Kapitel 7

Lucretia

I ch atme kaum noch und habe zu viel Angst, mich zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen. Mateo sitzt unter mir, sein großer Körper hält mich mit Leichtigkeit fest, und sein harter Schwanz gräbt sich in meinen Hintern.

Ich werde nicht schlau aus ihm. In einem Moment macht er sich über mich lustig, im nächsten will er wissen, wer den blauen Fleck an meinem Kiefer verursacht hat, und im nächsten … fasst er mich an.

Für ihn ist das alles ein Spiel, eine Art, mich zu quälen, auch wenn ich nicht weiß, warum. Ich weiß nicht einmal, warum er mich heiraten wollte, wenn er denkt, dass meine Familie Müll ist. Das alles ergibt keinen Sinn. Am allerwenigsten er. Aber in einem Punkt bin ich mir sicher: Ich hasse ihn.

Ein Mann in einer weißen Kochuniform betritt mit weiteren Köchen hinter ihm den Raum, und sie alle stellen Tabletts mit Essen und Teller auf den Tisch. Es riecht wunderbar, auch wenn ich nicht glaube, dass ich auch nur einen einzigen Bissen herunterbekommen kann. Mein Magen ist wie zugeschnürt, und ich glaube, mein Verstand ist es auch. Welche Spiele Mateo auch immer spielt, sie funktionieren definitiv.

»Warum zum Teufel kommt Lito nach Hause?« Der andere Mann am Tisch fängt an, Essen auf seinen Teller zu schaufeln, während einer der Köche ihm einen Kaffee einschenkt. Er sieht ein paar Jahre älter als Mateo und nicht so gut aus. Sein Haar ist heller, und seine dunklen Augen haben nicht das auffällige Funkeln wie Mateos. Er könnte ein Bruder sein, aber ich bezweifele es. »Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten.« Der Mann wirft mir einen spitzen Blick zu und richtet dann seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Teller.

Wer ist Lito ?

»Er denkt, wir brauchen seine Hilfe.« Mateo lacht und greift um mich herum, um eine Waffel auf seinem Teller zu zerschneiden.

»Glaubt er, dass wir einen Krieg mit Kunst gewinnen können?« Der andere Mann schüttelt den Kopf. »Ich liebe ihn wie einen Bruder, aber er ist ungefähr so nützlich wie eine Fliegengittertür in einem unserer Drogen-U-Boote.«

»Das weiß ich, Sonny«, sagt Mateo. »Hör auf, mich hinzuhalten, erzähl mir die wahren Neuigkeiten.«

Das klingt vielversprechend. Echte Neuigkeiten – wie zum Beispiel, was jetzt passieren wird. Ich möchte wissen, ob meine Eltern etwas gegen diese Situation unternehmen werden. Nach dem, was auf der Hochzeit passiert ist, bezweifele ich das, aber ich klammere mich an jeden Strohhalm, den ich sehe.

Sonny gibt etwas Zucker in seinen Kaffee. »Die Cavalleris sind stinksauer. Sie reden darüber, ein Treffen einzuberufen, um zu besprechen, was wir bei der Hochzeit gemacht haben.«

»Wie wir vermutet haben.« Mateo führt seine Gabel zu meinem Mund.

Ich schüttele den Kopf.

»Wir hätten Sarita töten sollen, als wir die Chance dazu hatten. Sie geht zurück zu ihrem Vater, um einen Krieg wegen dem anzuzetteln, was wir ihren Söhnen angetan haben.« Der andere Mann schlürft seinen Kaffee.

Sarita, den Namen kenne ich – sie ist Horatios Mutter, die Frau, die bei der Hochzeit gejammert hat.

»Wir wussten, dass sie es tun würde. Und nein, wir hätten sie nicht töten sollen. Was wir gestern getan haben, ging verdammt weit, aber sie zu töten hätte die Familien gegen uns aufgebracht, ohne dass es ein Zurück gegeben hätte. Wir müssen die Sache auf sich beruhen lassen. Halt dich an den Plan. Wir werden ihren Kopf schon noch früh genug bekommen.« Mateo greift mit seiner anderen Hand nach oben und umfasst meinen Nacken. »Öffne deinen verdammten Mund.« Seine Stimme ist mehr ein Knurren als alles andere.

Ich öffne ihn widerwillig.

Er schiebt mir das Stück Waffel auf die Zunge. »Kau. Ich kann doch nicht zulassen, dass meine schöne Fontana-Braut hungert, oder?«

Sonny zeigt mit seiner Gabel auf mich. »Hast du sie schon gefickt?«

Mateo spannt sich an.

Ich kaue weiter, obwohl meine Wangen feuerrot werden und mein Unbehagen noch größer wird.

»Ich mache mit ihr, was immer ich will, Sonny. Wenn das für dich in Ordnung ist?«

»Mein Gott, ich habe doch nur gefragt.« Sonny spießt ein Stück Wurst auf. »Rechtlich gesehen ist die Vollziehung einer Ehe ein Teil der Abmachung. Ich dachte, du würdest …« Er schüttelt den Kopf und isst die Wurst.

»Willst du mir etwas sagen?« Mateo schneidet ein weiteres Stück Waffel ab und hält es mir hin.

Mein Magen rebelliert schon, aber ich weiß, dass Verweigerung keine Option ist. Ich öffne meinen Mund, und er schiebt den Bissen hinein.

»Ich dachte, du würdest dich freuen, das ist alles.« Sonny wirft seine Hände hoch. »Wir haben endlich getan, was wir versprochen haben, und du scheinst … sauer zu sein. Was zum Teufel ist hier los? Ist sie es?« Er richtet seinen Blick auf mich und starrt mich offen an, während ich kaue und versuche, das Essen bei mir zu behalten.

»Es ist nicht sie. Sie ist nur ein lustiges kleines Spielzeug.« Mateo seufzt und lehnt sich zurück. »Ich sage es nur ungern, aber du hast recht.« Er zuckt mit den Schultern. »Ich schätze, ich komme gerade von dem Hochgefühl des Abschlachtens herunter.«

Mein Magen zieht sich zusammen und Magensäure blubbert in meiner Kehle. Wenn ich blinzele, sehe ich Horatios Körper und die seiner Brüder. Das Blut verteilt sich auf dem Boden und überzieht mein Kleid. Und niemand tut etwas. Niemand hält sie auf. Keiner kommt mir zu Hilfe. Ich konnte mich ganz sicher nicht retten: nicht vor dem Leben, das mir meine Familie aufgezwungen hatte, und nicht vor dem Mann, der mich entführt hatte. Schließlich bin ich nur ein lustiges kleines Spielzeug , das Mateo früher oder später brechen wird. Denn egal, wie hart ich zu sein versuche, ich bin nicht stark genug, um der Art von Grausamkeit zu widerstehen, zu der er fähig ist. Mein Magen rumort immer heftiger.

»Es war wunderschön.« Sonny nimmt einen großen Schluck Kaffee. »Das Blut. Es hat sich gut angefühlt, zu unseren Wurzeln zurückzukehren.«

»Das hat es wirklich. Die Schreie.« Mateo lacht. »Dieses ganze Theater.«

»Der Blick in den Augen deines Vaters, als er mein Angebot hörte, das Geld zu verdoppeln.« Mateo ergreift mein Kinn und dreht mein Gesicht zu seinem. »Hast du sie gesehen, Prinzessin? Die Gier? Ich habe es. Er konnte es kaum erwarten, dich zu versteigern. Er konnte sein Glück kaum fassen, dass ich aufgetaucht bin und den niedrigeren Bieter ausgeschaltet habe.«

Er denkt, ich wüsste nicht, wer mein Vater ist. Aber ich kenne ihn viel besser als Mateo. Dass mein Vater auf Mateos Angebot einging, war das am wenigsten überraschende Ereignis des Tages.

»Er hat dich an mich verkauft, mir deine jungfräuliche Muschi angeboten. Was denkst du darüber, Prinzessin? Dass dein Vater wusste, dass ich dich hart ficken und zum Weinen bringen würde, aber es ihm egal war, solange ich ihm das Geld überweise?« Er führt seine Hände zu meiner Taille und drückt sie.

Das sollte mich nicht verletzen, aber genau das tut es. Vielleicht ist es die Erschöpfung oder der Terror. Vielleicht bin ich einfach schwächer, als ich sein will. Ich weiß es nicht. Aber meine Augen tränen. Und ich will nicht vor diesen Männern weinen. Ich will ihnen nicht die Schwäche zeigen, die in mir lebt. Trotzdem läuft mir eine Träne über die Wange.

Mateo wischt sie mit seiner Fingerspitze weg und leckt sie ab.

»Du hast mir nicht geantwortet.« Er drückt meine Taille fester zusammen, und seine kalten Augen halten meine fest. »Was hältst du von der Tatsache, dass dein Vater mir deine enge Muschi für drei Millionen Dollar verkauft hat?«

Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und versuche, mich auf den Schmerz zu konzentrieren. Das ist die Art von Schmerz, mit der ich umgehen kann. Der Schmerz, von dem Mateo spricht, ist einer, den ich nicht kontrollieren kann. Ich schmecke Blut, dann antworte ich ihm: »Ich glaube, es ist egal, was ich denke.«

Seine Mundwinkel zucken auf einer Seite, als würde ein Lächeln versuchen, sich zu befreien, bevor er mit seinem Daumen an meinem Kiefer entlangfährt, wo der Bluterguss ist. »Du bist schlauer, als ich dachte.« Er dreht sich wieder zu Sonny um. »Sie hat Biologie studiert und wollte Tierärztin werden. Stimmt’s, Prinzessin?«

Noch mehr Schmerz türmt sich auf mir auf und begräbt mich langsam. Diese Zukunft ist jetzt vorbei. Alle Träume, die ich hatte, starben, als meine Mutter kam, um mich von der Uni zu holen. Oder vielleicht sind sie gestorben, als Ferdinand starb.

»Ja.«

»Aber jetzt bist du im Hauptfach eine Fontana-Schlampe für mich.« Mateo lächelt und sieht sogar in seiner Grausamkeit umwerfend aus. »Ich kann es kaum erwarten, dir deine Noten zu geben.« Er legt eine seiner Hände auf meinen Oberschenkel und drückt sie. »Ich wette, du würdest alles für eine Eins tun.«

Sonny lacht.

Ich wende mich von Mateo ab und blicke mit gesenktem Blick auf den Tisch. In diesem Moment bemerke ich das Messer.

Es ist nichts Tolles. Ein einfaches Buttermesser, aber mit einer geschärften Spitze. Man braucht viel Kraft, um einen Menschen damit zu töten, aber man könnte definitiv jemanden verwunden. Und vielleicht ist das alles, was ich tun muss. Wenn ich Mateo damit im richtigen Moment verletzen kann, kann ich vielleicht entkommen. Ich könnte wegrennen. Vielleicht würde er mich finden, vielleicht würde er mir wehtun, weil ich versuchte zu fliehen. Aber er wird mich ohnehin verletzen. Das hat er bereits klargestellt.

»Prinzessin?«

»Hmm?«

Seine Hand wandert höher, und sein Daumen zeichnet Kreise auf meinen Innenschenkel. »Glaubst du, du hast das Zeug dazu, mich mit dem Messer zu erstechen?«

Ich drehe mich mit großen Augen zu ihm um.

Er schiebt seinen Daumen höher, bis er mein Höschen streift.

Es ist schrecklich, wie er mich unaufgefordert berührt, als ob er wirklich glaubt, dass ich nichts weiter als ein Besitz sei. Ich will nichts spüren, als seine Haut über meine streift. Ich möchte gefühllos sein. Aber das bin ich nicht. Hitze, die mich wie Reben umschlingt und mit giftigen Dornen in meinen Blutkreislauf sinkt, das ist es, was ich fühle.

Er reckt sein Kinn in Richtung des Messers. »Du könntest es versuchen. Vielleicht gebe ich dir sogar die Chance, es zu ergreifen, anstatt dir vorher das Handgelenk zu brechen. Du könntest es versuchen, Prinzessin. Ich werde nicht böse sein.« Seine Stimme klingt fast wie ein Schnurren, als er sich näher mit seinem Mund an mein Ohr lehnt. »Denn danach wäre ich an der Reihe.«