KAPITEL 33

Delmira

WENIGER ALS VIER WOCHEN
BIS ZUR ZWEITEN VOLLMONDNACHT

I ch spüre, wie sich mein Magen füllt, und mit dem vollen Magen kehrt auch meine Stärke ein Stück weit zurück.

Das Mittagessen wird offenbar von allen Bewohnern in der Mitte des Herzholzhains eingenommen. Es herrscht eine gedämpfte Lautstärke, die ich nach Wochen, die ich in billigen Absteigen hausen musste, nicht von so vielen Leuten gewohnt bin. Schätzungsweise haben sich vierzig Bewohner zum Essen versammelt; allesamt Lerthauer, wie mir die spitzen Ohren beweisen. Lediglich Garreth und ich bilden eine Ausnahme, wobei im Moment auch meine Ohren spitz zulaufen.

Da ich die meisten der reichhaltig aufgetischten Speisen nicht kenne, überlasse ich Varyan die Auswahl und bin begeistert von den mir unbekannten Geschmäckern, die nach den ersten Bissen auf meiner Zunge tanzen.

Garreth verhält sich während des Essens ruhig. Zwar sitzt er neben mir, trotzdem kommt es mir vor, als wäre er ganz woanders. Das ist untypisch für ihn; ich werde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit Varyans Anwesenheit zu tun hat. Wie gern wüsste ich, was er im Privaten mit Varyan zu bereden hat, und nehme mir vor, ihn später danach zu fragen.

Nachdem ich so viel gegessen habe, dass ich befürchte, beim nächsten Krümelchen platzen zu müssen, lehnt Varyan sich auf dem Stuhl zurück und lässt meinen Blick schweifen.

Zum ersten Mal habe ich Gelegenheit, meine Umgebung in Ruhe in Augenschein zu nehmen. Der Essensplatz befindet sich tatsächlich inmitten des Herzholzhains. Mehrere lange Bänke wurden kreisrund aufgestellt, auf denen sich die Bewohner tummeln. Lediglich die Hexe Karli sitzt etwas abseits, jedoch stets mit einem wachsamen Auge auf die Anwesenden. Wäre da nicht das zufriedene Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielt, erschiene sie mir wie eine strenge Gouvernante. So hat sie etwas von einer liebevollen Mutter, die ihren Kindern beim Spielen zusieht.

Bäume, die so hoch sind, dass ich ihre Kronen kaum erkennen kann, und mit Stämmen so dick, dass es mindestens fünf von meiner Sorte benötigte, um sie zu umfassen, bilden das Kernstück des Hains. Einfache Hütten wurden entweder an den Stämmen oder weiter oben in den ausladenden Kronen gebaut. Hängebrücken verlaufen von einem Baum zum anderen, während Leitern an den Stämmen herabbaumeln.

Auch Tiere entdecke ich. Am meisten fesseln majestätisch große und hirschartig anmutende Wesen meine Aufmerksamkeit. Ihr Geweih ist weit verzweigt, aber beinahe kreisrund gebogen. Anstatt braun schimmert ihr Fell in einem satten Grün, was sie nahezu mit ihrer Umgebung verschmelzen lässt. Die Tiere scheinen zahm zu sein, denn sie trauen sich ohne Scheu auf die Lichtung und nehmen sogar einige Salatblätter von den Bewohnern an, ehe sie sich mit gelassenen Schritten zurückziehen.

Jede Pflanze gibt ein magisches und gleichzeitig beruhigendes Schimmern ab, auch die Blätter der Bäume. Das Plätschern mehrerer Bachläufe, die sich zwischen den Wurzeln hindurchschlängeln, tut sein Übriges, damit ich nach einem ausgiebigen Mahl ganz schläfrig werde.

Einzig Varyans Stimme und die Einbildung seines Griffes an meinem Unterarm halten mich davon ab, innerlich die Augen zu schließen.

›Du gehst verloren, wenn du einschläfst‹ , mahnt er sanft.

Ich erinnere mich daran, dass er etwas Ähnliches bereits zuvor gesagt hat. Für ein paar Minuten versuche ich, die Augen offen zu halten, aber sie fallen mir stets wieder zu.

›Ich hätte nichts dagegen, wenn wir zurückgehen‹ , sage ich.

»Ich muss dich kurz sprechen.«

Ich zucke im Inneren zusammen, denn ich habe nicht bemerkt, dass jemand zu uns getreten ist. Als Varyan unseren Blick auf den Ankömmling richtet, brauche ich kurz, bis ich das Gesicht zuordnen kann. Varyan scheint es genauso zu ergehen.

»Du bist Colette, nicht wahr?«, fragt er.

Die Frau nickt, ohne dabei die kleinste Regung zu zeigen. Ihre dunklen Augen sind unverwandt auf mich gerichtet. »Ich bin die oberste Schmiedemeisterin des Herzholzhains. Lady Karli hat mich damit beauftragt, mir das da«, beinahe abwertend deutet sie mit einer Kopfbewegung auf Caligram an meiner Hüfte, »mal anzusehen.« Sie wendet sich ab. »Folge mir.«

Varyan seufzt. ›Sieht aus, als müsstest du noch eine Weile wach bleiben.‹

Ich nicke. ›Das schaffe ich. Schließlich sind wir genau deswegen hier.‹

Colette führt uns in einen der äußeren Bereiche des Hains. Der herbe Duft von Holz und Gras weicht mit jedem Schritt dem von Eisen und Rauch. Das Plätschern der Bäche wird von Hammerschlägen und dem Zischen einer Esse ersetzt.

Den ganzen Weg über sagt Colette kein Wort; auch Varyan gibt keinen Laut von sich. Colettes fast rabenschwarzer Pferde schwanz schwingt bei jedem Schritt hin und her. Der breite Gürtel an ihrer Hüfte ist bestückt mit allerlei Schmiedewerkzeug: Hämmer, Meißel und einige Werkzeuge, die ich noch nie gesehen habe.

›Frag sie, ob sie bereits viele Artefakte restauriert hat‹ , bitte ich.

›Wenn sie Karlis oberste Schmiedemeisterin ist, hat sie das‹ , entgegnet Varyan. Mir entgeht nicht der angespannte Unterton in seiner Stimme.

›Sie wirkt auf mich ziemlich jung‹ , werfe ich ein. ›Wie viele Leute besitzen ein Artefakt, das sie in den Herzholzhain bringen?‹

Je länger ich darüber nachdenke, desto mulmiger wird mir zumute. Es ist schließlich nicht so, dass es auf der Welt vor Artefakten wimmelt. Die wenigen, die existieren, werden nicht ständig restauriert werden müssen. Was wenn diese Colette nicht so geschickt ist, wie sie im Umgang mit Artefakten sein sollte? Wenn sie Caligram noch mehr beschädigt?

›Könntest du damit aufhören?‹ , murrt Varyan. ›Ich bin schon nervös genug, auch ohne deine Ängste.‹

›Wieso bist du nervös?‹

›Ich reiße mich nicht darum, wieder von fremden Menschen angefasst zu werden‹ , gibt er zu. ›Und da ich am See den Wind und den Regen spüren konnte, gehe ich davon aus, dass es mit dem Hämmern und dem Feuer nicht anders sein wird.‹

Ich schlucke angestrengt. ›Daran habe ich nicht gedacht. Lass uns zurückgehen und mit Garreth sprechen! Wenn wir es ihm erklären, stimmt er bestimmt zu, gleich nach Valencia zu reisen und –‹

›Und er wird mir bis ans Ende unserer Reise vorwerfen, dass ich unnötig Zeit geschunden hätte‹ , fällt Varyan mir ins Wort. ›Das mag am Anfang so gewesen sein, aber jetzt nicht mehr.‹

›Wieso wolltest du überhaupt Zeit schinden?‹

Varyan zögert mit einer Antwort. ›Um nicht zurück zum See zu müssen. Es spielte mir in die Hände, dass ihr euch an meine Wegbeschreibungen hieltet. Ich dachte, dass ich dich benutzen könnte. Dass es mir nichts ausmachen würde, wenn der Zorn der Hexe sich auf dich richtet, anstatt weiter auf mir zu verweilen. Aber das … kann ich nicht mehr. Ich spiele kein falsches Spiel mehr, das schwöre ich!‹

Im ersten Moment schockiert mich die Tragweite seines Geständnisses. Er nahm billigend in Kauf, dass die Hexe mich an seiner Stelle verdammt. Andererseits ist Varyan seit endlos langer Zeit in Caligram gefangen und ich bin die erste Person, die mit ihm kommunizieren kann.

Die erste Person, die er benutzen kann, um endlich seine Freiheit zu erlangen.

Ich sage nicht, dass ich ihn verstehe. Ich werde mich wohl nie in seine Situation hineinversetzen und nachvollziehen können, wie sehr ihn die Zeit seiner Gefangenschaft mitgenommen und verändert hat.

Ja, seine Motive mögen anfangs gefährlich für uns gewesen sein, doch ich denke nicht, dass sie das noch immer sind.

›Ich glaube dir‹ , sage ich.

›Aber Garreth würde es nicht. Und du wärst auch nicht glücklich damit, Prinzessin Ragna dieses hässliche Verlobungsgeschenk zu präsentieren. Also werde ich die Restauration durchstehen.‹

›Varyan, du musst nicht –‹

›Doch, ich muss‹ , erwidert er.

Ehe ich widersprechen und ihn irgendwie davon überzeugen kann, wieder umzudrehen, bleibt Colette vor uns stehen.

»Behalte deine Hände bei dir, wenn du die Schmiede betrittst«, weist sie mich an. »Alles hier drin ist ziemlich heiß.«

Ich verkneife mir die Bemerkung, dass das in jeder Schmiede der Fall ist und dass sie hier nicht mit einem Mädchen redet, das ihr Leben in einem Turm zugebracht hat. Auch Varyan knirscht lediglich mit den Zähnen, bevor er hinter Colette die wohl einzige Hütte aus Stein betritt, die es im Herzholzhain gibt. Sogleich schlägt mir dichter schwarzer Rauch entgegen, der mir das Atmen schier unmöglich macht. Hinzu kommt die Lautstärke der Hämmer, die mir die Ohren klingeln lässt.

Alles in mir schreit danach, sofort umzudrehen und zu verschwinden. Varyan muss diesen Drang ebenfalls spüren, trotzdem folgt er der Meisterschmiedin weiter hinein.

Behände schlängelt sich Colette durch die Schmiede, vorbei an anderen Handwerkern ihrer Zunft, die ihrer Arbeit nachgehen und keinen Blick für uns übrig haben. Aus den Augenwinkeln schätze ich ihre Zahl auf sieben. Wozu braucht Karli derart viele Schmiedehandwerker? Natürlich benötigen die Bewohner Werkzeug, um ihre Hütten zu bauen oder instand zu halten. Aber sind dafür derart viele Schmiede notwendig?

Colette bleibt vor einem eisernen Tisch stehen, der vermutlich ihr Arbeitsbereich ist.

»Das Schwert.« Abwartend streckt sie mir die behandschuhte Hand entgegen.

Sowohl Varyan als auch ich zögern. Seit ich Caligram aus dem Stein gezogen habe, habe ich es lediglich einem Schmied anvertraut, und das mündete beinahe in eine Katastrophe. Damals existierte kaum eine Bindung zu Varyan.

Heute versetzt mich der bloße Gedanke, ein anderer als ich könnte Caligram – und damit auch ihn – berühren, in Angst und Schrecken. Es ist völlig abwegig, dennoch möchte ich am liebsten aus der Schmiede fliehen.

Nur Garreths sicherlich folgende Enttäuschung hält mich davon ab.

Wir sind so weit gekommen … Ich kann doch nicht alles hinwerfen, bloß weil ich …

All die Gründe, warum ich Colette das Schwert nicht überreichen sollte, wären mir vor drei Wochen niemals in den Sinn gekommen. Ich hätte mir keine Gedanken um Varyans Wohlbefinden oder meine seltsamen Gefühle gemacht, sondern hätte fest das Ziel unserer Reise im Blick behalten.

Doch irgendwie ist nun alles anders.

Ich verbiete mir den Gedanken, ob es sich zum Besseren oder Schlechteren geändert hat, denn dann müsste ich mich mit einigen unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen, vor denen ich bis jetzt geflissentlich die Augen verschlossen habe.

Colette gibt einen unwirschen Laut von sich und greift einfach nach dem Schwert. Während ich – und Varyan vermutlich auch – in unseren Überlegungen festhängen, reagieren wir nicht rechtzeitig.

Ein abgehacktes »Nein!« kommt ihm noch über die Lippen, allerdings ist es zu spät.

Der Sog zerrt mein Bewusstsein mit Gewalt wieder in meinen Körper, wohingegen Varyans einfach verschwindet und eine Leere hinterlässt, die sich sogleich in gleißenden Schmerz wandelt. Stöhnend presse ich eine Hand gegen meine lädierten Rippen, mit der anderen stütze ich mich am Tisch ab und japse nach Luft. Jeder Atemzug sticht in meiner Lunge, deshalb bemühe ich mich, langsamer zu atmen.

»Interessant«, murmelt Colette, wobei sie mich nicht aus den Augen lässt.

Da geht mir auf, dass sie noch nie mein wahres Äußeres gesehen hat, bloß das von Varyan veränderte.

Mit der freien Hand deutet sie auf mich. »Ruhe dich einfach eine Weile aus. Die Schmerzen verschwinden sicherlich bald.«

Ich stoße ein Knurren aus. »Fühlt sich gerade nicht danach an.«

Ihr Ausdruck nimmt lauernde Züge an. »Eben konntest du normal stehen und laufen. Du kannst also tatsächlich mit dem Verbannten eine Verbindung eingehen. Ich wollte es nicht glauben, als Lady Karli es erzählt hat. Das ist außergewöhnlich! Kannst du mir sagen, wie es sich anfühlt?«

»Im Moment habe ich verdammt fiese Schmerzen, danke der Nachfrage.«

Colette winkt ab. »Das meine ich nicht. Ich spreche von der Verbindung.«

Ich kneife die Augen zusammen, während ich noch immer vergeblich versuche, meine Atmung zu kontrollieren. »Hör mal, ich will nicht unfreundlich sein, aber mir steht der Sinn gerade nicht nach Geplapper. Wie lange wird es dauern, bis du Caligram restauriert hast?«

Colette hält das Schwert etwa eine halbe Armlänge von sich und betrachtet es von allen Seiten. »Drei Wochen. In etwa.«

»Drei Wochen ?«, echoe ich.

Panik schnürt mir den Hals zu. Meine Schmerzen mögen sich mit der Zeit geben, sodass ich Varyan nicht mehr brauche, um sie abzublocken. Aber das ist längst nicht der einzige Grund, warum ich ihn bei mir haben will.

Ich strecke die Hand aus. »Gib mir Caligram zurück.«

Colette macht einen Schritt von mir weg. »Wieso?«

Ich balle die freie Hand zur Faust. »Weil es mir gehört.«

»Nach allem, was mir zu Ohren gekommen ist, gehört es weiterhin der Seehexe. Du hast es lediglich ausgeliehen.«

Ich blecke die Zähne. »Gib mir das verdammte Schwert zurück!«

Meine Stimme übertönt sogar das allgegenwärtige Hämmern. Im Nacken spüre ich die Blicke der anderen Schmiede, die sich neugierig zu uns umgedreht haben.

Colette nickt nachsichtig, wofür ich ihr am liebsten an die Gurgel gegangen wäre. »Lady Karli hat mich bereits davon unterrichtet, dass es dir schwerfallen könnte. Träger eines Artefakts entwickeln mit der Zeit eine gewisse Abhängigkeit. Das ist normal.«

Was auch immer das zwischen Varyan und mir ist, normal ist es mit Sicherheit nicht.

»Gib. Mir. Das. Schwert!«, verlange ich erneut.

Doch Colette wendet sich ab. »Ich werde sogleich mit der Restauration beginnen.«

Sie legt Caligram vor sich auf den Tisch und streicht mit der behandschuhten Hand darüber. Mir wird schlagartig schlecht, als ich mir vorstelle, dass Varyan unter ihrer Berührung vielleicht ebenfalls ein Seufzen von sich gibt.

Ich stürze vor, um mir Caligram notfalls mit Gewalt zurückzuholen, doch die abrupte Bewegung lässt nur weiteren Schmerz durch mich hindurchschießen. Ich sacke keuchend in die Knie.

»Mira!«

Garreth ist plötzlich an meiner Seite. Keine Ahnung, woher er plötzlich kommt. Seine starken Arme um mich gelegt, hilft er mir auf und stützt mich, als ich aus eigener Kraft kaum stehen kann. Ich hasse es, meine Schwäche vor fremden Augen zu zeigen, selbst vor meinem Freund.

Aber noch mehr hasse ich, dass ich ihn für einen Moment völlig vergessen habe. Ihn und den Grund, warum wir eigentlich hier sind. Es geht weder um Varyan noch um mich – sondern um Garreth. Darum, dass er sein Schicksal erfüllen kann.

Wenn ich darauf beharre, Caligram zurückzuerhalten, muss er seiner Prinzessin ein verwittertes Schwert überreichen. Er wird Diskussionen über seine Echtheit führen müssen. Ich kann den Blick, mit dem die fremde Prinzessin Caligram bedenkt, förm lich vor mir sehen, zusammen mit Garreths Reaktion. Das will ich ihm nicht zumuten.

Doch das ist nicht alles. Auch ich muss mich daran gewöhnen, Caligram loszulassen. Ich werde es nicht ewig an meinem Gürtel tragen können und lediglich die Hand ein Stück danach ausstrecken müssen. Zwar könnte ich mir zum Üben bessere Momente vorstellen als die, in denen ich ohne Varyans Hilfe vor Schmerzen kaum stehen kann, aber es nützt nichts.

»Gib ihr bitte das Schwert zurück«, sagt Garreth an Colette gerichtet. »Sie braucht seine Hilfe weiterhin.«

Ich fühle mich noch elender, als er mein Wohlergehen über sein eigenes Glück stellt, während ich ihn völlig vergessen habe. Entschieden schüttele ich den Kopf. »Wenn wir die Restauration hinauszögern, schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig nach Valencia.«

Zudem könnte ich jetzt nicht mit Gewissheit sagen, ob wir die Reise schaffen. Vermutlich nicht in meinem Zustand, selbst wenn ich während der Wegstrecke wieder auf Varyans Hilfe zurückgreifen könnte. Er würde meinen Körper auch nur über die Zeit hinweg aufrecht halten, solange mir dadurch keine weiteren Schäden drohen. Der Weg zum Essensplatz hier im Herzholzhain war in Ordnung; eine wochenlange Reise zu Pferd, Übernachtungen unter freiem Himmel und wenige Pausen wären eine zu große Belastung für mich. Uns bleibt also keine andere Wahl, als vorerst hierzubleiben und abzuwarten, bis ich mich erholt habe.

Und in der Zeit kann Caligram restauriert werden.

Ich begegne Colettes Blick. »Zwei Wochen. Und keinen Tag mehr.«

Sie schnaubt. »Ich bin hier die Meisterschmiedin. Wenn ich sage, dass es mindestens drei Wochen dauert, dann dauert es mindestens drei Wochen.«

Ich gebe mir die größte Mühe, sie niederzustarren und so dazu zu bringen, ihre Aussage zu überdenken, aber sie zuckt nicht einmal mit der Wimper. Geschlagen sacke ich ein Stück weiter in mich zusammen.

»Hältst du das durch?«, murmelt Garreth.

Ich richte mich auf, soweit ich es aushalte. »Ich muss. Bring mich bitte zurück in unsere Unterkunft.«

Über die Schulter werfe ich einen letzten Blick auf Caligram, ehe Garreth mich aus der Schmiede führt.