Ich kann nicht schlafen. Gibt es irgendjemanden im Universum, der schlafen kann, wenn er von menschlicher Biomasse zum PFERDEBESITZER aufsteigt?
Auf meinem Nachttisch liegt Peppers Pferdepass. Daneben die Eigentumsurkunde. Und die Stalltafel mit Peppers Namen, die mein Bruder schon heimlich gekauft hatte.
Gegen zwei krieche ich aus dem Bett und trete mit nackten Füßen hinaus auf meinen kleinen Balkon. Raues Holz kratzt unter den Fußsohlen. Die Nacht ist kühl und klar.
Knapp sieben Stunden ist es her, dass Dr. Bergengrün mir sein einwandfreies Ankaufsprotokoll unter die Nase gehalten hat. Ich umfasse das glatte Metallgeländer und atme tief ein. Es wird Frühling.
Ich habe ein Pferd.
Im Licht des Halbmonds leuchten Krokusse und Primeln wie gelbe Lampen. Erdiger Duft steigt vom Gartenboden zu mir herauf. Mir wird schummrig. Vom herben Geruch und von dieser ungeheuren neuen Wahrheit:
Ich habe Pepper.
Am Fichtenkamp verkriechen sich die dunklen Fenster in den weißen Hausfassaden. Über mir leuchtet der Himmel.
Kann ich das überhaupt: ein Pferd halten?
Über den Tannenspitzen zittern die Sterne.
Ich zittere auch. Vor Freude. Vor besorgter Angst. Vor Kälte. Aber ich will nicht wieder ins Zimmer. Ich muss auch nicht zurück, weil mich ein weiches Gefühl von innen wärmt. Rosa Pferdewärme. Ich schlage meine Arme um die Schultern und sehe in den Nachthimmel hinauf mit seinem strahlenden Glanz.
Bekommt jedes Pferd einen Stern, wenn es einen neuen Besitzer hat? Tapir behauptet das.
»Wir Tierpfleger«, sagt Tapir, »haben jedes Mal einen Glücksstern ausgesucht, wenn ein neues Tier im Zoo einzog. Oder wenn ein Junges auf die Welt kam.«
Der halbe Himmel hängt voll mit Sternen von Tapirs Tapiren, Tapirs Wildeseln und Tapirs Zebras.
Ich beschließe, seine Erzählung zu glauben, und suche den Himmel nach dem schönsten Stern für Pepper ab. Ich nehme einen extrem blitzenden, unternehmungslustig funkelnden Stern unten rechts am Großen Wagen. Das einzige Sternbild, das ich kenne. Silbern blinkt er auf meinen Planeten herab.
Ob sie da oben auch Pferde haben?
Bring uns Glück, Stern.