KAPITEL ZWANZIG

Zahra

Scott und ich sind im Laufe der vergangenen Wochen in ein angenehmes Muster verfallen. Er sendet mir jede Woche neue Zeichnungen, und ich bin ebenso zuverlässig darin, ihm fast jeden Tag zuerst eine Nachricht zu schreiben.

Aber in den seltenen Fällen, in denen Scott mir zuerst textet, werde ich ganz kribbelig. Und heute bricht er meinen Gradmesser für Glück mit einer einzigen Nachricht.

Scott: Ich habe das hier gesehen und an dich gedacht.

Mein rasendes Herz verrät, was ich dabei empfinde, dass Scott an mich denkt.

Ich öffne den Link, der zu einem Buzzfeed-Test führt: Welchem Charakter aus Stolz und Vorurteil bist du am ähnlichsten ?

Ich schwöre, ich falle fast vom Stuhl, so nahe bin ich für einen kurzen Moment einer Ohnmacht. Darauf ist er auf keinen Fall zufällig gestoßen. Er muss nach einer Gesprächseröffnung gesucht und den Test für eine gute Idee gehalten haben.

Grinsend tippe ich eine Antwort.

Ich: Hast du den Test gemacht?

Scott: Vielleicht.

Ich: Und, wem bist du am ähnlichsten?

Ich: Möchtest du die Wahrheit hören oder eine Lüge?

Ich : Immer die Wahrheit.

Seine Antwort lässt ganze zehn Minuten auf sich warten. Ich habe schon Angst, ihn wieder verschreckt zu haben, aber dann schickt er eine Nachricht, mit der ich nicht gerechnet habe.

Scott: Elizabeth Bennet.

Ich lache so laut, dass meine Stimme ganz heiser wird.

Ich: Im Ernst, sie ist die Beste.

Scott: Sie ist eine Frau.

Ich: Sie ist mehr als NUR eine Frau.

Scott: Offensichtlich, sonst würde es vermutlich keine siebzehn verschiedenen Versionen ihrer Geschichte geben.

Scott: Obwohl ich sagen muss, dass ich zu Lizzy 2005 tendiere.

Meine Wangen schmerzen schon, so breit muss ich die ganze Zeit grinsen.

Ich: Du hast dir die Filme angesehen?!

Scott: Ja.

Scott: Wenn du das irgendwem verrätst, finde ich deine HP -Adresse raus.

Angesichts seines Versuchs, witzig zu sein, muss ich noch mehr grinsen.

Ich: Sollte das ein Scherz sein?

Scott: Wenn du nachfragen musst, bin ich auf jeden Fall gescheitert.

Ich muss laut lachen.

Ich: Ich ärgere dich nur.

Ich möchte mehr Informationen aus ihm herauskitzeln. Kein Mann schaut sich Stolz und Vorurteil ohne Hintergedanken an, und ich habe da so ein Gefühl, wie seiner aussehen könnte.

Ich: Warum hast du dir den Film angesehen?

Die drei kleinen Pünktchen erscheinen und verschwinden wieder, bis schließlich seine nächste Nachricht im Chat erscheint.

Scott: Ich wollte ihn von einem rein wissenschaftlichen Standpunkt aus analysieren.

Ich: Du bist so ein Nerd.

Tatsächlich stelle ich mir Scott aufgrund der wenigen Fakten, die er mir über sich verraten hat, als ziemlich heiß vor. Ich meine, der Mann hat nach wie vor ein Abo für den National Geographic und sieht sich jeden Abend, bevor er ins Bett geht, Jeopardy an, als handle es sich um seine Abendandacht. Wenn er nicht ein paar popkulturelle Referenzen hätte fallen lassen und einen ähnlichen Musikgeschmack wie ich hätte, würde ich denken, dass mich ein Rentner anbaggert. Mir ist bewusst, dass die Option noch nicht vollständig vom Tisch ist, aber ich warte nur auf den richtigen Moment, um Scott dazu zu bringen, sich mit mir zu treffen. Und das heutige Gespräch ist der perfekte Ausgangspunkt für mein Vorhaben.

Ich: Und, bist du zu einem Schluss gekommen?

Seine Antwort folgt nur wenige Sekunden später.

Scott: Ja. Du bist genauso verrückt, wie ich es mir von Anfang an gedacht habe.

Scott: Aber es grenzt fast ein bisschen an liebenswert.

Mit anderen Worten: Das ist beinahe ein Kompliment aus seinem Mund. Die Wärme in meiner Brust breitet sich aus wie ein Waldbrand.

Den Rest des Tages denke ich über meine Unterhaltung mit Scott nach. Es ist gar nicht so leicht, aus alldem keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Ich meine, warum sollte er sich sonst meinen Lieblingsfilm anschauen? Beziehungsweise siebzehn Versionen davon?

Ich glaube, Scott könnte mich mögen. Wenn er nur den Mut hätte, sich mir zu stellen.

Vielleicht, eines Tages.

* * *

Wenn es eine Sache gibt, in der niemand gut aussehen sollte, dann sind das Bowling-Schuhe. Aber natürlich kann der Mann, der Tausend-Dollar-Anzüge trägt, sogar aus Clownschuhen einen Designer-Look machen.

Als Ani für unsere erste Gruppenaktivität Bowling vorgeschlagen hat, war ich sofort Feuer und Flamme. Unter anderem weil ich der festen Überzeugung war, dass sich Rowan in einer Bowlinghalle unwohl genug fühlen würde, um aus dem Programm auszusteigen.

Ich wurde eines Besseren belehrt, als Rowan vor einer Stunde mit seiner persönlichen Kugel und seinen eigenen Schuhen aufgetaucht ist. Zu neunzig Prozent bin ich mir sicher, dass er sie im Laden, der an die Bowlingbahn angeschlossen ist, gekauft hat, weil er den Gedanken, irgendetwas mit der gemeinen Bevölkerung zu teilen, nicht erträgt.

Die folgende Stunde habe ich in der Hoffnung verbracht, dass er sich bei der erstbesten Gelegenheit wieder verdrückt, damit sich all meine anderen Annahmen über ihn als richtig erweisen. Ich meine, er kann doch auf keinen Fall ernsthaft daran interessiert sein, an meinem Pilotprojekt teilzunehmen. Oder?

Falsch. Ich liege zu hundertzehn Prozent falsch.

Rowan ist ganz anders, als ich erwartet habe. Ja, er ist vielleicht immer noch dieser Burberry-Poloshirt-Träger, aber darüber hinaus ist er nett zu meiner Schwester und ihrem Freund. Und das löst alle möglichen Gefühle in mir aus.

Ani lässt sich auf den Plastiksitz neben mir fallen. »Also, Rowan ist süß.«

Ich bedenke sie mit einem vernichtenden Blick. »Klappe!«

Bei dem Gedanken, Rowan süß zu finden, nistet sich ein komisches Gefühl in meiner Magengrube ein. Es erscheint mir falsch, sich für ihn zu interessieren, und gleichzeitig spüre ich diese Anziehungskraft von ihm ausgehen – als würde ich mit dem Gedanken spielen: Was wäre, wenn … Und sobald ich ihn ansehe, spüre ich, wie mir leicht schwindelig wird.

Es ist schon falsch, seinen Boss attraktiv zu finden, aber an zwei Männern gleichzeitig interessiert zu sein, ist verachtenswert. Nach allem, was ich selbst durchgemacht habe, möchte ich niemanden mit Absicht verletzen.

»Aber schau ihn dir doch mal an, wie er JP das Bowlen beibringt.« Sie deutet auf die beiden Männer, die ein paar Meter vor uns nebeneinanderstehen.

Glaub mir, Ani, ich tue die ganze Zeit nichts anderes, als ihn anzusehen.

Rowan führt vor, wie man die Kugel richtig auf die Bahn bringt, und JP ahmt seine Bewegungen nach. Auch nach einer Stunde langweile ich mich noch nicht dabei, ihnen zuzuschauen.

Ich schüttle den Kopf. »Da läuft nichts. Deinen Plan kannst du also gleich wieder vergessen.«

»Ich plane gar nichts.«

»Du erwähnst ihn in jedem unserer Gespräche.«

Sie lächelt. »Ich mag ihn.«

»Was nicht heißt, dass ich ihn auch mögen muss.«

»Aber du magst sonst jeden!«

Ich zucke zusammen. »Ihn nicht.«

»Schon klar. Darum wirst du auch jedes Mal rot, wenn er dich ansieht.«

»Werde ich nicht.«

Sie stößt mich mit der Schulter an. »Und ob.«

»Warum starrst du mich überhaupt so unheimlich an?«

»Weil es Spaß macht. Rowan wird bei dir auch immer ganz nervös.«

»Ach, ist das so?« Ich mache meine Mutter dafür verantwortlich, dass sie Ani von klein auf beigebracht hat, an Feenstaub und Märchen zu glauben.

Genau wie dir.

»Was ist dir noch aufgefallen?«

»Ich dachte, du magst ihn nicht?« Sie hebt frech eine Augenbraue.

Ich muss über ihren Gesichtsausdruck lachen.

Als Rowan zu mir herübersieht und meinen Blick auffängt, bekomme ich eine Gänsehaut. Schnell richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf JP , der ihm im nächsten Moment beinahe eine Kugel auf den Fuß fallen lässt. Mit Rowans Hilfe schafft er es jedoch schließlich, die Kugel auf die Bahn zu bringen.

Kegel fallen scheppernd um, worauf Ani klatschend aufspringt, und JP einen Freudentanz aufführt. Ein kleines Lächeln erscheint auf Rowans Lippen, verschwindet jedoch ebenso schnell wieder. JP schließt Ani in die Arme und gibt ihr einen Kuss auf die Wange, was mein Herz dermaßen zum Schmelzen bringt, dass es droht, sich über den klebrigen Linoleumboden zu ergießen.

Als ich ein Kribbeln im Nacken spüre, drehe ich mich um und stelle fest, dass Rowan mich anschaut. »Was?«

Er zieht die Brauen zusammen. »Nichts.«

»Jetzt bist du dran, Zahra!«, ruft Ani. »Beeil dich, wir haben die Bahn nur noch eine halbe Stunde.«

Ich nehme die pinke Kugel und werfe sie. Sie läuft eine Weile geradeaus, bevor sie abdreht und links von der Bahn rollt, was mir null umgeworfene Kegel einbringt.

»Sie drehen das Handgelenk, kurz bevor Sie die Kugel loslassen«, sagt Rowan hinter mir.

Ich drehe mich zu ihm um. »Und plötzlich sind Sie ein Bowlingexperte, oder was?«

Er zuckt mit den Schultern. »Ich war im Schulteam.«

Er klingt so ernst, dass ich laut lospruste. Als ich mich wieder einkriege, ist Rowans Miene so mürrisch wie immer.

»Was?« Ich runzele die Stirn.

»Vergessen Sie einfach, dass ich meine Hilfe angeboten habe.« Damit dreht er sich auf dem Absatz um und setzt sich neben JP .

O mein Gott, hat er das etwa ernst gemeint? Ich wusste gar nicht, dass es Schul-Bowlingteams gibt. Mein Magen zieht sich zusammen, und ich spüre, wie ich bei der Vorstellung, ihn in Verlegenheit gebracht zu haben, rot werde.

Was, wenn er mir wirklich helfen wollte?

Falls ja, dann hast du seinen Olivenzweig genommen und vor seinen Augen durchgebrochen.

Beim nächsten Versuch gebe ich mir Mühe, mein Handgelenk stabil zu halten, aber die Kugel landet auch dieses Mal in der Rinne. Ani lacht, als sie aufsteht, da sie als Nächste an der Reihe ist. Da JP ihr wie immer folgt, bleibe ich mit Rowan alleine zurück.

»Das Schulteam also …«, versuche ich das Eis zu brechen, als ich mich neben ihn setze.

Er spannt die Muskeln seiner verschränkten Arme an. »Sparen Sie sich die Witze – die habe ich garantiert alle schon zu hören bekommen.«

Ich stoße ihn im Spaß mit der Schulter an, aber sein Körper bewegt sich keinen Millimeter zur Seite. »Tut mir leid. Es war nicht richtig, darüber zu lachen.«

»Stimmt.«

»Ich habe Sie aber nicht ausgelacht.«

Als er mich anfunkelt, steigt ein Glucksen in meiner Kehle auf – ein Geräusch, bei dem sein Blick noch finsterer wird.

Ich hebe beide Hände, um ihm zu signalisieren, dass ich mich geschlagen gebe. »Okay, ja, ich habe darüber gelacht, dass es so was wie eine Schul-Bowlingmannschaft gibt, das war mir bisher nicht bekannt.«

»Vergessen Sie’s. Ich hab schon Schlimmeres durchgemacht.«

Und was? Ich möchte alles über diesen mürrischen Typen erfahren, der in der Schule Bowling gespielt hat und an einem Mentorenprogramm für Menschen mit Behinderung teilnimmt, obwohl er unfassbar viel zu tun hat.

Da ist dieser seltsame, wenn auch mikroskopisch kleine Teil von mir, der ihn davor bewahren will, mit Schlimmerem fertigwerden zu müssen, was auch immer das bedeutet.

Wow. Und woher ist dieser Gedanke jetzt gerade gekommen?

Hör auf zu denken!

»Es ist irgendwie cool. Frauen lieben Collegejacken.«

»Um die Jacke in der Schule zu tragen, habe ich zu sehr an meinem Ruf gehangen.«

»Warum?«

»Weil ich dem Team nur beigetreten bin, um meinen Vater zu ärgern. Er hat auf kein bestimmtes Sportteam für mich bestanden, also dachte ich mir, ich wische ihm eins aus.«

Ich blinzle bei seinem persönlichen Eingeständnis.

Er fährt noch im selben Atemzug fort, als hätte er Angst, kein Wort mehr über die Lippen zu bekommen, wenn er nur eine Sekunde länger schweigt. »Er war sauer, dass ich es nie wie meine Brüder in eins der ›richtigen‹ Sportteams geschafft habe. Declan war Schul-Quarterback und Cal Mannschaftskapitän seines Hockeyteams, und ich … nichts.« Er räuspert sich. »Zumindest laut meinem Vater.«

Mein Herz krampft sich bei dem Gedanken an den Jungen, der sich abmüht, die Erwartungen seines Vaters zu erfüllen, schmerzhaft zusammen. Rowan mag reich sein, aber er hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie der Rest von uns. Elterliche Erwartungen. Versagensängste.

Ich möchte diese Anspannung aus seinen Schultern lösen. »Dann wollen Sie also behaupten, dass es keine Möglichkeit für Sie gab, sich einfach einen Platz auf der Bank zu erkaufen?« Ich stoße ein übertrieben entsetztes Keuchen aus.

»Anscheinend wissen Sie, wie diese Dinge laufen.« Sein Mundwinkel hebt sich. »Aber tatsächlich hab ich das Gegenteil getan: die Trainer bezahlt, damit sie mich aus den Teams raushalten.«

»Warum? Ich habe noch nie von jemandem gehört, der mit allen Mitteln versucht, nicht in ein Schulteam zu kommen.«

»Ich hatte kein Interesse daran, als Ersatzspieler, der nur dazu da ist, die Bank warm zu halten, abgestempelt zu werden.«

»Waren Sie wirklich so schlecht?«

»Ja.« Seine Wangen nehmen einen hauchzarten Rosaton an, und das finde ich irgendwie süß.

Süß? Nein, Zahra. Nein!

»Irgendwie gefällt es mir, dass Sie nicht in allem der Beste sind.«

Er schüttelt den Kopf. »Nur in einer Sache, Zahra. In einer einzigen

»Und, haben Sie mit der Mannschaft eine Bowlingmeisterschaft gewonnen?« Ich grinse.

Rowans angespannte Schultern sinken ein paar Millimeter herunter. »Ich verliere nicht. Nie.«

»Ihre Überheblichkeit kennt keine Grenzen.«

Rowan sagt nichts, aber das Lächeln auf seinem Gesicht spricht Bände. Es wirkt steif, als wäre das eine Mimik, bei der er aus der Übung ist. Ich bin versucht, seine Lippen zu berühren, um sicherzugehen, dass ich es mir nicht einbilde, aber ich kann mich gerade so beherrschen.

Ich sollte es nicht so liebenswert finden. Und ich sollte mich definitiv nicht mehr nach diesem dummen, schüchternen Lächeln sehnen.

Als ich das nächste Mal an der Reihe bin, rufe ich Rowans Namen. »Würden Sie mir bitte helfen? Mir wurde von einem Experten gesagt, dass ich jedes Mal das Handgelenk drehe.«

Sein kleines Lächeln kehrt zurück, und ich würde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn bald wieder so lächeln zu sehen. Jetzt, da ich ein wenig mehr über den Typ weiß, der sich hinter seinen Anzügen verschanzt wie hinter einer Rüstung, möchte ich noch mehr über ihn erfahren. Konsequenzen hin oder her.

Er bewegt sich mit einer Selbstsicherheit, die förmlich schreit: Ich habe einen großen Schwanz, und ich weiß, wie man ihn benutzt.

Denk nicht an seinen Schwanz.

Rowan schnappt sich seine Kugel und hält einen gewissen Anstandsabstand zu mir ein. Sofort bin ich enttäuscht, dass dies hier kein Film ist.

»Also, so sieht es aus, wenn Sie die Kugel werfen.« Er nimmt seinen Arm zurück und dreht ihn in einem seltsamen diagonalen Winkel. »Was dazu führt, dass Sie sich zur Seite biegen und die Rinne anpeilen.« Er demonstriert, wie mein Arm wie ein Pendel in die entgegengesetzte Richtung schwingt. Ich gebe mein Bestes, nicht die ganze Zeit seine Venen anzustarren, die sich unter der Haut abzeichnen, sobald er den Arm anspannt, während er mir die richtige Position zeigt, aber offensichtlich bin ich ein hoffnungsloser Fall, was meine Schwäche für die Art und Weise betrifft, auf die sich sein Körper bewegt.

»Und jetzt Sie«, reißt er mich aus meinen Gedanken.

Ich versuche, ihn nachzuahmen – und scheitere offensichtlich, zumindest kann ich mir nicht erklären, warum seine Augen sonst auf diese ganz bestimmte Art aufleuchten sollten.

»Nicht so. Lassen Sie mich Ihnen helfen.« Er legt seine Kugel ab und stellt sich hinter mich. Seine Körperwärme löst ein Kribbeln an meinem Rückgrat aus.

Genau so habe ich mir das vorgestellt.

Seine Hand streift meinen Arm, bevor er mein Handgelenk wie eine Manschette umschließt. Er hält es so sanft fest, dass mein Herz zu hämmern beginnt und meine Atmung unregelmäßig wird.

Im Ernst, er hält nur dein Handgelenk. Reiß dich zusammen!

Seine heisere Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern an meinem Ohr, aber ich spüre sie bis in mein Innerstes. »Probieren Sie es noch mal.«

Ich ziehe meinen Arm zurück. Rowans Finger bleiben um mein Handgelenk geschlossen, um mich einmal durch die gesamte Bewegungsabfolge zu führen.

Wir wiederholen sie ein paarmal, bis er schließlich sagt: »Jetzt versuchen Sie es allein.« Er fährt noch einmal mit den Fingern meinen Arm hinauf, bevor er sich von mir löst.

Ich ziehe eine Schnute, da er mein Gesicht nicht sehen kann, und vermassele es mit Absicht.

»Noch nicht perfekt, aber schon besser als eben.« Er schüttelt den Kopf und lacht leise.

Meine Belohnung ist seine Hand, die sich erneut um mein Handgelenk schließt, um mir noch einmal zu zeigen, wie man es richtig macht. Beim nächsten Mal versuche ich ernsthaft, es richtig zu machen, und für meine Mühe ernte ich ein kleines Lächeln.

»Perfekt. Genau so. Okay, gleich noch mal.« Er deutet auf die Bahn.

Ich mache ein paar Schritte nach vorne und wiederhole die Bewegungen, die er mir beigebracht hat. Die Bowlingkugel löst sich aus meiner Hand und rollt den gewachsten Boden hinunter, immer den winzigen Pfeilen nach. Als sie mit der vorderen Reihe Kegel kollidiert, hole ich scharf Luft. Die Kegel fliegen durch die Luft und kippen um – jeder einzelne von ihnen. Kurz darauf erscheint ein leuchtend rotes X auf der Anzeigetafel über der Bahn.

Jubelnd stürme ich auf Rowan zu, der auf die Anzeige starrt. »Ich hab’s geschafft! Ich hab’s geschafft!«

Er erstarrt, als ich meine Arme um ihn schlinge. Der schnelle Schlag seines Herzens ist trotz der lauten Musik und der krachenden Kegel nicht zu überhören. Seine Arme hängen noch immer zu seinen Seiten herunter, als wüsste er nicht, wie man jemanden umarmt. Was mich jedoch nur dazu veranlasst, den Kopf gegen seine Brust sinken zu lassen und zu lachen.

»Na los, ihr zwei! Unsere Spielzeit ist gleich um!«, ruft meine Schwester.

Das reißt mich aus dem Moment, und ich löse mich von Rowan, um einen Schritt zurückzutreten. Seine Miene ist ausdruckslos, aber ich weiß, wie sein Körper reagiert, wenn ich ihn berühre.

Und es fühlt sich ziemlich gut an, jemanden wie ihn nervös zu machen.