife die Augen zu und erlaube mir einfach, alles auf einmal zu empfinden.
Er stößt langsam in mich und saugt dann an meiner Zunge. Da passiert es. Funken und Farben und bebende Erlösung. Es ist erleuchtend und unverfälscht und hat lange gedauert.
Sozusagen.
Ich gebe Gott weiß was für Geräusche von mir, aber Benito ist sofort mit dabei. Als ich um ihn herum erzittere, drückt er mich mit einem zufriedenen Brummen auf den Rücken und fängt an, kraftvoll die Hüften vorzuschieben.
Da wird mir klar, dass er sich bis jetzt zurückgehalten hat. Und ich weiß es zu schätzen, dass er so vorsichtig mit mir war. Wobei es ziemlich überwältigend ist, Benitos Kraft zu erleben, wenn er sich nicht zurückhält. Die verzweifelten Laute, die er macht, klingen rau und ungehalten. Nur Sekunden später verspannen sich seine Muskeln, und sein Körper erschauert über mir, während seine Zunge heiß und schwer an meiner liegt. Dann gibt er einen zufriedenen Laut von sich, der aus tiefster Seele kommt.
Wow. Okay. Ich wäre ja beeindruckt, nur bin ich weder in der Lage, mich zu rühren noch zu denken.
Benito geht es genauso. Er bricht über mir zusammen und gleitet dann zur Seite, wobei er mich mit sich zieht. Seine starken Arme sind um mich geschlungen, während er mit einer seiner großen Hände über mein Haar streicht. Er holt tief Luft und atmet mit einem heftigen Stoß aus.
Wir liegen eine Weile bloß da und kommen wieder zu Atem. Mein Körper fühlt sich toll an – schlapp und angenehm ausgelaugt. Alle meine Ängste sind verflogen. Nur werde ich auf einmal sehr emotional. Meine Augen brennen, und ich blinzele gegen Tränen an.
Nicht weinen, befehle ich mir selbst. Mach deine einzige tolle Sexerfahrung nicht kaputt.
Weil ich Luft brauche, schlüpfe ich unter Benito hervor, setze mich auf und schwinge die Beine über die Bettkante, damit er mein Gesicht nicht sieht.
»Was ist los?«, flüstert er sofort.
»Nichts«, sage ich mit fast normaler Stimme. »Ich bin bloß …« Ich räuspere mich. »Du hattest recht.«
»Womit?« Seine Hand landet auf meinem nackten Rücken, und er streichelt mich.
»Mit sechzehn war ich noch nicht bereit für so was.« Ich glaubte, ich will es. Aber ich denke nicht, dass ich zu einer gesunden sexuellen Beziehung fähig gewesen wäre.
»Ja«, sagt er leise und fährt mit den Fingerspitzen an meiner Wirbelsäule entlang. »Aber ich war in dich verliebt. Ich weiß nicht, was gewesen wäre, wenn Gage dir nicht das Leben zur Hölle gemacht hätte.«
Die ganze Zeit habe ich Benito vorgeworfen, dass er mich bei einem blöden Date versetzt hat. Dabei ist er hundert andere Male für mich da gewesen, wenn ich ihn brauchte. Ich fasse hinter mich und drücke seine Hand.
»Alles okay?«, fragt er.
»Absolut«, sage ich sofort. »Auch wenn ich nicht verstehe, was das alles zu bedeuten hat. Außerdem weiß ich nicht, was ich jetzt machen soll.«
»Du brauchst gar nichts zu machen. Alles, was ich je wollte, ist, dass du dableibst.«
Oh Mann. »Aber das kann ich nicht versprechen.«
»Ich weiß«, flüstert er. »Tief durchatmen. Lass uns schlafen. Und dann machen wir deine Schwester ausfindig. Eins nach dem anderen, okay?«
»Okay«, stimme ich zu. Ich stehe auf und statte seinem Bad einen Besuch ab. Während ich mich bettfertig mache, beruhige ich mich.
Danach geht Benito ins Bad. Bloß dass er nackt wieder ins Bett kommt, wohingegen ich im Nachthemd ans Kopfteil gelehnt dasitze. »Das brauchst du nicht«, sagt er, greift nach dem Stoff und zieht ihn hoch.
»Nein?«, frage ich, lasse mir das Nachthemd aber ausziehen.
»Nein, Ma’am. Wir haben ein warmes Bett und erstklassige Laken. Außerdem werde ich dich im Arm halten, wie ich es schon immer machen wollte.« Er schlägt die Decke zurück und kuschelt sich dann nackt an mich. »Ich habe nie eine Nacht mit dir bekommen, aber oft davon geträumt.«
Ich auch. Er verdient es, das zu erfahren, doch es würde mich zu große Überwindung kosten. Ich bin noch immer die Vorsichtige. Ich weiß nicht, wie ich meine Zurückhaltung ablegen soll. Ich weiß nicht, ob ich das jemals schaffen werde.
Trotzdem bin ich froh, hier zu sein. Ich drehe mich um und lege einen Arm um seine schöne Brust. Ich küsse ihn auf den Hals. Und weil es so schön ist, mache ich es noch ein paarmal.
Er dreht den Kopf, damit ich besser herankomme. Als er dann mit einer Hand über meine nackte Hüfte streichelt, werden meine intimsten Stellen wieder wach und rufen: Wuhuu! Wir lieben sexy Stunden! Denn das tue ich offenbar. Bei mir ist doch nichts kaputt.
Allerdings weiß ich nicht, wie man sich in solchen Situationen verhält. Benito braucht bestimmt seinen Schlaf. Nur fühlt sich seine Haut so gut an meiner an, dass ich das Bedürfnis habe, zart an seinem Hals zu saugen.
Und er hat das Bedürfnis, mit meinen Brüsten zu spielen, bis sie ganz schwer und empfindlich sind und meine Brustwarzen aufragen. Wir fangen an, uns so lange zu küssen, bis meine Lippen rau und spröde sind. Und dann dreht Benito mich auf den Rücken und holt ein neues Kondom aus der Schublade.
Diesmal zucke ich nicht mal mit der Wimper. Ich bin bloß froh, dass welche da drin liegen.
Er liebt mich noch einmal, bis wir beide befriedigt und erschöpft sind.
Dann wird noch mehr gekuschelt.
Ich schätze, Benito macht sich gar keinen großen Kopf darüber, ob er genug Schlaf bekommt.
Als wir in den frühen Morgenstunden im Dunkeln daliegen, fühle ich mich trunken vor Glück. »Woher hast du diese schreckliche Narbe?«, flüstere ich und ziehe dabei eine gezackte weiße Linie an seinem Brustkorb nach. Durch diesen Makel wirkt er nur noch stärker und schöner.
Hat es mich nicht schlimm erwischt?
»Im Irak ist ein Jugendlicher mit einem Messer auf mich losgegangen«, sagt er gähnend. »Damit war mein Einsatz dort beendet. Aber ich war so dumm, noch mal rüberzugehen, um für einen Militärdienstleister zu arbeiten. Dachte, das wäre besser.«
»War es nicht?«
Er schüttelt den Kopf. »Wenn ich eins über den Krieg gelernt habe, dann dass sich alle immer für die Guten halten. Der Junge mit dem Messer glaubte, er würde altes Unrecht rächen. Ich hatte ihm bloß angeboten, ein bisschen mit ihm zu kicken.«
Ich fahre noch einmal über die Narbe. »Aber es kann nicht jeder der Gute sein.«
»Nein.« Er streicht mir die Haare aus dem Gesicht. »Aber aus dem Grund jage ich jetzt in Vermont die Bösen. Hier zu Hause stehen die Chancen um einiges besser, dass ich einen Drecksack von jemandem unterscheiden kann, der bloß Hilfe braucht. Beim Militär muss man darauf vertrauen, dass man auf die richtigen Leute schießt. Eigentlich will ich auf niemanden schießen.« Er denkt einen Augenblick darüber nach. »Na ja, auf fast niemanden.«
Ich lege den Kopf auf seine Brust und lausche seinem Herzschlag. Das beste Geräusch überhaupt.