Kann man dem Papst ganz nahekommen und ihm die Hand schütteln? Von ihm einen Segen erhalten – sogar schriftlich, mit Brief und Siegel? Ist es möglich, an einer Messe mit einem Kardinal teilzunehmen?
Alles (fast) kein Problem. Und ja, man kann sogar innerhalb der Vatikanmauern beerdigt werden, sollte es einen in Rom unerwartet dahinraffen. In diesem Kapitel erfahren Sie außerdem, mit welchen Codewörtern Sie an den weltberühmten Schweizergardisten vorbeikommen – die Sie dann freundlich grüßend in den Vatikan hineinlassen, während andere Pilger und Touristen draußen vor den Toren bleiben müssen. Also: auf geht’s in ein spannendes, fremdes und mitunter kurioses Land. Oder kennen Sie etwa noch einen Ort, an dem der Geldautomat mit Ihnen auf Latein spricht?
Ja, der Vatikan ist ein eigener Staat, mit nur 0,44 Quadratkilometern Fläche der kleinste der Welt … also rund 60 Fußballfelder groß. Sein offizieller Name: Staat der Vatikanstadt, die letzte absolute Wahlmonarchie Europas, mit dem Papst als Oberhaupt. Rund 600 Menschen sind Bürger des Vatikanstaates. Darüber hinaus existiert aber noch ein zweites, nichtstaatliches Gebilde, der »Heilige Stuhl«: ein sogenanntes Völkerrechtssubjekt, das den Vatikan und die Anliegen des Papstes zum Beispiel bei den Vereinten Nationen vertritt. Eine eigene Armee gibt es auch, und zwar die kleinste und älteste der Welt, die Schweizergarde, mit der wir später noch freundliche Bekanntschaft machen werden. Der Vatikan hat eine eigene Post, eine Apotheke, das Medienunternehmen Vatican Media mit Radio Vatikan und eigenem TV-Sender. Außerdem eine eigene Zeitung, den »Osservatore Romano«, einen Supermarkt, eine Krankenstation, mehrere Tankstellen, ein Café auf dem Dach des Petersdoms, einen Hubschrauberlandeplatz, dazu noch einen eigenen Bahnanschluss und sogar ein Shoppingcenter im Bahnhofsgebäude, in dem es steuerfreie Zigarren und Luxusuhren zu kaufen gibt.
Der Vatikanstaat ist überraschend grün: Die Vatikanischen Gärten nehmen fast die Hälfte seines Gebiets ein.
Ebenso kurios: Obwohl der Vatikan kein Anrainer irgendeines Meeres ist, hat er seit 1921 das verbriefte Recht, eine Hochseeflotte unter päpstlicher Flagge zu unterhalten. Davon hat er bislang allerdings noch keinen Gebrauch gemacht. Ein eigenes Rechtssystem gibt es natürlich auch und dementsprechend auch eine vergitterte Gefängniszelle, die wir später noch mit eigenen Augen sehen werden – nur von außen natürlich, keine Sorge. Der Vatikan besitzt eine eigene Fußballliga und seit 2013 auch ein Cricketteam.
Was Rekorde angeht, so heißt es im Vatikan: klotzen statt kleckern! In diesem Staat – der ja zum größten Teil von Kirchenleuten bewohnt wird – gibt es nämlich, bezogen auf die Einwohnerzahl, die höchste Kriminalitätsrate der Welt. Was allerdings nicht an den Monsignori und Exzellenzen liegt, sondern vielmehr an den dreisten Taschendieben unter den rund 18 Millionen Touristen, die den Vatikan jedes Jahr besuchen. Vorsicht ist also geboten. Seit 1984 ist der Vatikan als Weltkulturerbe anerkannt. Damit ist er der einzige Staat, dessen komplettes Territorium von der UNESCO geschützt ist. Weitere Superlative gefällig? Mit 100 Prozent Alphabetisierungsrate belegt der Vatikan den weltweiten Spitzenplatz und besitzt außerdem – Überraschung! – mit 100 Prozent auch den größten Katholikenanteil der Welt. Es heißt übrigens, im Vatikan gäbe es auch den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol. Woran das liegt – ob an den zahlreichen Liturgien mit entsprechendem Messweinverbrauch oder eher an den einsamen Abenden der vatikanischen Singlemänner? Weiß der Himmel!
Der Governatoratspalast auf der Rückseite des Petersdoms ist der Sitz der Vatikanischen Staatsregierung.
Wie eingangs schon versprochen, gibt es einige Codes, mit denen Sie sich Eintritt verschaffen können in diese wundersame Welt. Deshalb merken Sie sich bitte schon jetzt: »Elemosineria«, »Servizio Fotografico« und »Campo Santo«. Mit all diesen Worten werden Sie Zugang zu einem Staat bekommen, der ansonsten streng bewacht und strikt verschlossen ist.
Aber vorher wollen wir natürlich die wichtige Frage klären: Wie, wann und wo bekomme ich den Papst zu sehen, das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken weltweit? Grundsätzlich gilt: Wenn der Heilige Vater nicht auf Reisen ist, betet er an jedem Sonntag um Punkt 12 Uhr den sogenannten Angelus. Ein lateinisches Gebet, das auf Deutsch »Engel des Herrn« heißt und an die Menschwerdung Christi erinnert. Der Papst zeigt sich dafür am Fenster seines Arbeitszimmers im Apostolischen Palast. Oberstes Stockwerk, zweites Fenster von rechts, während die Pilger unten auf dem Petersplatz stehen. Viele Einheimische, die fröhlich »Viva il Papa« rufen. Da vorne die Gruppe von philippinischen Nonnen in Ordenstracht, jede einen Rosenkranz in der Hand. Hier die fahnenschwenkende Jugendgruppe aus Polen. Daneben die frommen, streng gescheitelten amerikanischen Seminaristen. Und dort hinten eine zünftige Pilgergruppe aus Altötting. Sie alle lauschen den Worten des Kirchenoberhauptes.
Der Papst betet den Angelus zwar auf Latein, spricht zu den Gläubigen aber ansonsten auf Italienisch. Kleiner Tipp für alle, die der Sprache nicht mächtig sind, den Papst aber trotzdem verstehen möchten: Radio Vatikan und andere christliche Sender (wie z.B. Radio Horeb) übertragen live mit deutscher Übersetzung – man kann dem Heiligen Vater also einfach übers Smartphone zuhören.
Aber vielleicht wollen Sie ja auch einfach nur schauen – und staunen! Über diese ganz besondere, sehr friedliche Atmosphäre. Über den beeindruckenden Petersplatz. Über die unterschiedlichen Menschen, die aus allen Ecken und Enden der Welt hierhergekommen sind. Für viele von ihnen geht ein Traum in Erfüllung – sie können mit eigenen Augen den Heiligen Vater sehen.
Und eins steht fest: Für alle hier gibt’s am Schluss den apostolischen Segen des Papstes – ganz egal, ob sie ihn verstanden haben oder nicht. Der Heilige Geist weht über Sprachbarrieren hinweg.
Radio Vatikan und andere christliche Sender – wie z.B. Radio Horeb – übertragen live mit deutscher Übersetzung.
Aber kann man dem Papst nicht noch ein bisschen näherkommen? Hautnah mit ihm auf Tuchfühlung gehen? Ja, das geht. Und zwar an jedem Mittwochmorgen bei der Udienza Generale, der Generalaudienz. Hierfür muss man sich allerdings vorher ein kostenloses Ticket sichern, das man sich dann bei den freundlichen Schweizergardisten abholen kann. Wie das Ganze funktioniert, erkläre ich Ihnen am Ende des Kapitels im Infoblock. Mit diesem Ticket haben Sie, je nach Witterung, entweder Zugang zum Petersplatz (bei schönem Wetter) oder zur Audienzhalle (bei Starkregen oder allzu großer Hitze). Und bei dieser Generalaudienz bekommen Sie dann – mit geschickter Positionierung und einem Quäntchen Glück – die Gelegenheit, dem Heiligen Vater die Hand zu schütteln und mit ihm ein paar Worte zu wechseln – so wie ich es selbst schon erleben durfte. Eine für mich sehr bewegende, unvergessliche Begegnung.
Stets zugewandt und freundlich: Papst Franziskus bei der Generalaudienz.
Und bei genau dieser Generalaudienz lerne ich Dominik kennen, der aus der Menschenmenge heraussticht wie ein bunter Vogel. Sie ahnen es vermutlich schon: Er ist Schweizer, katholisch, unverheiratet und entspricht der »Richtgröße« von 1,74 Meter, so wie es die Aufnahmekriterien für die berühmte Schweizergarde vorsehen. Die kleinste und wohl auch spannendste Armee der Welt. »Magst Du morgen mal in der Kaserne vorbeikommen?«, fragt er mich mit schönstem Schweizer Akzent. »Wenn Du Lust hast, kann ich Dir auch unsere Waffenkammer zeigen.«
Und so treffe ich mich am nächsten Vormittag mit Hellebardier Dominik Keusch. 23 Jahre ist er jung. Er stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Basel und ist seit eineinhalb Jahren Mitglied der Schweizergarde. So viel kann ich vorwegnehmen: Er wird uns gleich noch einen Geheimtipp geben, wie und wo man am besten ein gemeinsames Foto mit den Gardisten bekommt. Aber vorher besuchen wir einen Ort, der für die meisten streng verschlossen bleibt: die Armerie. Nachdem Dominik bei seinem Vorgesetzten die Erlaubnis eingeholt hat, mir diese Waffenkammer zu zeigen, erklärt er mir die verschiedenen Uniformen, die auf Schweizerisch »Tenue« heißen, allerdings »Tönnie« ausgesprochen werden.
»Was ich jetzt gerade trage,«, erklärt mir Dominik, »ist unsere Galauniform. Es gibt aber auch noch eine Exerzieruniform, einen Dienstanzug und eine Militäruniform, das ›Tönnie F‹.« Und so lerne ich, dass jeder Gardist nicht nur eine abgeschlossene Militärausbildung mitbringen muss, sondern in der RS (der Rekrutenschule) noch einmal auf einen möglichen Einsatz vorbereitet wird. Denn machen wir uns nichts vor: Die Schweizergarde ist nicht bloß bunte Folklore. 1506 wurde das Korps gegründet, und die 135 Soldaten der kleinsten und ältesten Armee der Welt sind tatsächlich ganz konkret und unmittelbar für die Sicherheit des Papstes verantwortlich. Sie geloben bei der Vereidigung, im Ernstfall ihr eigenes Leben für den Heiligen Vater zu geben. Und sie haben es bereits getan: am 6. Mai 1527, beim Sacco di Roma, der Plünderung Roms. 147 von 189 Schweizergardisten kamen damals ums Leben, der Papst blieb unverletzt. Der 6. Mai ist deshalb der offizielle Feiertag der Garde, an diesem Tag werden die neuen Rekruten im Damasus-Hof des Vatikans vereidigt.
»Schau mal, Stefan, dieser Harnisch stammt aus dem 17. Jahrhundert, das sogenannte Piqué«, sagt Dominik in der Waffenkammer. »Das tragen wir am Tag unserer Vereidigung, aber auch an anderen wichtigen Feiertagen, also bei den Papstmessen zu Weihnachten und Ostern. Die Rüstung wiegt rund zwölf Kilo, und da schaut man natürlich, dass der Gardist gut und bequem reinpasst – diese Panzer sind nämlich keine persönlichen Anfertigungen. Im Gegensatz zu der Galauniform, die ich gerade trage. Die wurde mir auf den Leib geschneidert.«
Dominik Keusch in der Waffenkammer der Schweizergarde, der Armeria.
Na ja, viele Tourguides behaupten das immer wieder, während sie auf uns deuten – und da muss ich immer grinsen. Du hast natürlich recht, die Idee zur Uniform stammt nicht von Michelangelo, sondern von Kommandant Jules Repond aus dem Jahr 1914. Sie ist also noch relativ jung. Übrigens, wenn ich aus der Garde ausscheide, wird meine Uniform zerstört, sie wird geschreddert. Weil man nicht möchte, dass diese Uniformen irgendwie auf den freien Markt gelangen und verkauft werden.
Jeder Gardist ist für seine Garderobe selbst verantwortlich. Allerdings müssen wir die Uniform nicht selber waschen. Es gibt eine italienische Firma, die sich darauf spezialisiert hat. Kragen und Manschetten müssen wir jeden Tag wechseln – damit immer alles strahlend weiß aussieht. Aber das geht ganz schnell – schau mal, man kann die Manschetten und den Kragen einfach abknöpfen, ziemlich praktisch.
Für mich gibt es nichts Großartigeres, weil es eben diese ganz besondere Ehre ist, oder? Als ich mich beworben hatte, war es mir noch nicht so richtig bewusst. Aber bei meiner ersten Generalaudienz wurde mir klar: Ich bin für den Schutz des Papstes da. Das ist wirklich unglaublich. Wir halten ja auch Wache vor seinem Apartment in der Casa Santa Marta.
Ich darf natürlich keine Details nennen. Aber klar, der Heilige Vater kommt zum Beispiel morgens vor seine Tür, wir begrüßen ihn militärisch. Er wünscht dann einen guten Morgen und fragt, wie die Nacht so war. Und dann kommt oft ein kurzes persönliches Gespräch zustande. Papst Franziskus ist sehr menschennah, freundlich und zugewandt.
… ganz genau. Eintrittsalter ist zwischen 19 und 30 Jahren. Man muss einen guten Leumund vorweisen können und den Militärdienst absolviert haben. Dann wird man zu verschiedenen Tests eingeladen: Mathematik, Deutsch – es gibt aber auch Fragen über den Glauben und die Kirche. Wenn man das alles besteht, dann trifft man den geschätzten Herrn Kommandanten in Zürich und hat ein Gespräch von etwa einer Stunde mit ihm. Er will einen ja kennenlernen und herausfinden, wie man so als Person ist. Und wenn das alles gut passt, dann schafft man es bis hierher.
Haha, ja … da haben wir uns auch sehr gewundert. Also, sie haben diese Waffenkammer in Hollywood ziemlich gut nachgebaut. Aber in dem Raum da hinten befindet sich nur die Schmiedekammer für unsere Hellebarden – da ist kein Überwachungszentrum drin. Klar, so eine Zentrale gibt es natürlich, aber nicht hier.
Meine Kompetenzstufe heißt »Sankt Anna« – das heißt, ich werde vor allem zum Dienst am Sankt-Anna-Tor eingeteilt. Um 5 Uhr morgens stehe ich auf, rasiere mich, weil ein Gardist jeden Tag frisch rasiert sein muss, das wird auch kontrolliert. Dann nehme ich das Morgenessen ein. Danach: das »Tönnie«, also die Uniform, anziehen. Um 5.45 Uhr ist Dienstantritt bis 14 Uhr, dann Mittagessen. Meist ist der Nachmittag frei, und dann geht’s am Abend mit dem Dienst weiter – von 20 Uhr bis Mitternacht.
Meine Eltern waren sehr stolz, meine Freunde am Anfang ein bisschen geschockt, weil ich ja mindestens 26 Monate weg bin. Zwei Monate Rekrutenschule und danach verpflichtet man sich, mindestens zwei Jahre zu bleiben. Für die Zeit wird man vatikanischer Staatsbürger, behält aber gleichzeitig seine Schweizer Staatsbürgerschaft.
Nein, aber man bekommt die Sprache sehr intensiv eingetrichtert – im ersten Monat haben wir jeden Tag vier Stunden Unterricht. Aber so wird es dann auch leichter, Kontakt zu den Gardisten aus den anderen Sprachgruppen zu finden. Wir sind ja hier nicht nur Deutsch-Schweizer; manche Gardisten haben Französisch als Muttersprache, andere Rätoromanisch oder Italienisch. Diese Mischung finde ich sehr spannend.
Ja, das ist superinteressant. Man kommt mit so vielen Leuten ins Gespräch. Manche sind verwundert, wer wir sind und was wir machen. Andere stehen quasi mitten auf dem Petersplatz und fragen, wo Sankt Peter ist (lacht). Da gibt es wirklich lustige Momente. Google Maps zeigt übrigens falsch an, dass man zu den Vatikanischen Museen kommt, indem man quer durch den Vatikan spaziert. Das funktioniert nicht, da müssen wir viel erklären. Und viele wollen natürlich ein gemeinsames Foto machen. Am Arco delle Campane, also direkt am Petersdom, ist das aber nicht so einfach, weil sich einer der beiden Gardisten – die sogenannte Schildwache – nicht bewegen darf, und wenn man einmal anfängt, Bilder zu machen, dann hört das nicht mehr auf.
Ein echter Geheimtipp ist der Cancello Petriano, der Eingang links von den Kolonnaden, da steht keine Schildwache. Dort können wir die Fotowünsche eher erfüllen.
Ganz genau. Grundsätzlich darf ja nur auf den Friedhof, wer auf Deutsch fragt. Wir schicken die Besucher dann noch kurz zum Sicherheitscheck, aber danach geben wir gerne den Weg frei zum Campo Santo – das ist ja wirklich ein ganz besonderer Ort.
Den deutschen Friedhof wollen wir natürlich gleich auch noch besuchen. Deshalb verabschiede mich herzlich von Dominik, der seinen Dienst in der Garde übrigens nochmal verlängern wird. Also: Wenn Sie Glück haben, dann können Sie ihn treffen und mit ihm – oder einem seiner Schweizer Kollegen – ein Erinnerungsfoto schießen. Trauen Sie sich ruhig zu fragen – es sind sehr freundliche und ziemlich coole Jungs, die auf den Heiligen Vater aufpassen!
Apostolische Segenswünsche in vielen Sprachen, Formen und Preisklassen.
Aber bevor wir zum deutschen Friedhof gehen, wollen wir uns noch schnell einen persönlichen Segen des Papstes abholen. Und zwar schriftlich, mit Brief und Siegel. Ja, ich kann Ihr Stirnrunzeln sehen, aber es ist kein Scherz. So einen personalisierten Papstsegen gibt es tatsächlich – und zwar im sogenannten Segensbüro innerhalb des Vatikans. Und hier kommt Codewort Nummer 1 zum Einsatz: »Elemosineria«, das »Almosenamt«. Wir gehen also zur Sankt-Anna-Pforte, dem Haupteingang des Vatikan-Kosmos. Neugierig stehen hier die Touristen vor dem Tor. Und wir? Gehen einfach schnurstracks rein in diese geheimnisvolle Welt. Dazu sprechen wir einen Schweizergardisten an und sagen höflich: zur Elemosineria, bitte! Grüßend wird er uns den Weg freigeben. Nach ein paar Schritten biegen wir sofort rechts ab. Die Gendarmen am Wachhäuschen gegenüber rufen uns irgendwas auf Italienisch zu. Wir rufen ein souveränes »Elemosineria« zurück. Freundliches Durchwinken. Läuft! Und nach nur wenigen Schritten passieren wir rechts einen kleinen Durchgang, der uns zu einem Innenhof führt. Im Haus direkt vor uns befindet sich das Ufficio Benedizioni, das Segensbüro.
Die Gendarmen am Wachhäuschen gegenüber rufen uns irgendwas auf Italienisch zu. Wir rufen ein souveränes »Elemosineria« zurück.
Aber schauen Sie mal bitte ein wenig nach links. Dort sehen Sie in einiger Entfernung ein ockerfarbenes Haus, die Gendarmeriekaserne. Und in der zweiten Etage: vergitterte Fenster. Ich hatte Ihnen ja einen Blick auf das vermutlich kleinste Gefängnis der Welt versprochen. Ecco qui!
Hier saß übrigens auch Paolo Gabriele ein. Sie erinnern sich vielleicht noch an den sogenannten Vatileaks-Skandal: Paolo, der Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., hatte geheime Dokumente vom päpstlichen Schreibtisch entwendet und an die Presse weitergegeben. Paolo musste rund zwei Monate lang hier im Vatikan einsitzen, bis ihn Benedikt kurz vor dem Weihnachtsfest 2012 begnadigte. Der Ex-Kammerdiener durfte zurück zu seiner Familie. Und er hatte es nicht weit – vom Gefängnis zu seinem Wohnhaus waren es nur wenige Schritte. Denn Paolo lebte genau in dem Haus, vor dem wir jetzt stehen – und in dem sich auch die Elemosineria befindet. Ein paar Treppenstufen hoch …und schon beginnt sie, die Qual der Segenswahl.
Der ins Pflaster eingelassene Gedenkstein erinnert an den Ort, wo das Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübt wurde.
Einen apostolischen Segen in Vorlage B4 zum Hochzeitstag? Ab 18 Euro. Oder lieber einen Taufsegen – C7, 21 Euro … oder zur Erstkommunion, Firmung, Priesterweihe? Eine päpstliche Benediktion zur Ordens-Profess ist genauso möglich wie ein Segensgruß zum 18. Geburtstag oder zum 80. Es gibt die Segenswünsche in vielen verschiedenen Sprachen, Ausführungen und Preisklassen, jeweils personalisiert mit dem Namen der zu segnenden Person. Foto des Papstes natürlich inklusive. Man kann den Segen direkt hier vor Ort bestellen und das Pergament dann nach einigen Tagen abholen – oder es sich schicken lassen, denn das Büro versendet weltweit per DHL-Express, gegen Vorkasse. Für alle, die jetzt empört die Nase rümpfen, das sei doch alles nur Geldmacherei und moderner Ablasshandel: Keine Sorge, die katholische Kirche behält von dem Geld keinen einzigen Cent. Alle Erlöse kommen ausschließlich karitativen Zwecken außerhalb des Vatikans zugute. Also: Wer einen Segen mitnimmt – Win-win-Situation! –, kann auch für andere zum Segen werden.
Codewort Nummer 2, um intra muros, also in den Innenbereich der Vatikanmauern zu gelangen, funktioniert auf ähnliche Weise. Und zwar auch nachmittags, wenn das Segensbüro bereits geschlossen ist. Sie müssen die Schweizergarde am Sankt-Anna-Tor dann einfach um einen Besuch beim »Servizio Fotografico« bitten. Dafür biegen Sie wiederum rechts in die Via del Pellegrino ein, gehen jetzt aber praktisch bis zum Ende der Straße. Sie kommen an der Redaktion des »Osservatore Romano« vorbei, bis Sie den »Servizio Fotografico« erreichen, den Bilderdienst der Zeitung.
In dem kleinen Verkaufsraum befinden sich mehrere Computerbildschirme. An einem von ihnen klickt sich eine junge Ordensfrau gerade verzweifelt durch die Fotos der letzten Generalaudienz. Mit Schweiß auf der Stirn versucht sie im Heuhaufen von Abertausenden Aufnahmen genau das Bild zu finden, auf dem sie dem Papst die Hand schüttelt. Ähnlich viel Geduld ist am Nebentisch gefragt: Pilger aus Chile drängen sich gespannt um den Bildschirm, um »ihren« Papst-Moment zu erspähen. Aquí está, ¡por fin! Ja, die Suche kann ewig dauern, aber sie lohnt sich definitiv. Denn so viel ist sicher: Jeder Handschlag, jeder päpstliche Kuss auf eine Babywange, jede noch so flüchtige Berührung mit dem Santo Padre wird vom Haus- und Hoffotografen festgehalten. Mittlerweile natürlich komplett digital, Halleluja. Und so heißt es: Geduldig suchen, Foto auswählen und direkt vor Ort ausdrucken lassen – ein zwar eher technischer Akt; und dennoch strahlt der »Servizio Fotografico« eine ganz besondere Atmosphäre aus.
Denn dieser Raum atmet immer noch den Geist von Arturo Mari, dem legendären Leibfotografen der Päpste, der 2007 in Rente ging. Unglaubliche 51 Jahre lang war er auf insgesamt 340 Papstreisen im In- und Ausland mit seiner Kamera dabei. Genauso wie bei wohl jeder Papstaudienz – mit gekrönten Häuptern, Präsidenten, Schauspielerinnen und Fußballern, Brautpaaren, Nobelpreisträgerinnen, Religionsführern, aber auch mit ganz normalen Menschen. Arturo habe sich nie krankgemeldet und auch keinen Tag Urlaub genommen, so erzählt man sich. Nur bei einer einzigen Papstmesse hatte er keine Kamera dabei: 2007, als sein eigener Sohn Juan von Benedikt XVI. zum Priester geweiht wurde.
Millionen von Fotos hat Arturo Mari über die Jahrzehnte geschossen und damit das öffentliche Bild der Päpste für immer verändert: Johannes Paul II. – vital und sportlich auf Skiern, bis dato undenkbar. Oder das ikonische Bild, wie sich der nun schon alte Johannes Paul, gebeugt und erschöpft, an seinem Bischofsstab festklammert. Arturos bekanntestes Foto allerdings war wohl auch sein schwierigstes, ein welthistorisches Zeitzeugnis: Obwohl er sich dabei wie ein Verräter fühlte, so sagte er später, war Arturo 1981 mit seiner Kamera dabei, als Johannes Paul II. von einem Attentäter auf dem Petersplatz angeschossen wurde. Auch dieser Moment ist hier im »Servizio Fotografico« zu sehen. Dieses Fotoarchiv ist eine einzigartige Schatzkammer. Und Sie kennen ja jetzt das Codewort, um sich Zugang zu verschaffen.
13. Mai 1981: der Tag des Attentats
Es ist immer gut und wertvoll, mit Menschen befreundet zu sein, klar. Aber in Rom jemanden zu kennen, der eine Tessera für den Vatikan besitzt, ist Gold wert. Was ist eine Tessera? Die simple deutsche Übersetzung lautet: Karte. Aber das würde sie nur ungenügend beschreiben. Mit der Vatikan-Tessera können Sie nämlich im kleinsten Staat der Welt shoppen gehen – steuerfrei! Nicht schlecht, oder? Und wer bekommt so eine Karte? Prinzipiell alle Bürgerinnen und Bürger des Vatikanstaates, also beispielsweise Priester und Ordensleute, die innerhalb der Vatikanmauern leben. Aber natürlich auch Laien, also Nichtkleriker, die für den Vatikan arbeiten – im Ticketverkauf, bei der Post, als Journalistinnen oder Gärtner, als Ärztinnen oder Büro- und Putzkräfte. Sie alle haben eine Tessera – und mitunter dürfen auch deren Familienangehörige eine Karte fürs steuerfreie Einkaufsglück beantragen. Doch eine Tessera lohnt sich nicht nur finanziell.
Verhütungsmittel bekommt man in der päpstlichen Apotheke nicht.
Es gibt im Vatikan nämlich auch Dinge zu kaufen, die man nirgendwo sonst in Italien findet: Joghurt, Milch und Eier vom päpstlichen Bauernhof in Castel Gandolfo zum Beispiel. Oder Frischkäse, geadelt mit dem Papstwappen. Diese raren Schätze werden in der »Annona« angeboten, dem vatikanischen Supermarkt. Jeder Tessera-Inhaber darf übrigens einen externen Gast mitnehmen – Sie können sich also vorstellen: Vatikan-Freundschaften sind heiß begehrt. Mit der Tessera darf man natürlich auch ins Bahnhofsgebäude. Hier befindet sich das Shoppingcenter des Kirchenstaates, mit recht weltlichen Gütern: Wein, Bier, Schnaps, Parfüm, Kleidung, Computerspiele, Kühlschränke, Staubsauger, Mikrowellen. Es gibt aber auch Cohibas und Luxusuhren – alles steuerfrei. Sie merken schon, es ist gut, eine Tessera zu haben. Oder jemanden zu kennen, der jemanden kennt … dessen Bruder verheiratet ist mit der Nachbarin von … Ach, Sie wissen schon.
Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, in den verschlossenen Vatikan reinzukommen. Da fällt mir ein: Haben Sie vielleicht ein Arztrezept bei sich? Perfetto! Auch das ist eine Eintrittskarte. Mit mehr als 2000 Kunden täglich gilt die 1874 gegründete Farmacia Vaticana als meistbesuchte Apotheke der Welt. Medikamente gibt es hier oft günstiger als in Italien. Und man erhält auch Arzneien, die in Italien nicht – oder noch nicht – zu haben sind. Dafür verkauft die päpstliche Apotheke keine Verhütungsmittel – gut, einen Tod muss man sterben. Apropos: Sollte es Ihnen sehr schlecht gehen und Ihnen weder die Papstapotheke noch Stoßgebete helfen … wo genau könnten Sie innerhalb der Vatikanmauern beerdigt werden? Höchste Zeit für Codewort Nummer 3: »Campo Santo«. Der Eingang befindet sich, wie schon erwähnt, am Petrianus-Tor links der Kolonnaden.
Der Campo Santo Teutonico im Vatikan: wunderschön und völkerrechtlich hochkomplex
Stellen Sie sich bitte einen kleinen Paradiesgarten vor. Sehr viel saftiges Grün, bunte Blumen, Schatten spendende Palmen, ein leichter, angenehmer Wind. Gelbe Kanarienvögel zwitschern über Ihrem Kopf. Und unter Ihren Füßen: jede Menge Gräber. Wir befinden uns in einer winzigen Enklave innerhalb des Vatikans, dem Campo Santo Teutonico. Hier, nur wenige Schritte vom Petersdom entfernt, sollen die ersten Christen das Martyrium erlitten haben, unter ihnen auch der Apostelfürst Petrus. Zum Komplex des Campo Santo gehört aber nicht nur der Friedhof, sondern auch die angrenzende Kirche Santa Maria della Pietà, außerdem eine Erzbruderschaft, ein Priesterkolleg und das Römische Institut der Görres-Gesellschaft. Ich treffe mich mit Hans-Peter Fischer. Der Freiburger Priester ist seit 2010 Rektor des Campo Santo Teutonico, des Priesterkollegs und der Erzbruderschaft. Wir duzen uns, weil wir uns schon seit vielen Jahren kennen.
Hans-Peter Fischer zeigt mir das Rektorengrab.
Ja, der Campo Santo versteht sich nicht als Ort der deutschen Nation, sondern hatte schon immer eine europäische Weite im Blick. Wir schauen dabei zurück auf Karl den Großen, der diesen Ort im Jahr 800 gegründet hat. Karl gilt ja als einer der Architekten Europas, als großer Vordenker dafür, dass sich viele Nationen vereinen. Und so sieht sich der Campo Santo auch als ein Ort deutschsprachig-flämischer Kultur.
Nein, auf keinen Fall. In vielen Reiseführern steht, alle Deutschen hätten ein Recht darauf, den deutschen Friedhof zu besuchen. Das ist nur bedingt richtig, weil dieser Ort eben nicht national zu denken ist. Es geht um den Kulturkreis: also Deutschland, Österreich, Schweiz. Wir denken an Flamen, Elsässer und Südtiroler. An Luxemburg und Liechtenstein. Aber natürlich auch an Slowenien und Kroatien, wo der deutsche Kulturkreis noch ganz präsent ist. Niemand von diesen Besuchern könnte ja einen deutschen Pass vorzeigen. Und in der Regel sind die Schweizergardisten auch sehr großzügig – unabhängig davon, welcher Nation die Besucher angehören.
Ja, und das ist sogar noch heute so. Jeder, der aus dem deutsch-flämisch-niederländischen Kulturkreis kommt und während einer Pilgerreise oder eines Romaufenthaltes stirbt, hat hier Begräbnisrecht.
Genauso ist es. Deine Familie könnte anfragen, und es würde auch gewährt werden. Wir hatten hier den Fall eines verstorbenen Obdachlosen, Cesar Willy de Vroe – ein Flame, also ein Belgier. Er hatte viele Jahre lang unter den Kolonnaden des Petersplatzes gelebt. Ein Freund unserer Erzbruderschaft kannte ihn und schlug vor, ihn hier zu beerdigen. Und so ruht er jetzt auf dem Campo Santo. Generell ist eine Beerdigung hier aber natürlich den Mitgliedern unserer Erzbruderschaft vorbehalten sowie einigen Ordensgemeinschaften, die in Rom ansässig sind.
Ja richtig, wir sind auf italienischem Boden. Der Campo Santo ist eine ganz kleine Insel innerhalb des Vatikans. Jetzt sind wir also auf italienischem Territorium – aber wenn wir aus der Tür rausgehen, betreten wir immer vatikanischen Boden.
Ganz klar, der Vatikan! Der hat hier die Hoheitsgewalt, obwohl wir auf italienischem Staatsgebiet sind. Das ist eindeutig geklärt, und da gab es noch nie Streitigkeiten.
Damals wohnte hier am Campo Santo der irische Priester Hugh O’Flaherty. Er arbeitete an der Kurie und war der wohl wichtigste Fluchthelfer Roms. Es heißt, er hätte über 6000 Menschen das Leben gerettet – ihnen entweder direkt zur Flucht verholfen oder zu Papieren, um sie vor Verfolgung zu schützen. Auch hier im Haus hat man rund 50 Jüdinnen und Juden Unterschlupf gewährt – man hat jede Ecke und jeden Winkel ausgenutzt. Immer war natürlich die Angst dabei, dass vielleicht jemand eindringt. Aber selbst die Faschisten haben die Grenzen akzeptiert – sie hätten ja ansonsten über vatikanisches Gebiet gehen müssen, um die Menschen zu deportieren.
Ja, tatsächlich. Das Grab von Tomás, einem kleinen Jungen aus Argentinien. Er ist nur elf Jahre alt geworden. Seine Asche haben wir hier in der Pilgergruft bestattet. Tomás litt an einer aggressiven Form von Blutkrebs. Aber Stefan, diese Geschichte kennen wirklich nur sehr, sehr wenige Menschen … Also, man sagt, im Krankenhaus habe Tomás direkt nach dem Konklave Fernsehen geschaut. Und dort habe er Papst Franziskus gesehen, der gerade neu gewählt worden war – und dann habe Tomás zu den Krankenschwestern gesagt: Ich kenne den Mann da im Fernsehen, er ist mein Freund. Bei ihm möchte ich beerdigt werden.
Seine Tante war damals in Buenos Aires als Sekretärin im Erzbistum tätig, als Franziskus dort noch Bischof war, so heißt es. Ja, er muss den Jungen wohl gekannt haben. Die Angehörigen haben mir damals auch Bilder von Tomás geschickt. Und eines Tages ließ Franziskus über einen Sekretär hier anfragen. Also ich muss sagen, der Papst war da unglaublich sensibel. Du musst wissen, man hatte ihm die Asche ja schon übergeben, bevor überhaupt eine Antwort von uns kam; und so ließ der Papst ganz schüchtern anfragen, ob wir diese Asche beerdigen könnten …
Ganz genau. Juristisch gesehen dürfen wir hier eigentlich nur Menschen aus dem deutschsprachigen Kulturkreis beerdigen …
Ach, weißt Du, ich glaube, der Papst hätte es auch akzeptiert, wenn wir Nein gesagt hätten. Er hat sich da wirklich sehr sensibel verhalten. Also nicht nach dem Motto: Ich bin der Papst, ich will das. Im Gegenteil. Aber als die Erzbruderschaft Ja sagte, hat sich Franziskus schon sehr gefreut. Es heißt, er trage immer ein Bild von Tomás in seiner Tasche.
Ja. Aber er erwähnte damals nur, dass er die Angehörigen des kleinen Tomás kennt. Papst Franziskus hat das Grab sogar schon besucht. Er war mit der Mutter hier. Aber ohne dass jemand von uns das mitbekommen hätte. Es gibt nur ein Foto davon. Übrigens ist es die gleiche Gruft, in der auch Willy, der Obdachlose ruht. Und in die auch Du kommen würdest, falls Du hier stirbst – aber das hat wohl noch ein bisschen Zeit, oder? (Er lacht).
Es gibt hier tatsächlich ein Rektorengrab. Da hinten an der Mauer, mit den tollen Majolika-Kacheln, auf denen der Heilige Petrus zu sehen ist. Falls ich in Deutschland sterbe, muss man mich nicht extra hierher überführen. Aber falls ich in Rom oder Umgebung sterben sollte, möchte ich schon gerne hier beerdigt werden. Das ist doch ein wunderschöner Ort, oder?
Und hat er nicht recht? Sie werden Rektor Fischer definitiv zustimmen, wenn Sie dieses sehr spezielle Fleckchen Erde besuchen. Diesen ganz besonderen Friedhof, der nicht ans Sterben erinnert, sondern eher an einen idyllischen Paradiesgarten. Aber trotzdem: genug vom Thema Tod! Ich hatte Ihnen am Anfang ja vom vatikanischen Geldautomaten erzählt, der auf Latein mit Ihnen spricht. Wo genau sich dieser Automat befindet, und warum Latein – diese angeblich so tote Sprache – in Wahrheit quicklebendig ist, das erfahren Sie im nächsten Kapitel. Wir werden nämlich gemeinsam ein neues lateinisches Wort erfinden, das sogar ganz offiziell im Lexikon landen wird. Ita est, possumus. Wir schaffen das!
Ich durfte dem Heiligen Vater die Hand geben – unvergesslich.
Mit dem Papst gemeinsam beten – oder ihm sogar die Hand schütteln.
An jedem Sonntagmittag (außer wenn der Papst auf Reisen ist). Sie brauchen keine Tickets, kommen Sie aber nicht auf den letzten Drücker, die Sicherheitskontrollen können etwas länger dauern. Für alle, die kein Italienisch sprechen: Radio Vatikan und Radio Horeb übertragen live mit deutscher Übersetzung.
Tipp: Direkt nach dem Angelus-Gebet wird der Petersdom geöffnet. Nutzen Sie diese Chance für einen Besuch, so müssen Sie nur ein einziges Mal an der Sicherheitskontrolle anstehen.
Sonntags Punkt 12 Uhr | Eintritt frei
An jedem Mittwochmorgen (außer während der Sommerpause oder falls der Papst auf Reisen ist). Für diese Udienza Generale benötigen Sie ein kostenloses (!) Ticket, das Sie vorher – ganz oldschool per Fax – bei der Präfektur des Päpstlichen Hauses vorbestellen müssen. Per E-Mail geht’s mittlerweile auch, Gott sei Dank.
Die Tickets können Sie am Audienztag ab 7.30 Uhr bei den Schweizergardisten am Bronzetor abholen (Eingang Vatikanischer Palast, am Ende der rechten Kolonnaden), oder am Vortag zwischen 15 und 19 Uhr.
Tipp: Obwohl die Audienz erst um 9.15 Uhr startet, begrüßt der Papst bereits ab 9 Uhr persönlich die Anwesenden. Die Chance auf einen guten Platz zum Shakehands erhöht sich natürlich, je früher man vor Ort ist – was halten Sie von ca. 7.30 Uhr? Es lohnt sich definitiv, zeitig aufzustehen!
Mittwochs 9.15 Uhr
Eintrittskarten für die Generalaudienz bei der Präfektur des Päpstlichen Hauses
00120 Città del Vaticano
www.vatican.va/various/prefettura/index_ge.html
Fax: +39 06 69 88 58 63
E-Mail: ordinanze@pontificalisdomus.va
oder beim deutschsprachigen Pilgerzentrum: www.pilgerzentrum.net
Bevor Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt wurde, wohnte er einige Zeit am Campo Santo und zelebrierte hier – selbst noch viele Jahrzehnte danach – an jedem Donnerstag die Messe. Daraus entwickelte sich die Tradition der donnerstäglichen Kardinalsmesse, bei der fast immer ein Kardinal der Feier vorsteht. Falls Sie also gerne zeitig aufstehen: Besuchen Sie an einem Donnerstag die Messe am Campo Santo – gerade in den frühen Morgenstunden herrscht an diesem paradiesischen Ort eine ganz besondere Stimmung.
Verpassen Sie nicht den Wachwechsel der Gardisten am Arco delle Campane – direkt links des Petersdoms. Um 8 Uhr beginnt die Ehrenwache ihren Dienst. Der Wechsel findet jeweils zur vollen Stunde statt; letzter Wechsel um 18 Uhr.
Die winzige Enklave Campo Santo Teutonico innerhalb der Vatikanmauern besuchen.
Am Eingang Cancello Petriano hinter den linken Kolonnaden bei den Schweizergardisten um Zugang zum Campo Santo bitten.
Täglich von 7–12 Uhr, außer am Mittwoch während der Generalaudienz.
Mo–Fr 7, Sa 8, So 10 Uhr
Tel. +39 06 69 88 39 23 (Sekretariat)
Gut bewacht – der Eingang am Arco delle Campane
Sehenswert: der prächtige Altarraum von Santa Maria dell’Anima. Rechts das Grabmal des »deutschen« Papstes Hadrian VI.
Die Kirche in der Nähe der Piazza Navona ist eine der schönsten und beeindruckendsten in Rom. Mit täglichen Gottesdiensten in deutscher Sprache ist sie erste Anlaufstelle für Romreisende, die in ihrer Muttersprache die Messe feiern möchten.
Schon Martin Luther war hier zu Gast. Er befand, dass in Rom alles nur Prunk und Protz sei, doch es gebe auch eine Kirche mit Stil: Santa Maria dell’Anima.
Im Bruderschaftsbuch der Anima finden sich die Namen mehrerer Kaiser und auch die der beiden Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
Apropos: Im Chor der Kirche befindet sich das Grab des 1523 verstorbenen »deutschen« Papstes Hadrian VI. – geboren in Utrecht, das damals zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte. Er war der letzte Nichtitaliener auf dem Stuhl Petri, bevor Johannes Paul II. Papst wurde.
Heute zeichnet sich die Anima vor allem durch die sehr lebendige Gemeindearbeit aus: Kurat Konrad Bestle organisiert beliebte Jugendtreffen, Vorträge und Konzerte, es gibt sogar ein Oktoberfest, stilecht mit bayrischem Bier und Brezn.
Via di Santa Maria dell’Anima 64
00168 Roma
Instagram: @pisma.it
Heilige Messe: Montag–Samstag 18, Sonn- und Feiertage 10 Uhr
Der Vatikan ist bekanntlich ein eigener Staat. Aber der weitaus größte Teil seines Territoriums befindet sich außerhalb seiner Mauern: Etwa 700.000 Quadratmeter exterritoriale Gebiete besitzt der Vatikan, darunter die Ländereien in Castel Gandolfo, die Paläste rund um den Petersplatz, in denen sich die Päpstlichen Kongregationen befinden – und auch die klassischen Pilgerkirchen wie San Giovanni in Laterano und Santa Maria Maggiore. Das Verrückte: Der Papst selbst genießt ebenso den Status der Extraterritorialität, und zwar überall, wo er sich gerade aufhält. Völkerrechtlich gesehen steht der Pontifex also jederzeit auf eigenem Grund und Boden. Das heißt ganz konkret: Sollte er klauen oder sogar morden, wäre er dennoch der Gerichtsbarkeit des jeweiligen Staates entzogen. Nur vor dem Jüngsten Gericht hätte er wohl so einiges zu erklären.
Herbst 1786. Ein junger Mann trägt sich in das Personenstandsregister einer römischen Pfarrei ein: »Filippo Miller, Deutscher, 32 Jahre alt«. Doch in Wahrheit war dieser Filippo niemand Geringerer als der berühmte deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, der sich während seiner »Italienischen Reise« an der Via del Corso 18 im Herzen Roms für 15 Monate einquartierte. Mobiliar der Zeit ist leider nicht mehr erhalten, trotzdem bekommt man in der Dauerausstellung mit Originaldokumenten und Zeichnungen einen guten Eindruck vom Leben Goethes und seiner Künstlerfreunde. Zudem gibt es regelmäßige Wechselausstellungen und einen deutsch-italienischen Kulturaustausch.
Via del Corso 18 | 00186 Roma
Instagram: @casadigoethe
Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag 10–18 Uhr, Eintritt 6 Euro
Die Villa Massimo gilt als edelste deutsche Künstlerakademie der Welt: Umgeben von Zypressen und Pinien können deutsche Künstlerinnen und Künstler hier in idyllischer Umgebung ihre Stipendiumszeit nutzen, um kreativ zu werden. Sogar Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller wohnte schon in diesem Paradies auf Zeit. Immer wieder gibt es auch öffentliche Veranstaltungen: Lesungen, Konzerte, Ausstellungen. Legendär ist das lauschige Sommerfest der Villa Massimo mit seiner »Großen Atelierstraße«.
Largo di Villa Massimo 1–2
00161 Roma