Wie Sie am Titel dieses Buches erkennen können, handelt es von nagomi. Um das Konzept zu erklären, werde ich ausführlich auf die Japanerinnen und Japaner, ihre Kultur und Geschichte eingehen, womit nicht gesagt sein soll, dass diese Denkweise ausschließlich in Japan verbreitet ist. Weil es eine relativ kleine Inselnation ist, hat Japan zahlreiche äußere kulturelle Einflüsse – für die es seit jeher offen ist – mit Neugier und Begeisterung »importiert«. Historisch gesehen war vor allem der chinesische Beitrag bedeutsam, aber auch Einwirkungen seitens der koreanischen Halbinsel haben die japanische Kultur entscheidend geprägt und bereichert. Seit dem 19. Jahrhundert übernimmt Japan zudem begierig Elemente der westlichen Kultur.

Die Entwicklung einer Gesellschaft ist ein ineinandergreifender und fortlaufender Prozess. Tatsächlich betrachten wir Japaner die Gesellschaft immer schon als im steten Wandel begriffen, vergänglich und anpassungsfähig. Wir besitzen sogar ein Wort, das diese Philosophie treffend veranschaulicht: ukiyo – das bedeutet »fließende Welt«.

Dieser Begriff zeigt, welchen Stellenwert das Vergängliche im japanischen Leben hat; charakteristisch ist etwa die Würdigung der Kirschblüten beim Hanami-Fest im Frühling, die nach dem Aufblühen ihre Schönheit nur wenige Tage lang behalten. Das Konzept von nagomi, das sich in Japan auf einzigartige Weise entwickelt hat, mag es in ähnlicher Form auch in anderen Teilen der Welt geben, und es ist, was seine Wurzeln und Bedeutung angeht, sicherlich nicht auf unser Land beschränkt. Der Prozess kultureller Aneignung an sich ist ein Ausdruck von gelebtem nagomi, indem die japanische Kultur heimische und übernommene Elemente in Einklang zu bringen versucht.

In Japan gibt es viele unterschiedliche Auslegungen von nagomi. Ich bemühe mich, ein ausgeglichenes und umfassendes Bild von nagomi zu zeichnen, aber natürlich werden einige Leute anderer Meinung sein. Bei nagomi geht es um das Mischen und In-Einklang-Bringen verschiedener Faktoren, weshalb ich versuche, das Konzept von nagomi selbst im Zuge seiner Beschreibung in diesem Buch anzuwenden.

Mithilfe von nagomi werden Sie in der Lage sein, die folgenden fünf Säulen in die Tat umzusetzen:

1.Führen Sie glückliche Beziehungen mit Ihren Liebsten, selbst wenn Sie nicht einer Meinung sind.

2.Lernen Sie Neues, und bleiben Sie sich dabei dennoch stets treu.

3.Finden Sie Frieden in allem, was Sie tun.

4.Mischen und verbinden Sie Ungleiches, um ein harmonisches Gleichgewicht zu schaffen.

5.Erlangen Sie ein tieferes Verständnis der japanischen Lebensphilosophie.

Das Nachdenken über nagomi wird Ihnen – so hoffe ich – einige Anregungen für Ihr eigenes Leben liefern, etwa neue Erkenntnisse darüber, was eine glückliche und kreative Existenz ausmacht, wie man im Einklang mit anderen Menschen, der Natur und schließlich, vielleicht am wichtigsten, mit sich selbst lebt. Wenn Sie bislang niemals mit nagomi in Berührung gekommen sind, ist das völlig in Ordnung. Auch wenn das Konzept von nagomi auf einzigartige Weise in Japan entwickelt wurde, ist es in der heutigen Welt für alle Menschen bedeutsam. Sie können Ihr eigenes Leben im Sinne von nagomi gestalten und mit der Anwendung von nagomi direkt beginnen, sobald Sie dieses Buch gelesen haben.

Lassen Sie uns sofort damit anfangen.

Willkommen bei nagomi.